Überraschung

Der neue Chefredaktor der NZZaS heisst Beat Balzli.

Dass es die Vier von der Blankstelle nicht werden würden, die sich die Nachfolge von Jonas Projer teilten, war klar. Zumindest ZACKBUM. Es wurden mögliche und abseitige Namen wie Christian Dorer genannt. Wie immer, wenn es einen Chefposten zu besetzen gibt, setzten einige auf Patrik Müller.

ZACKBUM war eher der Meinung, dass God Almighty Eric Gujer sich einen Statthalter ausguckt, damit er sein Reich mit der NZZaS abrunden kann. War nicht wirklich daneben. Denn der neue Mann ist – Beat Balzli.

Da mögen einige fragen: Beat who? Nun, der machte Karriere beim «Spiegel», zuletzt war er Chefredaktor der «WirtschaftsWoche». Zuvor war er in gleicher Position bei der Schweizer «Handelszeitung». Es war schon zuvor angekündigt worden, dass er auf Herbst 2023 zur NZZ wechselt, aber um sich in erster Linie um die Expansion nach Deutschland zu kümmern.

Nun ein kleiner, klitzekleiner Positionswechsel, von dem vorher nicht die Rede war. Nun soll Balzli CR der NZZaS werden, um dort die digitale Transformation voranzutreiben und die Zusammenarbeit mit der Redaktion der NZZ zu verstärken.

Das heisst im Klartext: der eigentlich designierte neue CR ist abgesprungen oder wurde abgesprungen. Also griff man auf einen zurück, den man schon auf der Payroll hatte. Balzli soll hier auch nicht inhaltlich grosse Pflöcke setzen oder Bäume ausreissen. Das tat er auch in seinen vorangehenden Positionen nicht. Aber er leitet pannen- und skandalfrei. Den inhaltlichen Niedergang der NZZaS aufzuhalten, das dürfte nicht allzu schwierig sein. Denn es hat sehr wenig Luft nach unten, sehr viel nach oben.

Mehr Zusammenarbeit mit dem Stammhaus bedeutet natürlich, dass das Gärtchen NZZaS, in dem sich Schreibdivas und Spesenritter austoben durften, plattgemacht wird. Allerdings: an der digitalen Transformation ist letztlich Projer gescheitert. Der zudem von der Redaktion argwöhnisch betrachtet wurde. Diese begabten strategischen Denker überlegten sich nicht, was es bedeutete, Projer wegzukriegen. Und nun haben sie den Salat. Selber schuld.

Gestählt durch den Intrigantestadl übergrosser Egos in Hamburg dürfte es Balzli nicht allzu schwer fallen, die NZZaS-Redakteure zu domestizieren. Gewaltiges Flügelschlagen bei dürftigem Output wird es zukünftig sicher nicht mehr geben. Die wochenlange Ausrede «ich bin da an einer Recherche» auch nicht. Hoffentlich Blöd-Interviews mit einer Prostituierten und dem von ihr ausgehaltenen Lover ebenfalls nicht mehr.

Allerdings: wie trittfest Balzli im Digitalen ist, muss sich erst noch herausstellen. Er hat allerdings einen Startvorteil. Er löst nicht nur ein Interregnum ab; es ist selbst dem intrigantesten NZZaS-Redaktor bewusst, dass eine zweite Absägeaktion innert so kurzer Zeit unweigerlich dazu führte, dass Gujer nicht mehr fackeln würde und die NZZaS gleich selber und direkt übernehmen.

Das ist ja wohl sowieso sein Plan, also ist auch Balzli – wie sein Vorgänger – Chef, solange die Gnade des grossen Chefs über ihm leuchtet. Sollte es da eine Sonnenfinsternis geben, dann ist auch er schneller weg als er «Balzli» sagen kann.

2 Kommentare
  1. andi egger
    andi egger sagte:

    War Balzli nicht der Chefredaktor, dem es gelang, die Handelszeitung mit überhart kritischen (pardon:investigativen) Geschichten nahe ins wirtschaftliche Elend zu führen? Die war ja kaum mehr zu lesen. War das den NZZ-Oberen bewusst oder nicht? Und überhaupt, wie wählen die Verlagshäuser Kader eigentlich aus? Mit Inseraten, mit Headhuntern (welchen?), oder selber? Mit Vorschlägen aus der Familie oder von Tante Hildi? Oder kommen Vorschläge vom VR? Oder per Fingertipp in ein altes Telefonbuch? Erstaunlich jedenfalls, dass man sich für Balzli entscheidet.

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  2. Simon Ronner
    Simon Ronner sagte:

    Digitalisierung vorantreiben – schön und recht. Doch wenn ich diesen Beitrag hier lese habe ich gesamthaft meine Zweifel, dass Balzli der richtige Mann ist für die NZZaS.

    Denn prioritär sollte der neue CR schleunigst redaktionell aufräumen, diese links-woke Larifari-Truppe ersetzen durch eine solide Redaktion, welche dem Ruf und Qualitätsstandard der Marke NZZ gerecht wird. Die NZZaS ist nun seit zehn Jahren inhaltlich auf dem traurigen Niveau eines Deppen-Tagi.

    Ist Balzli der Richtige für diese Mammutaufgabe? Denn eine NZZaS bleibt auch superfancy digitalisiert das, was sie aktuell ist: Schrott.

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