Let’s fetz im Netz
«Netzcourage» braucht Netzcourage.
Der Verein gegen Hass und Missbrauch im Netz braucht selbst seine Dienstleistungen. Denn seit Monaten fände eine «querulantische Twitter-Verleumdungskampagne von vier Ex-Mitgliedern» statt. So sieht das zumindest der zeitweilige «Präsident a.i.» Hansi Voigt. Er bezeichnet sich inzwischen als «neuer Präsi», woraus man schliessen kann, dass eine Mitgliederversammlung stattfand.
Aber der Reihe nach.
Der Präsidentenstuhl im Verein «Netzcourage» scheint eher ein Schleudersitz zu sein. Nachdem sie noch den damaligen Geschäftsbericht unterzeichnet und lobende Worte über «Netzcourage» gesäuselt hatten, traten im Oktober 2021 die Co-Präsidentinnen Tamara Funiciello (SP) und Greta Gysin (Grüne) Knall auf Fall zurück. Angeblich wegen plötzlich aufgetauchten «strategischen Differenzen». Es wird bis heute gerätselt, was wirklich vorgefallen war.
Als «Interimspräsidentin» sprang Liliane Ritzi in die Lücke. Sie gab im Sommer 2022 bereits wieder auf: «Der Vorstand kann gar nicht strategisch arbeiten, weil Geschäftsführerin Spiess-Hegglin alles selbst machen will.» Insgesamt warfen dieses Jahr vier von sieben Vorstandsmitgliedern das Handtuch, was wohl kaum als «querulantisches Verhalten» abqualifiziert werden kann.
Wie ein Deus ex Machina tauchte dann plötzlich der Vielfach-Gescheiterte Hansi Voigt als neuer «Präsident a.i.» auf, wobei a.i. nicht für Artificial Intelligence steht. Neben Millionen-Verrösten mit «bajour» hatte er schon zuvor Zeit gefunden, sich als unverbrüchlicher Freund und Weggefährte von Spiess-Hegglin auf Twitter und anderswo zu profilieren und im «Beirat» des Vereins zu sitzen.
Allerdings gibt es neben all den Querelen ein paar kitzlige legale Probleme, denn ein Verein, vor allem ein gemeinnütziger, schwebt nicht im luftleeren Raum, sondern hat sich an gesetzliche Vorschriften und Vorgaben zu halten. Das ist nicht so die Kernkompetenz der Führungscrew, mit Schlampereien auf diesem Gebiet verscherzte sie sich schon staatliche Subventionen.
Nun soll, besagen Gerüchte, am vergangenen Freitag eine Mitgliederversammlung stattgefunden haben; hinter verschlossenen und gut kontrollierten Türen. Artfremden, Berichterstattern oder «querulantischen» Ex-Vorstandsmitgliedern war der Zutritt verwehrt, was anscheinend durch Wachpersonal und Personenkontrolle am Eingang sichergestellt wurde.
Laut Medienmitteilung sei alles wunderbar und in Harmonie verlaufen. Eine objektive Bestätigung dafür gibt es allerdings nicht. Wie ein Verein seine ehemalige Präsidentin, die in höchster Not und unter grossem Applaus einsprang, allerdings gegen ihren Willen wegen «vereinsschädigendem Verhaltens» ausschliessen kann, das ist nun nicht gerade ein Paradebeispiel für respektvollen und transparenten Umgang.
ZACKBUM ist immer für ein offenes Wort und vor allem dafür, dass Betroffene die Gelegenheit zur Stellungnahme erhalten. Nachdem JSH noch niemals auf diverse Anfragen reagierte, versuchten wir es diesmal bei Voigt. Der meinte immerhin schon mal, dass er nichts zu sagen habe. Aber vielleicht liesse sich das angesichts dieser Fragen noch etwas steigern:
Dem Autor ist vemutlich entgagen, dass Hansi Voigt Frau Spiess-Hegglin bei bajour als Journalistin beschäftigte. So kann man sich wenigstens gegenseitig mit Jobs, die durch Stiftungsgelder finanziert werden, aushelfen.
Das grosse Rätsel ist der Ehemann. Wie und ob er das Ganze aushält.
Jolanda Spiess-Hegglin hat mit ihren fragwürdigen Methoden jede Glaubwürdigkeit verspielt. Was diese Frau ihren Gegnern vorwirft, wendet sie selber an und verspielt damit allen Goodwill. In einer langen Reihe von in Ungnade gefallenen Personen bis zu Liliane Ritzi, bekommt die offensichtlich nicht teamfähige Chefin schon bald Konflikte auch mit zu Beginn hochmotivierten Personen. Doch wie in einer Sekte ist Kritik an der Führung höchst unerwünscht. Laut einem ehemaligen Vorstandsmitglied, welches der internen Säuberung zum Opfer gefallenen ist, gibt es «ohne Lobgesang keine Mitgliedschaft». Somit wird ein Mitläufertum ohne Kritik auch wieder ähnlich einer Sekte vorausgesetzt. Dann gibt es bei Netzcourage die absolute Krönung mit Hansi Voigt dem einen Mann mit der ergebensten Nibelungentreue. Wer solche Entwicklungen kennt dem ist klar, dass sich diese beunruhigenden Tendenzen mit ungewissem Ausgang noch weiter verschärfen werden. Zu untersuchen wäre endlich auch das finanzielle Geflecht zwischen den verschiedenen Vereinen und Kassen.
Diese sektiererische Agenda dieses angeblichen Vereins ist ein stetiges Ärgernis. Hoffe sehr, dass kein staatliches Geld mehr an diese Institution fliesst. Auch naive Gönner sollten endlich kritischer sein.
Pipifax rund ums Vereinsrecht. Der wahre Skandal ist, dass Geschäftsführerin Spiess-Hegglin private Nachrichten von ehemaligen Netzcourage-Klienten auf Twitter veröffentlicht.