Die «Hauptstadt» bettelt
Immer die gleiche Wolkenschieberei.
«Das erste Jahr der Hauptstadt stimmt uns daher zuversichtlich, dass es uns gelingen kann, unser neues gemeinnütziges Geschäftsmodell auf eine nachhaltige Basis zu stellen.» Sei es die «Republik», sei es «bajour», sei es die «TagesWoche» selig: die Newsletter beginnen immer so.
Unweigerlich wie das Amen in der Kirche kommen dann spitze Schreie der Begeisterung, wie toll der Leser reagiert habe, wie sehr der Markt nach dem neuen Organ giere, wie wunderbar sich alles entwickle. Natürlich, kleine Schwierigkeiten gab es da und dort, aber im grossen Ganzen, alles super, alles spitze, alles fröhlich, alles gut.
Auch der nächste Schlenker kommt aus dem Stehsatz. Die Zahl der zahlenden Leser sei über Erwarten hoch, wunderbar, ein Vertrauensbeweis, ein klares Indiz, dass es das Organ brauche.
Nur, da wird dann eloquent fabuliert wie bei der «Republik» oder mit dem Holzhammer gearbeitet wie bei «bajour», nur, nun ja, also ein bisschen mehr Abos brauche es dann schon. Nein, nicht viele, einfach ein paar tausend, sollte doch kein Problem sein.
Im Fall der «Hauptstadt» sind es allerdings mal wieder etwas viel. Nach neun Monaten habe das Blatt rund 4000 zahlende Leser. Das sei super, aber da sei noch Luft nach oben. Genauer: 50 Prozent mehr sollten es schon sein, also 6000.
Ist das realistisch? Sicher, wenn man Anhänger von Che Guevara ist, der gesagt hat: «Seien wir realistisch. Verlangen wir das Unmögliche.» Ist ihm auch nicht gut bekommen.
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