Ende vom Anfang?

Oder Anfang vom Ende bei «Blick TV»?

«Morgen Montag, 17. Februar, startet die Blick-Gruppe mit dem ersten digitalen Sender der Schweiz.» Das waren noch Zeiten: «Im Viertelstunden-Rhythmus sendet das digitale TV Informationen zu Politik, Wirtschaft, Sport und Unterhaltung.»

Ein «Herzensprojekt» von CEO Marc Walder. Klotzen statt kleckern. Jonas Projer vom Schweizer Farbfernsehen weggelockt. 48 Mitarbeiter. Hier wird das Fernsehen von morgen schon heute gemacht. Und überhaupt: «Mit dem Start von Blick TV geht die Blick-Gruppe ihren digitalen Weg konsequent weiter.»

Tja, da ist auf dem Weg wohl eine Bildstörung aufgetreten. Zuerst ging Projer wieder von Bord. Eine kompetente, weibliche Fachkraft mit sehr viel TV-Erfahrung zeigte nun den Weg in die Zukunft. Denn wer hätte besser als Ladina Heimgartner, Ex-Chefin des Grosssenders RTR (für Nicht-Insider: Radiotelevisiun Svizra Rumantscha), die entscheidenden Hinweise geben können, wie man «Blick TV», dazu auch den «Blick», den SoBli und blick.ch zum Erfolg führt?

Nun gut, «Blick» und SoBli verlieren dramatisch an Auflage, das passiert halt allen Printprodukten. Nur nicht so stark und prozentual zweistellig. Und der digitale Weg? Ach ja, gerade hat Ringier den Kollegen von Axel Springer sämtliche gemeinsam betriebenen Printprodukte abgekauft. Denn Springer geht tatsächlich konsequent den digitalen Weg. Ringier den realen Rückweg. Wer wäre da besser geeignet als Heimgartner, um diese Keimzelle zukünftigen Erfolgs zu führen?

Und «Blick TV»? Ach, hm. Ab kommenden Montag ist es aus. Nein, also mit den Nachrichtensendungen ist es aus. Das sei aber überhaupt nicht das Ende von «Blick TV». Ein Anfang ist es aber irgendwie auch nicht. Und die 48 Nasen bei «Blick TV»? Ach ja, hm, da gebe es dann vielleicht im Rahmen der Neuorganisation des Newsrooms (wir erinnern uns: jede Menge Heads und Officers und kaum Fusssoldaten) doch die eine oder andere Umstellung.

Kooperation mit CNN (sozusagen CNN Money Switzerland à la Ringier), Zukunft, Resilienz sicherlich auch, digital, Video, Bewegtbild, Multi-Channel, Blabla, Blüblü.

Und immerhin, das Logo wurde gewaltig verhunzt, Pardon, verbessert:

Runder, weiblicher, feiner, sinnloser, erfolgloser …

Schon gibt es einige Heads, Officers und wohl auch Fusssoldaten weniger. Alles schrumpft bei der kleinen, aber glücklichen «Blick»-Familie. Das Regenrohr im Logo gewinnt weiter an Symbolkraft. Inhaltlich nicht mehr Boulevard, sondern irgendwie resilienter. Entscheidende Heads weg, Christian Dorer aus unklaren Gründen geköpft, der SoBli-Chef suchte das Weite, Werner de Schepper sehr ruppig rausgepfeffert, als Ersatz eine sympathische Sport-Chefin und ein Mikrophonständer. Für Projer gab es sowieso keinen richtigen Ersatz. Aber genügend Heads, um immer mal wieder einen zu köpfen.

So macht man das. Das gibt viel Anlass zu Hoffnung bei den 1000 Mitarbeitern von Ringier Schweiz AG. Die sind nicht so wirklich auf dem Weg in die digitale Zukunft. Was soll nun aus all diesen Print-Produkten werden? Flaggschiff «Beobachter», bislang stabile «Bilanz», eiernde «Schweizer Illustrierte», noch florierende «GlücksPost»?

Wenn man extrapoliert, was bei der «Blick»-Familie passiert ist: rette sich, wer kann. Augen zu und durch. Das wird nicht digital, sondern brutal.

 

 

 

3 Kommentare
  1. Niklaus Fehr
    Niklaus Fehr sagte:

    Vielleicht kommen jetzt wieder die GIFs, diese Zappelbilder wo man alles schon gesehen hat und gar nicht mehr anklicken muss. Ich schaue jetzt wieder «Love Island» während der Arbeit, da kann man was lernen. Das ist TV vom Feinsten, zumindest was die Moderation und die Girls anbelangt.

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  2. Eveline Maier
    Eveline Maier sagte:

    Bei den Ringier-Produkten mag ich einzig die Publikation «Landliebe». Oft interessante Beiträge über Gartengestaltung, Wandern und Rezepte. Bloss der doofe Namen «Landliebe» ist völlig bescheuert und hätte schon seit langer Zeit ersetzt werden müssen.

    https://www.landliebe.ch/

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