Blöd-«Blick»

Zeit für Abkühlung, für eine kurze Fotoromanza.

Das vegane Boulevardblatt «Blick» (danke, Philipp Gut) hat die Dreadlocks-Skandalwelle weitgehend verschnarcht. Daraus hätte man in besseren Zeiten eine Kampagne gemolken, die das gesamte Sommerloch gefüllt hätte. Stattdessen melkt «Blick» aus dem Ewigthema noch die letzten Tropfen heraus, auch auf die Gefahr hin, sich der Schreckung der Bevölkerung (ein Straftatbestand) schuldig zu machen:

«Blick» will mit Drittem Weltkrieg erschrecken.

Immerhin bleibt noch Zeit und Platz für diese nicht-exklusive Nicht-Meldung:

Warum fragt «Blick» nicht: Könnte Putin daran schuld sein?

Aber endlich ist es wieder so weit; nach V1, V2, Düsenflugzeug und Riesenpanzer und einer ganz, ganz langen Pause führt Deutschland eine gute, alte Tradition weiter:

Wenn das Hitlers Kriegsverbrecher Wernher von Braun noch hätte erleben dürfen.

Und was machen die Schweizer? Natürlich das, was sie immer machen, diese gewissenlosen Kriegsgewinnler:

Pfui, schämt sich der Eidgenosse gar nicht?

Hinzu kommt ja noch, wie der «Spiegel» herausgefunden haben will, dass die «Schweizer Willkommenskultur» die Türen weit für Oligarchen, Kriegsverbrecher und andere zwielichtige russische Gestalten öffnet.

Aber nicht nur ein möglicher Weltkrieg droht, der uns alle vernichten könnte. Mit einer alten Tradition wollen auch die Eidgenossen ein Massaker anrichten:

Putin wäre das sicher egal.

Journalistischer Scheinriese

ZACKBUM gesteht: wir haben die welterschütternde Bedeutung von Dreadlocks unterschätzt.

Im Gegensatz zu vielen Mainstream-Medien ist sich ZACKBUM nicht zu schade, eine Fehleinschätzung einzuräumen und zu korrigieren. Wir meinten: dass in einer Berner Alternativbeiz vor einer Handvoll Zuhörer ein Alternativkonzert einer Alternativband in der Pause abgebrochen wird, habe eine ähnliche Bedeutung, wie wenn in China ein Sack Reis umfällt.

Aber weit gefehlt. Die «Südthüringer Zeitung» meldet: «Konzertabbruch wegen weisser Dreadlock-Träger». Natürlich verschwendet auch SRF Gebührengelder darauf: «Wenn Rastalocken und Reggae für eine Sturm der Entrüstung sorgen». Dazu alle Schweizer Medienkonzerne, also Tamedia, CH Media und Ringier, ebenfalls «Spiegel», Süddeutsche», »Focus» und FAZ, «stern» sowie «Bild».

Auch die Sprachschranke hat die schreckliche Nachricht über «kulturelle Aneignung» übersprungen, sie ist nach Holland und Schweden metastasiert. Wie eine Kommentarschreiberin auf ZACKBUM richtig vermutet, werden demnächst CNN, BBC, Al Jazeera und Sky News berichten. Wenn sich dann auch noch die chinesische «Morning Post», die russische «Pravda» oder das «Wall Street Journal» des Themas annehmen, kann man von einer Weltschlagzeile sprechen.

So viel Echo hatte die Band «Lauwarm» wohl noch nie, die Brasserie Lorraine darf sich über Gaffer und Touristen freuen, die den Schauplatz solch welterschütternder Ereignisse persönlich in Augenschein nehmen wollen.

Schon vor einiger Zeit hatte eine deutsche Künstlerin Auftrittverbot bei einer Veranstaltung von «Fridays for Future». Ihr Verbrechen: sie ist weiss – und trägt Rastas. Das geht nicht, da fühlen sich Sektenschwurbler plötzlich «unwohl», das zeugt von angeblich mangelnder Sensibilität. Das stünde in der Tradition des «Black facing». Das alles ist der brüllende Wahnsinn, aber legt auch Zeugnis davon ab, wie viel Verpeilte, Genderschwurbler, Diskriminierungssensibelchen, Bauchnabelbetrachter sich in den Massenmedien tummeln.

Wäre das nicht der Fall, müsste ihnen doch aufgehen, dass es sich hier keinesfalls um ein Ereignis handelt, das ein grosses Medienecho verdient hätte. Oder aber, jeder Schwarze, der mit heissem Kamm oder Wässerchen seine Naturkrause bändigt und glättet, ist auch der kulturellen Aneignung schuldig und müsste von der Bühne gebuht werden.

Wir sollten endlich aufhören, Kartoffeln zu essen, die gehören bolivianischen Bauern, denen sie von blutrünstigen Kolonisatoren entwendet wurden. Tee, vergiss es, der gehört Chinesen, und ohne Schlitzaugen darf der nicht getrunken werden. Genau wie Spaghetti, die keinesfalls von den Italienern erfunden wurden. Pizza? Etrusker und Griechen. Kaffee? Hört auf, die Äthiopier zu imitieren.

Und wer faule Tomaten aus Protest gegen kulturelle Aneignung auf die Bühne wirft, sollte gefälligst bei den Azteken und Mayas Abbitte leisten, denn die haben die Xictomatl erfunden und kultiviert.

Und haben wir schon von Baumwolle, Seide, Porzellan und vielen anderen Produkten des täglichen Lebens gesprochen?

Man könnte nun sagen: glücklich eine Gesellschaft, die keine grösseren Probleme hat. Aber obwohl das Zentralorgan des Gutmenschentums, Tamedia, dieses weltbewegende Ereignis gestern zur Aufmacherstory auf Seite eins machte: doch, wir haben grössere Probleme. Altersvorsorge, Energie, Welthandel, Ukrainekrieg, Konfrontation USA – China, 10-Millionen-Schweiz, es gibt da ein paar.

Oder müsste einen der dunkle Verdacht beschleichen, dass «panem et circensis», Brot und Spiele, schon seit den Zeiten der alten Römer ein gutes Konzept war, die Bevölkerung von bedeutenderen Bedrückungen abzulenken?

Das ist die eine Erklärung. Die andere: in den Massenmedien fehlt zunehmend jede Qualitätskontrolle, jedes Bemühen, Ereignisse nach Bedeutung einzuordnen. Sobald Triggerwörter wie Kulturimperialismus, Diskriminierung, Rassismus, Sexismus, Gendergerechtigkeit fallen, wird das Hirn ausgeschaltet und niemand traut sich, diesen sektiererischen Bannerträgern von brüllendem Wahnsinn zu widersprechen.

Da wundern sich diese Qualitätsmedien, dass sich das zahlende Publikum zunehmend fragt, warum es Geld dafür ausgeben soll, mit belanglosem, in der Lebenswirklichkeit der grossen Mehrheit völlig unbedeutendem Pipifax beschallt zu werden. Oder will jemand ernsthaft behaupten, dass das Tragen von Dreadlocks mehr als 0,01 Prozent aller Leser interessiert? Oder will jemand behaupten, dass die Frage, ob das auch Weisse tun dürfen, mehr als 0,001 Prozent beschäftigt?

 

CS: völlig losgelöst

Milliardenverlust, Chefwechsel, Aktie im Keller. Na und?

Eigentlich ist die Medienmitteilung nur so zu erklären, dass die Verfasser bereits dermassen abgebrüht sind, dass ihnen alles egal ist. Denn das Wunderwerk moderner Rabulistik hebt so an:

«Die Credit Suisse Group AG (Credit Suisse) hat heute die Ernennung von Ulrich Körner zum Group Chief Executive Officer ab 1. August 2022 bekannt gegeben. Er ersetzt Thomas Gottstein, der zurücktritt. Gleichzeitig hat die Bank angekündigt, dass sie eine umfassende strategische Überprüfung mit folgenden Zielen durchführt:»

Zunächst: «der zurücktritt»? Der zurückgetreten wurde. Der doch vor Kurzem das «volle Vertrauen» seines VR-Präsidenten genoss, der unbedingt mit ihm gemeinsam in die Zukunft schreiten wollte. Aber gut, das ist so wie in einer Ehe. Eigentlich bis der Tod uns scheide, aber dann scheidet doch das Leben.

Nun findet aber auch eine «umfassende strategische Überprüfung» statt. Das ist wunderbar, denn ein schwindsüchtiger Aktienkurs, Milliardenverluste, ständige Rückstellungen für neue Rechtsfälle, ein neuerlich desaströses Quartalsergebnis, da muss was gehen. Was denn?

Achtung, nun kommt eine Hammerankündigung:

«Alternativen, die über die Ergebnisse der letztjährigen Strategieüberprüfung hinausgehen, sollen in Betracht gezogen werden, insbesondere angesichts des veränderten Wirtschafts- und Marktumfelds. Das Ziel der Überprüfung besteht darin, eine fokussiertere, agilere Gruppe mit einer deutlich niedrigeren absoluten Kostenbasis zu schaffen, die allen Anspruchsgruppen nachhaltige Erträge liefern sowie Kundinnen und Kunden herausragende Dienstleistungen bieten kann.»

Etwas wolkig formuliert, finden Sie? Na, dann hören Sie sich mal an, was passiert, wenn auch noch eine ganze Ladung Realitätsverlust dazukommt:

  • «Das erstklassige globale Vermögensverwaltungsgeschäft, die führende Universalbank in der Schweiz und das Asset-Management-Geschäft mit Mehrfachspezialisierung sollen gestärkt werden.
  • Transformation der Investment Bank in ein kapitalschonendes, beratungsorientiertes Bankgeschäft und ein stärker fokussiertes Marktgeschäft, das das Wachstum des Wealth Managements und der Swiss Bank ergänzt.
  • Überprüfung strategischer Optionen für den Securitized Products-Bereich, die auch die Einbringung von Fremdkapital in diese marktführende, renditestarke Plattform einschließen können, um ungenutzte Wachstumschancen zu realisieren und zusätzliche Ressourcen für die Wachstumsbereiche der Bank freizusetzen.»

Nein, es ist hier von der Credit Suisse die Rede, Ehrenwort. Es ist allerdings schleierhaft, wieso eine dermassen tolle Bank überhaupt gestärkt, transformiert und überprüft werden muss. Läuft doch alles super. Wenn einer geht, einer kommt, dann dürfen natürlich alle drei Beteiligten was dazu sagen. Also eigentlich sagen nicht sie selbst das, sondern Corporate Communication holt aus dem Textarchiv ein Wording, staubt es ab, setzt neue Namen ein, und ab die Post.

Zunächst hat Axel P. Lehmann, VR-Präsident, das Wort: «Es freut mich, Ueli als unseren neuen Group CEO willkommen heissen zu dürfen, um die umfassende strategische Überprüfung in einem für die Credit Suisse so entscheidenden Moment zu beaufsichtigen. Mit seinen fundierten Branchenkenntnissen und einer beeindruckenden Erfolgsbilanz …» Das von «Ueli» zu verantwortende Asset Management hat zwar hindertzi gemacht, aber das tut einer beeindruckenden Erfolgsbilanz doch keinen Abbruch. Die besteht nämlich aus, ähm, also aus, räusper, also, hüstel, wir drücken die Pausetaste.

Dann darf Thomas Gottstein, gewesener CEO: «Es war mir eine grosse Ehre und ein Privileg(,) der Credit Suisse über diese letzten 23 Jahre zu dienen.» Wunderbar, aber wieso stellt er diesen Dienst denn ein? «In den letzten Wochen bin ich nach Gesprächen mit Axel und meiner Familie sowie aus privaten und gesundheitlichen Gründen zum Schluss gekommen, dass es der richtige Zeitpunkt ist, zurückzutreten …» Ach so, er ist gar nicht zurückgetreten worden. Männergespräche mit Alex, die Familie, die Gesundheit, sowie «private Gründe». Wir vermuten: zu wenig Zeit für den Golfplatz.

Dann darf noch Ulrich Körner, neuer CEO der Credit Suisse: «Ich danke dem Verwaltungsrat für sein Vertrauen … freue mich darauf, mit allen Kolleginnen und Kollegen in der Bank und in der Geschäftsleitung  … volle Energie für die Umsetzung unserer Transformation … herausforderndes Unterfangen … auch eine grosse Chance … Dank gilt auch Thomas für seine Unterstützung …»

So, nun holen wir Eimer und Schäufelchen und wischen diese Worthülsenstapel vom Tisch. Besen ist nicht nötig, pusten genügt, so luftig-leicht sind die. Völlig losgelöst von der Realität, ohne Gehalt. Daher erschreckend für Mitarbeiter und Aktionäre. Und dann vielleicht auch mal für den Schweizer Steuerzahler, wenn er dieser «systemrelevanten» Bank dereinst unter die Arme greifen müsste. Denn glaubt irgend jemand, dass diese Dampfplauderer ein Rezept hätten, um die einstmals stolze Bank aus dem Elendstal zu führen?

Du nix verstan?

Kann man Feminist und Rassist sein? Aleksandra Hiltmann weiss Rat.

Es gibt anscheinend einen Sturm im Wasserglas. Denn die deutsche Autorin Sophie Passmann hat in einem Interview etwas gesagt. Wer in die Sektensprache des modernen Feminismus nicht eingeweiht ist, hat vielleicht etwas Mühe, den Satz zu verstehen: «Wenn Redaktionen im Namen des Antirassismus eine schwarze Frau zum vermeintlichen Sprachrohr von rassistischen Erfahrungen in Deutschland machen, führt das dazu, dass wieder nur ein Standard reproduziert wird: Wer spricht am lautesten, am funkiesten in ein Interview­mikrofon hinein

Item, das sei rassistisch, ein Shitstorm brandete über die Autorin, die sich beleidigt aus der Erregungsmaschine Twitter zurückzog. Hat niemand so richtig verstanden, aber nun will Tamedia-Autorin Aleksandra Hiltmann einordnen. Und ZACKBUM darf eine Fortsetzung zum Thema «Tagi-Leser sind Masochisten und zahlen dafür, dass sie gequält werden» schreiben.

Denn die Mit-Rädelsführerin der unbelegten Verleumdungen von 78 Tamedia-Frauen äussert nun Unverständliches über Unverständliches. Den diesen Shitstorm auslösenden Satz mag sie gar nicht zitieren, sie setzt offenbar voraus, dass der jedem Tagi-Leser geläufig ist:

Soweit ZACKBUM Hiltmann verstanden hat, findet sie es wichtig und richtig, dass Passmann für diese Aussage, die eigentlich keiner versteht, kritisiert wird. Denn: «Unkonstruktive Kommentare bedeuten nicht, dass sämtliche Kommentare zu einem Thema unangebracht oder nichts wert sind.» Das mag wahr sein, nur: na und?

Bisher können selbst alte, weisse Männer vielleicht noch folgen. Ab hier wird’s dann schwierig: «Es geht darum, wie oft und wo People of Color, Women of Color, im Feminismus, in den Medien und in der Öffentlichkeit repräsentiert sind – oder eben nicht.» Hier wird’s dann unmöglich: «Es geht um Intersektionalität, also darum, dass es Menschen gibt, die verschiedenen Unterdrückungsmechanismen gleichzeitig ausgesetzt sind.»

Nun wird’s zur unverhohlenen und offenen Quälerei des Lesers (doch, da müsst Ihr durch; hier ist’s wenigstens gratis):

«Es geht also auch um weisse Privilegien, ebenso um weissen Feminismus. Also «einen Feminismus, der die Interessen weisser Frauen ins Zentrum stellt» und der «einer Gruppe zugutekommen soll, die in vielerlei Hinsicht privilegiert ist», das heisst oft auch Frauen, die keine Behinderungen haben und über genügend finanzielle Ressourcen verfügen, formulierte es die Autorin, Afrikawissenschaftlerin und Lehrbeauftragte Josephine Apraku neulich beim deutschen Radiosender Cosmo. Privilegiert aber vor allem auch deswegen, weil weisse Frauen zwar benachteiligt werden von patriarchalen Strukturen, nicht aber von rassistischen. Women of Color hingegen sowohl als auch.»

Weisse Frauen leiden unter dem Patriarchat, sind aber privilegiert und haben keine Behinderungen. Andersfarbige Frauen werden doppelt benachteiligt, behauptet Hiltmann. Das nennt man Schwarzweissdenken.

Aber im Ernst: wie kann es ein Publikumsmedium zulassen, das von seinen Konsumenten Geld einfordert, dass ein solches Sektengeschwätz ungefiltert Hunderttausenden Lesern serviert wird? Wo bleibt da die vielgerühmte Qualitätskontrolle? Traut sich denn kein zurechnungsfähiger Blattmacher (m,w,d) mehr, solche Hirnrissigkeiten abzulehnen? Oder soll das ein Belastungstest sein, wie stark man das Publikum quälen kann, bis es schreiend das Weite sucht?

Wohin dieser Sektenwahnsinn führt, zeigt gerade ein absurdes Theater, dass der «Tages-Anzeiger» doch tatsächlich zur Frontmeldung macht:

Das Stürmchen im Wasserglas: In einer Alternativbeiz zu Bern genossen Alternative ein Alternativkonzert. Bis das in der Pause abgebrochen wurde. Ein Musiker unpässlich geworden? Stromrechnung nicht bezahlt? Kä Luscht? Nein, schlimmer. Ein paar Gäste hätten sich beschwert, dass es ihnen «unwohl» geworden sei. Zu viel geschluckt? Falsches geraucht? Nein, schlimmer. Ihnen sei unwohl, weil ihnen die «kulturelle Aneignung» einiger Mitglieder der Band übel aufgestossen sei. Die seien nämlich weiss, aber trügen Dreadlocks und spielten Reggae. Nun dürfen diese Stinklocken offenbar nur nicht-weisse Jamaikaner tragen. Oder so. Auf jeden Fall entschuldigten sich die Veranstalter und beklagen «Sensibilisierungslücken».

Nein; ZACKBUM hat keine verbotenen Substanzen inhaliert, so etwas kann man nicht halluzinieren oder erfinden. Aber damit ist der Wahnsinn ja noch nicht zu Ende. Nach Hiltmann serviert das Qualitätsmedium Tagi diesen Stuss seinen Lesern auf Seite eins. Denn diese Debatte habe nun auch die Schweiz erreicht. Nein, diese Debatte findet nur innerhalb kleinster Sektenzirkel von verpeilten Fanatikern statt.

Und wenn dem Tagi im Sommerloch wirklich keine Story mehr einfällt, hätten wir zumindest einen Alternativtitel für die Front zu bieten: «Käufer, verpisst euch und lest was Anständiges». Das wäre wenigstens ehrlich.

Verbal-Amok Kornelius

Russentag auf ZACKBUM. Mal wieder ein tobender Teutone.

Die zahlenden Leser von Tamedia haben’s nicht leicht. Ihr Verhalten wird in der Psychopathologie als Masochismus bezeichnet. Der Masochist bezahlt auch gerne dafür, dass er gequält wird.

Masochistische Lustschreie müssen jeweils die Kommentare des Brachial-Rhetorikers Stefan Kornelius auslösen. Der «Ressortleiter Politik» bei der «Süddeutschen» ist ein Büttel der «Atlantik Brücke», ein Meinungsträger vieler Herrn. Greift er in die Tasten, kann man sicher sein, dass überschiessende Meinung mit Faktenfreiheit zu einer ungeniessbaren Mischung verquirlt wird.

Diesmal nimmt sich Kornelius im krachledernen Stil den russischen Aussenminister vor:

Original in der SZ, …

… copy/paste im Qualitätskonzern Tamedia.

Gleich am Anfang legt Kornelius das Niveau niedriger: «Der russische Außenminister setzt Standards für alle aktiven Populisten und Demagogen, zu deren wichtigster Befähigung es gehört, Tatsachen in Lügen und Lügen in Tatsachen zu verwandeln. Lawrow ist so etwas wie die Verbalausgabe eines Spiegels: Was er von sich gibt, ist nur spiegelverkehrt korrekt

Nein, lieber Leser, Kornelius meint hier nicht das ehemalige deutsche Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» (siehe vorangehenden Artikel). Den Leerraum an Argumenten füllt Kornelius mit einer Verbalinjurie nach der anderen: «Es ist, als leide Lawrow unter einer Bewusstseinsspaltung … Ein Regime mit totalitären Zügen ist hingegen in Moskau an der Macht. Bedauerlicherweise ist seine Beseitigung nicht absehbar … Ziel von Demagogen ist es, die Köpfe zu verwirren oder durch die Widersprüchlichkeit von Aussagen eine Erschöpfung zu erzeugen.»

 

Solidaritätsfahrzeuge der ukrainischen Oligarchie.

Wahr gesprochen, auf Kornelius angewendet: «Lawrow reist mit seiner Botschaft durch Afrika – ohne Widerspruch aus dem Westen. Das muss sich ändern», dekretiert der Journalist vom Schreibtisch aus, den er mit einem Feldherrenhügel verwechselt. Denn er möchte Zerstörung und Leiden in der Ukraine verlängern: «Erstens ist es überflüssig, zu diesem Zeitpunkt über Verhandlungsoptionen zu reden. … Dieser Krieg wird enden, wenn er von Russland nicht mehr militärisch gewonnen werden kann.» Das kann aber noch eine ganze Weile dauern; die entsprechenden Verluste sind Kriegsgurgel Kornelius egal, solange die Heizung in seiner Stube auch im kommenden Winter funktioniert.

Hübsch ist auch diese Bemerkung, dass es dem russischen Aussenminister Lawrow «entgangen» sei, «dass es sich bei dem vermeintlichen Regime in Kiew um eine demokratisch gewählte Regierung handelt». Wer einen durch einen Oligarchen gekauften Wahlsieg in einem hochkorrupten Land ohne grosse demokratische Tradition oder Strukturen demagogisch so hochjubelt, kann eigentlich nicht ernst genommen werden.

Ein weiterer Vorwurf von Kornelius an den Faktenverdreher Lawrow: «Gerade machte er in Afrika die Ukraine für die ausbleibenden Getreidelieferungen verantwortlich.» Das ist in dieser Einseitigkeit natürlich absurd. Es als Vorwurf stehen zu lassen ohne darauf hinzuweisen, dass westliche Sanktionen die Düngemittelproduktion oder ihren Export ernsthaft gefährden, was viel dramatischere Auswirkungen als die paar Millionen in der Ukraine gelagerten Tonnen Getreide hat, ist dann aber auch nur eine spiegelverkehrte Halbwahrheit.

Die Meinungsblasenbildung in der Öffentlichkeit ist dermassen weit fortgeschritten, dass es wohl kaum mehr möglich ist, sich mit dieser Position gemütlich zwischen Stuhl und Bank einzurichten: Putins Überfall auf die Ukraine, inklusive Wortbrüchigkeit (Russland verpflichtete sich in internationalen Verträgen, die territoriale Integrität der Ukraine zu respektieren), ist unentschuldbar und durch nichts zu rechtfertigen. Er ist der Aggressor, verantwortlich für seinen Teil an Kriegsverbrechen, die in der Ukraine begangen werden. Zudem ist er ein militärischer Versager, der nicht die imperiale Stärke Russlands zeigt, sondern ein klägliches militärisches Schauspiel. Die Kollateralschäden seiner unbedachten Handlungen sind unabsehbar und werden Russland noch über Jahrzehnte beschädigen.

Das gesagt, ist weder die Ukraine, noch ihr Präsident eine Lichtgestalt an demokratischen Werten und heldenhaftem Widerstand. Unsere Freiheit und Demokratie wird weder am Hindukusch, noch in der Ostukraine verteidigt. Während die russischen Oligarchen zunehmend unter westlichen Sanktionen leiden – unbeschadet, ob sie Putin-Unterstützer sind oder nicht –, feiert die ukrainische Oligarchie rauschende Feste aller Orten; gerne auf dem Gebiet von Ex-Jugoslawien, geballt in Istrien. Dort kann der aufmerksame Beobachter davon ausgehen, dass an schweren SUV, schnellen Luxussportwagen oder protzigen Mercedes auf dem Nummernschild meistens ein UA prangt. UA für Ukraine.

Das gesagt, wird sich die Blindheit des Westens einmal mehr rächen, wenn all die Kriegsgurgeln und Hilfswilligen zur Kenntnis nehmen müssen, dass das Opfer der russischen Aggression keineswegs so unschuldig ist, wie es sich selbst gerne darstellt. Während viele hilfswillige Gutmenschen im Westen, auch in der Schweiz, ukrainische Flüchtlinge bei sich aufnehmen, brettert die ukrainische Oligarchie fröhlich mit ihren Luxusschlitten durch die Gegend. In solcher Zahl, dass es diverse Instagram-Accounts gibt, die sich dem Hobby verschrieben haben, möglichst viele solcher obszönen Schaustücke ungehemmten Reichtums zu fotografieren. Denn Schamgefühl, Mitgefühl, Solidarität mit den Kämpfern in der Ukraine – was ist das.

Vielleicht sollte sich Brachial-Schwätzer Kornelius mal ein Weilchen auf solchen Fotosammlungen herumtreiben. Aber der Mann ist gegenüber der Realität beratungsresistent.

Report auf den Spuren von Relotius

Verdient der Spiegel die Disqualifikation «Lügenpresse»?

Von Felix Abt

Es liegt mir nicht, Mainstream-Journalisten generell als Lügner zu bezeichnen, denn erstens lügen sie nicht immer und zweitens sind sie viel eher Unterlasser, d.h. sie berichten schlicht und einfach nicht über Dinge, die ihnen aus ideologischen oder anderen Gründen nicht in den Kram passen.

Doch nun hat der «Spiegel», der sich selbst als «das führende deutsche Nachrichtenmagazin» bezeichnet, den Vogel abgeschossen. Ein umtriebiger «Spiegel»-Reporter berichtete aus «Zug, Basel, Lugano und Zürich», die bösen russischen Oligarchen würden von der Schweiz untertänigst hofiert und seien dort in beschützenden Händen.

Ihm ist vielleicht völlig entgangen, dass die Schweizer Regierung schon Wochen vor seinem «Bericht», sklavisch die «Sanktionen» der Europäischen Union gegen russische Reiche übernommen hat, was gegen die Verfassung verstösst, die die staatspolitische Neutralität vorschreibt und dem Land verbietet, sich an Kriegen fremder Mächte zu beteiligen, darunter auch an dem von Washington und Brüssel angezettelten Wirtschaftskrieg gegen Russland.

Der «Spiegel», ein antirussisches Hetzblatt, erfindet die «Schweizer Willkommenskultur» für «Russlands Reiche, unter ihnen Kleptokraten und Kriegsverbrecher», während die Schweizer Regierung tatsächlich Jagd auf alle reichen Russen in der Schweiz macht. Was der «Spiegel» ebenfalls verschweigt, ist, dass die üppigen russischen Partys auf dem diesjährigen Weltwirtschaftsforum, zu denen Russen nicht mehr zugelassen waren, ausblieben. Dafür feierten die ukrainischen Oligarchen in Davos umso heftiger, trotz des Krieges in ihrem Land.

 Nicht nur die Neutralität, sondern auch die humanitäre Tradition, politisch Verfolgten und Kriegsopfern Schutz zu gewähren, sind seit Jahrhunderten Eckpfeiler der Eidengenossenschaft. Inzwischen wird das Asylrecht von «Gutmenschen» in der Politik zunehmend missbraucht. Sie nehmen vor allem Wirtschaftsflüchtlinge aus aller Welt auf, darunter auch radikale Islamisten, die in Schweizer Moscheen Hass predigen und nicht wenig Sozialhilfe kassieren, was den Schweizer Steuerzahlern jedes Jahr Milliarden kostet. Aber statt der fiktiven «Willkommenskultur» des «Spiegels» ist auf reiche Ausländer, die in der Schweiz nicht zu knapp Steuern bezahlen und unauffällig leben, eine regelrechte Hatz entfacht worden.

Der bekannteste der gejagten Russen ist Andrey Melnichenko, ein Physiker und erfolgreicher Selfmade-Unternehmer, der vom international ausgezeichneten Banker zum Industriellen aufstieg und sogar eine Megayacht baute, die ihm Apple-Gründer Steve Jobs abkaufen wollte.

Melnichenko ist in Weissrussland geboren. Seine Mutter ist Ukrainerin, sein Vater Weissrusse.

Der Unternehmer ist Eigentümer von EuroChem, einem weltweit führenden Düngemittelproduzenten, und von Kohleunternehmen. Seine Unternehmen beschäftigen weltweit 130 000 Mitarbeiter.

Melnichenko wird beschuldigt, ein «Putin-Anhänger» zu sein, natürlich ohne jeden Beweis. In einem Interview sagte er der «Weltwoche», der einzigen europäischen Zeitung, die sich für sein Schicksal interessierte: «Ich werde bestraft, weil ich Russe und reich bin.» Dabei ist er weder ein «Oligarch», noch gehört er zu «Putins innerem Kreis», wie die EU und die Schweiz behaupten. Selbst seine Frau, ein kroatisches Model, wurde sanktioniert. Wenige Wochen nach dem russischen Einmarsch in der Ukraine erklärte er, der Krieg in der Ukraine sei «wirklich tragisch», und er rief zum Frieden auf. Ein Sprecher von Melnichenko sagte damals auch, dass er «keine politischen Verbindungen» habe. Seine Anwälte protestieren seit Monaten in Brüssel und Bern, aber er und seine Frau erhalten nicht einmal eine juristische Anhörung.

Sein Unternehmen EuroChem produzierte im Jahr 2021 19,1 Millionen t Düngemittel, womit 80 Millionen Tonnen Getreide produziert und 280 Millionen Menschen ernährt wurden. Da er und seine Frau keinen Zugang mehr zu ihrem Unternehmen haben und es aufgrund der Sanktionen von Banken, Behörden und Geschäftspartnern geächtet wird, ist die Düngemittelproduktion gefährdet und damit die Ernährung von Millionen von Menschen, vor allem in armen Ländern.  Selbst wenn in der Ukraine 15 Millionen Tonnen Getreide blockiert sind, ist dies nur ein winziger Bruchteil der riesigen Ernteverluste, die jetzt durch die Sanktionen der Europäischen Union gegen die Düngemittelhersteller verursacht werden. Obwohl es sich hier um einen handfesten Skandal handelt, scheren sich der Spiegel und der Rest des Mainstreams einen feuchten Kehricht darum.

Melnichenko lebte seit 2009 mit seiner Frau und seinen Kindern in St. Moritz. Da er nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine auf eine EU-Sanktionsliste gesetzt wurde, wurden alle seine Vermögenswerte, Häuser, Autos usw. beschlagnahmt. Er und seine Familie dürfen nicht in ihr Haus in der Schweiz zurückkehren. Sie haben inzwischen Zuflucht in den Vereinigten Arabischen Emiraten gefunden. Die Schweizer Regierung hat nicht einmal auf seine Briefe und die seiner Anwälte geantwortet.

Sowohl die Europäische Union als auch die Schweiz haben bisher zivilisierte Werte wie Eigentumsgarantie, Rechtsstaatlichkeit, keine Strafe ohne Gesetz, Unschuldsvermutung und das Recht, sich zu verteidigen, gepflegt. Natürlich berichten Medien wie der «Spiegel» nicht über deren Rückfall in Stammesjustiz, Sippenhaft und Willkür. Stattdessen putzen sie sich lieber die Schuhe an der Schweiz ab und lügen dreist über eine nicht existierende «Willkommenskultur», die angeblich «Russlands Reiche, darunter Kleptokraten und Kriegsverbrecher», freudig willkommen heisst und hofiert.

Wumms: Marko Kovic

Alle, alle sind noch da …

Immerhin, mit dieser Selbstbeschreibung hat der Gesinnungsschwurbler Kovic recht:

Leider versucht er aber auch, über Unwichtiges oder Falsches nachzudenken: «Die Regierung der Schweiz hielt vor Kurzem mit viel Tamtam eine «Ukraine Recovery»- Konferenz ab. Dieselbe Regierung verbietet nun, dass Schweizer Krankenhäuser Verwundete aus der Ukraine pflegen. So viel zur humanitären Tradition der Schweiz.» Und so viel zur Auffassungsgabe des selbsternannten Soziologen und Journalisten. Herrlich, wie er mit Schnellschüssen meist das eigene Knie trifft.

Oder den eigenen Fuss:

«Tamedia spinnt Alain Bersets Sportflieger-Panne zu einem Skandal – und fordert Bersets Rücktritt. Als sich z.B. Bundesrat Maurer mit den extremistischen «Freiheitstrychlern» solidarisierte, gab es seitens Tamedia keine Rücktrittsforderungen. Interessanter moralischer Kompass

Tamedia forderte tatsächlich nicht direkt einen Rücktritt, watschte aber den SVP-Bundesrat so ab: «Doch das Überstreifen des Hirtenhemds ist nicht nur egoistisch – es ist auch verantwortungslos. … Und das ist das Problematische an Maurers Geste: Sie kann im gegenwärtigen Klima der Empörung leicht missverstanden werden. Als Aufforderung, den passiven Widerstand aufzugeben und zur Tat zu schreiten. Maurer nimmt das mit seiner Zündelei in Kauf.»

Eine hyperventilierende Jacqueline Büchi legte dann noch nach: «Ein Regierungsmitglied darf in einem derart aufgeladenen Umfeld nicht zündeln. Und die Gesamtregierung muss Haltung zeigen und den Brandstifter in die Schranken weisen. Sonst riskiert sie ihre eigene Glaubwürdigkeit – und den Frieden im Land.»

Aber da Kovic auch mit einem Geständnis glänzt, dass er sich zu Themen äussert, über die er als Wissenschaftler nicht mal grundlegende Untersuchungen  gelesen hat, sehen wir ihm auch diese Dummheit nach.

Finger weg von Frauen!

Eigentlich müsste jeder Arbeitgeber nur noch Männer einstellen.

Spätestens seit «#metoo» können Frauen auf den roten Knopf drücken und eine Atombombe zünden. Aus der Explosion regnen Wörter wie «Sexismus», «Diskriminierung», «Machos», «Übergriff», «Anzüglichkeiten», «Anmache», «Belästigung», «Männersolidarität» und viele mehr.

In der Schweiz waren 78 erregte Mitarbeiterinnen von Tamedia federführend, um diese Thematik an die Öffentlichkeit zu bringen. Sie beschwerten sich angeblich für den internen Gebrauch über unerträgliche und demotivierende Arbeitsbedingungen auf den Redaktionen. Als Beweis führten sie mehr als 60 «Beispiele» an. Alle anonymisiert, ohne konkrete Zeit- oder Ortsangabe.

Die Geschäftsleitung kroch zu Kreuze, der Oberchefredaktor Arthur Rutishauser entschuldigte sich präventiv, man räumte ein, hier ein Problem zu haben. Man wolle auch allen Vorwürfen mittels einer externen Untersuchung nachgehen. Zudem versprach Tamedia, zukünftig auf allen Hierarchiestufen einen Frauenanteil von 40 Prozent anzustreben.

Mehr als ein Jahr später sieht die Bilanz so aus: eine der beiden Rädelsführerinnen des Protests suchte das Weite. Kein einziger Vorwurf liess sich erhärten. Die Untersuchung wurde still beerdigt. Eine ganze Reihe männlicher Mitarbeiter verliess Tamedia, weil sie keine Karrierechancen mehr sahen – falsches Geschlecht.

Seit dem «Aufschrei» wird immer wieder mit dieser Atombombe gedroht. Intern und auch öffentlich. Kein Vorgesetzter, der noch alle Tassen im Schrank hat, schliesst die Bürotüre, wenn er weiblichen Besuch hat. Jeder Vorgesetzte weiss, dass er mit einer inhaltlichen Kritik («unbrauchbarer Artikel») bei einer Autorin Gefahr läuft, mit der Sexismuskeule eins übergebraten zu bekommen.

Der Leser badet in Schweissperlen der Angst

Schweissperlen dieser Angst begegnet man immer häufiger in den Medien. Schlechte, übel geschriebene, stinklangweilige, sich mit Genderfragen beschäftigende Artikel, die eigentlich in der Qualitätskontrolle hätten hängenbleiben sollen. Aber eben, Schadensverursacher ist eine Autorin.

Die Rädelsführerin des Tamedia-Gekeifes schreibt inzwischen ihre Schulaufsätze im Schweiz-Split der «Zeit». Kein Autor mit Pimmel käme mit einem solchen Textanfang durch: «Wenn ich an meinen Nonno denke, denke ich an seine Liebe zu Vögeln. Und an seine Hände. Sie waren klein, kräftig, braun gebrannt und ständig in Bewegung. Wie zwei Spatzen, die fliegen wollen und nicht fortkommen.» Man muss noch hinzufügen, dass die Autorin sich bereits an ihrem Vater abgearbeitet hat, nun ist der Grossvater dran. Wir warten auf Mutter und Grossmutter.

Einen besonders widerwärtigen Höhepunkt erreicht die Verwendung der Sexismuskeule gerade bei «20 Minuten». Das Unglück begann, als eine Julia Panknin im Mai 2022 zur «Leiterin strategische Projekte» ernannt wurde. «Stabstelle, can do attitude», feiert sie sich bis heute auf Linkedin ab. Und noch am 27. Juni gibt der Verlagsleiter von «20 Minuten» eine hymnische «Empfehlung» ab: «Julia Panknin ist eine hervorragend ausgebildete, vielseitige und pragmatische Macherin.»

Call me panic, don’t call me Maschine

War. Denn aus heiterem Himmel tauchte auf Instagram eine Julia auf, die sich den Namen «call-me-panic» gegeben hatte. Sie sei «Maschine» oder «Wunderwaffe» genannt worden, habe «fast ein Jahrzehnt close» für ihren Chef gearbeitet, der sie auch kräftig gefördert habe. Ihm verdanke sie «meinen schnellen Weg nach oben», aber, oh Schreck, auch eine «fette Lebenskrise inkl. Erschöpfungsdepression».

Denn sie habe entdeckt, dass sie ein Mensch sei, keine Maschine. Obwohl sie sich nur mit Julia outet, ist angesichts des Fotos und auch dank der Erwähnung der angeblichen Aussage einer «Therapeutin» klar, um wen es sich handelt. Und obwohl sie keine Namen nennt, ist auch klar, dass der unmenschliche Chef und Förderer der Chefredaktor von «20 Minuten» sei.

Haben wir einen Fall «Bild«-Reichelt in der Schweiz?

Was ist denn geschehen? Er habe sie an einer Sitzung desavouiert und, Gipfel der Grausamkeit, im Lift nicht mehr gegrüsst. Da sei ihr kein anderer Ausweg mehr geblieben als sich in eine Therapie zu begeben. Ach, und mit all diesen Anschuldigungen an die Öffentlichkeit zu gehen.

Gefundenes Fressen für ein kleines Branchenportal, fleissig abgeschrieben von Beni Frenkel im sonst nicht so klatschsüchtigen «Inside Paradeplatz». Die Story wurde dann gleich noch hochgezwirbelt. Gaudenz Looser sei sofort beurlaubt worden, ob er an seine Stelle zurückkehre, sei ungewiss, es herrsche grosse Nervosität in der Chefetage von «20 Minuten», intern werde untersucht, ob es zu unerlaubten Übergriffen gekommen sei. So blühte die Fantasie, bis sich die Rechtsabteilung von Tamedia räusperte und solch wilde Tagträume wieder gestrichen werden mussten.

Feuchte Träume gegen trockene Tatsachen

Looser ist längst wieder am Gerät, es gebe keine «Untersuchung» gegen ihn, und überhaupt: «Richtig ist, dass Gaudenz Looser aus gesundheitlichen Gründen gemäss eigener Entscheidung zwei Tage der Arbeit fernblieb und seit Mittwoch seine Aufgabe wieder wahrnimmt. Es läuft keine Untersuchung gegen ihn oder sonst jemanden, und es stehen keine Vorwürfe betreffend ‹Intimität› im Raum.»

Marcel Kohler, der Geschäftsführer von «20 Minuten» und Kummer mit falscher Gerüchtebildung durch hyperventilierende Journalisten mit und ohne Bart gewohnt, fügte gegenüber persoenlich.com hinzu: «Die Geschäftsleitung sowie die Redaktionsleitung stehen voll und ganz hinter Gaudenz Looser.»

Der Verleumdungspost auf Instagram ist inzwischen auch verschwunden. Es ist eine asymmetrische Kriegsführung. Denn weder Looser noch der Verlag können sich gegen solche Anwürfe richtig zur Wehr setzen. Persönlichkeitsschutz, rechtliche Gründe verhindern, sofort richtigzustellen.

Also bleibt zumindest vorläufig an Looser kleben: da war doch mal was mit einer Untergebenen. Da ist doch wohl was gelaufen, und dann ging das schief. Typisch, männlicher Vorgesetzter übersteht’s, Männersolidarität von oben, das weibliche Opfer muss in Therapie, will aber nicht schweigen.

Dann eine japsende Journaille, die selbst ein Hühnchen mit Looser zu rupfen und keinen Ruf mehr zu verlieren hat, die das Ganze noch mit Fake News anreichert. Schadensbilanz: Die weitere Karriere von Panknin dürfte damit erledigt sein; wer will schon so jemanden einstellen. Verträgt keinen Druck und rächt sich dann erst noch öffentlich. Looser wird seine Karriere als Frauenförderer schwer überdenken und kriegt diesen Schmutzfleck nicht so schnell weg. Zwei Medienportale haben sich ohne Not lächerlich gemacht.

Schlussfolgerung: Verlage, stellt nur noch männliche Mitarbeiter ein. Dann gibt’s zwar Hahnenkämpfe, aber nicht so was.

Seid Ihr noch alle da?

Unsere Prognosen stimmen immer. Nix passiert, nix besser geworden.

Die strenge und ruhig lenkende Hand von ZACKBUM fehlte ein paar Tage. Es stand zu befürchten, dass die Medienmäuse auf den Tischen tanzen würden. War aber nicht. Man kann von Business as usual sprechen.

Putin ist immer noch der grosse Verbrecher und Verlierer, der nach Belieben am Gashahn dreht und in der Ukraine am Ende ist. Oder nicht. Man konnte direkt den Seufzer der Enttäuschung hören, als nach einer Revision durch die Gaspipeline tatsächlich wieder Gas strömte – und erst noch so viel, wie vereinbart. So gemein von diesem Putin.

Die Schweiz hat eine Ex-Bundesrätin mit Eheproblemen. Als noch nicht klar war, dass wie meist in Fällen von Gewalt in der Ehe der Gatte der Täter war, machten sich die Mainstream-Medien schwer Gedanken, wie es denn um die Sicherheit von ehemaligen Magistraten stehe, und ob der Angriff auf Doris Leuthard mit einer allgemein gewalttätigeren Politszene zu tun habe, wo vor allem von rechts … Man hörte direkt den Seufzer der Enttäuschung, als die Wahrheit ans Tageslicht kam. Und die Mainstream-Medien die Berichterstattung schlagartig einstellten.

Immer wieder erhebt der Sexismus sein hässliches Haupt, nicht nur in der Ehe einer Ex-Bundesrätin. Wir müssen heute die Berichterstattung über ein weibliches Opfer nachholen, das von seinem Chef (männlich, natürlich) in eine Erschöpfungsdepression gequält wurde.

Zürich bekommt eine dritte Toilette, zumindest in jedem neu gebauten Schulhaus. Das Problem dürfte aber erst dann gelöst sein, wenn es – angesichts von über 160 sexuellen Orientierungen – im Schulhaus statt Schulzimmer nur noch Toiletten gibt.

Wie laut gähnt das Sommerloch? So laut: «Lauterbach rechnet mit »katastrophaler« Coronasituation ohne neue Maßnahmen» («Der Spiegel»), «Mit den Wespen stimmt auch was nicht, selten so aggressiv erlebt und so früh dran. Mich gestern gestochen (erstmals seit Kind wieder), Sohn gestern gestochen (erstes Mal), Tochter vorgestern» (Corona-Kreische Marc Brupbacher).

Ach, und dann ist’s heiss. Aber heiss. Richtig heiss. Klimawandelheiss.

Wir geben einen Ausblick auf Herbst und Winter: können wir uns noch duschen? Müssen wir uns kalt duschen? Rutschen wir kalten Arsches durch den Winter? Ruinieren uns die Heizkosten? Wie kriegen wir die Ukrainer wieder weg? Wann hört die Schweiz auf, sich hinter ihrer Neutralität zu verstecken? Wann wird der erste eidgenössische Söldner in der Ukraine enttarnt? Wann landet Knutschkugel Berset im nächsten Fettnäpfchen?

Die Themen liegen auf der Strasse. Wir heben sie auf.

Sommer-Rubrik: GÄHN

Nichts eignet sich besser für eine Fortsetzung als die Sonntagspresse.

Woran merkt man, dass dem B-Team im Hitzestau wirklich nichts eingefallen ist? An einem solchen Cover:

Elefant tot, Pille out, hübsche Frau, Hitzestau.

Immerhin gibt der Chefredaktor auf Seite zwei dann gleich kontra, was sicherlich von ein paar Hitzköpfen als neue Querelen in der Redaktion interpretieren wird:

Aber es ist heiss genug, sie als Titelgeschichte zu verbraten.

Das hier hingegen ist endlich mal nicht-gähn, aber keine redaktionelle Leistung, sondern eine clevere Werbung:

Aber sogleich wird es wieder Doppelter-Ristretto-Gähn, wenn Felix Gähn Müller nun wirklich überhaupt nichts einfällt, womit er seine Medienkolumne füllen könnte. Aber was muss, das muss:

 

Als mildernden Umstand könnte man höchstens anführen, dass er sich im Niveau der Kolumne der sogenannten Kabarettistin Patti Basler anpassen wollte. Denn schlimmer als flach scherzen ist höchstens, pseudogelehrt scherzen: «Lasst uns mit emporgerecktem Kopf  die Troposphäre zurückerobern, als sei es das natürliche Habitat des Homo volans.» Hä? Kein Stress, einfach gähnen.

Was die NZZaS kann, kann der «SonntagsBlick» schon lange:

FDP-Chef sagt was, abgehalfterter Moderator sagt was, Pfadi macht was.

Geht noch mehr gähn? Oh ja, der stellvertretende Chefredaktor Reza Rafi sagt was; sein Chef hat hitzefrei, also darf er sich am Editorial vergreifen: «James Schwarzenbach machte Fremdenfeindlichkeit salonfähig, die Linken wollten den Staat entwaffnen, Christoph Blocher erfand das Feindbild Europa. Anti-Mainstream garantiert Aufmerksamkeit ebenso wie Aufschreie.» Was will uns Rafi damit sagen? Nichts, ausser eine Doppelspalte Einleitung zu diesem dünnen Schluss: «Im Vergleich dazu wirkt es eher harmlos, wenn der Schweizer FDP-Präsident Thierry Burkart sich im SonntagsBlick-Interview dafür ausspricht, dass der Bund alles tun soll, um die heimischen AKW möglichst lange – und sicher – am Leben zu lassen.»

Wir schleppen uns auch hier ins Ziel. Frank A. Meyer (nein lieber Leser, da müssen wir durch) hat wie immer mit seinem Kommentar die Hand am Puls der Zeit. Da gab es doch mal so eine Flugaffäre mit unserer Knutschkugel BR Berset. Dazu gibt es ein witziges Inserat und einen späten, wohl durch Hitzestau bedingten Nachruf von Meyer. Wir erwarten stehenden Applaus des Lesers, weil wir uns durch den ganzen Text gekämpft haben und nur die Schlusspointe gähnen lassen:

«Alain Berset fliegt hoch, fliegt auf die Nase – fliegt dem Kleingeist davon.»

Hä? Nicht grübeln, wer’s nicht versteht, ist ein Kleingeist.

Allerdings, ganz versteckt und wie nebenbei könnte der SoBli einen Knaller enthalten. Zu diesem Foto muss man wissen, dass beide Herren inzwischen Single sind und mehr oder minder zusammen wohnen; mehr sagen wir nicht, schliesslich ist das deren Privatangelegenheit:

Sieht nach echter Männerfreundschaft aus.

Kann die SoZ noch einen drauflegen im Gähnbereich? Zumindest das Bemühen ist erkennbar:

Bier wird teurer. Seit es Bier und Zeitungen gibt, der Sommerheuler.

Die SoZ schafft aber auch einen ärgerlichen Gähn. Am 20. Juli berichtete «Inside Paradeplatz»: «Leveraged Buyouts krachen – und die CS ist mitten drin».  Am 24. Juli vermeldet die SoZ: «Auf die Credit Suisse kommt ein neuer grosser Verlust zu. Tiefe Zinsen liessen das Geschäft der Banken mit fremdfinanzierten Firmenübernahmen florieren». Deutsch für Leveraged Buyouts. Immerhin wird IP so im Vorbeilaufen im SoZ-Artikel erwähnt. Dass man aber einfach umständlicher, ausführlicher und langweiliger nochmal über das gleiche Thema berichtet – lassen wir das und gähnen einfach ausgiebig.

Wenn man die Preiserhöhung beim Bier schon verballert hat, was kann man dann noch tun, um den Leser am Gähnen zu halten? Richtig, das war nun kein IQ-Test:

Wir holen den grossen Eistee-Test aus dem Kühlschrank und passen einfach auf, dass wir den Stehsatz vom letzten Jahr gut durchschütteln und eiskalt nochmal servieren.

Für alle tapferen Leser, die bis hierher durchgehalten haben: nächstes Wochenende ist dann noch 1. August zu allem Elend. Also wird das ein gesteigertes Gähn-Festival werden …