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Schamlos

Boni für CS-Versager: abkassieren, sagt das Bundesverwaltungsgericht.

Geldgierige Banker kennen nix, wenn es um ihren eigenen Geldbeutel geht. Mit vereinten Kräften, angeführt von einem Versagerrat und einer inkompetenten Führungsriege, führte Missmanagement in erschreckendem Ausmass die einstmals angesehene Credit Suisse in den Abgrund.

Um trotz Milliardenverlusten weiter Boni auszahlen zu können, wurden sogar Filetstücke wie Hypotheken ausgelagert und verpfändet. Ein Skandal im Skandal.

Zwei Monate nach der Notübernahme durch die UBS stricht im Mai 2023 der Bundesrat die Boni von rund 1000 CS-Managern. Vergleichsweise lächerliche 62 Millionen Franken.

Dagegen gelangten zwölf schamlose CS-Banker, stellvertretend für ihre Kollegen, ans Bundesverwaltungsgericht. Das ihnen nun Recht gab. Für diese Kürzung fehle die rechtliche Grundlage, zudem sei sie ein Eingriff in die Eigentumsgarantie. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Ob Gewinn oder Verlust, der Bankerbonus ist ein Menschenrecht.

Statt sich abgrundtief zu schämen, die Bank über Jahre hinweg gegen die Wand gefahren zu haben, statt zur Kenntnis zu nehmen, dass es nicht sein kann, dass für kumulierte 32,3 Milliarden Verlust eine fast gleich grosse Summe an Boni ausbezahlt wurde, haben diese Gierbanker noch die Stirn, sich gegen eine vergleichsweise läppische Kürzung juristisch zu wehren.

Aber das ist noch nicht der ganze Skandal.

Das Bundesverwaltungsgericht stellt fest, dass dem Bundesrat die rechtliche Grundlage für einen solchen Entscheid gefehlt habe.

«Die Frage der Verantwortung der betroffenen Manager ist laut dem Gericht rechtlich irrelevant. Ausserdem konnte der Bund keinem der zwölf beschwerdeführenden Manager ein Fehlverhalten nachweisen», schreibt die NZZ.

Das Sahnehäubchen ist, dass einige der Beschwerdeführer weiterhin für die UBS arbeiten. Ein schwerer Fehler, solche Nulpen weiter zu beschäftigen.

Der Bundesrat, ansonsten mit Notrecht schnell zur Hand, hat hier offensichtlich eine dermassen schwache Begründung für den Entscheid geliefert, dass sie einer rechtlichen Überprüfung nicht standhielt. Eine Klatsche für Karin Keller-Sutter, die hier der Öffentlichkeit Zucker geben wollte und damit kläglich gescheitert ist.

Weder im Grossen, noch im Kleinen ist die Landesregierung in der Lage, Banker in die Schranken zu weisen.

Aber damit ist der Skandal noch nicht zu Ende erzählt.

Auf der anderen Seite entschied der überforderte Bundesrat, per Notrecht der Bankenaufsicht Finma die Anweisung zu geben, AT1-Wandelanleihen im Nominalwert von rund 16 Milliarden Franken auf null abzuschreiben. Dadurch verloren weltweit institutionelle und Kleinanleger ihre gesamte Investition.

Dagegen wird nun überall geklagt, der Reputationsschaden für den Finanzplatz Schweiz ist immens. Auch hier ist die Rechtsgrundlage mehr als wackelig.

Während aber im Fall der Bonusgierigen das Bundesverwaltungsgericht relativ schnell zu einem Entscheid gelangte, verlieren sich diese Klage im Dickicht von rechtlichen Hürden, müssen Akteneinsicht und andere Voraussetzungen für eine erfolgreiche Klage mühsam und teuer erkämpft werden – in der Schweiz.

Ein Entscheid des gleichen Gerichts liegt noch in weiter Ferne. Wahrscheinlich werden zuerst in England oder in den USA Gerichtsentscheide erfolgen.

Sollten sie zugunsten der Kläger ausfallen, kommen auf den Bundesrat – und somit auf den Schweizer Steuerzahler – Milliardenforderung zu, es greift die Staatshaftung für fahrlässiges und gesetzlich nicht gedecktes Verhalten. Aber auch der Bundesrat wird dafür persönlich nicht geradestehen müssen.

Die CS ist noch nicht tot, ihr Kadaver verfault immer noch und lässt übelreichende Blasen platzen.

Ganz abgesehen davon, dass die Boni der obersten Führungsriege, von der mehr als traurigen Gestalt Urs Rohnerweisse Weste») abwärts, nicht mal in der Gefahr stehen, ihre Multimilliardenboni über die lange Zeit des Untergangs hinweg zu verlieren.

Sie werden weder strafrechtlich noch zivilrechtlich verfolgt. Alleine in den USA drohen einigen von ihnen Verantwortlichkeitsklagen für klare Lügen, für ein unverantwortliches Schönschwatzen der lebensgefährlichen Situation der CS.

All das macht den selbstverschuldeten Untergang der Bank, die von Alfred Escher gegründet wurde, zum grössten Skandal der Schweizer Bankengeschichte.

Ganz zu schweigen von den Aktionären, die über Jahre hinweg zuschauen konnten, wie ihre Investitionen durch schreiende Inkompetenz abgeschmolzen wurden.

In der Schweiz ist offenbar nicht einmal die Landesregierung in der Lage, solchem Treiben Einhalt zu bieten. Ganz abgesehen davon dass der Notverkauf an einen cleveren UBS-Boss, der die Bundeszwerge eiskalt über den Tisch zog, erbärmlich war.

Der bot zunächst für eine Bank, die immer noch ein Vielfaches wert war, eine mickrige Milliarde. Und liess sich dann, gegen einen üppigen Strauss von Zusicherungen, um sein angeblich risikohaftes, aber aus staatstragendem Gewissen erfolgendes Handeln abzusichern, auf genauso mickrige drei Milliarden hochhandeln.

Dabei hatte die UBS sich schon lange vor dem Bundesrat auf dieses Ende vorbereitet, eigene Manager in höchste Position der serbelnden Bank gehievt, um haargenau über ihren Zustand informiert zu sein.

Banker können sich alles erlauben, sie kommen damit davon. Das ist die bittere Bilanz dieses Trauerspiels.

 

 

Regulatorischer Filter

Der Begriff steht für Staatsversagen. Für Medienversagen.

Das nur von Banausen gelobte Verscherbeln der Credit Suisse zum Schnäppchenpreis ist der jüngste – und grösste – Finanzskandal in der daran nicht armen jüngeren Geschichte der Schweiz.

Wie er – mit wenigen Ausnahmen wie dem Finanzblog «Inside Paradeplatz» – medial verarbeitet wird, ist ein weiterer Skandal. Hier paart sich wieder – wie schon mehrfach zuvor – Staatsgläubigkeit mit Inkompetenz.

Genau genommen sind es drei Skandale mit einem Schadenspotenzial in Multimilliardenhöhe. Überschattet wird das lediglich von der zukünftigen Möglichkeit, dass die Monsterbank UBS beim Umfallen einen Krater hinterlässt, der so gross ist wie die Schweiz. Denn wenn eines sicher ist im Bankenwesen: nach der Krise ist vor der Krise. Immer.

Aber der Reihe nach.

Der erste – von den meisten einheimischen Medien zunächst gar nicht beachtete – Skandal ist das Abschreiben von sogenannten AT1 Bonds im Nominalwert von 17 Milliarden Dollar auf null. Per Federstrich, per Notrecht von einem überforderten Bundesrat angeordnet, von einer überforderten Finma ausgeführt.

Diese Schuldverschreibungen gehören zum Gebastel, mit denen schwachbrüstige Banken ihr mageres Eigenkapital aufpumpen wollen. Sie sind ein perverser Zwitter zwischen Obligation und Aktie. Von Haus aus Obligation, soll das Papier im Krisenfall in Aktien gewandelt werden und somit das Eigenkapital stärken. Oder aber auf null abgeschrieben werden, wenn mit Staatshilfe ein Bail-out stattfindet. Genial, dass die Finanzministerin Karin Keller-Sutter vor laufenden Kameras sagte: «this is not a bail-out». Das dürfte den Steuerzahler ein paar Milliarden kosten, während sich die UBS über dieses Milliardengeschenk nicht einkriegt vor klammheimlicher Freude. Denn eigentlich hätte sie beim Kauf dafür geradestehen müssen.

Der zweite – von den meisten Medien bis heute nicht beachtete – Skandal steht hinter dem Begriff «regulatorischer Filter».  Wie vieles in der perversen Finanzwelt hört sich das harmlos an, ist aber in Wirklichkeit die Bankrotterklärung des Schweizer Staats, der Schweizer Finanzmarktaufsicht Finma, der gesamte Berner Bundesverwaltung und auch des Bundesrats.

Denn «regulatorischer Filter» bedeutet nichts anderes, als dass die Aufsichtsbehörde Finma ihre eigenen, schon sackschwachen Regeln nochmals verwässerte, umbog, ausser Kraft setzte. «Ohne Filter wäre die CS schon ab 2020 leicht und bis im Herbst 2022 klar unterkapitalisiert werden», schreibt Urs Birchler. Der ist nicht irgendwer, sondern emeritierter Bankenprofessor und war Mitglied der Direktion der Schweizerischen Nationalbank (SNB).

In einem dreissigseitigen Gutachten für die Parlamentarische Untersuchungskommission zerfetzt er dieses Behördenversagen. Ganz abgesehen davon, dass die PUK zwar viel Papier, aber kaum Brauchbares für die Zukunft produziert hat.

Man muss sich das vorzustellen versuchen. Da gibt es eine staatliche Bankenaufsicht, die schlappe regulatorische Vorschriften durchsetzen sollte. Die noch niemals bei einer Grossbank ihre beiden schärfsten Waffen eingesetzt hat: ein Enforcement-Verfahren zur Durchsetzung einer Anordnung oder der Entzug der Gewähr, was einen leitenden Banker arbeitslos machen würde und nicht nur beim Versagerrat Urs Rohner überfällig war.

Damit nicht genug, natürlich wusste die Finma die ganze Zeit, dass die ausgebrüteten «Too big to fail»-Regeln nach der Fast-Kernschmelze des Finanzsystems von 2008 völlig unzureichend, unpraktikabel, das Papier nicht wert waren, auf das sie gedruckt wurden. Typische Bürokratenhaltung: nicht unser Bier.

Aber der Gipfel des Gipfels ist, sogar die eigenen Regeln statt anzuwenden – zu verwässern. Denn «regulatorischer Filter» heisst auf Deutsch: die CS erfüllte nicht mal die vorhandenen windelweichen Eigenkapitalvorschriften, macht aber nix, da gewähren wir ihr doch eine grosszügige Ausnahme nach der Devise: was nicht passt, wird passend gemacht.

Gibt es da rote Köpfe, Riesengebrüll, wird dringlicher Handlungsbedarf angemahnt? Ach was, sanftes Gesäusel in den Medien, die NZZaS zitiert immerhin Birchler, stellt aber seine Erkenntnisse gleichzeitig wieder in Frage.

Dabei kommt hier der dritte und noch grössere Skandal zum Vorschein. Dazu muss man wissen, dass jeder Banker, vor allem, wenn er verantwortungslos und geldgierig ist, Eigenkapital als etwas Überflüssiges, Unnützes, Sinnloses empfindet. Liegt bloss blöd rum, produziert keinen Profit, ein echter Klotz am Bein, so wenig wie möglich davon.

Als Schreckgespenst haben die Banker dann den Popanz aufgebaut, dass eine Steigerung des Eigenkapitals die Bankgeschäfte verteuern würde, bspw. die Kreditvergabe. Dass das eine niemals bewiesene Behauptung ist – was soll’s. Solange es die Medien und die Öffentlichkeit schlucken …

Eigenkapital ist nicht nur dringend nötig als Risikopuffer, es verstärkt auch die Sicherheit einer Bank, was für sie die Kapitalaufnahme verbilligt. Die Behauptung, dass beim Untergang der CS die mangelhafte Eigenkapitaldecke gar keine Rolle gespielt habe, ist Unsinn. Ausreichendes Eigenkapital hätte zwar den Abzug von Milliardenbeträgen nicht ausgleichen können – aber allenfalls verhindern, weil das ja alles Vertrauensfragen sind. Und eine gutkapitalisierte Bank geniesst viel mehr Vertrauen als eine, die mit aller kreativen Buchhaltung und gnädiger Mithilfe der staatlichen Aufsicht ein Eigenkapital herbeischwindelt.

Das ist Vergangenheit, aber das Problem ragt in die Zukunft. Denn natürlich wehrt sich auch die Monsterbank UBS mit Händen und Füssen, viel Geschwurbel und Gedöns gegen eine dringend nötige Erhöhung des Eigenkapitals. Angesichts ihrer weltweit einmaligen Grösse (im Verhältnis zum BIP der Schweiz) müsste es mindestens 20 Prozent betragen. Besser noch 25 Prozent. Und zwar echtes, hartes, reales Eigenkapital, kein Gebastel.

Da behauptet die UBS nun, das sei gar nicht möglich, so viel zusätzliches Eigenkapital aufzunehmen. Wenn wir ihr das glauben wollen, gibt es nur eine Alternative dazu: die UBS muss gewaltig auf ein zuträgliches Bilanzvolumen geschrumpft werden. Damit würden natürlich auch die weltweiten Ambitionen von VR-Präsident und CEO verzwergen, und wenn ein führender Banker etwas hasst, dann ist es Bedeutungsverlust. Einkommen, Yacht, Privatjet, Personal Assistents à gogo, alles gut und schön. Aber Bedeutung, Macht, Wichtigkeit, wenn ich anrufe, nehmen alle den Hörer ab, ich tue das nicht bei allen, selbst wenn es ein Bundesrat ist, das ist das Elixier für Bankbosse, ihr Zaubertrank, der sie jeden Morgen grösser macht, als sie eigentlich sind.

Also müsste das Eigenkapital gewaltig hochgesetzt werden, wenn der Staat stärker als die UBS wäre. Zudem müsste die UBS endlich ein akzeptables Entgelt dafür zahlen, dass sie sich wie keine andere Bank in der Schweiz einer impliziten Staatsgarantie erfreut. Nicht nur ein Wettbewerbsvorteil, sondern auch bares Geld wert.

Zwei einfache Massnahmen als Konsequenz aus diesem Riesenskandalberg.

Wetten, dass keine davon umgesetzt wird?

Rutishausers neuster Knaller

Der Mann rettet im Alleingang die Reputation von Tamedia.

Arthur Rutishauser ist der fleissigste Chefredaktor im Umzug. Seitdem er auf den Posten des Chefs der «SonntagsZeitung» heruntergestuft wurde, läuft er wieder zu Höchstformen auf. Zuvor war er das Bauernopfer bei der verunglückten Reaktion auf ein Protestschreiben von 78 erregten Tamedia-Frauen, die eine ganze Latte von anonymen und unbewiesenen Verleumdungen in Umlauf gebracht hatten.

Sein neuste Coup: er hat den vorläufigen Bericht der Parlamentarischen Untersuchungskommission (PUK) in die Hände bekommen, die den Untergang der Credit Suisse ausleuchten soll. Und dabei kam heraus, dass es zu regelmässigen Geheimtreffen zwischen dem damaligen Finanzminister Ueli Maurer, Nationalbankchef Thomas Jordan und CS-Präsident Axel Lehmann kam.

In bester Corona-Manier. Vertraulich, ohne Protokoll, ohne Mitwisser. Zudem legt Rutisuhauser nochmals den Finger in die Wunde, dass die CS nicht einfach wegen widriger Marktverhältnisse kollabierte, sondern weil sie von einem unfähigen Management in den Abgrund getrieben wurde. Dass Lehmann eine mögliche Staatshilfe ablehnte, weil das Auswirkungen auf die Boni gehabt hätte, ist nur eines der vielen unappetitlichen Details.

In seinem Kommentar zu diesem unwürdigen Stück nimmt Rutishauser kein Blatt vor den Mund:

«Alles wurde über Jahre hinweg vertuscht, wer aufmuckte, landete auf der Strasse. Zeitungen und Journalisten wurden eingeklagt, wenn sie versuchten, Licht ins Dunkel zu bringen. Und das seit bald 50 Jahren. So lange brauchte es, bis nach zahllosen Skandalen das Vermächtnis von Alfred Escher so weit ruiniert war, dass die UBS fast gratis ihre Konkurrenz übernehmen konnte

Auch jetzt versucht die Politik, den Deckel auf manch dunklem Geheimnis zu lassen. Als erste Aktion liess die windelweiche PUK-Präsidentin Isabelle Chassot die PUK-Akten für die nächsten 50 Jahre sperren. «Wozu? Das weiss nur Chassot, denn schützenswerte Geschäftsgeheimnisse der CS gibt es nicht mehr

Aber jede Menge Sauereien, die zurückbleiben:

«Die Bank hat von 2012 bis 2022 rund 12 Milliarden Franken für Bussen, Vergleichs- und Schadenersatzzahlungen bezahlt, mehr als jede andere Schweizer Bank. Und dabei ging es nicht «nur» um unversteuertes Schwarzgeld, sondern um Drogenhandel und Betrug. Im Fall von Moçambique haben die Banker sogar ein ganzes Land in Ruin und Armut gestürzt. Dafür hätten sich die hoch bezahlten Manager, die ja nie für etwas verantwortlich sind, öffentlich rechtfertigen sollen.»

Aber während in den USA wenigsten schwitzende Versager vor laufender Kamera Entschuldigungen stammeln müssen, hat in der Schweiz noch niemals ein solcher Vollpfosten sich wenigstens öffentlich rechtfertigen müssen. Von Haftbarkeit und Verantwortlichkeit ganz zu schweigen. Angefangen beim Oberversager Urs Rohner, der wie alle seine eingesackten, aber unverdienten Millionen geniesst.

Das macht mal wieder die Lektüre der SoZ unterhaltsam, wie in alten Zeiten. Aber alleine dadurch wird all das, was der «Tages-Anzeiger» anstellt, bzw. unterlässt, noch peinlicher.

Wenden wir hier die Bärtschi-Peinlichkeitsskala an. Benchmark ist Simon Bärtschis unterirdischer Kommentar «in eigener Sache» mit einer 10. Ohne, dass er etwas dazu tun musste, steht der publizistische Leiter durch diese Leistung von Rutishauser mit 15 Bärtschis da. Die Tagi-Chefredaktorin Raphaela Birrer bewegt sich in der Höhe von Patrizia Laeri und erreicht schweigend eine 20. Das Mitglied der Chefredaktion Kerstin Hasse, die sich um Astrologie, blanke Busen und einen angeblichen Skandal an der ETH kümmert, darf eine 12 in ihren Palmares eintragen.

Aber solange Rutishauser nicht zwecks Qualitätssteigerung eingespart wird, stemmt er ganz alleine das Niveau nach oben. Einziger Nachteil: desto peinlicher wirken die anderen traurigen Gestalten an führenden Positionen.

Licht und Schatten

Die traditionelle Doppelnummer vor dem 1. August ist da.

Randvoll mit interessantem Lesestoff und dramatischen Abstürzen. Das fängt schon beim Cover von Michel Comte an:

Der Titel ist gut, einige der aufgeführten Namen sind gut, das Foto des «Starfotografen» ist unterirdisch. Genauso das Editorial von Roger Köppel. Dann passiert einige Seiten lang nichts, oder nur Vorhersehbares:

Ob damit das Siegerlied von Conchita Wurst «Rise like a Phoenix» gemeint ist?

Nur in der «Weltwoche» ist dann allerdings möglich, dass Christoph Mörgeli darauf hinweist, dass ein kritischer Kommentar des SoBli-Chefredaktors Reza Rafi über das Verbot des Magazins «Compact» in Deutschland in der freien EU nicht gelesen werden kann. Stattdessen erscheine die Meldung: «Die Nutzung dieses Inhalts ist in ihrem Land gesperrt». Ein Skandal, der keiner wird.

Die üblichen Sticheleien gegen unliebsame Politiker wie Biden oder Cassis, dann darf sich Mirna Funk darüber beschweren, dass sie in den Berliner Promischuppen «Borchardt» ausgeführt wurde, der Treffpunkt für Möchtegerns. Sie schreibt huldvoll: «Er hatte ein Date mit mir gewollt, und ich hatte ihm dieses Date gewährt.» Aber dann, oh Schreck: «Doch dann kam die Rechnung. Die wollte er teilen.» Wollte sie nicht, er zahlte. Sie lud ihn danach noch «auf einen Kaffee» zu sich nach Hause ein, er wollte nicht.

Aus so einem Pipifax kann man natürlich eine Abhandlung über das mangelnde «Gespür für chivalry» basteln; Karl Kraus nannte das Locken auf einer Glatze drehen. Zwei verschwendete Seiten.

Dann ein britisch zurückhaltender Vergleich zwischen Trump und Harris. Trump: «Sein Bericht über das Attentat auf sein Leben wahr ehrlich, ergreifend, unvergesslich.» Ob Douglas Murray damit die frömmlerische Attitüde des Heuchlers Trump meint, dass der Gottes Hand verspürt haben will? Dagegen Harris: «… vorgetäuschte Hysterie, der fast hyperventilierende Ton … Stimmlage, die man vielleicht in einem Kindergarten verwenden würde». Auch diese Seite hätte man auf zwei Sätze einschrumpfen können: «Ich mag Trump. Harris nicht

In der langen Reihe von Vaterfiguren, die Köppel verehrt, darf Josef Ackermann nicht fehlen. Der endete unrühmlich als Boss der Deutschen Bank, die seinen ungehemmten Ausflug ins US-Zockerbanking fast nicht überlebte. Als CDOs bereits am Absaufen waren und die Finanzkrise eins auslösten, machte der böse Spruch die Runde, ob es denn noch Käufer dafür gebe: «yes, the stupid Germans». Mit seiner unbedachten Victory-Zeichen-Geste machte er sich zum Posterboy der hässlichen Fratze des Gierbankers. Auch seine nächste Station bei einer Versicherungsgesellschaft endete sehr unrühmlich. Dann war er noch VR-Präsident der weltberühmten Bank of Cyprus.

Aber für Köppel ist er «einer der erfolgreichsten Schweizer Bankmanager». Der führte ja auch Jubel-Lobes-Interviews mit dem Totalversager Urs Rohner. Hier fragt er doch tatsächlich: «Was können wir persönlich und unser Finanzplatz von ihm (Ackermann, Red.) lernen

Statt vier Seiten zu verschwenden, hätte auch ein Wort genügt: nichts.

Geht’s noch tiefer? Dafür braucht es nur einen Namen: Tom Kummer. Der kann immer. Immer tiefer. Diesmal macht er (ZACKBUM schwört, das ist keine Erfindung) «Ferien mit Mutter». Gut, dann kommen noch vier Jubelseiten über Michel Comte.

Und dann, es findet kein Ende, «Brief aus Moskau». 10 Seiten! Köppel! Ehrlich, ZACKBUM schaffte nicht den rettenden Sprung ins anschliessende Feuilleton von Daniel Weber und gab hier erschöpft auf. Aber immerhin blieben uns so zwei weitere Kummers erspart. «Will Smiths Wiederkehr» (leider wohl ohne Fake-Interview) und ««Palestine Queen», aufreizend entspannt» über Bella Hadid.

So hat alles etwas Gutes, auch im Schlechten.

SoZ schwankt

Zwischen grossartig und banal.

Wenn eine SonntagsZeitung den Speisezettel von Schulmensen in den Ferien untersucht, dann wäre die Alternative «weisses Papier» gar nicht so schlecht gewesen:

Daneben der Versuch eines klassischen Aufregers. Die «Grünen» fordern irgend einen Unsinn, andere regen sich darüber auf. Gähn. Aber die ersten drei Seiten sind durch, uff.

Dann sorgt Rico Bandle dafür, dass sich der langsam hyperventilierende Thomas Bucheli, der dringend ein Abkühlung bräuchte, weiter ins Elend quatscht. Denn die SoZ wandelt auf den Spuren der «Weltwoche» und hat ihrerseits stichprobenartig Prognosen von SRF Meteo mit der Wirklichkeit und mit BBC verglichen. Ernüchterndes Resultat: weiterhin Abweichungen bei SRF nach oben, bis zu sechs Grad. Dabei habe sich doch das ganze Team «reingekniet» und eine «neue Version des Algorithmus implementiert».

Widerspruch: die Prognosen sollen doch fixfertig von einem anderen «Wetterbüro» eingekauft werden. Nun scheint aber Buchelis «Team» die Vorhersagen selbst aufgrund von eingekauften Daten zu berechnen. Wieso denn SRF Meteo nicht einfach die fertigen Prognosen einkaufe, fragt Brandle dann. Ohne netterweise zu erwähnen, dass der Intimfeind von Bucheli mit Kachelmannwetter eine Möglichkeit wäre.

Aber nein, schmettert Bucheli zurück: «Auch Zeitungen schreiben selber Artikel, obschon sie die Beiträge auch einkaufen können.» Das hat natürlich was, und einkaufen wäre auch hier häufig besser. Dennoch ist der Vergleich schön schräg, wenn ein Einkaufen auf einen Schlag die Prognosen und die Qualität deutlich verbessern würde. Was bei Tamedia bei der Übernahme von Artikeln der «Süddeutschen Zeitung» nicht unbedingt der Fall ist.

Dann zeigt die SoZ, das ist wenigstens lustig, der «Blick»-Familie den Stinkefinger. Denn statt in seinem Hoforgan SoBli erklärt Bundespräsident Alain Berset hier, wieso er an der Street Parade teilnahm. So viel sei hier verraten: nicht, weil es dort so viele leichtbekleidete Weiber hat … Abgesehen davon, dass er diesen Beitrag garantiert nicht selbst verfasst hat.

Ein bedenklicher gedanklicher Tiefflug ist die Kolumne von Markus Somm. Er lobt Sergio Ermotti und Karin Keller-Sutterthis is not a bail-out», der potenzielle 16-Milliarden-Satz) dermassen über den grünen Klee, dass man sich fragen muss, ob er sich irgendwelche Hilfe für sein absaufendes Projekt «Nebelspalter» erwartet. Peinlich.

Aber nun kommen wir zum erwarteten Höhepunkt:

Nachdem sich Arthur Rutishauser in der ersten Folge den Versagerrat Urs Rohner vorgeknöpft hatte, kommen nun die letzten Führungsfiguren dran:

«Mit Tidjane Thiam und António Horta-Osório setzte der Verwaltungsrat der Credit Suisse gleich zwei Männer an die Spitze der Bank, die schwere charakterliche Schwächen aufwiesen. Beide konnten nicht rechtzeitig gefeuert werden, da der Verwaltungsrat geschwächt und die Bank in der Krise war. Das trug massgeblich zum Ruin der Bank bei. Ob die beiden strafrechtlich belangt werden können, muss sich noch weisen. Ihr Spesengehabe könnte Anlass geben zu einer Klage wegen ungetreuer Geschäftsbesorgung.»

Das sind mal wieder beglückend klare Worte, bei denen es den Hausjuristen noch wärmer geworden sein dürfte, als die Aussentemperaturen vermuten liessen. Denn Rutishauser zieht wirklich vom Leder: «Thiam nützte Rohners Schwäche gnadenlos aus und machte, was er wollte … Thiam war fast ständig unterwegs, in Paris und auch in Hongkong, wo seine neue Freundin arbeitete.»

Auch der designierte Nachfolger von Rohner war ein Flop: «Doch auch bei Horta-Osório kamen die charakterlichen Schwächen rasch zum Vorschein. So fiel im Verwaltungsrat bald auf, dass er ausserordentlich hohe Spesen verursachte. Er flog fast jedes Wochenende mit dem Privatjet der Credit Suisse nach Portugal, was Millionenkosten verursachte. Horta-Osório liess die Maschine in Portugal jeweils tagelang auf dem Flughafen warten.»

Das Ende der zweiten Folge macht den Mund wässrig für die dritte: «Axel Lehmann war der letzte Mann, der Anfang 2022 verfügbar war, sofort das Präsidium zu übernehmen. Wie ungeeignet er dafür war, das zeigte sich ein Jahr später.»

Ob man Gleiches dann auch mal von der neuen Oberchefredaktorin von Tamedia sagen wird?

 

 

 

Wumms: Arthur Rutishauser

Der Mann läuft zu alten Formen auf.

Karrieremässig war es bitter, dass Arthur Rutishauser seinen Posten als Oberchefredaktor von Tamedia aufgeben musste. Er war das Bauernopfer für die blamable Art, mit der Big Boss Pietro Supino die Roshani-Affäre vergeigte.

Neben Rutishauser spickte es auch andere Mitglieder der Chefredaktion, allesamt Pimmelträger. Hinaufbefördert wurde dann nach Geschlecht, nicht nach Kompetenz. Dementsprechend kommt der Tagi und seine unzähligen Kopfblätter auch daher. Niveaulos, mit bedenklichen Qualitätsproblemen, zunehmend verludert als Egoplattform von selbstverliebten Bauchnabelbetrachtern, die an sich und der Welt leiden und den verbliebenen Lesern mit unablässig erteilten Ratschlägen auf den Geist gehen.

Das Gute daran ist: Rutishauser läuft als Chefredaktor der «SonntagsZeitung» zu alten Formen auf. Hier und nur hier erscheinen noch aufmüpfige Beiträge wie der über die Intoleranz der urbanen Woken, auf den sie sehr intolerant reagierten. Hier stellt sich Rutishauser vor seine angerempelte Redaktorin, wie er es im Fall Canonica auch hätte tun sollen. Aber vielleicht durfte er damals nicht.

Noch besser: Rutishauser hat wieder Zeit, seiner Lieblingsbeschäftigung nachzugehen. Knackige Wirtschaftsstorys schreiben. Während die NZZ in der Begleitung des Credit-Suisse-Desasters eine eher schlechte Figur macht – zu viele Verflechtungen und Rücksichtnahme – und zunächst sogar den Skandal des 16-Milliarden-Abschreibers von AT1-Wandelanleihen kleinzuschreiben versucht, nimmt sich Rutishauser in einer vierteiligen Serie die Schuldigen am CS-Debakel zur Brust.

Schon der Titel des ersten Teils schlägt so zu, dass kein Gras mehr wächst: «Urs Rohner machte die CS zu einem legalen Schneeballsystem». Wumms. Rutishauser meint damit, dass neben allen Skandalen das Grundproblem der CS darin bestand, dass kein nachhaltiges Geschäftsmodell die exorbitanten Gehälter und Boni unterfütterte. Wurden mal grosse Gewinne ausgewiesen, zogen die regelmässig grosse Bussen nach sich. Immer wieder wurde neues Geld zusammengekratzt, das Tafelsilber verscherbelt.

Und das Ganze hatte einen Verantwortlichen, trug einen Namen: Urs Rohner. Auch ZACKBUM-Autor René Zeyer hatte ihn in der Vergangenheit mehrfach in der «Basler Zeitung» zum Rücktritt aufgefordert, als man so was dort noch schreiben konnte. Natürlich vergeblich. Rohner sass stoisch seine zehnjährige Amtszeit ab und verabschiedete sich mit Millionen im Sack, einem Lächeln auf den Lippen und einer windelweichen Abschiedsrede, dass er natürlich nicht mit der Entwicklung des Aktienkurses zufrieden sei.

Ein Hohn für alle Aktionäre, die dank ihm den grössten Teil ihres Einsatzes verloren hatten. Einen Aktienkurs von fast 100 Franken auf am Schluss noch windelweiche 3 Franken runterschränzen, das soll mal einer nachmachen.

All das beschreibt Rutishauser in einer Direktheit und Offenheit, die den Tamedia-Hausjuristen den Angstschweiss auf die Stirne getrieben haben dürfte. Allerdings: die Leiche CS führt zwar in Form der UBS ihre Klage gegen Hässigs Finanzblog «Inside Paradeplatz» weiter, aber es ist kaum anzunehmen, dass sie nun auch noch im Namen der beerdigten Bank auf die SoZ losgehen wird. Zumal auch Chefjurist Diethelm nach dem Wechsel von der UBS zur CS den Rücksprung nach ganz oben bei der UBS wohl nicht schafft.

In der Wüste der Sonntagsmedien gibt es nun immerhin noch drei Mal Anlass zur Freude. Wenn die drei Folgeartikel von Rutishauser erscheinen.

Spar-NZZaS

Früher Abschluss, weniger Inhalt. Merkt man was?

«Auf einen Teil der Aktualität verzichten, Produktion früher abschliessen und den Umfang leicht reduzieren.» Das bedauert der NZZaS-Chefredaktor Jonas Projer ausserordentlich.

Der immer noch nicht bewältige Cyberangriff macht der alten Tante weiterhin zu schaffen. Und das gerade an Ostern, wo sich die Redaktionen sowieso mühsam von Thema zu Thema hangeln und bei jedem Fundstück lauter gackern als die Henne beim Eierlegen. Oder der Hase beim Eierverstecken, oder so.

Wagen wir wieder einen Blick aufs Cover, womit will die NZZaS den Leser erfreuen?

Vergiftete Trüffelsuchhunde im Piemont (gut, das ist das «Magazin», das ist sowieso ausser Kontrolle und Konkurrenz), die Psychologin sagt etwas zur Arbeitskultur, dann ein Anriss auf die (Verlags-)Beilage Bildung (ein Inserateschmiermittel).

Dann ein Titel mit dem sich, mutig, die NZZaS beim Schweizer Hauptexporteur (mit Abstand) nicht gerade beliebt macht. Ein netter Hinweis darauf, dass nicht nur im «Kosmos», sondern in der Kultur ganz allgemein Millionen verlocht werden, insbesondere während Corona.

Die brennende Riesenrose soll, welche merkwürdige Wahl an Ostern, dafür Werbung machen, Artikel über Paartherapien zu lesen. Vielleicht sollte der verantwortliche Blattmacher auch mal …

Seite zwei ist dann nicht gerade ein Beweis dafür, dass der geschrumpfte Platz sinnvoll genutzt wurde. Ein suspendierter Geistlicher, der gleichgeschlechtliche Paare segnete – in Italien. Ein Riesenfoto und minimaler Text über Trump. Der wurde doch, breaking news, angeklagt.

Dann ein Abgesang auf den verglühenden Politstar Robert Habeck. Fast boulevardesk, die NZZaS. Zuerst einen hochschreiben, um ihn dann besser niedermachen zu können.

Dann ein Artikel, wie er auch problemlos im Ersten Weltkrieg hätte erscheinen können. Abgründig:

Das hätte Ernst Jünger nicht besser dichten können: «Ukrainische Kriegsversehrte kommen als Helden in das Prothesenzentrum in Kiew und werden erst einmal zu dem gemacht, was sie sind: Patienten. Sie wollen aber nur eins, zurück an die Front

Den Patienten wurden meistens Beine oder Arme weggeschossen oder -gesprengt. Beim Kriegshetzer-Autor muss man sich eher ums Hirn Sorgen machen.

Was macht eine Redaktion, wenn sie schon ziemlich auf dem Zahnfleisch läuft? Richtig, einen Artikel über das E-Voting. Den muss man nicht mal neu schreiben …

Wirklich lustig in seiner gelungenen Mischung aus Einblicken ins eigene (hoffentlich nicht erdichtete) Beziehungsleben und allgemeinen Schlussfolgerungen ist dann der Hauptkommentar von Chefredaktor Projer. Der erwähnt allerdings die beiden wohl wichtigsten Schmiermittel in einer Ehe nur indirekt: Humor und Selbstironie.

Dann kolumnieren allerdings Aline Wanner und Patrick Imhasly. Also hatte man doch zu viel freien Platz. Aber dann, auf Seite 15, aber immerhin, wird ein Thema aufgenommen, das an diesem Wochenende eine gewisse Bedeutung hatte: «An Ostern ist Wirklichkeit geworden, was niemand für möglich hielt». Ja was denn, dass eine katholische Priesterin diesen Kommentar schreibt? Nicht ganz, es ist eine reformierte Pfarrerin …

Dann kommt der eindeutige Tiefpunkt der Ausgabe. Dennis Frasch behauptet, viele Menschen seien «Im Banne des Gauklers». Er fragt sich und den Leser: «Warum glauben Menschen, was nachweislich falsch ist? Ein Abend mit Ganser und seinem Publikum.» Wer den Artikel liest, findet spontan eine erste Antwort: weil es solche Artikel gibt.

Er ist vier Spalten lang. Fast zwei davon verbraucht Frasch, um ausgewählte Exemplare des Publikums zu beschreiben. Dann will er ganze zwei Tricks der «Ganserichen Rhetorik» entlarven. Mässig überzeugend. Fraschs Tricks sind hingegen offensichtlich. Ausgewählte Beobachtungen und Behauptungen «Eine weisse Taube flimmert über die Leinwand. Bald sind es Verschwörungstheorien.» Bis dann aber mal eine kommt, sind wir bereits auf der letzten Spalte angelangt.

Der «Höhepunkt des Abends» sei «der angebliche Putsch 2014 in Kiew, der mit der Flucht des ehemaligen Präsidenten Wiktor Janukowitsch endete. Ganser sagt, das Ganze sei eine von amerikanischen Geheimdiensten gesteuerte Verschwörung gewesen

Obwohl das nicht nur Ganser sagt, sondern auch eine ganze Reihe ernstzunehmender Wissenschaftler, zitiert Frasch eine Nada Boskovska, Professorin für Osteuropäische Geschichte an der Universität Zürich. Die ist zwar ausgewiesene Spezialistin für Makedonien oder «Die russische Frau im 17. Jahrhundert», aber als Ukraine-Kennerin ist sie noch nicht sonderlich aufgefallen. Auf jeden Fall sagt sie hier wunschgemäss, es sei «kein ausländischer Putsch» gewesen.

Womit dann Ganser wohl als Verschwörungstheoretiker entlarvt und bis auf die Knochen blamiert wäre. Nein, das ist eher der Autor – und das Blatt, das so eine erbärmliche und weitgehend argumentenfreie Hinrichtung publiziert. Denn selbstverständlich kann man Gansers Ansichten kritisieren. Aber können sollte man das halt schon. Dass Frasch als freier Journalist  häufig für das Qualitätsmedium «watson» arbeitet, muss nicht unbedingt gegen ihn sprechen. Aber auch nicht für ihn.

Schon alleine wegen des Autors muss der Artikel «Der Warner, der abgestraft wurde», gelobt werden. Denn Felix E. Müller hat hier schon einige Male Dresche bezogen. Nun aber hat er offenbar den ehemaligen VR der Credit Suisse Jean-Daniel Gerber dazu gebracht, aus dem Nähkästchen zu plaudern. Beziehungsweise Müller seine Abschiedsrede zugänglich zu machen, die Gerber 2015 beim «Chairman’s Dinner» hielt. In Anwesenheit von Urs Rohner und der GL sowie dem VR kanzelte er die Entschädigungspolitik ab und nannte viele Faktoren, die schliesslich zum Untergang der CS führten.  Dafür sei er dann nachträglich von Rohner per Mail gerüffelt worden.

Einen hübschen Knaller hat dann der Bund «Kultur» zu bieten. «Was ist mit den 80 Millionen passiert?» So viel schüttete der Bund während Corona-Zeiten für sogenannte «Transformationsprojekte» aus, zusätzlich zu Ausfallentschädigungen. Knackeboul, (30’000 Franken), die Fondation Beyeler (95’800) und natürlich der «Kosmos»-Bruchpilot Samir (173’142) bekamen Steuergelder für «Transformationsprojekte».

455 Millionen zahlte der Bund, um Kulturbetriebe während der Pandemie am Leben zu erhalten. Darüber hinaus gab es bis vor Kurzem (allerdings wohl nicht bis «Oktober 2023» wie die NZZaS schreibt) 80 Millionen obendrauf. Allerdings: von den entsprechenden «Transformationsprojekten» ist keine Spur sichtbar. Was machte Knackeboul mit seinen 30’000 Franken? Auf wiederholte Anfragen antworte sein Management: «keine zeitlichen Kapazitäten für ein Interview».

Da bleibt der NZZaS nur spitze Ironie: «Womöglich befindet er sich gerade in einer intensiven Phase der Transformation.» Allerdings fände er Zeit, bis zu fünfmal am Tag zu twittern. Ach, und Samirs Produktionsfirma antwortet erst gar nicht auf die Anfrage. Ach, und der gescheiterte «Kosmos», bei dem Samir regelmässig für leere Kinosäle und jede Menge interne Querelen sorgte, kriegte auch noch 300’000 Franken. Wohl dafür, sich in den Bankrott zu transformieren.

Allerdings: Ende Oktober müssen Schlussabrechnungen eingereicht und von einer externen Treuhandfirma überprüft werden. «Spätestens dann könnte der eine oder andere Betrieb ziemlich ins Schwitzen kommen«, vermutet die NZZaS. Wetten, dass allen genügend Geschwurbel und Geschleime einfallen wird?

Man würde sich fast versöhnt von der NZZaS verabschieden, wenn auf Seite 53 nicht die 6. Folge einer Fortsetzungsgeschichte von Jan Weiler erschienen wäre. Ein Kulturchef, der das zu verantworten hat, müsste fristlos einer anderen Tätigkeit zugeführt werden. Welcher? Schwer zu sagen, denn was kann Teuwsen eigentlich?

Warum sollte er?

Hund beisst Mann – oder Mann beisst Hund.

Auch so eine alte Journalistenregeln, die nicht mehr befolgt wird. Natürlich will Urs Rohner kein Geld zurückzahlen. Warum sollte er auch? Dass er das nicht tut, ist eine sogenannte No-News.

Ungefähr so beeindruckend wie: Heute kam es wieder nicht zu einem Banküberfall. Der Schneefall verursachte keine Massenkarambolage. Die «Republik» ist nicht gerade pleite gegangen.

Wieso titelt dann der «Blick»: «Urs Rohner (63) will kein Geld zurückzahlen!» Wäre er denn dazu verpflichtet? Hat ihn jemand dazu aufgefordert? Gäbe es irgend eine gesetzliche Handhabe, dass er das tun sollte/müsste? Und selbst wenn, was würden seine läppischen 55 Millionen am Schicksal der CS ändern?

Selbst die 32 Milliarden Boni, die in den letzten Jahren seit der Finanzkrise eins ausbezahlt wurden, um einen kumulierten Verlust von 3,2 Milliarden herzustellen, selbst eine Rückzahlung dieses Betrags würde die CS nicht mehr retten. Wenn jeden Tag 10 Milliarden Franken herausmarschieren, dann ist jede Bank zum Untergang verurteilt. Vor allem, wenn sie diesen Exodus nicht stoppen kann.

Nun hätte die CS schon ein paar Voraussetzungen gehabt, um am Leben zu bleiben. Sie wurde 167 Jahre alt, ein Schweizer Wahrzeichen, vom Überindustriellen Alfred Escher gegründet, zutiefst verwoben mit dem Wirtschaftsstandort Zürich, der Schweiz. In ihr haben Generationen von Bankern gedient. Zu Zeiten, als es noch den Begriff Schalterbeamter gab.

Ein Ausdruck der Wertschätzung, denn der war gar kein Beamter. Aber was der tat oder sagte, das war amtlich. Eine unerschütterliche Wahrheit. Er nahm sich Zeit, führte auch ältere Menschen vor dem Schalter geduldig durch alle Schritte einer Überweisung, eines Geldwechsels.

Er wusste um Anlagekriterien wie «wer gut schlafen will, kauft Obligationen. Wer gut essen will, Aktien.» Wurde er nach einem ganz scharfen kurzfristigen Anlagevehikel gefragt, empfahl er Termingeld und machte dazu ein wissendes Gesicht.

Ging es um höhere Summen, eine neue Hypothek, einen Betriebskredit, dann bat er ins Besprechungszimmer. Das war eher karg möbliert, zweckmässig halt, und nur bei wirklich grossen Summen hatte der Schalterbeamte Prokura für das Bestellen eines Kundenkaffees, gegen Weihnachten dann auch mit einem Wernli-Keks auf der Untertasse.

Brachte jemand 100’000 Franken Vermögen auf die Waage, sprach der Schalterbeamte von einer komfortablen Kapitalausstattung, und Kunde wie Banker nickten sich anerkennend zu. Und niemals nicht fragte der Schalterbeamte nach der Herkunft oder dem steuerlichen Zustand der ihm anvertrauten Gelder.

Wozu der nostalgische Rückblick? Weil diese Zeiten gar noch nicht so vergangen sind. Weil Juristen wie Rohner nicht mal einen Posten als Portier bekommen hätten. Weil damals Banking etwas spröde, langweilig, stockseriös und wertschöpfend für alle war.

Und noch aus einem anderen Grund. Wenn der Staat wirklich die Spielregeln bestimmen würde, und die Politik, welche Spielregeln der Staat aufstellt, dann wär Rohner gar nicht in die Verlegenheit gekommen, seine 54 Millionen nicht zurückzugeben. Denn er hätte sie gar nicht verdient …

Hier spricht der Präsident

Best of des CS-Bashing von René Zeyer.

Dieser Artikel erschien am 24. Mai 2014 in der «Basler Zeitung».

Wenn unterwürfige Fragesteller am Werk sind, ist die Unfehlbarkeit des obersten Führers nicht in Gefahr. Sei es nun bei Kim Jong-un – oder bei CS-Verwaltungsratspräsident Urs Rohner.

Folgendes Interview wurde von der Parteizeitung Rodong Sinmun mit Präsident Kim Jong-un geführt. Er spricht über die Beilegung eines Konflikts, in den nordkoreanische Unternehmen mit den USA verwickelt waren. Seine Aussagen wurden aus unbekannten Gründen nicht publiziert und von einem Mitarbeiter der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA unter Lebensgefahr in den Westen geschmuggelt. Obwohl Kims Antworten weitgehend inhaltsleer sind, sei das Gespräch hier weltexklusiv veröffentlicht. Die unterwürfige Haltung der Fragesteller muss man im Kontext der fehlenden Meinungsfreiheit in Nordkorea sehen.

O grosser Führer, wie konnten Sie diese übermenschliche Anspannung ertragen?

«Für das Unternehmen, die Mitarbeiter und auch für mich war die Belastung sehr gross.»

Der konnte nur ein Übermensch wie Sie standhalten. Nachdem durch Ihre weise Führung das Problem gelöst wurde, wie ist Ihr wertes Befinden?

«Ich bin nicht entspannt, aber erleichtert, dass wir eine Lösung gefunden haben.»

Wann wurde Ihr Augenmerk, bei all Ihren anderen wichtigen Aufgaben, zum ersten Mal auf dieses Problem gelenkt?

«Wir wurden im Dezember 2010 informiert, dass ein Verfahren läuft. Daraufhin wurde eine interne Untersuchung eingeleitet und auch eine Weisung erlassen, alle relevanten Unterlagen aufzubewahren.»

Daraufhin haben aber die amerikanischen Teufel ihre letztlich zum Scheitern verurteilten Angriffe auf Sie und weitere verdiente Unterführer nicht eingestellt, sondern sogar eine Anhörung durch den US-Senat durchgeführt. Glauben Sie, grosser Führer, dass das einen Einfluss auf das Verhalten der Oberteufel in der amerikanischen Regierung hatte?

«Ich glaube nicht, dass die Anhörung eine massgebliche Verschärfung bewirkt hat, aber die Kritik des Senatsausschusses war wohl auch nicht ohne Einfluss.»

So weise kann nur ein wahrhaft grosser Führer sprechen. Nun behaupten die US-Imperialisten aber, in der unter Ihrer genialen Aufsicht arbeitenden Volksstaatsbank habe es anhaltende Verfehlungen gegeben.

«Es gibt interne Überprüfungen. Wenn es Hinweise auf Verfehlungen gegeben hätte, wäre man diesen nachgegangen.»

Natürlich, grosser Führer, damit entlarven Sie einmal mehr diese Propagandalügen der Imperialisten, ausgezeichnet. Aber haben Sie, o grosser Führer, nicht selbst eingeräumt, dass es nun doch zu klitzekleinen Verfehlungen gekommen sei?

«Richtig ist, dass eine kleine Gruppe von Beschäftigten Verstösse gegen interne Weisungen begangen hat. Die Nationale Verteidigungskommission stellt aber auch fest, dass die Mitglieder des obersten Managements keine Kenntnisse von diesen Verfehlungen hatten.»

Niemand, o grosser Führer, könnte verrückt genug sein, das auch nur zu denken. Die skrupel­losen Propagandisten aus Washington behaupten aber auch, sie hätten Beweise dafür, dass Mitar­beiter Ihrer exzellenten Staatsbank in den USA Besuche, die in Wirklichkeit der Stärkung der Völkerfreundschaft dienten, zu angeblich illegalen Zwecken ausgenützt hätten. Wäre es da nicht besser gewesen, auf diese Form des Wunschs des nordkoreanischen Volkes, sich mit dem US-Volk zu verbrüdern, zu verzichten?

«Rückblickend muss man sich diese Frage stellen, und wir haben später auch die Besuche zu gesellschaftlichen Zwecken nicht mehr erlaubt.»

Wir können erahnen, wie Sie, grosser Führer, das geschmerzt haben muss, dass Ihr vom ganzen Volk geteilter Wunsch nach Völkerfreundschaft so missverstanden werden konnte. Aber blicken wir mit Ihnen zusammen in die Zukunft, wohin werden Sie uns führen?

«Entscheidend ist, dass wir nun einen Schlussstrich unter die Vergangenheit ziehen können. Die Verantwortung des Topmanagements lag und liegt nun darin, das Unternehmen durch diese schwierige Zeit zu führen und es für die Zukunft richtig aufzustellen.»

Was täten wir nur, wenn Sie sich dieser Verantwortung nicht stellen würden, wir wären verloren. Können Sie uns an Ihrem Weitblick teilhaben lassen und beschreiben, welche wie immer richtige Massnahmen Sie da ergreifen werden, grosser Führer?

«Wir können sicher nicht zur Tagesordnung übergehen. Ich will der Frage zur Strategie hier nicht vorgreifen. Wir sind selbstkritische Leute. Wir haben wiederholt gezeigt, dass wir auf Veränderungen von aussen sehr schnell und entschieden reagieren.»

Das haben Sie immer und zweifellos unter Beweis gestellt, trotz aller Weisheit selbstkritisch, schnell, entschieden, das sind Sie. Natürlich können nur erbitterte und uninformierte Feinde überhaupt auf eine solche Idee kommen, die wir zutiefst verabscheuen, aber einige unserer Kritiker gehen in ihrer Umnachtung sogar so weit, die völlig absurde, ja kranke Überlegung anzustellen, ob Sie, o grosser Führer, an einen personellen Wechsel denken?

«Nein.»

Wir können uns also an der Hoffnung auf­richten, dass wir weiterhin im Glanz Ihrer Unfehlbarkeit aufblühen und gedeihen können?

«Ich bin nicht einer, der davonläuft, wenn es schwierig wird.»

Wir wissen gar nicht, wie wir unsere Dank­barkeit und Erleichterung ausdrücken können. Wir dürfen also sicher sein, dass Ihre Unfehlbarkeit makellos über uns strahlt.

«Persönlich haben Brady Dougan und ich eine weisse Weste.»

Hoppla, da ist doch einiges durcheinander­geraten, sehe ich gerade. Die Antworten stammen nicht von Nordkoreas Präsidenten, sondern sind Originalzitate aus einer Interviewserie, die der CS-Verwaltungsratspräsident Urs Rohner der NZZ, dem Blick, dem Tages-Anzeiger und dem Radio SRF gegeben hat. Nur das Wort Finma wurde durch Nationale Verteidigungskommission ersetzt.

Die Fragen sind nicht original, aber ihr unterwürfiger, unkritischer, geradezu kriecherischer Ton ist getroffen – so würde das die Korean Central News Agency formulieren. Aber die ist entschuldigt, denn dort gibt es ja keine freie Presse.

Rücktritt, Herr Rohner!

Niemand habe schon früh und massiv gewarnt? Einspruch.

Aus eigenen Werken zu zitieren kann etwas Selbstverliebtes haben. Im Fall der Credit Suisse ist es allerdings so, dass René Zeyer die Bank mit kritischen Kommentaren verfolgte – und die Bank auf ihn losging. Er habe als Sprecher der Schweizer Lehman-Opfer deren Persönlichkeit und Ehre verletzt.

Das hätte man ihm allerdings auch bei einer ganzen Reihe von Artikeln vorwerfen können, die vornehmlich in der «Basler Zeitung» erschienen. In der von Markus Somm verantworteten BaZ, die noch Pfupf im Füdli hatte und sich was traute.

Als Beitrag zu den Beerdigungsritualen veröffentlicht ZACKBUM ein «best of» in unregelmässigen Abständen. Als Opener ein Artikel, der am 17. Juni 2016 erschienen ist.

Was sind die beiden wichtigsten Begriffe im Banking? Verantwortung und Vertrauen. Urs Rohner war ab 2004 Group General Counsel der Credit Suisse (CS). Es ist die Verantwortung des Chefjuristen einer Bank, für die Einhaltung aller gesetzlichen Bestimmungen besorgt zu sein. Wie soll man ihm vertrauen, wenn seine Bank kriminelles Verhalten eingestehen musste?

Von 2009 bis 2011 war Urs Rohner Vizepräsident des Verwaltungsrats (VR) der CS, seither ist er der VR-Präsident. Was ist die Aufgabe eines Verwaltungsrats? Er ist verantwortlich für die Strategie und die Geschäftspolitik seines Unternehmens. In seiner Amtszeit ist der Aktienkurs der Bank von rund 40 auf aktuell unter 12 Franken abgestürzt. Ein Multimilliardenverlust für alle Anleger. Wie soll man einem dafür Verantwortlichen vertrauen?

Weder Konzept noch Plan

Urs Rohner wollte mit der im Parlament gescheiterten Lex USA seine Bank aus dem Steuerstreit möglichst verlustfrei herausführen. Das endete in einer Busse von 2,6 Milliarden Franken, ein Desaster. Obwohl sich die CS zudem diverser Gesetzesverstösse schuldig bekennen musste, übernahm Rohner keine Verantwortung und behauptete, er persönlich habe «eine weisse Weste». Weitere potenzielle Milliardenbussen drohen. Wie viel Vertrauen verdient ein solcher Verantwortungsträger? Im letzten Jahr, in den letzten Monaten ist die Credit Suisse tief in die roten Zahlen abgerutscht. Der von Rohner ausgewählte CEO Tidjane Thiam reagiert darauf, indem er Massenentlassungen und einen Umbau der Bank ankündigt, er hat offensichtlich weder ein Konzept noch einen Plan, wie die einst stolze Schweizer Bank erfolgreich in die Zukunft geführt werden könnte.

Genauso wenig wie die für Milliardenhonorare tätigen Berater von aussen. Aber der CEO kann und soll nur die Strategie des Verwaltungsrats umsetzen, das ist die Verantwortung von Urs Rohner. Wie kann man ihm vertrauen, wenn auf seiner weissen Weste rote Zahlen stehen?

Unter Rohners Weste sitzt sein Portemonnaie, einer der wenigen Orte in der CS, wo Freude herrscht. Unbeschadet vom katastrophalen Ergebnis seines Wirkens erhielt Rohner alleine für das Verlustjahr 2015 satte 3,2 Millionen Franken, die er sich wohlweislich in bar ausbezahlen liess. Also schwarze Zahlen für ihn, während die Zukunft der Credit Suisse zugleich feuerrot und brandschwarz aussieht. Schon mehrfach rügte die Finanzmarktaufsicht (Finma) und die Revisionsgesellschaft der Bank mangelhaftes Controlling. Ein CS-Banker in Genf setzte für einen prominenten Kunden mindestens hundert Millionen Franken in den Sand, verantwortungslose Händler in New York produzierten mit Junkbonds einen Verlust von fast einer Milliarde.

Natürlich wie immer ohne das Wissen ihrer Vorgesetzten. Aber innerhalb des Verantwortungsbereichs des obersten Leiters der Bank. Oswald Grübel zog bei ähnlichen Vorkomm­nissen bei der UBS die Konsequenzen und trat zurück. Weil er zu Recht befürchtete, dass sonst das Vertrauen in seine Bank beschädigt würde.

Leben in der Parallelwelt

Urs Rohner hat zu verantworten, dass der Börsenwert der CS weniger als 23 Milliarden Franken beträgt, ihr Buchwert laut eigener Darstellung rund das Doppelte. Dazu tragen Goodwill-­Positionen und kühne Bewertungen von Assets in der Bad Bank der CS wesentlich bei. Also Hoffnung und Glauben als Bewertungskriterien. Offensichtlich lebt Rohner in einer Pa­rallelwelt, in der die Begriffe Verantwortung und ­Vertrauen nicht existieren.

Das reale Leben ist aber kein Filmfestival. Im Kino handeln Schauspieler nach dem Drehbuch, spielen einen Verantwortungsträger und reden von Vertrauen. Das ist nur eine Rolle, die mit ihrem wahren Leben nichts zu tun hat. Diesseits der Leinwand muss gelten: Herr Rohner, treten Sie zurück. Sofort.