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«Blick» im Tal der Beliebigkeit

Wie macht man Boulevard ohne Boulevard?

10 Prozent. Minus. Die Auflage von «Blick» und «Sonntagsblick». Der «Blick» verkauft noch etwas mehr als 80’000 Exemplare. Bei Zahlen gibt es in der «Blick»-Familie nur zwei Varianten. Sie zeigen nach unten – oder bleiben geheim.

Einschaltquote bei «Blick TV»? Sendepause. Erfolg der Bezahlschranke «Blick+»? Geheim. Ein Bild sagt da mehr übers Elend als viele Worte:

Dafür soll im Ernst jemand zahlen? Wenn das «Das Beste» ist, man wagt sich nicht vorzustellen, was dann das Schlechteste von «Blick+» wäre.

Verunglücktes, aber schweineteures Redesign des Logos – eine Übung, die man immer macht, wenn einem nix einfällt; siehe Post, siehe Sunrise.

Ein erfolgreicher Oberchefredaktor: mit nebulöser Begründung in die Zwangsferien geschickt, dann ganz abgesägt. Als Nachfolge ein Duo mit Quotenfrau, die sicher etwas von Sport versteht. Der Chefredaktor des SoBli wirft das Handtuch und wird durch einen Mikrophonständer ersetzt.

Aber das alles könnte man noch zur Not als Begleiterscheinungen einer allgemeinen Medienmisere schönreden. Aber dann hätten wir noch den Inhalt, moderndeutsch Content. Die Marke «Blick» hat Jahrzehnte daran gearbeitet, für Boulevard zu stehen. Für grosse Buchstaben, bunte Bilder, Sex, Crime und Kampagnen. Für Aufreger, für Volkes Stimme, für die Artikulierung all dessen, wozu der Arbeiter, der Angestellte sagt: so ist es, endlich sagt’s mal einer.

«Blick» stand für: wir zeigen’s denen da oben. Wir sagen es einfach und klar. Wir halten im Zweifelsfall den feuchten Finger in den Wind und richten uns danach, was Volkes Stimme so murmelt, um das als Lautsprecher weiterzutransportieren.

Natürlich hatte der «Blick» schon früher, nach den gloriosen Zeiten von Peter Übersax, kleinere Schwächeanfälle. Unvergessen die Einrichtung eines «Feuilletons» für den lesenden Lastwagenfahrer. Dann gab es den Flop «Blick Basel», aber seit der Einfluss des Hausgespensts Frank A. Meyer schwindet, sind solche Merkwürdigkeiten nicht mehr vorgekommen. Der Leser muss nur noch seine wöchentliche Kolumne überblättern.

Viel gravierender ist, dass dem «Blick» der Markenkern zerstört worden ist. Die oberste Verantwortliche mit extrabreiter Visitenkarte, Ladina «Resilienz» Heimgartner, hat es in einem Interview gnadenlos auf den Punkt gebracht:

«Wir nennen es nicht mehr Boulevard. Wir verstehen uns als Newsplattform, die schnell ist und auch komplexe Themen sehr einfach erklären und erläutern kann. Dabei stellen wir immer den Menschen ins Zentrum – das macht uns aus, dafür stehen wir.»

Dazu gebe es hinter der Bezahlschranke viel Service und Ratgeber – obwohl das Internet vor Gratis-Ratgebern geradezu platzt.

Man kann versuchen, aus Twitter X zu machen. Das geht, wenn der Markenkern von Twitter erhalten bleibt. Man kann einen Namen ändern, wenn er verbrannt ist. Aber ein Geschäftsmodell, eine USP, einen Markenkern, durchaus auch ein Erfolgsmodell ohne Not ändern – das ist fatal.

Das verunsichert den Leser und den Inserenten. Ständige Wechsel in der Führungsetage – ohne Erklärungen – verunsichert die Redaktion. Als Leser statt verstanden belehrt werden, statt kritisch die Mächtigen begleiten eine Standleitung zur Regierung haben, statt die Vorteile des Boulevard auszuspielen, kastrierte woke Storys abliefern: das ist alles das Gegenteil von richtig.

Dazu kommt noch Intransparenz. Die Ergebnisse der gross angekündigten Untersuchung gegen den scheibchenweise gekillten Oberchefredaktor Christian Dorer: bleiben geheim. Wie die «Blick»-Familie mit diesem Personal und dieser obersten Verantwortlichen aus der Abwärtsspirale herausfinden will: geheim. Wie der «Blick» weiterhin erfühlen will, was in der Bevölkerung so vorgeht, nachdem fast alle lokalen Korrespondenten und altgedienten Boulevard-Journalisten entsorgt und durch Kindersoldaten im Newsroom ersetzt wurden: unbekannt.

Wie ein Ein-Man-Investigativteam mit einem Journalisten, der über seine eigenen Füsse stolpert, Skandale aufdecken und Aufreger produzieren will: nicht nachvollziehbar. Weinwissen und Tipps für Hobbygärtner, keine Sex-Beratung mehr, inzwischen berichtet selbst der Tagi boulevardesker als der «Blick»: das ist Desaster mit Ansage. Weiblich, grün und lieb – statt männlich, kantig und böse: den «Blick» so zu enteiern, das macht ihn zum Eunuchen. Zum Zombie. Zum komatösen Patienten auf der Intensivstation. Bis dann jemand die Geräte abschaltet.

Frauen an die Macht

«Blick», «Blick», hurra!

Ringier vermeldet das Erwartete: «Buchli und Inguscio übernehmen den Blick-Newsroom».

Genauer: «Steffi Buchli übernimmt den Bereich «Content», Sandro Inguscio den Bereich «Digital & Distribution». Beide gehören künftig der Geschäftsleitung an.»

Ach, war da nicht noch was, noch so einer, über dessen Schicksal nichts vor Ablauf seiner Auszeit am 12. September gesagt werden sollte? Doch, da war noch einer:

«Im gegenseitigen Einvernehmen und basierend auf dem Culture Audit haben die Ringier-Spitze sowie der bisherige Chefredaktor der Blick-Gruppe, Christian Dorer, entschieden, dass Dorer sein Amt nach seiner Auszeit nicht wieder aufnimmt.» Plus Packungsbeilage: In den kommenden Wochen werde «definiert, ob und in welcher journalistischen Funktion …» Die Gespräche seien «aufgenommen worden und auf gutem Weg».

Das muss man nun abschmecken. Auch auf die Gefahr hin, schon wieder als frauenfeindlich abgestempelt zu werden: eine in der Wolle gefärbte Sportjournalistin soll zukünftig für den gesamten Inhalt eines doch immer noch einigermassen relevanten Organs verantwortlich zeichnen? Hat Ringier denn das abschreckende Beispiel von Tamedia nicht zur Kenntnis genommen, was passiert, wenn nach Geschlecht befördert wird?

Und Inguscio wäre dann nur sozusagen für das Formale zuständig, also den Inhalt auch gebührend unter die Leute zu bringen, natürlich vor allem «Blick+». Mission impossible, muss man leider jetzt schon sagen. Immerhin, Buchli ist nicht etwa Chefredaktor geworden, sondern wurde eher seitwärts befördert. Denn vorher war sie das ad Interim, nun ist sie «Chief Content Officer». Das ist Management-Blabla und hat eigentlich nichts mit Journalismus zu tun.

Schliesslich wurde die Entscheidung, Dorer begründungslos endgültig zu entsorgen (etwas anderes ist das ja nicht, vielleicht bekommt er noch einen Job als «besondere Aufgaben»-Mann), von der «Ringier-Spitze» gefällt. Wer das wohl ist? Die direkte Verantwortliche Ladina Heimgartner? CEO Marc Walder? Michael Ringier himself? Alle zusammen?

Hier scheint es ja ein gröberes Problem zu geben. Hätte der «Culture Audit», was immer das sein mag, ein nachweisbares Fehlverhalten von Dorer zu Tage gefördert, hätte das wohl erwähnt werden müssen. Denn für nix und wieder nix sägt man doch nicht von einem Tag auf den anderen den erfolgreichen «Blick»-Oberchefredaktor ab, der immerhin sechs Jahre lang das Schiff recht skandalfrei durch die Wellen steuerte und auch alle hinderlichen Zwischenrufe von weiter oben solidarisch überhörte.

Aber statt Erklärungen folgt nur noch das übliche Gewäsch. « … sind gut aufgestellt … Position weiter ausbauen und festigen … Christian Dorer danke ich im Namen der Blick-Gruppe, aber auch des Ringier Group Executive Boards …»

Der arme Dorer kann sich nur das hier abringen: «In den vergangenen sechs Jahren hatte ich das Privileg …»

Aha. Und wie ist das nun genau mit der bevorzugten Behandlung einer bestimmten Mitarbeiter-Gruppe und nicht genügende Trennung von Privat und Geschäft? Das habe doch lückenlos und brutalstmöglich aufgearbeitet und aufgeklärt gehört, tönte damals Ringier. Und jetzt? Ist wohl das ähnliche Hornberger Schiessen wie die «Aufklärung» der anonymen Vorwürfe von 78 Tamedia-Frauen. Grosse Kriegstänze – dann gehen alle friedlich nach Hause.

Gegen diesen Abgang von Dorer ist selbst das Bauernopfer Arthur Rutishauser noch anständig abgesägt worden. Es gab nie auch nur im Ansatz konkrete Vorwürfe gegen Dorer (ausser, man will seine sexuelle Orientierung gegen ihn ins Feld führen), es gab in den vergangenen Monaten kein Sterbenswörtchen gegen ihn, was in den klatschsüchtigen Medien was heissen will. Also hätte er sich in der Illusion wiegen können, dass eine entscheidungsoffene Untersuchung ihn genauso ent- wie belasten könnte.

Aber das wäre mit einem Gesichtsverlust seiner direkten Vorgesetzten verbunden gewesen, die ihn auf diese grausame Weise exekutierte. Ein guter Mann weg, eine überforderte Führungskraft mit dem richtigen Geschlecht als Ersatz, eine Hilfsstütze an der Seite, der Titel Chefredaktor wird immerhin nicht mal in den Mund genommen, ein heruntergewirtschaftetes Blatt ohne Boulevard, Kanten und Ecken, ein kastrierter SoBli mit einem Mikrophonständer als Chefredaktor, das werden gloriose Zeiten für die glückliche «Blick»-Familie.

Zahlen zählen

ZACKBUM muss loben. Sich selbst.

Natürlich kann es peinlich wirken, muss aber sein. ZACKBUM kann hellsehen. In die Zukunft blicken. Vorhersagen machen, die viel besser eintreffen als jeder Wetterbericht.

Denn ZACKBUM prognostizierte, dass Ringier noch lange keine Zahlen bekanntgeben wird, wie sich denn die Kurve der Abonnenten bei «Blick+» entwickelt. So macht man das im modernen Journalismus. Zuerst stellt man eine Behauptung auf, dann holt man sich die Bestätigung ab:

«Blick+ wurde vor gut 30 Tagen eingeführt. Die Reaktion der Leserschaft sowie die Anzahl abgeschlossener Abonnements entsprechen den Erwartungen – übertreffen diese teilweise. Doch ist es derzeit verfrüht, Details zu kommunizieren. Für Blick+ wurde ein neues Team geschaffen, das Artikel aus dem Bereich „Service“ erstellt. Darüber hinaus tragen auch alle anderen Ressorts der Blick-Gruppe Inhalte bei. Weiter haben Abonnentinnen und Abonnenten auch Zugang zu gewissen Artikeln der Titel von Ringier Axel Springer Schweiz (Beobachter, Bilanz, Handelszeitung, Schweizer Illustrierte etc.)

ZACKBUM will nicht darüber spekulieren, wie hoch, bzw. tief die Erwartungen waren, die hier «teilweise» übertroffen wurden. Schon nach kurzer Zeit durfte der zweite Abonnent begrüsst werden, der dritte übertraf dann bereits die Erwartungen? Wir wissen es nicht.

ZACKBUM nimmt aber erschüttert zur Kenntnis, dass ein «neues Team» für den Service-Bereich geschaffen wurde. Da enthalten wir uns jedes Kommentars (das ist ein Genitiv, das ist, aber vergiss es beim «Blick»).

Ach, es gab noch eine Zusatzfrage, die ebenfalls beantwortet wurde: «Christian Dorer befindet sich nach wie vor in seiner im März angekündigten halbjährigen Auszeit

Daran nimmt sich ZACKBUM ein Beispiel. Auszeit vom «Blick», bis die Auszeit von Dorer abgelaufen ist.

«Blick» ins Elend

Eigentlich könnte nur noch Dorer helfen.

Aber der ehemalige «Blick»-Oberchefredaktor ist in einer Zwangspause – ohne Wiederkehr. Und das hat der Leser davon:

Natürlich ist es die Aufgabe eines Boulevardblatts mit grossen Buchstaben, selbst wenn es kein Boulevardblatt mehr sein will, aber immer noch grosse Buchstaben verwendet, eine Mücke zu einem Elefanten aufzupumpen. Aber das will eben auch gekonnt sein. Hier hat der Armeechef der Ukraine einfach in einem Interview gesagt, dass ihm selbstverständlich neben vielem anderen auch die Wagner-Truppe Sorgen mache, wie man sein Englisch wohl eher übersetzen sollte.

Dann muss der Leser (aber auch die Leserin) ganz stark sein, «Blick» wird woke:

Das sagte die weltberühmte Autorin, Schauspielerin und Produzentin (wir kennen sicher alle ihren Film «Fikkefuchs») Saralisa Volm, und dann muss es ja stimmen. Allerdings: wollen wir das häufiger sehen?

Sie wird nach der altbekannten Devise interviewt: wir sind uns völlig einig, aber was wollten Sie eigentlich schon immer nochmal sagen? Zum Beispiel das:

«der Begriff Body Positivity übt schon wieder Druck aus. Er sagt: Du musst dich jetzt lieben. Finde dich toll. Akzeptiere deine Falten. Am Ende des Tages hatte ich oft das Gefühl, da soll mir wieder was verkauft werden, ein Kleid, eine Creme.»

So mäandert sich das Gequatsche weiter, gelegentlich unterbrochen durch ein «Wie meinen Sie das?» oder ein «Inwiefern?», ein «Was noch?» und schon wieder ein «Wie meinen Sie das?»; ganz originell ist auch «Wie?».

Drei Plus für «B+».

Dann endlich mal eine hübsche Schreckensmeldung:

Schliesslich ist der Kriegs-«Blick» für eine militärische Unterstützung der Ukraine, für Waffenlieferungen und für alles, was der Schweizer Neutralität diametral widerspricht. Daher unkt Daniel Ballmer, «Redaktor Politik», wunschgemäss und arbeitsplatzsichernd: «Die Deutschen dürfen keine Munition aus Schweizer Produktion an die Ukraine liefern. Dänemark darf keine Radschützenpanzer weitergeben, Spanien keine Flugabwehrkanonen. Die Schweiz macht sich derzeit keine Freunde in Westeuropa. Und könnte das schon bald zu spüren bekommen.»

Dass es in Europa immer weniger Freunde der Rechtsstaatlichkeit gibt, immer mehr unverschämte Kommentare dazu, dass sich die Schweiz, der Bundesrat an seine eigenen Gesetze hält, damit kann und muss die Schweiz leben.

Dann schmückt sich der «Blick», mangels eigenen Kapazitäten, mit fremden Federn:

Schöne Geschichte, nur: «Recherchen der «Schweiz am Wochenende» zeigen». Aber immerhin: diesmal wurde wenigstens nicht von FT oder Bloomberg abgeschrieben.

Aber wenn alle Stricke reissen, es Sommer wird und niemandem nichts einfällt, dann gibt es immer noch den Nutzwert:

Dieser Beitrag ist doppelt wertvoll, denn er bietet auch noch Unterhaltungswert:

  • Du solltest die Pflege nicht vernachlässigen und das Auto regelmässig waschen und putzen. Dazu gehört auch die Prüfung von Reifendruck und -profil.
  • Kurzer Blick unter die Motorhaube: Solltest du offene Kabel, vor allem Zündkabel, sehen, ummantele diese mit Isolierband, um sie gegen Marderbisse zu schützen

Aber Vorsicht; wenn die offenen Kabel unter Strom stehen …

Pädagogisch wertvoll sind auch die Tipps, wenn trotz gewaschenem Auto und ummantelten Kabeln eine Panne passiert:

  • Zuerst Pannendreieck aufzustellen und Warnweste überziehen, um gesehen zu werden.
  • Auch ein Problem mit zu heissem Kühlwasser kannst du vorübergehend selber lösen. Halte an und öffne die Motorhaube (Vorsicht, heiss! Handschuh überziehen), damit die Wärme entweichen kann. Schaue unter dem Auto, ob irgendwo Flüssigkeit leckt.

Aber zurück zum Ernst des Lebens, also zu Frankreich:

Oder sie brennen es sich selbst rein. Wie auch immer, auf diese tiefschürfende Analyse muss man erst mal kommen. Dabei wandelt Samuel Schumacher, «Ausland-Reporter», auf den Spuren des Hausgespensts Frank A. Meyer: «Und wir fragen uns: Was ist da los in unserem Nachbarland

Also eigentlich fragen wir uns das nicht, weil wir wissen, dass das Problem Polizeigewalt mal wieder den Funken ins Pulverfass Banlieue geworfen hat. Dann eiert er sich durch längst Bekanntes, um zur naheliegenden Schlussfolgerung zu kommen, was die Folge der randalierenden Verlierer aus den Vororten ist: «Sie befeuern jene Kräfte, die dem Volk einfache Lösungen für komplexe Probleme verkaufen wollen. Marine Le Pen (54) und ihre Rechtspartei Rassemblement National werden sich freuen

Nun wieder ein Gutsch Nutzwert:

Hoppla, da steht ja verschämt «Präsentiert von Pasino.ch». Also eine bezahlte Werbung, die typenähnlich wie ein Artikel daherkommt.

Der Gottseibeiuns von Herrliberg hat auch einen Auftritt:

Aber oh Wunder, schwächelt der «Blick» auch hier? Es wird lammfromm ein Interview zusammengefasst, das der SVP-Doyen der «Schweiz am Wochenende» gab. Eigenleistung null, nicht mal ein kritisches Wort gegen Blocher. Das wird Meyer gar nicht gerne sehen.

Aber auch die ewige Frage «was haben wir zu Putin», findet ihre Antwort:

Behauptet ein «estnischer Regierungspolitiker». Und der muss es ja wissen. Dann wieder etwas für den kurzen Lacher zwischendurch:

Schliesslich noch der Absacker, und wir haben fertig:

Zunächst einmal muss man natürlich wissen, ob diese Möglichkeit überhaupt besteht. Ein untrügliches Zeichen (Vorsicht, zartbesaitete Leser):

Sollte man also in so was reingetreten sein und es fachmännisch als Wolfskot identifiziert haben, was tun? Nichts: «Sieht man einen Wolf auf mehr als 30 Meter Entfernung, muss man nichts Spezielles tun», sagt der Wolfexperte. Nun will der «Blick» aber noch – «drama, baby, drama» – etwas Gas geben: «Ein Wolf kann für den Menschen gefährlich werden, wenn er Tollwut hat

Huch. Blöd nur: «Es ist sei jedoch ausgeschlossen, in der Schweiz einem infizierten Wolf zu begegnen. «Die Krankheit ist in Westeuropa ausgerottet»», weiss der Wolfexperte, während «Blick» nicht weiss, ob es nun ausgeschlossen ist oder sei.

Wir halten es aber definitiv für ausgeschlossen, weiterzumachen. Augen zu und raus.

 

Eine Frau sieht rot

Das grosse Aufräumen in der glücklichen «Blick»-Familie.

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache. «Blick» und «SonntagsBlick» sind die einzigen beiden Schwesterorgane in der Schweizer Medienlandschaft, die beide 10 Prozent ihrer Leser verloren haben. Das ist weder den Markumständen, noch der Pandemie, noch dem unerforschlichen Ratschlag der Götter geschuldet.

Sondern das Ergebnis einer zum Scheitern verurteilten Strategie einer überforderten Quotenfrau. Ladina Heimgartner meinte, mit dem Wort «Resilienz» plus einigen kampffeministischen Versatzstücken durchzukommen. Dem «Blick» wurde ein völlig verunglücktes Redesign verpasst (neu mit Regenrohr im Logo, das aus Klötzchen zusammengesetzt ist). Schlimmer noch war, dass das Boulevard-Medium kastriert wurde. «Blut, Busen, Büsis», von diesem alten Erfolgsrezept überlebten knapp die Büsis.

Inzwischen berichtet sogar der Tagi boulevardesker als der «Blick», der seinerseits seine Leser mit Gutmenschen-Attitüde, nachgewiesener Staatsnähe und willfährigem Nachplappern der offiziellen Corona-Politik quält.

Da liegt also strukturell einiges im Argen; es bräuchte dringend eine Neujustierung der Strategie, um den dramatische Leser- und Bedeutungsschwund zu stoppen. Im Verlag des Mitbesitzers Springer zeigt das die «Bild»-Zeitung exemplarisch, man müsste nur das Know-how dort abholen und auf Schweizer Gepflogenheiten anpassen. Aber das würde ja strategisches Denken und andere Fähigkeiten voraussetzen, über die Heimgartner nicht verfügt.

Aber sie weiss, wie man versuchen kann, vom eigenen Versagen abzulenken. Also köpfte sie aus heiterem Himmel den Oberchefredaktor Christian Dorer – aus nichtigem Anlass. Denn dessen Vorliebe für eine gewisse Schicht Mitarbeiter war schon seit seinen Zeiten bei CH Media bekannt – und gab niemals Anlass zu Beschwerden, denn er achtete bei seinen Annäherungen immer sorgfältig darauf, seine Machtposition als Vorgesetzter nicht auszunützen.

Er konnte noch nicht einmal als Sündenbock hinhalten, denn er sorgte für eine reibungslose und skandalfreie Umsetzung einer falschen Strategie. Das tat auch Gieri Cavelty in unverbrüchlicher Loyalität zu den linksgrünen Vorlieben im Hause. Er führte den SoBli mit einer Rumpfmannschaft und schwindenden Ressourcen skandalfrei und erlaubte dem Recherchegenie Fabian Eberhard, einen Flop nach dem anderen zu landen, bei dem die Gesinnung stimmte, wenn auch sonst nicht viel. Da Heimgartner anhaltend unfähig ist, neue Strategien zu entwickeln, geht das Köpfen halt weiter.

Nun darf Reza Rafi ans Gerät. Der hingegen ist einschlägig bekannt als Meinungsbüttel, der wunschgemäss Denunziatorisches abliefert, Duftmarke: «Nationalräte der SVP überbieten sich gegenseitig mit Trychler-Huldigungen. Der grösste Fan ist und bleibt indes Finanzminister Ueli Maurer.»

Von ihm kann man mit Fug und Recht eine grosse Flexibilität erwarten, was seine Meinung betrifft. Allerdings ist auch Rafi noch nie in seiner Funktion als Stellvertreter durch einen gestalterischen Muskel aufgefallen. Er ist einfach der nächste Verwalter des Elends. Bis es einen weiteren Kopf braucht, der fallen muss, damit weiter oben nichts fällt.

Hier irrte ZACKBUM

Traurig, aber wahr: wir sind nicht unfehlbar.

Beim Blättern in früheren Meldungen – immer lohnenswert –, sind wir auf einen Artikel vom 20. Oktober 2021 gestossen: «Bild!» Chef! Weg!.

Darin äussert sich ZACKBUM kritisch zum Medienecho auf die Entlassung des «Bild»-Chefs Reichelt. Dieser Teil ist von ewiger Wahrheit und aktueller als das meiste, was bei Tamedia, CH Media oder «Blick» erscheint.

Allerdings packte uns am Schluss der reine Übermut, und das ist nie gut:

Sonst noch was? Ach ja, Christian Dorer könnte das garantiert nicht passieren. Ausgeschlossen. Für diesen Schwiegergmuttertraum legen wir die Hand ins Feuer. Vorstellbar wäre ein abruptes Ende höchstens, wenn der Hobbybusfahrer auf dem Fussgängerstreifen einen Rentner mit Rollator totfahren täte.

ZACKBUM räumt ein: so kann man sich täuschen. Wir bleiben dabei: Dorer ist ein Schwiegermuttertraum (vorausgesetzt, sie hat nichts gegen gleichgeschlechtliche Liebe einzuwenden). Aber Dorer hat ein abruptes Ende ereilt, ohne dass er einen Rentner mit Rollator niedergestreckt hätte.

Stattdessen wurde er auf Geheiss von Ladina Heimgartner selber abserviert. Offiziell zu sechs Monaten Pause verdonnert. Begründung: wolkig, sehr wolkig. Die Motivlage von Heimgartner ist hingegen klar: sie will damit von den desaströsen Zahlen ablenken, die die von ihr verantwortete «Blick»-Gruppe produzierte; Leserschwund in zweistelligem Prozentsatz für «Blick» und «SonntagsBlick». Katastrophe.

Das hat natürlich direkt mit der von ihr zu verantwortenden Verweiblichung und Verweichlichung dieser Boulevard-Medien zu tun. Zudem liess sie sich ein Redesign aufschwatzen, das an Beknacktheit höchstens von der neuen Werbekampagne für die «Schweizer Illustrierte» überboten wird.

Das «Blick»-Logo wurde mit einem Regenrohr verunziert, bei der SI-Kampagne studieren Leser Schwingerhosen oder glotzen auf eine Film-Klappe. Kein Wunder, stammt alles vom selben Werbe-Fuzzi.

Das alles ändert aber nix daran, dass wir unsere Hand etwas angebrutzelt aus dem Feuer nehmen.

Scherzfragen

Obwohl: eigentlich ist die Lage ernst. Und hoffnungslos …

Was ist der Unterschied zwischen der Credit Suisse und der «Republik»? Die CS hat einen Verwaltungsrat, und die Geschäftsleitung arbeitet gratis.

Was ist der Unterschied zwischen dem «Tages-Anzeiger» und randalierenden Idioten? Diese werfen mit Steinen, jene mit Buchstaben.

Was ist der Unterschied zwischen Patrizia Laeri und Sanija Ameti? Die eine drängt mit einer erfundenen Belästigung in die Medien, die andere mit erfundenen Hassmails.

Was ist der Unterschied zwischen Christian Dorer und Arthur Rutishauser? Beide sind degradiert und durch Frauen ersetzt worden. Aber der eine muss noch arbeiten.

Was ist der Unterschied zwischen dem Coninx-Clan und dem Wanner-Clan? Es gibt keinen. Ausser: ein Clan arbeitet inkognito.

Was ist der Unterschied zwischen Karin Keller-Sutter und Alain Berset? Eine von beiden färbt die Haare.

Was ist der Unterschied zwischen Axel Lehmann und Ulrich Körner? Einer bekommt Gehalt, der andere nicht. Aber die Leistung von Plisch und Plum ist gleich wertlos.

Was ist der Unterschied zwischen Ralph Hamers und Sergio Ermotti? Strubelfrisur ohne Krawatte, exakt gezogener Scheitel mit Krawatte.

Was ist der Unterschied zwischen der CS- und der UBS-Aktionärsversammlung? Colm Kelleher.

Was ist der Unterschied zwischen Eric Gujer und Raphaela Birrer? Da schweigt des Sängers Höflichkeit.

Ringier räumt auf – oder ab

«IntegrityPlus» nimmt sich die «Blick»-Gruppe vor. Who?

Wenn die ersten beiden Schritte Vorboten von Kommendem sind, dann gute Nacht. Denn der «Blick»-Oberchefredaktor Christian Dorer wurde aufgrund diffuser Anschuldigungen 6 Monate in eine Auszeit ohne Wiederkehr geschickt.

Der langjährige Ringier-Mitarbeiter und Ex-«Blick»-Chefredaktor Werner de Schepper wurde gar öffentlich exekutiert und Knall auf Fall abserviert.

Nun soll die gesamte «Betriebskultur» untersucht werden, oder wie das die zuständige Ladina Heimgartner wolkig umschreibt: «Im Zuge eines ‹Culture Audits› werden wir mithilfe externer Experten durchleuchten, wie es um die Unternehmenskultur innerhalb der Blick-Gruppe im Detail steht, und Massnahmen einleiten, die eine gesunde und offene Betriebskultur weiter fördern und langfristig verankern.»

Das ist nun ihr übliches Manager-Blabla, aber was soll hier genau passieren? «IntegrityPlus» soll zunächst einmal Befragungen durchführen. Integrity who? Das ist ein Zusammenschluss des Beratungskings Movis AG, ein stilles Monster mit «über 20 Beratungsstandorten in der ganzen Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein». Die Riesenbude berät meistens eher geräuschlos.

Nun soll das Unternehmen zusammen mit den Anwälten Rudin Cantieni die neue Bude IntegrityPlus aus der Taufe gehoben haben. VRP Martin Bircher ist gleichzeitig CEO der Movis AG und läuft ansonsten völlig unterhalb aller Radarschirme. Das gilt auch für Geschäftsführerin Marina Conte. Lediglich Linus Cantieni und Johann-Christoph Rudin machten zuletzt Schlagzeilen, als sie die Vorwürfe der gefeuerten «Magazin»-Redaktorin Anuschka Roshani untersuchten (und grösstenteils als nicht belegbar abtischten).

Wieso nun ausgerechnet diese neue Entität (statt Movis solo oder Rudin/Cantieni, mit immerhin auch 14 Nasen) die «Blick»-Gruppe untersuchen soll, weiss wohl nur Heimgartner. Was denn nun genau untersucht werden soll, mit welchem Ansatz, mit welchem Personal – das wäre dann doch zu viel der Transparenz. Auch die Beantwortung der Frage, ob hier eine ordentliche Ausschreibung des Auftrags stattfand.

Auf wiederholte Nachfrage, ob für diesen sicherlich nicht billigen Auftrag wie es sich gehört Konkurrenzofferten eingeholt wurden, sagt Ringier lediglich: «Bei der IntegrityPlus AG handelt es sich um einen Zusammenschluss der Besten in diesem Bereich: der Movis AG und der Anwaltskanzlei RudinCantieni. Die Vergabe dieses Auftrages erfolgte Corporate Governance konform.»

Das ist die Transparenz, die man sich bei einer «gesunden und offenen Betriebskultur» wünscht.

Nach den erfolgten Hinrichtungen weiss jeder Mitarbeiter in der mehr oder minder glücklichen «Blick»-Familie zwei Dinge: Hier wird Material gesammelt, und alles, was du sagst, kann gegen dich verwendet werden. Und wer weiss, was die anderen über dich sagen

Und nicht vergessen: Integrität bedeutet Makellosigkeit, ihr Boulevard-Journis.

Lieber Michael Ringier

Offener Brief: Greifen Sie endlich mal durch.

So hätten Sie sich den Altersruhestand nicht vorgestellt. Sie sind gerade 74 geworden (nachträgliche Gratulation). Mit Ihrer Kunstsammlung und Autoliebhaberschaft haben Sie eigentlich einen ausgefüllten Alltag, zudem möchte man auch mal kürzertreten.

Und nun das.

Ihr designierter Nachfolger, der einzige Mitaktionär, der nicht zur Familie gehört, schwächelt. Es ist ihm einerseits gelungen, das Haus Ringier von einer Zeitungsdruckerei zu einem digitalen Konzern umzubauen, der ganze Wertschöpfungsketten bespielt, international als Unterhaltungskonzern aufgestellt ist und sich unter die Fittiche des Springer-Verlags begeben hat. Ach ja, plus einen Schuss Mobiliar.

Das ist die Erfolgsstory. Menschlich gesehen glänzt Marc Walder nicht gerade. Sein unseliger Hang zu Wichtigen und Mächtigen hat ihn viel zu lange an der Seite von Pierin Vincenz gehalten, dem noch Lobhudelei-Interviews gewährt wurden, als der Skandal längst offenkundig war. Aber gut, dann galt das Grundprinzip des Boulevard: wer hinaufgeschrieben wird, wird dann auch heruntergemacht.

Peinlicher war Walders Panik während der Pandemie; mit seiner Männerfreundschaft zu Alain Berset, mit dem er sich ach so gerne in der Öffentlichkeit zeigte, sprang er in ein weiteres Fettnäpfchen, ohne Not. Dass der arme Christian Dorer behaupten musste, dass er selbst und der «Blick» völlig unabhängig und unbeeinflussbar seien, war an Peinlichkeit kaum zu überbieten.

Auch Walders Auftritte als Videostar leisteten einen nicht unwesentlichen Beitrag dazu, dass die zusätzliche Subventionsmilliarde den Bach runterging. Dafür haben Sie ihn immerhin sanft, aber öffentlich gerüffelt.

Das sind natürlich, gemessen an der Wertschöpfung, der Umbauleistung und der Teilhaberschaft am Verlag, Peanuts.

Etwas problematischer wird es schon beim Führungspersonal. Wer eine Ladina Heimgartner zu Positionen aufsteigen lässt, für die sie eine extrabreite Visitenkarte braucht, macht etwas falsch. Wer sie in Diskussionsrunden erlebt, wird sich schmerzlich bewusst, dass sie als Karrierebooster über ganz wenige Schlagwörter verfügt. «Resilienz» war ganz am Anfang der King, dann entdeckte sie noch den Feminismus, die «Equal Voice» als neues Leitmotiv. Dass sie ein völlig verunglücktes Redesign des «Blick» zu verantworten hat, das einzige Boulevard-Medium mit Regenrohr im Logo, eine kostspielige Verarsche eines überschätzten und teuren PR-Fuzzis, der ständig die Namen seiner Firma wechseln muss, wenn er mal wieder Schiffbruch erlitt, peinlich. Peinlicher, dass mit der angeblichen Verweiblichung dem «Blick» alle Zähne gezogen wurden.

Wer Boulevard ohne «Blut, Büsi, Busen» machen will, hat Boulevard nicht verstanden.

Dass Heimgartner als knallharte Machtstrategin auf den richtigen Moment wartete, um den unbestritten erfolgreichen Oberchefredaktor Christian Dorer abzusägen, das war zwar ein intrigantes Meisterstück. Was das allerdings für ein Signal aussendet, dass ein bislang unbescholtener, in keinerlei juristische Auseinandersetzungen verwickelter Chefredaktor, dem auch in der Redaktion niemand etwas vorzuwerfen hat (ausser einer wie immer anonymen Redaktorin, die sich angeblich vernachlässigt oder nicht genügend gewürdigt fühlte), einfach so weggehauen werden kann, ist bedenklich.

Dass Dorers Verhalten und seine Vorlieben schon lange bekannt waren, ohne dass das zu geringsten Beschwerden geführt hätte, belegt, dass es sich um einen gezielten Blattschuss einer Karrieristin handelte.

Das gilt übrigens auch für Werner de Schepper, bei dem unbelegte Andeutungen angeblicher Übergriffe genügten – von denen es mindestens zwei Versionen gibt –, dass er nicht nur entlassen, sondern geradezu öffentlich hingerichtet wurde. Das war nun überhaupt nicht die feine Art; und wenn Heimgartner dabei eine Rolle gespielt haben sollte, oder gar die Noch-Gattin von Walder, dann war das eine sehr unfeine Art.

Natürlich ist es verständlich, dass Sie nur ungern von Ihrer Nachfolgeplanung abweichen wollen. Walder soll Sie als VR-Präsident beerben, Heimgartner soll als weiblicher CEO ein Zeichen als Quotenfrau setzen.

Vielleicht sollten Sie Folgendes bedenken. Erinnern Sie sich noch an Meili Wolf oder Martin Kall? An Heinrich Oswald oder Oscar Frei? Sehen Sie da nicht vielleicht eine gewisse Fallhöhe, einen Niveau-Unterschied? Inzwischen dürften Sie doch auch den ewigen und meistens fatalen Einflüsterungen des Hausgespensts Frank A. Meyer überdrüssig geworden sein.

Laissez faire, laissez aller, das ist eine schöne, altersweise Einstellung. Aber wenn Sie Ihren Ruhestand dann wirklich geniessen wollen und ein bestelltes Haus hinterlassen, müssten Sie jetzt durchgreifen. Und zwar auf der Chefetage. Walder braucht dringend ein Coaching, Heimgartner ein Abklingbecken, in das sie möglichst geräuschlos entsorgt werden kann. Nehmen Sie sich an Tamedia und Priska Amstutz ein Beispiel. «Studie über New Market Opportunities in Africa and Asia», das hört sich doch gut an – und wäre wie gemacht für Heimgartner.

*Packungsbeilage: ZACKBUM-Redaktor René Zeyer war in verschiedenen Funktionen für Ringier tätig.

Wer hat welchen Beruf verfehlt?

In der aktuellen Groteske kann man nur mit Humor überleben.

Als das Fernsehen noch schwarzweiss und deutlich besser war, gab es die Sendung «Was bin ich?», das heitere Beruferaten mit Robert Lembke.

In dieser Tradition will sich ZACKBUM der Frage widmen, wer welchen Beruf verpasst hat. Zum Beispiel Alain Berset wäre sicherlich als Schauspieler auf den Spuren von Yul Brynner erfolgreicher als im Bundesrat gewesen. Von dem Applaus weiblicher Fans ganz zu schweigen.

Urs Rohner, der Versagerrat der Credit Suisse mit weisser Weste, hätte sich viel besser als Lehrer für Moral und Ethik an einer katholischen Hochschule bewährt. Wer da einwendet, dass ihm doch dafür sämtliche Voraussetzungen fehlen: na und, das ist doch auch bei seiner Tätigkeit als Legal Counsel oder als VR-Präsident so gewesen. Aber der strenge Blick durch die schwarzumrahmte Brille, der hätte für einen Lehrer wenigstens gepasst.

Bei Sergio Ermotti kann nur empfohlen werden, als Model für Golden Ager massig Geld zu schaufeln. Gut, das tut er als Stehaufmännchen bei der UBS auch. Aber vom schnurgeraden Seitenscheitel über die graumelierten Haare, den leicht gebräunten Teint, die auf Körper geschnittenen Anzüge und die edel manikürten Hände, plus dieses Flair des Südländers, dazu die glutvoll-dunklen Augen: wird James Bond in seiner Wiederauferstehung nicht mit einem Schwarzen besetzt, würde in dieser Rolle Ermotti ein Zeichen für ältere, aber immer noch dynamische Männer setzen. Schliesslich waren auch schon Roger Moore und Pierce Brosnan lediglich Dressmen.

Bevor ZACKBUM Männerlastigkeit vorgeworfen wird: Karin Keller-Sutter wäre ideal als Gouvernante. Sie bringt dafür den strengen Blick, gute Umgangsformen und den verkniffenen Mundausdruck mit, den es bei erzieherischen Aufgaben dringend braucht. Besonders geeignet wäre sie als ausgebildete Dolmetscherin in mehrsprachigen Haushalten, wo sie für Erziehung, Disziplin und einen Schuss Multikulti sorgen könnte.

Axel P. Lehmann, der bald arbeitslose CS-VR-Präsident, Markenzeichen randlose Brille und leicht verschreckter Gesichtsausdruck, könnte problemlos die Lücke ausfüllen, die Paul Spahn hinterlassen hat. Ältere Semester erinnern sich; Spahn war die seriöse Ausgabe von Leon Huber als Tagesschau-Sprecher. Wenn sich Spahn am Ende der Ausgabe die Brille von den Ohren häkelte und leicht melancholisch in die Kamera blickte, ob all des Leids, das er wieder mal verkünden musste, dann wusste der Zuschauer, dass er der amtlichen Verlesung der korrekten News beigewohnt hatte. Auch wenn Lehmann dieser Eindruck bei der CS nicht gelang, an dieser Stelle würde er aufblühen und zur Vertrauensfigur einer ganzen Nation emporwachsen.

Cédric Wermuth, auch darin unstreitig begabter als sein Nachahmer Fabio Molina, könnte sogar internationale Bedeutung erlangen. Als eines der gefragtesten Bart-Models der Welt. Auch das übrige Styling passt bereits; immer das gleiche schwarze Jacket, weises Hemd mit oder ohne Pullover, perfekt, es zählt der Wiedererkennungswert. Aus diesem Grund entschied sich Wermuth, sein zuerst bartloses, dann unrasiertes Gesicht mit einem auf Kante geschnittenen Vollbart zu verzieren. Die Wangen sauber ausrasiert, der Kinnsteg zur Unterlippe, der nahtlose Übergang vom dichten Haupthaar zur feingetrimmten Bartkotelette, das zeugt von Hingabe, Pflege und Eitelkeit. Ein weiterer Vorteil für viele wäre, dass man als Bart-Model nicht viel sagen muss.

Sanija Ameti, Pardon, Patrizia Laeri, nein, das hier soll ja eine ernsthafte Satire sein, Christian Dorer, der beurlaubte «Blick»-Oberchefredaktor, überlegt sich garantiert auch, ob er nicht besser Buschauffeur geblieben wäre. Aber auch dieser Beruf würde ihn nicht vollständig ausfüllen; Dorer eignete sich ideal als Anpreiser für Dauerwerbesendungen. Mit diesem vertrautenerweckend-unschuldigen Gesicht, dazu seiner Sprachfertigkeit, seinem Durchhaltevermögen würde er es spielend schaffen, Fitnessgeräte, Abmagerungsdiäten, glitzernde Uhren und Schmuck, sogar Gemüseraffeln und Wisch-und-Weg-Putzmittel so an den Mann und die Frau zu bringen, dass er sich damit eine ganze Mannschaft von jungen Matrosen mieten könnte, um mit ihnen in den Sonnenuntergang zu schippern.