Aufdringliche «Republik»

Ist das noch Fürsorge oder bereits fürsorgliche Belagerung?

Steht das R in «Republik» neuerdings für repetitiv? Am Donnerstag wandte sich das Organ der Demokratieretter in altem Duktus an «Sehr geehrte Frau Verlegerin, Sehr geehrter Herr Verleger and everybody beyond!»

Botschaft: die Welt ist schlecht und wird immer schlechter, trotz allen Bemühungen der «Republik». Putin, «in den USA steht derweil ein Autokrat mit Umsturz­fantasien in den Start­löchern für eine zweite Amtszeit», der Nahe Osten, «und die Klima­krise gibt es auch noch».

Furchtbar. Aber es gibt Hoffnung, nämlich die «Republik». Noch nie war die Rettung der Welt günstiger: «Sie sind noch nicht Verleger? Aktuell und bis zum 31. März gibt es die «Republik» zu einem speziellen Einstiegs­preis ab CHF 120 für ein Jahres­abonnement.»

Aber es gibt noch mehr Good News beyond. An einer Umfrage hätten sich schlappe 5000 oder «18 Prozent der Verlegerschaft» beteiligt. Wären das Wahlen gewesen, hätte die «Republik» Zeter und Mordio geschrien. So aber: «Die grosse Anzahl hat uns sehr gefreut».

Und die Ergebnisse? Nun ja, da gibt es ein paar radikale, kleine Minderheitsvoten: «11,7 Prozent der Teilnehmerinnen sind der Meinung, die «Republik» würde besser, wenn sie vermehrt kürzere Texte veröffentlichen würde.» ZACKBUM bezweifelt das, aber wer sind wir schon.

Nun kommen wir in den Mü-Bereich: «Die grösste Minderheit (3,3 Prozent) wünscht sich eine grössere Vielfalt an Meinungen und Perspektiven.» Dabei würde sich aber die grosse Mehrheit der «Republik»-Leser garantiert unwohl fühlen, wenn sie sich nicht in der eigenen Gesinnungsblase unter Luftabschluss suhlen könnte. Allerdings ist die «grösste Minderheit» dann doch nur die zweigrösste: «3,5 Prozent von Ihnen finden, wir sollten an der Auffindbarkeit von Themen und Beiträgen arbeiten.» Aber zahlen, ausser, es geht um die eigenen Gehälter, das war noch nie die Stärke der «Republik».

Dafür begrüssen wir besonders herzlich einen neuen Mitarbeiter: «Ausserdem ergänzt Mathias Menzl seit dem 1. März die Crew als Head of Growth Marketing.» Der Titel könnte direkt vom «Blick» entlehnt sein. Hoppla, er ist vom «Blick» entlehnt.

Nur schon einen Tag später meldet sich der «Bundeshaus- und Medienredaktor» Dennis Bühler per Mail. Auch er hat nichts Schönes zu verkünden: «Das Schweizer Mediensystem ist in einer schweren Krise.» Aber auch er zeigt Auswege auf: «Ich bin überzeugt: Umso wichtiger ist es in der aktuellen Situation, eine werbefreie, machtkritische Redaktion wie die Republik zu unterstützen. Eine Redaktion, die seit Anfang 2018 der Medienkrise mit Qualitätsjournalismus entgegentritt.» Wie geht das? «Bis Ende März profitieren Sie dabei …»

Also selbst der billige Jakob auf dem Jahrmarkt würde sich etwas schämen. Und wollen wir mal eine Medienkrise live anschauen? Bitte sehr:

«814 Zugänge und 417 Abgänge im laufenden Monat», titelt die «Republik» darüber. Auch eine Art pfeifen im dunklen Wald. Denn in sämtlichen Monaten zuvor, zurück bis zum April 2023, gab es mehr Abgänge als neue Geldverschwender. Besonders drastisch im Dezember, Januar und Februar, wo die Abgänge sogar die Skala nach unten sprengten.

Wie da der «strategische Fokus» fokussiert werden soll? «Zu- und Abgänge bei den Mitgliedschaften müssen sich im Geschäftsjahr die Waage halten». Das läuft noch bis Ende Juni 2024. Wunder gibt es immer wieder. Oder aber, wenn Constantin Seibt aus seinem Dauerschlaf erwacht, fällt ihm bis dahin sicherlich eine wunderbar gezwirbelte Erklärung ein, wieso weniger eigentlich mehr bedeutet. Wenn man sich mit der rechten Hand hinter dem Kopf durchlangt und am linken Ohrläppchen kratzt.

2 Kommentare
  1. Jürg Streuli
    Jürg Streuli sagte:

    Die Republik ist nun wirklich das überflüssigste Presseerzeugnis der Schweiz. Auf sowas hat die Welt nicht gewartet. Gemacht von selbstgefälligen und pseudo-elitären Cüpli-Linken. So wie von Sahra Wagenknecht in ihrem Buch beschrieben. Bereits mit dem Tages-Anzeiger und der WoZ ist das linke Pressespektrum überversorgt. Nein mit den abgehobenen Gutmenschen der Republik möchte man nichts zu tun haben. Da sind die gewerkschaftlichen Linken wie ein Paul Rechsteiner und Yves Maillard um Lichtjahre sympathischer.

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