Rücktritt, Herr Rohner!
Niemand habe schon früh und massiv gewarnt? Einspruch.
Aus eigenen Werken zu zitieren kann etwas Selbstverliebtes haben. Im Fall der Credit Suisse ist es allerdings so, dass René Zeyer die Bank mit kritischen Kommentaren verfolgte – und die Bank auf ihn losging. Er habe als Sprecher der Schweizer Lehman-Opfer deren Persönlichkeit und Ehre verletzt.
Das hätte man ihm allerdings auch bei einer ganzen Reihe von Artikeln vorwerfen können, die vornehmlich in der «Basler Zeitung» erschienen. In der von Markus Somm verantworteten BaZ, die noch Pfupf im Füdli hatte und sich was traute.
Als Beitrag zu den Beerdigungsritualen veröffentlicht ZACKBUM ein «best of» in unregelmässigen Abständen. Als Opener ein Artikel, der am 17. Juni 2016 erschienen ist.
Was sind die beiden wichtigsten Begriffe im Banking? Verantwortung und Vertrauen. Urs Rohner war ab 2004 Group General Counsel der Credit Suisse (CS). Es ist die Verantwortung des Chefjuristen einer Bank, für die Einhaltung aller gesetzlichen Bestimmungen besorgt zu sein. Wie soll man ihm vertrauen, wenn seine Bank kriminelles Verhalten eingestehen musste?
Von 2009 bis 2011 war Urs Rohner Vizepräsident des Verwaltungsrats (VR) der CS, seither ist er der VR-Präsident. Was ist die Aufgabe eines Verwaltungsrats? Er ist verantwortlich für die Strategie und die Geschäftspolitik seines Unternehmens. In seiner Amtszeit ist der Aktienkurs der Bank von rund 40 auf aktuell unter 12 Franken abgestürzt. Ein Multimilliardenverlust für alle Anleger. Wie soll man einem dafür Verantwortlichen vertrauen?
Urs Rohner wollte mit der im Parlament gescheiterten Lex USA seine Bank aus dem Steuerstreit möglichst verlustfrei herausführen. Das endete in einer Busse von 2,6 Milliarden Franken, ein Desaster. Obwohl sich die CS zudem diverser Gesetzesverstösse schuldig bekennen musste, übernahm Rohner keine Verantwortung und behauptete, er persönlich habe «eine weisse Weste». Weitere potenzielle Milliardenbussen drohen. Wie viel Vertrauen verdient ein solcher Verantwortungsträger? Im letzten Jahr, in den letzten Monaten ist die Credit Suisse tief in die roten Zahlen abgerutscht. Der von Rohner ausgewählte CEO Tidjane Thiam reagiert darauf, indem er Massenentlassungen und einen Umbau der Bank ankündigt, er hat offensichtlich weder ein Konzept noch einen Plan, wie die einst stolze Schweizer Bank erfolgreich in die Zukunft geführt werden könnte.
Genauso wenig wie die für Milliardenhonorare tätigen Berater von aussen. Aber der CEO kann und soll nur die Strategie des Verwaltungsrats umsetzen, das ist die Verantwortung von Urs Rohner. Wie kann man ihm vertrauen, wenn auf seiner weissen Weste rote Zahlen stehen?
Unter Rohners Weste sitzt sein Portemonnaie, einer der wenigen Orte in der CS, wo Freude herrscht. Unbeschadet vom katastrophalen Ergebnis seines Wirkens erhielt Rohner alleine für das Verlustjahr 2015 satte 3,2 Millionen Franken, die er sich wohlweislich in bar ausbezahlen liess. Also schwarze Zahlen für ihn, während die Zukunft der Credit Suisse zugleich feuerrot und brandschwarz aussieht. Schon mehrfach rügte die Finanzmarktaufsicht (Finma) und die Revisionsgesellschaft der Bank mangelhaftes Controlling. Ein CS-Banker in Genf setzte für einen prominenten Kunden mindestens hundert Millionen Franken in den Sand, verantwortungslose Händler in New York produzierten mit Junkbonds einen Verlust von fast einer Milliarde.
Natürlich wie immer ohne das Wissen ihrer Vorgesetzten. Aber innerhalb des Verantwortungsbereichs des obersten Leiters der Bank. Oswald Grübel zog bei ähnlichen Vorkommnissen bei der UBS die Konsequenzen und trat zurück. Weil er zu Recht befürchtete, dass sonst das Vertrauen in seine Bank beschädigt würde.
Urs Rohner hat zu verantworten, dass der Börsenwert der CS weniger als 23 Milliarden Franken beträgt, ihr Buchwert laut eigener Darstellung rund das Doppelte. Dazu tragen Goodwill-Positionen und kühne Bewertungen von Assets in der Bad Bank der CS wesentlich bei. Also Hoffnung und Glauben als Bewertungskriterien. Offensichtlich lebt Rohner in einer Parallelwelt, in der die Begriffe Verantwortung und Vertrauen nicht existieren.
Das reale Leben ist aber kein Filmfestival. Im Kino handeln Schauspieler nach dem Drehbuch, spielen einen Verantwortungsträger und reden von Vertrauen. Das ist nur eine Rolle, die mit ihrem wahren Leben nichts zu tun hat. Diesseits der Leinwand muss gelten: Herr Rohner, treten Sie zurück. Sofort.
Artikel: «von Markus Somm verantworteten BaZ, die noch Pfupf im Füdli hatte und sich was traute». BAZ, Pfupf im Füdli? Das muss lange vor Somm gewesen sein. Die BAZ unter der Ägide Somm war ein Desaster, das traurige Ende ist bekannt. Projekt, der Zürcher mit dem schnellen Mundwerk erzieht den Basler Daig gescheitert. Aus einer regional wichtigen Zeitung wurde ein anspruchsloses Regionalblatt von TAmedia, Hauptsitz Werdstrasse Zürich. Leute mussten entlassen werden. Somms Projekt NZZ gescheitert, die JournalistenInnen wussten das der Mann Zeitung nicht kann. Somm hat sich vor der völligen Bedeutungslosigkeit gerettet indem er mit TAmedia eine wöchentliche Vergesstmichnichtkolumne in der SoZ und einen Schautherichbinnochdastuhl in der Sendung SoZ Standpunkte ausgehandelt hat. Pfupf im Füdli kann jeder, muss nur genügend Sauerkraut essen. Auch beim Nebel spalten fehlt dem Mann der Pfuff. Trotzdem, es ehrt Zeyer wenn er zu seinem ehemaligen, erfolglosen früheren «Chef» steht!
Beklemmend, dass Basel kein Eigengewächs mehr hat. Die linksliberale National-Zeitung und die Basler Nachrichten hatten damals schweizweite Bedeutung. Unter der Ägide von Markus Somm ist nicht viel davon übrig geblieben.
1970 hatte die National Zeitung als erste schweizerische Zeitung einen Redaktionsstatut eingeführt. Ein Jahr nach einer politischen Kurskorrektur nach rechts und einer damit verbundenen Kündigungswelle in der Redaktion wurde die National-Zeitung im November 1976 mit den kleineren liberal-konservativen «Basler Nachrichten» zur «Basler Zeitung» fusioniert.
Die heutige Basler Zeitung ist ein typisches TX-Gewächs geworden.
Victor B. und Markus S. – das wird wohl nie was. Wäre die BaZ kein Sanierungsfall gewesen, hätte es dort gar keine Ära Somm/Blocher gegeben. Aber wer ein richtiger Basler ist, wirft Auswärtigen, dazu noch Konservativen natürlich Knüppel in die Räder. Der klassische Rohrkrepierer: Gegenprojekt Basler «Tages-Woche» tot, «Tages-Anzeiger»-Anhängsel scheintot.
Einziger Einspruch in Sachen BaZ/pfupf im Füdli:
sich was trauen hat vielleicht mit der (damals noch) verbliebenen Sommer-Lust nach Provokation zu tun. Nach-pubertäre Schwankungen, bevor er total ins verfilzte Fdpürgertum absackte.
Der Rest war ab 2012 ein fortwährender brain-drain und weitere Verlust an da schon geschrumpfter Denkfähigkeit in den BaZ-Redaktionen. Parallel zu sinkenden Leserzahlen und dem Verlust der Eigenständigkeit, heute alles auf ch media niewo.
Und das Pfupf-Niwo vom Nebelhalter? Weissinid, überlasse ich zackbum.