Delilah, der Mördersong

Das war ja überfällig. So nicht, Tom Jones.

Der walisische Sänger mit dem unnachahmlichen Schmelz in der Stimme hat 1968 mit dem Song «Delilah» einen Welthit gelandet. Inzwischen ist er 83 Jahre alt – und tourt immer noch, genauso unzerstörbar wie Keith Richards, Mick Jagger oder Bruce Springsteen.

Zudem erlebte Jones einen zweiten Frühling, indem er mit Mousse T. und «Sexbomb» im Jahr 2000 einen modernen Hit landete, in dem er mit seinen Klischees als Frauenheld ironisch spielte. Alles eigentlich wunderbar und Gelegenheit für Alt und Jung, an seinen Konzerten wahlweise Feuerzeuge oder Handys zu schwenken.

Wenn da nicht der Text von «Delilah» wäre. Wie die «Weltwoche» völlig zu recht darauf hinweist, gibt es hier natürlich gewaltig Anlass, gewisse Textstellen durch ein Piep zu ersetzen – oder gleich den ganzen Song zu verbieten, wahlweise neu zu betexten.

Denn es handelt sich um die Geschichte eines Mannes, der nachts am Fenster seiner Geliebten vorbeistreunt und dabei beobachtet, wie sie ihn mit einem anderen Mann betrügt. Er weiss zwar, dass sie nicht gut für ihn ist, aber er ist ihr wie ein Sklave hörig.

Am nächsten Morgen, als der Liebhaber wegfährt, steht er vor ihrer Türe; sie öffnet und lacht ihn aus. Und nun kommt’s:

I felt the knife in my hand and she laughed no more
My, my, my, DelilahWhy, why, why, DelilahSo before they come to break down the doorForgive me Delilah, I just couldn’t take anymore

Für des Englischen nicht so Mächtige, die sich auch entrüsten wollen:

Ich fühlte das Messer in meiner Hand, und sie lachte nicht mehr
Mei, mei, meine Delilah
Warum, warum, warum, Delilah
Bevor sie kommen und die Türe aufbrechen
Verzeih mir Delilah, ich konnte es nicht mehr ertragen.

Das ist nun kaum verklausuliert ein Mord aus Eifersucht, und am Schluss wartet der Täter darauf, dass die Polizei die Türe aufbricht, hinter der er sich mit seiner toten Ungetreuen befindet. Ts, ts.

Das ist Gewalt gegen Frauen, Machismo, sexualisierte Gewalt, furchtbar. Da nützen dann selbst Safe Spaces und speziell für Sich-unwohl-Fühlende an Konzerten trainierte Helfer nichts mehr. Das ist schlimmer als eine «Row Zero» vor der Bühne. Als Aftershow-Partys.

Wie konnte Tom Jones nur 55 Jahre lang damit davonkommen, dieses Lied unzählige Male zu singen? Wieso gibt es noch keine Kampfsportgruppen, die sich auf allen sozialen Kanälen dafür einsetzen, dass er von der Bühne verbannt wird?

«Kein Konzert für Täter», «Mörder Jones», «Schützt unsere Kinder vor diesem Monster», «Einnahmen müssen für Frauenhäuser gespendet werden», «Eine Entschuldigung ist nötig, reicht aber nicht», «Jones = Weinstein?», «Wann distanziert sich das Plattenlabel?», «Veranstalter, sagt die Konzerte ab».

Das wollen wir alles lesen und sehen. Sonst verliert ZACKBUM den Glauben an die «#metoo»-Bewegung.

9 Kommentare
    • Niklaus Fehr
      Niklaus Fehr sagte:

      Ja, Daliah Lavi, die durfte 1964 in einem Winnetou-Film mitspielen. Da ist sie dann füdliblutt in einem Nationalpark in Kroation einen Wasserfall hinunter gesprungen. Wow! Später kam dann heraus, dass gar nicht sie selber gesprungen ist, sondern ein 16-jähriges Double. Ich muss mir den Film wieder einmal anschauen. Ich glaube er hiess Old Shatterhand, so etwas wie Wilhelm Tell.

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  1. peter weilharter
    peter weilharter sagte:

    … ist schon jemandem aufgefallen, dass seit Anfang 20 der Hit der Pepe Lienhard Band «Monika, du…» aus SRF verschwunden ist?

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    • Peter Bitterli
      Peter Bitterli sagte:

      Ich weiss zwar nicht, was „Anfang 20“ bedeutet, und habe auch von einem „Hit“ des Titels „Monika, du…“ noch nie gehört. „Hits“ verschwinden zum Glück irgendeinmal, soviel habe ich gewusst. Seit ich mir jetzt aber „Monika, du…“ angehört habe, wüsste ich ein gutes Dutzend Gründe, gerade diesen Dünnpfiff zum Verschwinden zu bringen, und wundere mich nur, dass er nicht schon Anfang 19 oder Anfang 18, 17, 16… verschwand.

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      • Ruedi Rudolf
        Ruedi Rudolf sagte:

        Hey, das war ein Hit. Der Ohrwurm war doch gar nicht so schlecht. Musikalisch Perfekt gespielt und gesungen, von der Pepe Lienhard Band. Ist doch Schweizer Musik-Kulturgut (54 Songs in meiner Playlist). Die Monika war halt ein Schneeflittchen.

        Monika…Du…(Bitch!)
        https://www.youtube.com/watch?v=ti0b0rhufek

        Die konnten mehr wie nur Swiss Lady – Musikalische Kostprobe:
        https://www.youtube.com/watch?v=Wg-PU91-CJc

        und

        https://www.youtube.com/watch?v=KpAcaWil9g4

        Pepe ist jetzt eher eine kleinere Band – Aber Band-Musik hat Power – wie beispielsweise die Big Bands:

        Paul Mauriat oder James Last oder Barry White & The Love Unlimited Orchestra oder Glenn Miller & His Orchestra oder Henry Mancini & Orchestra oder Percy Faith oder Mezzoforte oder Ennio Morricone oder Euge Groove oder Herb Alpert & The Tijuana Brass Band oder Bert Kaempfert Orchestra oder Billy Vaughn Orchestra usw.

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  2. Niklaus Fehr
    Niklaus Fehr sagte:

    Also das ist jetzt an den Haaren herbeigezogen. Da müsste man ja jeden Autor, Regisseur oder was auch immer für einen Urheber einer Horrorstory anklagen. Delilah, ein gesungener Krimi. Hat nichts mit dem Sänger zu tun. Aber ein Zeichen unserer Zeit. In der künstlerischen Darbietung verboten, aber in der Ralität…, kann man nichts machen. Femizid, Blutrache, Ehrenmord, Todesstrafe, Krieg, damit müssen wir leben. Im Internet werden sämtliche kranken Fantasien bedient – also muss es auch Abnehmer geben. Viele. Vielleicht sind darunter auch jene die lauthals die Welt verbessern wollen. Wir sind umgeben von Dr. Jekylls und Mr. Hydes. Eigentlich müsste das Leben verboten werden.

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  3. Peter Bitterli
    Peter Bitterli sagte:

    „Miss Otis regrets, she‘s unable to lunch today…“
    „Now somewhere in the Black Mountain Hills of Dakota there lived a young boy named Rocky Raccoon…“
    „I shot the sheriff…“

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  4. René Küng
    René Küng sagte:

    Hoffentlich mahnt Sie der Herr Sacco nicht ab, von wegen Sommerloch.
    Und hoffentlich leider ist so eine Zwischenmeldung bald mehr Galgen als Humor,
    erreicht der WeltenFuror spät aber doch noch den alten Tom?

    Abgegriffen von bajour, da die wieder mal zackbum in die Rippen kriegen, lesen müssen und für Ideen sind die ja bitter angewiesen. Will mich ja nicht als Leichenfledderer profilieren, aber die Pre-Autopsie, dass dieses dumb-dreiste Hetzerprodukt zu Ende vegetiert, spendet etwas Trost in tristen Zeiten.

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