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Glück und Pech

Glück für die Migros, Pech für Ringier.

Im März musste der erfolgreiche und beliebte Chefredaktor der «Blick»-Gruppe eine «Auszeit» nehmen. Als merkwürdige Begründung diente, dass Christian Dorer angeblich eine «bestimmte Mitarbeitergruppe» bevorzugt behandeln würde, was immer das bedeuten mochte.

Ringier behauptete dann, dass in der sechsmonatigen Auszeit untersucht würde, was es damit auf sich habe – und ob Dorer danach wieder in seine Position zurückkehren werde. Dann behauptete Ringier, dass man mit Dorer im Gespräch sei, um ihm allenfalls eine andere Aufgabe im Medienkonzern zu übertragen, aber als «Blick»-Oberchefredaktor kehre er nicht zurück.

Die Resultate der monatelangen «Untersuchung» wurden nie bekannt gegeben, «Persönlichkeitsschutz». Dass irgend jemand gegen Dorer Vorwürfe erhoben hätte, wurde jedenfalls nicht öffentlich bekannt. Soweit das Trauerspiel bei Ringier, ein Ablenkungsmanöver von desaströsen Zahlen in der «Blick»-Familie und dem Abserbeln von «Blick TV».

Profitieren davon tut nun die Migros. Wie bekannt wurde, übernimmt Dorer ab Februar die Gesamtleitung der Kommunikation des Migros-Genossenschaftsbundes. In dieser Funktion ist er direkt dem Präsidenten der Generaldirektion unterstellt, was die Bedeutung seiner Position unterstreicht. Migros hat damit einen versierten, kompetenten und gut vernetzten Kommunikationsprofi gewonnen, der zudem für die grösste Zeitschrift der Schweiz zuständig sein wird, das unterschätzte «Migros Magazin». Von dessen Auflage (2,15 Millionen) und Reichweite (3,15 Millionen) kann die unglückliche «Blick»-Familie nicht mal träumen.

Aber wenn auch dort die Auflagenzahlen nach unten gehen, steigt die Anzahl von Heads und Chiefs ins fast Unermessliche. Wahrscheinlich steckt Absicht dahinter: umso mehr leitende Köpfe es gibt, desto einfacher kann man einen köpfen, wenn mal wieder zur Ablenkung ein Schuldiger gefunden werden muss.

Wumms: Fabienne Kinzelmann-Opel

Eine bedeutende feministische Stimme erhebt sich.

Kinzelmann-Opel ist ein journalistisches Schwergewicht. Ihre Selbstbeschreibung lässt kein Klischee aus: «Digital- und Print-Journalistin mit unternehmerischer Denkweise und redaktioneller Erfahrung in Deutschland, der Schweiz und den USA. Brennt für gutes Storytelling, mutige Ideen und dafür, Dinge nach vorne zu bringen

Inzwischen sei sie «internationale Korrespondentin» bei der «Handelszeitung». Ob die das weiss? Dort ist sie im Impressum einfach als Nummer zwei unter «Internationale Wirtschaft» aufgeführt.

Eigentlich müsste sie dort Chefredaktorin, wenn nicht Editor at Large sein, bei dem Vorleben: «Zuvor war ich die führende Auslandsredakteurin für Blick und SonntagsBlick, eine der größten Schweizer Tages- und Sonntagszeitungen. Ich schrieb Analysen, Porträts und Interviews für Print und Online, berichtete bei brisanten Themen live vor Ort oder analysierte im Studio und verantwortete kanalübergreifend die Auslandsberichterstattung mit einem besonderen Schwerpunkt auf den USA, Europa, dem Klimawandel und sozialen Bewegungen. Zudem entwickelte und schrieb ich einen eigenen Newsletter über US-Politik

«Führende Auslandredaktorin» beim «Blick» ist nicht schlecht; dabei hat sie wohl sich selbst geführt …

Zudem ist sie noch «Co-Präsidentin des Vereins Qualität im Journalismus». In dieser Eigenschaft röhrt sie auf «persoenlich.com»: «Missbrauchsfälle zeigen strukturelles Versagen». «Strukturell», das ist auch so ein Allerweltswort wie «resilient» oder «zukunftsfähig». Auf die Frage, was bei den «Corona-Leaks» schief gelaufen sei, rudert sie qualitätsvoll um die Wahrheit herum: «Die richtige Frage wäre gewesen: Hat ein Bundesrat ein einzelnes Medienhaus bevorzugt – oder schlicht sein Departement nicht im Griff? Stattdessen schoss die Branche auf sich selbst, besonders auf den Ringier-Verlag. Aus meiner Sicht war da viel Neid dabei. Ich habe damals selbst für die Blick-Gruppe gearbeitet und bin sicher voreingenommen, aber ich habe ja live mitgekriegt, wie die Kolleginnen und Kollegen gearbeitet haben, was für gute Kontakte sie geknüpft haben.»

So kann man das auch sehen. Und wie steht es mit den Affären um Christian Dorer und Werner De Schepper; zwei Mitarbeiter, die unter dubiosen Umständen abgesägt wurden? «Ich möchte mich nicht zu Einzelfällen äussern. Denn diese zeigen immer auch ein strukturelles Versagen: Es gibt ein Umfeld, das absichtlich oder unabsichtlich nicht genau hinschaut oder gewisse Verhaltensweisen akzeptiert oder sogar fördert.»

Ein strukturelles Versagen liegt hier wohl eher beim Management, das Karrieren ruiniert, ohne eine nachvollziehbare Begründung dazu zu liefern. Huldvoll verzichtete «persoenlich.com» darauf, Kinzelmann-Opel zu fragen, wie sie im Rahmen von strukturellem Versagen die Berichterstattung der «Blick»-Familie beispielsweise zum Thema Till Lindemann qualifizieren würde. Da musste der «Blick» schleunigst einen Artikel löschen und ein liebedienerisches Interview mit dem Anwalt des Rammstein-Sängers veröffentlichen. Das war sicherlich kein Ruhmesblatt des Qualitätsjournalismus.

Ebenso wenig wie dieses Watteinterview mit einer Angeberin …

 

Kommunikationsgenie H.

Schweigen wäre Gold. Aber …

Immerhin, für Heiterkeit ist gesorgt: «Wir sind der Breaking-News-Kanal der Schweiz.» Die bessere Bezeichnung für «Blick TV» wäre wohl «Comedy Central». Oder «Breaking-Kanal». Diese Breaking News verkündete die frischgebackene CEO Ringier Schweiz via persoenlich.com.

Ladina Heimgartner reagierte damit auf einen Artikel von Francesco Benini von CH Media: «Blick-TV ist am Ende».  Gnadenlos listet er hier die Geschichte eines unaufhaltsamen Niedergangs auf. Mit grossem Brimborium im Februar 2020 gestartet (wenn irgendwo auf der Welt etwas Wichtiges geschah, sollte «Blick TV» nach 180 Sekunden die Bilder dazu haben), 17 fixe Formate am Tag, Kooperation mit CNN, 48 Angestellte.

Nach einem Jahr waren es immer noch 48 Angestellte, aber nur mehr drei fixe Formate. Die Einschaltquoten  weit entfernt von den Absichten, Gewinnschwelle nach drei Jahren: illusorisch. Besonders peinlich für Heimgartner: als ehemalige Chefin des romanischen Zwergsenders RTR hätte das doch ihre Kernkompetenz sein sollen, eine TV-Station zum Florieren zu bringen.

Stattdessen verkündete Ringier noch am Mittwoch stolz den Rückschritt in die Printwelt, die vollständige Übernahme von 20 Zeitschriften vom grossen Bruder Axel Springer, der das tut, was Ringier behauptet: Springer setzt voll auf die Karte digital und trennt sich konsequent von Print-Produkten.

Gnadenlos geht daher Benini mit der TV-Frau ins Gericht: «Keine gute Figur machte während der Leidensgeschichte des Senders Ladina Heimgartner, die soeben zur Chefin von Ringier Medien Schweiz befördert worden ist. Sie redete die Probleme von Blick-TV schön und drosch dabei leere Phrasen. Dabei wussten Medienschaffende innerhalb und ausserhalb von Ringier: Blick-TV ist ein Flop.»

Aber davon will sie nicht lassen: «Sendeschluss ist keiner in Sicht. Wir verzichten zwar ab Montag auf drei tägliche Sendungen, aber diese Anpassung ist alles andere als das Ende von Blick TV.» Dann das übliche Manager-Blabla: «Ressourcen und Stärken vermehrt … Bedürfnisse noch besser treffen … Learnings sind klar … Newsroom anpassen … Verschiebungen …» Solche Aussagen geben den 48 Angestellten viel Sicherheit und Zukunftsvertrauen.

Ziemlich angefasst reagiert Heimgartner dann auf die Kritik von Benini: «Der neueste Beitrag von CH Media ist vom selben Journalisten wie im Frühling 2022 – und leider genauso unsachgerecht, unprofessionell und unjournalistisch wie damals. So ist zum Beispiel unsere Stellungnahme nicht in die Berichterstattung eingeflossen. Das Ergebnis ist eine Ansammlung wilder Thesen, die nicht den Tatsachen entsprechen und leider von diversen anderen Medien ungeprüft übernommen wurden.»

«Unsere Stellungnahme»? Da scheint die Dame etwas nicht mitbekommen zu haben: «Bis am Donnerstagabend gab die Medienstelle von Ringier keine Auskunft zum Aus von Blick-TV; die Fragen zum Thema waren ihr am Donnerstagmorgen per Mail zugestellt worden.» Ausserdem: eine einzige, winzige inhaltliche Richtigstellung auch nur einer Aussage von Benini, statt reine Polemik? «Unsachgerecht, unprofessionell und unjournalistisch, wilde Thesen, die nicht den Tatsachen entsprechen»? Das ist starker Tobak und müsste dann schon mit vielleicht ein, zwei Beispielen untermauert werden.

Alles, was bei «Blick» läuft, liegt im Verantwortungsbereich von Heimgartner. Die Auflagenverluste, das missglückte Redesign, die Absetzung unter dubiosen Umständen des Oberchefredaktors Christian Dorer, dass der Chefredaktor des «SonntagsBlick» das Weite suchte, dass diese Stellen durch zweite Garnitur und einen Kopfsalat von unüberschaubar vielen «Heads» und «Officers» ersetzt wurde. Das mag bei einem Zwangsgebührensender, der weder auf Einnahmen, noch auf Ausgaben achten muss, noch angehen. Aber in der Privatwirtschaft?

Nun fügt Heimgartner all diesen Flops noch einen weiteren hinzu: souveräne Kommunikation ist auch nicht ihre Stärke. Auf die Frage, wieso denn zusammen mit der Jubelmeldung über die Auflösung des Joint Venture mit Springer in der Schweiz nicht das Abwracken von «Blick TV» kommuniziert worden sei, sagt sie zu persoenlich.com: Zu diesem «gewichtigen Investment» stehe «die Einstellung von drei Nachrichtensendungen in keinem Verhältnis».

Nur: das jämmerliche Erscheinungsbild von «Blick TV» steht zu den gewichtigen Millioneninvestitionen auch in keinem Verhältnis. Fehler machen kann jeder. Sie einfach zugeben, das braucht allerdings eine gewisse Grösse.

 

Ende vom Anfang?

Oder Anfang vom Ende bei «Blick TV»?

«Morgen Montag, 17. Februar, startet die Blick-Gruppe mit dem ersten digitalen Sender der Schweiz.» Das waren noch Zeiten: «Im Viertelstunden-Rhythmus sendet das digitale TV Informationen zu Politik, Wirtschaft, Sport und Unterhaltung.»

Ein «Herzensprojekt» von CEO Marc Walder. Klotzen statt kleckern. Jonas Projer vom Schweizer Farbfernsehen weggelockt. 48 Mitarbeiter. Hier wird das Fernsehen von morgen schon heute gemacht. Und überhaupt: «Mit dem Start von Blick TV geht die Blick-Gruppe ihren digitalen Weg konsequent weiter.»

Tja, da ist auf dem Weg wohl eine Bildstörung aufgetreten. Zuerst ging Projer wieder von Bord. Eine kompetente, weibliche Fachkraft mit sehr viel TV-Erfahrung zeigte nun den Weg in die Zukunft. Denn wer hätte besser als Ladina Heimgartner, Ex-Chefin des Grosssenders RTR (für Nicht-Insider: Radiotelevisiun Svizra Rumantscha), die entscheidenden Hinweise geben können, wie man «Blick TV», dazu auch den «Blick», den SoBli und blick.ch zum Erfolg führt?

Nun gut, «Blick» und SoBli verlieren dramatisch an Auflage, das passiert halt allen Printprodukten. Nur nicht so stark und prozentual zweistellig. Und der digitale Weg? Ach ja, gerade hat Ringier den Kollegen von Axel Springer sämtliche gemeinsam betriebenen Printprodukte abgekauft. Denn Springer geht tatsächlich konsequent den digitalen Weg. Ringier den realen Rückweg. Wer wäre da besser geeignet als Heimgartner, um diese Keimzelle zukünftigen Erfolgs zu führen?

Und «Blick TV»? Ach, hm. Ab kommenden Montag ist es aus. Nein, also mit den Nachrichtensendungen ist es aus. Das sei aber überhaupt nicht das Ende von «Blick TV». Ein Anfang ist es aber irgendwie auch nicht. Und die 48 Nasen bei «Blick TV»? Ach ja, hm, da gebe es dann vielleicht im Rahmen der Neuorganisation des Newsrooms (wir erinnern uns: jede Menge Heads und Officers und kaum Fusssoldaten) doch die eine oder andere Umstellung.

Kooperation mit CNN (sozusagen CNN Money Switzerland à la Ringier), Zukunft, Resilienz sicherlich auch, digital, Video, Bewegtbild, Multi-Channel, Blabla, Blüblü.

Und immerhin, das Logo wurde gewaltig verhunzt, Pardon, verbessert:

Runder, weiblicher, feiner, sinnloser, erfolgloser …

Schon gibt es einige Heads, Officers und wohl auch Fusssoldaten weniger. Alles schrumpft bei der kleinen, aber glücklichen «Blick»-Familie. Das Regenrohr im Logo gewinnt weiter an Symbolkraft. Inhaltlich nicht mehr Boulevard, sondern irgendwie resilienter. Entscheidende Heads weg, Christian Dorer aus unklaren Gründen geköpft, der SoBli-Chef suchte das Weite, Werner de Schepper sehr ruppig rausgepfeffert, als Ersatz eine sympathische Sport-Chefin und ein Mikrophonständer. Für Projer gab es sowieso keinen richtigen Ersatz. Aber genügend Heads, um immer mal wieder einen zu köpfen.

So macht man das. Das gibt viel Anlass zu Hoffnung bei den 1000 Mitarbeitern von Ringier Schweiz AG. Die sind nicht so wirklich auf dem Weg in die digitale Zukunft. Was soll nun aus all diesen Print-Produkten werden? Flaggschiff «Beobachter», bislang stabile «Bilanz», eiernde «Schweizer Illustrierte», noch florierende «GlücksPost»?

Wenn man extrapoliert, was bei der «Blick»-Familie passiert ist: rette sich, wer kann. Augen zu und durch. Das wird nicht digital, sondern brutal.

 

 

 

«Blick» im Tal der Beliebigkeit

Wie macht man Boulevard ohne Boulevard?

10 Prozent. Minus. Die Auflage von «Blick» und «Sonntagsblick». Der «Blick» verkauft noch etwas mehr als 80’000 Exemplare. Bei Zahlen gibt es in der «Blick»-Familie nur zwei Varianten. Sie zeigen nach unten – oder bleiben geheim.

Einschaltquote bei «Blick TV»? Sendepause. Erfolg der Bezahlschranke «Blick+»? Geheim. Ein Bild sagt da mehr übers Elend als viele Worte:

Dafür soll im Ernst jemand zahlen? Wenn das «Das Beste» ist, man wagt sich nicht vorzustellen, was dann das Schlechteste von «Blick+» wäre.

Verunglücktes, aber schweineteures Redesign des Logos – eine Übung, die man immer macht, wenn einem nix einfällt; siehe Post, siehe Sunrise.

Ein erfolgreicher Oberchefredaktor: mit nebulöser Begründung in die Zwangsferien geschickt, dann ganz abgesägt. Als Nachfolge ein Duo mit Quotenfrau, die sicher etwas von Sport versteht. Der Chefredaktor des SoBli wirft das Handtuch und wird durch einen Mikrophonständer ersetzt.

Aber das alles könnte man noch zur Not als Begleiterscheinungen einer allgemeinen Medienmisere schönreden. Aber dann hätten wir noch den Inhalt, moderndeutsch Content. Die Marke «Blick» hat Jahrzehnte daran gearbeitet, für Boulevard zu stehen. Für grosse Buchstaben, bunte Bilder, Sex, Crime und Kampagnen. Für Aufreger, für Volkes Stimme, für die Artikulierung all dessen, wozu der Arbeiter, der Angestellte sagt: so ist es, endlich sagt’s mal einer.

«Blick» stand für: wir zeigen’s denen da oben. Wir sagen es einfach und klar. Wir halten im Zweifelsfall den feuchten Finger in den Wind und richten uns danach, was Volkes Stimme so murmelt, um das als Lautsprecher weiterzutransportieren.

Natürlich hatte der «Blick» schon früher, nach den gloriosen Zeiten von Peter Übersax, kleinere Schwächeanfälle. Unvergessen die Einrichtung eines «Feuilletons» für den lesenden Lastwagenfahrer. Dann gab es den Flop «Blick Basel», aber seit der Einfluss des Hausgespensts Frank A. Meyer schwindet, sind solche Merkwürdigkeiten nicht mehr vorgekommen. Der Leser muss nur noch seine wöchentliche Kolumne überblättern.

Viel gravierender ist, dass dem «Blick» der Markenkern zerstört worden ist. Die oberste Verantwortliche mit extrabreiter Visitenkarte, Ladina «Resilienz» Heimgartner, hat es in einem Interview gnadenlos auf den Punkt gebracht:

«Wir nennen es nicht mehr Boulevard. Wir verstehen uns als Newsplattform, die schnell ist und auch komplexe Themen sehr einfach erklären und erläutern kann. Dabei stellen wir immer den Menschen ins Zentrum – das macht uns aus, dafür stehen wir.»

Dazu gebe es hinter der Bezahlschranke viel Service und Ratgeber – obwohl das Internet vor Gratis-Ratgebern geradezu platzt.

Man kann versuchen, aus Twitter X zu machen. Das geht, wenn der Markenkern von Twitter erhalten bleibt. Man kann einen Namen ändern, wenn er verbrannt ist. Aber ein Geschäftsmodell, eine USP, einen Markenkern, durchaus auch ein Erfolgsmodell ohne Not ändern – das ist fatal.

Das verunsichert den Leser und den Inserenten. Ständige Wechsel in der Führungsetage – ohne Erklärungen – verunsichert die Redaktion. Als Leser statt verstanden belehrt werden, statt kritisch die Mächtigen begleiten eine Standleitung zur Regierung haben, statt die Vorteile des Boulevard auszuspielen, kastrierte woke Storys abliefern: das ist alles das Gegenteil von richtig.

Dazu kommt noch Intransparenz. Die Ergebnisse der gross angekündigten Untersuchung gegen den scheibchenweise gekillten Oberchefredaktor Christian Dorer: bleiben geheim. Wie die «Blick»-Familie mit diesem Personal und dieser obersten Verantwortlichen aus der Abwärtsspirale herausfinden will: geheim. Wie der «Blick» weiterhin erfühlen will, was in der Bevölkerung so vorgeht, nachdem fast alle lokalen Korrespondenten und altgedienten Boulevard-Journalisten entsorgt und durch Kindersoldaten im Newsroom ersetzt wurden: unbekannt.

Wie ein Ein-Man-Investigativteam mit einem Journalisten, der über seine eigenen Füsse stolpert, Skandale aufdecken und Aufreger produzieren will: nicht nachvollziehbar. Weinwissen und Tipps für Hobbygärtner, keine Sex-Beratung mehr, inzwischen berichtet selbst der Tagi boulevardesker als der «Blick»: das ist Desaster mit Ansage. Weiblich, grün und lieb – statt männlich, kantig und böse: den «Blick» so zu enteiern, das macht ihn zum Eunuchen. Zum Zombie. Zum komatösen Patienten auf der Intensivstation. Bis dann jemand die Geräte abschaltet.

Frauen an die Macht

«Blick», «Blick», hurra!

Ringier vermeldet das Erwartete: «Buchli und Inguscio übernehmen den Blick-Newsroom».

Genauer: «Steffi Buchli übernimmt den Bereich «Content», Sandro Inguscio den Bereich «Digital & Distribution». Beide gehören künftig der Geschäftsleitung an.»

Ach, war da nicht noch was, noch so einer, über dessen Schicksal nichts vor Ablauf seiner Auszeit am 12. September gesagt werden sollte? Doch, da war noch einer:

«Im gegenseitigen Einvernehmen und basierend auf dem Culture Audit haben die Ringier-Spitze sowie der bisherige Chefredaktor der Blick-Gruppe, Christian Dorer, entschieden, dass Dorer sein Amt nach seiner Auszeit nicht wieder aufnimmt.» Plus Packungsbeilage: In den kommenden Wochen werde «definiert, ob und in welcher journalistischen Funktion …» Die Gespräche seien «aufgenommen worden und auf gutem Weg».

Das muss man nun abschmecken. Auch auf die Gefahr hin, schon wieder als frauenfeindlich abgestempelt zu werden: eine in der Wolle gefärbte Sportjournalistin soll zukünftig für den gesamten Inhalt eines doch immer noch einigermassen relevanten Organs verantwortlich zeichnen? Hat Ringier denn das abschreckende Beispiel von Tamedia nicht zur Kenntnis genommen, was passiert, wenn nach Geschlecht befördert wird?

Und Inguscio wäre dann nur sozusagen für das Formale zuständig, also den Inhalt auch gebührend unter die Leute zu bringen, natürlich vor allem «Blick+». Mission impossible, muss man leider jetzt schon sagen. Immerhin, Buchli ist nicht etwa Chefredaktor geworden, sondern wurde eher seitwärts befördert. Denn vorher war sie das ad Interim, nun ist sie «Chief Content Officer». Das ist Management-Blabla und hat eigentlich nichts mit Journalismus zu tun.

Schliesslich wurde die Entscheidung, Dorer begründungslos endgültig zu entsorgen (etwas anderes ist das ja nicht, vielleicht bekommt er noch einen Job als «besondere Aufgaben»-Mann), von der «Ringier-Spitze» gefällt. Wer das wohl ist? Die direkte Verantwortliche Ladina Heimgartner? CEO Marc Walder? Michael Ringier himself? Alle zusammen?

Hier scheint es ja ein gröberes Problem zu geben. Hätte der «Culture Audit», was immer das sein mag, ein nachweisbares Fehlverhalten von Dorer zu Tage gefördert, hätte das wohl erwähnt werden müssen. Denn für nix und wieder nix sägt man doch nicht von einem Tag auf den anderen den erfolgreichen «Blick»-Oberchefredaktor ab, der immerhin sechs Jahre lang das Schiff recht skandalfrei durch die Wellen steuerte und auch alle hinderlichen Zwischenrufe von weiter oben solidarisch überhörte.

Aber statt Erklärungen folgt nur noch das übliche Gewäsch. « … sind gut aufgestellt … Position weiter ausbauen und festigen … Christian Dorer danke ich im Namen der Blick-Gruppe, aber auch des Ringier Group Executive Boards …»

Der arme Dorer kann sich nur das hier abringen: «In den vergangenen sechs Jahren hatte ich das Privileg …»

Aha. Und wie ist das nun genau mit der bevorzugten Behandlung einer bestimmten Mitarbeiter-Gruppe und nicht genügende Trennung von Privat und Geschäft? Das habe doch lückenlos und brutalstmöglich aufgearbeitet und aufgeklärt gehört, tönte damals Ringier. Und jetzt? Ist wohl das ähnliche Hornberger Schiessen wie die «Aufklärung» der anonymen Vorwürfe von 78 Tamedia-Frauen. Grosse Kriegstänze – dann gehen alle friedlich nach Hause.

Gegen diesen Abgang von Dorer ist selbst das Bauernopfer Arthur Rutishauser noch anständig abgesägt worden. Es gab nie auch nur im Ansatz konkrete Vorwürfe gegen Dorer (ausser, man will seine sexuelle Orientierung gegen ihn ins Feld führen), es gab in den vergangenen Monaten kein Sterbenswörtchen gegen ihn, was in den klatschsüchtigen Medien was heissen will. Also hätte er sich in der Illusion wiegen können, dass eine entscheidungsoffene Untersuchung ihn genauso ent- wie belasten könnte.

Aber das wäre mit einem Gesichtsverlust seiner direkten Vorgesetzten verbunden gewesen, die ihn auf diese grausame Weise exekutierte. Ein guter Mann weg, eine überforderte Führungskraft mit dem richtigen Geschlecht als Ersatz, eine Hilfsstütze an der Seite, der Titel Chefredaktor wird immerhin nicht mal in den Mund genommen, ein heruntergewirtschaftetes Blatt ohne Boulevard, Kanten und Ecken, ein kastrierter SoBli mit einem Mikrophonständer als Chefredaktor, das werden gloriose Zeiten für die glückliche «Blick»-Familie.

Zahlen zählen

ZACKBUM muss loben. Sich selbst.

Natürlich kann es peinlich wirken, muss aber sein. ZACKBUM kann hellsehen. In die Zukunft blicken. Vorhersagen machen, die viel besser eintreffen als jeder Wetterbericht.

Denn ZACKBUM prognostizierte, dass Ringier noch lange keine Zahlen bekanntgeben wird, wie sich denn die Kurve der Abonnenten bei «Blick+» entwickelt. So macht man das im modernen Journalismus. Zuerst stellt man eine Behauptung auf, dann holt man sich die Bestätigung ab:

«Blick+ wurde vor gut 30 Tagen eingeführt. Die Reaktion der Leserschaft sowie die Anzahl abgeschlossener Abonnements entsprechen den Erwartungen – übertreffen diese teilweise. Doch ist es derzeit verfrüht, Details zu kommunizieren. Für Blick+ wurde ein neues Team geschaffen, das Artikel aus dem Bereich „Service“ erstellt. Darüber hinaus tragen auch alle anderen Ressorts der Blick-Gruppe Inhalte bei. Weiter haben Abonnentinnen und Abonnenten auch Zugang zu gewissen Artikeln der Titel von Ringier Axel Springer Schweiz (Beobachter, Bilanz, Handelszeitung, Schweizer Illustrierte etc.)

ZACKBUM will nicht darüber spekulieren, wie hoch, bzw. tief die Erwartungen waren, die hier «teilweise» übertroffen wurden. Schon nach kurzer Zeit durfte der zweite Abonnent begrüsst werden, der dritte übertraf dann bereits die Erwartungen? Wir wissen es nicht.

ZACKBUM nimmt aber erschüttert zur Kenntnis, dass ein «neues Team» für den Service-Bereich geschaffen wurde. Da enthalten wir uns jedes Kommentars (das ist ein Genitiv, das ist, aber vergiss es beim «Blick»).

Ach, es gab noch eine Zusatzfrage, die ebenfalls beantwortet wurde: «Christian Dorer befindet sich nach wie vor in seiner im März angekündigten halbjährigen Auszeit

Daran nimmt sich ZACKBUM ein Beispiel. Auszeit vom «Blick», bis die Auszeit von Dorer abgelaufen ist.

«Blick» ins Elend

Eigentlich könnte nur noch Dorer helfen.

Aber der ehemalige «Blick»-Oberchefredaktor ist in einer Zwangspause – ohne Wiederkehr. Und das hat der Leser davon:

Natürlich ist es die Aufgabe eines Boulevardblatts mit grossen Buchstaben, selbst wenn es kein Boulevardblatt mehr sein will, aber immer noch grosse Buchstaben verwendet, eine Mücke zu einem Elefanten aufzupumpen. Aber das will eben auch gekonnt sein. Hier hat der Armeechef der Ukraine einfach in einem Interview gesagt, dass ihm selbstverständlich neben vielem anderen auch die Wagner-Truppe Sorgen mache, wie man sein Englisch wohl eher übersetzen sollte.

Dann muss der Leser (aber auch die Leserin) ganz stark sein, «Blick» wird woke:

Das sagte die weltberühmte Autorin, Schauspielerin und Produzentin (wir kennen sicher alle ihren Film «Fikkefuchs») Saralisa Volm, und dann muss es ja stimmen. Allerdings: wollen wir das häufiger sehen?

Sie wird nach der altbekannten Devise interviewt: wir sind uns völlig einig, aber was wollten Sie eigentlich schon immer nochmal sagen? Zum Beispiel das:

«der Begriff Body Positivity übt schon wieder Druck aus. Er sagt: Du musst dich jetzt lieben. Finde dich toll. Akzeptiere deine Falten. Am Ende des Tages hatte ich oft das Gefühl, da soll mir wieder was verkauft werden, ein Kleid, eine Creme.»

So mäandert sich das Gequatsche weiter, gelegentlich unterbrochen durch ein «Wie meinen Sie das?» oder ein «Inwiefern?», ein «Was noch?» und schon wieder ein «Wie meinen Sie das?»; ganz originell ist auch «Wie?».

Drei Plus für «B+».

Dann endlich mal eine hübsche Schreckensmeldung:

Schliesslich ist der Kriegs-«Blick» für eine militärische Unterstützung der Ukraine, für Waffenlieferungen und für alles, was der Schweizer Neutralität diametral widerspricht. Daher unkt Daniel Ballmer, «Redaktor Politik», wunschgemäss und arbeitsplatzsichernd: «Die Deutschen dürfen keine Munition aus Schweizer Produktion an die Ukraine liefern. Dänemark darf keine Radschützenpanzer weitergeben, Spanien keine Flugabwehrkanonen. Die Schweiz macht sich derzeit keine Freunde in Westeuropa. Und könnte das schon bald zu spüren bekommen.»

Dass es in Europa immer weniger Freunde der Rechtsstaatlichkeit gibt, immer mehr unverschämte Kommentare dazu, dass sich die Schweiz, der Bundesrat an seine eigenen Gesetze hält, damit kann und muss die Schweiz leben.

Dann schmückt sich der «Blick», mangels eigenen Kapazitäten, mit fremden Federn:

Schöne Geschichte, nur: «Recherchen der «Schweiz am Wochenende» zeigen». Aber immerhin: diesmal wurde wenigstens nicht von FT oder Bloomberg abgeschrieben.

Aber wenn alle Stricke reissen, es Sommer wird und niemandem nichts einfällt, dann gibt es immer noch den Nutzwert:

Dieser Beitrag ist doppelt wertvoll, denn er bietet auch noch Unterhaltungswert:

  • Du solltest die Pflege nicht vernachlässigen und das Auto regelmässig waschen und putzen. Dazu gehört auch die Prüfung von Reifendruck und -profil.
  • Kurzer Blick unter die Motorhaube: Solltest du offene Kabel, vor allem Zündkabel, sehen, ummantele diese mit Isolierband, um sie gegen Marderbisse zu schützen

Aber Vorsicht; wenn die offenen Kabel unter Strom stehen …

Pädagogisch wertvoll sind auch die Tipps, wenn trotz gewaschenem Auto und ummantelten Kabeln eine Panne passiert:

  • Zuerst Pannendreieck aufzustellen und Warnweste überziehen, um gesehen zu werden.
  • Auch ein Problem mit zu heissem Kühlwasser kannst du vorübergehend selber lösen. Halte an und öffne die Motorhaube (Vorsicht, heiss! Handschuh überziehen), damit die Wärme entweichen kann. Schaue unter dem Auto, ob irgendwo Flüssigkeit leckt.

Aber zurück zum Ernst des Lebens, also zu Frankreich:

Oder sie brennen es sich selbst rein. Wie auch immer, auf diese tiefschürfende Analyse muss man erst mal kommen. Dabei wandelt Samuel Schumacher, «Ausland-Reporter», auf den Spuren des Hausgespensts Frank A. Meyer: «Und wir fragen uns: Was ist da los in unserem Nachbarland

Also eigentlich fragen wir uns das nicht, weil wir wissen, dass das Problem Polizeigewalt mal wieder den Funken ins Pulverfass Banlieue geworfen hat. Dann eiert er sich durch längst Bekanntes, um zur naheliegenden Schlussfolgerung zu kommen, was die Folge der randalierenden Verlierer aus den Vororten ist: «Sie befeuern jene Kräfte, die dem Volk einfache Lösungen für komplexe Probleme verkaufen wollen. Marine Le Pen (54) und ihre Rechtspartei Rassemblement National werden sich freuen

Nun wieder ein Gutsch Nutzwert:

Hoppla, da steht ja verschämt «Präsentiert von Pasino.ch». Also eine bezahlte Werbung, die typenähnlich wie ein Artikel daherkommt.

Der Gottseibeiuns von Herrliberg hat auch einen Auftritt:

Aber oh Wunder, schwächelt der «Blick» auch hier? Es wird lammfromm ein Interview zusammengefasst, das der SVP-Doyen der «Schweiz am Wochenende» gab. Eigenleistung null, nicht mal ein kritisches Wort gegen Blocher. Das wird Meyer gar nicht gerne sehen.

Aber auch die ewige Frage «was haben wir zu Putin», findet ihre Antwort:

Behauptet ein «estnischer Regierungspolitiker». Und der muss es ja wissen. Dann wieder etwas für den kurzen Lacher zwischendurch:

Schliesslich noch der Absacker, und wir haben fertig:

Zunächst einmal muss man natürlich wissen, ob diese Möglichkeit überhaupt besteht. Ein untrügliches Zeichen (Vorsicht, zartbesaitete Leser):

Sollte man also in so was reingetreten sein und es fachmännisch als Wolfskot identifiziert haben, was tun? Nichts: «Sieht man einen Wolf auf mehr als 30 Meter Entfernung, muss man nichts Spezielles tun», sagt der Wolfexperte. Nun will der «Blick» aber noch – «drama, baby, drama» – etwas Gas geben: «Ein Wolf kann für den Menschen gefährlich werden, wenn er Tollwut hat

Huch. Blöd nur: «Es ist sei jedoch ausgeschlossen, in der Schweiz einem infizierten Wolf zu begegnen. «Die Krankheit ist in Westeuropa ausgerottet»», weiss der Wolfexperte, während «Blick» nicht weiss, ob es nun ausgeschlossen ist oder sei.

Wir halten es aber definitiv für ausgeschlossen, weiterzumachen. Augen zu und raus.

 

Eine Frau sieht rot

Das grosse Aufräumen in der glücklichen «Blick»-Familie.

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache. «Blick» und «SonntagsBlick» sind die einzigen beiden Schwesterorgane in der Schweizer Medienlandschaft, die beide 10 Prozent ihrer Leser verloren haben. Das ist weder den Markumständen, noch der Pandemie, noch dem unerforschlichen Ratschlag der Götter geschuldet.

Sondern das Ergebnis einer zum Scheitern verurteilten Strategie einer überforderten Quotenfrau. Ladina Heimgartner meinte, mit dem Wort «Resilienz» plus einigen kampffeministischen Versatzstücken durchzukommen. Dem «Blick» wurde ein völlig verunglücktes Redesign verpasst (neu mit Regenrohr im Logo, das aus Klötzchen zusammengesetzt ist). Schlimmer noch war, dass das Boulevard-Medium kastriert wurde. «Blut, Busen, Büsis», von diesem alten Erfolgsrezept überlebten knapp die Büsis.

Inzwischen berichtet sogar der Tagi boulevardesker als der «Blick», der seinerseits seine Leser mit Gutmenschen-Attitüde, nachgewiesener Staatsnähe und willfährigem Nachplappern der offiziellen Corona-Politik quält.

Da liegt also strukturell einiges im Argen; es bräuchte dringend eine Neujustierung der Strategie, um den dramatische Leser- und Bedeutungsschwund zu stoppen. Im Verlag des Mitbesitzers Springer zeigt das die «Bild»-Zeitung exemplarisch, man müsste nur das Know-how dort abholen und auf Schweizer Gepflogenheiten anpassen. Aber das würde ja strategisches Denken und andere Fähigkeiten voraussetzen, über die Heimgartner nicht verfügt.

Aber sie weiss, wie man versuchen kann, vom eigenen Versagen abzulenken. Also köpfte sie aus heiterem Himmel den Oberchefredaktor Christian Dorer – aus nichtigem Anlass. Denn dessen Vorliebe für eine gewisse Schicht Mitarbeiter war schon seit seinen Zeiten bei CH Media bekannt – und gab niemals Anlass zu Beschwerden, denn er achtete bei seinen Annäherungen immer sorgfältig darauf, seine Machtposition als Vorgesetzter nicht auszunützen.

Er konnte noch nicht einmal als Sündenbock hinhalten, denn er sorgte für eine reibungslose und skandalfreie Umsetzung einer falschen Strategie. Das tat auch Gieri Cavelty in unverbrüchlicher Loyalität zu den linksgrünen Vorlieben im Hause. Er führte den SoBli mit einer Rumpfmannschaft und schwindenden Ressourcen skandalfrei und erlaubte dem Recherchegenie Fabian Eberhard, einen Flop nach dem anderen zu landen, bei dem die Gesinnung stimmte, wenn auch sonst nicht viel. Da Heimgartner anhaltend unfähig ist, neue Strategien zu entwickeln, geht das Köpfen halt weiter.

Nun darf Reza Rafi ans Gerät. Der hingegen ist einschlägig bekannt als Meinungsbüttel, der wunschgemäss Denunziatorisches abliefert, Duftmarke: «Nationalräte der SVP überbieten sich gegenseitig mit Trychler-Huldigungen. Der grösste Fan ist und bleibt indes Finanzminister Ueli Maurer.»

Von ihm kann man mit Fug und Recht eine grosse Flexibilität erwarten, was seine Meinung betrifft. Allerdings ist auch Rafi noch nie in seiner Funktion als Stellvertreter durch einen gestalterischen Muskel aufgefallen. Er ist einfach der nächste Verwalter des Elends. Bis es einen weiteren Kopf braucht, der fallen muss, damit weiter oben nichts fällt.

Hier irrte ZACKBUM

Traurig, aber wahr: wir sind nicht unfehlbar.

Beim Blättern in früheren Meldungen – immer lohnenswert –, sind wir auf einen Artikel vom 20. Oktober 2021 gestossen: «Bild!» Chef! Weg!.

Darin äussert sich ZACKBUM kritisch zum Medienecho auf die Entlassung des «Bild»-Chefs Reichelt. Dieser Teil ist von ewiger Wahrheit und aktueller als das meiste, was bei Tamedia, CH Media oder «Blick» erscheint.

Allerdings packte uns am Schluss der reine Übermut, und das ist nie gut:

Sonst noch was? Ach ja, Christian Dorer könnte das garantiert nicht passieren. Ausgeschlossen. Für diesen Schwiegergmuttertraum legen wir die Hand ins Feuer. Vorstellbar wäre ein abruptes Ende höchstens, wenn der Hobbybusfahrer auf dem Fussgängerstreifen einen Rentner mit Rollator totfahren täte.

ZACKBUM räumt ein: so kann man sich täuschen. Wir bleiben dabei: Dorer ist ein Schwiegermuttertraum (vorausgesetzt, sie hat nichts gegen gleichgeschlechtliche Liebe einzuwenden). Aber Dorer hat ein abruptes Ende ereilt, ohne dass er einen Rentner mit Rollator niedergestreckt hätte.

Stattdessen wurde er auf Geheiss von Ladina Heimgartner selber abserviert. Offiziell zu sechs Monaten Pause verdonnert. Begründung: wolkig, sehr wolkig. Die Motivlage von Heimgartner ist hingegen klar: sie will damit von den desaströsen Zahlen ablenken, die die von ihr verantwortete «Blick»-Gruppe produzierte; Leserschwund in zweistelligem Prozentsatz für «Blick» und «SonntagsBlick». Katastrophe.

Das hat natürlich direkt mit der von ihr zu verantwortenden Verweiblichung und Verweichlichung dieser Boulevard-Medien zu tun. Zudem liess sie sich ein Redesign aufschwatzen, das an Beknacktheit höchstens von der neuen Werbekampagne für die «Schweizer Illustrierte» überboten wird.

Das «Blick»-Logo wurde mit einem Regenrohr verunziert, bei der SI-Kampagne studieren Leser Schwingerhosen oder glotzen auf eine Film-Klappe. Kein Wunder, stammt alles vom selben Werbe-Fuzzi.

Das alles ändert aber nix daran, dass wir unsere Hand etwas angebrutzelt aus dem Feuer nehmen.