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Schnarchblatt

Nachreichung der NZZaS.

So sieht es wohl in den Redaktionsstuben der NZZaS aus. So fühlt sich auf jeden Fall der Leser. Denn alles gute Zureden hilft nichts:

«Selbsthilfegruppe der Superreichen»? Mag sein, dass das allerhöchstens die 300 Reichsten laut «Bilanz» interessieren könnte. Aber sonst? Den NZZaS-Leser? Null. Und aufgemerkt, es gibt den Hype um die sogenannte «Dubai-Schokolade». Schnarch.

Kann man das noch steigern? Aber sicher:

Merkels Selfie mit einem Flüchtling anno 2015, das «ich bin verzweifelt und mir fällt einfach nix ein»-Thema «Das Für und Wider des Trinkens», ein guter Ratschlag an den Bund und ein Skiprofi mit Liebeskummer. Da schlägt die Stirn unsanft auf der Zeitung auf, aber der Besitzer merkt es nicht, weil er zuvor in Tiefschlaf versetzt wurde.

Dann, es war zu befürchten, das Editorial von Beat Balzli. Immerhin diesmal mit Selbstkritik: «Ich weiss nicht, wie es Ihnen geht» (das ist mal wieder ein genialischer Einstieg), «aber ich kann es nicht mehr hören.» Oh, meint er damit das Verlesen seiner Editorials? Mutig, mutig. Nein, er polemisiert gegen «die radikalste Kariesförderung, seit es Dubai gibt». Hä? «...wohlstandsverwahrloste Gesellschaft … süsses Gift des Eskapismus … lieber Krümel statt Krieg, lieber Schoko statt Schüsse.» Glücklicherweise sind ihm hier die Stabreime ausgegangen, und man fragt sich (vergeblich), was dem Mann denn über die Leber gelaufen ist. Hat er die neusten Leserzahlen gezeigt bekommen?

Aber die NZZaS fragt sich: gibt es tatsächlich noch Leser, die noch nicht weggeschnarcht sind? Das lässt sich ändern – mit einem Rösti-Interview, sauglatt illustriert:

Augen auf, man beachte den Hammergag: der Tacho steht auf null.

Noch mehr Sauglattismus im Illustrativen? Aber sicher:

Achtung, Gag, komm heraus, du bist umzingelt. «Kampf», hihi, «rote Zahlen», hoho. Und drüber hängen drei verschieden grosse Typos in der Luft, oder sagten wir das schon. Also der AD vom Tagi ist nach vollbrachter Untat wenigstens nach Berlin abgehauen …

Weiter im Text? Muss das sein? Markus Bernath erteilt aus dem fernen Wien Angela Merkel und den Deutschen eine Lektion, was sie wirklich zu tun hätten: «Dabei wäre heute Anerkennung der Realität von Krieg und Wirtschaftswandel gefragt», ihr Schnarchnasen und Nostalgiker.

Und dann? Dann geht das grosse Blättern weiter, sollte man aufgewacht sein. Oder könnte einen eine solche Story innehalten lassen?

Anstatt viel zu meinen, könnte Kulturchef Peer Teuwsen mal für etwas Kultur in seinem Gärtchen sorgen. Oder soll das hier irgend etwas mit diesem Begriff zu tun haben?

Ein Ranking der TV-Weihnachtswerbung? Das würde sich nicht mal «watson» trauen, und die machen aus allem ein Listical.

Aber, nicht verzweifeln, ab hier beginnt der wahre Lesespass:

ZACKBUM konnte sich angesichts der Überfülle von hässlichen Dingen schwer entscheiden, aber in unsere engere Wahl ist das hier geraten, vielleicht ein neckisches Geschenk für Elch Teuwsen:

Dicht gefolgt von diesem Weihnachtsbaum:

Einer geht noch:

Sowohl für den traditionsbewussten wie auch für den modernistischen Vogel. Und als Absackerchen, was darf in einer solchen Sammlung niemals fehlen? Richtig, die unpraktischste Saftpresse der Welt, dafür von Philippe Starck:

Aber Vorsicht, die darf nicht vor dem Leser der NZZaS stehen, das kann zu Kopfverletzungen führen, wenn das Haupt darniedersinkt.

 

 

Die wievielte schlechte NZZaS?

Schon das Cover macht schlechte Laune. Aber das ist erst der Anfang.

«Die 100 besten Bücher?» Echt jetzt? Waren die Ideen für «die schönsten Weihnachtsgeschenke» gerade aus? Gibt es nicht schon unzählige solcher «die 100 besten» Irgendwas? Hier sollen es gleich die 100 besten Bücher «des 21. Jahrhunderts» sein.

Ehrlich gesagt: ZACKBUM hat nicht mal 10 darunter gefunden, die dieses Prädikat verdienen würden. Von Anne Applebaum «Roter Hunger»? Von dieser Kampfschreiberin gegen alles Linke und Rote? Ihr Nachtret-Buch über Stalin? Kann doch nicht wahr sein. Der Egotrip von Karl Ole Knausgard? Und nichts gegen Joanne Rowling, aber ein Harry-Potter-Buch? Die Autobiographie von Elton John?

Bei Position 37 sind wir dann ausgestiegen, denn so geht’s wirklich nicht. Auf der ist der Holperpolterpoet Lukas Bärfuss verewigt. Der soll eines der besten Bücher des 21. Jahrhunderts geschrieben haben? Zudem gesteht ZACKBUM, obwohl nicht unbelesen: die meisten Autoren dieser angeblich besten Bücher kennen wir nicht. Dafür vermissen wir spontan mindestens 100 andere Bücher, die es problemlos auf eine solche Liste schaffen würden. Brr.

Zu verantworten haben das Chefredaktor Beat Balzli und die leitende Rektorin Martina Läubli. «Ich bin gespannt, was Sie von der Auswahl halten», schreibt die kühn in ihrem Editorial. Das können wir kurz beantworten: nicht viel.

Aber zurück zum Anfang, der eigentlich auch ein Ende ist. Denn auf Seite zwei ergreift wieder Beat Balzli das Wort im Editorial. ZACKBUM will hier eins zu eins sein Leseerlebnis wiedergeben: «Der Begriff Freiheit durchlebt schwierige Zei ...» und tschüss.

Genauso geht’s leider weiter. Wie zu befürchten war, nimmt sich Nicole Althaus nochmal des Falls Pelicot an. Schwüler Titel («Das Dornröschen-Syndrom»), schwüle Illustration («Sleeping Beauty»), schnarchiges Thema: «… wirft ein Schlaglicht auf eine der am wenigsten erforschten Sexualstraftaten: die Vergewaltigung einer sedierten oder schlafenden Frau».

Ach nein, der Einsatz von K.o.-Tropfen ist nicht erforscht? Interessant. Und gibt es da nicht eine ehemalige Kantonsrätin, die bis heute publizistischen Wirbel mit einer angeblichen Schändung veranstaltet? Hier ist ZACKBUM bei diesem Satz ausgestiegen: die Anzahl Schändungen (das sind sexuelle Handlungen mit einer nicht urteilsfähigen oder zum Widerstand unfähigen Person) sei «in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen, von 143 Fällen im Jahr 2013 auf 281 im Jahr 2023. Das entspricht fast einer Verdoppelung». Von ganz, ganz wenig auf ganz wenig.

Wäre es nicht sinnvoller, stattdessen über Genitalverstümmelung zu schreiben? Das Bundesamt für Gesundheit weist darauf hin: «In der Schweiz leben schätzungsweise 24’600 Frauen und Mädchen, die von Genitalverstümmelung betroffen sind oder der Gefahr ausgesetzt sind, beschnitten zu werden.» Ist diese brutale und menschenverachtende Praxis nicht eher ein Thema, um auf zwei Seiten ausgebreitet zu werden? Mit Tausenden von Betroffenen? Statt spät auf die Erregungswelle über diesen unappetitlichen Prozess in Avignon aufzuspringen?

Dann aber, immerhin eine Ehrenrettung für Robert F. Kennedy Jr., dem designierten Gesundheitsminister der USA. Denn er will das Land der Übergewichtigen von Junk Food und Chemikalien in den Lebensmitteln befreien. Wird ihm wohl nicht gelingen, aber der Versuch ist ehrenhaft.

Dann ein etwas erstaunliches Loblied ausgerechnet auf Polen:

Interessanter Ansatz, interessanter Text. Wenn man meckern will: wieso weiterhin diese verunglückte Kopfzeile, wo in viel Weissraum Buchstaben schweben? Und wieso ein Riesensymbolbild mit der Aussagekraft einer Pizzaschachtel? Aber ZACKBUM findet das sofort wieder grossartig, im Vergleich zu dieser Gaga-Fotomontage:

Mal im Ernst, war beim Seitenaufriss hier kein Erwachsener dabei?

Aber ZACKBUM kann auch mit dieser verunglückten Fotomontage leben, wenn die nächste Illustration uns erspart geblieben wäre:

Lieber «visueller Journalist» Simon Tanner, kennen Sie denn keine Gnade mit dem Leser?

Licht und Schatten, dann kommt ein schön bösartiger Beitrag über Michael Elsener «Komische Geschäfte». Guter Titel, der Lead packt den Knüppel aus: «Als Satiriker scheiterte er beim Schweizer Fernsehen. Nun engagiert er sich als Abstimmungshelfer der Linken». Nicht etwa aus Überzeugung und pro bono. Sondern mit Videos, die vom Gewerkschaftsbund oder dem Mieterverband mit Tausenden von Franken gesponsert werden. Ohne dass Elsener das ausweisen würde.

Schon während der Coronazeit kassierte Elsener für Beiträge zu sogenannten «Transformationsprojekten im Kulturbereich» vom Zuger Regierungsrat satte 87’000 Franken, erinnert die NZZaS.

Wer im Glashaus sitzt, mag man bei der nächsten Story denken. Da schreibt eine Svitlana Prokopchuk nichts Nettes über die russisch-orthodoxe Kirche; die betätige sich «unter ihrem Moskauer Patriarchen Kirill als Kriegstreiber». Vielleicht hätte dem Leser der Hinweis geholfen, dass es sich bei der Autorin um eine ukrainische Journalistin handelt, die das Thema sicherlich mit der gebotenen Objektivität angeht.

Das gilt auch für Anne Applebaum, die dank ihren eher flachbrüstigen, aber gefälligen Büchern zurzeit der Darling der Medien ist – und wieder einmal interviewt wird, von Alain Zucker und Gordana Mijuk. Gähn. Sie sagt so Flachheiten wie: «Die Putin-Versteher haben die gleiche Funktion wie einst die extreme Linke, welche Sowjetpropaganda wiederholte.» Schnarch.

Auch Chappatte, ob da irgendwas ansteckend ist, war schon mal lustiger:

Wer es noch nicht wusste: «Saurierknochen sind das neue Musst-have der Superreichen». Gut, dass wir das jetzt wissen, wir Nicht-Superreichen. Dann gibt es noch einen Beitrag zu «die Genderisten spinnen». Denn sie entdecken in der Vergangenheit immer mehr schlimme Dinge. Zum Beispiel «Fascht e Familie». War für Schweizer Verhältnisse ziemlich lustig, aber:

Das ansonsten zurechnungsfähige Anstandsblatt «Die Zeit» wirft Autor Charles Lewinsky vor, er habe Frauenrollen geschrieben, die «vor sexistischen Klischees» strotzten. Aber damit nicht genug, die Tochter der damals mitspielenden farbigen Schauspielerin Sandra Moser will auch ins Rampenlicht. Dass ein «weisser Mann» das Drehbuch geschrieben habe, findet sie «eine heftige Vorstellung». Schliesslich habe sie mit ihrer Mutter viel über Rassismus gesprochen, «aber bis heute nie über jenen in «Fascht e Familie».

Furchtbar, 1994 strotzten Frauenrollen vor sexistischen Klischees, weisse Männer schrieben rassistische Drehbücher für farbige Schauspielerinnen, ein Graus. Und heutzutage, das ist der wahre Graus, muss sich doch tatsächlich Lewinsky gegen solche Anwürfe verteidigen. Es fehlt nur noch (aber das kommt sicherlich), dass ihm Antisemitismus vorgeworfen wird.

Tja, das war’s dann soweit, will man die schon x-mal erzählte Story der idiotischen Rückgabe von Museumsstücken an den Herrscher von Benin nicht extra erwähnen.

Fazit: Viel Schatten, wenig Licht. Inhaltlich umfangreiche Flachlandschaften, darin einige wenige Erhebungen. Dafür aber auch tiefe, dunkle Löcher wie gleich am Anfang. Und was die Präsentation betrifft: da geht der Wettbewerb mit dem Online-Auftritt von Tamedia weiter: wer hat das hässlichste Layout? ZACKBUM kann sich nicht entscheiden …

Problemblatt NZZaS

Leider (noch) keine Besserung in Sicht.

Immerhin, eine gewisse Konsequenz ist Chefredaktor Beat Balzli und seinen Mannen (generisches Maskulin) nicht abzusprechen.

Balzli hangelt sich in seinen Editorials von einem Tiefpunkt zum nächsten. Entweder ist es unverständlich, was er vor sich hinmurmelt, oder von erschreckender Banalität: «Wie werden Historiker im Rückblick urteilen?», hebt er diesmal an. Na, wie immer: mit überlegenem Wissen im Nachhinein. Aber nicht mal das weiss Balzli, stattdessen räumt er ein: «Wir wissen es nicht. Wir kennen die Zukunft nicht – die Vergangenheit und die Gegenwart hingegen schon.» Das sind Sätze von wahrhaft erhabener Einfalt.

Wie die Faust aufs Auge passen dazu auch die übergrossen Illustrationen dieser Ausgabe.

Echt jetzt? Die rasend originelle High-Noon-Visualisierung durch die Beine des Revolverhelden? Und wenn der kleine Mann hinten Donald Trump sein soll, wer ist dann der vorne? Der Autor Markus Bernath? Und ist «Der Wunsch nach dem starken Mann» gutes Deutsch? ZACKBUM fragt ja nur.

Auch die NZZaS, darin ähnelt sie langsam dem Tagi, kann noch einen drauflegen:

Echt jetzt? Wer ist denn hier der Pisolero hinter den Rauchschwaden? Eindeutig  nicht Trump; falsche Haarfarbe. Und wieso schiesst der knapp am Betrachter vorbei? Sind das Fliegen, die ihn umschwirren, oder löste der Schuss Schmutzränder von der Kleidung? Und dann dieser rote Fleck rechts neben der Knarre. Wurde er selbst getroffen? Soll das einen Streifschuss symbolisieren? Aber dann müsste er doch am Ohr sitzen. Schliesslich: stimmt die Perspektive beim Revolver oder sitzt die Mündung direkt auf der Trommel?

Lustig ist dann auch, dass sich ein Mann – Andreas Mink – Gedanken darüber macht, «warum Frauen ihn wählen». Wo Trump doch ein sexistisches Schwein ist, eigentlich («grab them by the pussy»). Aber wenn die NZZaS mal einen Illustrator beschäftigt, dann muss der im Multipack liefern und lässt dafür kein Klischee aus:

Echt jetzt? Was will uns «American Heartbreak» sagen? Eine Anspielung auf das Album von Zach Bryan? Oder gar «Brokeback Mountain», der Film über schwule Cowboys? Und reitet der einsame Cowboy hier in den Sonnenuntergang (eher) oder in den Sonnenaufgang (auch denkbar)? Und was hat das alles mit unseren Kenntnissen der USA zu tun?

Schliesslich, was meint Alan Cassidy mit dieser selbstkritischen Feststellung: Obwohl wir alle ein Stück weit Amis seien,  seien wir «wenn es um amerikanische Politik geht, auch machtlos. Wir nehmen an ihr Teil, aber haben nichts zu sagen». Nun ja, das sagt der Autor aber auf rund 7700 A.

Dann zeigt die NZZaS, dass man nicht nur Illustrationen, sondern auch Symbolbilder in den Sand setzen kann:

Zudem ist die obere Seitengestaltung das Allerletzte, oder sagten wir das schon? Völlig verloren hängen Schweiz, NZZ am Sonntag in Versalien und die Seitenzahl in der Luft. Drunter viel sinnloser Weissraum, dann ein aufgeblasenes Symbolfoto, damit der Lead Weiss auf Hellgraublau reinpasst. Brr.

Aber, die ZACKBUM-Leser ahnen es, die NZZaS kann sich noch weiter steigern. Wie sie das schafft? Mit einer Illustration plus einem Schuss Sauglattismus (man achte auf den sauglatten Titel):

Ein echter Schenkelklopfer. Vornehme NZZaS-Leser klopfen leise auf den Tisch oder lassen die Kaffeetasse mit dem Löffel erklingen.

Irgendwie passt dazu das missglückte Inserat der Migros:

Hier versinkt gerade ein Blumenkohl in hellbraunem Resopaltisches, eventuell Laminat. Und ob man den Slogan (abgesehen davon, dass er bescheuert ist) wirklich so schreibt? «Migros macht meh für d’Schwiiz»? Wieso nicht auf Deutsch? Wäre noch genauso beknackt, aber lesbarer. Und wieso macht die Migros mehr, wenn sie doch im Bild und im Preis weniger macht? Weniger ist das neue Mehr? Au Backe.

Dafür kann die NZZaS nichts; für dieseIllustration hingegen schon:

 

 

 

 

 

 

Toll sind auch immer Wimmelbilder mit vielen Soldaten, hier sogar noch apart farblich sortiert:

Aber auch alleine mit einem Titel kann man schon eine gehörige Portion Nonsens vermitteln, nicht wahr, Patti Basler: «Damit eine Ampel funktioniert, darf nur eine Farbe leuchten.» Dada oder gaga, das ist hier die Frage.

Wohin es führt, wenn man auf Teufel komm raus alliterieren will, zeigt die NZZaS hier:

Irgendwie wird auch die Werbung in der NZZaS mit leichtem Wahnsinn infiziert, muss man schon sagen:

Das kommt heraus, wenn man auf Teufel komm raus ein Foto von Trump in seiner Werbung verwenden will. Operation gelungen, aber Message tot.

Neben Balzli gibt es auch noch eine zweite Kolumnistin, die mit jedem Beitrag um Hilfe fleht: denn ihr fällt wirklich nichts ein:

Echt jetzt? Hohl, hochtrabend, Wortgeklingel, pseudogelehrt. Ein echter Nicole Kopp halt. Dann ist Peer Teuwsen mal wieder jeder Vorwand recht, um eine Dienstreise zu tun:

Der Initiator dieser Schulen sitzt in New York. Das war dann wohl doch zu teuer, also musste Teuwsen mit Amsterdam Vorlieb nehmen, weil dort angeblich «das Epizentrum einer Bewegung» sei.

Aber zurück zu misslungenen Illustrationen:

Echt jetzt? Liess sich der Illustrator von der Migros-Werbung inspirieren und zeigt deshalb einen ins Kornfeld sinkenden Clausewitz? Aber auch aus einem solchen Augenpulver kann man noch Trost ziehen: das war’s dann. Für diesen Sonntag. Lieber Herr Gujer … Aber der Herr scheint etwas harthörig zu sein.

Für Frustrierte

Es fehlt noch die NZZaS selbst. Auch da musste ZACKBUM durch.

Es ist immer ein Kopfzerbrecher. Was macht man mit Redaktionsschluss Samstagabend, wenn am Dienstag die Präsidentschaftswahlen in den USA stattfinden?

Vor acht Jahren hätte man noch fröhlich den Wahlsieg von Hillary Clinton prognostiziert. Aber diesmal ist man aus Erfahrung vorsichtig geworden und und will nicht einfach auf Kamala Harris setzen. Also was tun? Grübel. Also Trump ist sicher der grössere Aufreger als Harris. Somit ist er gesetzt.

Fehlt nur noch die Titelstory. Nach hirnerweichendem Brainstorming kam die NZZaS auf diese grossartige Idee:

Blöd nur: beides weiss man nicht. Das wird dann auf den Seiten 2 bis 5 ausgebreitet. Um die leichte Inhaltsleere zu überspielen, wird mit Riesenfotos gearbeitet. Allerdings hatte es dennoch Platz für ein weiteres der gefürchteten Editorials von Beat Balzli. Also wenn schon mal ein Chefredaktor öffentlich darum gebeten hat, ihn endlich von seiner Aufgabe zu entbinden, dann er.

Kann man es besser machen, wenn man die Leser schon im ersten Satz abschrecken will, als so? «Was würden Psychologen als Erstes über Bundesräte sagen? Dass sie am Ende auch nur Menschen sind.» Eine Hammererkenntnis, ein Hammereinstieg, der Hammer.

Hat Balzli noch weitere Weisheiten auf Lager? Aber immer: «Schweigen gehört zur Staatsräson wie Rivella zum Skifahren.» Rivella dankt, aber was soll das? Nun, der SVP-Bundesrat Albert Rösti hat doch erkennen lassen, dass er eher für Trump sei. Pfuibäh, sagt Balzli: «Unabhängig von der Frage, ob man als Demokrat dem Feldherrn der Capitol-Stürmer öffentlich huldigen sollte, muss sich ein Bundesrat Kommentare zu ausländischen Wahlen verklemmen.» Nimm das, du Schwätzer. Aber wie wäre es, wenn sich Balzli wenigstens weitere Editorials verklemmen würde?

Nun kommen wir zu einem ordnungspolitischen Zwischenruf zuhanden des AD der NZZaS. Wir haben es schon bemängelt, wir tun’s nochmal:

Das ist doch einfach grauenhaft. Oben links klebt verschämt in Grossbuchstaben die NZZ am Sonntag. Rechts ebenfalls in Grossbuchstaben und viel grösser die Rubrik. Daneben dann die Seitenzahl, nochmals in einer anderen Grösse. Drunter zwei verschiedene Titelschriften und eine Gaga-Illustration. Also wenn man mit dem Layout ausdrücken will: Leser, leck mich, dann so.

Aber immerhin, man reizt die NZZ nicht ungestraft:

Nachdem das Selbstverteidigungsministerium sich wie ein Wald voll Affen über die Berichterstattung über das opulente Beratungshonorar einer Pensionärin aufregte, die NZZ übel beschimpfte, bleibt nun die NZZaS am Ball und stochert weiter in die verborgene Welt der üppigen Beraterverträge der Landesregierung hinein.

Dann nochmal eine Spitzenleistung des Geeiers. Denn Gordana Mijuk möchte auch noch etwas zu Trump sagen, weiss aber, dass sie spätestens am Dienstag von der Aktualität eingeholt wird. Also dann so:

Wer war’s, dąs ist immer eine gute Frage, wenn die Rückkehr des Gottseibeiuns lediglich «real scheint». Und übrigens, wie die Zusammenlegung von zuvor getrennten Bünden grafisch gelöst wurde, grauenhaft.

Herausragend, eben Sonnen- und Schattenseiten – dann wieder der Bericht von Mirko Plüss über die Erfassung von Gesichtsdaten. Nicht nur von staatlichen Stellen; jeder kann mittels der Gratis-Software Pimeyes selbst geschossene Fotos im Internet verifizieren und nachschauen, wenn er da zufällig geknipst hat. Beunruhigend.

Die Kultur hat einen Aufmacher, der an Originalität und Brisanz kaum zu überbieten ist:

Bundesrat Parmelin fotografiert den Blumenstrauss im Bundesratszimmer. Wahnsinn. Seit sieben Jahren. Unglaublich. 300 Blumenbilder habe er gesammelt, Cool. Erzählte er der «Schweizer Illustrierte». Eigentlich genug Stoff für eine Kurzmeldung. Aber wie pumpt man das auf eine Seite auf? Na, indem Linus Schöpfer Locken auf der Glatze dreht. Ferdinand Hodler, van Gogh, Renoir, holländische Blumenmaler, Oscar Wilde, Fischli/Weiss, Georgia O’Keeffe, und dann ist endlich, endlich die Seite gefüllt. Bleibt nur die Frage: Wieso die Anspielung im Titel auf die «Fleurs du Mal»?

Bei aller Geistreichelei kommt Baudelaire doch gar nicht vor.

Aber dann auch hier die gute Nachricht: es ist vorbei.

Drei Facetten eines Gesamteindrucks. Das Magazin «Z», das «NZZaS Magazin» und schliesslich das Hauptblatt NZZaS. Wenn man ein Fazit ziehen will: Himmel, hilf. So kann das wirklich nicht ungestraft weitergehen. Hier ist einiges aus dem Leim gegangen, dürfen sich Schreibkräfte in einer Art austoben, dass es eine Unart ist.

Dabei gibt es doch ab und an Glanzpunkte. Aber sie flackern unsicher in Düsternis, im Wirken einer Redaktion, die ausser Rand und Band geraten ist. Ist es einmal so weit gekommen, kann nur ein neuer Chef wieder für Ordnung sorgen.

Oder aber, die Lieblingsthese von ZACKBUM; God Almighty Eric Gujer lässt das Blatt absichtlich verkommen, damit er es umso leichter selbst übernehmen kann und völlig in seinen Machtbereich eingliedern. Mit dem Schlachtruf: da musste durchgegriffen werden.

Nur: wie lange zögert er noch?

Für Millionäre

Das Magazin «Z» der NZZ richtet sich an die Klientel mit gehobener Kaufkraft.

Kerstin Netsch ist ein Multitalent. Sie ist «Chefredaktorin «Z», «NZZ Bellevue», Ltg. Lifestyle «NZZ als Sonntag Magazin»».

Für diese Stelle, ausgesucht von Beat Balzli, hat sie sich mit diesem beeindruckenden Lebenslauf qualifiziert:

«Erste journalistische Erfahrung sammelte sie in ihrer Heimatstadt beim «Giessener Anzeiger» in Deutschland mit Film- und Fernsehkritiken, beim Magazin «jetzt» der «Süddeutschen Zeitung» und der Zeitschrift «Allegra» in Hamburg. 2001 schloss sie ihr Magisterstudium ab und absolvierte anschliessend Volontariate beim «Beobachter» und im Reportagen-Ressort der «Annabelle», wo sie anschliessend als Redaktorin arbeitete, bevor sie bei Tamedia in weiteren Positionen tätig war. 2008 übernahm sie die Redaktionsleitung im Entwicklungsteam von «20 Minuten Friday», verbunden mit dem Aufbau von Print und Online.»

«Z» ist ein grossformatiges Magazin zwecks Bewerbung von grossformatigen Luxus-Inseraten (Rolex, Dior, Tiffany & Co.). Zwecks Bespassung der Leser werden die Inserate mit weiteren Kaufempfehlungen umrahmt.

Da gibt es zum Beispiel die Seite «Schön warm».

Vier potthässliche Produkte. Ein paar Pantoffeln, ein Paar Handschuhe, ein «Grosser Shopper» von Chanel und ein Lammfellschal von Louis Vuitton. Wer so bescheuert ist, sich diese vier Verunzierungen des Lebens zuzulegen, gibt dafür insgesamt – 1000 Franken aus? I wo. So viel kosten alleine die Pantoffeln, schon die Handschuhe sind teurer. Nein, wer alles will, blättert 11’750 Franken hin.

Das mag für Menschen, die entschieden mehr Geld als Geschmack haben, kein Problem sein. Aber für den grossen Rest?

Aber «Z» kann sich problemlos noch steigern:

Die meisten «Klassiker» sind schön unscharf fotografiert. Das gefällt dem AD, dem potenziellen Käufer eher weniger. Damit selbst die NZZ-Leser mit dickem Portemonnaie nicht allzu sehr erschrecken, heisst es auch immer wieder «Preis auf Anfrage». Das macht zum Beispiel bei diesem Graus auch durchaus Sinn:

Nein, da ist kein Topf mit kochenden Spaghetti auf ein Paar Schuhe gefallen, das sollen «Loafers mit Fransen (Leder)» sein. Um dem kaufwilligen Leser etwas Ruhe zu gönnen, kommt dann eine verregnete Doppelseite ohne geringste Angabe:

Könnte vielleicht der Beweis sein, dass sowohl Make-up wie Sonnenbrille einen Regenschauer aushalten. Aber nun wird wieder die Belastungsgrenze der Kreditkarte ausgetestet:

Das wunderbar inszenierte Paar Kunstlederhandschuhe (oben links) ist von Issey Miyake selig, «Preis auf Anfrage». Nun braucht es Adleraugen, auch im Grossformat. Unten links in der Düsternis gibt es einen Rollkragenpullover von Guess, «Preis auf Anfrage». Darüber ist ein Cape von Miyake drapiert, «Preis auf Anfrage». Immerhin die Ohrstecker des Models haben einen Preis; schlappe 16’000 Franken. Ein Schnäppchen dagegen der Trenchcoat aus Wolle von Bottega Veneta (rechts unten), bloss 5020 Franken.

Dann aber der absolute Höhepunkt für alle Anhänger von Statussymbolen und Prestigeobjekten, nochmal in aller Pracht:

Für ein wenig gefüttertes Leder blättert man hier 16’200 Franken hin, denn es ist der «Birkin-Bag» von Hermès.

Der Aktenkoffer drunter ist hingegen «privat», denn dem Fotografen fiel es offenbar im letzten Moment ein, dass es doch eine tolle Sache sei, wenn die Handtasche über die Kante der Autoscheibe hinausragt.

Das ist übrigens auch wieder ein Schnäppchen, man kann das Teil auch so kaufen:

Zwar gebraucht, aber dafür ist die Lieferung inbegriffen.

Oder man kauft sich diese hier:

Ist von «Stella Zürich», Lieferung ist ebenfalls inbegriffen, das Teil sieht ziemlich ähnlich aus, kostet aber schlappe – Fr. 59.95. Und dann gibt es erst noch eine «100% Zufriedenheitsgarantie».

Sonst noch was? Ach ja, Nicole Althaus zitiert mal wieder ihre Lieblingswestentaschenphilosophin und Mystikerin Simone Weil. Die war zwar sehr engagiert, aber kämpfte eher unglücklich. Ihr Einsatz im Spanischen Bürgerkrieg endete damit, dass sie – sehr kurzsichtig, wie sie war – in der Küche eingesetzt wurde und dort in eine Schüssel mit kochendem Öl trat.

Aber so was will Althaus natürlich nicht verbraten (Pardon), sondern ihr steht der Sinn mehr nach Sinnsprüchen Weils, wie man sie auch in Glückskeksen findet:

«Aufmerksamkeit ist die seltenste und reinste Form der Grosszügigkeit». Bei den Preisen in diesem Luxusheft ist Grosszügigkeit tatsächlich ein gutes Stichwort.

Es mag Frauen geben (oder deren bemitleidenswerte Partner), die für ein Paar Handschuhe über 1000 Franken ausgeben, für einen «Grossen Shopper» fast 7000 und für eine 08/15-Handtasche sogar weit über 10’000 Franken. Aber für alle anderen bleibt der Eindruck: die spinnen, die NZZ-Lifestyle-Leute.

Die NZZaS antizipiert den Leser

Anders kann man den neusten Geniestreich auf dem Cover nicht erklären.

Auf jeden Fall setzt ZACKBUM dagegen ein klares Zeichen: wir verschliessen unsere Augen keinesfalls vor all dem Negativen, das die NZZaS wieder serviert. Wir meiden auch nicht«mittlerweile schlechte Nachrichten».

Das ist mal die anmächelige Titelgeschichte an diesem Sonntag. Drunter sorgt lediglich Leo Eiholzer etwas für Aufsehen, indem er verkündet: «Bundesräte lassen heikle Sitzungen nicht protokollieren».

Weiter unten regiert dann wieder das untere Mittelmass:

«Zu wenig Akademiker», das ist der Zwilling von «zu viele Akademiker». Den gnadenlos gut illustrierten «Trost der Natur» verspürt die US-Schriftstellerin Sigrid Nunez. Sigrid who? Never mind.

Und wann gibt es denn schon mal keine «neue Debatte um Sterbehilfe», und wann sind Michelin-Sterne schon nicht Fluch und Segen.

Auf Seite zwei setzt Beat Balzli seine Erfolgsserie niemand versteht meine Editorials fort. Soll er darüber schreiben, sinniert Balzli, dass «der Uno-Generalsekretär in der Show der Brics-Staaten zu Putins Hofnarren schrumpft?» Oder sollte er sich darüber freuen, dass die Schuhmarke Künzli gerettet wurde? So eiert er sich mal wieder durch. Er wolle nicht schwadronieren, behauptet er, über einen erschlaffenden «Resilienzmuskel», über Hypersensibilität, über «woke Beschallung mit Achtsamkeitsparolen». Hä? Never mind, versteht keiner, versteht er wohl selbst nicht. Am Schluss schreibt Balzli: «Ich danke Ihnen, dass Sie durchhalten». Bitte sehr, aber einfach ist’s nicht.

Der Rest der Doppelseite ist – Überraschung – dem Ukrainekrieg gewidmet, unter dem merkwürdigen Titel «Der neue Feind heisst Crink». Das scheint ein neues Gestaltungselement zu sein, die Story über Sahra Wagenknecht und Oscar Lafontaine trägt den Titel «Bünzli meets Marx».

Der Anfang der Story ist auch nicht viel verständlicher, auch wenn ein leichter Oberton von Häme mitschwingt:

«Oskar chauffiert, schwarzer Audi, schwarze Klamotten, der 81-Jährige bringt das Gefährt sicher auf dem Haltestreifen vor der Halle des Flughafens Saarbrücken zum Stehen. Auf der Beifahrerseite entsteigt Madame im knapp sitzenden Kostüm. Sahra Wagenknecht muss zur Arbeit, auf nach Berlin, wieder ein bisschen deutsche Politik kaputthacken.»

Alter Sack kann noch autofahren, «Madame» trage ein knapp sitzendes Kostüm, worin sie deutsche Politik «kaputthackt». Dass Markus Bernath unerträglich ist, hat er schon vorher unter Beweis gestellt.

Dann aber eine Thema, das die ganze Schweiz bewegt. Also einen Teil. Also einen kleinen Teil. Also eigentlich niemanden, nicht mal die Kühe:

«In Zeiten von Laktoseintoleranz»? Oh je.

Der AD oder wer auch immer darf sich immer ungehemmter in der NZZaS austoben. Titelschrift ist Titelschrift? Ach was, geht doch auch anders:

Plötzlich Grossbuchstaben, plötzlich Halloween-Schrift? Oder hat man in der normalen Typo bloss nicht das Sonderzeichen für Tod gefunden? Aber auf jeden Fall: was soll das, und was ist der erkennbare Sinn? In diesem Unsinn.

Apropos, fällt dem Illustrator gar nichts ein, vergreift er sich am berühmten Bild des armen Poeten in seinem Kämmerchen von Carl Spitzweg:

Eigentlich zeigt hier Simon Tanner nur, dass das Original viel besser ist:

Aber das ist nicht mal das Hauptproblem. Wieso soll der modernisierte arme Poet einen Artikel illustrieren, der über den angeblichen «Rückzug aus der Welt» sinniert? «Fast die Hälfte der Bevölkerung verzichtet inzwischen auf News», lamentiert Alain Zucker. Kein Wunder, kann man nur sagen … Unfreiwilliger Humor strahlt immerhin ein Zwischentitel aus: «Sind News wie Zucker»? Eher nein.

Herausragend wieder das «historische Bild», das die verzweifelte Beäugung von Lochkarten zeigt, auf denen im Jahr 2000 in Florida die damaligen Präsidentschaftswahlen entschieden wurden. Bush wurde per richterliches Dekret zum Sieger erklärt, wahrscheinlich hatte aber in Wirklichkeit Al Gore gewonnen.

Ressort «Wirtschaft»? Totalpleite. Oder interessiert wirklich irgend jemanden das hier?

Wieso nicht einfach das Eingeständnis: mir ist mal wieder einfach gar nichts eingefallen?

Und schon schwirrt die NZZaS wieder ins Unverständliche ab:

«Tückische Tränen»? Gibt es ausser der Alliteration irgend einen Grund für diesen Titel? Und für dieses Symbolbild?

Dann aber der Hammer, der Skandal. Nach dieser Story wird der Beruf der Blumenarrangeurin nicht mehr der gleiche sein:

Und selbst bei einem so traurigen Thema kann es die NZZaS nicht lassen, ein trauriges Symbolbild dazuzustellen.

Und dann, ja dann, widmet sich Peer Teuwsen einem bislang noch völlig unbeackerten Kunstthema.

Über Marina Abramovic haben nun wirklich schon alle alles geschrieben. Alle, ausser Teuwsen. Hätte es wirklich nicht gebraucht.

Dann, das ist wohl die beste Nachricht, ist auch diese NZZaS zu Ende. Sagen wir es mit Balzli: man muss dem Leser gratulieren, der es bis hierher ausgehalten hat. Denn leicht macht es ihm die NZZaS nicht. ZACKBUM zweifelt langsam an God Almightys Allgegenwart. Es kann doch niemand erzählen, dass Eric Gujer diesen Schrotthaufen liest und dabei keine Adrenalinschübe kriegt. Oder aber, schrecklicher Gedanke, ist Gujer doch nicht unfehlbar, sondern fehlbar? Kann auch er sich irren? Hält er diese NZZaS vielleicht für gut?

Aber nein, solch gotteslästerlichem Gedanken wollen wir nicht anhängen. Die Wege des Herrn sind halt unerfindlich. Aber irgendwann passiert dann mal was, beim Teutates.

 

Unter Beobachtung

Die NZZaS setzt ihr Geeier fort. Aber es gibt auch gute Nachrichten.

Zuerst natürlich die schlechten. Wer mit «Der neue Clash der Geschlechter» aufmacht und dazu eine Illustration verbricht, die an Unklarheit nichts zu wünschen übrig lässt, könnte auch gleich schreiben: lies mich nicht.

Der Gag, einen Anriss auf der Front mit einer Illustration zu versehen, hat sich langsam abgenutzt. Und die aktuelle passt wir die Faust aufs Auge:

Hier geht es um Modewörter wie «angefasst» oder «ganz bei dir». Die nerven zwar tatsächlich, aber sie fäusteln nicht. Auf Seite zwei begrüsst einen Beat Balzli mit einem weiteren unverständlichen Editorial. Eigentlich kann der Mann doch schreiben, wieso tut er es dann nicht?

Hingegen ist die traurige Geschichte der Uno-Mission im Südlibanon ein netter Zusammenschrieb, der die ganze Ohnmacht der Vereinten Nationen illustriert und nachzeichnet.

Ob das hier allerdings wirklich eine Seite wert ist?

Kinder imitieren auf allen Vieren Tiere, in Köln ist die Maus von der «Sendung mit der Maus» geklaut worden, beides muss natürlich vermeldet werden. Oder auch nicht. Bei dieser Gelegenheit: Wer diesen Kopf der Seiten designt hat, müsste dem Leser Schmerzensgeld zahlen. Unaufgeräumt, unstrukturiert, Platzverschwendung. Aber wer sich solche Illustrationen leistet, wie sie das ganze Blatt verunstalten, der hatte sowieso einen schweren Geschmacksunfall.

Langsam steigt die Hektik bei der Berichterstattung über die US-Wahlen. Der «jetzt kommt Kamala Harris und räumt ab»-Effekt ist schwer abgetaucht; kluge Korrespondenten wagen keine Prognosen mehr und halten sich lieber an Bewährtes, wie Besuche in den Swing-States:

Immerhin ist’s keine gezeichnete Illustration, aber auch dieser Seitenschmuck ist reine Platzverschwendung. Mitsamt dem Weissraum unter dem Rubrikentitel (wieso immer wieder Kapitälchen in sind?) wird hier eine halbe Seite zum Fenster rausgeschmissen:

Und diese Art von Titeltypo; Weiss auf hellem bis weissem Hintergrund, ruft eigentlich auch spätestens im Lead: lies mich nicht.

Dann eine Seite Porträt Anna Rosenwasser. Für ein FDP-Organ eine mutige Sache, zudem recht wohlwollend. Nur: wenn eine Neu-Parlamentarierin abgefeiert wurde, dann die.  Wieso sich nun auch noch die NZZaS hinten in den Umzug einreiht, schleierhaft.

Die NZZaS muss sparen, aber ob die Verwurstung von zwei Gefässen in einem Bund so gelungen vermittelt wird?

Dann die lang erwartete Titelstory. Immerhin, Nicole Althaus beschäftigt sich für einmal nicht mit dem Thema Erotik im Alter. Wäre aber vielleicht besser gewesen. Denn auch nach Lektüre der Doppelseite versteht man nicht wirklich, wieso die Gleichstellung von Männlein und Weiblein gescheitert sein soll, wenn es angeblich bei den Jugendlichen einen «ideologischen Graben, der breiter ist als bei ihren Grosseltern» gäbe.

Aber wir sind beruhigt, in ihrer Kolumne begibt sich Althaus dann wieder auf vertrautes Gebiet:

Allerdings gibt ZACKBUM zu, schon beim Titel ausgestiegen zu sein – nix verstan.

Grossartig ist hingegen – wie meist – das Historische Bild:

Die Story dazu ist einfach spitze. Die Dame wurde von Arbeitern in London angestellt, sie pünktlich zu wecken, damit sie nicht den Schichtbeginn verpassten, was zu grossem Ärger führen könnte. Also benützte sie dieses Blasrohr, um getrocknete Erbsen an die Fenster der Aufzuweckenden zu pusten – während die anderen weiterschlafen konnten.

Diese Tätigkeit fand erst ihr Ende, als sich auch das Proletariat einen Wecker leisten konnte.

Und dann wieder dieser merkwürdige Doppelrubrikentitel, wobei «Invest» niemals einen eigenen Bund hatte:

Komischer Obertitel, schreckliches Symbobild, fürchterliche Illustration. Aber immerhin, die Schrift ist diesmal Schwarz auf Weiss, das tröstet ein wenig.

Auch auf die Gefahr hin, uns zu wiederholen:

Guter Text über den Noch-Milliardär Martin Haefner. Aber grauenhafte Platzverschwendung mit Weissraum und eine nicht minder grauenhafte Illustration. «Geld & Geist», ein Gespenst hat einen Geldsack in den Händen, das Ganze vor grün-pinkem Hintergrundverlauf. Schon wieder: lies mich nicht, lass es.

Und aller schlechten Dinge sind drei:

Hier frönt zudem die so seriöse NZZaS einem Brauch, der im Boulevard gerne gepflegt wird. Ein Knaller-Titel als Lockstoff, der dann aber sofort im Lead zurückgenommen wird: «Doch Fachleute sind skeptisch». Offenbar möchte auch die NZZaS mal Leserverarsche betreiben.

Ach, offenbar will die Kultur die Politik nachmachen und sich hinten im Umzug einreihen. Über das neue Buch vom Grinsonkel Thomas Gottschalk haben sich nun schon alle die Mäuler zerrissen. Nur noch nicht Denise Bucher, also gönnt man ihr das Pläsierchen. Auf Kosten des Lesers.

Das gilt auch für das Interview von Martina Läubli mit dem Schriftsteller Antonio Scurati. Es lässt die schmerzlich grosse Lücke, die der Tod von Umberto Eco hinterlassen hat, bedrückend aufklaffen. Eco hätte nie Flachheiten gesagt wie «Italien hat seine faschistische Vergangenheit nie wirklich aufgearbeitet». Oder er hätte sie zumindest eleganter formuliert …

Dann zerreisst eine deutlich angepisste Bucher den Film «Lee» in der Luft. In Kate Winslets Herzensprojekt spielt sie die amerikanische Kriegsfotografin Lee Miller, deren Bad in Hitlers Badewanne zu einer ikonischen Fotografie geworden ist und deren Bilder vom Zweiten Weltkrieg den Vergleich mit männlichen Fotografen nicht zu scheuen brauchen. «Hauptsache, tough», wird holprig getitelt, Winslet bringe einem den Menschen Lee nicht näher, gegiftet.

Und tschüss.

Man muss sich weiterhin Sorgen machen. Balzlis Editorials sind völlig von der Rolle. Das letzte Redesign kann in teuren Kursen als Beispiel für «so sollte man es nicht machen» verwendet werden. Viele Texte üben sich in Beliebigkeit, was einzelne Trouvaillen nicht rausreissen.

Aber wirklich Brainfood für den Sonntagmorgen liefert die NZZaS weiterhin nicht. Langsam bewundert ZACKBUM die Engelsgeduld von Eric Gujer und fragt sich, ob God Almighty Ladehemmung beim Blitzschleudern hat.

 

 

Die SoZ macht sich

Wer hätte gedacht, dass die SoZ die NZZaS abtrocknet?

Journalismus ist halt ein People’s Business. Der Mann (oder die Frau) am Steuerrad entscheidet. Da hat sich in jüngster Zeit einiges zum Schlechteren verändert.

Längere Zeit waren Christian DorerBlick»-Familie), Arthur Rutishauser (Tamedia) und Patrik Müller (CH Media) die Platzhirsche im Tageszeitungsgeschäft. Auf einem anderen Planeten schwebt Eric Gujer (Chefredaktor, Geschäftsleiter und God Almighty der NZZ).

Dann wurden Dorer und Rutishauser übel gemobbt. Nach einer angeblichen «Untersuchung», deren Ergebnisse niemals bekannt gegeben wurden und angeblichen Gesprächen über eine Weiterbeschäftigung, war Dorer weg. Und ist seither Leiter der Migros-Kommunikation. Rutishauser wurde nach einem Protestbrief von 78 erregten Tagi-Frauen, die niemals belegte, vage Anschuldigungen erhoben, die alle männlichen Mitarbeiter unter Generalverdacht stellten, zum SoZ-Chefredaktor zurückgestuft. Nur Müller konnte sich halten und gewann sogar den Nahkampf mit der publizistischen Leiter nach unten Pascal Hollenstein. Der desavouierte sich als Sprachrohr für Jolanda Spiess-Hegglin und wurde von einem Tag auf den anderen entsorgt.

Sozusagen als Kollateralschaden musste auch Jonas Projer sein Pult bei der NZZaS räumen; nachdem seine Nachfolgerin auf der Zielgeraden absagte, wurde Beat Balzli, eigentlich vorgesehen als Booster für die Deutschland-Offensive, notfallmässig sein Nachfolger bei der NZZaS. Und Gieri Cavelti legt Wert auf die Feststellung, dass er sein Pult als Chef des SoBli freiwillig geräumt habe.

Was nachkam, nun, auch auf die Gefahr hin, der Misogynie bezichtigt zu werden: ein Frauenbonus wird in leitenden Positionen schnell zum Malus …

All diese Hintergründe muss man kennen, wenn man aktuell konstatiert: Der SoBli unter Reza Rafi hat weitgehend seine Bedeutung als ernstzunehmende Stimme am Sonntag verloren. Die NZZaS dümpelt mit Belanglosigkeiten vor sich hin, seine noch nicht vollständig in die NZZ integrierte Restmannschaft frönt ihren Pläsierchen, der Chefredaktor blamiert sich mit Editorials, die deutsche Unwichtigkeiten enthalten.

Und die SoZ läuft unter Rutishauser zu alten Formen auf. Höchstens Lukas Hässig mit seinem «Inside Paradeplatz» übertrumpft sie im CS-UBS-Bashing, dank Rutishausers Quellen und Beziehungen – und seiner ungebrochenen Schreibkraft.

Aber auch das Geschäft des Breitbandangebots beherrscht er. Während die NZZaS mit einer verunglückten Konservenbüchse aufmacht, setzt die SoZ auf einen Promi, der seinen runden Geburtstag feiert:

Auch wenn die SoZ gelegentlich unter einem verunglückten Layout leidet, das zu jedem Seitenaufmacher ein Riesenfoto verlangt, was dann oftmals an Banalität nicht zu überbieten ist, hat man hier ein nettes Porträt des Schneemenschen Reinhold Messner ausgegraben. Dazu ein kleiner Aufreger, eigentlich zwei. «Klimagesetz ist unsinnig und unsozial», da werden im Kreis 8 vegane Müeslis auf die SoZ gespuckt. Und «Schweizer Pistolen schützen Putin»; schlimmer wäre nur, wenn er auch noch eine Schweizer Uhr trüge. Hoppla, er trägt gelegentlich eine Schweizer Uhr, der böse Schlingel.

Auch der Immer-noch-Redaktor Peter Burkhardt bastelt aus Versatzstücken eine nette Rempelei-Story gegen den reichsten Schweizer zusammen. Denn Klaus-Michael Kühne hat wie viele Erben ein bewunderndes Verhältnis zu seinem Vater, der allerdings während dem Braunen Reich in üble Geschäfte verwickelt war, was der Sohn nicht wahrhaben will. Beziehungsweise den Deckel auf allen entsprechenden Dokumenten und Untersuchungen draufhält.

Dann noch ein «Heimkind», das «an den Behörden verzweifelte», Neues von der «Fettwegspritze»,  und als Auflockerung Tim und Struppi. Alleine der inhaltliche und visuelle vergleich mit der NZZaS lässt wenig Fragen offen:

Im Editorial regt sich Rutishauser wohlfeil auf: «Dass Russland mit Schweizer Waffen Krieg führt, ist eine Schande». Ist zwar etwas aufgepumpt – auch Rutishauser lässt sich gelegentlich von der Pumpstation Tagi anstecken –, aber erregt den Leser, was ja der Sinn der Sache ist.

Dann ein Schulthema, nicht weltbewegend, aber immer für Aufreger gut. Diesmal nicht wieder ein Verriss der letzten, gescheiterten Schulreform, sondern die Frage, wie die Schulen gegen die Handy- und Smartwatch-Plage vorgehen sollten.

Schliesslich der aufgepumpte Aufreger:

Issja furchtbar; hoffentlich haben die Waffen dann nicht Ladehemmung, was bei Schweizer Sturmgewehren leider vorkommt.

Dann beginnt eine nicht ganz brandneue, aber doch den Leser nicht wirklich amüsierende Werbekampagne mitten im redaktionellen Umfeld:

Geht auch so:

Ob sich der hier sicher genannt sein wollende Online-Händler damit einen grossen Gefallen tut?

Der alte, erfahrene USA-Kenner Martin Suter, der vielen «wir hassen Trump und lieben Harris»-Flachdenkern kräftig auf den Zeiger geht, weil er sich im Gegensatz zu den meisten anderen bemüht, so genau wie möglich die Wirklichkeit abzubilden, weist dann wieder auf die alte Erkenntnis von Bill Clintonit’s the economy, stupid») hin:

Dann kommen wir zu einem absoluten Stehaufmännchen. Marcel Salathé. War der nicht mal der grosse Corona-Guru der Schweiz? Überpräsent auf allen Kanälen? DER Fachmann? Und dann weg? Denn ohne Corona kein Salathé. Während aber viele seiner Kollegen (und Kolleginnen, man erinnert sich an Isabella Eckerle «Die Schweiz braucht einen Lockdown»?) in der Dunkelheit der Laborforschung verschwunden sind, hat sich Salathé neu erfunden. Schluss mit Epidemiologe, her mit dem «Co-Leiter des neuen KI-Zentrums der ETH Lausanne». Eine Wiedergeburt erster Klasse. Und um grosse Worte war er noch nie verlegen:

Und er weiss, zur Message gehört auch das entsprechende Foto:

Wie von Rodin gemeisselt. Gekonnt ist gekonnt, ein Profi halt, ein Meister der Selbstinszenierung. Aber eben gut.

Bei so viel Interessantem kann man wohlgemut eine Seite Ewiggestriges überblättern. Oder wer will schon lesen, welche Gedanken sich Bettina Weber über das verblühte Supermodell Christy Turlington macht, das letztes Jahr (!) verkündete, sie wolle keine plastische Chirurgie, was Weber spät, aber immerhin auffällt. Jacqueline Badran erinnert sich an ihre erste Anti-AKW-Demo – und daran, dass sie seither nichts dazugelernt hat. Und Markus Somm beschäftigt sich auch noch mit einem verglühten Polit-Pin-up-Girl, das nun wirklich allen zum Hals raushängt.

Aber selbst der «Sport», von ZACKBUM konsequent überblättert (überklettert, machte das Korrekturprogramm draus, endlich eins mit Humor), macht mit einem interessanten Interview mit Yeti Reinhold Messner auf, der schon mehrfach gezeigt hat, dass er nicht nur in seinen Händen Muskeln hat, sondern auch genügend Hirnzellen sein eigen nennt. Und wunderbar: das Interview ist mit Bordmitteln von Christian Brüngger erstellt.

Dann liefert Rutishauser, nach der Kühne-Sause, seinen Aufreger der Woche ab:

Selbst Jorgos Brouzos, der gerne gepflegte Langeweile versprüht, scheint seine Beförderung zum Wirtschafts-Chef gutgetan zu haben.Er erzählt eine hübsche Skandalgeschichte aus dem Unterholz der internationalen Wirtschaftswelt nach. Beteiligt ist das Imperium von Inder Gautam Adani (100 Milliarden Vermögen), die Behauptung des US-Leerverkäufers Hindenburg, dass Adani mit verdeckten Aufkäufen die Aktienkurse seiner Firmen hochmanipuliere und ein Urteil der Genfer Justiz, das 310 Millionen Dollar auf Schweizer Konti gesperrt hat, die darin verwickelt sein könnten. François Pilet veröffentlichte das zuerst auf seinem munteren Blog «Gotham City». Der wurde dann mit DoS-Angriff (Dental of Service, ein Server wird mit so vielen Anfragen bombardiert, dass er schlapp macht) fast in die Knie gezwungen.

Hübsche Crime-Story.

Dann geht’s man kann ein Niveau halt nicht durchhalten, bergab:

In der Schweiz soll es ungefähr 40’000 Transmenschen geben. Das sind 0,44 Prozent der Bevölkerung. Randgruppe trifft es nicht mal ganz. Also ist der Artikel für 99,5 Prozent aller SoZ-Leser zum Überblättern. Dann noch die Autobiographie von Frank Zappa. Nein, der ist schon ein Weilchen tot und kann sich nicht dagegen wehren, dass seine Tochter von seinem Ruhm zehrt und ihre Autobiographie schreibt.

Aufreger, Aufreger, Schauspielerin Gillian Anderson, die auch schon gloriosere Zeiten hatte, hat ein Buch über geheime Sex-Fantasien geschrieben. Von Frauen. Boach, geil.

«Hackbraten», eine Seite über Hackbraten. Weniger geil. Es gibt ein Einzelstück des Porsche 917. Überhaupt nicht geil. «Tintin flog natürlich Swissair», mässig lustig. Der Autor eines neuen Reiseführers über «Bikepacking» darf Gratis-Werbung machen. Auch nicht lustig.

Aber: Zwischen dieser SoZ und der NZZaS liegen Welten. Peinlich für die NZZ.

 

Ach, NZZaS

Quo vadis, wie der Lateiner im Denkerblatt sagen würde.

Selbst der eher sanftmütige Peter Rothenbühler hat die Nase voll. Das Blatt verlottere zusehends, und Chedredaktor Beat Balzli möge doch bitte, bitte, keine Editorials mehr schreiben, bei denen einem die Füsse und das Hirn einschlafen.
Sagt ZACKBUM schon länger.

Auch die neuste Ausgabe will das – leider – beweisen.

Das Editorial trägt den Titel «Der Dichtestress ist das kleinere Übel als …» Offenbar geht Balzli zu recht davon aus, dass sowieso keiner weiterliest. Wer’s aber dennoch tut, wird mit einer Anekdote aus dem deutschen Trash-TV über Auswanderer bestraft.

Apropos eingeschlafenes Gesicht, das hier soll Kaufreiz auslösen?

Die (gähn) 10-Millionen-Schweiz, Trump und die Nahrungsmittel (schnarch), Machtmissbrauch der UBS (nun auch die NZZaS), «Tödlicher Sex» (huch), und als Duftnote: «Röstis Bruder spritzt Gülle auf geschützte Wiese» (Sippenhaft).

Auch die grafische Gestaltung des Blatts setzt Massstäbe – nach unten:

Sowas wäre selbst Verwendern von CoralDRAW zu peinlich. Apropos, «Rapper vs. Swift», die musikalische Auseinandersetzung im US-Wahlkampf, ein ganz zentraler Aspekt wird hier von Andreas Mink aufgegriffen. Ist halt auch blöd, wenn man sich ständig etwas aus den Fingern saugen muss – statt einfach mal pausieren.

Aber immerhin, kleine Lichtblicke gibt es auch:

Die NZZaS kümmert sich auch um Wichtigeres als eine misslungene Provokation eines Politik-Pin-up, nämlich um das Massaker, die Tragödie, den Menschheitsskandal im Sudan. Wo die Welt zuschaut, wegschaut. Falsche Gegend, falsche Hautfarbe.

Apropos 10-Millionen-Schweiz, ob das subversive Absicht ist?

Grossbritannien sei einstmals Vorbild bei der Integration von Ausländern gewesen (wann?). Aber nun nähmen Muslime immer mehr «Raum in der Gesellschaft ein. Und die Politik tut rein gar nichts», gesteht Bettina Schulz.

Dann bricht wieder das grosse Gähnen aus:

Wenn es ein Thema gibt, über das alle alles gesagt haben, das von oben, unten, links und rechts beäugt wurde, dann das. Deshalb ist ZACKBUM ein Ameti-freier Raum – und wird das auch bleiben.

Wie schön wäre es, wenn die NZZaS eine Patti-Basler-freie Zone würde. Denn wenn die sich über Satire Gedanken macht, dann kann man das nicht einmal als Realsatire nehmen. Hier schlafen nicht die Füsse ein, aber die Zehennägel rollen sich nach oben vor peinlicher Berührtheit.

Dass Peter Hossli, zufällig Leiter der Ringier-Journalistenschule, über die «Journalistenschule als Geschenk für die Schweiz» salbadern darf – die Ergebnisse ihrer hochkarätigen Ausbildung kann man täglich im «Blick» bewundern –, ist selbst als Kollegensolidarität einem ehemaligen Mitarbeiter gegenüber hochnotpeinlich.

Der Aufmacher der «Wirtschaft» zeigt, dass der AD sich weiterhin austoben darf. Rohes Fleisch mit einem Text, der kaum lesbar ist, wieso steht da nicht besser schwarz auf weiss (oder weiss auf schwarz): Überblätter mich!

Wer zusehen will, wie einer Kolumnistin die Luft und die Themen ausgehen, sollte sich die einstmals grossartige Kolumne «Geld & Geist» reinziehen:

Auch auf die Gefahr hin, wieder als misogyn abgestempelt zu werden: eine Kolumne, die so beginnt, bettelt darum, nicht gelesen zu werden: «Vor kurzem hörte ich einem Gespräch über Emotionen zu.» ZACKBUM ist zu höflich, um die Emotionen zu beschreiben, die den Leser überkommen.

Aber ZACKBUM ist auch furchtlos; wir haben quer weitergelesen. Und sind über diese Perlen gestolpert:

«Fakt ist: Jeder Mensch hat Gefühle … ein Gefühlsvokabular aufbauen … am allerwichtigsten ist jedoch, Gefässe für den Austausch von Gefühlen zu schaffen».

Hier braucht es ein ganz, ganz grosses Gefäss, um Dampf abzulassen, dass man mit solchem Flachsinn belästigt wird. Dass es für diese Geistlosigkeit noch Geld gibt …

Jetzt aber, Männer, aufgepasst, ihr könnt mit dem Geschlechtsakt zu Mördern werden. Ungelogen: «Sex kann Auslöser allergischer Reaktionen sein. Männer übertragen mit ihrem Sperma Stoffe, die sie Stunden zuvor zu sich genommen haben – das Liebesspiel endet so gelegentlich tödlich».

Wahnsinn. Männer, verwendet Kondome. Aber sicherheitshalber auf nüchternen Magen.

Dann kommt Serie, Teil zwei. Nachdem in der letzten NZZaS einige Schweizer Kunstschaffende abserviert wurden, nun die vorhersehbare Fortsetzung: «Jung, unkonventionell und mit Mut zum Risiko». Neue, junge Künstler, hereinspaziert; NZZaS-Autoren zeigen ihre subjektive, nicht wirklich interessante Auswahl.

Schliesslich hat sich Linus Schöpfer das «City Bid Book» besorgt; die Gebrauchsanweisung, wie der ESC zu organisieren sei. Das wurde von der SRG an interessierte Städte verteilt, sollte aber geheim bleiben. «Ätsch, Öffentlichkeitsgesetz» sagte Schöpfer. Nicht schlecht, sozusagen ein leise versöhnlicher Ausklang.

Aber: Jonas Projer wurde von der eigenen Redaktion weggemobbt, weil er zu sehr gegen deren Schrebergärten, Hobbys und Überheblichkeiten anging. Dass sich damit die Redaktion selbst ins Knie schoss und nun zu grössten Teilen der NZZ angeschlossen ist, Künstlerpech.

Balzli lässt alle machen, inklusive ein unterirdisches Layout. Da er selbst nicht mal ein interessantes Editorial hinkriegt, dürfen sich alle Schreiber austoben, wie es ihnen drum ist. Oder anders gesagt: wer ein Aufmacher-Meinungsstück über ein verglühtes Politik-Sternchen zulässt, hat die Kontrolle über sein Blatt verloren.

Wenn Eric Gujer gerade mal nicht mit Weltenlenken beschäftigt ist, wird er etwas unternehmen. Aber wahrscheinlich rettet Balzli vorläufig noch, dass man nicht wieder so ein Schlamassel wie bei der Nachfolge von Projer anrichten möchte. Nur: welches Schlamassel ist letztlich grösser, das im Blatt oder das einer rumpeligen Nachfolge?

 

NZZaS wackelt vor sich hin

Wer immer wieder Redesigns macht, ist auch inhaltlich unsicher.

Zurzeit haben wir am Sonntag ein interessantes Phänomen. Die «SonntagsZeitung» gewinnt vor allem dank Arthur Rutishauser an Kraft und stellt die Leistungen des täglichen Tagi in den Schatten. Zudem kritisiert sie indirekt auch Provokationskampagnen wie das Gewese um den angeblichen «Bschiss» beim Unterschriftensammeln für Initiativen.

Im Hause NZZ ist es um gekehrt. Die tägliche NZZ zeigt wenig Schwächen und viele Höhepunkte, God Almighty Eric Gujer zeigt mit stilsicherer Hand, wo’s langgeht. Dafür eiert aber die NZZaS vor sich hin.

Ist so ein Cover-Anriss wirklich auf Niveau?

Und sind solche Layout-Sperenzchen wirklich auf Niveau?

Gut, aber der Inhalt? Nun ja, während Gujer mit spitzer Feder die AfD-Phobie in Deutschland aufspiesst, mäandert Beat Balzli in seinem Editorial um den Begriff Misstrauen herum, rührt Corona, Putin, Trump, Volkswagen, AfD und auch eine «mutmasslich dubiose Unterschriftenbeschaffung» zusammen. Mutmasslich dubios? Das ist Brei.

Und was ist die Lösung? Was kann man gegen Misstrauen tun? «Nulltoleranz muss jetzt die Losung lauten. Das CS-Syndrom darf nicht zur Routine werden.» Solche wohlfeilen Ratschläge mieften schon früher, als sie noch massenhaft angeboten wurden. Aber heute? Wer wird die «Losung» von Balzli aufnehmen? Niemand.

Daneben darf sich auf fast zwei Seiten mal wieder Andreas Mink aus New York austoben. Inhalt? Nun, ungefähr so gehaltvoll wie die riesige Karikatur auf der Doppelseite:

Soll das lustig sein? Illustrativ? Eine Aussage haben (ausser, dass Trump fett und Harris muskulös sein soll)?

Dann wird’s auch verbal aschgrau, die NZZaS versucht ein grauenhaftes Wortspiel im Titel:

Cäsar, Iden des März, Friedrich Merz, CDU-Chef, kapiert? Nein, kapiert keiner. Was die sprichwörtliche Wendung für drohendes Unheil, abgeleitet von der Ermordung Cäsars an einem 15., also einem Idus, dem mittleren Tag des Monats, mit der Zukunft des CDU-Chefs zu tun haben soll? Droht dem etwa auch tödliche Gefahr? Das funktioniert nach der Devise: Wortspiel, komm heraus, du bist umzingelt.

Aus «Foreign Affairs» übernommen dürfen sich zwei Fachkräfte in der Grauzone der Tätigkeit des russischen Geheimdienstes bewegen. Wer nach «Hinter dem Brandanschlag auf ein Warschauer Einkaufszentrum sollen russische Agenten stecken» und «Dahinterstecken soll der russische Geheimdienst» weiterliest, ist selber schuld.

Und wer das hier im Foto lesen kann, hat sehr scharfe Augen:

Wenn der AD zur Leserverarsche neigt und niemand stoppt ihn, dann ist irgend etwas nicht gut.

Aber immerhin, am doppelseitigen Interview mit Serge Gaillard über die von ihm vorgestellten Sparpläne stört nur, dass es ohne sinnloses Symbolbild auch auf einer Seite Platz gehabt hätte.

Wir zeigen die aussagekräftige linke Seite:

Ohne ein paar unscharfe Pflänzchen vor unscharfer Hausmauer wäre das Interview unvollständig. Aber immerhin, der Interviewte ist voll scharf im Bild:

Dann wird’s gähnend langweilig, wie meist, wenn Nicole Althaus am Gerät ist. Immerhin, sie kümmert sich diesmal ausnahmsweise nicht um die Probleme von Frauen im mittleren Alter:

Meine Güte, man nehme einen Allerweltsbegriff, interviewe irgend einen Harvard Professor, et voilà. Der Begriff ist dabei austauschbar. Konstrukt, Selbstbewusstsein, Empathie, Nähe, Tod, man kann wie bei Scrabble in den Sack greifen und was rausfummeln.

Wirtschaft? Nun ja, Flamm Mordrelle versucht tapfer, im Dschungel der Gebühren für Vermögensverwaltung etwas Durchblick zu verschaffen. Da das aber absichtlich als Dschungel angelegt ist, gelingt das nicht wirklich. Und um mal wieder zum ewig gleichen Schluss zu kommen, dass ETFs die billigste und gleichzeitig beste Form der Geldanlage ist, dafür braucht es nicht eine ganze Seite.

Und nochmals, liebe NZZaS, wer sich solche Icons aufschwatzen lässt, sollte zum Augenarzt:

Erfrischend frech ist allerdings diesmal der Kulturaufmacher. Gleich fünf Frechdachse empfehlen einigen ranzig gewordenen Kulturschaffenden: «Lasst es gut sein», denn sie hätten «ihre Schaffenskraft verloren». Da kann man weitgehend einverstanden sein. Hazel Brugger, Martin Suter, Samir, Kim de l’Horizon, Stress, Volltreffer. Mario Botta, Michael Steiner, Daniel Hope, Stefanie Heinzmann, etwas fies, aber begründbar. Aber Globi, das ist gemein und ungerecht. Ob da «Lotta-Leben» oder gar «Gregs Tagebuch» wirklich eine Alternative sein soll?

Dann noch eine rührende Geschichte über Roland Baldenweg. Who? Na, der «Pfuri». Hä? Der Teil des Trios Pfuri, Gorps & Kniri. Toller Name, oder? Zugegeben, die kennen nur noch Leser, die entweder so alt aussehen wie Keith Richards – oder so alt sind. Pfuri ist auch nicht jünger geworden, mit seinen 77, aber der Schnurrbart steht immer noch, und der Schalk sitzt immer noch in den Augen. Und die Mundharmonika spielt immer noch den Blues. Wunderbar.