Werber-Geschnatter
Armer «Blick». Kaum rebranded, wird er – rebranded.
Eigentlich sind die Veränderungen minimal und marginal. Das Logo wurde wieder ans Original angenähert, nachdem ihm ein «Star-Werber» ein Regenrohr in Form eines l verpasst hatte. Das c, etwas für Feinschmecker, ist wieder etwas eckiger am Schluss der Rundung geworden, und das ganze eine Spur mehr bold. Damit dürfte schon ein hübscher Batzen in den Ausguss geflossen sein.
Aber damit ist Brandpulse natürlich noch nicht am Ende der Kunst. Denn dank Digitaltechnik kann das nun «durchdekliniert» werden:
Wobei auch vor absurden Visualisierungen nicht zurückgeschreckt wird:
Aber viel wichtiger als diese (wenigen) Taten sind natürlich viele Worte. Das typische Werbefuzzi-Gequatsche.
«Im Vordergrund stand der Anspruch, die Medienmarke Blick zu modernisieren und gleichzeitig zu homogenisieren, die qualitative Wahrnehmung zu steigern und die Marke moderner, attraktiver und frischer zu machen – ganz im Sinne von: Raus aus alten Mustern, rein in neue Formen.»
«Strategiephase … Brand Assessment … mit dem Farbanteil spielt … aus der bisherigen Box herausgenommen … Neu erscheint es auf einer weissen Bühne und verkörpert in seiner Modernität Frische und Impact.»
ZACKBUM-Leser winseln um Gnade? Nein, da müsst ihr durch: «Die für Marketingaktivitäten und Eigenwerbung eingesetzte Imagery fokussiert auf den Menschen.» Und einer geht noch: «Generell lag der Fokus auf digitalen Lösungen inklusive Motion-Designs.»
Natürlich muss auch der «Chief Commercial Officer» Max Buder Begeisterung heucheln: «Der neue Markenauftritt von Blick, entwickelt in enger Zusammenarbeit mit Brandpulse, setzt ein starkes Zeichen für unsere Zukunft. Er verbindet Tradition mit Innovation und unterstreicht unsere Position als führende Stimme in der Schweizer Medienlandschaft.»
Nun ist es allerdings so, dass im Print das Logo keineswegs aus seiner Box befreit ist:
Wir kommen zum herausfordernden Intelligenztest, wer findet alle Unterschiede? Der Vorher-nachher-Vergleich:
Gehen wir doch vier Jahre zurück:
Und zurück:
Und? Eindeutiger Befund: das Logo vom «Star-Weber» Frank Bodin ist mit Abstand das am meisten verunglückte. Das neuste ist wieder back to the roots, wie der Werber banglishen würde. Allerdings verzichtet es auf den eckigen i-Punkt, der zwar besser ist, aber dessen Wiederverwendung die Frage aufwerfen würde, wieso man dann nicht einfach das alte Logo eins zu eins genommen hätte, kostenfrei.
Allerdings gibt es in dieser schönen, neuen Werberwelt ein kleines Problem. Denn solche Redesigns machen zwar Werber für Werber und präsentieren sie vor völlig überforderten Managern, die froh sind, wenn sie an der richtigen Stelle der Präsentation «ach ja» sagen dürfen.
Aber eigentlich ist die Übung für die Leser gedacht, obwohl meist nicht viel an die Leser gedacht wird.
Und da machte der «Blick» den Fehler, seine Leser online um ihre Meinung zu bitten. Darauf wurde er zugeschüttet mit Schimpferei. Unübersichtlich, verwirrlich, zu viel Werbung, bitte zurück. Nach einer Schrecksekunde, in der sich die Kommentarspalte mit schimpfenden Rohrspatzen füllte, griff die Redaktion beherzt ein und spülte die meisten kritischen Kommentare.
Nach der Devise: Eure Meinung interessiert uns. Aber nur, wenn sie unsere Meinung ist.
Bei dieser neusten Übung wurde sinnlos ein Haufen Kohle verbraten, die besser für bessere Inhalte ausgegeben worden wäre. Aber wer kaum Inhalt hat, muss halt ständig an der Form rumschrauben, um einen beschäftigten Eindruck zu machen. Man will sich nicht vorstellen, wie lange die «Strategiephase» dauerte, wie viele «Strategieworkshops» stattfanden, welche Mengen an Kaffee, Chai Latte mit Hafermilch, veganen Sushis und (niemals, aber man darf ja vermuten) verbotenen Substanzen verbraucht wurden.
Damit das Logo «aus der bisherigen Box herausgenommen» wurde – um dann wieder in die bisherige Box gesteckt zu werden. Auf die Idee muss man erst mal kommen, die ist natürlich eine Box voll Geld wert.