Neues vom Wanner-Clan

Das Familienunternehmen bestellt das Haus.

Patriarch Peter Wanner zieht sich aus dem operativen Geschäft zurück und behält als Verleger und VR-Präsident die Zügel in der Hand, sollte die fünfte Generation Unsicherheiten zeigen.

Als CEO amtiert ohne Scherz seit dem 1. April Michael Wanner. Bruder Florian ist Leiter der elektronischen Abteilung mit den TV- und Radiostationen, Schwester Anna leitet das Inland der Mantelredaktion und ist, obwohl auch noch im VR, theoretisch dem Oberchefredaktor Patrik Müller unterstellt.

In ihren Kommentaren zeichnete sich Anna Wanner bislang nicht wirklich durch Treffsicherheit aus. So behauptete sie vor den letzten Bundesratswahlen: «Vorentscheidung beim SP-Ticket: Eva Herzog ist die Richtige».

Wanner senior schwingt gerne den Zweihänder; so rief er schon mal dazu auf, sich von einem möglichen Atomkrieg nicht ins Bockshorn jagen zu lassen und über den Einsatz von NATO-Truppen in der Ukraine sowie die Durchsetzung einer Flugverbotszone ernsthaft nachzudenken. Schliesslich sei die NATO bislang einfach «feige» gewesen.

Auch für die Schweiz hatte er handfeste Ratschläge: «Selbstverständlich muss sie die Handelsdrehscheibe für Öl-und Gaslieferungen und die damit verbundenen Geldströme sofort stilllegen und die Vermögenswerte einfrieren, auch jene der russischen Oligarchen, denn sonst macht sie sich mitschuldig an der Finanzierung von Putins brutalem Krieg.»

Der Neubestellung des Hauses ging eine eher rumpelige Personalpolitik voraus. So trennte sich Wanner Knall auf Fall von seiner publizistischen Leiter nach unten Pascal Hollenstein. Der war durch abschätzige Bemerkungen über die Print-Leser («Milchkühe») aufgefallen, durch seine Rolle als Büttel für eine hasserfüllte Kämpferin gegen Hass im Internet – und eher weniger durch eine Vorbildfunktion.

Ziemlich gekracht hatte es dann beim erfolgreichen CEO Axel Wüstmann, der nach zehn Jahren das Unternehmen im November Knall auf Fall verlassen hatte. Zunächst war noch ein geordneter Übergang bis diesen April angekündigt gewesen, aber dann muss es intern zu einem schweren Zerwürfnis über die weitere Entwicklung des Konzerns gekommen sein.

Denn der Wanner-Clan fuhr in den letzten Jahren einen scharfen Reifen, was Übernahmen anbetrifft. So kaufte er ein Privat-Radio und eine Privat-TV-Station nach der anderen, darunter «Radio 24», «Tele Züri» und die 3+-Senderfamilie. Dazu noch ein Joint Venture mit den Lokalzeitungen der NZZ, in dem Wanners inzwischen auch die Mehrheit übernahmen.

Kein Wunder, dass Wanner Junior nun davon spricht, dass es nun darum gehe, «organisch zu wachsen», zudem «neue Umsatzströme zu generieren. Dies insbesondere im digitalen Bereich». Genau dort ist das Medienhaus aus dem Aargau schwach auf der Brust. Denn es hatte sich für eine Multichannel-Lösung entschieden. Also Ausbau von Print, Radio, TV, plus es Bitzeli digital, bei völligem Verzicht auf Handelsplattformen.

Nun ist die Frage, ob bei der Bündelung der News-Herstellung genügend Synergien erzielt werden können, um gleichzeitig einen ganzen Zoo von Kopfblättern und elektronischen Medien zu bespielen, ohne dass die Konsumenten in Scharen davonlaufen.

CEO Wanner soll angeblich «watson» in die schwarzen Zahlen geführt haben. Was beim Initianten dieses Projekts doch erstaunt, denn Hansi Voigt hat noch nie etwas im Internet angestellt, was schwarze Zahlen produzierte.

Eine höhere Lernkurve hat sicherlich Florian Wanner vor sich. In der Debatte um die Fortführung der UKW-Frequenzen blamierte er sich bis auf die Knochen und legte offen, dass er ausser der Eigenschaft Sohn nicht gerade einen gefüllten Rücksack mitbringt, um in die elektronisch-digitale Zukunft vorzustossen.

Patriarch Wanner meint, dass ein Unternehmen fest in Familienhand langfristiges Denken ermögliche, gleichzeitig wettert er gegen die Bonusunkultur in den Banken. Entweder ist das ein versteckter Seitenhieb gegen Wüstmann, oder aber, väterlicher Stolz lässt ihn mögliche Schwächen seiner Sprösslinge übersehen. Denn wer am Schluss recht behält, Wüstmann mit seinen strategischen Vorstellungen oder der Familienclan Wanner, das wird sich erst noch weisen.

1 Antwort
  1. René Küng
    René Küng sagte:

    Ein Paradebeispiel von Handwannern für die ‹Imperiale Machtpolitik› des werten Westens.
    Und damit es sich für alle Verleger prächtig lohnt, alles schön zu reden, was wir seit 100 Jahren (plus) alles unter den Nagel reissen, braucht ein FamilienBisiness keine Boni – dafür reichen ein paar Anwälte und TreuCHänder um alles schön gesetzeskonform an den Steuern vorbei zu schleusen.
    Erfolgsstory nennt sich das.

    Und die Schweizer Erfolgreichen möchten dieses Spiel gerne noch ein paar Jährchen weiter weffeln,
    auch wenn’s jetzt holprig wird:
    für die untern 97% reicht’s ab jetzt nicht mehr.
    Das muss dem Volk erst mal untergejubelt werden.
    Das Virus war ja eine echte Gefahr für alle (dafür gab’s Knallwolf & co), der Putin sowieso (dies Lied liegt nicht nur den Gesamt-Redaktionen im Blut) und jetzt wannern sie sogar gegen Banker&Boni, die Bösen, das wird echt lustig.
    Die Banker waren ja zuerst hässig auf freie Medien, die waren/sind schuld an der Misere – höchste Zeit, dass dieses Kleinzeugs total wegblockiert werden kann.

    Das kann den Wanners nicht passieren.
    Aber das Cüpli trinken unter seinesgleichen wird komplizierter: wenn nicht mehr alle cracks gleich viel Canapés in Davos und andern angesagten Orten zu fressen bekommen.

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