Wumms: Pascal Hollenstein
Wer den als Begleiter hat, braucht keine Feinde mehr.
Es ist eine Karriere, bei der das Kommunikationsgenie Pascal Hollenstein bei jedem Versagen eine Stufe nach oben stolpert.
Furchtbar gerne wäre er Chefredaktor der «NZZamSonntag» geworden. Das sah man im Hause NZZ allerdings entschieden anders. Also entsorgte man ihn auf den Posten der publizistischen Leiter nach unten bei CH Media.
Und als der Wanner-Clan die von der NZZ in einem Joint Venture eingebrachten Titel ganz übernahm, war man an der Falkenstrasse froh, Hollenstein endgültig losgeworden zu sein.
Gegen aussen gab sich Hollenstein zunächst staatstragend, aber intern schnödete er zügellos über seine Leser und bezeichnete die «Luzerner Zeitung» und ihre Regionalausgaben von CH Media als «Abfallprodukt». Diese «alte Milchkuh» müsse man noch solange melken, bis die Leser ausgestorben seien. Und auf keinen Fall den Abopreis senken, obwohl der Inhalt immer dünner wird. Denn die Gewohnheitsleser würden klaglos zahlen. Und wenn sich das Produkt nicht mehr rentiert, dann sei es Zeit, diese Milchkuh zur Schlachtbank zu führen.
Seine Position missbrauchte Hollenstein als Sprachrohr für Jolanda Spiess-Hegglin, der er publizistisch unverbrüchlich die Treue hielt. Bis es im Januar 2022 plötzlich krachte: Abgang Hollenstein von einem Tag auf den anderen. Warum?
Vielleicht mochte das etwas damit zu tun haben, was später von der Journalistin Michèle Binswanger in den #hateleaks enthüllt wurde. Dass Hollenstein zum Klüngel um JSH gehörte, die dafür sorgen wollte, dass ein ihr unliebsames Buch gar nicht publiziert würde.
Dafür gab JSH die Stallorder aus: «Unser Ziel muss es sein, dass sie (Binswanger, Red.) auswandern kann.» Eine unappetitliche Umgebung, in der sich Hollenstein aufhielt.
Das machte nochmal Schlagzeilen, als er nach seinem zackigen Abgang bei CH Media wieder ein trockenes Plätzchen fand. In der Kommunikation des Bundes. Die nächste Stufe der Karriereleiter hochgestolpert: Kommunikationschef von Bundesrätin Karin Keller-Sutter.
Dort werkelte Hollenstein gut bezahlt zwei Jahre vor sich hin, bis es zum nächsten Belastungstest kam: der krachend gescheiterte Zoll-Deal mit den USA. Mit Präsident Trump.
Da hatte sich seine Chefin in den Vordergrund gedrängelt, als amtierende Bundespräsidentin. Sie habe irgendwie den Draht zu Trump gefunden, fabulierte sie. Und liess durchblicken, dass die Verhandlungen schon gut kämen, nicht zuletzt dank ihr. Kommt halt davon, wenn man sich von Hollenstein beraten lässt.
Bevor man in höchster Not zum Telefon greift und den US-Präsidenten anruft, gibt es in jeder Anfänger-Kommunikation eines: Varianten durchspielen. Trump lässt sich besänftigen? Wunderbar. Trump wird aggressiv und sauer? Wie reagieren? Wie den Selenskyj-Effekt vermeiden? Wording. Rollenspiel, nasty questions, Keywords, das Einmaleins halt. Aber doch nicht mit Hollenstein.
Der dürfte wichtigtuerisch zu Belehrung und Schulmeisterei geraten haben. So wie er sie in seinen Kommentaren betrieb, als er das noch durfte.
Sei nächster kommunikativer Geniestreich: als es dann eine schallende Ohrfeige setzte, ruderte KKS mit Höchstgeschwindigkeit zurück. Schliesslich habe nicht sie, sondern das Seco, das Staatssekretariat für Wirtschaft von Kollege Parmelin, die Verhandlungen geführt.
Eine Ausrede, vor der sie jeder Anfänger im Kommunikationsbereich unbedingt hätte abhalten sollen. Aber wer seinen eigenen Abgang bei CH Media mit dem launigen Satz kommentierte «Arbeit wird überschätzt», dem ist halt alles zuzutrauen. Nur keine sinnvolle Arbeit.







