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Sexismus – im Ernst?

Das Problem sind nicht die Männer.

«Die Medienbranche hat ganz klar ein Sexismusproblem», behauptet Miriam Suter, «stv. Chefredaktorin von ElleXX».  Miriam who? Chefredaktorin wovon? Macht nix, mit solchen Banalitäten kommt man heutzutage in «10 vor 10» und überall hin.

Aleksandra Hiltmann, inzwischen offen für Neues, und Salome Müller, inzwischen beim Schweiz-Split der «Zeit», sind noch nie als begabte Schreiberinnen aufgefallen. Müller hat es noch nie über einen Schulaufsatz-Stil hinausgebracht. Dennoch hatten beide ihre fünf Minuten Ruhm und auch einen Auftritt bei «10 vor 10», weil sie einen Protestbrief gegen angeblichen Sexismus bei Tamedia lancierten. Mit über 60 anonymisierten, nicht belegbaren, bis heute nicht verifizierten angeblichen Beispielen von verbalen Übergriffen.

Patrizia Laeri entblödet sich nicht, mit einem angeblichen, über 20 jähre zurückliegenden Kuss-Versuch an die Medien zu gelangen. Anuschka Roshani hat immerhin den Mut, bei ihren Anschuldigungen konkret zu werden; Situationen, Zeugen und den Täter zu benennen. Allerdings sind auch diverse ihrer Beispiele schon viele Jahre alt. Noch ist es unklar, ob und wie weit ihre Vorwürfe zutreffen, wie sehr sie dadurch motiviert ist, nicht Chefredaktorin, sondern entlassen zu werden.

Gibt es verbal und sogar körperlich übergriffige Männer im Journalismus? Sicherlich. Gibt es inzwischen interne Anlaufstellen, um das zu denunzieren und zu sanktionieren? Allerdings. Sehr schräg ist doch, dass 78 erregte Tamedia-Frauen unerträgliche Zustände beklagten und einen Gemischtwarenladen von Vorwürfen eröffneten. Während aber die Tamedia-Anlaufstelle für sexuelle Belästigungen keine einzige Kontaktnahme verzeichnete. Null.

Schräg ist doch auch, dass den Unterzeichnerinnen versichert wurde, dass das Schreiben hausintern wie es sich gehört an die Geschäftsleitung und die Chefredaktionen ginge. Während es hinter dem Rücken der Unterzeichnerinnen fast zeitgleich via den nicht über jeden Zweifel erhabenen Absender Jolanda Spiess-Hegglin in die Medien gestreut wurde.

Ist das das richtige Vorgehen, wenn es frau nicht um Erregungsbewirtschaftung, sondern um Problemlösung geht?

Was haben all diese «jetzt rede ich»-Auftritte in der Öffentlichkeit an Kollateralschaden ausgelöst? Die Behauptung, teilweise viele Jahre zurückliegend sexuell belästigt worden zu sein, hat dieser Anschuldigung den Beigeschmack verliehen, schlichtweg eine Waffe nicht im Geschlechterkampf, sondern in Machtkämpfen geworden zu sein. Nichts leichter, als einen unliebsamen Chef damit loszuwerden.

Denn üblicherweise hat «er hat mich sexuell belästigt» zur Folge, dass eine Beweisumkehr stattfindet. Nicht die Klägerin muss ihre Anschuldigung beweisen, der Angeschuldigte muss seine Unschuld beweisen. Nur, wie, wenn der Vorfall Jahre zurückliegt? Strafrechtlich längst verjährt ist, während die Behauptung mit Namensnennung in der Öffentlichkeit einwandfrei strafbar wäre.

Ein weiterer Kollateralschaden: Stellen wir uns die nicht seltene Situation vor, dass ein männlicher Vorgesetzter einer weiblichen Untergebenen erklären muss, dass ihr Werk, ihr Artikel Schrott ist. Unbrauchbar. Schlecht. Fehlerhaft. Waltet er seines Amtes, läuft er Gefahr, in den Hammer zu rennen, dass er das nur meine, weil es eine Autorin sei. Läuft er Gefahr, darüber hinaus beschuldigt zu werden, er habe sich verbal übergriffig benommen.

Nur so ist zu erklären, dass Trümmerwerke von solche Autorinnen den Leser belästigen. Wenn eine Autorin schreibt, dass Marie Curie die Röntgenstrahlen entdeckt hat, hat da wirklich die angebliche Qualitätskontrolle bei Tamedia versagt? Oder hat sich niemand getraut, korrigierend einzugreifen?

Dritter Kollateralschaden: Kämpfe um Gendersternchen und andere Vergewaltigungen der deutschen Sprache machen Texte unlesbarer und sind, wie Meinungsumfragen ständig beweisen, der Mehrheit der Konsumenten von Texten völlig schnurzegal. Hier werden Scheindebatten geführt, Phantomschmerzen beklagt, schlimmer noch, der Leser vergrault. Weil sich durch die Verwendung des generischen Maskulinum weiterhin die überwiegende Mehrheit der Frauen mitangesprochen fühlt.

Solche verbalen Luftkämpfe sind aber viel spektakulärer als knochenharte Gewerkschaftsarbeit, Kämpfe um Kinderkrippen, Lohngleichheit, Arbeitsmodelle, die Kind und Karriere erleichtern.

Was viele Aussenstehende überhaupt nicht verstehen: da arbeiten viele Frauen in privilegierter Stelle in Medienhäusern, werden für eine meistens interessante Arbeit gut bezahlt – und jammern öffentlich darüber, wie schlecht sie behandelt werden, wie diskriminiert, demotiviert sie seien, welch unerträgliches Arbeitsklima herrsche. Anstatt die Konsequenz zu ziehen, zu kündigen und selbst etwas Besseres auf die Beine zu stellen, wird gejammert und gefordert. Als sei der Arbeitgeber verpflichtet, noch ein Wellness-Wohlfühlprogramm für verletzte Schneeflocken anzubieten.

Es ist bis heute unverständlich, wieso Tamedia die 78 Frauen, die öffentlich gegen ihre Treuepflicht, gegen das Geschäftsgeheimnis verstossen haben und eine massive Rufschädigung ihres Arbeitgebers bewirkten, nicht fristlos freigestellt hat. Oder ihnen zumindest einen strengen Verweis aussprach, eine Abmahnung in die Personalakte setzte.

Stattdessen entschuldige sich der Oberchefredaktor präventiv, obwohl bis heute kein einziger Fall bewiesen wäre. Damit ist natürlich Tür und Tor für weitere solche Aktionen geöffnet. Es ist ja kein Wunder, dass CH Media und Ringier von solchen flächendeckenden Anschuldigungen verschont blieb.

Ums auf den Punkt zu bringen: Tamedia ist eine Anlaufstelle für Gutmenschen, für Missionare, für Angestellte, die nur in zweiter Linie das tun wollen, wofür sie sehr gut bezahlt werden. Nämlich News herstellen, einordnen und analysieren. Viel lieber möchten sie belehren, kommentieren, verantwortungslos Ratschläge zu allem geben, Handelnde und Regierende vom Logenplatz des Betrachters aus massregeln, kritisieren, wohlfeile Behauptungen aufstellen, wie man es viel besser und richtiger machen solle.

Damit sorgen sie redaktionsintern für das toxische Arbeitsklima, das sie lautstark beklagen.

Erst das schreckliche Erdbeben in der Türkei und in Syrien verdrängte die Nabelschau der Journalisten aus den Schlagzeilen. Was sie wieder mal vergassen: ihre Selbstbetrachtung interessiert ihn erster Linie die Journalisten selbst. Weil die sich aber so unendlich wichtig nehmen, der Bote für sie viel wichtiger ist als die Botschaft, mussten sie ihre Meinung zum Thema Canonica lang und breit der Öffentlichkeit mitteilen. Geben sie jeder Trittbrettfahrerin eine Plattform, so unsinnig deren Behauptungen auch sein mögen.

Dieser falsch verstandene Feminismus wird nicht zu einer Verbesserung der Situation der Medien und des Journalismus führen. Er ist ein weiterer Sargnagel auf dem Weg nach unten, ins Grab.

Feminismus, lächerlich

Gleich zwei Tagi-Frauen bieten Unterhaltungsprogramm.

Zum einen erregt sich Lisa Füllemann über Madonna. Die Allzweckwaffe aus dem Ressort «Leben» von Tamedia («Paco Rabanne gestorben, Forscher entdecken Planeten, Ästhetik-Trend Vanilla Girl») kritisiert nicht etwa die älter gewordene Pop-Ikone, sondern ihre Kritiker.

Denn Madonna ist, wie sollen wir’s formulieren, mit deutlich verändertem Gesicht, aber unveränderten Händen bei den Grammys in Los Angeles aufgetreten. Dass sie sich offensichtlich einer aufwendigen Gesichtsoperation unterzog, ist natürlich ihre Sache.

Das zu kommentieren, ist erlaubt, auch wenn’s bösartig wird («zur Unkenntlichkeit entstelltes Grusel-Gesicht»). Genauso kriegte es zum Beispiel auch der ehemalige Schönling Mickey Rourke ab, als er sich nach einem harten Lebensabschnitt unters Messer legte.

Aber nicht bei Madonna, keift Füllemann, hier sei es «gehässig und verurteilend». Es handle sich hier um «einen Bereich, der niemanden etwas angeht: der Körper von jemand anderem». Da muss die ehemalige Kollegin Aleksandra Hiltmann zusammenzucken; die lobhudelte auch schon mal über den im Photoshop gedehnten Körper von Angelina Joliebeinahe unwirkliche Schönheit»). Ob wenigstens das für Füllemann erlaubt wäre?

Zum anderen hat auch Isabell Strassheim die Feministin in sich entdeckt. Das ist einerseits eine gute Nachricht. Denn mit Wirtschaftsmeldungen ist sie im Bereich Ente unterwegs. «Bund wollte keine eigene Impfproduktion», trompetete sie heraus. Kurz darauf musste Tamedia zerknirscht «Korrektur» bekanntgeben, «neue Recherchen zeigen jedoch ..,», dass der Strassmann-Artikel eine breit watschelnde Ente war. Wenn man die körperliche Befindlichkeit eines Tiers noch so beschreiben darf.

Nun hat Strassheim aber eine neue Ente entdeckt: «Fotos von Wirtschaftschefinnen prangen nicht am Kiosk. Gezeigt werden fast immer mächtige Männer. Der Grund: Männer dominieren Geschichte und Medien.»

Ach ja, «it’s a man’s man’s world», wie wahr. Strassheim holt ziemlich weit aus: «Knochenfunde zeigen, dass Frauen in der Steinzeit ebenso auf die Jagd gegangen sind wie Männer und gegen wilde Tiere gekämpft haben. Aber in den Geschichtsbüchern steht das nicht.» Keine Ahnung, welche Geschichtsbücher, wenn überhaupt, Strassheim gelesen hat.

Von der Steinzeit in die männerdominierte Gegenwart: «Auf den Titelseiten des Magazins «Bilanz» zum Beispiel sind fast ausschliesslich Männer abgedruckt. Das Bild der Chefin prangt nicht am Kiosk.» Beispielsweise Magdalena Martullo Blocher, die schon mehrfach auf der «Bilanz» prangte, wird das gar nicht lustig finden, dass man ihr sogar das Frausein abspricht. Füllemann, übernehmen Sie!

Mit untauglichen Behauptungen will Strassheim die Ente fliegen lassen: «Solange Frauen nicht auch Einfluss bei der Geschichtsschreibung und in den Medien haben, wird sich am Bild der Frau kaum etwas ändern

Es wird ZACKBUM sicherlich wieder als männliche Unterdrückungsstrategie übelgenommen, wenn wir glucksend auf den Redaktionsschwanz des Artikels hinweisen: In einer früheren Version hiess es, Marie Curie habe die Röntgenstrahlung entdeckt. Sie untersuchte jedoch die Strahlung von Uranverbindungen.»

Curie, Röntgenstrahlung, vielleicht unter dem Pseudonym Röntgen? Pardon, aber wie blöd kann frau eigentlich sein?

Wumms: Aleksandra Hiltmann

Wie tief kann der Tagi noch sinken?

Aleksandra Hiltmann, seit dem von ihr mitinitiierten Frauenprotest bei Tamedia unkündbar, ist schockiert. Sie würdigt auf ihre verquere Weise einen Abgang: «Auf die Frage, ob sich Noch-Bundesrat Ueli Maurer eine Frau als Nachfolgerin wünscht, antwortete er an der Medienkonferenz zu seinem Rücktritt: Es sei ihm egal, ob Mann oder Frau, «solange es kein ‹es› ist, geht es ja noch»

Diesen kleinen Scherz findet Hiltmann – wie alle Fundamentalisten und Fanatiker völlig humorlos – überhaupt nicht lustig. Sie belehrt den «Noch-Bundesrat»: «Nonbinäre Personen sind stimmberechtigt – auch wenn sie sich auf offiziellen Dokumenten als weiblich oder männlich ausweisen müssen. Warum also äussert sich Ueli Maurer derart respektlos über queere Menschen?» Damit handelt sich Maurer einen scharfen Verweis ein: «es geht schlicht nicht an, sich so über queere Menschen zu äussern.»

Aber leider beschränkt sich diese Beschränktheit nicht auf den Bundesrat: «In der Schweiz ist das Verständnis von Diversität vielerorts beschränkt. Oft reicht es gerade mal bis zu den Frauen. Aber: Eine Person of Color im Bundesrat? Oder jemand, der in der Türkei geboren wurde? Heute für viele noch undenkbar. Genauso, wenn es um lesbische, schwule, trans oder nonbinäre Menschen im Bundesrat geht.»

Schliesslich reitet Hiltmann ihre Attacke zum bitteren Ende. Die Schweiz sei dann überhaupt noch nicht so weit «mit Diversity, wie wir das als wirklich demokratische Gesellschaft sein sollten».

Quod erat demonstrandum, würde Hiltmann sagen, wenn sie Latein könnte: «Das hat die Aussage von Noch-Bundesrat Ueli Maurer auf eine äusserst direkte, verletzende und respektlose Art bewiesen.»

Was beweist Hiltmann? Dass ihr die Repräsentanz sexueller Orientierungen, von Hautfarben oder ethnischen Zugehörigkeiten wichtiger ist als Kompetenz oder Qualifikation für das höchste Regierungsamt. Absurd, verquer und unsinnig. Sie beweist zudem, dass sie voller Rechthaberei nicht davor zurückschreckt, einen Regierenden in den Senkel zu stellen und ihm den Mund zu verbieten. Seine kleiner Scherz sei «schockierend», das gehe nicht an, der Bundesrat sei äusserst verletzend und respektlos.

Um die Dame vorsichtig in die Realität zurückzuführen: So ein Gewäffel gehört sich nicht, ist überheblich, respektlos, dumm, aber nicht verletzend. Hingegen sollte die Qualitätskontrolle bei Tamedia endlich mal aus den Zwangsferien zurückkehren, bevor sich der Medienkonzern noch weiter lächerlich macht.

Du nix verstan?

Kann man Feminist und Rassist sein? Aleksandra Hiltmann weiss Rat.

Es gibt anscheinend einen Sturm im Wasserglas. Denn die deutsche Autorin Sophie Passmann hat in einem Interview etwas gesagt. Wer in die Sektensprache des modernen Feminismus nicht eingeweiht ist, hat vielleicht etwas Mühe, den Satz zu verstehen: «Wenn Redaktionen im Namen des Antirassismus eine schwarze Frau zum vermeintlichen Sprachrohr von rassistischen Erfahrungen in Deutschland machen, führt das dazu, dass wieder nur ein Standard reproduziert wird: Wer spricht am lautesten, am funkiesten in ein Interview­mikrofon hinein

Item, das sei rassistisch, ein Shitstorm brandete über die Autorin, die sich beleidigt aus der Erregungsmaschine Twitter zurückzog. Hat niemand so richtig verstanden, aber nun will Tamedia-Autorin Aleksandra Hiltmann einordnen. Und ZACKBUM darf eine Fortsetzung zum Thema «Tagi-Leser sind Masochisten und zahlen dafür, dass sie gequält werden» schreiben.

Denn die Mit-Rädelsführerin der unbelegten Verleumdungen von 78 Tamedia-Frauen äussert nun Unverständliches über Unverständliches. Den diesen Shitstorm auslösenden Satz mag sie gar nicht zitieren, sie setzt offenbar voraus, dass der jedem Tagi-Leser geläufig ist:

Soweit ZACKBUM Hiltmann verstanden hat, findet sie es wichtig und richtig, dass Passmann für diese Aussage, die eigentlich keiner versteht, kritisiert wird. Denn: «Unkonstruktive Kommentare bedeuten nicht, dass sämtliche Kommentare zu einem Thema unangebracht oder nichts wert sind.» Das mag wahr sein, nur: na und?

Bisher können selbst alte, weisse Männer vielleicht noch folgen. Ab hier wird’s dann schwierig: «Es geht darum, wie oft und wo People of Color, Women of Color, im Feminismus, in den Medien und in der Öffentlichkeit repräsentiert sind – oder eben nicht.» Hier wird’s dann unmöglich: «Es geht um Intersektionalität, also darum, dass es Menschen gibt, die verschiedenen Unterdrückungsmechanismen gleichzeitig ausgesetzt sind.»

Nun wird’s zur unverhohlenen und offenen Quälerei des Lesers (doch, da müsst Ihr durch; hier ist’s wenigstens gratis):

«Es geht also auch um weisse Privilegien, ebenso um weissen Feminismus. Also «einen Feminismus, der die Interessen weisser Frauen ins Zentrum stellt» und der «einer Gruppe zugutekommen soll, die in vielerlei Hinsicht privilegiert ist», das heisst oft auch Frauen, die keine Behinderungen haben und über genügend finanzielle Ressourcen verfügen, formulierte es die Autorin, Afrikawissenschaftlerin und Lehrbeauftragte Josephine Apraku neulich beim deutschen Radiosender Cosmo. Privilegiert aber vor allem auch deswegen, weil weisse Frauen zwar benachteiligt werden von patriarchalen Strukturen, nicht aber von rassistischen. Women of Color hingegen sowohl als auch.»

Weisse Frauen leiden unter dem Patriarchat, sind aber privilegiert und haben keine Behinderungen. Andersfarbige Frauen werden doppelt benachteiligt, behauptet Hiltmann. Das nennt man Schwarzweissdenken.

Aber im Ernst: wie kann es ein Publikumsmedium zulassen, das von seinen Konsumenten Geld einfordert, dass ein solches Sektengeschwätz ungefiltert Hunderttausenden Lesern serviert wird? Wo bleibt da die vielgerühmte Qualitätskontrolle? Traut sich denn kein zurechnungsfähiger Blattmacher (m,w,d) mehr, solche Hirnrissigkeiten abzulehnen? Oder soll das ein Belastungstest sein, wie stark man das Publikum quälen kann, bis es schreiend das Weite sucht?

Wohin dieser Sektenwahnsinn führt, zeigt gerade ein absurdes Theater, dass der «Tages-Anzeiger» doch tatsächlich zur Frontmeldung macht:

Das Stürmchen im Wasserglas: In einer Alternativbeiz zu Bern genossen Alternative ein Alternativkonzert. Bis das in der Pause abgebrochen wurde. Ein Musiker unpässlich geworden? Stromrechnung nicht bezahlt? Kä Luscht? Nein, schlimmer. Ein paar Gäste hätten sich beschwert, dass es ihnen «unwohl» geworden sei. Zu viel geschluckt? Falsches geraucht? Nein, schlimmer. Ihnen sei unwohl, weil ihnen die «kulturelle Aneignung» einiger Mitglieder der Band übel aufgestossen sei. Die seien nämlich weiss, aber trügen Dreadlocks und spielten Reggae. Nun dürfen diese Stinklocken offenbar nur nicht-weisse Jamaikaner tragen. Oder so. Auf jeden Fall entschuldigten sich die Veranstalter und beklagen «Sensibilisierungslücken».

Nein; ZACKBUM hat keine verbotenen Substanzen inhaliert, so etwas kann man nicht halluzinieren oder erfinden. Aber damit ist der Wahnsinn ja noch nicht zu Ende. Nach Hiltmann serviert das Qualitätsmedium Tagi diesen Stuss seinen Lesern auf Seite eins. Denn diese Debatte habe nun auch die Schweiz erreicht. Nein, diese Debatte findet nur innerhalb kleinster Sektenzirkel von verpeilten Fanatikern statt.

Und wenn dem Tagi im Sommerloch wirklich keine Story mehr einfällt, hätten wir zumindest einen Alternativtitel für die Front zu bieten: «Käufer, verpisst euch und lest was Anständiges». Das wäre wenigstens ehrlich.

WUMMS: Priska Amstutz

Ein Jahr Protestbrief. Man liest halt ZACKBUM. Der Beweis.

Am 9. März wies ZACKBUM darauf hin, dass zwar der Tag der Frau in Tamedia gewürdigt wurde und Aleksandra Hiltmann Kollegen und Leser mit einem feminisitischen Interview quälte.

Am 6. März war ZACKBUM, das Zentralorgan des Feminismus, ganz alleine auf weiter Flur und bedauerte das tiefe Schweigen der 78 erregten Tamedia-Mitarbeiterinnen, die sich vor genau einem Jahr mit herzzerreissenden Wehklagen an die Geschäftsleitung und an Jolanda Spiess-Hegglin gewandt hatten.

Und siehe da, am 9. März  geruht die «Co-Chefredaktorin» Priska Amstutz, die «Leiterin einer internen Arbeitsgruppe», zu diesem Thema ein Interview zu geben. Das letzte Lebenszeichen von ihr war eine zusammen mit Oberchefredaktor Arthur Rutishauser unterzeichnete Entschuldigungsarie wegen eines verunglückten Artikels.

Nun aber, wie wogt der Kampf der Tamedia-Frauen gegen Sexismus, Diskriminierung, Demotivierung und üble Machosprüche weiter? Leider vernittelt Amstutz diese Informationen nicht dem Tamedia-Leser (dabei hätte sich ein Interview durch Hiltmann angeboten), sondern den Beobachtern von persoenlich.com.

Aber item, was ist passiert, was ergab die interne Untersuchung, welche der über 60 Beispiele übelsten Verhaltens konnten verifiziert werden, welche Konsequenzen hatte das für diese Machoschweine?

Wie steht es mit dem jüngsten Protestschreiben bezüglich der fristlosen Entlassung eines Jungredaktors? Alles interessante Fragen, nicht wahr? Leider gibt es keine einzige Antwort.

«Erleben immer wieder anspruchsvolle Phasen, interne Prozesse überprüft und wo nötig angepasst, Abklärung und Aufarbeitung, Brief sehr ernst genommen, wird nicht toleriert, vertiefte Kommunikation, Kulturdialog, viele Massnahmen umgesetzt.»

Das ist nicht mal heisse Luft. Das sind zu Worten geformte Buchstaben, die schlichtweg nichts, einfach gar nichts aussagen. Wurde ein einziger Vorwurf erhärtet? Einer? Bitte? «Zu Einzelfällen kann ich mich aus personalrechtlichen Gründen nicht äussern.»

Wir hätten da einen neuen Einzelfall. Die Literaturquälerin Nora Zukker über die Premiere der neuen «Kassensturz»-Moderatorin: «Die Anwältin der Mäuse». Ob diese Mausi-Verniedlichung den Respekt und den Kulturwandel verkörpert, von dem Amstutz salbadert?

 

Wumms: Aleksandra Hiltmann

Präsident Putin ist ja wie die Tamedia-Machos!

Das hat eine Konzernleitung davon, wenn sie präventiv einknickt und sich in den Staub wirft. Genau ein Jahr ist’s her, dass 78 erregte Tamedia-Mitarbeiterinnen sich über unerträgliche, sexistische, demotivierende Arbeitsbedingungen auf den Redaktionen beschwerten.

Salome Müller hat dann ihren kurzfristigen Ruhm für einen unheimlich schwachen Abgang genutzt, die zweite Rädelsführerin Aleksandra Hiltmann ist immer noch diesen Macho-Schweinen auf der Redaktion ausgeliefert.

Aber sie wehrt sich, leider auf Kosten des Lesers. «Putin stellt die Ukraine als eine Art Frau dar», so die Erkenntnis einer «Genderforscherin», interviewt von der Stichwortgeberin Hiltmann. Denn Putin habe ein «machoides Weltbild», betreibe «maskulinistische Aussenpolitik», schlimmer noch, «er sagte sinngemäss: «Ob du es magst oder nicht, meine Schönheit, du wirst alles ertragen müssen, was ich dir antue.» » Es ist einfach so:

«Von sexualisierter Gewalt sind in einem Krieg nicht nur, aber vor allem Frauen betroffen.»

Wo liegt Rettung? «Der feministische Frieden ist das pure Gegenteil von Aufrüsten.» Was immer das auch sein mag. Vielleicht war die gewalttätige Frauendemo am Samstag in Zürich ein Beispiel dafür. Aber wir stellen konsterniert fest: Zwischen dem Ukrainekrieg und den Zuständen auf den Redaktionen von Tamedia gibt es erschütternde Parallelen. Die Tapferkeit von Hiltmann, das täglich zu ertragen, fordert tiefe Bewunderung ab. Nur übertroffen von der Bewunderung für alle männlichen Tamedia-Mitarbeiter, die diese Frau und ihre Texte erdulden müssen.

 

 

 

 

Wumms: Aleksandra Hiltmann

Die Tamedia-Redaktorin versteht keinen Spass und massregelt streng.

Sie war mit Salome Müller die Rädelsführerin eines Protestbriefs, unterzeichnet von 78 über sexistische, demotivierende, unerträgliche Zustande bei Tamedia erregten Frauen.

War vor fast einem Jahr, war gespickt mit anonymen Beispielen von üblem männlichem Verhalten. Führte zu tiefer Zerknirschung in der Chefetage – und weiter nix. Kein einziger der Vorwürfe konnte bislang erhärtet werden.

Aber offensichtlich ist Hiltmann immer noch auf der Pirsch, männlich-sexistisches Verhalten zu denunzieren. Dabei ist ihr jede Kampfgenossin recht. Die «Komikerin» Patti Basler habe sich zu recht an einem Busengrapscherwitz gestossen und werde nun als humorlos kritsiert.

Da sieht Hiltmann das grosse Ganze:

«Finden Frauen einen Witz sexistisch, hören sie oft, sie seien humorlos. Das hat System – und das ist bedenklich.»

Wirklich bedenklich ist allerdings dies: genau diese «Komikerin» fand eine Verballhornung auf primitivster Ebene saukomisch: «Penissimo». Als sie dafür kritisiert wurde, keifte sie völlig humorlos: «Wer dies missversteht, handelt entweder ignorant oder bewusst hetzerisch. Schade, dass du als Journalist hier zynische Satire betreibst und ich als Satirikerin die Fakten erklären muss

Das ist sexistisch und humorlos. Aber von Basler.

Wirklich bedenklich ist, dass Hiltmann sich seit dem damaligen Medienerfolg nie mehr zum Thema Sexismus bei Tamedia geäussert hat.

Wirklich bedenklich ist, dass man sich bei Hiltmann nur an Nonsens-Artikel erinnert wie über die Gefahr, die von der Verwendung des Wortes Zigeunerschnitzel ausgeht (kein Witz). Dafür aber die «beinahe unwirkliche Schönheit der Angelina Jolie» wie ein Backfisch anhimmelt, anlässlich eines schwer behandelten Fotos, das eine Frau zeigt, bei der man Magersucht vermuten müsste, wenn man nicht wüsste, dass da ein Deep Fake hingekünstelt wurde.

Schon damals mussten wir sie streng rügen, dass sie eine Frau, pfuibäh, nach Äusserlichkeiten beurteilt:

«Statt auf die erschreckende Magerkeit (man schaue sich nur Arme und Beine an) hinzuweisen und Jugendliche vor Nachahmung und Bulimie zu warnen, statt eine Philippika gegen die unbelehrbare Modeindustrie mit ihren unerreichbaren Schlankmodels vom Stapel zu lassen: «unfassbar schön»

Das mag nun humorlos erscheinen, aber an Hiltmann finden wir überhaupt nichts komisch.

Zigeuner! Zigeunerschnitzel, Gefahr!

Wie sagt man richtig? Wenn das so einfach wäre. Nicht nur beim Gendern.

Selbst die Verwendung des Wortes «Fräulein» für eine Servicekraft, eine Servierende, eine Serviceangestellte gibt nicht so viel Ärger wie eine Bezeichnung für, nun ja, in der Schweiz lebende Menschen mit speziellem Migrationshintergrund und -wunsch.

Es geht um das Z-Wort. Also um das Wort an sich und um seine Ableitungen und Verwendungen. Jedes Mal, wenn darüber debattiert wird, findet sich mindestens einer, der sich diskriminiert und verletzt sieht:

Der «Comedian» Gianni Jovanovic, aus einer Roma-Familie stammend, macht auf seine persönliche und die Betroffenheit einer ganzen Ethnie aufmerksam: diese Sendung sei «einfach traumatisierend für die Menschen dieser Gruppe der Sinti und Roma und auch für mich persönlich sehr verletzend gewesen».

Z*** unterwegs.

Der WDR hatte es gewagt, ein paar alte, weisse Männer darüber sinnieren zu lassen, wie sie denn eigentlich mit der sprachlichen Korrektheit umgehen, welche Begriffe rassistisch sind und welche nicht. Das sorgte für grosses Hallo und gewaltige Aufregung natürlich auch im Blatt der korrekten Lebensart, dem «Tages-Anzeiger».

Glücklicherweise legen sich solche Aufregungen so schnell, wie sie sich aufblasen. Besonders putzig war es hier,  dass die Oberaufgeregten es im Beschwerdeartikel nicht einmal übers Herz brachten, dieses Unwort selbst in Zitaten auszuschreiben.

Das sah dann so aus: «bei Z******-Schnitzel habe ich doch nicht an Diskriminierung gedacht», zitieren sie entrüstet einen damaligen Talkshow-Teilnehmer. Aber der Mensch ist eben widersprüchlich, das gilt auch für die Autorin Aleksandra Hiltmann. Hier konnte sie das Z-Wort nicht einmal dem Leser zumuten, allerdings hatte sie ein paar Monate zuvor den Grossneffen des Gitarristen Django Reinhard interviewt. Und machte dessen Aussage – Achtung, empfindsame Gemüter müssen nun ganz tapfer sein – sogar zum Titel des Interviews:

«Zigeuner ist die richtige Bezeichnung für mich.»

«Ich führte ein Zigeunerleben», sagt Johnny Depp ohne rot zu werden.

Aber nun kommt es gleich knüppeldick. Denn Fahrende, Jenische, Sinti und Roma laden ein. Zu den, nochmal ist Tapferkeit gefordert, «Zigeunerkulturtagen». Schlimmer noch, die Veranstalter behaupten: «Es ist sehr schwierig, eine einfache, nicht-rassistische und nicht-aussschliessende Bezeichnung für diese verschiedenen Völkergruppen zu benützen. Die mitorganisierenden Jenischen und auch manche Roma und Sinti verwenden den Begriff «Zigeuner» durchaus mit Stolz und positivem Selbstverständnis.»

Hinzu kommt noch der Begriff «Fahrende», der auch so oder so gesehen werden kann: «Diese Diskussion wird zusätzlich erschwert, wenn von Fahrenden und Sesshaften gesprochen wird, weil die Mehrheit der Roma und Jenischen sesshaft ist und – gleichzeitig – die Nicht-Zigeuner als «Sesshafte» bezeichnet werden. Trotzdem spielt das «Fahren», (eine traditionelle, aber auch heute noch praktizierte mobile Lebensweise), immer noch eine wichtige Rolle im Selbstverständnis.»

Hingehen, statt drüber reden.

Organisiert wird der Event in Zusammenarbeit mit der Genossenschaft Fahrendes Zigeuner-Kulturzentrum. 1985 gegründet, «macht sie sich stark sowohl für die Lebensweise der Fahrenden als auch für die Anerkennung von Jenischen, Sinti und Roma in der Schweiz».

Gibt es Vorurteile gegen Zigeuner? Natürlich, so wie gegen Schwarze, Juden, Ausländer, Frauen, Kleinwüchsige, Bartträger oder weisse, alte Männer. Wie begegnet man denen am besten? Wenn man wie Hiltmann vom Redaktionspult aus abledert? Sich dabei in Widersprüche verwickelt und das Thema theoretisch abhandelt? Das ist die Methode Tagi. Einfallslos, wirkungslos, eher schädlich denn nützlich.

Scherenschleifen. Vorurteil oder Realität?

ZACKBUM empfiehlt hingegen: wenn’s die Zigeuner selbst sagen, darf man zu Zigeunern auch Zigeuner sagen. Wem’s beliebt, der darf auch Jenische, Sinti, Roma verwenden. Aber bitte jeweils für die richtigen Vertreter, denn ein Sinti findet es nicht so lustig, als Jenischer bezeichnet zu werden. Ist etwa so schlimm, wie zu einem Zürcher du Basler zu sagen. Oder umgekehrt.

Wichtiger als diese Wortklaubereien im Völlegefühl der politischen Korrektheit ist aber etwas ganz anderes. Wer sich wirklich für das Thema interessiert, sollte nächste Woche diese «Zigeunerkulturtage» besuchen. Könnte helfen, und ist erst noch gratis. Hiltmann, wir erwarten Ihren Bericht.

Hi, hi, Hiltmann

Violett gefärbte Brunnen, bewegte Frauen auf der Strasse. Es war wieder mal Frauenstreiktag. Da kann Aleksandra Hiltmann nicht stumm bleiben. Auch das noch.

Die eine Rädelsführerin des kleinen Frauenprotests bei Tamedia ist auf dem Absprung. Die Untersuchungsrichterin, Pardon, Ansprechpartnerin, Pardon, überhaupt nix mehr, also Claudia Blumer, ist ebenfalls auf dem Absprung. Bleibt noch Aleksandra Hiltmann.

Die aber blieb lange Zeit einfach stumm, reagierte auch auf Anfragen von ZACKBUM nicht. Aber wir ahnten es, dem Frauenstreiktag konnte sie nicht widerstehen. Den musste sie mit einer wahren Kommunikationslawine begleiten. Mit Beiträgen, so violett wie die eingefärbten Brunnen. Was die Brunnenmeister nicht so lustig finden. Aber das sind ja auch vorwiegend Männer.

Jein, meint Aleksandra Hiltmann.

Jede Offensive fängt mal klein an; die von Hiltmann sogar in Camouflage; «sind Sprachnachrichten wirklich cool?» Darüber balgt sie sich mit einem anderen Tamedia-Redaktor in der SoZ. Hiltmann ist contra, findet das also nicht cool. Warum, das erschliesst sich dem Leser allerdings nicht ganz. Macht nix, vielleicht ist der Text halt zu sehr in Frauensprache abgefasst.

Ein Bilderbuch über den Frauenstreik.

Aber das ist ja nur sozusagen der Startschuss. Nun hält Hiltmann in ihrem Lauf keiner auf. Eine Buchrezension «Sie wollen alles». Und wenn Hiltmann schon am Lesen ist: «Warum ich mir dieses Buch als Pflichtlektüre gewünscht hätte».

Pflichtlektüre für die Schule?

Was für ein Buch? «Der Roman «Helvetias Töchter» erzählt die Geschichten von acht Schweizer Frauen im Kampf um Gleichstellung. Er sollte auch an Schulen gelesen werden.» Aha, und das sollte nun den «Homo faber» von Max Frisch oder ein Stück von Friedrich Dürrenmatt verdrängen? Warum nicht, jedenfalls ist Hiltmann zwar begeistert, wahrt dennoch kritische Distanz. Zuerst die Begeisterung: «Die Vergangenheit zugänglich machen, um Antworten auf Fragen finden, die uns bis heute beschäftigen, legt sie im Nachwort ihre Überzeugung dar – und die teile ich.»

Dann die kritische Distanz:

«Ich hätte gerne eher über meine Rechte Bescheid gewusst. Welche ich habe, welche nicht, für welche gerade gekämpft wird. Und wie ich meine eigenen Forderungen artikuliere.» Das ist natürlich traurig, wenn eine Journalistin nach Belehrung verlangt, was gerade so läuft in der Frauenbewegung. Und wie sie selbst Forderungen formulieren soll. Kommt man ja nicht so einfach selber drauf; kann man (oder frau) helfen?

Ist das schon alles? Aber nein, Hiltmann setzt sich ja nicht nur für Frauenthemen ein; es gibt doch so vieles, was in dieser Welt im Argen liegt. Deshalb muss Hiltmann nicht nur über «smart kommunizieren» schreiben, auch über das Schicksal der Kichererbsen (nein, Scherz), auch über «Wie hat die Black lives matter»-Bewegung die Schweiz verändert?» Da will sie natürlich nicht als weisse Frau imperialistisch das Wort für eigentlich Betroffene ergreifen. Also stemmt sie mit weiteren Mitarbeitern die Riesenkiste, «sechs persönliche Bilanzen» zu transkribieren. Von Betroffenen und Pseudo-Betroffenen wie Sandro Brotz.

Nur die Kichererbsen sind Hiltmann entkommen.

Aber auch das lastet natürlich nicht aus, es fehlt das Belehrende, das Zurechtweisende. Kein Problem; der Leser bekommt Aufklärung: «Mit grossem S geschrieben, ist Schwarz eine politische Selbstbezeichnung, bezieht sich also nicht auf die Hautfarbe einer Person, sondern auf die geteilte Rassismuserfahrung. Es ist auch kein Adjektiv oder eine Art, vermeintlich biologische Merkmale zu benennen. Mit dem Begriff wird eine gesellschaftliche Position beschrieben, die von Rassismus betroffen ist; Schwarze Menschen sind demnach Menschen, die Rassismuserfahrungen machen.»

Das S als Fanal, Symbol, Zeichen. Wo bleibt die schreibende Schmachtlocke Binswanger?

Wenn das das S wüsste. Steht es stolz und gross am Anfang von Schwarz, dann leitet es nicht etwa eine Farbbezeichnung ein, wie Hinterwäldler, Rassisten und unsensible Unmenschen meinen könnten. Nein, diese «politische Selbstbezeichnung» beziehe sich auf «die geteilte Rassismuserfahrung».

Wir sind ja nur knapp der deutschen Sprache mächtig hier; daher bitten wir auch um Belehrung. Nur, damit wir das richtig verstehen. Schwarz, grosses S, weil so schreibt man halt am Satzanfang. Das ist dann eine politische Selbstbezeichnung? Auch, wenn der Satz so weitergeht: «Schwarz ist bei Beerdigungen gewünscht»? Oder «Schwarz muss der Kaffee sein»? Wie ist’s dann so: «Der Kaffee muss schwarz sein»? Dann ist’s keine Selbstbezeichnung von geteilter Rassismuserfahrung mehr? Kann Kaffee überhaupt eine solche Erfahrung, aber gut, das würde vielleicht zu weit führen.

Wie halten es weisse Menschen mit dem Schwarzen?

Dürfen eigentlich auch weisse Menschen Schwarz sagen? Also mit grossem S? «Ist es etwas anderes, wenn ich sage: «Ich ärgere mich Schwarz»? Oder muss der Weisse sagen: «Ich ärgere mich schwarz»? Und wie ist’s bei «Schwarz ärgere ich mich»? Wir bitten dringend um Aufklärung. Können eigentlich weisse, andersfarbige Menschen keine Rassismuserfahrung machen?

Oder doch? Und wenn ja, dürfen sie dann Schwarz sagen? Oder Weiss, Braun, Gelb? Ist schliesslich ein weisser (oder schwarzer) Mensch einer ohne Rassismuserfahrung? Oder ist er sich der einfach nicht bewusst? Ist schliesslich ein weisser Rassist ein Weisser Rassist? Oder aber, was ist denn, wenn die Rassismuserfahrung des Schwarzen darin besteht, dass er selbst Rassist ist? Ist er dann sozusagen ein Schwarz/schwarz-weisser Schwarzer?

Bitte, Hilfe, wir können doch nicht einfach so im Regen stehengelassen werden. Ach, und Palindrome (Nora Zukker, das sind, aber es ist zu heiss dafür), wie steht es mit dem wohl längsten? «Ein Neger mit Gazelle zagt im Regen nie». Kann man vorwärts und rückwärts lesen. Aber wenn man Neger mit Schwarz, Schwarzer oder auch nur vermeintliches biologisches Merkmal  ersetzt, dann ist das Palindrom kaputt. Heisst das, dass Palindrome auch rassistisch … Nein, stop, uns raucht der Kopf, es wird uns schwarz vor Augen.

 

Weltberühmt in Entenhausen

Ich kann nichts dafür: Warum muss Aleksandra Hiltmann über «Small Talk» schreiben?

Während ein (!) männlicher (!!) Journalist (!!!) über Sophie Scholl schreiben darf. Die nicht nur eine Frau war, sondern auch eine Widerstandskämpfer:In*. Und dieser Mann bezeichnet sie nicht mal so. Das muss einen weiteren Protestbrief zur Folge haben, wenn die erregten Sexismus-Gegnerinnen bei Tamedia noch etwas Ehre im Leib:In* haben.

Aber über Sex schreibt auch Hiltmann; genauer über Sex im Alter. Da gäbe es in England eine Kampagne, die der «weltbekannte Fashion-Fotograf Rankin» gestaltet habe: «Intimität in Hochglanz», sinniert Hiltmann nicht ganz präpositionssicher.

Auch sonst; der vielleicht früher mal in Entenhausen weltberühmte «Fashion-Fotograf» der sich seit 2009 ein Gnadenbrot bei der weltberühmten Fashion-Show «Germany’s Next Topmodel» verdient.

Oben wird’s auch nicht wirklich hochglänzender.

Ob das von Hiltmann als Illustration gewählte Bild von zwei älteren Homosexuellen, die sich küssen und ans faltige Gesäss fassen, Verständnis für Sex im Alter befördern mag, nun ja.

Wider die strickende Hausfrau. Oder so

Dass Hiltmann sicherlich auch eine Kämpferin gegen das Rollenklischee der alle handwerklichen Tugenden pflegenden Hausfrau ist, versteht sich von selbst. Dass Hiltmann vom neuen «Stricken» schwärmt, «Lismä» zur längst nicht mehr «Alte-Leute-Beschäftigung» erklärt, mag auch sein. Wieso ihr aber in der Haushaltsschule neben dem gesunden Kochen der Unterschied zwischen stricken und sticken nicht erklärt wurde, das fragt sich auch der männliche Leser.

Das ist erstens gestickt, nicht gestrickt. Zweitens potthässlich.

Auch die nächste Produktewerbung lässt mehr Fragen offen, als ein Männerbesäufnis mit Bier beantworten kann. Hier lobt sie den «Bierrucksack». Also das das Dranmechen eines Gestältlis an einen Bierharass. Immerhin fällt ihr noch selbst die Frage ein, wieso man stattdessen nicht einfach Bierdosen in einen Rucksack packt. Tja, weil dieser Beerbag sich dann noch in einen Klappstuhl verwandeln lasse.

Aber noch mehr Fragen hinterlässt das Beweisfoto:

Frau, Blondine, Alkohol: Wahnsinn?

Seit wann müssen Frauen Bierharasse schleppen? Wieso muss es eine Blondine von hinten sein? Dürfen denn Frauen überhaupt an einer Männerrunde zum ungestörten Biertrinken und unverantwortliche Sachen über Frauen sagen teilnehmen?

Nun noch «Frau und Technik»

Auch das nächste Produkt von Hiltmanns Gnaden wird von einem Foto begleitet, das man nur als latent frauenfeindlich bezeichnen kann.

Kann blind schreiben; kann nicht jeder.

Gut, die hier abgebildete Sekretärin, Pardon, Geschäftsführerin, ist dunkelhäutig, das ist soweit politisch korrekt. Macht’s aber eigentlich noch schlimmer. Denn – Frau und Technik – wieso um aller Stehpulte willen soll man denn unter einen vollständig ausgerüsteten Mac noch eine zweite Tastatur mit Maus stellen, auf der man dann offenbar nur 10-Finger-blind anwenden kann? Vielleicht ist da doch noch nicht alles ganz durchdacht.

Achtung, ein neues Leiden wurde gefunden

So, nun müssen alle Sensibelchen wegschauen. Ob männlich, weiblich, divers oder «ich kann mich nicht entscheiden». Denn Hiltmann regt an, darauf phobisch reagierende Zuseher mit einem über den Ort der Qual gelegten schwarzen Balken zu schützen. Zugegeben, es wird immer schwerer, noch neue Formen von Leiden zu entdecken; eigentlich alles schon im Einsatz. Aber gut, wer will, der kann:

Für Piecksphobiker: her mit dem Balken!

Dann noch gegen alte, weisse Männer mit Haaren

Am Schluss noch, wir noch lebenden weissen, alten Männer sind entsetzt über so viel Genderdiskriminierung, diese Reduktion aufs Äusserliche. Wäre das eine Politikerin gewesen, niemand hätte sich getraut, über ihre Frisur zu spotten. Nun ist es aber ein Mann, ein alter Mann. Nämlich Tony Blair, der Ex-Ex-Ex-Premierminister von England. Was hat der getan? Er hat ein interview über Schottland gegeben. Was wurde ihm angetan, und auch Hiltmann stimmt in den Chor der Kritiker ein:

Alle reden über seinen «Vokuhila»? Nein, Hiltmann, nein.

Leider: das ist kein Vokuhila, geschätzte Frau Hiltmann. Das ist einfach längeres, nach hinten gekämmtes Haar. Das hier ist ein Vokuhila:

Meist noch ergänzt mit dem Zuhälterbalken, wie man den kräftigen Oliba dazu nannte: zum vorne kurz, hinten lang kam verschärfend noch der mächtige Oberlippenbart dazu. Aber je nun, wer von Kultur keine Ahnung hat, von Gesellschaft auch nicht, nicht einmal von Sexismus oder Diskriminierung, wieso sollte die von irgend etwas eine Ahnung haben.

Auch auf die Gefahr hin, wieder als Frauenbasher verunglimpft zu werden: wieso um Gutenbergs willen, soll jemand freiwillig für solchen Mumpitz, nicht lustig, karrend geschrieben, gespickt mit Fehlern, etwas bezahlen?

  • Und wieso bezahlt Tamedia etwas für Hiltmann?

Ach, weil sie müssen, nach diesem Protestbrief. Mein Beileid.