SoBli: Neuer Chefredaktor …
Reza Rafi schafft Transparenz im Hause Ringier.
Nein, das ist natürlich ein Scherz. Wieso genau wurde Rafis Vorgesetzter Christian Dorer in den sechsmonatigen Ruhestand versetzt? Wieso genau hat sich Rafis direkter Vorgesetzter Gieri Cavelty «entschieden, das Unternehmen zu verlassen»*? Wodurch qualifiziert er selbst sich als neuer SoBli-Chefredaktor? Da gibt’s grosse Sendepause.
Aber man ist gespannt, wie sich der frischgebackene Häuptling mit ganz, ganz wenig Indianern so metzget. Schauen wir mal auf sein erstes längeres Stück in seiner neuen Funktion:
Also das Titelzitat entspricht eigentlich nicht der neuen Sensibilität im Hause Ringier. Sehr gewagt, Rafi. Aber während andere ohne grosse Mühe den Untersuchungsbericht gelesen haben, musste sich der SoBli-Chef «durchkämpfen». Leseschwäche?
Die Vorwürfe der gefeuerten «Magazin»-Journalistin Anuschka Roshani (für Rafi allerdings vornehm zurückhaltend «die ehemalige») seien «zeitgeisty», lässt Rafi seine Englischkenntnisse aufblitzen. Weil er das Wort auf Deutsch nicht kennt?
Dann arbeitet sich Rafi an Schawinski ab. Zwar «Altmeister», aber dann «das Wort Ich kommt auf den 172 Seiten schwindelerregende 377-mal vor», hat Rafi gezählt. Schawinski habe auch – unglaublich – kräftig für sein Buch geweibelt, um dann beim Journalisten und «Schawinski-Gefolgsmann» Matthias Ackeret sich gerührt vom «grossen Interesse» zeigen zu können.
Dann plaudert Rafi etwas aus dem Nähkästchen: «Die Absage des SonntagsBlicks kam bei ihm schlecht an.» Die NZZaS, weiss der SoBli-Chef, habe eine Buchbesprechung «wieder aus dem Blatt gekippt», die SoZ habe ein Interview «wieder aus dem Programm gestrichen», schreibt er ZACKBUM ab. Wieso zogen eigentlich diese drei Sonntagsblätter den Schwanz ein? Insbesondere der SoBli? Wäre doch Gelegenheit für Transparenz.
Rafi gibt einen merkwürdigen Grund an: «Allzu eindeutige Schwarz-Weiss-Antworten lösen Skepsis aus.» Ausgerechnet der Chef eines Blatts, das prinzipiell für Schwarz-Weiss-Antworten zuständig ist, auch in seinem anfänglichen Applaus für Roshani?
Aber was ergab denn nun der Kampf von Rafi mit dem Untersuchungsbericht? Er muss einräumen: «Nimmt man das 244 Seiten dicke Dokument zum Gradmesser, sieht es nicht rosig aus für Roshani. Die Autoren gingen mehr als 30 Vorwürfen gegen den ehemaligen «Magazin»-Leiter nach. Für die Mehrheit der Anschuldigungen fanden die Ermittler keine Beweise, mehr noch: Bei manchen hätten die Abklärungen «zu ganz anderen Ergebnissen» geführt.
Aber, im Kampf gegen Schwarz-Weiss: ein Vorwurf Canonicas gegen Roshani habe sich auch nicht erhärten lassen, dann die wohlbekannte Hakenkreuze natürlich, sowie Canonicas Wortwahl. Hier wird Rafi eher grenzwertig. So wurde der Ausdruck «Fuck Anushka» im Bericht kritisiert, ausdrücklich aber klargestellt, dass Canonica keinesfalls wie von Roshani behauptet ständig das Wort «ficken» verwendet habe, sondern gelegentlich das englische «fuck», aber nicht etwa im sexuellen Sinn, sondern als übliches Schimpfwort. Was der «zeitgeisty»-Rafi eigentlich wissen müsste, hätte er sich richtig durchgekämpft, aber dem Leser vorenthält.
Also muss Rafi einräumen, dass der Bericht, wie nicht nur von Schawinski bereits konstatiert, fast alle Behauptungen und Vorwürfe von Roshani zurückweist. Mit mehr oder minder starken Worten. Würde Rafi das aber so stehenlassen, könnte er ja seinen Thesenjournalismus nicht durchziehen.
Da hätten wir von ZACKBUM nur zwei Fragen: wieso gibt es eigentlich keinen internen Untersuchungsbericht bei Ringier, und wenn doch, wann wird uns Rafi seine Resultate präsentieren? Stichworte Walder, Dorer, weitere unmotivierte Abgänge?
Zweite Frage: wann lesen wir von Rafi eine Zusammenfassung der Ungeheuerlichkeiten, die «#hateleaks» ans Tageslicht befördert hat? Verein Netzcourage, unterstützt mit Steuergeldern, kämpft gegen Hetze im Internet, hetzt aber selbst wie der Weltmeister, knackt sogar den Mail-Account der eigenen Präsidentin. Wär› doch was, Herr Chefredaktor.
Ach, wir verstehen, Sie wollen den Posten gerne ein Weilchen behalten. Alles klar. Aber noch eine handwerkliche Frage, denn auch da stinkt der Fisch bekanntlich vom Kopf.
Ausgangslage: Chefredaktor Rafi bekommt einen Text vorgelegt. Der gibt den Inhalt des Untersuchungsberichts über die Vorwürfe von Roshani wieder. Ergebnis: eigentlich alle Anschuldigungen und Behauptungen über ihren ehemaligen Chefredaktor und den Verlag Tamedia haben sich als haltlos erwiesen. Dem Chefredaktor wird ein Führungscoaching und eine sensiblere Wortwahl nahegelegt. Bei Roshani ist das Ergebnis, dass eine gedeihliche Zusammenarbeit mit ihr kaum mehr vorstellbar sei. Darüber schreibt Roger Schawinski ein Buch, das diese Inhalte zusammenfasst und vor allem auch das Versagen der Medien nach dem öffentlichen Rufmord Roshanis thematisiert.
Als Titel schlägt der Redaktor (generisches Maskulin) vor: «Fuck Anuschka» ist zukünftig zu unterlassen. Was würde Rafi dazu sagen? Da gibt es nur zwei Möglichkeiten: handelte es sich um eine Redaktorin, würde er «super, so machen wir das» sagen. Wäre es ein Redaktor, würde Rafi den grossen, roten Chefkuli zücken und den Titel mehrfach durchstreichen. Mit der Bemerkung: schon mal davon gehört, dass ein Titel etwas mit dem Inhalt des Artikels zu tun haben sollte?
*In einer früheren Version stand, Cavelty sei abserviert worden. Auf seine Bitte hin wurde das korrigiert.
Ein bisschen weniger Zeitgeist-Arschkriecherei als wie sie sein Vorgänger betrieben hat traue ich Rafi schon zu. Ist allerdings nicht einfach bei der aktuellen Zusammensetzung der oberen Ringier-Chefetage. Gleiches gilt für die zur Verfügung stehende Redaktion.
Nach dem lesen der «Buchbesprechung» bleiben 2 Fragen: hat Rafi den Artikel geschrieben oder ein Volontär, hat Rafi selber gezählt oder ein Volontär? Stammt das Elaborat tatsächlich vom Chefredaktor himself würde bei einem Medienunternehmen mit Anspruch alle Alarmglocken läuten, bei Ringier nicht. BLICK bleibt auf Kurs, nach unten!
Gute Frage. Vielleicht hat Herr Rafi wirklich einen kleinen Stundenlöhner-Studenten als Ghostwriter. Die Vorführung durch René Zeyer mit präzisen Angriffspunkten, muss dem neuen Sonntags Blick-Chef eine Lehre fürs Leben sein.
Versteckt lese ich zwar auch, dass er Roger Schawinski eigentlich ziemlich bewundert. Wegen einem drohenden Bannstrahl durch Oberchefin Ladina Heimgartner, muss der neue Chef wohl ziemlich subtil taktieren. Viel Glück für ein (schwieriges) langes Leben im Hause Ringier, Herr Rafi!
Hauptsache Resilienz !!!
Bravo René Zeyer. Dieses schwache Pamphlet von «Zeitgeisty»-Rafi mit besten Argumenten entlarvt. Bereits der irreführende BLICK-Titel eine totale Entgleisung. Er hat nichts mit den Inhalt des Artikels zu tun. Chef Canonica hat gelegentlich «Fuck» als Schimpfwort gesagt, im Stile von «merde» im Italienischen. Alle wissen dies mittlerweilen, bloss Chef Rafi nicht. Von «Ficken» war nie die Rede gemäss Bericht der Rechtsanwälte Rudin Cantieni. So ärgerlich mit dieser offenbar bewusst verdrehten Fehlinformation von BLICK.
Weshalb der BLICK nichts berichtet über die letzte Entwicklung von «#hateleaks» und Netzcourage? Ringier hat die Hosen obervoll wegen ihren teuren Rechtsfällen gegen Thomas Borer und Jolanda Spiess-Hegglin. Wie ein eingeschüchtertes Kaninchen vor der Schlange, steckt die Dufourstrasse in einer Schockstarre.
Ja, wo ist eigentlich Christian Dorer verblieben Herr Reza Rafi? Jetzt wissen wir zumindest, dass «Zeitgeisty»-Rafi regelmässig ZACKBUM liest, um auf die Fährten der täglichen medialen Ungereimtheiten zu kommen.
Mit dieser falschen Titelsetzung will der gequälte Chefredaktor Rafi offenbar Verwirrung stiften. Vielleicht will er auch mit seinem Versatzstück seine feministischen Leserinnen bei Laune halten?
Bin gespannt, wie lange es noch braucht, bis der Zündstoff von «#hateleaks» auf der BLICK-Redaktion eine journalistische Thematisierung bekommt.
Direktive von Walder an Heimgartner: über Netzcourage, JSH wird nicht mehr berichtet!
Direktive von Ladina Heimgartner an Rafi: über Netzcourage, JSH wird nicht mehr berichtet!
Direktive von Rafi an die JournalistenInnen: über Netzcourage, JSH wird nicht mehr berichtet!
Direktive der JournalistenInnen an die ihnen zugesteilten Volontäre: über Netzcourage, JSH wird nicht mehr berichtet!
Kampf diesen Direktiven. Ringier-Staff erwachet endlich.