Izzy – der Zielgruppe entwachsen

Warum es nötig ist, dass junge Portale auch junge Angestellte haben.

Izzy, das Social-Media-Magazin, macht per Ende September dicht. Das 12-köpfige Team wird aufgelöst, schreibt Besitzerin Ringier in einer Mitteilung. Einzelne Entlassungen seien nicht ausgeschlossen. Ein neu formiertes Team gehe im Oktober mit einem frischen Konzept an den Start, so Ringier weiter. Und damit zum Kern des Portals und zum Kern «junger» Redaktionen.

Frisch bedeutet in der Ringier-Sprache jung. Inhalte für junge Menschen, bei Izzy zwischen 12 und 24, muss auch von jungen Menschen kommen. Denn irgendwann entwächst man der Zielgruppe und weiss nicht mehr, wie diese tickt. Dann kommt die Phase der Anbiederung beim Publikum, dann die Phase, dass das Publikum wegklickt. Bei Izzy ist das offensichtlich passiert. Nun heisst es: Belegschaft auswechseln.

Bekannt geworden ist Izzy durch Cedric Schild, den «Supercedi». Er machte nationale Schlagzeilen, als er im März 2019 den SVP-Kantonsratskandidaten Stefan Locher dazu anstiftete, Stimmzettel von anderen Leuten zu unterschreiben. («Machen Sie einen Chribel drunter»).

Immerhin. Ringier ist  konsequent, wenn der Konzern das Personal bei Izzy verjüngt. Andere Portale tun sich da schwerer. Watson.ch, angetreten, frischen Wind in die Nachrichtenflut im Netz zu bringen, kommt nicht mehr an bei den Jungen. Das Nachrichtenportal von den AZ-Medien schreibt tiefrote Zahlen, nicht erst seit Corona. «Watson» wird mit den Nutzern älter und bringt am liebsten «Weisch no»-Bilder aus den 1980er Jahren und Retro-Jugendsünden aus den 1990ern.  Plus reinkopierte Ewig-Lang-Texte aus der Aargauer Zeitung. Und natürlich die Chefsache-Videos. Darin kanzelt der Chef Maurice Thiriet seine (meist jüngeren) Mitarbeiter im Einzelabrieb ab. Das zeigt exemplarisch, dass Thiriet definitiv zu alt ist für dieses Portal. Einen Einblick, wie Thiriet an seinem anvisiertes Publikum vorbeiarbeitet, zeigen seine Antworten im Doppelpunkt-Interview mit Roger Schawinski. Hörenswert!

 

Sparzwang bei Tamedia

TX will um 70 Millionen abspecken.

«Mehr als die nächste Schlagzeile», mit diesem eher unverständlichen Spruch präsentiert sich Tamedia und behauptet, man gestalte «die Themen und Debatten des Landes mit».

Schliesslich habe man «das stärkste Redaktionsnetzwerk der Schweiz». Nun, da werden in den nächsten drei Jahren die Maschen noch weiter gedehnt als ohnehin schon. Nach viel Managerblabla kommt die Geschäftsleitung endlich auf den Punkt: «Die dafür nötigen Massnahmen sollen in den nächsten Monaten mit den betroffenen Bereichen und unter Einbezug der Sozialpartner erarbeitet werden.»

Mehr als die nächste Schlagzeile ist in diesem Fall der nächste Kahlschlag. Wenig Hoffnung für innovative Lösungen gibt der Präsident und Verleger Pietro Supino. Sein Konzern hat im ersten Halbjahr 2020 rund 110 Millionen Miese gemacht.

Abschreiber auf überbewerteten Segmenten

Bemerkenswert: 85 Millionen umfasst ein Abschreiber auf «Goodwill». Damit bezeichnen Konzerne den sogenannten immateriellen Wert von Zukäufen. Oder auf Deutsch: Wir haben was viel zu teuer gekauft und lassen nun die Luft raus.

Das hätte es auch bei dem Wortballon gebraucht, mit dem Supino das magere Ergebnis seiner Tätigkeit beschreibt. Natürlich startete die «neu aufgestellte TX Group gut» ins Jahr 2020. Aber dann, oh je, «überschattete» die Corona-Krise alles. Also «Herausforderungen», «Strukturwandel», «unerwartete Krisensituation».

Muss man also verzagen? Aber nein, «hervorragende Marktposition», «solide Bilanz», «profitieren von Opportunitäten», «gestärkt hervorgehen», und der Klassiker darf auch nicht fehlen: «Krise als Chance verstehen».

Dramatischer Einbruch

Das EBIT der Untergruppe Tamedia ist um schlappe 133 Prozent abgesackt. Statt Gewinn vor Steuern und Abschreibungen hat es einen Verlust reingehagelt. Selbst beim Goldesel «20Minuten» sind die Zahlen dunkelrot.

Richtig ist, dass auch TX Group, der aus einem einsamen T entstandenen neuen Struktur des Verlagshauses, nichts einfällt, wie den einbrechenden Inserateeinnahmen begegnet werden könnte. Wie das Kaninchen vor der Schlange starrt das Management auf die Big Boys im Internet, auf Google, Facebook und Co. Die räumen im einzigen Wachstumsmarkt, dem Online-Marketing, sagenhafte 90 Prozent der Einnahmen ab.

Die verbleibenden Krümel greifen die Schweizer Medien ab. Was fiel dem hochbezahlten und hochwichtigen Management bislang dazu ein? Genau, wolkige Sprüche, ernste Mienen und – sparen, sparen, sparen. Bis es quietscht und kracht.

Mehr Geld für weniger Angebot

Wenn sich der zahlende Leser fragt, wieso er steigende Preise für zum Skelett abgemagerte Angebote akzeptieren soll, dann erschallt das Loblied auf Qualitätsjournalismus, Service public und unabdingbar nötige vierte Gewalt im Staate.

Das erinnert fatal an die Durchhalteparolen für den deutschen Landser im Zweiten Weltkrieg, als sich die Niederlage wieder einmal abzeichnete: Vorwärts, Kameraden, wir ziehen uns zurück.

Es gibt wohl keine andere Branche in der jüngeren Geschichte, deren Management einem technologisch getriebenen Strukturwandel dermassen lange dermassen hilflos und tatenlos zuschaute.

Dezimierte Indianer

Aber während die Indianer über die Klinge springen müssen, die Leser die papierdünnen Lügen durchschauen, dass Zentralredaktionen und Zusammenlegungen ganzer Ressorts keine Verschlechterung des Angebots seien, sondern eine Verbesserung, lassen es sich die Häuptlinge gut ergehen.

Denn im sogenannten Overhead, also den Führungsetagen, wird nicht mal der Champagner rationiert. Damit das mit dem Nachschub auch klappt, krähen die Verleger nun immer lauter nach Staatshilfe, Steuergeldern, vornehmer Subventionen.

Gute Zeiten, schlechte Zeiten

In den Zeiten, als der Besitz einer Druckmaschine der Lizenz zum Gelddrucken gleichkam, verdiente sich der Coninx-Clan beim damaligen «Tages-Anzeiger» dick und dämlich. Stellenanzeiger, Wohnungsanzeiger, Konsuminserate, Autoimporteure, eine damalige Ausgabe wiegt problemlos eine ganze Woche Tagi in aktuellen Zeiten auf.

Weniger Angebot für mehr Geld, den Gürtel der anderen enger schnallen, sparen bis es quietscht, flehen nach Staatshilfe. Mehr fällt der Führungscrew von TX nicht ein. Das ist wirklich ärmlich.

Der Abschreiber

Was macht Andreas Tobler, Kulturredaktor ohne Kultur?

Tamedia hungert ihr Kulturressort aus. Kostet bloss, bringt nichts, geht bald mal auch ohne. Die «Weltwoche» baut derweil ihren Kulturteil aus und holt sich dafür den ehemaligen Chefredaktor des ehemals angesehenen NZZ-Folios.

Das ist natürlich für Andreas Tobler keine Erwähnung wert. Aus zwei Gründen: er will’s nicht loben, das käme bei Tamedia sicher nicht gut. Er will’s auch nicht kritisieren, denn wer weiss, ob er auch die nächste Sparrunde überlebt – und eine neue Stelle bräuchte.

Allerdings, obwohl er die nötige Flexibilität mitbringt, die heutzutage ein Redaktor auf dem Schleudersitz Kultur braucht: völlige Rückgratlosigkeit findet niemand wirklich toll.

Ohne Rückgrat, aber mit Feigheit

Besonders, wenn sie mit Feigheit gepaart ist. Vor Kurzem haben wir hier mal kurz den roten Faden beschrieben, der sich durch das Werk von Tobler zieht. Er beisst zu, aber er ist ein Angstbeisser. Wird er zum Dialog eingeladen, kneift er.

Wird er vorgeführt, und es gibt leider kein Gegenargument, keift er. «Kann bitte mal jemand nachschauen, ob es dem Mann gut geht», jammert er seiner Filterblase auf Twitter vor. Verzweifelt versucht er, eine Diskussion in Gang zu bringen, aber auf mehr als fünf Tweets bringt er es nicht. Wobei zwei weitere von ihm selbst sind.

Das ist nun ziemlich erbärmlich. Lässt sich das noch steigern? Aber sicher; er bekommt die persönliche Vorlage, vielleicht doch argumentativ etwas abzuliefern. Aber, alte Gewohnheit bei ihm, er kneift.

Abschreiben geht über studieren

Was macht Tobler eigentlich sonst so, um zu begründen, dass sein Gehalt nicht schlichtweg rausgeschmissenes Geld ist? Nun, er schreibt ab. Denn abschreiben ist immer einfacher als selber recherchieren. So wie ankläffen und dann den Schwanz einziehen einfacher ist, als sich einer Debatte zu stellen.

Also schreibt er die WOZ ab. Es geht um die Sammlung Bührle, die im Neubau des Kunsthauses Zürich zu sehen sein wird. Ein Thema mit Sprengkraft, denn Emil Bührle war bekanntlich Waffenhändler und verkaufte seine Produkte natürlich auch an Nazi-Deutschland.

Das ist nun alles seit Jahrzehnten bekannt und durchgeackert. Aber der Zürcher Stadtrat wollte mal wieder ein Zeichen setzen und bewilligte 180’000 Franken dafür, dass die Geschichte dieser Kunstsammlung nochmals aufgearbeitet werde.

Der Meister der Nacherzählung

Da hat die WOZ ein paar Eingriffe festgestellt, obwohl der Stadtrat versprochen hatte, dass es keine Einflussversuche geben werde. Die Veränderungen sind, mit Verlaub, nur mit viel Fantasie zu einem Skandal hochzuschreiben. Aber immerhin, Chapeau, die WOZ hat das recherchiert und alle Beteiligten um Stellungnahme gebeten.

Nun könnte Tobler einfach schreiben «lest die Story in der nächsten Ausgabe der WOZ». Das reicht aber nicht für 4700 Anschläge, also erzählt er die Story nach. Mehr Kunst kann man von einem Kunstredaktor ohne Kunst nicht erwarten.

Kann Tobler sonst noch etwas, ausser abschreiben, hinter vorgehaltener Hand keifen und jedem offenen Schlagabtausch aus dem Weg gehen? Oh ja. «Instagram löscht SVP-Video», verbellt er.

Hat er wenigstens hier selber eine Story ausgegraben? Leider nein, diesmal schreibt er «watson» ab. Und reichert seine Nacherzählung noch mit dem billigsten Zusatzstoff des modernen Magerjournalismus an: «Ein Experte gibt Antwort.» Worauf? Auf das Offensichtliche: Dass eine gesteuerte Denunzierkampagne Instagram dazu bewegte, das SVP-Video zu löschen. Das aber auf Facebook oder anderen Kanälen bei Instagram weiterhin zu sehen ist.

Also eigentlich eine Story, von der man früher, als es nicht um die Restenverwertung von jedem Furz ging, als zu Tode recherchiert abgehakt hätte. Heutzutage ist das aber dem Katzenvideo-Kanal «watson» eine Meldung wert. Und dem Tagi-Redaktor Tobler eine Abschrift.

Missglückte Retourkutsche

Wie versuchte er, eine Retourkutsche auf unsere Kritik zu landen? «Wenn er Texte schreibt, können wir wenigstens davon ausgehen, dass seine Vitalfunktionen intakt sind», holperte er auf Twitter. Leider können wir dieses Kompliment nicht zurückgeben. Aber vielleicht ist Tobler auch entschuldigt. Seit 2015 versucht er, an der Uni Bern zu promovieren. Als Dr. phil. I kann ich nur sagen: üben. Noch viel üben. Noch ganz viel üben.

Denn der Anspruch ist da: «Damit soll die geplante Dissertation einen Beitrag zur Ästhetik und Geschichte des Gegenwartstheaters leisten.» Wir können es wirklich kaum erwarten, welcher Plagiatsskandal sich da entwickeln wird.

Dachelles lebt weiter!

Das Aus von CNN Money Switzerland bedeutet auch einen herben Rückschlag in der Frauenbewegung.

Patrizia Laeri im Elend. Die hübsche Wirtschaftsfachfrau ist gescheitert, noch bevor sie zeigen konnte, was in ihr steckt. Am Montag hätte sie mit Dachelles an den Start gehen wollen. Die neue Sendung auf CNN Money Switzerland hätte endlich bewiesen, dass Wirtschaft auch sinnlich und erotisch sein kann. An alles haben Laeri und die beiden anderen hübschen Frauen, Tijen Onaran, und Maggie Childs, gedacht: «Sogar auf den gleichen Lippenstift konnten wir uns einigen», sagt Laeri traurig.

ZACKBUM.ch hat die drei Frauen im Traum getroffen. Lustlos sitzen sie auf den schwarzen Ledersofas. Onaran weint hemmungslos. Ihre Träume von einer attraktiven Wirtschaftssendung sind geplatzt. Einfach so. Bumm!

Laeri sagt mit brüchiger Stimme: «Dachelles hätte beweisen sollen, dass wir Frauen auch vor grossen Zahlen kein Angst haben.» Wie als Beweis erwähnt Childs eine enorm hohe Zahl: «Dreimillionensiebenundzwanzigtausendvierunddreissighundertzehn.» Onaran stolpert zur Küche und öffnet den Kühlschrank. Eigentlich wollten sie mit dem Champagner warten. Bis zum Montag, wenigstens. Onaran: «Dieser Champagner hätte Wirtschaftsgeschichte schreiben sollen.»
Laeri oder Childs pflichten ihr bei: «Champagner ist ein wichtiges Exportnettowachstum. In der Schweiz beträgt sein Allzeithoch an der Börse siebenundzwanzigprozentkommavier. Aber wem können wir das jetzt noch erklären?»

Onaran zieht ihre roten High Heels aus. Sie erklärt wie beiläufig den Zusammenhang zwischen Zalando und Martin Heidegger: «Keynes hat schon in den 1920er Jahren dafür apostrophiert, dass inneres Wachstum nur mit einer Stagflation einhergeht.» Onaran ist sich gewohnt, dass ihr Männer nicht folgen können. Die dreifache Wirtschaftsabsolventin hat ihren Master an der renommierten School of Economics gemacht und arbeitet aktuell an einer Blitzkarriere.

Laeri macht sich um ihre «Mädels» denn auch keine Sorgen. «Die haben so viele Follower, die finden schon etwas.» Auch um sie müsse man sich keine Sorgen machen, meint sie. «Notfalls gehe ich wieder zurück ins arschlangweilige Leutschenbach und moderiere vom Parkett.»

Man möchte die drei «Mädels» einmal herzhaft und fest drücken. Aber das geht natürlich nicht. «Life is stronger than everything. Live your dream, don’t dream your life.», sagen die drei hübschen Damen zum Abschied.

Schreiben mit der Klosettbürste

Tagi-Journalist Andreas Tobler ist Wiederholungstäter.

Die feine Klinge ist seine Sache nicht. Wenn Tobler in die Tasten haut, geht’s zu, als ob er mit einer Klosettbürste hantieren würde.

Ein dümmlicher Schlingensief-Imitator wollte im Theater am Neumarkt provozieren und entwarf ein Plakat mit dem Text: «Tötet Roger Köppel! Köppel Roger tötet!» Das druckte dann das Strassenmagazin «Surprise» ab, laut Selbsteinschätzung «journalistisch hochwertig».

Nachdem ihn fundamentalistische Wahnsinnige mit dem Tod bedroht hatten, weil er mutig Mohammed-Karikaturen nachdruckte, musste sich Roger Köppel zum zweiten Mal Sorgen um seine persönliche Sicherheit und die seiner Familie machen.

Viel Verständnis für einen Mordaufruf

Die Redaktion von «Surprise» zeigte sich damals einsichtig, die Publikation sei «ein Fehler» gewesen, der ihnen «Leid tut». Aber da hatten sich schon Linksausleger in Stellung gebracht, um den Mordaufruf umzudeuten: Es handle sich um den «Versuch, mittels eines künstlerischen Statements zum Nachdenken anzuregen», säuselte Sylvia Egli von Matt, sonst die Siegelbewahrerin von Sitte und Anstand im Journalismus.

Viel Feingefühl zeigte auch der Mitarbeiter Kultur beim «Tages-Anzeiger». «Dieser Mordaufruf», so Tobler damals, könne als Reaktion auf die Auftritte Köppels in deutschen Talkshows «verstanden werden», zudem stehe diese «Künstleraktion» in der Tradition Schlingensiefs, der auch wiederholt zum Mord an Helmut Kohl und Christoph Blocher aufgerufen habe. Es sei ja wirklich nur ein «Theatermord».

Man stelle sich vor, wie Tobler ins Hyperventilieren mit Schnappatmung geraten wäre, wenn in aller künstlerischen Freiheit ein solcher Mordaufruf gegen den damaligen Tagi-Chefredaktor Res Strehle ergangen wäre.

Nun reitet er gegen die «Cancel Culture»

Feige verzichtete Tobler damals darauf, sich auf Anfrage zu erklären. Nun reitet er wieder, diesmal gegen die sogenannte «Cancel Culture». Sie sei die Beschwörung eines «Phantasmas», wer davon rede, wolle sich endlich als Opfer präsentieren.

Dann zählt Tobler einige Beispiele aus Deutschland auf, wo sich Künstler darüber beschwerten, dass man sie wegen ihrer Gesinnung zensiert oder boykottiert habe. Das sei nun keineswegs so, urteilt Tobler, es hätten höchstens «viele Menschen ihre demokratischen Rechte wahrgenommen», indem sie im Netz den üblichen Hassmob bildeten.

Das würde Tobler sicherlich als Anschlag auf die Freiheit der Kunst beklagen, wenn die Betroffenen nicht eine in seinen Augen falsche Gesinnung hätten. So sei es völlig richtig, dass der Sänger Xavier Naidoo in München keinen Termin für ein Ersatzkonzert bekommen habe, nachdem das geplante Corona zum Opfer gefallen war.

Naidoo sei ein Antisemit

«Der Antisemitismus und die Homophobie eines Naidoo» seien »nichts, was geschützt ist, denn Hass ist keine Meinung». Meint Tobler hasserfüllt. In seiner Verblendung ist ihm offenbar entgangen, dass Naidoo in Deutschland gerichtlich untersagen liess, dass man ihn als Antisemiten anrempelt.

Denn der dunkelhäutige Naidoo engagiert sich seit vielen Jahren gegen Rassismus und jede Form von Diskriminierung. Muss er erwähnen, dass sein Sohn einen hebräischen Namen trägt und ihn auch sein – im Übrigen jüdischer – Konzertveranstalter gegen solche unqualifizierten Verleumdungen in Schutz nimmt?

Naidoo wird insbesondere vorgeworfen, er verbrüdere sich im Lied «Marionetten» populistisch mit deutschen Rechten. Obwohl man das diesem Text nicht entnehmen kann. Aber das alles ist Tobler in seinem blinden Hass egal, schliesslich treibe Naidoo «in Netzwerken wie Telegramm weiter sein Unwesen».

Gegen jeden Sinn, jede Logik

Während an der Meinung Toblers wohl die Welt genesen solle. Denn von «Cancel Culture» sprächen «rechtskonservative Publizisten gesetzteren Alters», weil im Netz deren «Machtanspruch in Sachen Meinungsbildung unterlaufen» würde.

In Wirklichkeit wird hier nur jeder Sinn, jede Logik unterlaufen. Denn in den Leitmedien herrscht bekanntlich nicht die Meinung konservativer, alter weisser Säcke vor. Sondern von dümmlichen Traumtänzern wie Tobler. Und im Netz wird kein Machtanspruch in Frage gestellt, weil es den gar nicht gibt. Und Shitstorms, üble Beschimpfungen unter dem Deckmantel der Anonymität zu einem Akt des zivilen Aufbegehrens umzuschreiben, das zeugt von pathologischem Realitätsverlust.

Mehr braucht es nicht zum Heuchler

Austeilen und sich dann feige vom Acker machen, das hat bei Tobler Methode. So rempelte er auch im «Tages-Anzeiger» Roger Schawinski anlässlich von dessen Buch über Narzissten an, warf ihm Plagiat und unsaubere Zitiermethoden vor, verwendete unautorisierte Zitate von Schawinski. Als der ihm daraufhin anbot, die Sache vor laufendem Mikrophon auszudiskutieren, kniff Tobler.

So wie er sich beim «Theatermord» nicht erklären wollte, so wie er es Roger Köppel nicht gönnt, als «brillanter Journalist» bezeichnet zu werden. Neid, Einseitigkeit und fehlende Standfestigkeit: mehr braucht es nicht zum Heuchler.

Ein Bruchpilot namens Rasch

So sieht das Ende aus; nicht einmal ein Abschied in Würde.

CNN Money Switzerland ist kaputt. Die Hintergründe.

Als ich mich kurz nach dem Start bei CNN Money Switzerland umschaute, herrschte die übliche, lustvolle, motivierte und mit viel Herzblut angereicherte Atmosphäre eines typischen Start-up.

Urs Gredig als Chefredaktor verbreitete gute Laune, was auch seinem Gemüt entspricht. Mit Martina Fuchs hatte sich der Sender eine Schweizer Anchorwoman geholt, die hierzulande gerade Furore machte; als vormalig einzige ausländische Moderatorin im chinesischen Staats-TV.

Eher ranziger Stimmung war schon damals der CEO Christophe Rasch. Besonders, wenn man ihn darauf ansprach, wie denn der Sender eine für Werbekunden interessante Reichweite bekommen könne. «Ich pumpe doch nicht meine Zahlen auf, indem ich nackte Frauen auf die Webseite stelle», fetzte er zurück.

Schwarze Zahlen nach einem Jahr

Offensichtlich meinte er, seine bisherigen Erfahrungen im Bereich elektronische Medien würden es ihm ermöglichen, Wunder zu vollbringen: «Wir glauben, dass wir im ersten Jahr Break-even erreichen können», tönte Rasch kurz nach dem Start.

Das sei eben ein Multichannel-Projekt, nicht einfach ein TV-Kanal, wer nicht sehe, dass so ein Sender gewaltiges Potenzial habe, verstehe halt nichts vom Geschäft. Seinem offensichtlich gut entwickelten Selbstbewusstsein tat es auch keinen Abbruch, als auch nach einem Jahr die Einschaltquote unterirdisch blieb, kaum jemand von der Existenz von CNN Money Switzerland wusste, und Break-even natürlich in weiter Ferne lag.

Nach zwei Jahren zogen sich dann Martina Fuchs und Urs Gredig zurück. Geräuschlos, ohne das übliche Absingen schmutziger Lieder. Wer den Eindruck bekommen könnte, dass es mit dem Sender langsam Richtung Absturz gehe, dem stellte Rasch ein neues TV-Studio in der Westschweiz und die Verpflichtung von Patrizia Laeri als neue Chefredaktorin entgegen.

Eher befremdliche Investoren

Unwirsch reagierte Rasch auch immer bei Nachfragen bezüglich seinen Investoren. Da wird’s ein Momentchen kompliziert. Am Anfang war der ehemalige Rothschild-Banker Julien Pitton als VR-Präsident an Bord der AG. Als Berater einer asiatischen Holding brachte er die Brüder Sikder aus Bangladesh dazu, in dieses Start-up zu investieren. Weiter an Bord ist der Wirtschaftsanwalt Christophe Wilhelm, mit dem Rasch über seine PR-Agentur Media Go verbunden ist.

Weiter im VR sitzt Sameer Ahmed, ebenfalls ein Geschäftsmann aus Bangla Desh, Gründer und CEO von RSA Capital. Die Firma verfügt über eine nett gestaltete Webseite, aber ihre E-Mail-Adresse ist ungültig, und Antworten tut sie auch nicht, wenn man sie auf anderen Wegen zu erreichen versucht.

Wilhelm taucht inzwischen im Organigramm im Handelsregister nicht mehr auf. Wie sich die Investoren aus Bangla Desh und Rasch das Aktienkapital von ausgewiesenen 133’500 Franken aufgeteilt haben, ist nicht bekannt, ebenso wenig Umsatz oder allenfalls Gewinn. Es ist allerdings offensichtlich, dass die Geschäftsleute aus Bangla Desh mehrfach Geld nachschossen, um die laufenden Kosten und die Expansionspläne von Rasch zu finanzieren.

Die wichtigsten Investoren auf der Flucht?

Laut lokalen Presseberichten ist es aber so, dass die Gebrüder Sikder schon im Mai ihr Land überstürzt verlassen haben und mit einem firmeneigenen Jet nach Thailand flüchteten. Ihnen wird vorgeworfen, sie hätten mehrere Bankmanager mit dem Tode bedroht, weil die sich geweigert haben sollen, eine Immobilie der Sikders weit oberhalb des Marktwerts zu beleihen.

Seither melden sich die Gebrüder gelegentlich aus dem Exil, worauf die Justizbehörden von Bangla Desh sehr unwirsch reagieren. Das alles hinderte Rasch dem Vernehmen nach nicht daran, mit seiner Lebensgefährtin, einer Schwester des Pictet-Bankers Boris Collardi, standesgemäss luxuriöse Sommerferien zu verbringen. Zur Verbitterung der Angestellten, die seit Anfang Juli auf ihre Gehälter warten, habe Rasch Fotos davon in seinen Facebook-Account gestellt. Sie sind inzwischen gelöscht.

Boris Collardi, der als Wunderknabe von Bär zur diskreten Privatbank Pictet als Teilhaber wechselte, ist inzwischen auch in eher stürmischen Gewässern. Während er sein neues Büro in den ehemaligen Räumen der verblichenen Bank Leu an der Bahnhofstrasse Zürich bezog, rümpfte die Bankenaufsicht öffentlich hörbar die Nase über schwere Mängel in der Bekämpfung von Geldwäscherei bei der Bank Bär – genau in den Jahren, in denen Collardi dort als CEO Neugeld wie Heu hereinschaufelte.

Schnell schrumpfte Rasch auf Normalgrösse

Also rundum gewittert es, und Rasch schrumpfte atemberaubend schnell von einem visionären Geschäftsmann zu einem Versager, der nun natürlich der Pandemie und den düsteren Zukunftsaussichten im Medienmarkt die Schuld an dem Ende von CNN Money gibt.

Deshalb habe er auch bei der Krisensitzung von letztem Sonntag für das Aus gestimmt, gibt er knapp bekannt. Der Ball liege nun beim Konkursrichter, der Sender stelle demnächst seinen Betrieb ein. Das hat er bereits, aber auch das muss der Aufmerksamkeit von Rasch entgangen sein.

In mehr als zweieinhalb Jahren ist es ihm, trotz zusätzlicher Finanzspritzen, weder gelungen, seinen Sender auf die Landkarte zu heben, noch Einkünfte zu generieren, die den satten Kosten von zwei hochprofessionellen Studios und 27 Mitarbeitern auch nur im entfernten auf Augenhöhe begegnen.

Mal wieder Millionen verröstet

Eine Burn-rate von einer runden Million Franken pro Monat wies Rasch damals als «viel zu hoch» zurück, aber die richtige Zahl wollte er nicht nennen. Wer sich im Business etwas auskennt, hält eine Million für Sendungen auf diesem Niveau für durchaus realistisch.

Nun müssen sich die Mitarbeiter, ausgerechnet in dieser Situation, neue Arbeitgeber suchen. Und sich eine Antwort auf die Frage überlegen, was sie eigentlich die letzten zweieinhalb Jahre gemacht haben. Rasch könnte das problemlos tun: Er hat sinnlos und viel zu lange sehr viel Geld verbrannt. Dass es so nicht funktionieren kann, war schon lange vor der Pandemie sonnenklar.

 

Siehe auch hier.

Kanditaten und Pipolare

Nein, der Titel gehört zu «gedruckt ist gedruckt».

Ein unverbesserlicher Trupp aus Besserwissern hat sich auf Facebook in einer Gruppe zusammengeschlossen, um sprachliche Unzulänglichkeiten aus Schweizer Medien zu sammeln. Das Ergebnis ist erschütternd.

Nein, ich werde den Link nicht veröffentlichen. Auch wenn es weder um rechtsradikale Bombenleger noch um verschwörungstheoretische Blindgänger geht: Wir möchten unter uns bleiben. Es ist eine zu kuschlige Ecke, um sie mit jedem zu teilen. Die Facebook-Gruppe, von der hier die Rede ist, ist «geschlossen», Aufnahmen erfolgen unter Empfehlung und Einladung. Man muss vorsichtig sein heutzutage. Aber wer sucht, der findet.

Entsetzen und Erstaunen

Was aber wird in diesem illustren Kreis besprochen? Recht profanes Zeugs. Nämlich Stilblüten, Fallfehler und andere Todsünden, die von Schweizer Medien ganz selbstverständlich präsentiert werden. Den Akkusativ haben wir schon längst beerdigt, der kommt nie wieder, der Genitiv ist quicklebendig, aber leider nur dort, wo er nicht zum Zug kommen sollte. Sie sind voll davon, die Zeitungszeilen. Und wir teilen die Fundstücke in unserer kleinen Gruppe und ergötzen uns in einer Art Mischung aus grenzenlosem Entsetzen und bewunderndem Erstaunen darüber, was den Leserinnen und Lesern serviert wird.

CH Media hat ja bekanntlich das Korrektorat schon länger in die Hände einiger Schnellbleiche-Germanisten aus Banja Luka übergeben. Aber auch dort, wo theoretisch noch Schweizer Qualität am Werk ist, entsteht gar Seltsames. Ich habe stets ein schlechtes Gewissen, wenn ich meine ältere Tochter (12) massregle für sehr offensichtliche Fehler in einem Diktat. Wie soll sie es denn besser wissen, wenn Leute, die vom Schreiben leben, in grandioser Nonchalance über jede Regel hinweggehen und Sätze bilden, die mindestens beim ersten Überfliegen schmerzen müssen?

Medien wollen ernst genommen werden

Da gibt es die «pipolare Störung». Die «vertrauliche Atmosphäre.» Irgendwo «sass sitzend» jemand im Gebüsch. Auch sehr hübsch: «Fahrzeug gerät in Vollbrand auf Autobahn» – und nicht etwa umgekehrt. Ein weiteres Highlight: «Zug rollt über betrunkenen 15-Jährigen – und überlebt.» Wir atmen auf, weil uns der Zug wirklich am Herzen liegt. Oder kannten Sie das Wort «Skelletieren»? Wie steht es mit den «Kanditaten»? Alles aktuelle Beispiele aus Medien, die für sich in Anspruch nehmen, ernst genommen zu werden. Wir versuchen es gerne. Es ist hart.

Wer einen Stuhl kauft, geht davon aus, dass das Ding danach felsenfest sitzt. Sprich: Die Beine sollten gleich lang sein. Mindestens. Wer eine Zeitung kauft, darf hingegen nicht sicher sein, dass die Essenz des Produkts lupenrein ist: die Sprache. Und nein, die oft bemühten Praktikanten von «20 Minuten» sind längst nicht die einzigen, die Sätze und Wendungen konstruieren, bei denen es jedem sprachbewussten Zeitgenossen den Atem verschlägt. Das Problem reicht viel weiter.

Vielleicht sollten wir einfach aufgeben

Aber vielleicht müssen wir uns an pipolare 15-Jährige gewöhnen, die unter Zügen liegen, die danach überleben und die damit zu Kanditaten für den Darwinpreis 2020 werden. Wer es akzeptiert, hat es leichter. Wir sollten die Sprache vielleicht einfach aufgeben. Und uns freuen, wenn ein Satz wirklich stimmt.

Von Stefan Millius. Er ist Chefredaktor von «Die Ostschweiz».

Packungsbeilage: Der ZACKBUM.ch-Redaktor René Zeyer publiziert in «Die Ostschweiz».

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Themenverwandter Artikel:

«Fehlermehldung»: WoZ-Artikel vom 2.7.2020 (Das professionelle Korrektorat fällt bei vielen Medienkonzernen mehr und mehr der Sparwut zum Opfer. Besonders eifrig geht dabei die TX Group vor).

Mauschelei in der Alpha-Beilage

Der Alpha-Stellenanzeiger wird immer dünner. Und schaltet jetzt einen redaktionellen Hilferuf via Hauptinserent.

Alpha, das ist diese Stellenbeilage für Chefpostenaspiranten. Sie erscheint jeweils am Wochenende im Tages-Anzeiger und in der Sonntagszeitung. Alpha gehört der TX Group (ehemals Tamedia-Gruppe). Ihr Markenzeichen: pinkbräunlich gefärbtes Papier – und immer weniger Seiten. Letztes Wochenende waren es noch vier Seiten. Davon als Aufmacher ein halbseitiges Interview. Doch dieses hatte es in sich. Befragt wurde nämlich der Geschäftsführer der Jörg Lienert AG. Diese Headhunter-Firma fällt darum auf, weil sie treu – man könnte es auch rückständig nennen – ihre Stelleninserate jeweils auch in eben dieser Alpha schaltet. Am 9. August waren es vier Inserate, schön auf einer Seite verteilt. Kostenpunkt: Mindestens 40000 Franken. Oder war der Preis vielleicht doch tiefer. Gab es gar einen Deal?Das wäre eine böse Unterstellung. Trotzdem: In besagtem «Artikel» werden dem Jörg-Lienert-Geschäftsführer von Stefan Krucker Fragen gestellt wie:

Herr Theiler, die gedruckten Stellenanzeiger werden immer dünner. Trotzdem inseriert Ihre Firma regelmässig in Tageszeitungen. Weshalb?

Dann folgt diese Anschlussfrage:

Was sind die Vorteile von Printinseraten?

Diese Frage geht auch noch:

Welche Personen erreichen Sie mit gedruckten Stelleninseraten?

Speziell ist, dass das Interview weder mit Publireportage, noch mit Advertorial oder Ähnlichem gekennzeichnet ist.

Übrigens: Die Kernaussagen von Herrn Theiler zu den Fragen lautet:

«Gute Erfahrungen machen wir bei der öffentlichen Hand, bei Nonprofit-Organisationen. (…). Unsere Kunden sind vorwiegend KMU’s.»

Sind das nicht oft jene Wirtschaftszweige, die Trends verschlafen, von Kartellen leben oder von Steuergeldern respektive Spenden? Alpha und Jörg Lienert AG soll’s recht sein.

Schlacht mit Herzblut

Der mediale Krieg an der Herzklinik Zürich.

Es tobt ein epischer Kampf am Unispital Zürich. Da müssen ganze Sumpfgebiete trocken gelegt werden. Zum Einsatz kommen auch alle Mittel und Tricks, die die moderne Bearbeitung der öffentlichen Meinung auf Lager hat.

Eine Analyse in drei Teilen.

Teil eins

Sehr selten werden in der Schweiz Auseinandersetzungen mit allen medialen Mitteln ausgetragen. Die Posse um den seines Amtes enthobenen Leiter der Herzklinik des Unispitals Zürich (USZ) sollte als Lehrstück dienen, wie man mit allen Tricks und Untergriffen arbeitet. Vorhang auf für den ersten Akt.

 

  1. Akt: Die Eröffnung der Kampfhandlungen

Den Erstschlag führten die Gegner von Prof. Francesco Maisano. Am 22. Mai titelte Tamedia: «Skandal um Zürcher Klinikchef» (Artikel hinter Bezahlschranke). Früher mal entstanden solche Enthüllungen durch mühsame Recherche, dem Zusammensetzen von Puzzleteilen, dem Abklappern von möglichen Quellen.

Modern wird angefüttert. Ein möglichst öffentlichkeitswirksames Organ bekommt das Angebot, dass man einen kleinen Giftschrank voll mit belastendem Material habe. Ob Interesse bestünde. Es bestand.

Also erfuhr die Öffentlichkeit, dass es bei der Tätigkeit des Leiters der Herzklinik diverse Ungereimtheiten gebe. Unter anderem die Verwendung eines sogenannten Cardiobandes bei Operationen, das eine Firma entwickelte, an der der Professor beteiligt sei. Dazu Lobesartikel in Fachzeitschriften, bei denen Komplikationen und die persönliche Interessenslage verschwiegen wurden.

Die Spitalleitung stellt sich hinter den Professor

Dicke Post. Der Leitung des Unispitals waren diese Vorwürfe offenbar schon im Dezember 2019 von einem Mitarbeiter der Herzklinik zur Kenntnis gebracht worden, einem Whistleblower. Nun rückte die Leitung damit heraus, dass es aufgrund dieser Informationen durch eine externe Anwaltskanzlei eine interne Untersuchung gegeben habe.

Die habe aber keinerlei Ergebnisse gezeitigt, die grundsätzlich am Professor zweifeln lassen würden. Die Spitalleitung stehe hinter «dem hervorragenden, international anerkannten Chirurgen», liess sie sich bei Tamedia zitieren.

 

  1. Akt: Die Heere beziehen Position

Die Schlacht war eröffnet, das Schlachtfeld überzog sich mit dem Nebel der Kampfhandlungen. Natürlich mussten andere Medien nachziehen, Politiker schoben sich ins Rampenlicht mit markigen Forderungen, Rücktritt, schonungslose Aufklärung. Das Übliche.

Die Medien legten nach, «Klinikdirektor führte Behörde in die Irre», nahm die «SonntagsZeitung» den Ball auf. Die Spitalleitung sah sich unter Druck und knickte ein. Verfahren eingeleitet, und nach nur drei Tagen: Maisano beurlaubt. «Klinikdirektor verlässt das Universitätsspital nach schweren Vorwürfen», titelte die NZZ, bezogen auf den Chef der Gynäkologie. Aber die Beurlaubung bedeutete nicht, dass Maisano nicht weiterhin sein Büro und die Infrastruktur der Klinik benutzte.

Spitalrat als Abklingbecken

Der Präsident des Spitalrats sah sich genötigt, ein Interview zu geben. Dazu muss man wissen, dass er wie die meisten Mitglieder dieses Aufsichtsorgans kein Mediziner ist. Der ehemalige Stadtrat und Reallehrer Martin Waser kam zu diesem Posten im üblichen Parteienschacher, wo man sich gegenseitig zugesteht, altgediente Parteisoldaten bis zur Pensionierung ein warmes Plätzchen in einem Abklingbecken zuzuhalten.

Wer rechnet denn schon damit, dass der Spitalrat eine echte Krise durchstehen muss. Schon recht früh legte der muntere Finanzblog «Inside Paradeplatz» mit einer Breitseite nach. Obwohl Medizin sonst nicht zu den Kernkompetenzen gehört, liess Lukas Hässig die nächste Granate explodieren; das Ganze sei eine riesige Vertuschungsaktion .

 

  1. Akt: Man geht zum Nahkampf Mann gegen Mann über

Zum ersten Mal kommen Namen zum Vorschein. Von Maisanos Helfern, von Firmenkonstrukten. Und natürlich von ValTech. Von Maisano mitgegründet, ist sie der Hersteller dieses Cardiobandes, dessen Loblied Maisano unermüdlich sang. Worauf ValTech von einem US-Riesen für 700 Millionen Dollar geschluckt wurde. Wobei sich der Kaufpreis offensichtlich auf diese Erfindung abstützte.

Ins öffentliche Sperrfeuer geraten, reagierte die Spitalleitung hysterisch – und entliess den Whistleblower. Nun war die Verwirrung perfekt. Ist der Professor Opfer einer Hetzjagd, betrieben von Tamedia? Ist er so gut wie weg vom Fenster an der Herzklinik? Oder doch nicht, schliesslich ist er nur beurlaubt, sein Kritiker aber gefeuert.

Die oberste Chefin greift ein

Die Kacke war, wie man so schön sagt, richtig am Dampfen, zumindest in Zürich verdrängte das Thema sogar die Berichte über die Pandemie auf Platz zwei. Also sah sich die oberste Chefin zum Eingreifen motiviert. Die Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli stellte unter Beweis, dass sie weiss, wann Handlungsbedarf besteht.

Sie kritisierte den Spitalrat scharf und kündigte an, ihn aufsichtsrechtlich zu einer umfassenden Abklärung zu zwingen. Guter erster Aufschlag. Keine Parteinahme, Rüffel an das Aufsichtsorgan, Aufklärung eingefordert, so macht man das.

 

Fortsetzung folgt am Samstagmorgen.

Kleine Farbenlehre

Die Kandidatin ist schwarz. Echt jetzt?

«Weiblich, schwarz, angriffslustig», so charakterisiert der politisch immer korrekte «Tages-Anzeiger» die Frau, die an der Seite von Joe Biden in den Wahlkampf ziehen wird.

«Eine schwarze Frau auf einem Präsidentschaftsticket gab’s noch nie», staunt CH Media. Die «erste farbige Vizepräsidentschaftskandidatin» sieht die NZZ. Eine «prominente dunkelhäutige Kandidatin», so beschreibt sie SRF. Eine «historische Wahl» jubiliert Keystone-SDA, «erstmals könnte eine schwarze Frau Vizepräsidentin werden.»

Auch der «Blick» blickt auf die «erste schwarze Frau», die Vizepräsidentin werden könnte. Wirklich wahr? Wir wollen ja nicht Gefahr laufen, als farbenblind zu gelten, aber einige Fragen müssen hier schon gestellt werden.

Definieren einer Person über äussere Merkmale

Zunächst: Würden die militanten Vertreter der politischen, feministischen und rassistischen Korrektheit auch schreiben, wenn Joe Biden als Vizepräsidentschaftskandidat aufgestellt worden wäre: «Männlich, weiss, senil?» Immerhin, «angriffslustig» ist wenigstens ein Adjektiv, das die Persönlichkeit von Kamala Harris beschreibt.

Aber haben wir nicht einmal im Kurs «Rassismus für Anfänger» gelernt, dass die Definition einer Person über äusserliche Merkmale, über ihre Hautfarbe, ihr Geschlecht unter ganz strengem Rassismusverdacht steht? Wir empfehlen der gesamten Rumpf-Zentralredaktion von Tamedia dringend, einen Sensibilisierungskurs zu besuchen.

Vorher möchten wir die verantwortlichen Redaktoren (weibliche sind syntaktisch immer mitgemeint) vor dem Glashaus an der Werdstrasse knien sehen, wärend sie mindestens hundert Mal skandieren: «Black lives matter».

Welche Farbe hat denn nun Harris?

Aber damit hat die Wirrnis der Farbenlehre im modernen Journalismus ja noch kein Ende gefunden. Ist Senatorin Harris nun schwarz, farbig, dunkelhäutig oder was? Und wenn ja oder nein, wie würde man dann die Hautfarbe von Donald Trump beschreiben?

Offenbar übernehmen unsensible Journalisten in der Schweiz ganz selbstverständlich eine typische US-Form der Rassenunterscheidung. Alle, die hier mit Farbadjektiven um sich werfen, sollten zwangsweise den Roman «The human stain» von Philip Roth lesen müssen.

Wie weiss ist weiss?

Keine Bange, gibt’s auch auf Deutsch, vielleicht auch als Hörbuch. Der menschliche Makel besteht hier darin, dass die Protagonisten des Romans, obwohl linksliberale Professoren und Denker, einen Makel ihrer Herkunft verbergen wollen. Und dieser Makel besteht darin, dass sie zwar wie Weisse aussehen, aber in ihrer Ahnengalerie auch dunkelhäutige Vorfahren haben.

In diesem Sinn ist in den USA jeder nicht unbedingt ein Schwarzer, Farbiger, Hispanic, Asiate oder was auch immer. Aber er ist auf jeden Fall kein Weisser. Und um den Unterschied deutlich zum Ausdruck zu bringen, ist Harris in dieser Weltsicht tatsächlich schwarz, dunkelhäutig, farbig. Eben Nicht-Weiss.

Ist das für die Amis von Bedeutung? Allerdings, das spielt dort eine gewaltige Rolle, vor allem, wenn man sich in der Oberschicht der White Anglo-Saxon Protestants bewegen will. Diese WASP führen ihren Stammbaum am liebsten direkt bis zur Mayflower zurück. Auf diesem Segelschiff wanderten die «Pilgerväter» aus Mittelengland ein, und daher darf es keinen Zweifel geben, dass deren Nachkommen ohne «human stain» zur Welt kamen.

Wann gäbe es einen Shitstorm?

Die spinnen, die Amis, das ist richtig. Aber wieso müssen die meisten Schweizer Journalisten diesen Blödsinn übernehmen? Wenn Harris vielleicht eine grüne oder blaue Hautfarbe hätte, könnte das einer Erwähnung wert sein. Wäre sie Albino schon eher nicht.

Ansonsten spielt wohl in der Berichterstattung über die Sitten in den USA ihre Hautfarbe eine Rolle. Aber doch sicher nicht als Qualifikationsmerkmal hierzulande.

Wem es in den Sinn käme, Harris als attraktiv, gar als sexy zu bezeichnen, dürfte sich auf einen Shitstorm gröberen Kalibers gefasst machen. Obwohl diese Beschreibungen wohl besser zutreffen als die Farbenlehre über ihre Haut.