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Rutishausers neuster Knaller

Der Mann rettet im Alleingang die Reputation von Tamedia.

Arthur Rutishauser ist der fleissigste Chefredaktor im Umzug. Seitdem er auf den Posten des Chefs der «SonntagsZeitung» heruntergestuft wurde, läuft er wieder zu Höchstformen auf. Zuvor war er das Bauernopfer bei der verunglückten Reaktion auf ein Protestschreiben von 78 erregten Tamedia-Frauen, die eine ganze Latte von anonymen und unbewiesenen Verleumdungen in Umlauf gebracht hatten.

Sein neuste Coup: er hat den vorläufigen Bericht der Parlamentarischen Untersuchungskommission (PUK) in die Hände bekommen, die den Untergang der Credit Suisse ausleuchten soll. Und dabei kam heraus, dass es zu regelmässigen Geheimtreffen zwischen dem damaligen Finanzminister Ueli Maurer, Nationalbankchef Thomas Jordan und CS-Präsident Axel Lehmann kam.

In bester Corona-Manier. Vertraulich, ohne Protokoll, ohne Mitwisser. Zudem legt Rutisuhauser nochmals den Finger in die Wunde, dass die CS nicht einfach wegen widriger Marktverhältnisse kollabierte, sondern weil sie von einem unfähigen Management in den Abgrund getrieben wurde. Dass Lehmann eine mögliche Staatshilfe ablehnte, weil das Auswirkungen auf die Boni gehabt hätte, ist nur eines der vielen unappetitlichen Details.

In seinem Kommentar zu diesem unwürdigen Stück nimmt Rutishauser kein Blatt vor den Mund:

«Alles wurde über Jahre hinweg vertuscht, wer aufmuckte, landete auf der Strasse. Zeitungen und Journalisten wurden eingeklagt, wenn sie versuchten, Licht ins Dunkel zu bringen. Und das seit bald 50 Jahren. So lange brauchte es, bis nach zahllosen Skandalen das Vermächtnis von Alfred Escher so weit ruiniert war, dass die UBS fast gratis ihre Konkurrenz übernehmen konnte

Auch jetzt versucht die Politik, den Deckel auf manch dunklem Geheimnis zu lassen. Als erste Aktion liess die windelweiche PUK-Präsidentin Isabelle Chassot die PUK-Akten für die nächsten 50 Jahre sperren. «Wozu? Das weiss nur Chassot, denn schützenswerte Geschäftsgeheimnisse der CS gibt es nicht mehr

Aber jede Menge Sauereien, die zurückbleiben:

«Die Bank hat von 2012 bis 2022 rund 12 Milliarden Franken für Bussen, Vergleichs- und Schadenersatzzahlungen bezahlt, mehr als jede andere Schweizer Bank. Und dabei ging es nicht «nur» um unversteuertes Schwarzgeld, sondern um Drogenhandel und Betrug. Im Fall von Moçambique haben die Banker sogar ein ganzes Land in Ruin und Armut gestürzt. Dafür hätten sich die hoch bezahlten Manager, die ja nie für etwas verantwortlich sind, öffentlich rechtfertigen sollen.»

Aber während in den USA wenigsten schwitzende Versager vor laufender Kamera Entschuldigungen stammeln müssen, hat in der Schweiz noch niemals ein solcher Vollpfosten sich wenigstens öffentlich rechtfertigen müssen. Von Haftbarkeit und Verantwortlichkeit ganz zu schweigen. Angefangen beim Oberversager Urs Rohner, der wie alle seine eingesackten, aber unverdienten Millionen geniesst.

Das macht mal wieder die Lektüre der SoZ unterhaltsam, wie in alten Zeiten. Aber alleine dadurch wird all das, was der «Tages-Anzeiger» anstellt, bzw. unterlässt, noch peinlicher.

Wenden wir hier die Bärtschi-Peinlichkeitsskala an. Benchmark ist Simon Bärtschis unterirdischer Kommentar «in eigener Sache» mit einer 10. Ohne, dass er etwas dazu tun musste, steht der publizistische Leiter durch diese Leistung von Rutishauser mit 15 Bärtschis da. Die Tagi-Chefredaktorin Raphaela Birrer bewegt sich in der Höhe von Patrizia Laeri und erreicht schweigend eine 20. Das Mitglied der Chefredaktion Kerstin Hasse, die sich um Astrologie, blanke Busen und einen angeblichen Skandal an der ETH kümmert, darf eine 12 in ihren Palmares eintragen.

Aber solange Rutishauser nicht zwecks Qualitätssteigerung eingespart wird, stemmt er ganz alleine das Niveau nach oben. Einziger Nachteil: desto peinlicher wirken die anderen traurigen Gestalten an führenden Positionen.

Meine Güte, Margrit Sprecher

Vor dieser grossen Dame sollten alle Zwerge verstummen.

Sie ist 88, man glaubt es kaum. Wenn Margrit Sprecher ein Porträt schreibt, dann fühlt man sich in den angelsächsischen Journalismus versetzt. Oder in eine Zeitreise zurück, als es noch Journalisten gab, die ein Porträt nicht nur beherrschten, sondern auch richtig verstanden.

Es geht nämlich darum, ein Bildnis von jemandem zu schaffen, dem Leser zu vermitteln, wer dieser Mensch eigentlich ist. Das ist heutzutage meistens zu Fertigmacher-Banalität verkommen, wo dem Journalisten schon vor dem ersten Wort, der ersten Begegnung völlig klar ist, was er mit dem Porträtierten machen will. Hinzu kommt zunehmendes sprachliches Unvermögen allerorten.

Dagegen Margrit Sprecher. Erst vor Kurzem zeigte sie in der NZZaS, wie Reportage geht. Und schon legt sie im NZZaS Magazin und in der NZZ nach; mit einem Porträt von Ueli Maurer. Echt jetzt, mag mancher denken, was gibt es denn über den noch zu schreiben? Ist doch alles bekannt, und ausserdem ist er nicht mehr Bundesrat.

Das ist richtig, aber dagegen kann man nur halten: wenn Sprecher ein Porträt schreibt, dann lohnt sich die Lektüre. Es ist über 21’000 A lang, und im Gegensatz zu den meisten solchen Strecken («Republik», horribile dictu) löst das Ende Bedauern aus. Das ist wohl das grösste Kompliment, das man einem Text machen kann: er sollte gar nicht aufhören.

«Treffen mit einem Erlösten», nennt Sprecher ihre Begegnung, und geschickt webt sie biographische Stationen, die Jetztzeit und Beobachtungen ineinander.

«Heute, im Sitzungszimmer der Zürcher SVP, vergleicht er sein Leben mit einem Stafettenlauf: «Solange du den Stab in den Händen hältst, musst du secklen.» Also ist er geseckelt.»

Und fiel immer wieder mit träfen Sprüchen auf. Allseits erinnerlich ist sein «Kä Luscht», als er überhaupt noch mit den Medien sprach, von denen er zunehmend und heute vollständig angewidert ist. Da es nur eine Sprecher gibt, völlig zu recht. Nicht schlecht ist auch sein Satz, den er «empörten Feministinnen» entgegenhielt: «Ich habe ein unverkrampftes Verhältnis zu den Frauen. Schon meine Mutter war eine Frau

Mit wenigen Sätzen erklärt Sprecher, wie erfolgreich Maurer als Bundesrat war: «Um die fehlende Widerspruchskultur zu fördern, erteilte er ganz offensichtlich sinnlose Befehle. «Niemand rebellierte.» Um die grassierende Kontrollitis einzudämmen, drohte er mit der Aufhebung von 78 Verfügungen, sollten sie die Zuständigen nicht bis Ende Jahr begründen können. «Begründet wurden genau fünf», sagt er.»

Wie gelingt ein solches Porträt, das einem Maurer näherbringt als alles andere, was schon über ihn geschrieben wurde? Eigentlich ganz einfach. Man macht sich mit der zu porträtierenden Person vertraut, vertieft sich in den Lebenslauf, den Leistungsausweis. Markiert entscheidende Weichenstellungen. Spricht mir ihr. Und dann sucht man aus all diesen Mosaiksteinchen die richtigen aus, und dann tut man so, als seien sie mit leichter Hand an die richtige Stelle gerückt worden.

Flachschreiber sehen eine Rolex an der Hand des NZZaS-Chefredaktors, sprechen zwei Stunden mit ihm, zitieren einen Satz, der in die Hinrichtung passt, und erwähnen natürlich die Uhr. Das ist Schweinejournalismus à la «Republik». Guter Journalismus ist, wenn man aus der Vielzahl von Beobachtungen, Anekdoten, Situationen, Zitaten diejenigen herausgreift, die sinnfällig ein Porträt vollkommen machen. So vollkommen es halt sein kann, wenn es um einen 73-Jährigen geht, der schon ziemlich lange in der Politik und der Öffentlichkeit steht.

Diese Auswahl, diese Ernte aus überreichlich Material, das ist’s was ein gelungenes Porträt ausmacht, das dem Porträtierten gerecht wird und den Leser bereichert.

Wie man das macht, das ist schwer zu vermitteln, unmöglich zu lernen. Da kann nur Goethe helfen: «Wenn ihr’s nicht fühlt, ihr werdet’s nicht erjagen.» Ein gutes Porträt muss sich beim Lesen gut anfühlen. Wenn man die Absicht spürt, ist man verstimmt. Aber wenn hier ein Mensch in all seinen Facetten entsteht und zu leben beginnt, dann fühlt sich’s gut an.

Also, liebe Margrit Sprecher. Ja nicht aufhören, Sie Quell der Labsal im dunkeldüsteren Tal der Flachschreiber.

Hysterie? Hysterie

Wie reagieren die Qualitätsmedien auf den Ex-Bundesrat Maurer?

Offensichtlich fühlt sich Ueli Maurer pudelwohl als ehemaliger Bundesrat. Endlich kann er klarstellen, wieso er bei der Credit Suisse nicht eingriff – wofür er kräftig Prügel bezog. Aber sein Argument, dass er gegen den Willen des damaligen Oberversagerrats Axel Lehmann nun schlecht einen Multimilliardenkredit beim Parlament habe verlangen können, leuchtet ein.

Noch prononcierter äussert sich Maurer zur überstandenen Pandemie: Die Reaktion darauf sei hysterisch gewesen, stellt er fest. Die «Sonntagszeitung» gab ihm Gelegenheit für ein langes Interview: «Wer eine kritische Frage stellte, wurde aussortiert, indem man ihn als ‹Verschwörer› oder als ‹Rechtsextremen› brandmarkte».

Nun ist Maurer nicht nur ähnlich beliebt wie Bundesrat Rösti, sondern gehört wie der für viele Mainstream-Medien der falschen Partei an. Der SVP.

Also keift die NZZ, das andere Organ aus dem eigenen Hause sozusagen als «Beweis» zitierend: «Ueli Maurer werde, befreit von den Zwängen bundesrätlicher Kollegialität, immer radikaler. Das schrieb die «NZZ am Sonntag» vor zwei Wochen – und führte zahlreiche Beispiele von provokativen Aussagen Maurers zur Schweizer Corona-Politik an

Noch schlimmer, ein anonymer «Soziologe» diagnostiziere: «In den Aussagen von Maurer fänden sich «gezielt gesetzte Versatzstücke vieler verschwörungstheoretischer Erzählmuster»».

Dann schwant der NZZ noch mehr Übles. Der alt Bundesrat sei zwar 73-jährig. «Doch der frühere Präsident der SVP zeigt keine Lust, in aller Ruhe die Rente zu geniessen und – wie andere frühere Bundesräte – der Maxime «servir et disparaître» zu folgen. Er erklärt bereits, gegen «einen möglichen schlechten Rahmenvertrag» an vorderster Front kämpfen zu wollen.»

Auf Radio 1 hetzt der ehemalige SP-Stapi von Zürich Elmar Ledergerber, Maurer sei «schon immer ein illoyaler Bundesrat gewesen», habe «gehetzt» und Parteipolitik betrieben. Offenbar meint der Schwätzer, das versende sich doch schnell.

Schon am 20 Januar hatte die NZZ gerüpelt: «Ueli Maurer stösst mit kruden Aussagen selbst Parteifreunde vor den Kopf»; Simon Marti und Georg Humbel, brav im Dienste der FDP, schreiben von einem «Entfesselten». Auch der «Blick» stösst ins gleiche Horn: «Alt Bundesrat Maurer verbreitet krude Thesen». Das ist besonders mutig von einem Blatt, dessen CEO ein perfektes Beispiel für die Corona-Hysterie abgibt und seine Redaktionen anwies, brav die Regierungspolitik in der Pandemie zu unterstützen. Von seiner Standleitung zum damaligen Gesundheitsminister Berset ganz zu schweigen.

Etwas vornehmer formulierte Tamedia: «Ueli Maurer irritiert mit neuen Aussagen zur Pandemie selbst SVPler». Abgesehen davon, dass diese Aussagen keineswegs neu waren oder sind, und ein irritiertes Parteimitglied, das so gerne in die Medien kommen möchte, findet sich immer.

Viktor Giacobbo, dem es auch immer mehr egal ist, wie er in die Medien kommt, damit seinem Ex-Kollegen Mike «Arschloch»-Müller ähnlich, erinnert an sich selbst, als Maurer-Imitator mit Clownnase:

Nun kann man zu Maurers pointierter Position durchaus geteilter Meinung sein. Allerdings wäre es dann zumindest redlich, auf die Begründungen des alt Bundesrats einzugehen. Immerhin hat ihm die SoZ dazu Gelegenheit gegeben, was aber innerhalb von Tamedia sicherlich nicht gerne gesehen wurde.

Aber die fundierteste Kritik kommt vom Weltorgan «Zofinger Tagblatt», im Verbund der CH Media Presse. Das druckt einen Kommentar des Chefredaktors der «Aargauer Zeitung» nach. Fabian Hägler war lange Jahre Leiter des «Ressort Aargau», und dermassen qualifiziert weiss er: «Corona war keine bewusst geschürte Hysterie, die Massnahmen dagegen keine Massenhypnose. Die Impfung dagegen ist nicht heisse Luft, sondern hat unzählige Menschen vor einem schweren Krankheitsverlauf bewahrt. Das sind die Fakten und der wissenschaftliche Konsens zur Pandemie.»

Abgesehen davon, dass Maurer das so nicht formuliert hat: es ist immer beruhigend, wenn ein Lokalredaktor sich als Virologe, Immunologe und Kenner der Sachlage outet. Aber vielleicht hätte er doch bei der Berichterstattung über das Jubiläum des Kleintierzüchtervereins Oberentfelden bleiben sollen.

Denn das kann er; wir geben ein Müsterchen aus seinem jüngeren Schaffen: «Wenig ist so eng mit Lenzburg verknüpft wie die ehemalige Spielwarenfabrik Wisa Gloria. Und kaum etwas aus deren Sortiment war und ist bekannter als die ikonischen Kinderwagen. Florina Haderer hat beides verknüpft, ein 140-Jahr-Jubiläum draufgelegt und herausgekommen ist: eine Neulancierung der Kinderwagen von anno dazumal

Das kann er. Er kann aber auch die ganz grossen Bögen: «Wie der Kanton Aargau die Schweizer Traditionsanlässe mitprägt. Fête des Vignerons 2019 in Vevey, Olma 2015 in St. Gallen und Expo.02 in Neuenburg: Das waren die letzten Auftritte als Gastkanton.»

Ach ja, das Peter-Prinzip hat wieder zugeschlagen.

 

Die Schande der Werdstrasse

Bei Schauspielern würde man von Publikumsgift sprechen.

Es gibt einen Tamedia-Journalisten, der eigentlich auf der schwarzen Liste von ZACKBUM steht. Aber auch auf die Gefahr hin, jedes zuträgliche Niveau nach unten zu durchschlagen; es muss dennoch sein.

Denn zum einen zählt Philipp Loser zusammen mit der von der NZZaS eingewechselten Anja Burri «die nicht so geheimen Geheimpläne» durch, die angeblich vor den Bundesratswahlen ausgebrütet würden. Dabei versteigt sich Loser sogar ins Latein: contradictio in adiecto. Denn, he he, ein öffentlicher Geheimplan sei gar keiner.

Das ist richtig, aber Loser fällt es nicht auf, dass er selbst genau diese Terminologie dennoch verwendet. Aber Intelligenz war noch nie die starke Seite des vielfach Gescheiterten («Volksstimme», «TagesWoche»). Darauf, dass ihm selbst unterstellt wird, an nicht so geheimen Geheimplänen zu werkeln, geht er gar nicht ein.

Aber das wäre bloss das übliche Tamedia-Gedöns. Substanzloses Zusammenschreiben von Längstbekanntem, gut Abgehangenem, Erkenntnisgewinn null, vom ins Archiv entsandten Korrespondenten.

Aber das ist ja nur der halbe Loser. Betriebstemperatur erreicht er erst dann, wenn er ungehemmt meinen und kommentieren darf, wozu ihm das Loser-«Magazin» reichlich Gelegenheit gibt. Dabei gibt er gerne his master’s voice, wenn es gilt, einen unliebsamen Konkurrenten wie Lebrument einzutopfen. Das tat er dann mit Verve, aber so ungeschickt, dass sich sein Master persönlich entschuldigte, der Artikel gelöscht wurde und Loser höchstpersönlich nach Chur dackeln musste, um einen Kratzfuss hinzulegen.

Andere Journalisten würden nach solchen Peinlichkeiten den Beruf wechseln, weil sie sich nicht mehr im Spiegel anschauen können. Aber doch nicht Loser; was soll er denn sonst machen, und von irgendwas muss er ja leben. Auch wenn’s auf Kosten der Tamedia-Leser geht.

Man könnte vom Kampffeministen und woken Regler der richtigen Verwendung des Gendersterns mal ein kräftiges Wort zum Sexismusskandal beim «Magazin» erwarten, schliesslich muss er ja Augen- und Ohrenzeuge gewesen sein und könnte Klarheit schaffen, ob einige Behauptungen von Roshani gegenüber dem ehemaligen Chefredaktor des «Magazins», dass er sie coram publico (Latein, Loser!) übel verbal angegangen sei, zutreffen oder nicht. Aber da schweigt Loser feige.

Stattdessen wäffelt er nun in selbst für Tamedia-Verhältnisse brutal-demagogischer Manier gegen einen alt Bundesrat. Nein, nicht gegen Blocher, diesmal nicht. Diesmal geht’s gegen «Ueli Maurer, der Medienfeind». Typisch für Loser: zuerst gibts eine langfädige Einleitung, in der er Maurer «eine ausgeprägte Vorliebe für Autokraten» unterstellt. Trump, Putin, Xi, Orbán, die üblichen Verdächtigen halt, über die Maurer mal nette Dinge gesagt habe, so wie alle anderen sich diplomatisch ausdrückende Bundesräte auch.

In einem Salto mortale (vielleicht würde Loser sogar von einer contradictio in adiecto schwafeln) kommt er dann zur Kritik Maurers am gebührenfinanzierten Staatsfunk in der Schweiz, für deren Konsum der alt Bundesrat scherzhaft Schmerzensgeld fordert. Wer Losers Kolumne liest, empfindet ähnlich: «Maurers Aussagen zu den «Mainstream-Medien» klingen wie aus einem Handbuch für internationale Rechtspopulisten.»

Gäbe es ein solche Handbuch, dürfte es aber nicht von einem geistigen Tiefflieger wie Loser geschrieben werden. Der wirft Orbán, Trump, Putin und Xi in diesen Topf von Rechtspopulisten. Dass der chinesische Präsident und Chef der kommunistischen Partei Chinas ein Rechtspopulist sei, auf diese hirnrissige Idee muss man erst mal kommen.

Dann gründelt Loser im Banalen: «Autokraten mögen keine unabhängigen Medien. Diktaturen und unabhängige Medien schliessen sich aus.» Auf dem Niveau «zwei plus zwei ist vier» gelingt Loser hier sogar eine richtige Aussage. Aber damit ist seine Sternstunde schon beendet: «Auch Ueli Maurer, der sich gerne als Super-Demokrat inszeniert, mag keine Medien

Maurer äussert als ehemaliges Regierungsmitglied seine persönliche Meinung über die Qualität (und die Kosten) des Dargebotenen bei der SRG. Das ist erlaubt. Ihm eine allgemeine Abneigung gegen Medien in Gesinnungsgemeinschaft mit Autokraten zu unterstellen, ist bodenlos, demagogisch und unverschämt.

Nach diesem Tiefpunkt darf dann herzlich gelacht werden. Denn Loser erklärt auf seine Weise die Ursachen der Krise, in der sich die Medien befinden: «Das alte Geschäftsmodell des Journalismus ist zusammengebrochen, die Ressourcen werden laufend kleiner, das Vertrauen in die Medien sinkt entsprechend

Wegen kleinerer Ressourcen sinke das Vertrauen in die Medien? Falsch, Loser, ganz falsch. Wegen solchen Schmierenjournalisten wie Ihnen sinkt es. Wegen Dummschreibern, die behaupten: «Leute wie Ueli Maurer» zersetzten das Vertrauen, «die Medien werden geschwächt – und damit auch die Demokratie».

Ein Trugschluss wird nicht richtiger, wenn er ewig wiederholt wird. Diese Leier spielten die Medienhäuser schon beim verlorenen Kampf um die Subventionsmilliarde für reiche Verlegerclans. Als wolle sich Loser um eine Stelle bei der «Republik» bewerben, eiert er weiter: «Ohne unabhängige Medien, die über die Herrschenden und die Mächtigen berichten, keine Demokratie.» Daher sei das Verhalten von Maurer «demokratiegefährlich», irrlichtert Loser am Schluss.

Nein, blühender Blödsinn. Weder Maurer noch Loser sind demokratiegefährlich. Und Loser kritisiert ja wohl einen Mächtigen. Aber er schlägt mit seinem unqualifizierten und unanständigen Gewäsch und Gerempel einen weiteren Sargnagel ein, auf dass die Organe von Tamedia dann einmal in die Grube fahren. Denn abgesehen von einem harten Kern Gesinnungsfreunde, die aber, wie die «Republik» beweist, kaum mehr als 30’000 Nasen umfassen: wer will denn freiwillig etwas dafür bezahlen, dass üppig entlöhnte Schreiberlinge wie Loser kübelweise unausgegorenen und unverdauten Gesinnungsbrei flächendeckend ausspeien dürfen?

Einen missliebigen alt Bundesrat in Sippenhaft mit Autokraten nehmen und ihm die Gefährdung der Demokratie zu unterstellen – dafür wäre mal wieder eine persönliche Entschuldigung angebracht: finden Sie nicht auch, Herr Supino?

Es darf erinnert werden

Es ist die Wiederholung der Wiederholung. Was sollen Medien machen?

Wie heisst es so schön auf dem «Portal der Schweizer Regierung»? «Erstens: Medien sollen der Marktplatz für Meinungen und Ideen sein. Zweitens. Medien müssen Missstände aufdecken.» Daraus folgt das bittere Fazit: «Die Medien leisten heute nicht mehr, was für einen funktionierenden freiheitlichen und demokratischen Staat nötig wäre. Und damit wird es wirklich ernst: Denn so bröckelt der zentrale Pfeiler unserer Ordnung.»

Einverstanden? Wohl schon, von links bis rechts, von grün bis blau. Allerdings: diese Sätze stammen aus einer Rede anlässlich des Schweizer Medienkongresses in Interlaken im Jahr 2013. Es ist also zehn Jahre her, dass der damalige Bundesrat Ueli Maurer den Medien so ins Gewissen redete. Hoppla, da verabschieden wir uns wohl von dem linken Rand der Leserschaft, denn es kann ja nicht sein, dass ein SVP-Bundesrat mal was Richtiges sagt.

Nun war das völlig richtig, wie steht’s denn zehn Jahre später? Vielleicht sind wir uns wieder von links bis rechts einig: es ist noch viel schlimmer geworden. Die Staatshörigkeit der meisten Medien während der Corona-Krise ist unvergessen. Der gehässige, manchmal sogar hysterische und denunziatorische Ton gegen abweichende Meinungen, nein gegen diejenigen als Person, die abweichende Meinungen vertraten, ist unvergessen.

Es wurde nicht mehr argumentiert, sondern gekeift. Den «Corona-Leugnern», den «Verschwörungstheoretikern und Aluhut-Trägern» wurde nichts weniger unterstellt, als dass sie für den Tod von vielen Menschen, womöglich von Tausenden von Menschen verantwortlich seien – durch ihre unverantwortlichen Kritiken, durch ihre Skepsis über die Weisheit der staatlichen Zwangsmassnahmen.

Eigentlich ist es üblich, beispielsweise nach einem Ehestreit, wenn sich die Gemüter wieder beruhigt haben, dass man gemeinsam versucht, sich wieder anzunähern, eigenes Fehlverhalten einzuräumen, den anderen besser zu verstehen sucht und sich auch für Unangemessenes entschuldigt. Das führt dann meistens zu einer Fortsetzung der Ehe. Unbelehrbare Rechthaberei eher vor den Scheidungsrichter.

Genau gleich verhält es sich beim Verhältnis zwischen dem zahlenden Publikum und den Massenmedien. Genauer mit den Produkten von Tamedia, CH Media und Ringier. NZZ und «Weltwoche» sind Ausnahmen, die man hier vernachlässigen kann. Obwohl auch sie ihre unübersehbaren Schwachstellen haben.

Aber alles ist relativ. Der «Blick» zeichnete sich durch eine Standleitung zwischen dem hypochondrischen CEO Marc Walder und dem damaligen Gesundheitsminister Alain Berset aus. Bei Tamedia durften (und dürfen) Berserker wie Marc Brupbacher ungeniert wüten (zum Bundesrat: «völlig übergeschnappt»). Etwas gemässigter verhält sich immerhin CH Media. Dieser Verlag beteiligt sich aktuell auch nicht an der Hetze der Medienmeute auf den Sänger einer deutschen Kraftrockband.

Aber nehmen wir die Postulate von Maurer von vor zehn Jahren nochmals auf. Sind die Medien heute ein «Markplatz für Meinungen und Ideen?» Immer weniger; sie gleichen mehr dem Angebot in einem staatssozialistischen Laden. Es hat nur ein Produkt, und davon auch noch zu wenig. Marktplatz im Sinne des Aufeinanderprallens verschiedener Meinungen und Standpunkte? Der Ukrainekrieg von allen Seiten beleuchtet? Niemals, ausgeschlossen.

Ideen? In den zum Skelett heruntergesparten Redaktionen verbleiben nicht unbedingt die intellektuellen Überflieger, diejenigen, die Bildung mit elegant formulierter Argumentation und originären Einfällen verbinden. Sondern es findet eine Negativauswahl statt. Die Unauffälligen, Stromlinienförmigen bleiben. Neu und immer wichtiger wird, dass Pimmelträger schlichtweg durch dieses Organ schon benachteiligt sind. Wenn beispielsweise die Wahl bei Tamedia im Rahmen der 40-Prozent-Frauenanteil-Politik so aussieht: wir haben hier einen qualifizierten Kandidaten – und eine minderqualifizierte Frau. Was machen wir? Wir nehmen natürlich die Frau, dann muss man sich nicht wundern, dass eine Verluderung der Sitten und der Qualität einsetzt.

«Medien müssen Missstände aufdecken». Diese Aufgabe verlagerte sich in den letzten zehn Jahren zunehmend in das Ausschlachten von Hehlerware. Von anonym zugesteckten, gestohlenen Geschäftsunterlagen, mit denen dann willkürlich einzelne Personen an den medialen Pranger genagelt wurden. Die Medien als Staatsanwalt, Richter und Henker in einer Person. eine ganz üble Entwicklung im Gebiet der Aufdeckung von Missständen. Wobei solche in den Medien selbst niemals stattfinden. Zumindest niemals aufgedeckt werden.

Das damalige Fazit muss man dreimal unterstreichen: «Die Medien leisten heute nicht mehr, was für einen funktionierenden freiheitlichen und demokratischen Staat nötig wäre

Nun lautet das ewige Gejammer, vor und nach der verlorenen Abstimmung über eine zusätzliche Steuermilliarde für die so notleidenden Medien: weniger Inserate, weniger Einnahmen, mehr Konkurrenz im Internet, weniger zahlende Konsumenten, was sollen wir da machen?

Die Antwort ist, man kann es nicht oft genug wiederholen (weil es die Medienmanager ums Verrecken nicht kapieren wollen): ein Produkt anbieten, nach dem Nachfrage existiert. Statt ein Produkt anzubieten, nach dem immer weniger Nachfrage existiert und sich dann darüber bitterlich zu beklagen.

Wenn eine Schuhfabrik unbequeme Schuhe herstellt, deren Sohlen schnell abfallen, dann hält sich die Nachfrage in Grenzen. Normalerweise lernt die Schuhfabrik daraus – und verbessert ihr Produkt. Oder geht pleite. Es ist eher selten bis noch nie vorgekommen, dass die Schuhfabrik stattdessen sagt: gut, mangels Nachfrage müssen wir unser Produkt noch mehr verschlechtern – und gleichzeitig die gleichen Preise wie früher oder sogar noch höhere verlangen.

Ein solcher Irrwitz ist ausschliesslich und exklusiv den teuer bezahlten Lenkern der Medienhäuser vorbehalten. Sie bieten quantitativ und qualitativ Minderwertigeres an – zum gleichen Preis wie vor zehn Jahren oder gar zu einem deutlich angehobenen.

Es ist zu hoffen, dass Maurer damals mit seinem Fazit nicht recht hatte: «so bröckelt der zentrale Pfeiler unserer Ordnung.» Offensichtlich muss die Zivilgesellschaft Alternativen für die sogenannte Vierte Gewalt finden, wie wir sie bislang kannten. denn statt Gewalt zu sein, vergewaltigt, verärgert und vergrault sie ihre Konsumenten. Unbelehrbar. In ihrer Ukraine-Berichterstattung verfällt sie in die gleichen Verhaltensmuster Wie bei der Pandemie.

Maurer hat sich von der Regierung verabschiedet. Die Medien sind noch im Verabschiedungsprozess.

Wumms: Philipp Loser

Der Mann leidet unter Grössenwahn.

Es ist die vornehmste Aufgabe machtloser Journalisten, ihren Latz überall reinzuhalten. Philipp Loser, der Konzernjournalist, die Mietmeinung, immer bereit, im Namen seines Herrn zuzubeissen, wenn der «fass» sagt, vertreibt sich die üppig bemessene Freizeit damit (wann lasen wir das letzte Mal einen recherchierten Artikel von ihm, und sei es auch nur, mit einem Ausflug in die weite Welt von Google?), unliebsamen Politikern ans Bein zu pinkeln.

Benetzt wurde diesmal Ueli Maurer. Zunächst könnte man meinen, Loser mache sich Sorgen um die Gesundheit des Alt-Bundesrats: «Ueli, geh bitte wandern». Abgesehen davon, dass Maurer wohl kaum zusammen mit Loser Schweine gehütet hat und deshalb sicherlich nicht per Du ist: was soll das?

Wie meist braucht Loser eine umständliche Einleitung, bis er zur Sache kommt. Also zu Maurer. Auch dem muss er zunächst irgendwelche angeblichen Fehltritte vorhalten, «Freiheitstrychler» und so, ausserdem habe Maurer «Transmenschen beleidigt», ist sich Loser sicher. Bloss weil der launig auf die blöde Frage antwortete, ob er lieber eine Frau oder einen Mann als Nachfolger habe, dass ihm das egal sei, solange es kein Es werde.

Aber das alles war ja noch harmlos im Vergleich dazu, dass Maurer doch tatsächlich die chinesische Botschaft in Bern besucht hat. Da muss Loser nun ganz streng werden: «Ueli Maurer handelte ohne Mandat des Bundesrats. Ueli Maurer handelte rücksichtslos. Er handelte undiplomatisch und naiv. Er wurde von den Chinesen am Nasenring vorgeführt.»

Wenn Loser statt Maurer Molina geschrieben hätte, und statt Chinesen Taiwaner, dann würde es sogar noch etwas Sinn machen. Dazu flötet er: «Es war kaum ein Zufall, dass die Chinesen das Foto just dann veröffentlichten, als der Nationalrat eine Annäherung an Taiwan beschloss.»

Da hat der tiefe Denker einmal recht, das war kein Zufall. Aber ansonsten:

«Bei seinem Abschied sagte Ueli Maurer, dass er nach so vielen Jahren als öffentliche Person endlich wieder «der normale Ueli» sein wolle. Wir wollen das auch. Ueli, bitte geh wandern».

Spätestens hier muss man sich fragen, ob Loser ein medizinisch diagnostizierbares Problem hat oder schlichtweg grössenwahnsinnig geworden ist. Beziehungsweise in Erkenntnis seiner völligen Machtlosigkeit und der totalen Unerheblichkeit seiner Meinung zu Formulierungen greift, die sich nun wirklich ausserhalb jedes Anstands bewegen.

Er duzt nassforsch den Alt-Bundesrat. Dann verwendet er den Pluralis Majestatis, wahrscheinlich ohne zu wissen, was das ist. Denn wer sollte denn das «wir» sein? Ausser Loser und Loser und nochmals Loser vielleicht? Und schliesslich die unverschämte Aufforderung: «geh wandern». Zuvor die despektierliche Behauptung, Maurer sei am Nasenring vorgeführt worden, wie ein Tanzbär.

Dass unter der Ägide von Raphaela Birrer eine solche unappetitliche Schmähkritik möglich ist, lässt weiterhin Schlimmes für die Zukunft von Tamedia befürchten.

Da wollen wir (!) uns doch für Einmal auf das Niveau von Loser begeben: Philipp, geh saufen, und lass die Finger von der Tastatur. Vorher und nachher.

Wumms: Pascal Hollenstein

ZACKBUM gratuliert und kondoliert.

Pascal Hollenstein, ehemals publizistische Leiter nach unten bei CH Media, hat ein neues warmes Plätzchen gefunden. Der Thurgauer fiel nach einer Durststrecke nach seinem abrupten Abgang bei Wanners (an dem ZACKBUM wohl nicht ganz unschuldig ist) zunächst weich ins Bundesamt für Umwelt, wo er seit Oktober 2022 Leiter Kommunikation ist.

Da er von Umwelt ungefähr gleichviel Ahnung hat wie von Finanzen, ist es nur folgerichtig, dass er nun Kommunikationschef des Eidgenössischen Finanzdepartements wird. Eine Entscheidung, zu der man Karin Keller-Sutter nur kondolieren kann. Ob er hier weiterhin seinem Hobby nachgehen kann, Lautsprecher für eine hasserfüllte Kämpferin gegen Hass im Internet zu sein?

Auf jeden Fall wäre das unter Ueli Maurer nicht passiert.

Gendern mit Glaskinn

Patti Basler läuft bei einem Politiker auf. Grund zum Greinen.

Sie will eine Komikerin, gar eine Satirikerin sein. Leider gibt ihr die NZZaS regelmässig Gelegenheit, das Gegenteil zu beweisen. Immer wieder fällt Basler mit eher sinnbefreiten Aussagen auf, so während der Debatte um das sogenannte Burka-Verbot:

«Eigentlich müsse man doch verbieten, dass Männer Frauen Kleidervorschriften machen dürfen. «Aber stattdessen will man Frauen verbieten, wie sie sich kleiden».»

Wenn ZACKBUM das richtig verstanden hat, sprach sich Basler damit gegen das Verbot aus, Frauen in mittelalterlicher Manier in Ganzkörperverhüllungen zu stecken.

Nun hat die «heute show» im ZDF schon vor Jahren das Gefäss kultiviert, dass ausgesandte Komiker Politiker abfangen und mit Fragen überfallen. Natürlich dergestalt, dass die Politiker einen möglichst dämlichen Eindruck beim Beantworten machen.

Das hat eine Weile lang ziemlich gut funktioniert, bis sich die Masche rumgesprochen hatte. Schlecht kopiert ist immer noch besser als schlechter selbst erfunden, sagte sich die sogenannte Satire-Sendung «Deville» vom Schweizer Farbfernsehen. Also durfte Basler auch versuchen, Schweizer Politiker mit schrägen Fragen anzurempeln.

Das ging eher geräuschlos über die Bühne, genauso, wie es der Sendung «Deville» selten gelingt, etwas anderes als Gähnreflexe auszulösen.

Dann hielt es Basler für eine humoristische Spitzenidee, den abtretenden Bundesrat Ueli Maurer auf offener Strasse mit der Frage zu überfallen, was er denn zum Gender-Gap bei der medizinischen Irgendwas zu sagen habe. Der zeigte sich genervt: «Die huere Fragen vom Fernsehen, viel dümmer kann man nicht sein, als ihr seid. ‹tschuldigung», meinte Maurer zum Thema Endometriose, weibliche Unterleibsschmerzen.

Wenn im Opener zur Sendung «Deville» die Wörter «Italia, Nasa, Prostata» durchs Bild wackeln, kann man ihm eigentlich nur recht geben.

Nun sah aber Basler die Chance, mal wieder für etwas Aufsehen zu sorgen. Nicht etwa, indem sie eingestand, dass das tatsächlich eine selten blöde Frage an einen Finanzminister war. Der Szene kann man zudem entnehmen, dass auch sie belustigt auf die Antwort Maurers reagierte.

Sondern indem sie sich im sofort zur Hilfe herbeieilenden Tamedia-Konzern darüber beschwerte, dass sie nach Ausstrahlung dieses Flachsinns viele Hassnachrichten erhalten habe: «Obwohl er zu mir respektlos war, wurde mir in zahllosen Messages und Kommentaren Respektlosigkeit vorgeworfen», schreibt sie auf den Social Media. «Ich bekam allerdings auch mehrere Morddrohungen, Vergewaltigungsandrohungen und unzählige übergriffige Kommentare zu meinem Körper und meiner Sexualität.»

Damit aber nicht genug; wenn sie als Cis-Frau schon solche Reaktionen einfange, «wie muss es dann Trans-Menschen, schwarzen Menschen, Queers, Non-Binären usw. täglich ergehen?» Maurer befeuere mit Sprüchen auf Kosten dieser Minderheiten Hass und Gewalttaten gegen ebendiese. Hass werde in den Augen gewisser Menschen dadurch «quasi legitimiert» und entfesselt, so Basler.

Maurer legitimiere mit seinem dünnen Scherzchen auf die ebenfalls dümmliche Frage, ob er lieber einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin habe, dass ihm das egal sei, nur bitte kein «es», diese Reaktionen? Er ist dafür verantwortlich, dass die üblichen Verpeilten, Vollidioten und Wutbürger die sozialen Plattformen als Therapiestation missbrauchen?

Man darf also im Umkehrschluss keine Scherze mehr über Minderheiten, zum Beispiel SVP-Wähler, machen? Schon die Sendung und die Frage waren weitgehend humorbefreit. Einzig Maurer zeigte sich leicht amüsiert, mit einem solchen Nonsens angegangen zu werden. Endgültig in der völlig humorlosen Zone sind wir durch die Reaktion Baslers angelangt.

Wer von den üblichen Attacken auf sich selbst schliesst, dass auch Hass und sogar Gewalttaten auf Minderheiten geschürt werden, ist nicht nur als Satiriker ungeeignet. Nein, noch schlimmer, so jemand gehört einer Mehrheit an. Der Mehrheit der schnell eingeschnappten Dummschwätzer.

Wumms: Aleksandra Hiltmann

Wie tief kann der Tagi noch sinken?

Aleksandra Hiltmann, seit dem von ihr mitinitiierten Frauenprotest bei Tamedia unkündbar, ist schockiert. Sie würdigt auf ihre verquere Weise einen Abgang: «Auf die Frage, ob sich Noch-Bundesrat Ueli Maurer eine Frau als Nachfolgerin wünscht, antwortete er an der Medienkonferenz zu seinem Rücktritt: Es sei ihm egal, ob Mann oder Frau, «solange es kein ‹es› ist, geht es ja noch»

Diesen kleinen Scherz findet Hiltmann – wie alle Fundamentalisten und Fanatiker völlig humorlos – überhaupt nicht lustig. Sie belehrt den «Noch-Bundesrat»: «Nonbinäre Personen sind stimmberechtigt – auch wenn sie sich auf offiziellen Dokumenten als weiblich oder männlich ausweisen müssen. Warum also äussert sich Ueli Maurer derart respektlos über queere Menschen?» Damit handelt sich Maurer einen scharfen Verweis ein: «es geht schlicht nicht an, sich so über queere Menschen zu äussern.»

Aber leider beschränkt sich diese Beschränktheit nicht auf den Bundesrat: «In der Schweiz ist das Verständnis von Diversität vielerorts beschränkt. Oft reicht es gerade mal bis zu den Frauen. Aber: Eine Person of Color im Bundesrat? Oder jemand, der in der Türkei geboren wurde? Heute für viele noch undenkbar. Genauso, wenn es um lesbische, schwule, trans oder nonbinäre Menschen im Bundesrat geht.»

Schliesslich reitet Hiltmann ihre Attacke zum bitteren Ende. Die Schweiz sei dann überhaupt noch nicht so weit «mit Diversity, wie wir das als wirklich demokratische Gesellschaft sein sollten».

Quod erat demonstrandum, würde Hiltmann sagen, wenn sie Latein könnte: «Das hat die Aussage von Noch-Bundesrat Ueli Maurer auf eine äusserst direkte, verletzende und respektlose Art bewiesen.»

Was beweist Hiltmann? Dass ihr die Repräsentanz sexueller Orientierungen, von Hautfarben oder ethnischen Zugehörigkeiten wichtiger ist als Kompetenz oder Qualifikation für das höchste Regierungsamt. Absurd, verquer und unsinnig. Sie beweist zudem, dass sie voller Rechthaberei nicht davor zurückschreckt, einen Regierenden in den Senkel zu stellen und ihm den Mund zu verbieten. Seine kleiner Scherz sei «schockierend», das gehe nicht an, der Bundesrat sei äusserst verletzend und respektlos.

Um die Dame vorsichtig in die Realität zurückzuführen: So ein Gewäffel gehört sich nicht, ist überheblich, respektlos, dumm, aber nicht verletzend. Hingegen sollte die Qualitätskontrolle bei Tamedia endlich mal aus den Zwangsferien zurückkehren, bevor sich der Medienkonzern noch weiter lächerlich macht.

Wumms: Philippe Reichen

Die Skandal-Kreische schlägt wieder zu.

Philippe Reichen ist nicht der Mann für Zwischentöne. «Die Mauer des Schweigens bricht», so versuchte er sich als Trompeter von Jericho im Nachgang um den angeblichen Sexskandal um den Starmoderator Rochebin, dem ungezügelte Übergriffe vorgeworfen wurden. Natürlich anonym, natürlich verröchelte das nach einer ersten Aufregung.

Da griff Reichen weit in die Vergangenheit zurück und beklagte 2020 das Ende einer Talkshow des französischsprachigen Staatssenders TSR. Das fand allerdings bereits 2015 statt – wegen mangelndem Zuschauerinteresse. Aber kein Problem für Reichen, an angeblich fürchterliche Zustände zu erinnern:

«Die Verbliebenen arbeiteten bis zur Erschöpfung, schliefen kaum noch und hielten sich teils nur dank der Hilfe von Psychopharmaka auf den Beinen. Konflikte brachen auf. Man deckte sich gegenseitig mit Vorwürfen ein. Am Ende implodierte die Equipe. Nach 12 Wochen brach die Moderatorin wegen Erschöpfung zusammen. Sie war nicht mehr arbeitsfähig.»

Auch als Denunziant ist Reichen fleissig: «Einflussreiche Westschweizer Journalisten distanzieren sich kaum vom russischen Präsidenten. Trotz Krieg zeigen sie Verständnis für Putin.»

Unerhört; würden sich seine Westschweizer Kollegen so wie er von Putin distanzieren, der Krieg in der Ukraine wäre schon längst beendet.

Nun nimmt Reichen einen seiner Lieblingsfeinde auf die Hörner:

«Ueli, der Knecht des Milliardärs. Statt die Steuergerechtigkeit zu fördern, ging der Finanzminister auf den obersten Aufpasser der Bundesverwaltung los.»
Da distanziert sich Reichen deutlich von seinem Finanzminister, der aber einfach seines Amtes waltete. Denn es gab eine Beschwerde eines pauschalbesteuerten Milliardärs, der sich vom Direktor der Eidgenössischen Finanzkontrolle in der Öffentlichkeit kujoniert sah und sich deshalb per Anwalt an den Bundesrat als Aufsichtsbehörde wandte. Wohlgemerkt alles legale Aktionen in einer funktionierenden Demokratie.
Ueli Maurer wagte es dann, dem Direktor ein Disziplinarverfahren in Aussicht zu stellen. Das hätte, völlig legal, klären sollen, ob an den Vorwürfen des Milliardärs was dran war oder nicht. Das hört sich bei Reichen allerdings so an: Maurer sehe sich eigentlich am liebsten als «Anwalt des kleinen Mannes». Alles Fassade: «Doch Maurer kann auch anders. Etwa sich schützend vor einen Milliardär zu werfen, wenn sich dieser durch allzu kritische Fragen zu seiner Pauschalbesteuerung bedrängt fühlt.»
Dass es ein Milliardär wagt, sich bedrängt zu fühlen und eine Untersuchung deswegen zu verlangen, Reichen kann es nicht fassen. Dass der Finanzminister das tatsächlich untersuchen will: ebenfalls unfassbar. Dass Maurer, nachdem er allen Beteiligten Gehör verschafft hatte, auf die Einleitung eines Disziplinarverfahrens verzichtete – das schützt ihn nicht vor dem Zorn des Reichen.
Etwas schwer verständlich, holperte Reichen in seinem Kommentar eine Anklage gegen Maurer zusammen, die nun überhaupt nichts mit dem hier verhandelten Fall zu tun hat. Aber direkt kann Reichen zu seinem grössten Bedauern dem Bundesrat keinen Vorwurf machen, also versucht er es indirekt: «Doch hätte Finanzminister Maurer nicht auch die Aufgabe, die allgemeine Steuergerechtigkeit zu fördern
Wieso er dieser Aufgabe nicht obliegt, wenn er einer Kritik am Verhalten eines Chefbeamten nachgeht – das bleibt das süsse Geheimnis der Skandal-Kreische. Wieso Tamedia solche faktenlose Verunglimpfung abdruckt – ebenfalls ein süsses Geheimnis. Ein Beitrag zu «Verlässlichkeit und Mehrwert», was Tamedia-Boss Pietro Supino unablässig von seinen Journalisten fordert, während er sie zum Skelett runterspart, ist das sicherlich nicht.