Die «Republik» ist verloren
Denn wenn der VR-Präsident so ein Interview gibt, dann gilt: rette sich, wer kann.
Michel Huissoud arbeitete in seinem vorherigen Leben in der Eidgenössischen Finanzkontrolle. Man muss sagen: trotz ihm sind die Finanzen einigermassen im Lot. Denn der Mann hat ein seltsames Verhältnis zur Realität.
Der Mann verkündet ernsthaft, dass er gerne 100’000 Abonnenten für die «Republik» gewinnen möchte. ZACKBUM möchte das auch haben, was der geraucht hat. Denn die Realität sieht so aus:
Und die Entwicklung so:
Wie man angesichts dieser Zahlen von 100’000 Abonnenten auch nur fantasieren kann, ist schlichtweg unbegreiflich. Aber nicht nur das. Der Fall des wegen angeblichen sexuellen Übergriffen fristlos gefeuerten Mitarbeiters ist für Huissoud abgeschlossen. Dabei hat er nicht mal richtig angefangen. Bis heute sind nicht alle Denunziantinnen namentlich bekannt, bis heute hatte der Beschuldigte keine Gelegenheit, sich dagegen zu wehren oder auch nur zu erklären, obwohl ihm das von ebendiesem Huissod zugesichert worden war.
Offenbar auch einer, der nach der Devise lebt: was geht mich mein dummes Geschwätz von gestern an. Aber auch bei anderen Zahlen zeigt der Zahlenmensch viel Fantasie. Der Tagi traut sich die Feststellung: «Nicht beigelegt sind die Finanzprobleme der «Republik», denn in dieser Hinsicht sieht es ganz und gar nicht gut aus.»
Antwort: «Doch, es ist alles gut.»
Tagi, leicht fassungslos: «Alles gut? Im heute erscheinenden Geschäftsbericht meldet die «Republik» ein Defizit von 1,6 Millionen Franken – statt der budgetierten 1 Million. Auch die Abozahlen waren im letzten Geschäftsjahr rückläufig.»
Darauf Huissoud flapsig: «Wir zahlen den Preis unseres Irrtums.» Was sagt er dazu, dass sein Organ eigentlich Ende dieses Jahres 33’000 Abos verkauft haben wollte? «Das müssen wir jetzt anschauen.» Was fällt ihm sonst noch dazu ein, dass die «Republik» bei etwas über 28’000 Abos rumkrebst, Anfang nächstes Jahr wie immer rund 12’000 Zahler ihr Abo erneuern müssen? Wie will er diese Zahlen wenigstens stabilisieren? «Indem wir die Erneuerungsrate steigern und wachsen.»
Da stösst der Tagi ein spitzes «Wie?» aus. Na, einfach: «Mit Überzeugung – und indem wir zeigen, dass die «Republik» notwendig ist.» So macht man das, ihr Pfeifen von den übrigen Medien, kann doch nicht so schwer sein.
Dazu gebe es ja das «Klimalabor», das vielleicht vor der Klimakatastrophe, wenn die Sonne explodiert, noch in die Gänge kommen wird. Und man werde alle Kandidaten bei den letzten Wahlen anschreiben. Womit? «Wie die Politik machen wollten – ohne die «Republik» zu lesen.» Auch da muss der Tagi prusten: «Warum sollte es für einen SVP-Nationalrat relevant sein, was ein linkes Nischenprodukt wie die «Republik» über ihn schreibt?»
Anschliessend dürfen sich auch die Leser den Bauch halten vor lachen: «Weil es Parallelen zwischen der «Republik» und der Eidgenössischen Finanzkontrolle gibt, was die Unabhängigkeit und die Kritik der Macht anbelangt.»
Aber dann gefrieren die Lachtränen, denn immerhin der VRP des Magazins wird gefragt, wie er das politische Profil beschreiben würde: «Das weiss ich nicht.» Steuerprobleme? Ach ja, da laufen noch die Untersuchungen. Die Prüfgesellschaft bezweifelt Mal für Mal die Chancen der Fortführung des Unternehmens? «Das ist noch nicht gravierend. Es ist ein Hinweis, keine Einschränkung, da wir Massnahmen aufgezeigt haben, mit denen wir die Wende schaffen können.»
So nach der Devise: Arzt zum Patienten: bist dann mal tot. Patient: Ach, das sehe ich nicht so eng.
Und wie soll er nun überleben? Ach, mit 100’000 Abonnenten. Und wo sollen die herkommen? «Es gibt ja auch noch andere Kantone als Zürich. Und Süddeutschland könnte auch noch ein Markt für die «Republik» sein.»
Also Expansion dorthin, fragt der Tagi. «Das wäre denkbar. Ich habe noch keine Zeit gehabt, eine Strategie auszuarbeiten.» Was für ein Traumtänzer. Der Zahlenmensch, der es auch mit einfachen Zahlen nicht so hat, wie ein Korrigendum am Schluss des Interviews beweist:
«In einer ersten Fassung dieses Interviews hiess es in einer Antwort von Michel Huissoud, die Republik habe im Frühling zehn Kündigung ausgesprochen. Diese Aussage, die autorisiert wurde, ist gemäss Geschäftsführung der Republik nicht korrekt: Im Frühjahr 2023 seien acht Kündigungen ausgesprochen, von denen zwei kurze Zeit später aufgrund anderer Personalverschiebungen zurückgenommen werden konnten, schreibt die Republik-Geschäftsführung. Die Antwort von Michel Huissoud wurde deshalb nachträglich korrigiert.»
Der Mann weiss nicht, wie viele Mitarbeiter rausgeschmissen wurden. Er hat keine Ahnung, wie die «Republik» positioniert ist. Er will 100’000 Abonnenten, weiss aber nicht, wo die herkommen sollen. Vielleicht aus Deutschland, ist doch alles viel grösser dort als in der Schweiz. Der Sexismus-Skandal ist für ihn abgeschlossen, obwohl sich der VR mit jeder neuen Mitteilung tiefer in den Sumpf ritt und reitet.
Bei dieser Affäre sind mehr Fragen offen als beantwortet. Wer hat die Geschäftsleitung mit «See only» zur Untätigkeit verdammt? Von wem wurde sie nach eigner Aussage fehlberaten? Wieso sind die Denunziantinnen bis heute weder der «Republik», noch dem Angeschuldigten bekannt? Wieso wurde der ohne die versprochenen Anhörung fristlos gefeuert? Wer muss für all die Fehler und die toxische Betriebskultur Verantwortung übernehmen?
Nur so als kleine Auswahl.
Aber die wichtigste Frage ist: wenn der VR die Strategie eines Unternehmens bestimmen soll, wer hat angesichts solcher Traumtänzereien noch Hoffnung, dass die «Republik» mit diesem VR überlebt?
Nein. Der Sexismus-Skandal ist für den Leser und die Öffentlichkeit noch nicht beendet. Auch wenn Monsieur Huissoud – der Genfer mit Vergangenheit in der Anarchistenszene – sagt, der Fall sei für ihn abgeschlossen.
Zu einer produktiven Debattenkultur – wie es die Republik dem Leser/Verleger verspricht und verlangt – gehört auch, dass Rapper Göldin mit Vor- und Nachnamen endlich publik erwähnt wird.
Nachdem so viele ‹Könner› nach ihren Abstürzen in der Marktwirtschaft im sicheren Hafen der Staatswirtschaft gelandet sind,
ist es doch nur fair, dass endlich ein Experte (Finanzen und Allgemeines) den Weg in die andere Richtung geht.
Der dazumal fürstlich bezahlte Herr Huissoud will wohl der Gesellschaft etwas zurückgeben.
Leider hat er das falsche Objekt gewählt.
Vielleicht hat das falsche Objekt auch das vermeintliche Objekt gewählt, um aus seinen Steuerproblemen raus’gelüpft› zu werden?
Ein komplettes Missmanagement in dieser Traumtänzer-Firma, die die Demokratie retten will. Eigenwerbung!
Ob Kosmos oder Republik oder die Migros, Konstruktionen mit Genossenschaftscharakter haben Totengräber-Status. Kein Ruhmesblatt in erfolgreicher Unternehmensführung.
Sehr einverstanden mit Ihnen Frau Maier betreffend Missmanagement.
Aber nicht so ganz mit Ihrem Totengräber-Fallbeil über Genossenschaften als Solches oder Ganzes.
Das Problem liegt wohl eher in der Grösse, ob Budget, Macht oder mangelnder ‹Grösse› des Managements, das was Volksmund zurecht Grössenwahn nennt.
Aber dieses Problem haben in noch ganz anderen Dimensionen die ‹alternativen› Gesell- und Geschäftsformen, die unseren Planeten zu Schanden reiten.
Fakt; R braucht es nicht. Da kann Michel Huissoud mit seinen Träumereien auch nichts ändern. 100’000 Abonnenten was hat der Mann während des Interview geraucht?
Erfrischend und mit höchst besorgtem Unterton geschrieben. René Zeyer hält all das fest, was der eingeschüchterte Tagesanzeiger verpasst hat zu schreiben. Die Irrtümer der „Republik“ scheinen gar noch in der Ausbauphase zu sein. Empfehle dem enthusiastisch geprägten Michel Huissod eine Filiale in München zu eröffnen, um den süddeutschen Raum zu beackern.
Als erste Aufgabe könnte dieses neue Team in München, diese hinterhältigen Denunziantinnen im Headquarter outen. Etwas vermehrten Wettbewerb würde gut tun, beim Irrtumsposten „Republik“.