«Blick» plustert

Nun will auch Ringier im Internet abkassieren.

«Zugang zu Blick+ gibt es bereits für 9.90 CHF/Monat. In Kombination mit dem Blick-E-Paper kostet der Zugang 19.90 CHF/Monat und mit dem gedruckten SonntagsBlick 24.90 CHF monatlich.»

Als das letzte grosse Medium macht «Blick» das, was die anderen schon längst vollzogen haben. Er bietet weiterhin einen Teil seines Angebots gratis im Internet an, andere Teile verschwinden hinter einer Bezahlschranke.

Dafür verspricht er «200 exklusive Artikel pro Monat, umfassende Ratgeber- und Service-Artikel», dazu noch «exklusive Rabatte, Events und Führungen durch den Blick-Newsroom».

Das sieht dann so aus:

Natürlich macht «Blick» nicht den Fehler des «Nebelspalter» und legt die Schwelle niedrig:

Nur: wird’s auch funktionieren? Die Geschichte, wie Medien im Internet Geld verdienen können, ist lang und tragisch. Denn sobald eine Bezahlschranke hochgezogen wird, bricht der Traffic zusammen. Der wiederum ist entscheidend für die Werbeeinnahmen im Internet.

Allerdings ist es in der Schweiz so, dass Google, Facebook & Co. sowieso den grössten Teil des Online-Werbekuches verfrühstücken. Gleichzeitig wird der Anteil Online-Werbung am gesamten Werbeumsatz immer bedeutender. Er nähert sich 50 Prozent, während Print und elektronische Medien deutlich abgeben.

Nun ist es aber bei einer Paywall entscheidend, ob dahinter nur Werbung erscheint, deren Erlös an den Veranstalter der Webseite geht. So wie’s aussieht, begleiten aber weiterhin Google-Ads die «Blick»-Artikel.

Der Anmeldeprozess ist relativ schmerzlos, wobei es irritiert, dass man ein Abo abschliessen und ein Zahlungsmittel angeben muss, obwohl der erste Monat gratis sei.

Und welche Wunderwelt an Artikeln kann man entdecken, wenn man «geplusst» hat, wie der «Blick» das nennt?

Wahnsinn. Noch mehr Knaller?

Scheint ein Minderheitenprogramm zu sein, da die Mehrheit der «Blick»-Leser wohl eher nicht Hausbesitzer ist. Dann hätten wir noch diesen da:

Apropos jodeln, da gibt’s noch einen Nachschlag:

Schade auch, aber das hier ist natürlich der Brüller, für den man gerne zahlt:

Hier wird’s dann richtig ernst:

Plus noch eine Sport-Story wären das also zurzeit zehn Artikel, die der kein Abo besitzende Konsument nicht vollständig lesen kann. 33 Rappen soll das täglich wert sein, jährlich schlüge so ein Abo in der billigsten Version mit 118.80 zu Buche.

Da «Blick» bei der Bezahlschranke das Wichtigste vergessen hat – dahinter nur Inserate zuzulassen, bei denen der Veranstalter der Plattform alleine kassiert –, dürfte das Experiment finanziell nicht einschenken. Da auch der «Blick» keine absolute Bezahlschranke hochzieht, dafür aber sicherlich von jetzt an sukzessive immer mehr Artikel dahinter platzieren wird, ist die Prognose nicht schwierig: funktioniert finanziell nicht. Lässt mittelfristig den Traffic einbrechen, während die Zahl der Abonnenten in einem überschaubaren Rahmen bleiben wird.

Wir beten daher die Erklärungen jetzt schon runter.

  1. Es ist noch zu früh, um erste Zahlen zu nennen. Aber der Erfolg liegt im Rahmen der Erwartungen.

  2. Die Zahlen sind durchaus erfolgversprechend, aber zurzeit werden sie nicht kommuniziert.

  3. Es dauert länger, die Marktpenetration erfolgreich durchzuführen.

  4. Wir arbeiten daran, das Angebot noch besser und noch attraktiver zu gestalten.

  5. Wir nehmen die Leserreaktionen sehr ernst. Sie sind überwiegend positiv, auch wenn es einzelne kritische Stimmen gibt.

  6. Wir haben beschlossen, das Bezahlmodell nochmals zu überarbeiten.

  7. Wort-, klang- und spurlos verschwindet es. Die wenigen Abonnenten bekommen einen Gutschein.

5 Kommentare
  1. Victor Brunner
    Victor Brunner sagte:

    Ladina Heimgartner, die Frau mit dem langen Titel im Interview:
    «Wer in ein Thema eintauchen möchte, kauft ein Digitalabo»
    Tauchthema heute, Aufgewärmtes:

    Der längste Reisezug der Welt
    Die Geheimnisse hinter dem RhB-Weltrekord

    Da ist Resilienz zwingend!

    Antworten
    • Gabriel
      Gabriel sagte:

      Wie funktioniert es?
      Die Idee ist ziemlich einfach: Nachrichtenseiten möchten, dass Google ihre Inhalte indiziert, damit sie in den Suchergebnissen angezeigt werden. Sie zeigen dem Google-Crawler also keine Paywall an. Davon profitieren wir, da der Google-Crawler bei jedem Crawlen eine Kopie der Website zwischenspeichert.

      Wir zeigen Ihnen lediglich die zwischengespeicherte, nicht kostenpflichtige Version der Seite.

      Zitat von:
      http://www.12ft.io

      Antworten

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