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Rechnen mit der «Republik»

ZACKBUM ist besorgt. Zählen dort Zahlen nichts mehr?

Schon wieder ein Newsletter von den Demokratierettern. Alleine das grenzt schon langsam an Belästigung, an Übergriffigkeit, da fühlt sich der Empfänger unwohl. Aber darauf nehmen die Republikaner keine Rücksicht.

Der Inhalt des neusten Werks der «Republik» ist besorgniserregend. Echt. Da steht nämlich:

«Wir möchten uns gemeinsam mit Ihnen darüber freuen, dass wir seit dem 1. März mit Ihnen zusammen über unseren flexiblen Einstiegs­preis schon mehr als 1200 neue Verleger und Verlegerinnen in der Chefetage begrüssen durften. Willkommen an Bord!»

Hoch die Flaschen, lasst die Champagnerkorken knallen, holt die Joints raus, zieht Strässchen auf den Tischen.

Oder nicht.

Denn wie um der Demokratie willen kommen die auf diese Zahl? In ihrer eigenen Statistik können sie sie nicht gefunden haben:

Da steht nämlich weiss auf schwarz: «1760 Zugänge und 1236 Abgänge im laufenden Monat». Nehmen wir mal an, dass von den 1760 «Zugängen» rund 500 Wiederholungstäter waren, also Verpeilte, die ihr Jahresabo erneuerten. Dann mag das mit den 1200 «Neuzugängen» allenfalls stimmen. Aber auf der anderen, unteren, violetten (frauenfeindlich gefärbten) Seite gab es doch mehr Abgänge als Neuzugänge.

Nehmen wir an, «mehr als 1200» seien genau 1236. Dann hält sich die Anzahl der neuen Passagiere auf der Titanic genau die Waage mit der Anzahl der Flüchtenden.

Worüber sollte man sich da genau freuen? Vor allem, wenn man den Fokus vielleicht von einem Monat auf ein Jahr erweitert. Da war es nämlich haargenau im April 2023 das letzte Mal der Fall, dass mehr Abonnenten an Bord kamen als das leckende Schiff durch den Ausgang verliessen. In ausnahmslos allen Monaten seither war der Abfluss grösser als der Zufluss. Ausgerechnet in den beiden Monaten vor dieser merkwürdigen Jubelmeldung sogar in dramatischer Höhe.

So standen im Februar knapp 500 Neuabonnenten fast 2000 Abgänge gegenüber. Nicht mal diesen Verlust des Vormonats könnten die bejubelten «mehr als 1200 neue Verleger und Verlegerinnen» wettmachen.

Aber das zeugt ja nur davon, dass in der «Republik» niemand mit Zahlen umgehen kann. Dementsprechend desaströs sind sie auch im Budget.

Wirklich bedenklich ist hingegen: in welcher Welt leben die eigentlich? Planet Rothaus, völlig losgelöst von der Erde? Verlust ist Gewinn, Ausgaben sind Einnahmen, Zugänge werden bejubelt, Abgänge ignoriert?

Was ist denn das für ein Geschäftsprinzip: neue Einnahmen registrieren und begackern wir. Neue Mindereinnahmen ignorieren wir nicht einmal.

Oder einfach formuliert: haben die noch alle Tassen im Schrank? Wahrscheinlich würden sie antworten: keine Ahnung, wie zählt man die?

ZACKBUM befürchtet das Schlimmste. Nämlich die Nachrichtenmeldung: sollten Sie einem «Republik»-Mitarbeiter auf der Strasse begegnen, wird um vorsichtiges Anhalten gebeten. Bitte verständigen Sie umgehend Pflegekräfte und Einsatzpersonal und widersprechen Sie ihm auf keinen Fall.

 

Aufdringliche «Republik»

Ist das noch Fürsorge oder bereits fürsorgliche Belagerung?

Steht das R in «Republik» neuerdings für repetitiv? Am Donnerstag wandte sich das Organ der Demokratieretter in altem Duktus an «Sehr geehrte Frau Verlegerin, Sehr geehrter Herr Verleger and everybody beyond!»

Botschaft: die Welt ist schlecht und wird immer schlechter, trotz allen Bemühungen der «Republik». Putin, «in den USA steht derweil ein Autokrat mit Umsturz­fantasien in den Start­löchern für eine zweite Amtszeit», der Nahe Osten, «und die Klima­krise gibt es auch noch».

Furchtbar. Aber es gibt Hoffnung, nämlich die «Republik». Noch nie war die Rettung der Welt günstiger: «Sie sind noch nicht Verleger? Aktuell und bis zum 31. März gibt es die «Republik» zu einem speziellen Einstiegs­preis ab CHF 120 für ein Jahres­abonnement.»

Aber es gibt noch mehr Good News beyond. An einer Umfrage hätten sich schlappe 5000 oder «18 Prozent der Verlegerschaft» beteiligt. Wären das Wahlen gewesen, hätte die «Republik» Zeter und Mordio geschrien. So aber: «Die grosse Anzahl hat uns sehr gefreut».

Und die Ergebnisse? Nun ja, da gibt es ein paar radikale, kleine Minderheitsvoten: «11,7 Prozent der Teilnehmerinnen sind der Meinung, die «Republik» würde besser, wenn sie vermehrt kürzere Texte veröffentlichen würde.» ZACKBUM bezweifelt das, aber wer sind wir schon.

Nun kommen wir in den Mü-Bereich: «Die grösste Minderheit (3,3 Prozent) wünscht sich eine grössere Vielfalt an Meinungen und Perspektiven.» Dabei würde sich aber die grosse Mehrheit der «Republik»-Leser garantiert unwohl fühlen, wenn sie sich nicht in der eigenen Gesinnungsblase unter Luftabschluss suhlen könnte. Allerdings ist die «grösste Minderheit» dann doch nur die zweigrösste: «3,5 Prozent von Ihnen finden, wir sollten an der Auffindbarkeit von Themen und Beiträgen arbeiten.» Aber zahlen, ausser, es geht um die eigenen Gehälter, das war noch nie die Stärke der «Republik».

Dafür begrüssen wir besonders herzlich einen neuen Mitarbeiter: «Ausserdem ergänzt Mathias Menzl seit dem 1. März die Crew als Head of Growth Marketing.» Der Titel könnte direkt vom «Blick» entlehnt sein. Hoppla, er ist vom «Blick» entlehnt.

Nur schon einen Tag später meldet sich der «Bundeshaus- und Medienredaktor» Dennis Bühler per Mail. Auch er hat nichts Schönes zu verkünden: «Das Schweizer Mediensystem ist in einer schweren Krise.» Aber auch er zeigt Auswege auf: «Ich bin überzeugt: Umso wichtiger ist es in der aktuellen Situation, eine werbefreie, machtkritische Redaktion wie die Republik zu unterstützen. Eine Redaktion, die seit Anfang 2018 der Medienkrise mit Qualitätsjournalismus entgegentritt.» Wie geht das? «Bis Ende März profitieren Sie dabei …»

Also selbst der billige Jakob auf dem Jahrmarkt würde sich etwas schämen. Und wollen wir mal eine Medienkrise live anschauen? Bitte sehr:

«814 Zugänge und 417 Abgänge im laufenden Monat», titelt die «Republik» darüber. Auch eine Art pfeifen im dunklen Wald. Denn in sämtlichen Monaten zuvor, zurück bis zum April 2023, gab es mehr Abgänge als neue Geldverschwender. Besonders drastisch im Dezember, Januar und Februar, wo die Abgänge sogar die Skala nach unten sprengten.

Wie da der «strategische Fokus» fokussiert werden soll? «Zu- und Abgänge bei den Mitgliedschaften müssen sich im Geschäftsjahr die Waage halten». Das läuft noch bis Ende Juni 2024. Wunder gibt es immer wieder. Oder aber, wenn Constantin Seibt aus seinem Dauerschlaf erwacht, fällt ihm bis dahin sicherlich eine wunderbar gezwirbelte Erklärung ein, wieso weniger eigentlich mehr bedeutet. Wenn man sich mit der rechten Hand hinter dem Kopf durchlangt und am linken Ohrläppchen kratzt.