Wumms: David Sarasin

Der Tagi-Redaktor verlangt Unterwürfigkeit vom zahlenden Gast.

Sarasin wurde schon während der Pandemie verhaltensauffällig und senkte das ohnehin tiefe Niveau des Tagi spürbar.

Nun versucht er sich in seiner eigentlichen oder vermeintlichen Kernkompetenz und schreibt über Restaurants. Genauer, über die Gäste. Also über uns. Anlass ist der Sommerlochkrieg, der zwischen Personal und Gästen ausgebrochen ist. Das Personal beschwert sich über diejenigen, die seinen Lohn zahlen, die Besucher meckern an den Tellerschleppern herum.

Sarasin hat nun eine ganz originelle Idee:

Da stellt er eine kühne Behauptung nach der anderen auf: «Nur weil wir Geld bezahlen, dürfen wir nicht den Anspruch stellen, man solle uns gefälligst freundlich behandeln. Man muss etwas zurückgeben.» Auf diesem Irrweg galoppiert er ungebremst weiter:

«Zunächst hilft es, seine Anspruchshaltung zu entschlacken … Man muss sich erst bewähren … Die Lösung ist nicht, dass die anderen sich ändern, sondern wir uns.»

Wie bitte? Dass man in einem Schnellimbiss oder in der Tagi-Kantine (ausser, man darf in der Chefetage speisen, aber das dürfte Sarasin nicht vergönnt sein) tatsächlich keine sonderliche Freundlichkeit des Personals erwarten darf, versteht sich von selbst.

Wer aber zu zweit mit etwas Alkohol schnell einmal 150 oder 200 Franken im Lokal liegenlässt, muss sich ganz sicher nicht von Sarasin sagen lassen, dass man keine Ansprüche stellen dürfe oder sich zuvorkommende und freundliche Bedienung verdienen müsse. Schliesslich legt der höfliche Schweizer sogar noch Trinkgeld drauf, obwohl das seit Jahren inbegriffen ist.

Das ist halt der Unterschied. Hat ein Redaktor einen schlechten Tag, so wie hier Sarasin, belästigt er den Leser dennoch mit seinem Geschreibsel und erwartet sogar Geld dafür. Und denkt sich vielleicht: dass ich mal was Brauchbares schreibe, das musst du, Leser, dir erst verdienen.

Selbstverständlich dürfen wir als zahlender Gast erwarten, dass wir für anständige Preise nicht nur anständiges Essen, sondern auch ebenbürtige Bedienung bekommen. Sonst kann man ja gleich zu McDonald’s gehen. Wenn der Kellner, Pardon, der Kellnernde, wenn das «Frolein» (strenger Diskriminierungsverdacht) meint, seine Aufgabe erschöpfe sich darin, ein paar Teller von der Küche zum Gast zu tragen, sie irgend wann auch wieder abzuräumen und grundsätzlich auszustrahlen, dass der Gast als unangenehm störendes Element in einem ansonsten geregelten Leben empfunden wird, dann hat er (oder sie) den Beruf verfehlt.

Selbstverständlich kann man erwarten, dass der Brotnachschub nicht stockt, Wein nachgeschenkt wird, das Essen innert nützlicher Frist und geniessbar auf den Tisch kommt. Dass man nicht zu lange vor abgegessenem Geschirr sitzen muss, auch der vorbeieilende Kellner immer Zeit für einen Kontrollblick hat, ob es dem Gast auch an nichts mangelt.

Sonst könnte man ja gleich zu Hause kochen. Eine völlig falsche Vorstellung hat Sarasin, wohl mangels Erfahrung, auch von gehobenen Hotels:

«Man kann das in 5-Stern-Hotels erleben, wo man lediglich genügend hinblättern muss, damit einem die Angestellten die Wünsche von den Lippen ablesen. Zwar fühlt man sich dabei erhaben wie ein König, aber da Sie und ich und alle anderen, die wir kennen, keine solchen sind, fühlt sich das auch falsch an.»

Nein, das fühlt sich völlig richtig an, weil das der Sinn von Bewirtung und Beherbergung ist. Wo es darum geht, den Gast sich nicht als König fühlen zu lassen, sondern ihm Wohlbehagen und Wohlergehen zu verschaffen. Da das auch personalintensiv ist und qualifizierte Fachkräfte bedingt, ist das eben nicht ganz billig. Wem’s zu teuer ist, sollte es halt lassen, es besteht ja kein Luxuszwang.

Natürlich hat das Personal das Recht, einen unflätigen oder unverschämten Gast zurecht zu weisen oder notfalls sogar rauszuschmeissen. Wer sich aber anständig benimmt, hat anständige, freundliche, zuvorkommende Bedienung zu erwarten, wofür er schliesslich zahlt, nicht etwa der Kellner ihn.

Von einem zahlenden Gast in einem Restaurant zu verlangen, dass der sich ein selbstverständliches Verhalten des Personals erst verdienen müsse, ist bedenklich. Nein, schlimmer: es widerspiegelt genau die Haltung der Tagi-Redaktoren gegenüber ihren Lesern.

Kein Wunder, dass das Blatt am Abserbeln ist. Denn wer Gäste oder Leser erziehen will, eine bezahlte Dienstleistung mit Forderungen und Ansprüchen belädt, der hat auch seinen Beruf verfehlt.

2 Kommentare
  1. Victor Brunner
    Victor Brunner sagte:

    TagiBelle spürt das Sommerloch und hat das Thema Gastronomie/Gäste hochgekocht. Ein paar WirteInnen, Gäste gefunden die ihre Statements abgegeben haben, natürlich von der Zeitung als repräsentativ vermarktet. Sarasin ist im «job-enrichement»-Programm von TB (alle dürfen über alles schreiben auch wenn sie vom Thema nichs verstehen) hat mitgekocht und ein Elaborat geliefert, Niveau natürlich auf dem von der «ausgezeichneten Führungskraft der nächsten Generation» angestrebten tiefen Level, Benchmark BLICK.

    Auch im «job-enrichement»-Programm ist Christof Münger, Ressort International. Er macht ein Interview mit einer Frau kosovarischer Herkunft die eine Schule in einer Zürcher Gemeinde am Rhein leitet. Vermutlich wird er bald in das Ressort Zürich abgeschoben weil die Auslandberichterstattung nach München ausgelagert wird. Seine Stellvertreterin Affentranger verlässt ja auch die Werdstrasse Richtung «sicherer» Leutschenbach.

    Antworten
  2. René Küng
    René Küng sagte:

    Nun, vielleicht liegt darin die Hoffnung,
    dass Menschen irgendwann anfangen NEIN zu sagen, wenn sie merken angelogen, betrogen, diffamiert, abgezockt, verarscht und geschädigt werden. Bei denen, wo merken nicht drin liegt, hilft spüren (am eigenen Leib oder sonst wo) dann nach.
    In dem Sinn ist das Personal in Restaurants noch meilenweit im Trinkgeldbereich,
    kein Wunder brauchen andere Sparten ‹Zusatz’leistungen, Sitzungsgelder, Kommissionen oder …. Bonifürmali.

    Antworten

Dein Kommentar

An Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns Deinen Kommentar!

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert