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Verlegerverband: die Lachnummer

Die Schweizer Medien sprechen mit gespaltener Zunge.

Am Donnerstag verkündeten Susanne Wille (Generaldirektorin SRG) und Andreas Masüger (Präsident Verband Schweizer Medien, VSM) einträchtig eine neue friedliche Koexistenz.

Die SRG fährt die Publikation von Tickermeldungen im Internet runter, dafür spricht sich der VSM gegen die Reduktion der Zwangsgebühren auf 200 Franken aus.

Am Mittwoch veröffentlichte der ehemalige Präsident des VSM unter Berücksichtigung der strikten Trennung zwischen Verlag und redaktionellem Inhalt im Kopfblattsalat von Tamedia eine ellenlange Stellungnahme. Wer nicht beim Lesen weggeschnarcht ist, bekam mit, dass Pietro Supino, Bigboss von Tx, ein unbedingter Befürworter des neuerlichen Versuchs ist, den Velegerclans diesmal sogar 1,4 Milliarden Franken an Steuergeldern – über die nächsten Jahre verteilt – reinzuschieben.

Nachdem Supino einen wesentlichen Anteil daran hatte, dass der erste Versuch, eine Milliarde abzukassieren, durch ein Referendum verhindert wurde.

Zudem plädiert er für die Annahme der Initiative, die Zwangsgebühren deutlich zu senken.

2015 war der Ringier-Verlag unter Getöse aus dem VSM ausgetreten, um 2022 zurückzukehren. Alleine CH Media verhält sich relativ ruhig und hofft, mit seinem Sammelsurium an Radio- und TV-Stationen weiterhin genügend Staatsknete zu erhalten, um diese kühne Strategie finanziell abpolstern zu können.

Das nennt man mit einer Stimme sprechen.

Eigentlich sollte ein Verband, der stolz verkündet: «Der Verlegerverband vereinigt über 100 Medienunternehmen, die zusammen rund 300 Publikationen herausgeben und zahlreiche digitale Newsplattformen sowie über 30 Radio- und TV-Sender betreiben», in der Lage sein, die Gesamtinteressen der privaten Schweizer Anbieter von Medienprodukten zu vertreten.

Aber stattdessen herrschen Krach und Zwietracht und man haut sich öffentlich gegenseitig eins über die Rübe. Natürlich wusste Supino, was am Donnerstag verkündet werden wird. Also zündete er am Mittwoch seine Bombe, allerdings mit überlanger Zündschnur.

Masüger, der auch noch Verwaltungsrat von Somedia ist, die gerade in höchster Not mithilfe des Bundesverwaltungsgerichts Staatsgelder für sein Privatradio vom ewigen Piraten Roger Schawinski zurückerobert hat, ist auf diese Kohle angewiesen.

Tamedia hingegen hat sich von seiner gescheiterten Multi-Channel-Strategie verabschiedet. Nachdem der Verlag mit TV3 und dem Ankauf des Radio 24-Imperiums von Schawinski zwei Stiefel voll rausgezogen hatte.

Die vier Verlage, Ringier, Tamedia, CH Media und Somedia eint einzig, dass sie keinerlei erkennbare Strategie haben, wie sie die Talfahrt ihrer Medien abbremsen könnten. Allerdings unternehmen sie untaugliche Versuche unterschiedlicher Art.

Ach, und zudem ein fataler Denkfehler. Sie wollen alle auf KI setzen, als sei das die Rettung des geldwerten Qualitätsjournalismus. Dabei kann sich inzwischen fast jeder mit chatgpt & Co. selbst schlau machen, wenn er eine präzise Frage stellt. Und dadurch erkennt, dass er für die gleichen Antworten nicht noch etwas bezahlen muss.

Ringier setzt auf Digitales und das Joint Venture mit Tamedia bei den Handels- und Verkaufsplattformen. Tamedia setzt auf Profitcenter und lässt das publizistische Standbein verkümmern. Der Wanner-Clan von CH Media setzt wieder auf Multi-Channel (TV, Radio und Kopfsalatblätter), Somedia auf die Verteidigung seines Monopols in der Südostschweiz.

Alle vier Strategien haben eins gemeinsam: das wird nicht mittelfristig funktionieren. Aber aus ihnen entstehen natürlich ganz verschiedene Interessenlagen. Nachdem Ringier mit «Blick TV» baden gegangen ist, bleiben ihm noch die Beteiligungen an den «Energy»-Dudelfunkanstalten und an «Radio 32». Das wohl im Namen die Anzahl der Hörer abbilden möchte (Pardon, es sollen täglich 90’000 sein).

CH Media wäre der Hauptinteressent, dass es eine friedliche Koexistenz mit der SRG gibt, damit möglichst viel Content (und Programmfenster innerhalb der SRG) die Bemühungen der Schrumpfredaktionen aufpeppen.

Somedia hat im Wesentlichen die bayerische Mentalität übernommen: mir san mir und uns kann keiner in unserem Einzugsgebiet.

Der vierte im Bunde glänzt mit einer völligen Abwesenheit einer Medienstrategie. Ausser pompösen Worten («Es stehen die Errungenschaften der Aufklärung auf dem Spiel») hat Supino nichts zu bieten. Ach, doch: Profitmarge, Dividende für den weltverzweigten Coninx-Clan und sportliche Gewinnvorgaben für die Bestandteile der Tx-Holding, die Tamedia nur durch ein Runtersparen aufs Skelett erreichen kann.

Ringier lehnt die Reduktion der Zwangsgebühren ab. CH Media und Tamedia befürworten sie, Somedia merkwürdigerweise ebenfalls.

Die Aufgabe eines kompetenten Verbandspräsidiums wäre es, wenigstens öffentlich einen Konsens innerhalb des Verbands zu präsentieren.

Stattdessen krähen die grossen Verlage herum wie auf einem Hühnerhof. Der aktuelle Präsident sagt so, der ehemalige Präsident sagt das Gegenteil.

Und die SRG lacht sich tot, dass sie mit so einfachen Mitteln und kleinen Zückerchen Präsident Masüger dazu bewegen konnte, sich im Namen des Verbands gegen die Initiative auszusprechen. Die sein Vorgänger befürwortet.

Ein weiterer Beweis für die alte und richtige These von ZACKBUM:

Am Elend der Medien sind nicht in erster Linie die Arglist der Zeit, das Internet oder Google & Co. schuld.

Sondern die schreiende Unfähigkeit der Verlagsmanager und ihrer Anführer. Im Vergleich dazu, was hier aufgeführt wird, ist die Migros ein blitzsauberes und zukunftsträchtig aufgestelltes Unternehmen.

Ein radiotechnisches Desaster mit Ansage

Wegen der UKW-Abschaltung verliert die SRG Hunderttausende Radiohörer. Den privaten Radios droht noch Schlimmeres.

Von Roger Schawinski*

Es ist die wohl grösste Kundenvertreibung der Schweizer Mediengeschichte. Am 31. Dezember 2024 um Punkt Mitternacht hat die SRG alle ihre 2000 UKW-Sender abgeschaltet – und damit auf einen Schlag Hunderttausende Radiohörer verloren. Diese Tendenz zeichnete sich schon Mitte Januar ab, als erste konkrete Zahlen veröffentlicht wurden. Damals wies die SRG diese empört zurück. Solche Daten seien nicht belastbar und damit unseriös. Erst nach drei Monaten könne man festhalten, wie sich der Verzicht auf UKW auswirken werde.

Doch die nun für das erste Quartal vorgelegten offiziellen Zahlen zeigen genau dasselbe Bild wie im angeblich so aussageschwachen Januar. So hat Radio SRF 1 von seinen früheren 1 090 000 Hörern pro Tag rund 240 000 verloren, also über 22 Prozent. Noch heftiger hat es SRF 3 erwischt, wo der Rückgang gar bei 25,6 Prozent liegt. Einigermassen gut hielt sich hingegen SRF 2 mit einem Verlust von 5,9 Prozent. Dies allerdings auf sehr tiefem Niveau von nur 133 000 täglichen Hörern.

Insgesamt verzeichnen die drei grossen SRF-Sender also jeden Tag 470 000 Hörer weniger als vor der Abschaltung der UKW-Sender. Noch grösser ist der Rückgang in den anderen Sprachregionen: In der Westschweiz beträgt er 25 Prozent, im Tessin gar 29 Prozent. Der Kommentar der SRG lautet diesmal: Man gehe «weiterhin davon aus, dass sich die Nutzungszahlen mit der fortschreitenden Digitalisierung erholen werden».

Ausländische Sender profitieren

Doch das ist Wunschdenken. Denn parallel zu den SRG-Verlusten sind nicht nur die Hörerzahlen der privaten Schweizer Sender massiv angestiegen. Ähnlich viele der SRG-Vertriebenen haben auf ausländische Stationen gewechselt. Auch deshalb, weil diese nach der mutwilligen Freigabe der international koordinierten Schweizer UKW-Frequenzen überall um einiges besser empfangbar sind als je zuvor.

In einer Zeit, in der alle Medien gegen Aufmerksamkeitsverluste kämpfen, ist der Verzicht der SRG auf UKW umso fragwürdiger. Man könne Kosten sparen, lässt man von dort verlauten, pro Jahr seien es 15 Millionen Franken. Diese Zahl wurde jedoch nie detailliert belegt. Zudem hat die SRG-Chefetage einen internen Plan verworfen, der vorsah, rund 90 Prozent der Bevölkerung mit einigen Höhenstandorten weiterhin mit UKW zu versorgen, zu viel tieferen Kosten.

Entscheidend ist: Seit Jahrzehnten war die SRG gemeinsam mit dem Bundesamt für Kommunikation Hauptpromotor von DAB+. Einer Übertragungstechnologie, die die angestrebten Ziele nie auch nur annäherungsweise erreicht hat. Nun versucht man im Nachhinein, diesen teuren Fehlentscheid zu rechtfertigen, indem man UKW abschaltet – und macht damit einen zweiten, noch grösseren Fehler.

Opfer der eigenen «Fake News»

Womöglich ist man das Opfer der eigenen «Fake News» geworden. So hat die SRG im Vorfeld immer wieder behauptet, der «ausschliessliche UKW-Konsum» liege nur noch bei 10 Prozent. UKW sei damit ein unbedeutendes Auslaufmodell. Aber diese Zahl über die «ausschliessliche Nutzung» war irreführend. Entscheidend ist die gesamte UKW-Nutzung, die immer noch bei 25 Prozent liegt. Im Auto haben sogar 40 Prozent der Radiohörer keinen DAB+-Empfänger.

Dass die SRG ohne Not Hunderttausende von Gebührenzahlern ausschliesst oder dazu zwingt, neue Radiogeräte zu kaufen, um selbst ein paar Millionen Franken zu sparen, hat auch eine politische Dimension. Als Service-public-Anstalt hat die SRG gemäss Konzession nicht nur die Pflicht zu senden. Sie muss auch dafür sorgen, dass ihre Programme empfangen werden können. Wenn sie diese Aufgabe vernachlässigt, beschädigt sie ihre Raison d’être als Gebührenmonopolistin. Im politisch zunehmend aufgeheizten Klima um die Halbierungsinitiative liefert sie ihren Gegnern zusätzliche Argumente.

Die SRG hat mehrfach behauptet, die frühzeitige Abschaltung von UKW per Ende 2024 sei von der gesamten Radiobranche beschlossen worden. Das ist unwahr. Es war die SRG-Chefetage, die dies im Alleingang verfügt hat. Bisher hat kein einziger Privatsender UKW abgeschaltet – und sie sind froh darüber. Die Entwicklung der letzten Monate mit massiven Hörer­gewinnen von etwa 20 Prozent zeigt, dass man richtig gelegen ist.

Doch Ende 2026 soll UKW gemäss aktueller Planung in der ganzen Schweiz verboten werden – als einzigem Land in Mitteleuropa. Nach den jüngsten Erfahrungen würde dies zu massiven Hörerverlusten auch bei den privaten Sendern führen, von denen die meisten – anders als die SRG – allein von der Reichweite und der Radiowerbung leben. Dies würde die ganze Branche in Schieflage bringen. Besonders dramatisch wäre die Situation in der Westschweiz und im Tessin, wo sich die ausländischen Stationen im leergefegten Frequenzband noch weiter ausbreiten könnten als heute.

Bewährte Technologie

All dies wäre wohl kaum im Interesse einer sinnvollen Schweizer Medienpolitik, die ja nur wenige Möglichkeiten besitzt, um die Schwächung der wichtigsten einheimischen Medienunternehmen abzufedern. UKW ist keine Droge, die man verbieten muss, sondern eine bewährte, qualitativ hochstehende Radiotechnologie, die weltweit am meisten genutzt wird.

Wenn die SRG-Führung Kosten sparen will, so sei ihr dies unbenommen. Wenn aber die Privaten bereit sind, ihre UKW-Sender weiter zu betreiben und zu finanzieren, sollte ihnen dies nicht verboten werden. Dies ist im Interesse ihres Mediums und ihrer Hörer. Diese wollen nicht Millionen von tadellos funktionierenden Radioempfängern als Elektroschrott ausmustern.

*Roger Schawinski hat in der Schweiz den ersten privaten Sender Radio 24 gegründet. Heute ist er Geschäftsführer von Radio 1.

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Der Text erschien zuerst in der «Neue Zürcher Zeitung» vom 28. April 2025. Mit freundlicher Genehmigung.

Das weisse Rauschen

UKW, SRG: kein Sender unter dieser Frequenz.

Bis zu 1200 Franken kann es kosten, sein Auto auf DAB+ umrüsten zu lassen. Ein Bombengeschäft, da bis zu 40 Prozent aller Autos nur UKW empfangen können. Und wer weiterhin SRG-Sendungen hören möchte, braucht DAB+ oder hört in die Röhre.

Die Abschaltung der Sender auf UKW ist eine typisch Schweizer Leidensgeschichte. Bevor per 31. Dezember 2024 die SRG den Stecker zog, war zunächst geplant gewesen, UKW bis Anfang 2020 zu stoppen. Dann zeigte sich, dass die Umrüstung auf DAB und dann auf DAB+ keineswegs so schnell erfolgte wie ursprünglich vorgesehen. Also wurde der Termin laufend verschoben, nun soll es 2026 soweit sein.

Die SRG preschte nun mit dem Argument vor, dass damit satte 15 Millionen Franken pro Jahr eingespart werden könnten. Das hält nicht nur der lautstärkste Gegner der Abschaltung für einen PR-Stunt, bei Einnahmen von jährlich über 1,5 Milliarden Franken. Der NZZ sagt Roger Schawinski, dass er notfalls gegen das UKW-Verbot in der Schweiz klagen werde, nachdem er bereits eine Petition mit Zehntausenden von Unterschriften lanciert hatte.

Es ist tatsächlich so, dass auch im Um- und Ausland die Abschaltung der UKW-Frequenzen weit in die Zukunft verschoben wurde. In Frankreich soll das erst 2033 frühestens der Fall sein, in Bayern 2035. Erschwerend kommt noch hinzu, dass DAB+ ja nur ein Zwischenschritt zum Empfang via Internet ist.

Selbst die damalige Medienministerin Doris Leuthard, unter deren Ägide das Aus für UKW beschlossen wurde, sagte später, darauf angesprochen, dass dadurch Tausende von Radioempfängern nutzlos würden: ««Wir würden Volksvermögen vernichten, weil die Radios ja niemand mehr brauchen kann, und das will ja niemand.» Es sei doch in Ordnung, «wenn man das rausschiebt», bis Radio nur noch im Internet gehört werde.»

Die NZZ fügt hinzu: «Das Interview mit Leuthard führte Roger Schawinski

In all diesem Schlamassel ist es tatsächlich merkwürdig, dass die SRG als Erste und weit vor dem Endtermin UKW abschaltet. Darüber freuen können sich natürlich die Privatradios, die weiterhin auf Ultrakurzwelle senden und denen diese Entscheidung mehr Zuhörer beschert.

Dass eine auch nicht fundiert untermauerte Einsparung von vergleichsweise lächerlichen 15 Millionen (die UKW-Infrastruktur ist schon längs amortisiert) Grund genug für die SRG sein soll, UKW zu verlassen, ist mehr als zweifelhaft. Vielleicht handelt es sich lediglich um eine Trotzreaktion auf Schawinski. Dessen Weibeln für den Erhalt von UKW wurde auch vom Verband der Privatradios zuerst müde belächelt. Dann nahm man verblüfft zur Kenntnis, dass der alte Radiopionier immer noch die Massen bewegen kann und begann, sein Vorhaben ernsthaft zu bekämpfen.

Während selbst der Termin Schluss 2026 nicht in Stein gemeisselt ist, zeigt die SRG mal wieder, was eine verfehlte PR-Massnahme ist. Auf die allerdings bis heute keinen «Shitstorm, wie sie ihn noch nie erlebt hat» (Schawinski), erfolgte. Aber was nicht ist, kann noch werden.

Der gefährlichste Mann der Welt

Murks mit Musk. Donald Trumps Ratgeber ist zwar unendlich reich und ein Wunderwuzzi. Aber nicht nur.*

Die Firma Tesla ist an der Börse rund 1200 Milliarden US-Dollar wert. Toyota, auf Platz zwei, ganze 262 Milliarden. Die gesammelten grossen Automobilhersteller der Welt bringen es gemeinsam auf knapp 800 Milliarden Dollar.

Das bedeutet, dass Tesla um die Hälfte mehr wert sein soll als die gesamte restliche Automobilindustrie weltweit. Und das bei einem Marktanteil von knapp 2 Prozent. Reiner Irrwitz.

Das ist nicht rational erklärbar. Sondern dadurch, dass Teslabesitzer gewisse Züge von Sektenmitgliedern zeigen. Die allerdings zunehmend irritiert sind durch das gelinde gesagt erratische Verhalten ihres Gurus. Jüngstes Beispiel: noch Mitte Dezember traf sich Elon Musk mit dem englischen Brexit-Kämpfer Nigel Farage in Trumps Geschmacks-Alptraum Mar-a-Lago in Florida. Freude, Friede, mögliche Grossspende von 100 Millionen US-Dollar.

Jetzt aber: Farages «Reform Partei braucht einen neuen Führer. Farage hat nicht das Zeug dazu.» Ursache der Kehrtwende: Farage hatte gewagt, Musks Unterstützung für den einsitzenden englischen Rechtsradikalen Tommy Robinson sanft zu kritisieren, das sei keinesfalls ein politischer Gefangener. Gotteslästerung für Musk.

Nicht zuletzt deshalb wollen frühere Tesla-Fans wie Roger Schawinski inzwischen ihr Auto am liebsten verkaufen, wenn sie damit Musk schaden könnten. Das tut er aber auch schon selbst zur Genüge. Denn neben Spitzenleistungen (SpaceX, Starlink) produziert er auch Flops am Laufmeter:

  • Solarcity läuft immer schlechter, wird zum Mauerblümchen
  • Der Bau der Gigafactory Grünheide in Deutschland war ein klarer Fehlentscheid
  • Der Cybertruck ist eine Totalpleite
  • Die Boringcompany hat keine Zukunft
  • Der humanoide Roboter ist ein Fake, er wurde bei der Präsentation von Menschen ferngesteuert

Das gilt auch für viele seiner Ankündigungen:

  • Seit beinahe zehn Jahren behauptet er, bald werde Tesla ohne Steuerrad unterwegs sein
  • Im Jahr 2030 werde Tesla 20 Millionen Autos verkaufen (2024: 1,79 Millionen, weniger als 2023)
  • Er werde in Mexiko und Indien Fabriken bauen
  • Seine neue Batterie 4680 werde die Technik revolutionieren. Gesehen hat sie noch niemand

Besonders toll war die Ankündigung eines Roadsters. Bis 2020 lief sogar ein Promotionsprogramm, mit dem potenzielle Käufer zum Vertragsabschluss animiert werden sollten. Wer mehr als 50 anwarb, sollte einen geschenkt bekommen. Vor zwei Jahren hätte die Produktion beginnen sollen. Bislang nichts.

Irritierend für die Sektenanhänger ist ebenfalls, wie der grosse Kämpfer gegen den Klimawandel ausgerechnet dessen grössten und bald einmal mächtigsten Leugner mit einer Wahlspende von 250 Millionen unterstützen konnte. Um sich damit Einfluss und bessere Umsetzungsmöglichkeiten seiner Geschäftsideen zu erkaufen.

Unbestritten: vor zehn Jahren waren Teslas revolutionär. Aber fehlender Fortschritt ist bekanntlich Rückschritt. Die technologische Weiterentwicklung bei Tesla stand seither praktisch still, die Konkurrenz, vor allem aus China, holte auf und überholt inzwischen. Es gibt genügend Modelle, die technisch besser sind als ein Tesla – und erst noch preislich günstiger.

Offensichtlich kann Musk hier seinen Apple-Appeal nicht länger aufrechterhalten. Wobei ein Mac eben zwar ebenfalls teurer als die Konkurrenz ist, aber nicht nur eleganter designt, sondern auch mindestens so gut.

Nun könnte man sagen, dass das halt in erster Linie die Probleme der Sektenmitglieder sind, die von ihrem einstigen Idol abfallen und eingestehen müssen, dass auch das Genie Musk gerne Murks macht.

Es gibt aber zwei Probleme, die nicht nur sie, sondern alle angehen. Der Mann ist nicht nur eine unguided missile, sondern eben das, was Trump gerne wäre: stinkreich, gigareich, unermesslich reich. Dabei unterliegt sein Geld (und dessen Verwendung) keinerlei demokratischer oder gesellschaftlicher Kontrolle.

Natürlich sollte auch Musk sich an geltende Gesetze halten. In seiner Funktion als Einflüsterer von Präsident Trump hat er aber gute Möglichkeiten, auf deren Umgestaltung Einfluss zu nehmen. Ganz zu schweigen von seiner Macht, mit Multimillionenspenden (offen oder verdeckt) politische Entscheidungsprozesse, Wahlen, Gesetzgebungen zu beeinflussen.

Das macht ihn ohne Zweifel zum gefährlichsten Mann der Welt.

Zurück zu Tesla. Sollte diese offensichtlich grotesk überbewertete Firma, sollte diese moderne Tulpenzwiebelblase platzen, könnte das ohne Weiteres zum grössten Börsencrash aller Zeiten führen.

Ganz abgesehen davon, was das Dreamteam Trump/Musk noch alles anstellen wird, bevor die beiden Egomanen über Kreuz liegen. Denn zwei solche Alphatiere können niemals friedlich koexistieren.


Dieser Artikel erschien zuerst auf «Inside Paradeplatz». 

Haben wir gelacht

Die grosse Preisverleihung des «Schweizer Journalist»: wie sich die Branche lächerlich macht.

Die Auslandchefin von Radio SRF Susanne Brunner ist zur «Journalistin  des Jahres» gewählt worden. Das ist grossartig, weil gerade die Auslandberichterstattung – und nicht nur sie – des Zwangsgebührenfunks schwer in der Kritik steht. Parteilich, einseitig. Naher Osten, Trump, Ukrainekrieg, au weia. Als Nahost-Korrespondentin bekam die Journalistin des Jahres schwer Prügel wegen ihrer antiisraelischen und propalästinensischen Schlagseite in der Berichterstattung. Wirklich die richtige Preisträgerin?

Sie tritt damit in die flachen Fussstapfen von Fabian Eberhard, das Ein-Mann-Investigativteam des SoBli, der nicht mal in einem Bürogebäude die Räumlichkeiten des Internetradios Kontrafunk findet.

Dann gäbe es einen, der den Preis fürs Lebenswerk schon überfällig lange verdient hätte. Nein, Roger de Weck ist es nicht; der hat ihn zwar gekriegt, aber verdient hätte ihn Roger Schawinski. Der bekam ihn schon mal von ZACKBUM, aber sonst …

Aber richtig lustig wird es bei einigen Kategoriensiegern. Da gab es schon eine Reihe von schlimmen Ausrutschern, aber diesmal wälzt man sich am Boden vor lachen.

In der Kategorie «Politik» wurde jemand ausgezeichnet, dessen Namen wir hier eigentlich schon aus hygienischen Gründen nie mehr nennen wollten. Wir machen eine einzige Ausnahme, damit wir richtig losprusten können: Philipp Loser. Dieser linksradikale Amok («Faschist Trump»), diese publizistische Witzfigur, die nur seine kleiner werdende Gesinnungsblase noch ernst nimmt? Man reiche uns ein neues Pack Taschentücher.

Aber damit nicht genug der Lachnummern. In der Kategorie Gesellschaft siegte Mona Vetsch, das Betroffenheitstussi von SRF. Kategorie Kolumne Anna Rosenwasser, wozu man höchsten sagen kann, es gäbe noch Schlimmere. Aber wieder ein neuerlicher Höhepunkt, ein echter Angriff aufs Zwerchfell, Kategorie Kultur Simone Meier. Obwohl die mit Kultur («Juden canceln») so viel zu tun hat wie eine Kuh mit Quantenphysik.

Einzig etwas Gnade walten lassen wir bei der Redaktion des Jahres. Da kann man die WoZ durchaus nehmen. Keine Entlassungswelle, keine Bettelaktion, kein grosser Flop, neben Gesinnungs- auch brauchbarer Journalismus, warum nicht.

Aber eine Jury, die ernsthaft Loser oder Meier auszeichnet, plus das übrige Fussvolk, die will wohl einfach zeigen, dass Journalisten wirklich völlig abgehoben von der Wirklichkeit in einer eigenen Blase leben. Aus der allerdings immer mehr unsanft rausfallen. Denn inzwischen wissen alle: nach der Entlassungswelle ist vor der Entlassungswelle.

Daher hat ZACKBUM natürlich auch dieses Jahr in der Kategorie «Journalist des Jahres» drei klare Favoriten. Erster Platz: Pietro Supino. Zweiter Platz: Michael Wanner. Dritter Platz: Marc Walder. Und den Preis fürs Lebenswerk hätte natürlich Frank A. Meyer verdient.

Allerdings: wer diesen Preis noch annimmt, ist selber schuld. Das disqualifiziert ja eher, als dass es ehrt. Und nach diesen Preisträgern wird’s ganz und gar unmöglich.

Kann Roshani absahnen?

Gleichstellung ist etwas Schönes. Für Gleichgestellte.

Eigentlich wollten wir von dieser Schmierenkomödie nie mehr etwas hören. Aber das muss nun sein, denn die NZZ vermeldet Erstaunliches bis Befremdliches.

Anuschka Roshani hatte im Februar 2023 im «Spiegel» eine Breitseite gegen ihren langjährigen Chefredaktor abgefeuert. Sie beschuldigte ihn, er habe sie gemobbt und mit sexualisierter Sprache erniedrigt. Wieso sie es dennoch viele Jahre unter ihm ausgehalten hat, konnte sie aber nicht erklären.

Zudem stellte sich heraus, dass Roshani selbst auf den Stuhl des Chefredaktors klettern wollte und stattdessen gekündigt wurde. Der Racheartikel im «Spiegel» strotzte zudem von unbelegten oder gar falschen Anschuldigungen. Aber diese öffentliche Hinrichtung ihres Ex-Chefs, dessen Kündigung sie zwar erreichte, dessen Posten sie aber nicht bekam, war nur ein Teil von Roshanis Rachefeldzug.

Gleichzeitig reichte sie eine Beschwerde wegen einer angeblichen Rachekündigung ein. Was viele nicht wissen: da gibt es den Normalfall und den absonderlichen Fall, wie Marcel Gyr in der NZZ ausbeinelt. Der Normalfall ist, dass selbst bei einer missbräuchlichen Kündigung der Arbeitgeber maximal 6 Monatslöhne Schadenersatz zu leisten hat.

Der Abnormalfall ist: wird die Kündigung im Umfeld einer Beschwerde nach dem Gleichstellungsgesetz ausgesprochen, ist die Lohnfortzahlung nach oben offen. Noch absurder:

«Ob die Vorwürfe zutreffend sind, musste das Gericht nicht prüfen – allein die Geltendmachung in Form einer schriftlichen Beschwerde genügt, um eine Klägerin unter den Schutzschirm des Gleichstellungsgesetzes zu stellen. Das bedeutet, dass eine Klägerin bis zum Abschluss des Beschwerdeverfahrens – und sechs Monate darüber hinaus – von einem Kündigungsschutz profitiert. Nachzulesen ist dies in Artikel 10 Absatz 2 des Gleichstellungsgesetzes. Im Fall von Anuschka Roshani wurde der Kündigungsschutz sogar verdoppelt, indem sie am 12. Mai 2022 ein Schlichtungsgesuch beim Friedensrichteramt eingereicht hatte. Nachdem dort keine Einigung hatte erzielt werden können, gelangte der Fall ans Arbeitsgericht.»

Tamedia dagegen ist es nicht gelungen zu beweisen, dass es sich nicht um eine Rachekündigung gehandelt habe. Das bedeutet, folgt man der gerade veröffentlichten Urteilsbegründung des Arbeitsgerichts, dass Roshani aktuell Anspruch auf mindestens – Achtung – 33 Monatslöhne hat.

Man kann sich der Vermutung nicht erwehren, dass das Ganze von Roshani wohlüberlegt als Rachefeldzug geplant war. Zum einen wollte sie ihren ehemaligen Chef öffentlich blossstellen. Zum anderen wollte sie sich an Tamedia rächen. Der Konzern hatte ihr nicht nur die nach der Kündigung des Chefredaktors sicher geglaubte Ernennung zur Chefredaktorin verweigert, sondern ihr zudem gekündigt, weil ihr Verhalten nicht geduldet werden konnte.

Hier mit dem Gleichstellungsgesetz zu operieren, das ist schon ein kleines juristisches Kunststück, dem die Tamedia-Rechtsabteilung offensichtlich nicht gewachsen ist. Allerdings will der Medienkonzern den Fall weiterziehen. Mit solchen Aktionen, wie auf ganz andere Art der Fall Hirschmann beweist, hat Tamedia nicht unbedingt Erfolg; es wird vielmehr noch teurer.

Roger Schawinski hat in seinem sorgfältig recherchierten Buch «Anuschka und Finn» eigentlich alles zu der Affäre gesagt. Er tat das, was damals wieder einmal alle sogenannten Qualitätsmedien unterliessen: Er näherte sich dem Thema mit den klassischen journalistischen Fragen: Was stimmt an den Vorwürfen? Was lässt sich belegen? Was stimmt nachweislich nicht, wer hat hier gelogen, geschwiegen, bewusst die Unwahrheit gesagt, bewusst nicht die Wahrheit gesagt?

Seine Schlussfolgerung war damals richtig, im Licht es Urteils des Arbeitsgerichts wird sie noch richtiger, wenn sich das steigern liesse:

«Entweder ist sie eine in der Wolle gefärbte Masochistin. Oder dann handelt es sich um eine wenig glaubwürdige, boshafte Lügengeschichte, mit der sie in einem furiosen Rundumschlag an prominentester Stelle das ihr Widerfahrene der ganzen Welt mitteilen möchte, und um gleichzeitig von ihrem ehemaligen Arbeitgeber eine grosse materielle Entschädigung herauskitzeln zu können. Die zweite Antwort ist wohl die richtige.»

Im weiten Streubereich der Wahrheit

Gut, dass der alte Löwe Lebrument das nicht mehr wirklich mitbekommt.

Denn seine Sprösslinge haben, gelinde gesagt, nicht ganz seine Fähigkeiten geerbt. Aber den Somedia-Konzern, und das tut ihm nicht gut. Da wird Tochter Lebrument zur objektiven und unabhängigen Ombudsfrau für Leserbeschwerden ernannt, eine echte Lachnummer.

Dann ist der Lebrument-Clan schon seit einiger Zeit im Clinch mit dem Radiopionier Roger Schawinski. Der muntere 79-Jährige will’s nochmal wissen und hatte sich erfolgreich um die Radiokonzession von Somedia beworben. Der Clan meinte offensichtlich, nach 33 Jahren so eine Art Gewohnheitsrecht zu haben und formulierte sein Neugesuch entsprechend schlampig. Und schwups, schon schnappte ihnen Schawinski die Konzession weg.

Eigentlich möchte er auch den Namen haben, denn Somedia hat seiner Auffassung nach «Radio Grischa» seit mehr als fünf Jahren nicht mehr benützt, womit der Markenschutz erloschen wäre. Darüber balgt man sich inzwischen vor Gericht.

Nach erster Schockstarre versuchten es die Lebruments mit einer Petition «Radio Südostschweiz, ds Radio vu do bliibt do». Damit sollten Ressentiments gegen den Zürcher Radiomacher geschürt werden. Der konterte allerdings kühl, dass die Familie Schawinski ihre Wurzeln in Chur viel weiter in die Vergangenheit zurückverfolgen könne als die Lebruments. So von wegen frömder Fötzel.

Auch mit Ingrimm erfüllt die Lebruments, dass Schawinski die ehemaligen Studioräumlichkeiten von Radio Grischa, dummerweise in Radio Südostschweiz umbenannt, angemietet hat.

Aber damit nicht genug. Nun hat Schawinski seinerseits eine Petition gestartet. Neckischer Titel: «Bündner Zeitung und Bündner Tagblatt vu do bliben do». Hintergrund: offenbar mangels eigenen Fähigkeiten haben die Lebruments bereits die Gesamtleitung des Unternehmens an Joachim Braun übergeben. Wie der Vorname vermuten lässt: Braun kommt von der Zeitungsgruppe Ostfriesland nach Chur. Das ist der nördlichste Zipfel Deutschlands, bekannt nicht zuletzt für seine Ostfriesenwitze.

Kein Witz ist, dass die zukünftige Chefredaktorin von Somedia Nikola Nording dafür ihre Tätigkeit als Leiterin einer Lokalredaktion aufgibt. Genauer der Lokalredaktion der «Ostfriesen Zeitung». Nichts gegen deutsche Einwanderer und Fachkräfte, aber wer so mit Steinen schmeisst, sollte nicht im Glashaus sitzen.

In solchen Fällen läuft Silvio Lebrument, der Geschäftsführer Medien bei Somedia, zu besonderer Form auf. Allerdings nicht unbedingt zum Besten seines Unternehmens. Denn ihm fällt nichts Besseres ein, als zu behaupten, dass sein Verlagshaus auf «eine über 300-jährige Tradition in der Region zurückblicken» könne und sich zu hundert Prozent in einheimischen Besitz befinde.

Man muss sehr nachsichtig sein, wenn man das noch als im Streubereich der Wahrheit sehen will. Denn Hanspeter Lebrument wurde nicht etwa in Chur, sondern in St. Gallen geboren. Er amtierte seit 1982 als Direktor der Gebrüder Gasser, die die damalige «Bündner Zeitung» herausgaben. Erst 2000 gelang es Lebrument nach ziemlichen Misstönen und Prozessen um ein Testament, die Gasser AG vollständig zu übernehmen, die er dann zur Somedia AG umbaute und erweiterte.

Von einer über 300-jährigen Tradition des Verlagshauses Lebrument kann also keine Rede sein. Die Somedia AG befindet sich tatsächlich (noch) zu 100 Prozent im Besitz der Lebruments, ob man das allerdings als einheimisch bezeichnen will, ist Geschmacksache.

Als Tamedia-Konzernjournalist Philipp Loser im März 2018 einen bösartigen Verriss über den «Alten vom Berg» schrieb und behauptete, es kreisten bereits die Geier als Vorboten eines möglichen Bankrotts über dem Verlag, musste der Tagi auf Geheiss des obersten Bosses Pietro Supino das Schmierenstück zurückziehen, der Autor musste zu Kreuze kriechen und sich bei Lebrument Senior entschuldigen.

Wenn man das aktuelle Wirken der zweiten Generation Lebrument (und nicht etwa der zehnten, von wegen 300 Jahre) betrachtet, muss man sich allerdings doch Sorgen um die Zukunft von Somedia machen. Obwohl es normalerweise die dritte Generation ist, die ein vom Grossvater aufgebautes Unternehmen gegen die Wand fährt.

Sag niemals nie

Auch das Fallbeil vom Leutschenbach kümmert sich nicht um ihr Geschwätz von gestern.

Die Nervosität vor der Halbierungsinitiative steigt. Einerseits fällt SRF durch Fehlleistungen, einseitige Berichterstattung und richtige Kracher ins Aus auf – wie beim hochgezwirbelten Fall eines angeblichen Übergriffs eines Schaffhauser Anwalts.

Andererseits ist der Moloch so ausgewachsen, dass pro journalistisch tätigen Mitarbeiter zwei Sesselfurzer beschäftigt werden. Und dritterseits hat es SRF bislang geschafft, sich jede nationale Privat-TV-Konkurrenz vom Leib zu halten. Selbst Roger Schawinski scheiterte mit seinem «Tele 24».

Nun hat es SRF bislang geschafft, jede Ankündigung von Sparmassnahmen oder Stellenreduktion Lügen zu strafen. Die neuste lautet, dass 75 Vollzeitstellen gestrichen werden. Damit dürften schätzungsweise 10 Millionen Franken eingespart werden.

Allerdings sucht SRF gleichzeitig Dutzende von neuen Mitarbeitern für die Ausrichtung des ESC in Basel. Aber gut, wieso widerspruchsfrei bleiben.

Damit auch der Zuschauer merkt, dass hier gespart wird, bis es quietscht, werden Informationssendungen zusammengestrichen. «Tagesschau» am Mittag und um 18 Uhr: neu «Newsflashs», verfilmtes Radio. Aber natürlich bleibe die Information ein Kernbereich von SRF, widerspricht sich Nathalie Wappler selbst.

Dann wird die Sommerpause ausgeweitet. Auch der «Club» macht neu Pause, nachdem er von Moderatorin Barbara Lüthi ins Zuschauerelend moderiert wurde. Zuschauerdurchschnitt 2020 125’000. 2021 noch 101’000. 2022 klägliche 87’000. Ein Schwund von fast einem Drittel. Das führt nur beim Schweizer Farbfernsehen (oder beim «Blick») nicht zu dramatischen Konsequenzen. Kontroverse Themen werden so behandelt, dass zu kantige Kritiker gar nicht erst eingeladen werden, könnte zu viel Stress für die schnell hektisch werdende Lüthi geben. Aber als Partnerin des Chefs ist sie halt unkaputtbar, wie ZACKBUM enthüllte.

Im Sinne von straffen und schrumpfen hat Wappler auch eine interessante Entscheidung bekannt gegeben: die getrennten Chefredaktionen von Video und audio/Digital werden zusammengelegt. Das ist insofern interessant, als Wappler noch vor fünf Jahren tönte, unter ihr als Direktorin «werde es immer zwei getrennte Chefredaktionen für Radio und Fernsehen geben», wie sie persoenlich.com genüsslich zitiert. Und Nick Lüthi fragte nach, ob Wappler daher als Chefredaktorin zurücktreten werde. Das sei nicht der Fall, knirschte die Medienstelle.

Obwohl sich die SRG eines jährlichen Zustupfes von über einer Milliarde Zwangsgebühren erfreut, dazu noch selbst Werbung generiert, quasi eine nationale Monopolstellung besitzt, ist das Gelieferte oft so amateurhaft und uninteressant, dass auch hier gespart werden muss.

Man könnte sich nun bemühen, mit den üppig vorhandenen Moneten schlichtweg ein interessanteres Fernsehen zu machen. Zum Beispiel Diskussion- und Talksendungen, bei denen der Zuschauer nicht regelmässig wegschnarcht. Wer aber auf Gredig statt Schawinski setzt, eine Lüthi fuhrwerken lässt, keine anständige Late Night Show hinkriegt, eine gelinde gesagt befremdliche Auswahl bei Newsthemen pflegt, in unglaublich aufwendigen Reportagestücken äussert fragwürdigen Thesenjournalismus betreibt und rechthaberisch verteidigt, der muss sich halt über Zuschauerschwund nicht wundern.

Auch hier gilt das Gleiche wie bei Tamedia und CH Media: wenn angeblich die gleiche Qualität und das gleiche Angebot, nur besser, mit viel weniger Mitarbeitern möglich sein soll, dann waren die ja völlig überflüssig vorher. Im Gegenteil, sie standen einer Qualitätssteigerung im Weg.

Also kann man aufatmend feststellen, dass der mündige Staatsbürger zukünftig noch besser, noch nachhaltiger, noch qualitativ hochstehender informiert werden wird. Das garantieren Nathalie Wappler und Simon Bärtschi und Steffi Bucheli. Ehrenwort.

Glatt gelogen

Unsere Qualitätsmedien. Faktencheck vor Publikation? Kä Luscht.

Am Anfang ist wie meist eine Ticker-Meldung der SDA. Gäbe es diese News-Quelle nicht, Schweizer Qualitätszeitungen wären noch dünner, als sie es ohnehin schon sind.

Und SDA vermeldete:

«Die Marke «Radio Grischa» bleibt in den Händen von Somedia
Das Handelsgericht Zürich lässt die Anträge von Roger Schawinski und Stefan Bühler, Initianten von Radio Alpin, abblitzen.»

Das übernimmt die «Südostschweiz», die am Samstag zusammen mit der «Schweiz am Wochenende» von CH Media erscheint und damit die grösste Wochenendzeitung ist, eins zu eins. Redaktionelle Leistung: nullkommanull. Quelle der Meldung: «Laut der Mitteilung von Somedia». Nun könnte es ja vielleicht sein, dass Somedia als Streitgegner von Roger Schawinski nicht ganz objektiv in der Darstellung ist. Möglicherweise.

Also würde doch eine Qualitätszeitung vielleicht zum Telefonhörer greifen und sich bei der Gegenpartei erkundigen, ob diese Mitteilung vollumfänglich der Wahrheit entspricht. Aber wahrscheinlich sind bei der letzten Sparrunde bei CH Media (oder bei Tamedia) auch die Telefone so wie die Papierkörbe entsorgt worden. Lenkt nur ab, macht Umstände, kostet extra, verschwendet unnötig Arbeitszeit des Redaktors in seiner Verrichtungsbox im Newsroom.

Also übernimmt es auch der «Blick»:

Kleines Problem dabei: das ist falsch. Denn es ist – wie meist im Leben – ein wenig komplizierter. Aber da wäre eben die Fähigkeit gefragt, etwas Komplizierteres zu verstehen und für den Leser vereinfacht, aber dadurch weiterhin richtig, herunterzubrechen.

Das wiederum würde voraussetzen, dass der moderne Journalist dazu in der Lage ist und die nötige Zeit dafür hätte. An beidem mangelt’s, aber genau dafür würde der Konsument sicher etwas bezahlen. Für solchen Unsinn hingegen nicht.

Also hat die SDA eine Neufassung der Meldung herausgegeben, diesmal erweitert um eine Stellungnahme von Schawinski, womit die Deutungshoheit nicht mehr bei der einen Partei Somedia liegt.

Zunächst die Triumphmeldung von Somedia laut SDA: ««Die Initianten von Radio Alpin, Schawinski und Stefan Bühler, hatten vergeblich versucht, das Handelsgericht Zürich dazu zu bringen, Somedia die Nutzung der Marke «Radio Grischa» zu untersagen», teilte Somedia am Freitag mit. Das Gericht habe aber sämtliche Anträge zurückgewiesen

Dagegen halten die beiden Radiopiraten fest:

«Es stimme nicht, dass der Markenrechtsstreit um Radio Grischa zugunsten der Somedia entschieden worden sei, widersprachen Schawinski und Bühler gleichentags in einer Stellungnahme. Vor dem Handelsgericht Zürich sei es allein um die Verwendung des Firmennamens Radio Grischa AG gegangen und den könne Somedia nun weiterhin verwenden.
«Über die Nutzung der Marke Radio Grischa befindet hingegen das Eidgenössische Institut für Geistiges Eigentum (IGE) und nicht das Handelsgericht. Das Verfahren vor dem IGE sei weiterhin hängig, schrieben Schawinski und Bühler.
«Wir haben unsere Firma unter dem Namen Radio Alpin Grischa AG vor einiger Zeit gegründet und im Handelsregister eintragen lassen. An der Marke Radio Grischa für unseren Sender halten wir fest», betonen die Radiomacher.»

Die «Südostschweiz» hingegen, das Graubündner Monopolblatt des Familienclans der Lebruments, ergänzte die SDA-Meldung durch weitere objektive Informationen: «Das Handelsgericht weist darauf hin, dass selbst Schawinski zugegeben hatte, dass «Radio Grischa» in der Bevölkerung noch «äusserst beliebt» sei.» Und fährt fort:

«Das Gericht kritisiert ausserdem das Verhalten der Initianten von Radio Alpin. «Entsprechend fragt sich vielmehr, ob es nicht Schawinski und Bühler sind, welche mit ihrem Geschäftsgebaren in die schutzwürdige Marktposition der Gesuchsgegnerinnen (Somedia) eingreifen beziehungsweise sich gar wettbewerbswidrig verhalten.» Schawinski und Bühler müssen nun die Gerichtskosten tragen und Somedia für das Verfahren entschädigen. Somedia begrüsst das Urteil und sieht sich in ihrer Strategie für die Marke «Radio Grischa» bestätigt, wie es in der Mitteilung weiter heisst.»

Also Somedia zitiert sich selbst ausführlich und lässt die Gegenpartei nicht nur mit keinem Wort vorkommen, sondern auch möglichst schlecht aussehen.

Analyse, Einordnung, Hintergründe. Aber nicht doch. Dabei wäre es gar nicht so schwierig.

Zum grossen Ingrimm der Lebruments hat sich Schawinski die Sendekonzession von ihnen geschnappt, womit dem Clan Millionensubventionen verloren gehen. Dagegen gehen sie mit allen rechtlichen Mitteln vor. Und versuchen zudem, mit Lobbyarbeit und allen Schikanen, den Entscheid rückgängig zu machen.

Als Nebenschauplatz ergab sich, dass Schawinski herausfand, dass Somedia den Namen «Radio Grischa» seit mehr als fünf Jahren nicht mehr verwendet. Also mietete er nicht nur die ehemaligen Senderäume von «Radio Grischa» in Chur, sondern beansprucht auch den Namen. Das tut man beim IGE, bei Institut für geistiges Eigentum. Dort versuchen die Lebruments, mit allen Mitteln diese Entscheidung so lang wie möglich herauszuzögern.

Daneben haben sie auf einem alten AG-Mantel die «Radio Grischa AG» aus der Taufe gehoben, während auch Schawinski eine «Radio Alpin Grischa AG» betreibt. Und gegen diese neue AG der Lebruments reichte Schawinski beim Handelsgericht Zürich Klage ein. Die abgeschmettert wurde.

Was bedeutet, dass beide Streitparteien den Namen «Radio Grischa» verwenden dürfen. Das bedeutet aber nicht, dass der Streit ums Markenrecht beendet oder gar zugunsten von Somedia ausgegangen wäre.

Das könnte man in wenigen Worten zusammenfassen und dem Leser darlegen. Wenn man wollte. Wenn man könnte.

«Somedia gewinnt Markenrechtsstreit mit Schawinski um Radio Grischa», diese Schlagzeile hingegen ist eindeutig Fake News. Das ärgert nicht nur Schawinski. Das muss jeden Leser ärgern, der so aufs Glatteis geführt wird, weil die Redaktionen der Qualitätsmedien einfach einen SDA-Ticker übernehmen, die erweiterte Fassung ignorieren (keine Zeit, keine Lust) und  sowieso nicht in der Lage sind, zu beurteilen, was eigentlich ein Markenstreit ist.

Rad ab, Kopf ab

Wieso sagt TX nicht einfach die Wahrheit?

Die Wahrheit über das Siechtum von Tamedia ist eigentlich ganz banal. Sie besteht zunächst einmal aus Zahlen. «Seit Pietro Supino im Jahr 2007 VR-Präsident der TX Group wurde, hat er mit seinem Unternehmen einen operativen Gewinn von genau 3174,7 Millionen Franken gemacht» hat Kurt W. Zimmermann in der «Weltwoche» vorgerechnet.

Allerdings muss damit ein riesiger, geldgieriger Coninx-Clan unterhalten werden. Dafür hat er das Familienmitglied Supino an die Spitze des Konzerns entsandt. Der hat tatsächlich dieses Spitzenresultat erzielt, Chapeau.

Dafür hat er den «Tages-Anzeiger» in eine Holding mit vielen einzelnen Proftcentern aufgesplittet. Zersplittert ist dabei die Urzelle des Konzern, die Publizistik. Sie ist nichts mehr als ein Feigenblatt, mit dem gewedelt wird, wenn mal wieder der meist untaugliche Versuch unternommen wird, noch mehr staatliche Subventionen rauszuleiern.

Denn im Gegensatz zu Migros oder Coop behauptet dann TX, und nicht nur dieser Konzern, dass Journalismus unverzichtbar für die Demokratie sei und als Vierte Gewalt furchtbar wichtige Kontrollaufgaben habe. Allerdings: wenn das wirklich ernstgemeint wäre, hätte der Coninx-Clan ja vielleicht auch so sein kleines Scherflein dazu beitragen können.

Stattdessen hat Supino etwas fatal Cleveres gemacht. Offiziell wird über die rückläufigen Werbeeinnahmen gejammert; im Print, aber auch online. Dabei hat Supino sämtliche Inseratequellen dem Tagi weggenommen. Stellen-Anzeiger, Auto- und Wohnungsmarkt, Verkaufsanzeiger, selbst Tauschbörsen, alles ist ins Internet abgewandert. Aber nicht nur das, diese Einnahmequelle wurde dem Tagi, der sie ja erst jahrzehntelang aufgepäppelt hat, weggenommen und in eigene Profitcenter ausgelagert.

Der Zusammenschluss mit Ringier auf diesen Gebieten hat einen Wertzuwachs in Milliardenhöhe in die Bilanz gespült, der mit einer Sonderdividende gefeiert wurde.

Dem Tagi werden die Räder abgeschraubt, und dann wundert man sich, wieso die Karre nicht mehr so rund läuft. Und verlangt gleichwohl, dass die Abteilung Publizistik die konzernübliche Marge von 8 Prozent Gewinn erreicht. Das geht natürlich nicht, und das wissen auch alle Beteiligten. Sie schwafeln dabei unaufhörlich von Qualitätsjournalismus, während sie in Wirklichkeit die Publizistik zu Tode sparen. Was wortwörtlich zu nehmen ist.

Ein Konzern, der dermassen brutal mit einer seiner Sparten umgeht, zeigt damit ganz klar: Tagi & Co. ist ein Auslaufmodell. Eine Schindmähre auf dem Weg zum Abdecker, und man kann nicht mal mehr Seife aus ihr herstellen. Vielleicht wird «20 Minuten» überleben, zumindest noch ein Weilchen. Aber der Qualitätsjournalismus ohne Qualität und Quantität hat mit dem neusten grossen Rausschmeissen sein Totenglöckchen läuten hören.

Alles andere ist dummes Gedöns, auf primitivsten Niveau von Simon Bärtschi dargeboten, bei dem man sich fragen muss, ob sich der Mann morgens noch im Spiegel anschauen kann, ohne rot zu werden. Die Antwort ist leider ja. Roger Schawinski hat die führenden Figuren vors Mikrofon gebeten. Pietro Supino, Jessica Peppel-Schulz, Simon Bärtschi. Und hat nur windelweiche Absagen kassiert.

Bärtschi war auch hier unschlagbar: er müsse nun auf die Mitarbeiter zugehen und es ihnen erklären, daher keine Zeit. Aber das Problem ist ein anderes. Nicht der Befrager Schawinski, vor dem alle Angst haben. Sondern die Tatsache, dass der «Doppelpunkt» live ist. Das Biden-Problem: man kann sich von Wortschnitzern watteweiche Statements bereitlegen lassen, die man in einem schriftlichen Interview absondert, wie das Peppel-Schulz und Bärtschi in der NZZ taten.

Aber vor dem Mikrofon muss man spontan auf Fragen reagieren können. Bidens Problem war, dass er zunehmend senil ist. Das Problem er Führungscrew von Tamedia ist, dass sie auf die banale Frage, wie denn mehr Qualitätsjournalismus mit ständig weniger Qualitätsjournalisten gehen soll, keine Antwort wissen. Da Schawinski sie nicht mit Wortwolken davonkommen liesse, so vor dem Mikrofon, müssten sie eingestehen: keine Ahnung, natürlich geht das nicht. Aber dazu sind sie zu feige.

Die gleichen Leute, deren Organe jeden interviewen und ihm kritische Fragen stellen wollen, sich bitterlich beschweren, wenn sich jemand dem entzieht. Aber die obersten Verantwortlichen kneifen allesamt. Vorbildlich. Oder: der Fisch stinkt immer vom Kopf.