Schlagwortarchiv für: Abgang

Zulauf fast allein zu Haus

Die Medienanwältin mit den vielen Auftritten antwortet für andere.

Es war einmal die Kanzlei Zulauf Partner. Die bestand aus RA Rena Zulauf selbst und ihren Partnern RA Manuel Bertschi und RA Ronald Kessler.

Neuerdings gibt es immer noch Zulauf Partner und neu die Kanzlei 4sightlegal, «Business and Media Law». Allerdings bestehen die Partner bei Zulauf nun aus einer MLaw und «juristischen Mitarbeiterin», dem MLaw Gregor Rauch und Andrea Ilgenstein, MLaw, «Substitutin» mit Berufserfahrung als «Legal Trainee bei Google Schweiz/Österreich». Allesamt nicht im Anwaltsregister eingetragen. Ausser Zulauf natürlich.

Hm.

Anlass, bei der neuen Kanzlei der ehemaligen Partner mit dem merkwürdigen Namen (4sight soll wohl Voraussicht heissen) nachzufragen, aus welchen Gründen denn Bertschi und Kessler das Weite gesucht haben.

Aber deren Voraussicht besteht darin, dass sie diese Anfrage an Zulauf zur Beantwortung weiterleiten. Und die antwortet dann mit der Allerweltsformel: «Die beruflichen Wege haben sich aufgrund unterschiedlicher strategischer Ausrichtung getrennt.» Wobei sie hinzufügt, dass das Verhältnis weiterhin «kollegial und ungetrübt» sei, «privat» sei man sich sogar «weiterhin freundschaftlich verbunden».

Aha, die unterschiedlichen Auffassungen über strategische Ausrichtungen. Wird gerne für alle Fälle der Trennung genommen. Friedlich, im Krach, freiwillig gegangen, gefeuert. Oder soll das bedeuten, dass die Partner die vielen Niederlagen ihrer Partnerin nicht mehr so lustig fanden?

Aber damit begibt sich ZACKBUM schon fast in die Todeszone, denn dank seiner kritischen Berichterstattung erfreut sich der Blog ihrer besonderen Aufmerksamkeit. Daher fügt sie ihrer Antwort drohend hinzu:

«Zivil- und strafrechtliche Schritte werden vorbehalten, sollten Sie einen fehlerhaften oder spekulativen Beitrag veröffentlichen.»

Mit schlotternden Knien hoffen wir, dass diese Meldung die vorbehaltenen strafrechtlichen Schritte nicht auslöst. Wobei allerdings die Medienanwältin doch ein vielleicht etwas eingeengtes Blickfeld hat, was Meinungs- und Medienfreiheit betrifft. Denn die Vermutung, dass die Allerweltsformel «unterschiedliche Auffassungen» für Krach stehen könnte, muss doch erlaubt bleiben.

Vor allem, da man sich zwar angeblich furchtbar freundschaftlich, aber ohne gemeinsames Statement trennte …

New year, good night

Was soll bei den Medien 2025 besser werden? Nichts. Schlechter? Alles.

Zunächst verweist ZACKBUM Leser, die unserer Ankündigung vertrauten, auf die gestrigen Artikel. Wir konnten uns eben doch nicht ganz beherrschen, wie ein weiser Kommentator schon am 20. Dezember vorhersah.

Also unbedingt nachlesen, es lohnt sich.

Es ist nicht persönlich gemeint, aber das neue Jahr begann mit einer Beförderung, in der sich alles Elend kristallisiert, das den modernen Mainstream-Journalismus immer ungeniessbarer macht. Dass der Gesinnungsschreiber, Schmierenjournalist und Diffamierer Andreas Tobler bei Tamedia Karriere macht – statt mehrfach abgemahnt und schliesslich entlassen zu werden –, das kann nur als Ansage der leitenden Nasen (und Näsinnen) verstanden werden:

Ihr verbleibenden Redaktoren, wollt Ihr nicht endlich aufgeben und Euch verpissen? Und Ihr verbleibenden zahlenden Leser, wollt Ihr nicht endlich das Portemonnaie geschlossen halten und Euch trollen?

Dann nämlich hätte Pietro Supino sein grosses Ziel erreicht: weg mit Ballast. Weg mit der Publizistik, die niemals mehr die Profitrate erreichen kann, die der gierige Coninx-Clan sich wünscht. Zuerst Exitus mit Sterbehilfe des Tamedia-Kopfsalats. Dann noch «20 Minuten» hinterher.

Typen wie Tobler können versuchen, bei der «Republik» unterzukommen; die WoZ, so ist zu hoffen, würde ihn nicht nehmen. Andere müssten versuchen, sich irgendwo im linken, staatssubventionierten NGO-Sumpf ein warmes Plätzchen zu suchen. Die Leitungsetage ohne Leistung müsste allerdings dem Vorbild von Kerstin Hasse nacheifern: offen für Neues. Sehr offen.

Einige verdiente Kämpfer könnten sich in die Frühfrühpensionierung flüchten, um endlich ihr Magengeschwür und Alkoholproblem auszukurieren, das sie sich beim Ertragen solch geballter Inkompetenz ganz oben zugelegt haben.

Die wenigen verbliebenen Journalisten, die noch einen graden Satz schreiben, ein Interview führen oder einen Sachverhalt recherchieren können, nun, für die wird es auch schwierig. Die «Weltwoche» ist nicht jedermanns Sache, die NZZ heuert auch nicht unbedingt ganze Crews an, alle leitenden Positionen – mit Ausnahme der NZZaS – sind kompetent besetzt. Die Zwangsgebührensender müssen sparen (und machen es vielleicht diesmal auch wirklich).

Also wohin? CH Media pflegt den Brauch, nach dem Rausschmeissen ist vor dem Rausschmeissen, und die Herrscher des Wanner-Clans bieten nicht gerade Gewähr, dass es dem Medienhaus in Zukunft nicht schlechter, sondern besser ginge. Und sonst? Bei Lebruments geht es ähnlich wie bei Wanners zu, Radio Lora ist auch nicht die Alternative. Sagt da einer Ringier? Sie Scherzkeks, Sie.

Abserbelnde oder vor sich hin keuchende Organe wie «bajour», «Hauptstadt», «Saiten»? Wer sinnlose Selbstausbeutung ohne Zukunft liebt, wohlan.

Was bleibt? Als nächster Journalist herausfinden, dass Corporate Communication oder Werbung etwas ganz anderes ist als Newstexte verfassen? Oder vielleicht, Beziehungen vorausgesetzt, in die sich weiter aufblähende Bundesverwaltung flüchten? Also den Pascal Hollenstein machen? Kann man versuchen.

Dazu ist auch nicht jeder geboren, aber eine Chance besteht noch: selber. Selbständig. Vertrauen auf das gute, alte kapitalistische Prinzip: ein gutes Angebot findet immer Nachfrage. Eine geldwerte Leistung wird immer bezahlt. Schon mal an substack gedacht? Oder ein eigenes Radio? Muss ja nicht UKW sein, funktioniert im Internet tadellos.

Ach, ZACKBUM? Gerne, wir nehmen immer Gastbeiträge. Unter zwei Voraussetzungen: gut und gratis.

Allerdings: dafür muss man den Finger aus einer dafür nicht vorgesehenen Körperöffnung nehmen. Und: dä Gschwinder isch dä Geschnäller. Wer Toblers Beförderung nicht als Menetekel sieht und sofort handelt, wird dann irgendwann abgewickelt. Und das ist nicht schön.

Oder wie der Ex-Tagi-Kulturjournalist Hans Jürg Zinsli mit feiner Anspielung auf einen tollen Film sagt: «good night and … good night». Besser kann man das nach einem Blick aufs neue Tagi-Impressum nicht formulieren.

Huber geht: na und?

Der Chef der zweitgrössten Bank der Schweiz nimmt überraschend den Hut.

Und was gibt es heute zu Mittag in der Mensa? So kann man die Reaktion der Mainstream-Medien auf diesen Knall beschreiben. Die hochkompetente Wirtschaftsredaktion von Tamedia schnipselt eine SDA-Meldung zusammen, erst viel später machen sich dann zwei Redaktoren ein paar Gedanken. Die NZZ frönt mal wieder ihrem Prinzip: wann was aktuell ist, bestimmen immer noch wir. Abtritt Huber? Bis am Spätnachmittag Sendepause.

Weil (fast) alle Medien die SDA-Meldung übernehmen, kommt die Beschreibung sehr dezent, staatstragend und neutral daher. Nach sechs Jahren sei Heinz Huber halt gegangen, er wolle nun mehr strategisch tätig sein und klettere deshalb nächstes Jahr auf den Stuhl des VR-Präsidenten der Graubündner Kantonalbank. Der ist freigeworden, weil sich der aktuelle Amtsinhaber zu sehr in die Arme des gescheiterten Wunderwuzzis René Benko schmiss.

Ist daran nichts Merkwürdiges? Bilanzsumme GBKB: knapp 34 Milliarden Franken, 42 Geschäftsstellen im Kanton. Bilanzsumme Raiffeisen schweizweit: über 300 Milliarden Franken. Das ist so, wie wenn ein Porsche-Fahrer, der Huber ist, auf einen Tretroller umsteigt.

Nur – wie meist – «Inside Paradeplatz» bringt es schon im Titel auf den Punkt: «Raiffeisen-CEO Huber flüchtet zur Bündner KB». Lukas Hässig drischt munter los: «Huber macht sich damit komplett unglaubwürdig. „Ein Rücktritt ist für mich kein Thema“, meinte er im August im Blick.»

Und bringt es in den logischen Zusammenhang, dass das grosse IT-Vorhaben von Raiffeisen, auf einer App alle Bankfunktionen aufs Handy zu bringen, krachend gescheitert ist und ein Loch in der Höhe von bis zu 500 Millionen Franken hinterlässt. Eine solche Riesenübung findet nicht ohne Kenntnis des CEO statt.

Der versuchte es noch vor zwei Monaten mit einem Bauernopfer, ein Mitglied der GL wurde abgesetzt. Aber angesichts des Riesenschlamassels im ganzen Bereich IT reichte das dann doch nicht, um seinen eigenen Kopf zu retten. Auch das bringt Hässig auf den Punkt:

«Der Mann, der seit seinem Start im 2019 eine ruhige Kugel zuoberst in der Bauernbank schob und dafür 2 Millionen im Jahr kriegte, entpuppt sich als grosse Fehlbesetzung.
Fast 10 Jahre nach Vincenz erlebt die Raiffeisen-Gruppe ihr nächstes Waterloo. Diesmal geht es nicht um kriminelle Vorwürfe, sondern um gigantisch viel Geld.»

Interessant dabei ist: trotz möglichem Fehlverhalten (es gilt, kicher, weiterhin die Unschuldsvermutung) hat Pierin Vincenz die ehemalige Bauernbank fit gemacht und zur Nummer eins im Schweizer Hypothekarmarkt. Als Dank dafür kann er sich nun seit Jahren mit einer unfähigen Zürcher Staatsanwaltschaft herumschlagen, während die Bank ihn wie eine heisse Kartoffel fallenliess.

Wetten, dass Huber keinerlei persönliche Konsequenzen aus dem Desaster zu befürchten hat, das er hinterlässt? Multimillionen verlochen, ohne dass absehbar wäre, wann Raiffeisen mit einer App ins 21. Jahrhundert eintritt, gegen alle Warnungen an einem Produkt basteln, das nie funktionierte – na und? Shit happens, und schönen Aufenthalt im Abklingbecken in den Bündner Bergen, wo man flott Porsche fahren, wandern und skifahren kann.

Die Raiffeisen in ungeahnte Höhen heben? Na und, obwohl ein inkompetenter VR-Präsident alle Spesenabrechnungen abzeichnete, wird eine angebliche ungetreue Geschäftsbesorgung hinkonstruiert, um eine überlange U-Haft zu rechtfertigen.

Das ist weiterhin die grösste Schweinerei der Schweizer Bankenplatzes: einer der ganz wenigen Erfolgreichen wird albgewatscht und kommt in den Knast. Alle Unfähigen, die Milliarden verlochten, Banken fast oder ganz gegen die Wand fuhren und fahren – die können ihre unverdienten Millionen skrupellos geniessen und sind völlig haftungsfrei. Was für eine verkehrte, perverse Welt.

Wumms: Thomas Weyres

So geht modernes Medienmanagement bei Tamedia.

Die Ankündigungen sind immer grandios. Im Januar 2024 verkündete das ungeliebte Stiefkind von TX: «Tamedia engagiert Thomas Weyres als Design Director.»

Dann das übliche Bullshit-Bingo-Blabla: «Tamedia-Titel stärken … neuen Visual Desk leiten … Nutzerfreundlichkeit weiterentwickeln … strategische Prozesse zur Schärfung der visuellen Markenidentität …»

Und natürlich freuten sich alle wie Honigkuchenpferde. Thomas Weyres: «freue mich sehr». Regula Marti, CPO von Tamedia: «Es freut uns sehr …». Und schliesslich Raphaela Birrer, Chefredaktorin des «Tages-Anzeiger»: «Wir freuen uns …»

Aber nach der Vorfreude folgt meistens die Schadenfreude. Denn in den wenigen Monaten seines Wirkens richtete Weyres den Online-Auftritt von Tamedia dermassen zu und hin, dass die Leser im Chor aufjaulten. Bild rechts, Text links, drunter viel Weissraum. Den entscheidenden Platz ganz oben auf der Homepage verschenkt. Rubriken-Wirrwar. Aufdringliche Werbung. Merkwürdige, grau umrahmte Themenboxen. Sich wiederholende Artikel in verschiedenen Rubriken. Manchmal fehlen nicht unwichtige Gefässe wie Wirtschaft. Gut, «Kultur» hat beim Tagi nicht mal mehr die Funktion eines Feigenblatts; hier besteht gigantisches Sparpotenzial bei der Payroll.

Ach, und der neue Visual Desk blieb eine Fata Morgana, die niemand jemals gesehen hat; war halt auch nur so eine Idee von überforderten Managern, die mit hohlem Wortgeklingel intellektuelle Leere ausfüllen möchten.

So, und nachdem Weyres sich etwas ausgetobt hatte, zog er selbst die Reissleine und verduftete schon wieder. In gepflegtem Englisch, das ist man sich als AD (oder schlichtweg «Designer», wie er sich nennt) doch schuldig, verkündete er gerade seinen Abflug:

«Good bye Zurich.» Nachdem er ständig zwischen Berlin und Zürich gependelt sei, habe er «aus persönlichen Gründen» beschlossen, seine Position als Design Director aufzugeben. Vielleicht, weil auf der Redaktion so wenig Leute Englisch beherrschen.

Das nennt man mal einen unheimlich schwachen Abgang. Rund 9 Monate am Gerät, ein Redesign in den Sand gesetzt, sonst nichts Auffälliges geleistet, sicherlich auf Spesen ständig nach Berlin und zurück geflogen (wenn das die Klimaschützer bei Tamedia gewusst hätten), und schon Schnauze voll.

Mikael Krogerus, der ansonsten zu Personellem verkniffen schweigt, wenn er mal Rückgrat zeigen sollte, salbadert als Kommentar: «Man sieht sich immer dreimal im Leben.» Den Vogel schiesst aber mal wieder Kerstin Hasse ab: «Es sind noch lang nicht all unsere Projekte verwirklicht. Und noch lang nicht alle Biere getrunken.» Die denkt auch immer nur ans eine …

Zum Totlachen ist auch die offizielle Reaktion von Tamedia. Schliesslich hat das Unternehmen – logo – einen «Newsroom», wo wichtige Medienmitteilungen platziert werden. Zum Beispiel «Erfolgreicher Start für Swiss Ad Impact». Das will der Journalist natürlich wissen. Aber unter dem Datum 13. November steht nur: «Offenes Rennen bei Autobahnausbau und Efas …», was ja nun auch nicht brennend interessiert. Der Design Director verpisst sich nach kurzer Zeit? Ach, lieber totschweigen.

Was das wieder gekostet hat, so neben allen dringend nötigen Sparmassnahmen. Eigentlich sollten die beiden Weiber, die seinen Zugang bejubelt haben, nun als Strafaufgabe seinen Abgang begründen müssen. Aber Lobhudeleien werden immer gerne raustrompetet, die lange Reihe des eigenen Versagens wird hingegen mit vornehmem Schweigen übergangen.

Hinzu kommt zumindest bei Birrer noch eine Allergie gegen Kritik. Denn dass die Chefredaktion höchstselbst ein Schreibverbot gegen ZACKBUM-Redaktor René Zeyer ausspricht, ist dermassen sackschwach, dass man sich nicht vorstellen mag, wie unterwürfig der Tonfall innerhalb der Redaktion sein muss. Dabei hat die Chefredaktion einen gewichtigen Abgang zu verzeichnen; dermassen erleichtert, könnte sie doch inzwischen souveräner mit Kritik umgehen.

Zum Beispiel mit dieser: was tut eigentlich ein Chief Product Officer so den ganzen Tag, wenn er nicht gerade einen Zugang bejubelt und einen Abgang verschweigt? Was tut eigentlich eine Chefredaktorin den ganzen Tag, wenn der Leser gegen ein verunglücktes neues Online-Design tobt? Einen verunglückten Kommentar im Nachhinein zu den US-Wahlen schreiben, das kann doch nicht abendfüllend sein.

Ein Bravo gebührt allerdings Weyres. Der hat sich völlig zu Recht gesagt: take the money and run. And fly.

Wumms: Kerstin Hasse

Wir sagen zum Abschied leise Servus.

Auf LinkedIn ist sie immer noch «Mitglied der Chefredaktion Tages-Anzeiger», dazu ein «Digital Leader» und ein «Sulzberger Fellow». Da durfte sie noch 21 Wochen die Columbia Journalism School in New York besuchen, um sich irgend einem furchtbar wichtigen strategischen Projekt zu widmen.

Vergeblich im Fall Hasse. Vor zwei Monaten war sie noch «ganz beflügelt von unserem wunderbaren Talk im Kaufleuten». Sie liess sich auch die Gelegenheit nicht entgehen, in ihrem Podcast «Die Tages-Anzeigerin» zum Thema Misogynie nachzuplappern, denn Feminismus ist ihre Lieblingsbeschäftigung.

Nun aber das: «In eigener Sache: Nach fast drei bereichernden Jahren habe ich mich entschieden, Tamedia zu verlassen.»

Traurig: «Ich blicke auf eine unglaublich spannende und intensive Zeit zurück. Eine Zeit, in der ich vor allem den «Tagi» mitgestaltet habe – eine Marke, die mir viel bedeutet und mich schon ein Leben lang begleitet.»

Natürlich geht es nun so weiter: «Jetzt ist es für mich an der Zeit, ein neues Kapitel aufzuschlagen. Ich bin gespannt, welche Möglichkeiten sich mir ausserhalb von Tamedia bieten.»

Näher an der Realität liegt wohl: im Rahmen des grossen Rausschmeissens und der Sparmassnahmen zwecks Steigerung der Qualität des Tagi und seines Kopfblattsalats wurde Hasse aus der Chefredaktion entfernt. Denn ihr «Digital Story Telling» führte nur dazu, dass der Online-Auftritt des Tagi – schon vor dem grauenhaften Redesign – ein Gerümpelturnier mit einer unübersehbaren Menge von Rubriken und Gefässen wurde, das die Leser in Scharen abschreckt und vertreibt.

Kein Indianer wusste eine sinnvolle Antwort auf die einfache Frage: was macht dieser Oberindianer eigentlich? So ausser Selfies im Lift oder beim Essen und Trinken.

Wie in solchen Fällen üblich, wurde sicherlich mit ihr diskutiert, ob es andere Einsatzmöglichkeiten innerhalb von Tamedia gäbe. Mit dem offensichtlichen Resultat: nein. Wenn sie ihren Abgang nun publik macht, bedeutet das ja auch, dass sie auch noch nirgendwo anders ein trockenes Plätzchen gefunden hat. «Einige Ideen sind schon in Planung», es darf gelacht werden. Denn wer – ausser der woken Tamedia – würde ihr ein solches Salär zahlen wollen …

Wie hoch das ist, wissen wir leider nicht, obwohl sie ja auch mal mutig forderte, dass alle Frauen im Kampf um Lohngerechtigkeit ihr Gehalt offenlegen sollten – nur sie selbst natürlich nicht.

Aber immerhin; das ist keine schlechte Nachricht für den Journalismus, und gute sind rar dieser Tage.

Das Ende mit Ansage

Feigheit zahlt sich nie aus, am wenigsten im Journalismus.

Zugegeben, dem Ende der «Ostschweiz» ging der Abgang von ZACKBUM-Redaktor René Zeyer voraus. Der deshalb selbstverständlich annimmt, dass dieses Ereignis der Todesstoss war.

Aber im Ernst. Es gab zwei Phasen der «Ostschweiz». Die erste war geprägt vom Tausendsassa Stefan Millius. Er gehörte zu den Gründern und hatte die gute Idee, ein lokal verankertes Online-Magazin als Alternative zum Einheitsbrei aus dem Hause CH Media anzubieten. Zudem war die Idee, eine Plattform für (fast) alle zu bieten, ein Jekami, das das Angebot bereichern sollte. So wurde eine grosse Autorenschar generiert und eine beachtliche Reichweite erzielt. Zudem gab es «Die Ostschweiz» auch noch als gepflegtes Print-Magazin.

Millius ist ein flotter Schreiber, der alleine einen ähnlichen Ausstoss entfaltete wie die Schnarchsäcke des St. Galler «Tagblatt» zusammen. Zudem zeichnet ihn etwas aus: er ist mutig. Als das «Tagblatt» auf leichten Druck des reichen Sherkati Clans eine Story über deren Imperium – notabene ohne den Autor zu informieren – einfach löschte, brachte sie «Die Ostschweiz» nochmal. Und natürlich passierte nichts.

Das Magazin wurde während der Pandemie schweizweit bekannt, weil hier auch kritische Stimmen zur offiziellen Corona-Politik staatlicher Stellen publiziert wurden. Das hätte der Anfang des Aufbaus eines kleinen Imperiums werden können. Aber dann übernahmen die Weichspüler, Bedenkenträger und Höseler das Zepter.  Corona wurde für beendet erklärt, diese USP mutwillig und leichtfertig verspielt. Millius verliess das windelweiche Magazin, Zeyer hielt es noch etwas länger aus.

Bis dann im September 2023 zum zweiten Mal ein Artikel von ihm – notabene ohne den Autor zu informieren – bei «Die Ostschweiz» gelöscht wurde. Man hatte den haltlosen Drohungen einer einschlägig bekannten Anwältin nachgegeben und war eingeknickt. Das Prozessrisiko, furchtbar, es habe schnell entschieden werden müssen.

Als Zeyer ultimativ das Wiederaufschalten des Artikels forderte, was dann nicht geschah, war diese Zusammenarbeit beendet. Der Artikel erschien dann nochmal auf ZACKBUM – natürlich passierte überhaupt nichts.

Ausser, dass der Weg nach unten immer steiler wurde. Denn mit seichtem Gesäusel hält man keine Leserschaft bei der Stange, kann man auch kein Geld generieren. Typisch zu diesem Auftreten ist die Ankündigung des Endes. Statt klarer Worte Geschwafel:

««Die Ostschweiz» nimmt Online-Plattform aus dem Markt. Die 2019 gegründete Ostschweizer Medien AG richtet sich neu aus. Die Newsplattform www.dieostschweiz.ch wird nicht mehr weitergeführt.»

Nimmt aus dem Markt, führt nicht mehr weiter, richtet sich neu aus? Stecker raus, in den Sand gesetzt, an der eigenen Unfähigkeit gescheitert. Was nebenbei mit den verbliebenen Mitarbeitern geschieht, das ist den aktuellen Besitzern dermassen schnurz, dass es nicht mal der Erwähnung wert ist.

Stattdessen:

«Die Onlineplattform www.dieostschweiz.ch wird im Verlauf des Monats September zurückgefahren und abgestellt

Diese Formulierung ist nicht ganz richtig. Sie wurde gegen die Wand gefahren. Nun will aber niemand mehr dafür verantwortlich sein. Wo sich vorher die beiden Redaktionsmitglieder und der stolze Verwaltungsrat zeigten, kommt nur noch:

Abschleichen durch die Hintertür, das passt ins Bild.

Wumms: Peter Burkhardt

Sag beim Abschied leise äxgüsi.

Als die «Weltwoche» als erste meldete, dass der Wirtschafts-Chef von Tamedia gekübelt wurde, herrschte rundherum finsteres Schweigen.

Niemand wollte der WeWo den Primeur gönnen. Erschwerend kam noch hinzu, dass die WeWo zuvor geschnödet hatte, dass eine tobende Artikelreihe gegen ein Tourismusprojekt des Tausendsassas Samih Sawiris am Urnersee möglicherweise persönliche Motive haben könnte, weil Burkhardt selbst in der Nähe ein Grundstück mit Uferanstoss besitzt.

Auch das wurde souverän von Tamedia ausgesessen, so nach der Devise: das ist unter unserem Niveau. Wo das allerdings genau liegt, ist schwer zu messen. «Die Chefredaktion und Peter Burkhardt sind übereingekommen, dass jetzt der richtige Zeitpunkt für einen Wechsel ist», vermeldet die Medienstelle des transparenten Konzerns kryptisch.

Was Ringier beim Abhalftern von Christian Dorer recht war, kann Tamedia nicht unrecht sein. Was mit Burkhardt zukünftig geschehe, da seien Gespräche am Laufen. So wie mit Dorer auch solche Gespräche geführt worden seien, obwohl es völlig klar war, dass Ladina Heimgartner niemals akzeptieren würde, dass ihr der erfolgreiche Oberchefredaktor weiter in der Sonne stünde.

Burkhardt hatte als Wirtschafts-Chef der «Sonntagszeitung» amtiert, bis er den Machtkampf bei der Zusammenlegung gewann und ab 2017 das fusionierte Wirtschaftsressort der Kopfsalatzeitungen und der SoZ übernahm.

Das führte er soweit rumpelfrei, ohne aber grosse Primeurs zu produzieren. Aber dafür ist ja auch Arthur Rutishauser zuständig. Auffällig ist zumindest, dass sich nach Rutishausers Herabstufung zum Wieder-SoZ-Chefredaktor nun Burkhardt – ganz sicher im gegenseitigen Einvernehmen – als Wirtschafts-Chef verabschiedet.

Wieso allerdings ausgerechnet «jetzt der richtige Zeitpunkt» sein soll, das Wirtschaftsressort zu köpfen? Offensichtlich kam dieser Zeitpunkt doch etwas schnell und überraschend, denn normalerweise wird bei solchen Verkündigungen gleich der Nachfolger vorgestellt. Was hier nicht geschah. Man habe ja noch bis Oktober ganz viel Zeit. Es darf gelacht werden.

Es könnte natürlich auch sein, dass Burkhardt von den ständigen Sparübungen die Schnauze voll hatte; schon andere Mitarbeiter in leitenden Funktionen sind ins Glied zurückgetreten, nicht alle unfreiwillig.

Obwohl Burkhardt nicht die grösste Kerze auf dem Kuchen der Wirtschaftsjournalisten war, ist sein Weggang sicherlich eine weitere Verarmung des Angebots von Tamedia. Dann gibt es halt noch mehr «Newsticker», Bauchnabelkommentare («Der kleingeistige Krieg der ESC-Gegner»), papierdünnes Sommergemurmel («Diese Läden hätten wir gerne wieder»), überflüssige Kochtipps («Nudelsalat muss nicht schlimm sein»), Blödrubriken wie «Ohne Sorgen in die Sommerferien», schlüpfrige Storys wie «Sie ist ihr eigener Sex-Toy-TÜV», plus übernommenes Überkommenes aus der «Süddeutschen Zeitung».

Für Burkhardt nicht, aber sonst ist es saukomisch, dass Medienkonzerne Abgänge in einer Art kommunizieren, bei der sie laut krähend auf den Hinterbeinen stünden, geschähe das in einem anderen Unternehmen.

Oder vielleicht ist des Rätsels Lösung einfach: wer bei Tamedia bleibt, hat trotz verzweifelter Bemühungen noch keinen anderen Job gefunden …

Wumms: Priska Amstutz

Auch so eine Art Karriere …

ZACKBUM hat den Arbeitsweg von Amstutz seit ihrem Aufstieg zur Co-Chefredaktorin des «Tages-Anzeigers» amüsiert begleitet.

Frausein reichte dafür aus, mit eher durchwachsenem Hintergrund in die Chefredaktion aufzusteigen. Ihre Buchpublikation wurde gebührend mit einem gnadenlos-kritischen Interview abgefeiert. Ansonsten kann man ihr Wirken als eher unauffällig bezeichnen.

Aber Frausein schützt dann doch nicht vor kleinen Rückschlägen. Kaum drei Jahre im Amt, kam schon das Aus. Ihr Kollege Stäuble, obwohl kleines Licht und Mann, erklomm nach dem Fall aus der Chefredaktion immerhin den Posten des Inlandchefs. Für Amstutz reichte es nur für «Innovationschefin» was immer das sein mag. Aber auf jeden Fall Chefin.

Nun möchte sie aber «der Frage mehr Raum geben, wie sie die nächste Phase ihres Berufslebens» gestalte, verrät sie persönlich.com. Oder mit anderen Worten: sie geht schon wieder. Was lässt sie zurück? «In meiner neuen Rolle als Chefin redaktionelle Innovation konnte ich vor Kurzem das erste Projekt auf den Weg bringen, das stark an meine Erfahrungen beim Tages-Anzeiger anknüpft

Das hört sich ungefähr so konkret an wie das «Klimalabor» der «Republik». Nur hat Amstutz etwas weniger gekostet. Vielleicht geht sie ja zurück zu ihren Wurzeln als Chefredaktorin des Kundenmagazins von Kuoni, zur «Annabelle», zu «Bolero» oder «Style».

Aber ihre Tätigkeit als Co-Chefredaktorin und vor allem als Innovationschefin wird unvergesslich bleiben. Wir erinnern uns besonders gerne an, ähm, also an, grübel, verflixt, da nehmen wir doch den Telefonjoker.

Auf jeden Fall wünschen wir ihr alles Gute auf dem weiteren Lebensweg und hoffen ein wenig, dass der aus dem Journalismus hinausführt …

Ach, Vik!

Ein ganz Grosser hört auf.

«Gerichtsreporter sollen über das, was vor, am und nach dem Prozess passiert, berichten. Damit die Leserinnen und Leser wissen, dass es Gerechtigkeit gibt. Gerechtigkeit für die Opfer – denn die Täter bekommen meistens ihre verdiente Strafe. Aber auch Gerechtigkeit für die Täter, denen an einem Prozess gezeigt wird, dass es in einem Rechtsstaat Konsequenzen gibt, davor aber ein fairer Prozess stattfindet.»

Da ist alles drin, was Viktor (Vik) Dammann ausmacht. Als Mensch und als Gerichtsreporter. Er spricht und schreibt unprätentiös, weil er es nicht nötig hat. Er ist gegen alle Versuchungen gefeit, weil er sein Handwerk wie kein Zweiter beherrscht. Er hat – trotz seiner souveränen Schreibe der überlegenen Distanz – nie das Wichtigste verloren, was einen guten Gerichtsberichterstatter ausmacht: Empathie.

Er wusste immer, wo sein Platz ist. Nicht hinter dem Richterpult mit billigen Verurteilungen. Sondern im Publikum. Er wollte immer das, was auch den wohl grössten Gerichtsreporter des 20. Jahrhunderts ausmachte. Wie Gerhard Mauz wollte Vik sich selbst und seine Leser tief in die Abgründe von Verbrechen hineinführen. Er wollte verstehen, verständlich machen, erklären. Ohne die Taten zu billigen, aber auch ohne billige Urteile abzugeben.

Wenn die Lobesworte fehlen, spricht man schnell von einer Legende. Das war Vik nie, dazu wurde er nie. Denn es ging ihm nie um sich, sondern um die Sache. Mehr als 1000 Prozesse hat er in den 40 Jahren seiner Karriere verfolgt. Die sind nicht spurlos an ihm vorbeigegangen, aber er hatte immer genügend Distanz, dass er weder am Guten im Menschen verzweifelte, noch den Leser mit tiefschürfenden Gedanken über das Böse belästigte.

Vik als Reporter war in erster Linie eines: ungeheuer fleissig und hartnäckig. Er gab sich nie mit der Oberfläche oder dem Schein zufrieden, er fragte nach, hakte nach, ging Spuren nach, arbeitete Widersprüche heraus, hatte ein detektivisches Gespür, wie es Polizei und Staatsanwaltschaft gut angestanden wäre.

Dann hat Vik noch eine weitere Eigenschaft, die ihn unersetzlich macht: er ist ein anständiger Mensch. Vertraulich hiess für ihn immer vertraulich, nie hat er eine Quelle missbraucht, nie hat er um der Sensation willen etwas verwendet, was er nicht verantworten konnte. So kamen im Lauf der Zeit zu seinen vielen, vielen Artikeln auch viel Ungesagtes, Nicht-Publiziertes hinzu. Auch die Strafverfolgungsbehörden wussten, dass man Vik vertrauen kann, dass er zwar wie ein Trüffelschwein (verzeih den Vergleich) der Story nachschnüffelt, aber niemals unlautere Methoden dabei verwendet.

Das führte einmal immerhin bis nach Strassburg, als das Schweizer Bundesgericht ihn verurteilt hatte, er habe sich der Anstiftung zur Amtsgeheimnisverletzung schuldig gemacht, weil er sich bei der Staatsanwaltschaft nach den Vorstrafen eines Täters erkundigt hatte – und Auskunft erhielt. Aber der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte gab Vik recht – das Bundesgericht revidierte sein Urteil.

Gerichtsberichterstattung muss neben allem anderen exakt, genau und juristisch unangreifbar sein. Dafür muss der Berichterstatter im Recht und in seiner Anwendung sattelfest sein. Bei Vik könnte mancher Anwalt, mancher Kriminalist, mancher Staatsanwalt noch was lernen.

Eigentlich hätte er schon längst in Pension gehen können. Aber es war nie sein Beruf, es war immer seine Berufung, deshalb hat er bis 73 weitergemacht. Nicht zuletzt wegen einer schweren Erkrankung hört er nun auf. Der «Blick» wird noch leerer ohne ihn. Er wird keinen Nachfolger finden.

Nicht nur, weil der «Blick» nicht mehr ist, wie er sein sollte. Sondern in erster Linie, weil Vik halt Vik ist. Einmalig, unverwechselbar, unersetzlich. Wer sich für sein Wirken interessiert, «Das Böse im Blick», 14 Kriminalgeschichten aus seiner langen Karriere, ist im Orell Füssli Verlag erschienen. Es ist ein weiteres Armutszeugnis für diesen Verlag, dass es zurzeit vergriffen ist und antiquarisch besorgt werden muss.

Nun wird es – aller Wahrscheinlichkeit nach – keine neuen Gerichtsreportagen von Vik mehr geben. Schon 2016, viel zu früh, verstarb Attila Szenogrady, der rasende Gerichtsreporter mit Hut, der unablässig und ameisenfleissig und tadellos eine Reportage nach der anderen ablieferte.

Nun bleiben noch Thomas Hasler von Tamedia und Tom Felber von der NZZ. Aufrechte Kämpfer, aber sie werden wohl nie aus dem grossen Schatten heraustreten können, den Vik wirft.

Alles Liebe und Gute auf Deinem weiteren Weg, viel Kraft und dass Du das Leben noch so lange wie möglich und in kräftigen Zügen geniessen magst, mein Lieber. Denn Du hast Dich nicht versauern und verbittern lassen, sondern die Liebe für die schönen Seiten des Lebens bewahrt, obwohl Du so viel Schreckliches gesehen hast.

Du bist ein feiner, anständiger, kompetenter Mensch, damit gehörst Du im Journalismus leider einer aussterbenden Rasse an.

Wumms: Oliver Fuchs, Katharina Hemmer

Es geht was bei der «Republik».

Christof Moser startete als Chefredaktor und gab dann plötzlich auf. Für ihn rückte Oliver Fuchs nach, dem man weder Führungs-, noch sonstige Fähigkeiten vorwerfen könnte. Nach einigen unangenehmen Erfahrungen als Kommentarschreiber unter Artikeln von René Zeyer wurde er eher schmallippig.

Im Februar hatte Fuchs ad Interim den Chefsessel erklettert; sein Vorgänger Moser amtet seither als «Stabsstelle Chefredaktion», was immer das sein mag. Offenbar brauchte es da noch mehr Stäbe, denn auch Constantin Seibt hat Platz in dieser Stabsstelle.

Trotz so viel Unterstützung gibt Fuchs nun seinen Posten hopplahop auf Ende Jahr auf. Und anschliessend, wahrscheinlich nach Einzug von Ferien und Überstunden, sagt er zur «Republik» leise tschüss. Wie heisst die lustige Formulierung dazu: «Und weil fast jede Position nach der Chefredaktion eine seltsame ist, verlässt er die Republik auf Ende Februar

Er hätte doch wie sein Vorgänger auch in den grossen Stab eintreten können, was offenbar nicht seltsam ist. Aber es wäre ja nicht die «Republik», wenn auch dieser Abgang nicht Fragen offenliesse. Wieso hat sich Fuchs holterdipolter «entschieden, diese Position nicht längerfristig einzunehmen»? Hat er entschieden oder wurde über ihn entschieden?

Wieso muss die «Republik» in haarscharf 18 Tagen einen neuen Chef suchen? Sollte man sich bei der Besetzung einer so wichtigen Position nicht ein Mü länger Zeit nehmen? Oder wird es wieder eine Interimslösung? Oder klettert Moser wieder auf den Stuhl? Oder Seibt? Oder gibt es andere Anwärter?

Es ist halt ein Stück aus dem Tollhaus «Republik». Niemand weiss nichts Genaues, das aber mit aller Entschiedenheit, Klarheit und Offenheit.

Während ein «ad Interim» endgültig geht, ist bei zwei anderen der Zusatz weggefallen. Katharina Hemmer und Amanda Strub waren ziemlich genau 100 Tage als Co-Geschäftsführerinnen im Amt, das sie nun definitiv besetzen. Auch sie, wie Fuchs, mussten von einem Tag auf den anderen das Amt ihrer Vorgängerin übernehmen, die sich ebenfalls holterdipolter entschieden hatte, die «Republik» zu verlassen.

Hemmer arbeitete sich schon eher unglücklich an einem kritischen Artikel von René Zeyer auf «Inside Paradeplatz» ab. Hoffentlich macht sie nun als bestallte Geschäftsführerin weniger Fehler.

«persoenlich.com» gaben die beiden das erste grosse Interview, weil sie wissen, dass sie dort höchstens mit Wattebäuschen beworfen werden. Mehr oder minder elegant wichen sie der einzig kritischen Frage aus. Dazu wird einleitend ein Aufschrei des abgetretenen Moser auf LinkedIn zitiert: «Achten Sie darauf, was hinter Ihrem Rücken in den strategischen Gremien passiert. (…) Es geht sehr schnell und Sie stehen plötzlich vor einer Ansammlung von Inkompetenz, Mobbing und Fehlentscheidungen, die Sie sabotieren.»

Auf diese Rempelei eines immer noch führenden Mitarbeiters antworten die beiden: «Ohne Christof Moser gäbe es die Republik nicht, er ist ein herausragender Journalist und er hat mit sehr viel Herzblut das alles hier aufgebaut. Wenn man sich dann Schritt für Schritt davon entfernt, ist das kein einfacher Prozess.»

Für diesen Schönsprech würde ihnen George Orwell väterlich übers Haupthaar streicheln. Und wie steht’s denn so mit der Entwicklung der «Republik»: «Wenn wir vor allem halten, zum gewissen Grad auch verwalten und den Status quo versuchen stabil zu behalten – was dann passiert ist, dass eben nicht so viel passiert, dass wir teilweise stagnieren, dass allenfalls diese Stagnation in ein leichtes Schmelzen auch in der Zahl der Verlegerinnen und Verleger übergeht.»

Für diesen Sprachsalat gäbe es dann aber eine Kopfnuss von Orwell, womit er sich sicherlich dem Vorwurf des körperlichen Übergriffs mit Langzeitfolgen aussetzen würde.

Die Intransparenz, mit der die «Republik» Stühlerücken und öffentliche Rüpeleien des ehemaligen Chefredaktors und weiterhin angestellten Mosers behandelt, sucht ihresgleichen. Wäre es nicht die «Republik», würde sie darüber sofort ein Skandal-Stück schreiben, mit mindestens 80’000 Anschlägen.