NZZ: Frauen an die Macht

Nun auch die alte Tante: sie hat eine VR-Präsidentin.

«Isabelle Welton ist Inhaberin der Rubidia GmbH, einem Beratungsunternehmen mit Schwerpunkt Unternehmenskultur und Veränderungsprozesse.» So die Selbstdarstellung. Welton ist seit 2013 im VR der NZZ AG und  fiel dort in diesen zehn Jahren – durch nichts auf.

Nun hat sie ihre Antrittsrede gehalten und fiel darin – durch nichts auf. ZACKBUM nennt solche Leerformeln gebackene Luft, und davon lieferte Welton wie ein Heissluftfön ab.

«Angesichts der laufenden Entwicklungen … auch in Zukunft in jeder Minute gefordert. Wir müssen selbstkritisch und erfinderisch bleiben. Wir müssen unternehmerische Chancen packen und dabei auch Risiken eingehen … Wir werden in den nächsten Jahren die Weiterentwicklung unserer Angebote gezielt vorantreiben. Unternehmerisches Denken und Handeln muss gefördert und der gegenseitige Austausch intensiviert werden … ich werde deshalb diesem Thema hohe Priorität einräumen.»

Welchem Thema? Ist doch egal. Hat man schon mal von einem Unternehmen gehört, das seine Angebote ungezielt vorantreibt? Nicht gefordert ist? Nicht unternehmerisches Denken fördern will? Auf dies und das nicht mit höherer Priorität eingeht?

Dann scheint sich Welton ein wenig Ladina Heimgartner von Ringier zum Vorbild genommen haben. Die kommt bekanntlich mit dem Wort «Resilienz» und etwas Feminismus weit herum und in die höchsten Positionen. Welton versucht’s nun mit «Purpose». Jedes Unternehmen muss seinen Zweck haben, eine wahrhaft umwerfende Erkenntnis. Die im Übrigen schon seit einigen Jahren kursiere. Also eigentlich, seit es Unternehmen gibt, und das ist schon ziemlich lange so.

Sicher kann man von einer Antrittsrede nicht erwarten, dass hier Pflöcke eingeschlagen werden, konkrete Strategien auf den Tisch gelegt, Ziele formuliert. Oder vielleicht doch, denn auch die NZZ ist tatsächlich gewaltigen Herausforderungen und Problemen ausgesetzt; wie will sie alleine weiter überleben, wie will sie ihr (geschrumpftes) Vermögen sinnvoll einsetzen? Wo soll’s hingehen mit dem Content, wie soll der dargeboten werden?

Da wären ein paar Hinweise durchaus willkommen gewesen. Aber vielleicht kann man den Purpose der NZZ nun so umschreiben: die neue VR-Präsidentin unbeschädigt überleben

5 Kommentare
  1. Rolf Karrer
    Rolf Karrer sagte:

    Berechtigt, wie diese überforderten Medien-Managerinnen durch den Kakao gezogen werden. Ob Wappler, Heimgartner und neu diese Welton, immer wieder wollen sie mit dümmlichen Anglizismen beeindruckend tönen. Ihre Seminarbesuche haben ihnen nicht gut getan.

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  2. René Küng
    René Küng sagte:

    Frage an den Fachmann:
    ist purpose etymologisch gesehen eine Ableitung von pure Pose?
    Oder eine Verdrehung von Pose pur?
    Oder einfach das, was es heute braucht, um erfolgreich zu sein – ju nick singing pöint.

    Als Laie und Abhängiger von veralteter mac-Software hilft mir hier auch die IA, auA (wie heisst das Ding schon wieder?) nicht weiter.
    Danke im Voraus an die Abteilung Lebenshilfe von zackbum.

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  3. Victor Brunner
    Victor Brunner sagte:

    «Purpose» passt immer, tönt gut, fordert nichts, schränkt nicht ein. Schon Pietro S. hat letztes Jahr an einem Management-Event gefragt „Hat die Gruppe einen Purpose?“. Frau Welton hätte für die Antrittsrede ChatGPT zuhilfe nehmen sollen, mehr Worthülsen wären nicht entstanden. Immerhin jetzt brennen an der Falkenstrasse Tag und Nacht alle Lichter da das Unternehmen in jeder Minute gefordert ist.

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