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Präsident! Trump! Infiziert!

Wenn die Medien ins Hyperventilieren geraten, hilft kein Papiersack.

Sie kennen das. Menschen, die zu Schnappatmung neigen, können sich einen Papiersack vor den Mund halten und in ihn atmen. Der abnehmende Sauerstoffgehalt beruhigt dann, die normale Atmung setzt wieder ein.

Die Medien kennen diese Möglichkeit nicht. Seitdem bekannt ist, dass US-Präsident Donald Trump samt seiner First Lady positiv auf Covid-19 getestet wurde, kommt es mal wieder zu Rudelbildung in den Medien.

Die Gazetten sind übervoll

«Kostet ausgerechnet Corona Trump die Wahl?», fragt der «Blick» scheinheilig besorgt. «Experimenteller Cocktail für den US-Präsidenten», vermeldet die medizinische Fachzeitschrift «20 Minuten». Gleich eine ganze Artikelsalve feuert Tamedia ab; darunter: «Wie viele Menschen hat Donald Trump angesteckt?»

Eher staatstragend im alten NZZ-Stil stellt das «Tagblatt» fest: «Für Trumps Wahlkampf kommt die Corona-Infektion zur Unzeit.» Schon mit einem Ratgeber zur Hand sind die übrigen Blätter von CH Media: «Trump hat Corona: Was bedeutet das für den Wahlkampf? 7 Fragen und Antworten.»

Die NZZ riskiert einen Blick auf das Wesentliche: «Trumps Corona-Infektion sorgt für Nervosität an den Finanzmärkten.» Verwunderlich hingegen, dass noch niemand auf die Idee kam, Daniel Koch zu interviewen, dessen fachliche Einschätzung wäre doch wertvoll. Pech hingegen hat, zumindest in der Schweiz, der Tag der Deutschen Einheit. Just vor 30 Jahren hauchte die DDR, der erste Arbeiter- und Bauernstaat auf deutschem Boden, ihr Leben aus.

Man weiss eigentlich nichts

Aber was sind schon die anderen Ereignisse von nah und fern; der US-Präsident hat das Virus. Das ist eigentlich auch das Einzige, was man bislang weiss und könnte mit diesem Satz sein Bewenden haben. Denn mehr weiss man schlichtweg nicht.

Wie steht’s denn um seinen Gesundheitszustand; wie ist der Verlauf, was bedeutet die Tatsache, dass er in der Hochrisikogruppe Ü-70 ist, ist er noch in der Lage, sein Amt auszuüben, ist diese Nachricht eigentlich echt oder Fake News? Verliert oder gewinnt er nun die Wahlen? Wird er versuchen, die Infektion als Vorwand zu nehmen, die Wahlen zu verschieben, ihr Resultat nicht anzuerkennen? Ist die Übersiedlung in ein Militärspital bereits der Vorbote einer beunruhigenden Entwicklung?

Man kann natürlich Vermutungen anstellen

All diese Fragen kann man natürlich stellen – und mit Vermutungen, Werweissereien, Kaffeesatzlesen, Zukunftsdeutungen aus der Glaskugel, dummen Geschwätz beantworten. Und damit kostbaren Platz in den zum Skelett geschrumpften Medien vergeuden.

Statt ganze Buchstabengebirge zu errichten, die schneller als Schnee in der Sonne wieder wegschmelzen, spurlos verschwinden. All dieses Gebrabbel liesse sich durch einen einzigen Satz ersetzen: Der US-Präsident hat bekanntgegeben, dass seine Frau und er positiv auf Covid-19 getestet wurden, es gehe ihm gut.

Ist «Das Magazin» bescheuert?

Eine Nonsense-Frage wie: «Ist Trump ein Faschist?»

Man darf doch nach vier Jahren den gleichen Fehler nochmal machen, muss sich die Schrumpf-Redaktion des Schrumpf-Magazins gedacht haben. Also verwendet sie rund 25’000 Anschläge auf genau diese Frage. Nein, nicht auf die erste, die ist schon beantwortet.

Dafür bringt es eine sogenannte Reportage von Jan Christoph Wiechmann. Der war bis vor Kurzem Lateinamerika-Korrespondent des «stern» mit Wohnsitz Rio de Janeiro. Seit 2020 wieder US-Korrespondent in New York.

Wer einen Artikel kennt, kennt alle

Dieser kurze biographische Ausflug ist nötig, denn Wiechmann schreibt auch immer wieder über ein Thema, in dem ich mich etwas auskenne: Kuba. Wer den Titel seines letzten Werks kennt, kennt eigentlich den Inhalt aller Artikel: «Kuba kafkaesk». Das ist, so wie seine Reportage über Exilkubaner «Miami nice», schon ab dem Titel rezykliert; Erkenntnisgewinn für den Leser: nahe null. Und wer in einem langen Stück über Kuba nur zwei spanische Begriffe verwendet, offenbar nicht weiss, dass «estornudo» hatschi heisst und die selbständigen Kubaner arbeiten auf cuenta propia, nicht auf «propia cuenta», der lässt die Vermutung aufkommen, dass er mit einem Übersetzer unterwegs war. Wenn überhaupt.

Aber zurück zum Thema. Das Thema ist: Vor vier Jahren war für alle US-Kenner, Fachleute, Spezialisten, Analysten, Korrespondenten und Zukunftsdeuter eines klar: Trump wird nie Präsident. Ausgeschlossen. Unmöglich. Undenkbar. Wir können jetzt schon der ersten Präsidentin gratulieren. Diese krachende Fehlanalyse hielt sich sogar bis in die späte Wahlnacht, als zum Beispiel im Schweizer Farbfernsehen immer noch verzweifelt nach Möglichkeiten gesucht wurde, wieso Trump vielleicht doch nicht gewählt wurde.

Daran schloss sich betretenes Schweigen an, dann markige Worte, dass man vielleicht doch mal den Elfenbeinturm in der eigenen Gesinnungsblase verlassen müsse und den Leuten wieder besser zuhören, auch ausserhalb des intellektuellen Klüngels.

Grotesk gescheiterte Expeditionen in die Wirklichkeit

Das führte dann zu teilweise grotesk gescheiterten Expeditionen in die Wirklichkeit, so wie beim Fälscher Claas Relotius. Oder beim mit Fehlern und Vorurteilen gespickten Reportageversuch zum Start der «Republik». Viel weiter ist man allerdings beim Versuch zu verstehen, wieso die Amis so bescheuert sind, einen so bescheuerten Präsidenten zu wählen, auch nicht gekommen.

Nun steht seine Wiederwahl an, und wie in der unsterblichen Neujahrsklamotte «Dinner for One» heisst’s: gleiches Vorgehen wie jedes Mal. Mit einer kleinen Akzentverschiebung. Man möchte die peinliche Blamage nicht wiederholen, deshalb wird als denkbar angenommen, dass Trump tatsächlich die Wiederwahl schaffen könnte.

Nein, es wird nicht als denkbar angenommen, es wird befürchtet. Und schon wieder fragt man, also genauer fragt sich der Hamburger Journalist Wiechmann in New York, wie schlimm es denn werden könnte. Denn zu seinem Erstaunen ist Trump immer noch im Amt, dabei hatte Wiechmann doch schon 2018 per Ferndiagnose «eines der bekanntesten Psychiater der USA» festgehalten, dass Trump zwar nicht krank sei, «aber er hat psychische Störungen der gefährlichsten und destruktivsten Art».

Fehldiagnosen, Fehldiagnosen, Fehldiagnosen

Ja furchtbar, und was schloss der Psychiater daraus: «Ich glaube nicht, dass er das Ende der ersten Legislaturperiode erreicht.» Wir haben also in Wiechmann einen Reporter, der mit der nötigen Objektivität und ergebnisoffen an die Analyse der nächsten Wahlen herangeht.

Das merkt man schon am Lead: «Ist Trump ein Faschist? Nein, sagt die ehemalige US-Aussenministerin Madeleine Albright.» Das ist schon von einer bodenlosen Demagogie. Deren warnendes Buch von 2018, mit dem Wort «Faschist» nicht inflationär umzugehen und es nicht auf missliebige Politiker zu verwenden, indirekt auf Trump zu münzen, da wäre selbst Trump beeindruckt.

Aber vielleicht stammt der Lead nicht von Wiechmann. Aber der erste Satz: «Kyle Murphy hat sich den impulsiven alten Mann mit dem gefärbten Haar oft genug aus der Nähe angeschaut.» Nach seinem Abgang sorgte Murphy für Schlagzeilen, indem er behauptete, Trump bewundere Putin und den kleinen Dicken in Nordkorea; also zwei gefährliche Autokraten.

Der Beginn einer langen Geisterbahnfahrt

Das ist dann nur die Einleitung für eine wahre Geisterbahnfahrt. Zufälligerweise «alle interviewten Politologen, Juristen und Philosophen» (wir verzichten auf das Idioten-Binnen-I) sind besorgt, beunruhigt. Raunen, warnen, autokratische Tendenzen, faschistische Methoden, Rassismus sowieso. Der Leser kann sich den Spass machen, mal kurz alle negativen Charakteristika zu notieren, die ihm zu einem Politiker einfallen. Er wird alle, und noch mehr, in diesem Artikel wiederfinden.

Die Sabotage der Briefwahl, die Verhinderung der Stimmabgabe, die frühzeitige Erklärung Trumps, dass er die Wahlen gewonnen habe, nichts fehlt. Natürlich auch der nicht: «Milizionäre wie Phil Robinson, 43, drei Kinder, langer Bart, ausgerüstet mit einem Sturmgewehr AR-15, mit Handschellen, einer Pistole und Metallplatten.»

Wo gibt es Hoffnung? In Afrika

Gibt es denn noch Hoffnung in der Verzweiflung? Wenig; der ehemalige Mitarbeiter Murphy, der seine Adresse nicht nennen will, haucht ins Telefon: «Burkina Faso, wo das Volk erfolgreich gegen den früheren autoritären Herrscher protestierte, und Gambia.»

Echt jetzt, die USA sollten von Burkina Faso und Gambia lernen? Wie würde das wohl der berühmte US-Psychiater per Ferndiagnose nennen? Galoppierender Realitätsverlust? Schlimmeres?

Um auf die Eingangsfrage zurückzukommen: Wie kann einer Faschist sein, der nicht mal weiss, was Faschismus ist? Um zur besseren Frage zu gelangen: Wieso schaufelt sich der Journalismus mit solch stumpfsinnigen Bedienungen von Vorurteilen sein eigenes Grab immer tiefer?

Weiss man, wieso Trump gewählt wird?

Weiss man nach einem solchen Schwachsinn einen Deut besser, wieso vielleicht die US-Stimmbürger Trump nochmals wählen werden? Nein, der Reporter war in einem fiktionalen Trip ins Abseits, ins Nonsense-Land, wo nur sehr, sehr wenig mit der Realität zu tun hat.

Wenn er das immer wieder mit Kuba macht, wo er die ewig gleichen Klischees nochmals durch den Wortwolf dreht, die Insel wird’s überleben. Aber warum müssen Journalisten das Publikum wieder mit einem Horrokabinett schrecken, mit einem Gang durch die alte Jahrmarktsattraktion, wo Zerrspiegel die Besucher erschauern lassen?

Gefilterte Weltsicht wie in Parteizeitungen

Es gibt den schönen Straftatbestand «Schreckung der Bevölkerung». Den erfüllt Wiechmann in seiner Expedition ins Nowhereland vollständig. Das Absurde daran ist: Seine gefilterte Weltsicht unterscheidet sich eigentlich in nichts von der der Parteizeitung «Granma» auf Kuba. Nur sind verschiedene Filter vor die Realität gestellt.

Nichts als die Wahrheit

Wie die Medien Ruf und Ansehen verspielen.

Als die sowjetische «Prawda» noch die grösste Zeitung der Welt war – zumindest die auflagenstärkste –, machte sich die freie Presse des Westens zu Recht darüber lustig, wie in der «Wahrheit» die Realität umgebogen wurde.

Wie in «Neues Deutschland», wie in der «Rudé právo», wie in unzählige Zeitungen der herrschenden kommunistischen Partei gab es eigentlich nur drei Arten von Nachrichten. Sehr gute aus dem sozialistischen Lager, schlechte aus dem kapitalistischen, und ganz schlechte aus den USA.

Diesem Ordnungsprinzip folgen heute im Wesentlichen nur noch «Rodong Sinmun», die «Arbeiterzeitung» von Nordkorea, oder «Granma», benannt nach der Yacht, mit der Fidel Castro in Kuba anlandete, um den erfolgreichen Guerillakampf gegen Diktator Batista zu beginnen.

Revolutionär: Leserbriefe

Selbst die chinesische «Rinmen Ribao» verlässt gelegentlich den Pfad der Tugend und wagt tatsächlich Kritik an Parteifunktionären. Das liegt auch daran, dass in Nordkorea und auf Kuba die Parteizeitungen weiterhin das Monopol der Informationsvermittlung auf Papier innehaben.

Geradezu revolutionär lässt die «Granma» seit einiger Zeit sogar Leserbriefe zu, selbst solche, in denen Kritik an den vielen Defiziten des Systems geäussert werden darf. Geradezu investigativ werden dann die zuständigen Parteibonzen damit konfrontiert, die eilfertig Abhilfe versprechen – oder die US-Handelsblockade als Begründung anführen, wieso es nicht besser ginge.

Hüben und drüben bewegt sich was

Hier bewegt sich also was. In der westlichen Presse allerdings auch. Die überlebenden Parteizeitungen müssen sich höchstens Sorgen um die Papierzuteilung machen; keiner der über 200 Redaktoren der «Granma», die normalerweise als achtseitiges Tabloid-Blättchen erscheint, muss sich Sorgen um seine Stelle machen. Wenn er es bis in ihre heiligen Hallen geschafft hat, ist die Zensurschere bereits fest im Hirn verankert.

Im Westen, auch im deutschen Sprachraum, werden die Redaktionen hingegen bis zum Skelett abgemagert. Ressorts werden zusammengelegt, Journalisten im Multipack eingespart, und nach der letzten Sparrunde ist vor der nächsten. So hat Tamedia gerade bekannt gegeben, dass nach diversen Schrumpfungen nochmals 70 Millionen Franken eingespart werden müssen.

Einsparen und auslagern

Sparen ist das eine, die Verengung des Blickwinkels das andere. Seitdem zumindest Printausgaben einer Tageszeitung in der Schweiz von 500 Franken aufwärts im Jahr kosten, will man ja nicht weiter Abonnenten verlieren, die nicht einsehen, wieso sie steigende Preise für sinkendes Inhaltsangebot zahlen sollten.

Da die Rumpf- und Sparredaktionen kaum noch in der Lage sind, eigene Reportagen oder Storys zu produzieren, übernehmen in der Schweiz immer mehr Zeitungen immer mehr Inhalt von der SDA, der letzten überlebenden Nachrichtenagentur. Oder lagern wie Tamedia die Auslandberichterstattung fast vollständig an die «Süddeutsche» in München aus.

Vor allem bei harten, aber aufwendigen Themen wie Wirtschaft erschlafft zunehmend die Recherchierkraft; sparsam eingestellte Kindersoldaten, die erfahrene, aber teurere Redaktoren ersetzen, haben zudem kaum Ahnung von den Grundlagen; eine Bilanz ist für sie schon ein Buch mit sieben Siegeln, von einem umfangreichen Geschäftsbericht ganz zu schweigen.

Hilft Gesinnungsjournalismus?

Also was tun, in all diesem Elend? Eine Sache gibt es immerhin, die getan werden kann. Kostet zudem nichts und hilft ungemein bei der Leser-Blattbindung: Der Gesinnungsjournalismus. Die Weltperspektive, die mit der Weltanschauung der Mehrheit der Leser übereinstimmt.

Eine Reportage ist nicht mehr eine ergebnisoffene, neugierige Expedition in die Wirklichkeit. Sondern eine Einlösung von – zumeist schon vorher festgelegten – Thesen und Anschauungen. Zur Karikatur gesteigert durch den «Spiegel»-Reporter Claas Relotius. Mit Preisen überschüttet, wurden seine Reportagen nie selbst primitivsten Faktenchecks unterworfen. Weil er das Narrativ, die Weltsicht seiner Vorgesetzten und auch der Leser bestätigte.

Da sind die modernen Massenmedien unbelehrbar. Nicht lernfähig. Vor knapp vier Jahren fielen eigentlich alle deutschsprachigen Medien bei ihren Wahlprognosen für die USA kräftig auf die Schnauze. Sie stapelten bis in die Wahlnacht hinein einen Grund auf den anderen, wieso Donald Trump sicherlich nicht gewinnen könne. Ausgeschlossen, keine Chance, niemals.

Leere Versprechungen nach schwerer Niederlage

Nach einer betroffenen Schweigeminute versprachen die Medien dann Besserung, man wolle die Realität wieder ernst nehmen und so darstellen, wie sie ist. Nicht, wie sie sein sollte. Aber das waren leere Versprechungen. Der «Spiegel» hat es sich zur eingestandenen Aufgabe gemacht, Trump wegzuschreiben.

Abgesehen davon, dass das in den USA niemand kratzt: Eher käme ein Kamel durchs Nadelöhr, als dass ein positives Wort über Trump den Weg in den «Spiegel» findet. Oder in Tamedia. Oder in CH Media. Oder in den «Blick». Trump ist ein grössenwahnsinniger Blender, noch blöder als seine blond gefärbten Haare. Er lügt, wenn er den Mund aufmacht, er versagt überall, er ist korrupt, benimmt sich aussenpolitisch wie ein Elefant im Porzellanladen, aber wie ein angepisster Elefant.

Er widerspricht sich in jedem Satz mindestens ein Mal, und nur er selbst glaubt daran, dass er die USA wieder zu alter Grösse geführt habe. Also ist die Ausgangslage wieder klar. Die Demokraten können auch einen leicht senilen Versager gegen ihn aufstellen, sogar eine dunkelhäutige Vizepräsidentin, eines ist wieder klar: Trump verliert. Auf jeden Fall. Amtlich. Wir müssen uns höchstens Sorgen machen, ob er seine Niederlage auch akzeptiert.

Nach der Niederlage ist vor der Niederlage

Ist das so? Wenn das so wäre, würden seine Umfragewerte doch im einstelligen Bereich dümpeln. Denn die Amis mögen ja eher einfachen Gemüts und an Waschmittelreklame-Wahlkämpfe gewohnt sein. Aber so bescheuert können sie ja nicht sein.

Nun hat Joe Biden tatsächlich in den meisten Wahlumfragen die Nase vorne. Aber auch Trump liegt bei 41 bis 46 Prozent. Kommt noch hinzu, dass das scheisskomplizierte Wahlmännersystem durchaus ermöglicht, dass jemand Präsident wird, obwohl er weniger Stimmen als sein Konkurrent bekommen hat.

Aber wer sind denn die Anhänger von Trump? Genau, White Trash, depravierte Weisse, Rassisten, Wutbürger, Rednecks, Südstaatenfans, die sich die Rassentrennung zurückwünschen, wenn nicht gar die Sklaverei. Die kann Trump verführen, weil sie nicht merken, dass er sich nur verbal für sie starkmacht, in Wirklichkeit in die Pfanne haut.

Filterblase unter Luftabschluss

So stellt es der Gesinnungsjournalismus in seiner Filterblase mit Luftabschluss dar, auch mit Einverständnis der Leser, denn die Bestätigung eigener Vorurteile ist immer angenehmer als die Konfrontation mit verstörenden, aber die komplexe Wirklichkeit abbildenden Berichten.

Sollte Trump wider Erwarten und gegen alle Begründungen, wieso das niemals passieren kann, wiedergewählt werden, dann wird wieder das Gleiche passieren wie vor vier Jahren. Betroffenes Schweigen, dann Erklärungen, wieso die Amis völlig falsch abgestimmt haben. Und dann wird der nächste Relotius ausgesandt, um wieder zu erforschen, welche Hinterwäldler, Idioten, Rassisten, Waffennarren, Blödköpfe, deren Welt hinter dem letzten Mc’Donald’s in ihrem Kaff aufhört, diesen Blender und Versager gewählt haben.

Die Redaktoren der immer noch existierenden ehemaligen Parteizeitungen reiben sich verblüfft die Augen. Wofür sie früher immer harsch kritisiert wurden, das machen nun kapitalistische Leitmedien genauso. Als hätten sie einen Schulungskurs besucht: Wie man die Welt richtig sieht.

Besteht das im Kapitalismus?

Aber im Gegensatz zum Sozialismus herrscht im Westen immer noch Marktwirtschaft. Angebot und Nachfrage. Und wer will schon einen Haufen Geld für einen mageren Aufguss des «Neues Deutschland», der «Prawad» ausgeben?

Es wird zunehmend mit einem Setzkasten vorgeprägter Thesen gearbeitet und geschrieben. Nach dem guten, alten Hollywood-Prinzip: Es gibt die Guten und die Bösen, damit sie auch der blöde Kinogänger unterscheiden kann, haben die Bösen immer schwarze Hüte auf.

Das sieht man im Grossen, aber auch im Kleineren. Nicht nur in Deutschland protestieren immer mehr Menschen gegen die Corona-Politik der Regierung. Natürlich, eine Minderheit, und die Demonstrationen sind tatsächlich begleitet von Verschwörungstheoretikern und Rechtsradikalen.

Gleiche Methode bei den Corona-Demonstrationen

Also eigentlich genauso wie bei jeder linken Demonstration. Aber bei diesen Demonstrationen wird schon im Vorfeld immer warnend darauf hingewiesen, dass es dann auch gewaltbereite Rechtsradikale geben wird, zudem Aluhutträger, die daran glauben, dass Bill Gates diese Pandemie erfunden hat, damit er sich an seinem Impfstoff nochmal dumm und dämlich verdient.

Und welcher Bürger, der schlicht und einfach mit der Coronapolitik nicht einverstanden ist, will sich schon in einem solchen Umfeld bewegen? Dass trotz dieser Warnungen die Anzahl Demonstranten  von Mal zu Mal zunimmt, darauf können die Thesenleitmedien nur kopfschüttelnd mit Unverständnis reagieren. Schon wieder benimmt sich die Wirklichkeit, dieser ungezogene Schlingel, nicht so, wie sie soll. Da ist wieder «Aufklärung» gefordert. Während sich immer mehr Konsumenten gähnend abwenden und ihr Geld lieber sinnvoll ausgeben.