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Tagi klagt mal wieder an

Zwei Schnüffel-Detektive gegen Travis.

«Sascha Britsko arbeitet als Reporterin bei «Das Magazin» und im Ressort Zürich Politik & Wirtschaft des «Tages-Anzeiger». Oliver Zihlmann ist Co-Leiter des Recherchedesks von Tamedia

Daher meinen die beiden wohl, es sei alles erlaubt. Normalerweise beschäftigt sich die gebürtige Ukrainerin ganz objektiv mit Russland. Normalerweise beschäftigt sich Zihlmann mit dem Ausschlachten von Hehlerware. Jetzt aber haben sie sich ins Geschlechtsleben eines sogenannten «Influencers» verbissen.

Ihre Spezialität dabei: die Vorverurteilung. Auf welches Niveau ist ein Journalismus gesunken, der im Titel eine solche Frage stellt: «Sex mit 15-Jähriger: Warum wurde das Verfahren gegen Travis eingestellt?» Wer das liest, glaubt sicher nicht dem Feigenblatt-Satz: «Für ihn gilt die Unschuldsvermutung

Für die beiden Journalisten auch nicht. Nach diesem Titel fahren sie maliziös mit der Hinrichtung fort: «Mehrere der Frauen haben Anzeige erstattet, am 24. März steht der Influencer «Travis the Creator» wegen Verdachts auf mehrfache Vergewaltigung vor Gericht

Aber eben, es gelte die Unschuldsvermutung, die gleichzeitig mit Füssen getreten wird. Es scheint vieles darauf hinzudeuten, dass dieser Travis kein Mensch ist, den man gerne zu seinem Bekanntenkreis zählen möchte. Aber darum geht es hier nicht. Hier geht es um die Vorwürfe Vergewaltigung und Sex mit Minderjährigen.

Zunächst wird ausgedehnt erklärt, was die gesetzliche Lage ist. Dann wird auf einen Fall eingegangen, der sich 2019 ereignet haben soll. Er habe eine damals 15-Jährige in einer Bar kennengelernt, in der man 20 Jahre alt sein muss, um reinzukommen. Es floss Alkohol, anschliessend ging sie mit Kollegen in Travis Wohnung, um zu chillen. Dort sei es zu Geschlechtsverkehr gekommen, während dessen sie Travis gesagt habe, wie alt sie sei. Erst drei Jahre später zeigte sie ihn wegen Vergewaltigung an.

Soweit die sicherlich unappetitliche Geschichte. Nun beantwortet aber das Recherchegenie-Duo die im Titel anklagend gestellte Frage im Artikel selbst. Bzw. man bedient sich des Sachverstands einer Professorin für Strafrecht und Kriminologie:

«Eine Aussage, dass es eine sexuelle Handlung mit einer 15-Jährigen gab, reicht nicht für eine Anklage.»

Es brauche den Nachweis, dass der Beschuldigte das Alter des Kindes gekannt habe. «Wenn die Ermittlungen keinerlei Nachweis ermöglichen, dass der Beschuldigte das Alter hätte erkennen können, dann lässt sich eine Einstellung rechtfertigen, auch wenn der Geschlechtsverkehr unbestritten ist. Insbesondere wenn das Opfer keine Aussagen macht und mit dem Fall nichts mehr zu tun haben will.»

Aber von solchen Ausführungen lässt man sich bei Tamedia doch keine Null-Story kaputtmachen. Und wieso erhielt der Unhold dann noch 300 Franken aus Staatskasse, sozusagen als Belohnung für seine üble Tat? Auch das hat einen banalen Grund: Es gab einen Kopierfehler, durch den diese Zahlung in die Verfügung der Staatsanwaltschaft rutschte. Und amtlich ist amtlich.

Es gibt also juristisch nachvollziehbare Erklärungen für die Einstellung des Verfahrens und die Auszahlung von 300 Franken an diesen Travis.

Wenn es noch so etwas wie anständigen Journalismus bei Tamedia gäbe, müsste ein Verantwortlicher sagen: das ist eine aufgepumpte Nullstory mit einem idiotischen Titel und Lead, die spülen wir wohl besser, bevor wir uns damit öffentlich lächerlich machen. Aber doch nicht beim Tagi. Da werden aus heisser Luft 6743 A gebastelt, um die Kampagne fortführen zu können.

Dabei sollten andere Fälle, bei denen der Tagi schon gewaltig auf die Schnauze gefallen ist (Stichwort Sänger von «Rammstein») zur Vorsicht mahnen. Damals forderte Amok Andreas Tobler sogar, dass die Konzerte der Band in der Schweiz abgesagt werden müssten, obwohl selbstverständlich die Unschuldsvermutung gelte. Als es sich dann um erwiesene Unschuld handelte, schwieg Tobler feige. Seinem Beispiel werden Britsko und Zihlmann in diesem Fall sicher  folgen.

«Spiegel» spinnt

Wenn eine Redaktion eine Mission hat, fährt sie ihr Magazin gegen die Wand.

Die Abneigung, geradezu der Hass des «Spiegel» auf Donald Trump ist aktenkundig. Der «Spiegel» wollte ihn in absurder Selbstunterschätzung schon mal «wegschreiben». Er hat Coverkarikaturen gemacht, die jedes vernünftige Mass sprengten. Und muss nun damit fertigwerden, dass Trump möglicherweise wieder Präsident der USA wird. Das ist mehr, als die Redaktion ertragen kann.

Erschwerend kommt noch hinzu: Trump hat einen potenten Unterstützer bekommen. Der ist nicht nur Milliardär, sondern der wohl reichste Mann der Welt und, nun, etwas eigen.

Elon Musk ist tatsächlich gefährlich, aber nicht wegen seiner Unterstützung für Trump. Das wäre ein anderes Kapitel. Nun arbeitet sich ein Viererteam des «Spiegel» auf knapp 31’000 A an Musk ab.

Der Titel lässt schon keinen Zweifel, was der «Spiegel» von ihm hält. Dass Musk darauf etwas angepisst reagierte, ist durchaus verständlich. Die seitengrosse Fotomontage steht den gezeichneten Hass-Covers gegen Trump in nichts nach:

In seinen besseren Tagen hätte das sogenannte Nachrichtenmagazin aus Hamburg so etwas als üble Demagogie, als Entmenschlichung, als Entstellung eines Gesichts zur Fratze gegeisselt. Und der Titel «Staatsfeind» steht auch in einer tollen Tradition:

Leicht gebauchpinselt nimmt der «Spiegel» zur Kenntnis, dass Musk auf diese Schmiere reagiert hat:

«Spiegel steht zu seiner Berichterstattung», sagt das Blatt trotzig. Als ob das in Gefahr gestanden wäre. Aber welche «Berichterstattung» eigentlich?

Eine sachliche und objektive Darstellung:

«Der reichste Mann der Welt – ausgestattet mit einem großen Mundwerk, einem Vermögen von 250 Milliarden Dollar, einer öffentlich zelebrierten Neigung zu Rauschmitteln gegen seine Depressionen und Krankheiten, einer erstaunlichen Liebe zu Autokraten und Alleinherrschern, einer inzwischen streng rechten Weltsicht und einem Hass auf alles, was woke, links, queer oder auch nur allzu demokratisch ist – verkörpert einen völlig neuen Typus des Magnaten: Er beherrscht nicht nur den Zugang zu den Massen. Sondern auch zu schier unerschöpflichen Geldquellen. Und, am wichtigsten, zu modernster Hightech-Infrastruktur.»

Da geht doch noch was: «Eine demokratiefeindliche Einstellung, gepaart mit der Macht über fahrende, fliegende, digitale und hochtechnische Infrastruktur – typischerweise sind das die Zutaten für die Rolle des Bösewichts in einem »James Bond«-Film. Gut passen würde: »Die Welt ist nicht genug«. Leider spielt diese Dystopie nicht im Kino, sondern in der Wirklichkeit.»

Und weil der «Spiegel» urdeutsch ist, darf natürlich ein Vergleich nie fehlen.

«Der ehemalige Krupp-Direktor Alfred Hugenberg kaufte sich in den 1920er-Jahren ein Medienimperium zusammen, um es im Wahlkampf walten zu lassen: »Macht mir den rechten Flügel stark!« 1933 ernannte ihn Adolf Hitler zum Reichswirtschaftsminister. Heute gilt der Konservative als Steigbügelhalter für den Diktator.
Hugenberg, Hitler? Überschätzt das Musks historische Rolle

Die Frage stellen, heisst natürlich, sie beantworten: «Bislang wurde er stets eher unterschätzt

Weitere Müsterchen:

«Der Troll-in-Chief ist zum politischen Agitator mutiert … Spätestens seit Robert Louis Stevensons Dr. Jekyll und Mr. Hyde weiß die Menschheit, wie nah Genie und Wahnsinn mitunter beieinanderliegen können … Der Milliardär behandle und beurteile Frauen nach ihrer BH-Größe, führe »sein Unternehmen im finsteren Mittelalter« und biete »denjenigen, die die ›Animal House‹-Umgebung infrage stellen, an, dass sie sich eine andere Arbeitsstelle suchen können, wenn es ihnen nicht gefällt« … Wie ein autoritärer Guru hetzt Musk auf X gegen illegale Migranten, etablierte Medien und den »woken« Zeitgeist … »Zersetzung« nannte man diese Strategie bei den Geheimdiensten der DDR … Für X ist der neue Chef geschäftsschädigend … Doch nur Musk könnte schon bald die Gelegenheit bekommen, einige dieser technofaschistischen Ideen umzusetzen … ein Datencockpit, an dessen Steuerungsknöpfen der Milliardär selbst säße. Neben ihm vielleicht sein Buddy Trump. Womöglich als Präsident. Duo infernale.»

Die journalistische Leistung der Quadriga infernale des «Spiegel» bestand übrigens darin, eine ehemalige Angestellte und einen ehemaligen Partner von Musk zu befragen. Plus seinen Biografen zu zitieren. Alles andere ist selbstgebraut. Denn nur, wenn man abgeschottet von der Wirklichkeit in seiner Gesinnungsblase vor sich hindumpft, kann man ungeniert loswettern. Schimpfen, niedermachen, ein Porträt in düsteren Farben malen.

Public Enemy Nummer eins: Donald Trump. Nummer zwei: Elon Musk. In der Tradition von Dillinger und Capone. Mit dieser Schimpfkanonade wird der «Spiegel» zwar nicht zum Staatsfeind Nummer drei. Aber zum Feind des verantwortungsbewussten Journalismus. Zum Totengräber seriöser Publizität.

 

Demagogie als Journalismus

In der modernen Relativ-Berichterstattung ist alles möglich.

Die Berufs-Unke Peter Burghardt aus Washington ist schon für diverse bittere Stunden des Journalismus verantwortlich. Seine Berichterstattung über die Vorwahlen, seine Befürchtung, dass in den USA die Demokratie sterbe, sein unablässiges Trump-Bashing, seine Wetterfahnen-Analysen über das Kandidatenkarussell der Demokraten – es wäre eine gewaltige Qualitätssteigerung für Tamedia, wenn auf die Beiträge des Irrwischs der «Süddeutschen Zeitung» verzichtet würde.

Aber mit welcher Qualität würde dann die hauseigene Ausland-Rumpfredaktion den Leerraum füllen? Also darf Burghardt eine Pirouette auf dem neuerlichen Attentatsversuch auf Donald Trump drehen.

Wenn RT mal was lernen will, was geschickte Demagogie und Wirklichkeitsmassage ist, dann kann es sich hier eine Lektion abholen. Zunächst muss der Protagonist eingeführt werden:

«Sonntag, früher Nachmittag, Trump war gerade beim Golfspielen. Er spielt gern und oft Golf, wenn er nicht gerade als Wahlkämpfer mit seiner Boeing 757 durch die USA fliegt. Bei seinem Hobby kommt ihm die Tatsache entgegen, dass ihm mehrere Golfplätze gehören, unter anderem im Süden Floridas.»

Sympathischer Typ, nicht war? Was ist denn dann passiert? ««Präsident Trump ist nach Schüssen in seiner Nähe in Sicherheit», gab Steven Cheung bekannt, der Sprecher von Trumps Präsidentschaftskampagne. Welche Schüsse? Von wem? Von wo?» Sind das schon wieder Fake News aus dem Lager des Berufslügners Trump?

Nun ja, irgendwas scheint doch dran zu sein, räumt Burghardt dann unter geschickter Verwendung des Irrealis ein:

«Die Nachricht von einem möglichen Attentatsversuch durch einen mutmasslichen Ukraine-Aktivisten namens Ryan R. zerreisst den längst surrealen Wahlkampf noch mehr.»

Ist real was passiert? Es gibt doch nur eine Nachricht von etwas Möglichem von einem Mutmasslichen, in der Surrealität.

Wollen wir das mal einbetten: «Wenige Tage nach seinem verstörenden Auftritt bei der Fernsehdebatte mit Kamala Harris, als gut 60 Millionen Zuschauer eine angriffslustige Demokratin erlebten und einen zornigen Republikaner.»

Hm, soll dieses mutmassliche Geschehen vielleicht von etwas ablenken? «Jetzt wird da von ganz rechts wieder der Verdacht geschürt, dass Trump mit allen Mitteln aus dem Weg geräumt werden soll, um sein Comeback zu verhindern.» Nun, es scheint ja doch das eine oder andere kleine Indiz für diesen geschürten Verdacht zu geben.

Da kommt ein gleich gelöschter Tweet von Elon Musk gerade recht: «Und niemand versucht, Biden/Kamala zu ermorden». Der Mann ist auch nicht ganz dicht.

Burghardt aber auch nicht: «Noch dazu geschah dieser zweite, besonders mysteriöse Zwischenfall jetzt zu einer Zeit, die von einem selbst für Trumps Verhältnisse aussergewöhnlich geschmacklosen Fall geprägt war. Trump und sein Vizepräsidentschaftskandidat J. D. Vance hatten behauptet, Immigranten aus Haiti würden in Springfield, Ohio, Katzen und Hunde klauen und aufessen

Flugs dreht er daraus eine eigene Verschwörungstheorie: «Diese eindeutig rassistische Behauptung war bis zuletzt der Aufreger, der die Schlagzeilen beherrschte, ehe in der Nähe von Trumps Golfplatz geschossen wurde.»

Hm, kennen wir das nicht? «Dort in der Kleinstadt Butler soll ein Schütze mit einem Schnellfeuergewehr AR-15 vom Dach eines nahe gelegenen Gebäudes auf Trump gezielt haben, eine Kugel oder ein Splitter streiften sein rechtes Ohr.» Soll gezielt haben?

Auf jeden Fall nützte das wohl Trump: «Das Foto mit der erhobenen rechten Faust und dem blutüberströmten Gesicht löste das Bild ab, das Trump als Angeklagten zeigt, den Mugshot.»

Dann noch die Schlusspointe, zwar völlig abgehoben vom Gegenstand des Berichts, aber macht sich halt auch gut: «Was am Sonntag wirklich passiert ist, ist immer noch unklar. Es heisst, der mutmassliche Attentäter habe lang Trump unterstützt, dann sei er enttäuscht zu den Demokraten übergelaufen. … Es gibt in den USA mehr Schusswaffen als Einwohner, im Durchschnitt wird hier alle paar Minuten ein Mensch angeschossen. Nach dem Shooting kürzlich mit zwei toten Schülern und zwei toten Lehrern sagte J. D. Vance, das sei «die Realität, in der wir leben. Wir müssen uns damit abfinden.»»

Was insinuiert: dass auf Trump geschossen wird, damit sollte man sich gefälligst auch abfinden.

Was für ein stinkender Haufen Buchstabenjauche, die uns das Qualitätsmedienhaus Tamedia hier serviert. Das passt irgendwie zur wiederholten Fälschung der Aussagen von Statistiken, wie sie das deutsche Gebühren-TV seinen Zuschauern serviert. Eigentlich kann man das alles nur noch mit Humor nehmen:

Wie wohl eine entsprechende Umfrage unter Tamedia-Lesern aussähe und wie sie von Simon Bärtschi schöngeschwafelt würde?

Ich sage nicht, Sie sind ein Arschloch

Einer der ältesten demagogischen Tricks, immer wieder gerne verwendet.

Der «Stellvertretende Chefredaktor SonntagsBlick», das Ein-Mann-Recherchierteam Fabian Eberhard hat wieder zugeschlagen. Das ist der Crack, der nicht einmal die Büroräumlichkeiten des Internetradios Kontrafunk fand und daraus eine Enthüllungsstory bastelte.

Jetzt hat er neuen Heuler. Dem bayerischen Verfassungsschutz sei es gelungen, «neue Erkenntnisse über die Vorgehensweise von Putins Online-Armee zu gewinnen». Die benutzen nämlich fies westliche Medien für ihr übles Geschäft:

«Der Bericht, den der Verfassungsschutz kürzlich auf seiner Internetplattform aufschaltete, nennt mehrere Medien namentlich. Neben rechtsextremen Seiten und Blogs aus dem Verschwörermilieu gehören auch die «Berliner Zeitung» und die Schweizer «Weltwoche» dazu

Dazu sammelt Eberhard fleissig weitere «Beweise»:

«Tatsächlich verbreitet das Blatt von Roger Köppel seit Russlands Angriff auf die Ukraine immer wieder plumpe Putin-Propaganda. Vor etwas mehr als einem Jahr besuchte der ehemalige SVP-Nationalrat Moskau und traf dort Wladimir Solowjow, den Chefhetzer des russischen Machthabers, der eine Atombombe auf London werfen will, der Schweiz mit Invasion droht – und dafür mit Sanktionen belegt wurde. Köppel aber schwärmte: Solowjow sei «blitzgescheit», «lustig», «Russlands Woody Allen». Im vergangenen Juli war der «Weltwoche»-Chef schliesslich im Kreml selbst zu Gast – als Hofjournalist des ungarischen Autokraten Viktor Orban.»

Also, die Sachlage ist sozusagen erstellt. Was beim Leser bleibt, ist: Putins Internet-Trolle, Missbrauch westlicher Medien, dabei ragt allerdings eines besonders heraus, das auch höchstselbst den Propagandadienst für Putin (und Orban) verrichtet.

Das dementiert – logisch – Chefredaktor Köppel und weist darauf hin, dass auch die «Weltwoche» wie alle anderen Organe, nicht dafür verantwortlich gemacht werden könne, wer wie ihre Inhalte verbreite.

Da nicht nur die WeWo ziemlich angefasst auf diese Unterstellungen einer deutschen Staatsbehörde reagierte, legt sich der SoBli-Mann schon mal selbst in die Kurve:

«In der Tat ist das Vorgehen der bayerischen Staatsschützer heikel. Sie bringen die «Weltwoche» direkt mit Moskaus Propaganda-Operation in Verbindung, obwohl Köppel und seine Mannschaft kaum einen Einfluss darauf haben, welche Artikel die russischen Trollfabriken verbreiten.» Kaum?

Und am Schluss zitiert Eberhard dann eine «überarbeitete Version» dieses Berichts: «Das Bayerische Landesamt für Verfassungsschutz unterstellt explizit nicht, dass die Verantwortlichen der hier aufgelisteten Webseiten russische Propaganda verbreiten oder in Kenntnis darüber sind beziehungsweise es gutheissen, dass ihre Inhalte im Rahmen der Kampagne weiterverbreitet werden.»

Daher lautet dann der vollständige Aufmacher:

Also, die Schlagzeile lärmt: «Russland nutzt «Weltwoche» für Propaganda-Operation». Im Kleingedruckten heisst es dann, «Der Bayerische Verfassungsschutz stellte die Zeitung deshalb an den Pranger – nun muss er zurückkrebsen».

Das ist die demagogisch leicht abgenutzte Anwendung des alten Tricks: Ich sage ausdrücklich nicht, dass Sie ein Arschloch sind. Trotz der gegenteiligen Aussage bleibt natürlich das Wort Arschloch haften, und genau das ist die Absicht.

Man kann nun von Köppels Fehlanalysen der Weltlage halten, was man will. Im Gegensatz zu vielen Schreibtischgenerälen kommt er immerhin etwas in der Welt herum und schaut vor Ort nach. Wie selektiv seine Sicht dabei auch sein mag, sie entspricht einem längst vergessenen journalistischen Prinzip: hingehen, anschauen, aufschreiben. Aber seit Egon Erwin Kisch ist diese Methode genauso in Vergessenheit geraten wie dieser grosse Reporter.

Stattdessen nun Schreibtisch-Heros, die schon bei Ausflügen in die nähere Umgebung ins Hyperventilieren geraten.

Dann machen wir’s doch auch so: ZACKBUM sagt ausdrücklich nicht, dass Eberhard die Karikatur eines Reporters und ein Vollpfosten ist. Niemals nicht.

Pflichtlektüre für TV-Zuschauer

Warum es nötig ist, die «Rundschau» zu sezieren.

Die Lektüre des Dreiteilers von Thomas Baumann kann so lange wie der dort in Scheiben zerlegte Beitrag der «Rundschau» dauern. Wieso sollte man sich das antun?

Zum einen, weil die «Rundschau» regelmässig ein paar Hunderttausend Zuschauer hat. Sie arbeitet zwar daran, ihr Publikum zu verkleinern, aber dennoch: sie ist eine Medienmacht. Was sie ausstrahlt, hat Wirkung. Wen sie kritisiert, der hat ein Problem.

Zum anderen, weil «Rundschau»-Beiträge regelmässig für politische Anliegen verwendet werden, sich in ihnen angebliche und selektiv ausgewählte Experten mit Eigenwerbung profilieren können.

Wer Macht hat, sollte damit sorgsam umgehen. Insbesondere, wenn es sich um Machtausübung in einem Zwangsgebührensender handelt, der zu Ausgewogenheit und Fairness verpflichtet ist.

Wer Macht hat, sollte zur Selbstkritik fähig sein, Fehlerkultur betreiben, sich auch mal für Fehlleistungen entschuldigen. All das trifft auf die «Rundschau» nicht zu. Sie lässt sogar auf harmlose Fragen die Medienstelle mit einer Null-Aussage antworten. Wie viele Redaktionsmitglieder eine Ergebenheitsadresse an ihren Chef unterzeichnet hätten, das könne nicht gesagt werden, «Persönlichkeitsschutz». Lachhaft.

Überhaupt nicht zum Lachen ist, was Baumann in seiner minutiösen Recherche (moderndeutsch Kontextualisierung) herausgefunden hat. Der Beitrag der «Rundschau» über die Prügelattacke in Schaffhausen erfüllt alle Kriterien. Leider nicht von professionellem, seriösem, anständigem Journalismus. Sondern er ist voll von Thesen- und Gesinnungsdemagogie. Er unterstellt, insinuiert, verknüpft filmisch (oder im gesprochenen Subtext) Ereignisse mit Vermutungen, stellt eine Pseudorealität her.

Es ist tatsächlich eine Kunst, in wenigen Minuten eine komplexe Story zusammenzufassen; dafür Dokumentarbilder zu finden, Protagonisten zu interviewen und längliche Ermittlungsergebnisse knapp in Bild und Ton zu übertragen. Überall muss selektioniert, herausgeschnitten, neu zusammengefügt werden, der Zuschauer muss an der Hand genommen und durch eine komplexe Realität geführt werden.

Das ist keine Hexenkunst, sondern banales Handwerk. Wie man das macht, zeigt (fast) jede angelsächsische Dokumentarsendung. Natürlich hat auch schon der Leuchtturm «60 Minutes» schwache Stunden gehabt. Aber hier herrscht im Allgemeinen kühle Professionalität, Faktencheck, wird hinterfragt und lieber zu Tode recherchiert als Unsinn publiziert.

Die Autopsie dieses einen Berichts der «Rundschau» ist nötig (und seine Lektüre auch), weil man danach der Forderung von Kurt W. Zimmermann in der «Weltwoche» zustimmen muss: eine solche «Rundschau» sollte eingestellt, abgeschafft werden. Weil sie nicht reformierbar ist. Was falsch ist, aber nicht besser und anders werden kann, bleibt falsch. Wäre die «Rundschau» so wenig wirkmächtig wie die Randrandgruppenorgane «Republik» oder «Nebelspalter», die zudem nicht von Zwangsgebühren finanziert werden, könnte man die Macher sich weiterhin in ihrer unter Luftabschluss verfaulenden Gesinnungsblase suhlen lassen.

Aber eine Sendung von SRF? Das geht nicht. Das kann nicht weg, das muss weg.

Aktivismus statt Journalismus Teil 2

«Rundschau»-Beitrag über Schaffhauser Prügelattacke: ein demagogisches Meisterwerk. Die minutiöse Aufarbeitung.

Von Thomas Baumann

Hier geht es zu Teil 1.
Eine Vergewaltigung zur Einschüchterung — in der Wohnung eines Anwalts? Starker Tobak!
Selektive «Filmrisse»
All diese geschickten rhetorischen Verknüpfungen verdecken einige Widersprüche:
Fabienne W. soll möglicherweise zweimal innerhalb von etwas mehr als einer Woche vergewaltigt worden sein. An beide Vergewaltigungen kann sie sich nicht mehr explizit erinnern, in beiden Fällen wird ein Filmriss geltend gemacht.
In beiden Fällen erfolgt weiter der Hinweis auf die Aufnahme von Speisen oder Getränken. Im ersten Fall behauptet der Sohn, jemand habe der Mutter etwas ins Getränk gemischt — die Begründung dafür steht allerdings argumentativ auf ziemlich schwachen Füssen.
Im zweiten Fall ging es Fabienne W. nach dem «Dessert» nicht mehr gut. Das Dessert ist an sich völlig unerheblich — entsprechend wird nicht einmal gesagt, was es zum Dessert gab. Trotzdem wird es erwähnt.
Auch das ist kein Zufall. Das meiste Unwohlsein nach dem Genuss einer Nachspeise wird durch verdorbene Lebensmittel hervorgerufen. Wäre tatsächlich ein solches Unwohlsein vermutet worden, wäre nach der Art des Desserts gefragt worden. Doch natürlich ist nicht eine solche Form von Unwohlsein gemeint: Das Dessert ist in der Schilderung ein rein ‹neutrales› Medium, in das man gegebenenfalls KO-Tropfen geben könnte.
Im Widerspruch zu diesem Filmriss-Narrativ steht allerdings, dass an dem Abend, an dem Fabienne W. gemäss ihrem Sohn «etwas ins Getränk gemischt» wurde, diese einen sexuellen Kontakt ausgerechnet mit der Begründung «Weil ich davon nichts weiss» in Abrede stellt. Auch SRF scheint dieser Widerspruch nicht aufgefallen sein: Ist es doch gerade die Eigenschaft von KO-Tropfen, dass sich das Opfer an nichts mehr erinnern kann.
Geschickte Verknüpfungen und strategische Auslassungen
Schaut man sich die Sendung wiederholt an, fallen einem immer neue geschickte rhetorische Verknüpfungen und Auslassungen auf:
Obwohl es um eine «Einladung zum Abendessen» ging, wird mit keinem Wort erwähnt, welche Speisen dort verzehrt wurden. Ein richtiges Festessen würde natürlich dem Narrativ widersprechen, dass es sich bei der Einladung bloss um einen geschickt kalkulierten Hinterhalt handelte. Eine wohlkalkulierte Auslassung.
Dennoch wird erwähnt, dass es Dessert gab. Weil sich damit ein neuer Verdacht bedienen lässt.
Auch die Auswahl aus dem Videomaterial ist selektiv. So meint SRF zu einer Sequenz: «Die Aufnahmen zeigen auch, wie der Anwalt den Kampfsportler auffordert, auf W. loszugehen.» Ganz offensichtlich hat SRF aus dem gesamten Videomaterial bloss die Szenen ausgesucht, welche ihr Narrativ unterstützen.
Widersprüche — und eine versteckte Agenda?
Während rund der Hälfte des Beitrags lässt sich SRF darüber aus, dass die Behörden die Beweismittel offenbar unsachgemäss sicherstellten. Währenddessen werden den Zuschauern die Aufnahmen der Überwachungskameras in allen Details serviert.
Auch diesen Widerspruch vermag SRF nicht aufzulösen: Entweder sind auch die Strafverfolgungsbehörden im Besitz dieser Aufnahmen — und damit ist mehr als genug Beweismaterial für eine Verurteilung der Täter vorhanden. Die ganzen Vorwürfe an die Strafverfolgungsbehörden lösen sich in nichts auf.
Oder aber SRF verfügt tatsächlich exklusiv über diese Aufnahmen — und die Strafverfolgungsbehörden nicht. Dann fragt sich aber, wie SRF in deren Besitz gelangt ist. Der Anwalt dürfte sie ja kaum an SRF durchgestochen haben.
Einen Hinweis, worum es SRF in seiner Berichterstattung wirklich gehen könnte, zeigt eine Sequenz ganz am Schluss des «Rundschau»-Berichts vom 22. Mai: «Das Verfahren wegen Vergewaltigung beziehungsweise Schändung [in der Nacht vom 16. Dezember 2021] wurde inzwischen eingestellt. Fabienne W. hat dagegen Beschwerde eingelegt.»
Warum wird das erwähnt? In erster Linie hat diese Angelegenheit mit der Prügelattacke vom 28. Dezember 2021, welche im Zentrum der Berichterstattung steht, erst einmal nichts zu tun. Auch SRF dürfte zudem klar sein, dass es aufgrund der erdrückenden Beweislage in der Prügel-Affäre mit grösster Wahrscheinlichkeit zu einer Verurteilung der Täter kommen wird.
Die Frage stellt sich: Warum rennt SRF mit der Berichterstattung über die Ereignisse in der Anwaltswohnung quasi offene Türen ein? Geht es letztlich gar nicht um diese Angelegenheit, sondern etwas anderes, eine Angelegenheit, wo SRF keine offenen Türen einrennen würde und wo die Beweislage viel dünner ist — nämlich die Ereignisse vom 16. Dezember 2021?
Dem Anwalt geht es an den Kragen
Auch in den Anwalt scheint sich SRF recht eigentlich verbissen zu haben: «Der Anwalt praktiziert weiter. Obwohl ihm das Anwaltspatent entzogen werden könnte, wenn die Aufsichtsbehörde zum Schluss kommen würde, dass er nicht mehr handlungsfähig oder vertrauenswürdig ist.»
SRF bedient sich hier derselben Methoden wie die Antifa: Man begnügt sich nicht mehr mit Kritik, sondern versucht, den Gegner auch in seiner beruflichen Existenz zu zerstören. Der Hinweis auf einen möglichen Entzug des Anwaltspatents ist nur zu durchsichtig: Es ist geradezu ein Wink mit dem Zaunpfahl an die zuständigen Behörden.
Dabei geht es hier nicht etwa um einen Anwalt, der seine Klienten schlecht beraten hätte und vor dem deshalb das Publikum geschützt werden müsste. Nein, hier soll ein Anwalt dafür bestraft werden, dass er sich mit den falschen Leuten abgibt.
Macht dieses Beispiel Schule, sind wir auch in der Schweiz bald bei chinesischen Verhältnissen: Dort werden nach den Angeklagten jeweils auch gleich noch deren Anwälte verurteilt und ins Gefängnis gesteckt.
Feministische Kreise dürften sich die Hände reiben: Haben wegen Vergewaltigung Angeklagte keinen oder nur noch eingeschränkten Zugang zu Anwälten, weil das Berufsrisiko für diese zu gross wird, dürfte die Zahl der Verurteilungen zunehmen.
Funiciello verirrt sich nach Schaffhausen
Eine klassisch unehrliche Masche ist auch das Lead zum verschriftlichten Bericht: «Der Polizei wird kriminalistisch unhaltbares Vorgehen und Unprofessionalität vorgeworfen», so SRF. Ja, von wem stammt denn dieser Vorwurf? Doch bloss von SRF selber.
Erst wirft SRF der Polizei Unprofessionalität vor und schreibt dann, der Polizei werde Unprofessionalität «vorgeworfen». Der Trick ist nur zu durchsichtig. Dass SRF zu diesem Zweck einen Experten herbeizieht, ändert nichts an der Masche.
Voreingenommene journalistische Arbeit hin oder her: Der Schaden ist angerichtet und die übrigen Verdächtigen springen auf den anfahrenden Zug auf, sofern sie nicht gleich von SRF selber eingeladen werden, wie die «Expertin für geschlechterspezifische Gewalt» Agota Lavoyer.
So krakeelte SP-Nationalrätin Tamara Funiciello an einer Demonstration in Schaffhausen: «Soll ich dort beginnen, wo einmal mehr eine Frau von einer Gruppe Männer zusammengeschlagen, gedemütigt, vergewaltigt wurde
Aus sechseinhalb Minuten in einem Schlafzimmer ohne Überwachungskamera und einer unbelegten Insinuation, dass dort eine Vergewaltigung passiert sein könnte, wird so eine scheinbare ‹Gewissheit›: Es gab dort eine Gruppenvergewaltigung — ausgeführt von einer Horde Männer innerhalb von sechseinhalb Minuten, inklusive dem Opfer die Kleidung wieder vollständig anzuziehen.
Was eine Berner Nationalrätin überhaupt im Kanton Schaffhausen verloren hat und ob es wirklich ihre Aufgabe ist, die Arbeit der Ermittlungsbehörden in einem anderen Kanton zu kritisieren — danach fragt schon gar niemand mehr.
Fortsetzung folgt.

Der«Stern» kann Boulevard

Auf und nieder, immer wieder. So macht man das.

1995 hatte der «Stern» noch eine verkaufte Auflage von 1,25 Millionen Exemplaren. 2008 fiel er erstmals unter die Millionenschwelle mit 961’000 im Schnitt. 2019 waren es noch 462’000. Und 2022 dümpelte er bei 336’000 vor sich hin. Noch ein Viertel des damaligen Absatzes. Das ist dramatisch.

Also versucht der «Stern» alles, um den unaufhaltsamen Abstieg zu bremsen. Dafür ist ihm alles recht, auch die klassische Boulevard-Nummer: Hochschreiben, bejubeln, dann beim Niedergang begleiten. Exemplarisch hat er das beim grünen Wirtschaftsminister Robert Habeck durchexerziert.

Noch nicht allzu lange her, dass sich der «Stern» dem so an die Brust schmiss:

Ein Bild von einem Mann. Vor lichtem Hintergrund aufgenommen, gerunzelte Denkerstirne, aber dennoch ein klarer Blick in die Zukunft. Dreitagebart, Wuschelfrisur, leicht rabaukige Motorradjacke, das ist kein grauer Politiker, das ist ein Star, ein Mann, aber nachdenklich, ein Leader, aber volksnah. Und dann die Ranschmeisse im Titel «unser» nächster Kanzler. Der Kanzler für jedermann, für den «Stern». Entsprechend auch der schleimige Text im Blatt.

Aber eben, darüber haben sich schon Legionen von A bis C Promis beschwert. Zuerst wird man gehypt, hinaufgeschrieben, in den Olymp gehoben, herrscht Kammerdienerperspektive von unten nach oben, wird angehimmelt, jeder Furz vergoldet. Aber dann, dann geht es abwärts. Die schlimmste Strafe für den Promi ist, dass er schlichtweg nicht mehr existiert. Er kann sich noch so um Aufmerksamkeit bemühen, anrufen, Privates offerieren, Exklusives, oder so peinliche Stunts machen wie Rigozzi, vielleicht noch am Dschungelcamp teilnehmen, aber das war’s dann auch.

Oder aber, der Promi gibt noch genügend her, dass man ihn auf dem Weg nach unten begleitet. So wie im Fall Habeck. Denn der «Stern» ist immer noch in erster Linie ein Bilderblatt mit zugeschalteter Textredaktion:

Das ist eigentlich die typische Heftmischung. Sex, Politik, Landschaft, Zukunft und eine verblühte Schauspielerin. Aber richtig wumms, vielleicht gar ein Doppelwumms, gibt’s auf dem Cover:

Das könnte nun jedes Demagogie-Handbuch zieren. Aus dem Dreitagebart ist unrasiert geworden. Statt optimistisch-verkniffen in eine ferne Zukunft, schauen die aufgerissenen Augen den Leser direkt an. Spielte zuvor ein angedeutetes Lächeln um die Lippen, sind sie nun zusammengepresst, die Mundwinkel leicht nach unten geneigt. Statt Rabaukenjacke ein dunkles Hemd. Damit es noch bedrohliche Stimmung gibt, ist die Lichtführung gedämpft, rechts ist das Gesicht verschattet. Als ob das noch nicht genug wäre, im Hintergrund tobt das Volk, lärmen Plakate und Schlagzeilen. Aber noch einen drauf, «Haben Sie Angst vor einem Attentat, Herr Habeck?», barmt der «Stern» den Mann an, der mal «unser nächster Kanzler» hätte sein können und sollen.

Das letzte Mal griff der «Stern» bei einer von ihm sehr ungeliebten Politikerin so in die Trickkiste:

«Der «Stern» wird hemmungslos und haltlos», kommentierte damals ZACKBUM. Gelbliches Antlitz, leicht von unten fotografiert, bedrohlich übergross, dazu «Hass» in Frakturschrift, wie man sie allgemein mit dem letzten Jahrhundert und den Nazis assoziiert.

Ganz so weit ist der «Stern» bei Habeck noch nicht, die Gesichtsfarbe ist gesund. Aber auch der Minister ist leicht von unten fotografiert, die Augen im oberen Drittel des Covers, das gibt jedem Gesicht etwas leicht Bedrohliches. Dann noch in knalligen Lettern «Angst», et voilà.

Der Scherz für Insider war bei Weidel allerdings, dass der «Stern» schon mal grosse Probleme mit einer Frakturschrift hatte. Nämlich als er die Hitler-Tagebücher entdeckt haben wollte und nicht merkte, dass dem Fälscher dummerweise die Klebebuchstaben ausgegangen waren und er statt A.H. auf ein Tagebuch F. H. klebte, also Fritz Hitler statt Adolf.

Soweit ist es bei Habeck noch nicht. Aber Weidels Gesicht und Hass, Habecks Gesicht und Angst, das ist bester, übelster Boulevard.

Die Schande der Werdstrasse

Bei Schauspielern würde man von Publikumsgift sprechen.

Es gibt einen Tamedia-Journalisten, der eigentlich auf der schwarzen Liste von ZACKBUM steht. Aber auch auf die Gefahr hin, jedes zuträgliche Niveau nach unten zu durchschlagen; es muss dennoch sein.

Denn zum einen zählt Philipp Loser zusammen mit der von der NZZaS eingewechselten Anja Burri «die nicht so geheimen Geheimpläne» durch, die angeblich vor den Bundesratswahlen ausgebrütet würden. Dabei versteigt sich Loser sogar ins Latein: contradictio in adiecto. Denn, he he, ein öffentlicher Geheimplan sei gar keiner.

Das ist richtig, aber Loser fällt es nicht auf, dass er selbst genau diese Terminologie dennoch verwendet. Aber Intelligenz war noch nie die starke Seite des vielfach Gescheiterten («Volksstimme», «TagesWoche»). Darauf, dass ihm selbst unterstellt wird, an nicht so geheimen Geheimplänen zu werkeln, geht er gar nicht ein.

Aber das wäre bloss das übliche Tamedia-Gedöns. Substanzloses Zusammenschreiben von Längstbekanntem, gut Abgehangenem, Erkenntnisgewinn null, vom ins Archiv entsandten Korrespondenten.

Aber das ist ja nur der halbe Loser. Betriebstemperatur erreicht er erst dann, wenn er ungehemmt meinen und kommentieren darf, wozu ihm das Loser-«Magazin» reichlich Gelegenheit gibt. Dabei gibt er gerne his master’s voice, wenn es gilt, einen unliebsamen Konkurrenten wie Lebrument einzutopfen. Das tat er dann mit Verve, aber so ungeschickt, dass sich sein Master persönlich entschuldigte, der Artikel gelöscht wurde und Loser höchstpersönlich nach Chur dackeln musste, um einen Kratzfuss hinzulegen.

Andere Journalisten würden nach solchen Peinlichkeiten den Beruf wechseln, weil sie sich nicht mehr im Spiegel anschauen können. Aber doch nicht Loser; was soll er denn sonst machen, und von irgendwas muss er ja leben. Auch wenn’s auf Kosten der Tamedia-Leser geht.

Man könnte vom Kampffeministen und woken Regler der richtigen Verwendung des Gendersterns mal ein kräftiges Wort zum Sexismusskandal beim «Magazin» erwarten, schliesslich muss er ja Augen- und Ohrenzeuge gewesen sein und könnte Klarheit schaffen, ob einige Behauptungen von Roshani gegenüber dem ehemaligen Chefredaktor des «Magazins», dass er sie coram publico (Latein, Loser!) übel verbal angegangen sei, zutreffen oder nicht. Aber da schweigt Loser feige.

Stattdessen wäffelt er nun in selbst für Tamedia-Verhältnisse brutal-demagogischer Manier gegen einen alt Bundesrat. Nein, nicht gegen Blocher, diesmal nicht. Diesmal geht’s gegen «Ueli Maurer, der Medienfeind». Typisch für Loser: zuerst gibts eine langfädige Einleitung, in der er Maurer «eine ausgeprägte Vorliebe für Autokraten» unterstellt. Trump, Putin, Xi, Orbán, die üblichen Verdächtigen halt, über die Maurer mal nette Dinge gesagt habe, so wie alle anderen sich diplomatisch ausdrückende Bundesräte auch.

In einem Salto mortale (vielleicht würde Loser sogar von einer contradictio in adiecto schwafeln) kommt er dann zur Kritik Maurers am gebührenfinanzierten Staatsfunk in der Schweiz, für deren Konsum der alt Bundesrat scherzhaft Schmerzensgeld fordert. Wer Losers Kolumne liest, empfindet ähnlich: «Maurers Aussagen zu den «Mainstream-Medien» klingen wie aus einem Handbuch für internationale Rechtspopulisten.»

Gäbe es ein solche Handbuch, dürfte es aber nicht von einem geistigen Tiefflieger wie Loser geschrieben werden. Der wirft Orbán, Trump, Putin und Xi in diesen Topf von Rechtspopulisten. Dass der chinesische Präsident und Chef der kommunistischen Partei Chinas ein Rechtspopulist sei, auf diese hirnrissige Idee muss man erst mal kommen.

Dann gründelt Loser im Banalen: «Autokraten mögen keine unabhängigen Medien. Diktaturen und unabhängige Medien schliessen sich aus.» Auf dem Niveau «zwei plus zwei ist vier» gelingt Loser hier sogar eine richtige Aussage. Aber damit ist seine Sternstunde schon beendet: «Auch Ueli Maurer, der sich gerne als Super-Demokrat inszeniert, mag keine Medien

Maurer äussert als ehemaliges Regierungsmitglied seine persönliche Meinung über die Qualität (und die Kosten) des Dargebotenen bei der SRG. Das ist erlaubt. Ihm eine allgemeine Abneigung gegen Medien in Gesinnungsgemeinschaft mit Autokraten zu unterstellen, ist bodenlos, demagogisch und unverschämt.

Nach diesem Tiefpunkt darf dann herzlich gelacht werden. Denn Loser erklärt auf seine Weise die Ursachen der Krise, in der sich die Medien befinden: «Das alte Geschäftsmodell des Journalismus ist zusammengebrochen, die Ressourcen werden laufend kleiner, das Vertrauen in die Medien sinkt entsprechend

Wegen kleinerer Ressourcen sinke das Vertrauen in die Medien? Falsch, Loser, ganz falsch. Wegen solchen Schmierenjournalisten wie Ihnen sinkt es. Wegen Dummschreibern, die behaupten: «Leute wie Ueli Maurer» zersetzten das Vertrauen, «die Medien werden geschwächt – und damit auch die Demokratie».

Ein Trugschluss wird nicht richtiger, wenn er ewig wiederholt wird. Diese Leier spielten die Medienhäuser schon beim verlorenen Kampf um die Subventionsmilliarde für reiche Verlegerclans. Als wolle sich Loser um eine Stelle bei der «Republik» bewerben, eiert er weiter: «Ohne unabhängige Medien, die über die Herrschenden und die Mächtigen berichten, keine Demokratie.» Daher sei das Verhalten von Maurer «demokratiegefährlich», irrlichtert Loser am Schluss.

Nein, blühender Blödsinn. Weder Maurer noch Loser sind demokratiegefährlich. Und Loser kritisiert ja wohl einen Mächtigen. Aber er schlägt mit seinem unqualifizierten und unanständigen Gewäsch und Gerempel einen weiteren Sargnagel ein, auf dass die Organe von Tamedia dann einmal in die Grube fahren. Denn abgesehen von einem harten Kern Gesinnungsfreunde, die aber, wie die «Republik» beweist, kaum mehr als 30’000 Nasen umfassen: wer will denn freiwillig etwas dafür bezahlen, dass üppig entlöhnte Schreiberlinge wie Loser kübelweise unausgegorenen und unverdauten Gesinnungsbrei flächendeckend ausspeien dürfen?

Einen missliebigen alt Bundesrat in Sippenhaft mit Autokraten nehmen und ihm die Gefährdung der Demokratie zu unterstellen – dafür wäre mal wieder eine persönliche Entschuldigung angebracht: finden Sie nicht auch, Herr Supino?

Würstchen-Bruchmesse

Die Bankrotterklärung der Debattenkultur.

Slavoj Žižek ist Hegelianer, Philosoph, aufrührerischer Geist und wohl das, was man heute abschätzig Querdenker nennt, obwohl das eigentlich ein Lob sein sollte.

Die Frankfurter Buchmesse ist das Hochamt der abendländischen Kultur und Literatur, ein Stelldichein aller Wichtigtuer und Intellektuellen, aller mediokren und gehypten «Shootingstars» der Buchverlage. Triefende Wichtigkeit trifft auf tiefe Bedeutsamkeit, es wird geschwurbelt, was das Lockendrehen auf der Glatze hergibt, und der Alkohol fliesst in Strömen, weisse Strässchen werden kilometerlang ausgelegt.

In diesen Jahrmarkt der Eitelkeiten hinein hielt man es für eine gute Idee, Žižek an der Eröffnungsfeier das Wort zu erteilen. Naheliegend, Slowenien ist Gastland, und ohne den Slowenen zu nahe zu treten: viele kluge Köpfe haben sie nun nicht.

Der tat dann das, was indigniertes Naserümpfen, Stühlerücken, Zwischenrufe und Proteste auslöste. Er redete Klartext. Zunächst verurteilte er bedingungslos das Massaker der Terrororganisation Hamas und anerkannte das Recht Israels auf Selbstverteidigung. Damit löste er bei den Zuhörern wohliges Gesinnungsblasengefühl aus.

Dann sagte der Philosoph: «Aber was wir in Gaza erleben, ist auch ein Angriff auf die Menschenwürde.» Manchmal sind Philosophen auch Seher, denn er fuhr fort: «In dem Moment, in dem man die Notwendigkeit erwähnt, den komplexen Hintergrund der Situation zu analysieren, wird man gewöhnlich beschuldigt, den Terrorismus der Hamas zu billigen oder zu unterstützen.» Als Bestandteil einer solchen Analyse argumentierte er, dass Israel der palästinensischen Bevölkerung keine Hoffnung auf eine bessere Zukunft gebe, «es bietet ihnen keine Vision von einem Staat, in dem sie eine positive Rolle spielen können».

Das ist unbestreitbar richtig, zumindest interessant, ein absolut sinnvoller Beitrag zur Debatte. Aber selbst die sonst tütelige NZZ behauptet im Anschluss, völlig  aus der Luft gegriffen: «Damit insinuierte er eine Mitschuld Israels an den Massakern.» Unterschied zwischen Begründung liefern und angeblich Mitschuld insinuieren? Was für eine Brachialdenunziation. Absurd, aber der Artikel stammt auch von Nadine A. Brügger. Die schwärmte schon backfischartig von der Bachelorette der Politik, oder kritisierte mit dem Holzhammer die Berichterstattung über den Roshani-Skandal in den Medien, liess aber die skandalöse Berichterstattung im eigenen Blatt NZZ skandalöserweise aussen vor.

In diesem Geiste verhielten sich auch einige Zuhörer bei Žižek, als die Gesinnungsblase geplatzt war. Er unterstütze den Hamas-Terror, wurde ihm entgegengeschleudert, einige dialogunfähige Debattenverweigerer verliessen demonstrativ den Saal, einige kehrten immerhin wieder zurück. Ein «Antisemitismus-Beauftragter», der es in der Stadt Frankfurt nicht fertigkriegt, antisemitische Schmierereien und Ausschreitungen zu verhindern, schmetterte «Schande» in den Raum.

Viel cleverer zensierte Meron Mendel, Leiter der Bildungsstätte Anne Frank. Die Orte, an denen die Hamas Massaker verübte, müssten als Symbole für das absolut Böse stigmatisiert werden: «Erst wenn wir diese gemeinsame Grundlage haben, ohne dass mir ein Slavoj Žižek erklärt, das müsse kontextualisiert werden, erst dann können wir über alles reden. Auch über die Fehler Israels.»

Nein, es steht auch einem Mendel nicht an zu dekretieren, welche gemeinsamen Grundlagen existieren müssten, bevor jemand seine Meinung äussern darf. Auch Juden dürfen sich nicht als Inquisitoren aufspielen.

Dass arabische oder muslimische Verlage die Buchmesse boykottieren, ist Ausdruck deren Verbohrtheit und Dialogunfähigkeit. Dass die Buchmesse auf die Verleihung eines Preises an eine palästinensische Schriftstellerin verzichtet, deren Buch sich durch die jüngsten Ereignisse ja nicht verändert hat und vorher als preiswürdig befunden wurde, ist Ausdruck einer unglaublichen intellektuellen Feigheit.

Selbst in der hämischen Darstellung von NZZ-Brügger kommt in ihrer Schlusspointe das Problem in allen Facetten auf den Punkt. Sie muss in ihrer Perfidie vollständig zitiert werden:

«Auch Žižek betonte in seiner Rede, die Verschiebung der Preisübergabe sei skandalös und gar «ein Paradox der Cancel-Culture». Gecancelt wurde Žižek in Frankfurt nicht, auch wenn er das zu behaupten schien. Bereits am Mittwoch fand eine weitere Veranstaltung mit dem Philosophen statt.Dort verglich er die negativen Reaktionen auf seinen Auftritt vom Vorabend mit Redeverboten in der DDR. Er sei nämlich sehr erstaunt, dass ein Wort wie «Aber», das doch stets der Beginn eines Dialogs markiere,an einem Ort wie der Buchmesse ein Problem sei. Erst danach liess Žižek vom Mikrofon ab

«Zu behaupten schien», «Mitschuld insinuiert», «erst danach liess Žižek vom Mikrofon ab»? Was heutzutage alles in der NZZ erlaubt ist, wo die Qualitätskontrolle langsam ähnlich bedenklich wird wie bei Tamedia … Da sagt der Mann lauter bedenkenswerte und intelligente Sachen, gegen die Brügger natürlich kein Gegenargument einfällt. Aber mit Methoden aus der unteren demagogischen Schublade rahmt sie die so ein, dass die Häme geradezu aus den Zeilen tropft. Die mehr als bedenkliche Aussage von Mendel hingegen zitiert sie mitsamt dem aufbrandenden «Applaus» offensichtlich zustimmend.

Berichterstattung war mal in der NZZ; heutzutage darf jeder Schreiber seinen Gesinnungssenf dazugeben, ohne dass man ihm den von der Artikelwurst schabt.

 

Die Gegenwart der Demagogie

Die «Republik» kennt keine Scham mehr.

Constantin Seibt schreibt wieder. Das ist eine ganz schlechte Nachricht. Aber sie hat auch etwas Gutes. Denn 41’663 A Gelaber liest kaum einer. Vor allem, da es mit der Drohung verknüpft ist: «Folge 1».

Wovon? «Die Zukunft des Faschismus». Hat denn der eine? Wenn ja, wo? Für jemanden, der möglicherweise nicht regelmässig seine Tabletten gegen ADHS nimmt, in den USA. Es komme auf den Zustand einer Gesellschaft an, schreibt Seibt. «In einer funktionierenden gilt: Lächerlichkeit tötet. (Zumindest, wenn es um öffentliche Ämter geht.) In der kaputten gilt: Lächerliche töten.»

Hä? Seibt bezieht sich auf den verunglückten ersten Auftritt von Ron DeSantis als Präsidentschaftskandidat bei Elon Musk auf Twitter. Seibt ist weiterhin ernsthaft der Ansicht, dass es um das Ganze gehe. Um alles. Um Demokratie oder Faschismus. Aber auch ihn tötet die Lächerlichkeit nicht.

Deshalb ist er zu tiefschürfenden Analysen gelangt: «Trump bewies, dass Arschlöcher Erfolg haben können, wenn sie in die Politik gehen. Und dass Politiker Erfolg haben können, wenn sie Arschlöcher sind.» Zu solch hammermässigen Einschätzungen kommt Seibt natürlich nicht von selbst; er stützt sich dabei ellenlang auf Mike Lofgren, einer aus dem Meer der US-amerikanischen Kommentatoren.

Aus der geschützten Werkstatt «Republik» riskiert Seibt eine ziemlich dicke Lippe:

«Trump ist vielleicht der bedeutendste Verbrecher in der Geschichte der USA. Doch sicher nicht der begabteste … Trump – ein lebenslanger Trickbetrüger … Denn gerade das Verbrechertum Trumps macht für seine Anhänger einen grossen Teil seiner Anziehungs­kraft aus … Er wird den Rest seines Lebens im Weissen Haus oder im Gefängnis verbringen … Doch dass dieser Mann – letztlich ein Nihilist und Schwachkopf – nun für wahrscheinlich lange, lange Zeit ins Gefängnis kommt, und das ausgerechnet für etwas so Dummes, Albernes, Nichtiges, Nutzloses wie Dokumente nicht zurückzugeben – das hat etwas Passendes.»

Nun ist das schon mal genügend Stoff, um die «Republik» – neben ihren Steuerproblemen, ihren Bettelproblemen und ihren Führungsproblemen – bankrott zu prozessieren. Aber zum grossen Bedauern von Seibt wird sich Trump (oder DeSantis) wohl nicht um so einen kleinen Kläffer kümmern. Wobei sich Seibt wirklich Mühe gibt: «Trotzdem: Die Zukunft des Faschismus gehört eher Bürokraten wie DeSantis.»

Allerdings: keiner liest diesen Quatsch von Seibt bis zum bitteren Ende (der ersten Folge!). Was das Gequatsche mit der Zukunft des Faschismus zu tun hat (soll Trump etwa Faschist sein, DeSantis vielleicht?) erschliesst sich allerhöchstens Seibt selbst. Allerdings: wüsste Seibt, was Faschismus ist, würde er nicht Trump oder DeSantis als Faschisten beschimpfen. Oder aber, er weiss es, braucht aber einfach ein weiteres Schimpfwort, weil er sein ellenlanges Geschreibsel nicht gut «Die Zukunft des Arschlochs» nennen kann.

Dass aber die «Republik» zu diesem Gedöns eine Illustration verwendet, die aus der miesesten Ecke der peinlichsten Demagogie stammt, ist ungeheuerlich.

Den Gegner zu verteufeln, das machen Demagogen, Faschisten, Brandstifter, Hetzer und andere üble Gestalten. Und die «Republik»:

Das ist eine Darstellung von DeSantis für den Artikel von Seibt. Unrasiert, unsympathisch, verkniffen, aber immerhin soweit realistisch.

Und in das verwandelt sich dann DeSantis, als Wechselbild. Ein Teufel in Menschengestalt. Das Böse aus der Hölle. Mit den roten Augen des Gottseibeiuns.

Das ist dermassen perfide und widerlich, dass man der «Republik» wirklich wünscht, dass sie bald ins Fegefeuer käme.