Warum sollte er?
Hund beisst Mann – oder Mann beisst Hund.
Auch so eine alte Journalistenregeln, die nicht mehr befolgt wird. Natürlich will Urs Rohner kein Geld zurückzahlen. Warum sollte er auch? Dass er das nicht tut, ist eine sogenannte No-News.
Ungefähr so beeindruckend wie: Heute kam es wieder nicht zu einem Banküberfall. Der Schneefall verursachte keine Massenkarambolage. Die «Republik» ist nicht gerade pleite gegangen.
Wieso titelt dann der «Blick»: «Urs Rohner (63) will kein Geld zurückzahlen!» Wäre er denn dazu verpflichtet? Hat ihn jemand dazu aufgefordert? Gäbe es irgend eine gesetzliche Handhabe, dass er das tun sollte/müsste? Und selbst wenn, was würden seine läppischen 55 Millionen am Schicksal der CS ändern?
Selbst die 32 Milliarden Boni, die in den letzten Jahren seit der Finanzkrise eins ausbezahlt wurden, um einen kumulierten Verlust von 3,2 Milliarden herzustellen, selbst eine Rückzahlung dieses Betrags würde die CS nicht mehr retten. Wenn jeden Tag 10 Milliarden Franken herausmarschieren, dann ist jede Bank zum Untergang verurteilt. Vor allem, wenn sie diesen Exodus nicht stoppen kann.
Nun hätte die CS schon ein paar Voraussetzungen gehabt, um am Leben zu bleiben. Sie wurde 167 Jahre alt, ein Schweizer Wahrzeichen, vom Überindustriellen Alfred Escher gegründet, zutiefst verwoben mit dem Wirtschaftsstandort Zürich, der Schweiz. In ihr haben Generationen von Bankern gedient. Zu Zeiten, als es noch den Begriff Schalterbeamter gab.
Ein Ausdruck der Wertschätzung, denn der war gar kein Beamter. Aber was der tat oder sagte, das war amtlich. Eine unerschütterliche Wahrheit. Er nahm sich Zeit, führte auch ältere Menschen vor dem Schalter geduldig durch alle Schritte einer Überweisung, eines Geldwechsels.
Er wusste um Anlagekriterien wie «wer gut schlafen will, kauft Obligationen. Wer gut essen will, Aktien.» Wurde er nach einem ganz scharfen kurzfristigen Anlagevehikel gefragt, empfahl er Termingeld und machte dazu ein wissendes Gesicht.
Ging es um höhere Summen, eine neue Hypothek, einen Betriebskredit, dann bat er ins Besprechungszimmer. Das war eher karg möbliert, zweckmässig halt, und nur bei wirklich grossen Summen hatte der Schalterbeamte Prokura für das Bestellen eines Kundenkaffees, gegen Weihnachten dann auch mit einem Wernli-Keks auf der Untertasse.
Brachte jemand 100’000 Franken Vermögen auf die Waage, sprach der Schalterbeamte von einer komfortablen Kapitalausstattung, und Kunde wie Banker nickten sich anerkennend zu. Und niemals nicht fragte der Schalterbeamte nach der Herkunft oder dem steuerlichen Zustand der ihm anvertrauten Gelder.
Wozu der nostalgische Rückblick? Weil diese Zeiten gar noch nicht so vergangen sind. Weil Juristen wie Rohner nicht mal einen Posten als Portier bekommen hätten. Weil damals Banking etwas spröde, langweilig, stockseriös und wertschöpfend für alle war.
Und noch aus einem anderen Grund. Wenn der Staat wirklich die Spielregeln bestimmen würde, und die Politik, welche Spielregeln der Staat aufstellt, dann wär Rohner gar nicht in die Verlegenheit gekommen, seine 54 Millionen nicht zurückzugeben. Denn er hätte sie gar nicht verdient …
Nach allem, was man weiss, hat Rohner «seine» 54 Millionen ganz sicher nicht «verdient». Mit welchen Aktivitäten er stattdessen tatsächlich dazu gekommen ist, das wird wohl noch lange sein süsses Geheimnis bleiben. Derweil sich das Publikum angeekelt abwendet.
Jürg Rohner ist allerunterste Schublade im Kreis der Banker Gnome. Er hat jeden menschlichen Respekt verwirkt. Mit seiner für die Existenz der CS vernichtenden Unfähigkeit, der arroganten Uneinsichtigkeit und der schamlosen Selbstbedienung hat er die ganze Verachtung des Volkes. Klar ist einem solchen abgehobenen Typen das natürlich komplett wurscht. Scham und Entschuldigung kennt man in diesen Kreisen nicht. Dies würde nämlich Charakter voraussetzen.
Sie meinen bestimmt den Urs Rohner. Er war einmalig – und überfordert.
Interessant, dass der einstige Banklehrling Sergio Ermotti erneuter CEO der UBS wird. An ihm wird es liegen fähigen (Schweizer) Nachwuchs heranzuziehen, für höchste Aufgaben. Unsere Schweizer Grossbanken haben der anspruchsvollen Nachwuchsförderung zu wenig Beachtung geschenkt. Einen Juristen ohne Stallgeruch im Banking als VR Präsidenten zu installieren ist nun mal abenteuerlich und dumm.
Ja genau, gäll Walti…
Wenn das Kielholz oben schwimmt, geht das Schiff unter.