Schlagwortarchiv für: Daniel Binswanger

Hilfe, mein Papagei onaniert VI

Hier sammeln wir bescheuerte, nachplappernde und ewig die gleiche Leier wiederholende Duftmarken aus Schweizer Medien. Subjektiv, aber völlig unparteiisch. Heute ausschliesslich Berichte aus dem Unterholz.

 

Der «Blick» geht auf den Strich

Also in seinem neuen Logo, versteht sich. Das schreibende Regenrohr fängt in seiner Traufe jeden Tropfen auf, der sich noch aus dem Fall Tschanun rausquetschen lässt.

Und läuft und läuft und läuft …

Seit wir das letzte Mal reingeschaut haben, hat das Blatt der tiefergelegten Bespassung ganze 13 Artikel nachgelegt. «Sie verliebten sich beim Latino-Tanz!», der Augenzeuge des tödlichen Velounfalls. Die IV-Rente. Die drohende Verfilmung seines Lebens, die Angst davor, dass er deswegen nochmal ausrasten könnte.

Selbst seine Kochkünste bleiben nicht unerwähnt. Was wir noch vermissen: Hatte er regelmässigen Stuhlgang? Gibt es ärztliche Unterlagen über den Zustand seiner Prostata? Nahm er Medikamente, wenn ja, welche? War da auch Viagra darunter?

Haltet Euch ran, Ihr Strichmännchen vom «Blick»

Die Strichmännchen bei «Blick» sollten wissen: Es gibt noch viel zu tun. Packt’s an, das Feld ist noch fast jungfräulich und unbeackert. Gilt natürlich neuerdings auch für Strichfrauchen (darf man das?). Oder, Ihr erholt Euch endlich mal davon, dass Michèle Binswanger vom «Tages-Anzeiger» Euch gezeigt hat, wie man eine Story richtig auserzählt.

Neid ist völlig unangebracht; die meisten anderen weiblichen Mitarbeiter dort betreiben lieber Nabelschau und möchten die Welt nur darüber informieren, welche neuen Leiden sie gerade an und in sich entdeckt haben.

Wats-off

Eigentlich wollte ich hier die schrägsten Sumpfblasen beim Tauchgang in die Niederungen des Journalismus darbieten, und dafür – bei diesem allgemeinen Niveau – muss man sehr, sehr tief unter null gehen.

Aber mit einigen gezielten Schlägen unter die Gürtellinie zwang mich «watson», schnell wieder nach oben zu schwimmen, um nach Luft zu schnappen.

Das konnte ich noch mit Atemtechnik wegstecken.

Bei den folgenden Schlägen wurde es dann immer schwieriger:

Hier verlor ich kurzzeitig die Atemkontrolle.

Wenn man nicht lesen kann, liest man so.

Philipp Loepfe ist immer gerne mit News von gestern schon morgen zur Hand.

Auch die Infantilisierung ist noch nicht bis zur Neige ausgeschöpft. Dazu ZACKBUM so

Die gekaufte «Republik»

Jubel- und Warnschreie zugleich stiess die «Republik» aus, weil es ihr gelungen sei, viel weniger Leser als auch schon zu verlieren und viel mehr bei der Stange zu behalten. Aber das könne sich dann auch wieder ändern, im Fall.

Auf jeden Fall arbeitet die «Republik» kräftig dran. Wir wollen uns natürlich nicht immer als leuchtendes Vorbild hinstellen (wieso eigentlich nicht?), aber rein quantitativ war der Ausstoss des Magazins in den letzten 7 Tagen sehr überschaubar. 26 Schriftwerke insgesamt. Wenn man Beigemüse und «Nachrichtenbriefings» (obwohl die auch schon mal über 16’000 Anschläge umfassen) und Inhaltsangaben weglässt, schrumpfen die auf 10 richtige Werke zusammen.

Das längste Stück widmet sich mal wieder dem Thema: Ist doch schon mehrfach in die Hose gegangen, wieso nicht nochmal? Eine eher bittere Niederlage musste die «Republik» bei ihrer Anklage gegen die ETH einstecken. Trotz zäher Gegenwehr und beachtlichem Geldverschleiss konnte sie mal wieder die meisten Anschuldigungen nicht halten. Weil anonym.

Aber auch Rache beginnt mit einem R. Also streut sie mal wieder rund 50’000 Anschläge über die «Eidgenössische Toxische Hochschule». Sie konnte einen internen Untersuchungsbericht ergattern, und den schlachtet sie aus. Garniert mit ausschliesslich anonymem Beiwerk, what else.

Düster, nass, drohend: Tatort ETH.

Oder doch nicht? Die schläfrigen Augen erblicken doch tatsächlich irgendwo mitten im Machwerk den Anfang eines Absatzes. «Als Anton Müller 2012 sein Büro auf dem Hönggerberg bezog, kam er nicht mehr aus dem Staunen heraus.» Der Leser wird schlagartig wach. Echt jetzt, ein realer Zeuge? Zwar nicht ganz taufrisch, aber man kann wohl nicht alles haben.

Natürlich folgt die grausame Enttäuschung auf dem Fuss: «Anton Müller, der in Wirklichkeit anders heisst …» Ich tue ja fast alles im Dienste meiner Leser, aber hier bin ich ausgestiegen.

Gekauft, gekauft, gekauft

Obwohl ja bekanntlich 50 Nasen weit über eine Million Franken Gehälter pro Jahr verbraten, fällt noch etwas auf. «Haydn im Plattenbau», hört sich interessant an, ist aber ein eingekauftes Essay. Thema «Suizid», immer wieder gern genommen, hier von einem freien Journalisten. Neues von der Flüchtlingskrise im Mittelmeer – eingekauft. Reportage über die Corona-Bekämpfung in Taiwan: eingekauft. Zudem, sorry: «Lernen von den Besten» heisst das Stück; was sagt dazu der Autor von «Von Laos lernen, heisst impfen lernen»?  Ein Anruf genügt, er sagt:

Das können wir leider nicht übersetzen.

Bleiben also noch ein halbes Dutzend eigener Werke. Die Wochenleistung von vielen, vielen Sesselfurzern im «Rothaus» – oder im Homeoffice. Sonst noch was Nennenswertes? Kann man so oder so sehen, die schreibende Schmachtlocke hat mal wieder zugeschlagen – und unter Beweis gestellt, dass viel Meinung, beruhend auf viel Gesinnung, ergänzt mit ganz, ganz wenig Wissen, eine sehr unbekömmlich Mischung ergibt.

Glücklicherweise muss man auch hier nicht weiterlesen, nach diesem Einstieg Daniel Binswangers: «US-Präsident Joe Biden will Gewinne globaler Konzerne weltweit zum gleichen Satz versteuern.

Für das parasitäre Schweizer Dumping­modell dürfte das einschneidende Konsequenzen haben.»

Der erste Satz enthält noch Spurenelemente der Realität. So etwas hat Biden tatsächlich angekündigt. Im Wissen darum, dass das niemals geschehen wird. Und mit der Absicht, vom Steuerhinterzieherparadies Nummer eins, vom Betreiber der weltweit grössten Geldwaschmaschinen, vom mit Milliarden von Drogengeldern verseuchten Wirtschaftsleben abzulenken. Also von den USA. Damit ergibt sich dann auch das mit dem parasitären Dumpingmodell der Schweiz.

Der Scheitel sitzt, der Kragen auch. Dazwischen ist nix.

Denn wem man heutzutage sichere Möglichkeiten für alle denkbaren Schweinereien im Finanzwesen aufzeigen will, dem empfiehlt man in erster Linie die USA. Dann England, Singapur. Frankreich und Deutschland sind auch nicht schlecht unterwegs bei Geldwäsche – aber sicher nicht die Schweiz. Das würde allerdings bedeuten, mal hinter der Locke vor den Augen die Wirklichkeit wahrzunehmen. Aber das mag Binswanger gar nicht.

 

Internationale! Solidarität!

Die gute Nachricht: Die Schweiz hat eine ganze Armee der Vernünftigen und Solidarischen. Die schlechte Nachricht: In der vordersten Reihe stehen Medienschaffende, denen man das nicht abnehmen mag.

Von Stefan Millius*

Wie geht man mit einer Kundgebung um, deren Botschaft man nicht gut findet? Am besten, indem man einfach nicht hingeht. Und vielleicht sogar noch sagt, wenn man gefragt wird, dass man die Botschaft des Anlasses nicht mitträgt. Aber muss man sich von einer Kundgebung, die behördlich bewilligt ist und nicht zum Griff zu den Waffen aufruft, aktiv distanzieren? Medienwirksam?

Bewegung gegen was?

Muss man unbedingt, finden rund 15’000 Menschen, die heute auf Twitter die Hashtags #NoLiestal oder #NoAltdorf gesetzt haben. Ach ja, und zum Teil auch noch #NoCovid, um sich von den Leuten zu unterscheiden, die total auf der Seite des Virus sind und ihm ein langes und erfolgreiches Leben wünschen. persoenlich.com hat über die Aktion berichtet.

Das sei eine «Gegenbewegung zu den Kundgebungen von Corona-Massnahmen-Kritikern», wie sie in Liestal zusammengekommen sind am Samstag, erfahren wir dort. Und diese Gegenbewegung spreche sich für «Solidarität und Vernunft» aus. Gegenüber wem oder was, wird nicht ausgedeutscht. Offenbar ist das in diesen Kreisen sowieso sofort klar.

Immer bei den «Guten»

Warum das ein Thema für ein Medienportal war? Weil sich auch viele Exponenten aus dieser Branche das Etikett der Vernunft auf die Stirn kleben wollten. Was niemanden verwundern sollte. Denn gerade die Vertreter der Zunft, die Objektivität predigt, empören sich immer besonders schnell. Oder, eleganter ausgedrückt, machen sich gern mit einer Sache gemein, die «vernünftig» ist. Oder «solidarisch».

Ganz schnell war «Republik»-Mann Daniel Binswanger. Man spürt die Aufregung förmlich, die ihn garantiert erfasst hat, als ihm klar wurde: Heute muss ich nur die Maske, die da ja sowieso irgendwo in der Jacke liegt, aufsetzen und ein Foto machen und bin dann einer von den Guten – schneller und leichter geht das selten. Auch Victor Giacobbo lässt eine solche Gelegenheit nie aus, wobei er mehr Arbeit damit hatte. Er stürzte sich für die Aufnahme zuerst noch in die Verkleidung als Abgefucked-Fredy, eine seiner Kunstfiguren. Warum genau? Vielleicht wollte er suggerieren, dass nicht einmal Randständige auch nur den Anflug von Verständnis haben für Coronamassnahmenkritiker. Harry Hasler wäre vermutlich auch gegangen.

Bürgerrechte? Nein!

Und dann natürlich Knackeboul, bei dem die meisten Leute Wikipedia benötigen, um herauszufinden, warum man den eigentlich kennen sollte. Er hat das Pech, dass er berufstechnisch zwischen zwei Welten gefallen ist. Den Alten sagt er irgendwie von irgendwo her etwas, sie wissen aber nicht mehr wieso, und wenn sie es herausfinden, wollen sie sich auch nicht wirklich antun, was er macht. Die Jungen nehmen ihn wahr als jemanden, der krampfhaft für sie da sein möchte, ohne zu wissen, was sie eigentlich gerne hätten. Der einzige Weg zurück in die Wahrnehmung der Öffentlichkeit ist das Gutmenschentum, das er bei jeder Möglichkeit zelebriert und das so vorhersehbar ist wie Osterhasen in den Läden ab Februar. Auch er hat sich heute eine Maske aufgesetzt und sagt, wie schlimm er das alles findet, was in Liestal geschehen ist: Da haben Leute ihre Bürgerrecht wahrgenommen, es ist wirklich zum Heulen.

Für Renato Kaiser, der auch nicht abseitsstehen wollte, weil er ja weiss, dass man mit Worten wie Vernunft und Solidarität die SRG als Auftragsgeberin bei Laune hält, sind Leute, denen die Massnahmen zu weit gehen, übrigens «Virenschleudern». Das wird auch bald bewiesen sein, denn nach Liestal dürften spätestens Ende Woche die Intensivstationen in der Schweiz total überfüllt sein. Waren sie ja bekanntlich bereits nach der frühen Kundgebung 2020 in Zürich.

Aber immerhin gut zu wissen, dass die Leute, die aufgrund der Sparmassnahmen bei den schwer gebeutelten Verlagen unter der Last der Arbeit ächzen, immer noch Zeit finden, um etwas auf eine Maske zu kritzeln.

* Stefan Millius ist Chefredaktor von «Die Ostschweiz» und Mitarbeiter des «Nebelspalter».

 

Wahnvorstellungen im Nebel

Eines hat der neue «Nebelspalter» schnell geschafft: dass seine Gegner sich lächerlich machen.

Über die Humorfähigkeit von Markus Somm und seiner Internetversion des «Nebelspalter» kann man geteilter Meinung sein. Der bisher einzig richtige Brüller passierte unbeabsichtigt, als der hochwohllöbliche VR-Präsident, grosse Bach-Liebhaber und ganz allgemein kultivierte Mensch aus Versehen in seinem Werbemail zu seinem ersten Artikel als Link auf eine Porno-Webseite verwies.

Die Gegnerschaft machte sich selbst schon zweimal lächerlich. Zum einen, als die «Republik» 55’000 Anschläge darauf verwendete, um zu zeigen, dass Constantin Seibts Sprachdurchfall immer pathologischer wird. Und die Allzweckwaffe aus dem Hause Tamedia lieferte auf Wunsch sein Spezialwerk ab: einen Verriss, völlig ohne Fakten, aber voll von Behauptungen, Unterstellungen und mieser Meinung. So kennt man Andreas Tobler oder seinen Bruder im Geist Philipp Loser. Ein Duo infernale, das das Niveau bei Tamedia noch mehr senkt, als es 78 aufgeregte Frauen können.

Aber das alles verblasst vor der neusten Schmonzette, vor dem nun restlos gelungenen Versuch, sich öffentlich zum Deppen zu machen. Zum Vollidioten. Wie hat der «Nebelspalter» das geschafft? Eigentlich, das muss Markus Somm zugeben, unabsichtlich.

Langsam aufsteigender Antirassismus

Denn, es trug sich Folgendes zu. Der Print-«Nebelspalter» veröffentlichte in seiner Februar-Ausgabe die Karikatur eines bekannten deutschen Karikaturisten. Der arbeitet unter anderem für die taz (das ist die deutsche WoZ, nur täglich), oder für «Die Zeit». An seiner linksliberalen bis linken Haltung gab es bislang nicht den geringsten Zweifel. Bis Somm auf die Idee kam, auf der verzweifelten Suche nach Satire in seiner Ausgabe, diese Karikatur vom Print-Nebelspalter zu übernehmen.

Man muss noch hinzufügen, dass sie damals bei ihrer Veröffentlichung null kritische Reaktionen bewirkte. Null. Die Karikatur blieb die Gleiche, aber der Absender änderte:

Zum Unglück sind die Antirassisten denkscheu.

Was im Print-Nebelspalter ging, geht im Somm-Nebelspalter nicht. Denn plötzlich ist diese Karikatur «rassistisch», «menschenverachtend», «widerlich», in einem Wort, eine «Schande». Nun, schnell erregte Idioten im Internet sind eine unangenehme Begleiterscheinung der Möglichkeit, dass jeder Depp Multiplikatoren für seine Ansichten findet, und seien die noch so hirnlos.

Aber wenn es gegen rechts, gegen Rassismus, also in einem Wort gegen Somm geht, brechen alle Staudämme, die normalerweise nicht völlig verblödete Leute davon abhalten, sich selbstverschuldet in aller Öffentlichkeit so lächerlich zu machen, dass sie eigentlich in ein Sabbatical müssten, hätten sie etwas Ehre im Leib.

Den Shitstormtruppen höseln Intellektuelle hinterher

Das fehlt aber der schreibenden Schmachtlocke Daniel Binswanger ebenso wie ein Rückgrat. Also greift er in die unterste Schublade des Denunzianten und wendet sich an Operation Libero und deren Co-Präsidentin Laura Zimmermann. Die wagt es nämlich, mit Markus Somm vor laufender Kamera verbal die Klinge zu kreuzen. Früher nannte man das Debatte, heute nennt das Binswanger: «Willst Du wirklich widerlichen Rassismus legitimieren Laura?» Kommaschwach, aber meinungsstark behauptet die Fönfrisur, dass es «widerlichen Rassismus» im Nebi gäbe, was ihm aber in der Print-Ausgabe nicht aufgefallen ist.

Vielleicht war er da gerade beim Coiffeur. Und von der absurden Prämisse, einem linken «taz»-Karikaturisten «widerlichen Rassismus» vorzuwerfen, setzt er noch das Stück aus dem Tollhaus drauf, Laura Zimmermann zu unterstellen, sie legitimiere das.

Rapper Knackeboul, der auch vorher nicht durch intellektuelle Glanztaten auffiel, twittert, dass der Nebi jetzt von «Nazis geführt» werde. Wahrscheinlich spekuliert er zu Recht darauf, dass für ihn mildernde Umstände gelten und er deshalb weder für voll, noch ernst genommen wird.

Ein echter Professor Unrat wie von Heinrich Mann

Aber dann gibt es noch den Professor Ratlos Philipp Sarasin. Der hat mit Somm und überhaupt der rechten Presse noch ein persönliches Hühnchen zu rupfen, also zittert und twittert er sofort mit: «Das ist ja echt nicht zu fassen. Was für eine Schande.» Nein, lieber Professor Unrat, die Schande ist, dass ein Flachdenker wie Sie auf Kosten des Steuerzahlers harmlose Studenten mit seiner Unfähigkeit als Geschichtsprofessor quälen darf. Denn was können die von ihm lernen, wo er doch stur behauptet, dass weder die Position, noch die empörte Reaktion des Zeichners, dass das überhaupt nicht rassistisch sei, eine Rolle spiele, das als «nicht relevant» abtischt.

«Mir scheint, das ist eine komplette Schutzbehauptung des Zeichners», donnert er zu Tamedia vom Katheder. Meiner Treu, wenn er seinen Studenten den Beginn des Zweiten Weltkriegs erklären will, sagt er dann auch, «seit 5.45 Uhr wird jetzt zurückgeschossen» sei eine Schutzbehauptung gewesen?

Einmal ist keinmal, zweimal ist Rassismus

Ist das zu fassen? Eine Wiederholung einer Karikatur, die zuvor schon im «Nebelspalter» erschien, dessen Chefredaktor sich ebenfalls als Linker outet und keinerlei Rassismus in ihr erkannt hat (ebenso wie alle seine Leser), ist ebenfalls fassungslos über diesen Shitstorm.

Jedem Deppen ist es erlaubt, auch öffentlich zu zeigen, dass er ein Depp ist. Was ist aber davon zu halten, wenn sich gefönte Journalisten und gesalbte Professoren ebenfalls zum Deppen machen? Beim Journalisten müssen das die «Verleger» der «Republik» entscheiden. Bei Professor Sarasin ist es entschieden schwieriger, ihn davon zu überzeugen, dass das Gehalt seiner Lebensgefährtin doch auch für zwei reicht.

Hilfe, mein Papagei onaniert V

Hier sammeln wir bescheuerte, nachplappernde und ewig die gleiche Leier wiederholende Duftmarken aus Schweizer Medien. Subjektiv, aber völlig unparteiisch.

 

Gestörter «Blick»

Leser-Blattbindung, bei diesem Begriff kriegen Medienmanager sofort glänzende Augen. Wettbewerbe, Ratgeber, die Kaffeemaschine zum Abo, die «Sonderaktion nur für «Blick»-Leser», das alles war gestern.

Heute ist «Community». Auch wenn ältere Leser das vielleicht mit Kommune übersetzen und sich schaudernd abwenden, das ist auf jeden Fall Leser-Blattbindung. He, ihr seid Teil von etwas Grösserem, und wer will das in der heutigen Vereinzelung nicht sein?

Also gibt es die «Blick»-Community. Die darf Vorschläge für Artikel machen, während die Kindersoldaten im Newsroom brav stehend applaudieren. Also gut, nicht alle stehen und nicht alle machen ein freundliches Gesicht dazu:

Verzweifelter Newsroom der «Blick»-Familie. (Screenshot blick.ch)

Immerhin, ganze drei (in Zahlen 3) wurden schon umgesetzt, darunter ein Thema, das jedem auf den Nägeln brennt: «Mit diesen Tricks gewinnst du jedes Tischfussball-Turnier». Aber nun wird’s ernst, nun wird ein relevantes Thema angepackt:

Als ob es den Tagi-Protest nicht gäbe: Muss es denn eine Frau sein?

Ein Leser hatte behauptet: «In der heutigen Welt bestimmen Persönlichkeitsstörungen wie Narzissmus und Borderline alles Tun.» Weil «Blick»-Leser nicht unbedingt per du mit Fremdwörtern sind, wollen sie darüber Aufklärung, habe eine Abstimmung der Community ergeben.

Wunderbar, die Redaktion macht sich sogleich ans Werk. Recherchieren, rumtelefonieren, Fachleute, Organisationen, Begriffserklärungen, wichtige Fragen beantworten wie: mehr Männer als Frauen? In welchem Alter? Wo ist die Grenze zwischen Boderline und Narzissmus? Was ist aus der guten alten Neurose geworden?

Ja, so wäre das früher gewesen. Heute ist es so:

1000 Buchstaben für Deine Erzählung. Hau rein!

«Hier wollen wir das Schweigen brechen», heisst es lupfig im Text. Hier wollen wir uns möglichst viel Arbeit sparen, wäre die richtige Übersetzung.

«nau.ch» als Telenovela erzählt

Neben den verfilmten Herz-Schmerz-Geschichten gibt es auch – für des Lesens Mächtige, das entsprechende Heftchenangebot. Schauen wir mal, ob «nau.ch» den Telenovela-Test besteht.

Wir fragen uns hingegen, ob nau.ch wirklich eine teure Umfrage braucht, um auf diese billige Erkenntnis zu kommen.

Wir finden, dass hier die Antwort ein klares Nein sein muss. Welcher Seestern kann schon behaupten, so tief in ein Dekolleté geblickt zu haben? Oh, Seesterne haben keine Augen. Aber vielleicht ist das Dekolleté auch nicht ganz echt. Pfui, für diesen Machospruch streicheln wir jetzt einen Igel.

Auch nau.ch beweist: Journalisten spiegeln welterschütternde Ereignisse am liebsten an sich selbst. Vor allem, wenn eine Begegnung mit zwei wichtigen Politikern das Gefühl auslöst, vom Mantel der Geschichte umweht zu werden.

Aber: Es ist nicht so, dass Nau.ch sich nur Themen von überragender Bedeutung widmet. Was passiert, wenn eine Redaktion leicht durchdreht, kann man hier sehen.

«Republik» als Telenovela

Manche könnten meinen, dass zwischen «nau.ch» und der «Republik» Welten liegen. Vor allem, was die intellektuelle Flughöhe betrifft. Schlechte Nachrichten für das Randgruppenpublikum der «Republik»: das täuscht.

Wir sind keine Corona-Skeptiker, aber diesen Ansatz haben wir nicht verstanden. Vielleicht ist die Flughöhe doch in so dünner Luft, dass wir in Schnappatmung geraten. Oder aber, das ist dem Autor passiert, der seine eigene Fähigkeit zum Klugschwätzen etwas überschätzt.

Wenn das Wort Klugschwätzen fällt, ist die schreibende Locke nicht weit. Zwei Sätze, ein Flachsinn. Es gibt ein Corona-Spektakel? Das sei nicht sehr erhebend? Für wen? So wenig Wörter, so viele Fragezeichen. Nun zeichne sich aber eine andere Zukunft ab. Anders als was? Wird das Corona-Spektakel in Zukunft erhebend? Oder hört die Schweizer Politik endlich auf die guten Ratschläge von Daniel Binswanger? Früher schon brauchte es Sachkundige, um die dunklen Prophezeiungen der Seher zu interpretieren und zu übersetzen. Wer erledigt das für Binswanger?

Aber genug der Kolumnen, hier geht’s zur Sache. Gleich sechs Schreib- und Zeichen-Riesen der «Republik» kümmern sich präventiv um den «Nebelspalter». Alle auch mit seherischen Gaben ausgerüstet, denn es gibt ihn noch gar nicht neu. Macht nix, während man noch beim Namen der Autorin «Martha Monster» die Augen nach oben rollt, erzittert man bei Constantin Seibt. Zu recht, dieser Hirnspalter hat 55’525 Anschläge. Die Lesezeit betrage locker ein halbes Stündchen. Wir geben zu: da ist uns unsere Lebenszeit zu wertvoll.

Ausserdem: Für uns ist seriöser Journalismus, über etwas zu schreiben, das es schon gibt. Dann weiss man, worüber man schreibt. Aber das hat die «Republik» nicht nötig.

Mit diesem Höhenflug, nur knapp 9000 Anschläge, überrascht uns Olivia Kühni. Sie litt ja selber jahrelang, aber stumm unter diesen Zuständen bei Tamedia, von denen sie heute schaudernd sagt: «Diese Kultur ist toxisch, oft sexistisch, für viele Menschen darin soul crushing. Sie ist vor allem auch, und das ist die Ironie am Ganzen: geschäftsschädigend.»

Aber sie will, als ehemalige Wirtschaftsredaktorin (daher «soul crushing», you know), auch Optimismus versprühen: «Eigentlich birgt eine solche Disruption immer auch Chancen. Beispielsweise für den Versuch, Journalismus nicht mehr nur als wenig geschätztes Neben­produkt der Werbe­wirtschaft zu verstehen, sondern als Haupt­aufgabe – und die Leserinnen entsprechend als wichtigste, einzige Kunden.» Disruption? Das unbelegte Gewäffel einiger Journalistinnen, die sich damit einen Kündigungsschutz verschaffen wollen?

Das war ein Querschnitt durch das Schaffen der «Republik» (50 Nasen, Budget 6 Millionen) einer Woche. Der Gesamtoutput war zwar länger, aber nicht grösser als der von ZACKBUM.ch (Budget 0, Kosten für die Kunden 0).

Auch die NZZaS hat ein Frauenproblem

Aline Wanner legt neben Felix E. Müller das Niveau der Medienkritik im Hause NZZ tief und tiefer. Während es bei der Temperatur einen absoluten Nullpunkt gibt, sucht die NZZaS noch danach.

«Frauen vergraulen mit Tamedia»,

so hebt Wanner an. Muss man nicht verstehen, Mann fragt sich aber, ob sie nicht eher «Frauen kraulen mit Tamedia» meinte. Aber wer weiss schon, was Frauen wollen. Auf jeden Fall hätten zum Tag der Frau 78 solche einen «offenen und beklemmenden Brief an die Chefredaktion» geschrieben. Eigentlich war das ursprünglich ein interner Brief an Chefredaktionen und die GL, aber was soll’s.

Mit schnellen Trippelschritten nähert sich Wanner dem Höhepunkt: «Es folgen haarsträubende Beispiele, die vor allem eines belegen: ein Klima von Missgunst, Sexismus, Respektlosigkeit, Kleinlichkeit.» Uns haben die Beispiele keineswegs die Haare gesträubt, sie erschienen uns allerdings als Ausdruck von Kleinlichkeit, Missgunst und Respektlosigkeit. Aber den durch Anonymität allgemein als Täter denunzierten männlichen Mitarbeitern bei Tamedia gegenüber.

«Wer kann da seine Mitarbeiterinnen, von denen es ohnehin zu wenige hat (was ebenfalls ein unternehmerisches Problem ist), beschimpfen und vergraulen?» Mit dieser Frage löst sich Wanner völlig von der Realität, denn bislang haben die angeschriebenen Entscheidungsträger mit Betroffenheit, Zerknirschung, ja sogar mit pauschaler Entschuldigung reagiert. Also genau mit dem «Feingefühl», das Wanner von ihnen fordert.

Was auch Wanner besser anstünde als ihre Heuchelei. Oder darf es ihr egal sein, da Männer ja ausschliesslich Täter sind, dass in ihrem Organ gerade der Chefredaktor eher harsch und ruppig gefeuert wurde? Aber da geht Arbeitsplatzsicherung vor Entrüstung, wie schäbig.

Ex-Press XXIV

Blasen aus dem Mediensumpf.

Heute wollen wir uns den menschlichen Abgründen und Schreckensmeldungen widmen.

Zerrspiegel

Nachdem dem deutschen Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» sein Lieblings-Toyboy abhanden gekommen ist, das absurde Impeachment-Verfahren auch nur noch letzte Zuckungen hergibt, hat die Redaktion kurz, aber heftig nach einem neuen Feindbild gesucht. Und eines gefunden, bei dem der Nachschub kein Problem ist:

«Die düstere Welt enthemmter Männer. Feindbild Frau.»

Endlich mal wieder eine Titelstory, die einen echten Skandal aufdeckt: «Erst Hass, dann Mord: Der Onlinehetze gegen Frauen folgt tausendfach Gewalt im echten Leben. Behörden ignorieren das Problem, dabei sprechen Experten schon von Terror.»

Also nach der RAF, nach rechtem Terror, islamischem Terror der Männerterror. Muss ich als Mann nun damit rechnen, auf der Strasse putativ erschossen zu werden, obwohl ich gar keinen Sprengstoffgürtel trage? Meines Wissens auch selten bis nie enthemmt bin?

Nichts Gutes hat der «Spiegel» auch vom immer enthemmteren Virus zu vermelden: «Das Virus wird immer tödlicher», so das Titelzitat über einem Bericht aus Tschechien.

 

Damit erschreckt «Blick» die Leser

Das hier muss wohl ein Beitrag für die düstere Welt enthemmter Männer sein:

Gibt dem Wort Witwenschüttler eine neue Bedeutung: Schlittler und Beller.

Aber auch für enthemmte Skifahrer hat der Boulevard eine eiskalte Schreckensmeldung:

Wärme nur auf dem Klo. Aber wenn auch da was einfriert?

Kann man das noch toppen? Nichts ist unmöglich, sagt sich Flavia Schlittler:

 

Shiva als Untoter? Wusste er das vorher? Erschreckende Fragen.

 

 

Der verschleierte Tagi und die Grundrechte

Wie es sich für ein Qualitätsmedium gehört, erschreckt Tamedia seine Leser nicht mit schockierenden Nachrichten aus düsteren Welten oder aus dem Jenseits. Sondern der verzwergte Unter-Co-Chefredaktor warnt vor noch Schlimmerem: «Ein Angriff auf unsere Grundrechte», alarmiert er den wehrwilligen Staatsbürger mit einem Leid-, Pardon, Leitartikel.

Himmels willen, woher kommt der Feind, wogegen stellt Mario Stäuble ein mannhaftes «wehret den Anfängen»? Ob der Westentaschen-Kommentator wohl weiss, dass dieses Zitat Ovid als Warnung vor den Folgen des Sich-Verliebens formulierte? Wohl nicht, aber wogegen sollen wir uns nun wehren?

Gegen neue Beschneidungen unserer Freiheitsrechte wegen Corona? Kann nicht sein, das befürwortet Stäuble. Gegen schärfere Lockdowns? Schäuble ist dafür. Gegen drastischere Beschränkungen des öffentlichen Lebens? Stäuble schimpft regelmässig über fahrlässige und zögerliche Regierende. Gegen geöffnete Schulen? Schäuble mahnt und warnt.

Wer wagt den Angriff auf unsere Grundrechte?

Ja wer greift denn nun unsere Grundrechte an? Ach, jeder, der «Ja zum Verhüllungsverbot» sagt, greift diese Rechte an. Wahnsinn. Wird die Initiative angenommen, hat also eine Mehrheit unsere Grundrechte ramponiert. Zerstört. Zumindest erfolgreich angegriffen. Wie denn das?

Nun, Stäuble zeigt in zwei Schritten exemplarisch, dass er weder von Logik noch von Freiheitsrechten die geringste Ahnung hat. Abteilung Logik: «Nikab und Burka sind im Vergleich zum Spannungsfeld, das sich zwischen der Schweiz und ihrer muslimischen Bevölkerung auftut, schlicht kein nennenswertes Problem.» Das sei der erste Grund, diesen Angriff abzuwehren. Das ist noch gar nichts gegen das Spannungsfeld zwischen Stäuble und verständlichem Argumentieren.

Wo es einen ersten Grund gibt, hat’s noch mehr. Salbungsvoll zitiert Stäuble «unsere Verfassung» dieses «Basisdokument unserer Demokratie». Man ist froh, dass Schäuble im Tagi eigentlich nichts zu sagen hat. Das ist das Basisdokument unserer Gesellschaftsordnung, in dem unter anderem festgelegt ist, wie eine Initiative eingereicht werden kann und wann sie angenommen ist. Aber macht nix, es geht noch schlimmer:

«Die Glaubens- und Gewissensfreiheit ist eines dieser Grundrechte, sie ermöglicht es jeder Person, ihre Religiosität frei zu bekennen.»

Nein, Stäuble, nein. Welche geistige Wüste erhebt sich hier bis zum Horizont. Keine Freiheit ist absolut. Niemals. Ausgeschlossen. Absolute Freiheit wäre absolute Willkür, Faustrecht, die Aufgabe der Grundlage der Zivilisation. Freiheiten haben Grenzen. Sie hören zum Beispiel dort auf, wo die Freiheit des nächsten beschnitten würde. Wie und wo diese Grenzen gesetzt werden, bestimmt zum Beispiel in islamischen Staaten die Religion.

Was qualifiziert diesen Mann zum Journalisten?

In zivilisierten Staaten wie der Schweiz bestimmt das der Souverän. Wenn meine freie Religionsausübung von mir verlangen würde, jedem zweiten Passanten eine Kopfnuss zu verpassen, dann müsste man mir das leider verbieten. Wenn eine Religionsausübung verlangt, dass sich alle Frauen mittelalterlich zu verhüllen haben, weil sie sonst der enthemmten und düsteren Welt männlicher Gelüste ausgesetzt wären, Aufforderungen zur Respektierung einheimischer Bräuche und Traditionen nichts fruchten, dann muss das natürlich verboten werden.

 

Das Leben ist voller Risiken

Diesem altbekannten Motto lebt CH Media nach. Hätten Sie’s gewusst? Es gibt auch «Risikoholz», von dem «Forstarbeiter 300 Kubikmeter entfernen» mussten. Warum, weil Schneemassen oder klirrende Kälte die Bäume an ihre Grenzen treiben? Aber nein, wegen «Klimawandel», also der Erderwärmung. Schon eine harmlose Titelsetzung birgt das Risiko, sich mit einem schiefen Sprachbild lächerlich zu machen:

«Der Palmölsturm im Wasserglas».

Überhaupt kein Wasserglas stand bereit, als es in den USA ganz, ganz eng wurde: «So knapp entging Amerika beim Sturm auf das Kapitol einer Katastrophe». Worin hätte die bestanden? Nun, sowohl Vizepräsident Mike Pence wie auch Mitt Romney, gescheiterter Präsidentschaftskandidat und Trump-Kritiker, wären «fast dem Pöbel in die Hand gefallen». Anschliessend wären die USA zusammengebrochen, aber es ging nochmal gut.

Was allerdings die Karibik und Lateinamerika davon halten, dass «Amerika» einer Katastrophe entgangen sei? Sogar auf Kuba gibt es, aus vorrevolutionären Zeiten, eine fast identische Kopie des Kapitols, in diversen anderen amerikanischen Ländern auch. Die haben es gar nicht gerne, wenn Amerika gleichbedeutend mit USA verwendet wird.

 

Nicht die Nachricht ist hier die Katastrophe

Ich weiss, das tut nicht gut, aber wenn von Katastrophen die Rede ist, muss die grösste im Schweizer Journalismus erwähnt werden. Nein, das ist nicht «watson». Zwar auch schlimm, aber solange das die Familie Wanner aus dem eigenen Geldspeicher zahlt … Richtig geraten, dann bleibt ja nur noch ein Organ. Das offeriert an einem frostigen Samstag eiskalt drei Beiträge. Also genau genommen vier, aber einer beschreibt auf 7500 Anschlägen nur die anderen drei. Wie es halt so Brauch ist bei der «Republik».

Einer ist erfreulich kurz; eine Bildbetrachtung. Eine Frau schreibt über Frauenkunst, die unter dem Titel steht: «Is that a Banana in your pocket …» «Das ist keine Banane», überschreibt die «Republik» den Schüleraufsatz. Doppelte Katastrophe. «Is that a gun in your pocket or are you just happy to see me», so lautet das unsterbliche Zitat von Mae West; aus Zeiten, als Anzüglichkeiten noch Spass machten und keinen Ärger.

«Das ist keine Pfeife» lautet hingegen der berühmte Titel eines Abbildes einer Pfeife von Magritte. Was der in diesen Niederungen der Kunst zu suchen hat, bleibt ebenfalls schleierhaft.

Mit immerhin 15’000 Buchstaben erfreut der dritte Teil der «Serie Frauenstimmen» den Leser. Dazu kann ich nichts sagen; als ich sah, dass der Autor ein Mann ist, habe ich aus Solidarität mit Frauenstimmen aufgehört zu lesen.

Ein echter Scherzkeks, dieser Binswanger

Aber eine Katastrophe kommt bei der «Republik» nie allein. Abgehärtete Leser ahnen es schon: Schreiblocke Daniel Binswanger hat einen seiner gefürchteten Kommentare geschrieben. Die einzig gute Nachricht: nach 7712 Anschlägen ist die Qual vorbei. Auch der Feuilletonist bedient sich aus dem Fundus von x-mal durchgenudelten Titeln: «Es geschah am helllichten Tag». Armer Friedrich Dürrenmatt, armer Ladislajo Vajda. Wer die waren? Ach, googeln hilft.

Strichzeichnung: So sieht Binswanger ohne Hauptlocke aus (Screenshot «Republik»).

Aber zurück zur Binswanger-Katastrophe. Er kolumniert also über das zweite Amtsenthebungsverfahren gegen Trump. Nein, in Wirklichkeit will er den Leser in den Wahnsinn treiben. Als wäre es nicht ein Film von Vajda, sondern vom Surrealisten Buñuel (nur googeln, Binswanger). Es gibt keine Wirklichkeit in dieser Kolumne, nur zersplitternde Widersprüchlichkeiten, Absurditäten und Nonsense. Aber leider auch keine Kunst.

«Selten hatte ich so intensiv das Gefühl, Geschichte zu erleben, während sie geschrieben wird»,

berichtet Binswanger von seiner emotionalen Lage, während er vor der Glotze sass und das «erschütternde Erlebnis» des Impeachments im US-Senat miterlitt. Im Senat wird allerdings wenn schon Geschichte gesprochen, aber sei’s drum.

Binswanger und der historische Moment, richtig betrachtet

Sind wir also bei einem dieser vielen Momente, die die Journaille gerne als «historisch» bezeichnet, «geschichtlich», «vom Mantel der Geschichte umweht» oder was ihr als Flachsinn sonst noch einfällt? Nun ja, Binswanger schwächt gleich ab, dass das «nicht eigentlich» damit zu tun habe, «dass der Prozess eine so grosse Bedeutung hätte». Also doch kein historisch erschütterter Kolumnist? «Dem vermutlich ohnehin scheiternden Impeachment kann man eine epochale Bedeutung im Grunde absprechen.»

Wenn es noch Leser gibt, die nicht verwirrt den Kopf schütteln, kann Binswanger noch einen drauflegen: «Wenn die Anzahl der Opfer ein Massstab für die Relevanz einer historischen Katastrophe sein soll, kann man den Kapitol-Sturm bestimmt nicht zu den grossen Tragödien zählen.»

So gesehen war der Untergang der «Titanic» tatsächlich eine viel historischere Katastrophe. Aber wieso erbebt Binswanger, ohne Rücksicht auf seine Schmachtlocke zu nehmen? Einfach, Du Trottelleser, ein Feuilletonist hat immer einen tieferen Gedanken im Köcher, erspürt «grosse, geschichtliche Bruchstellen», wo wir Durchschnittsblödis nur ein amüsantes Politspektakel sehen:

«Der Lack der Zivilisation ist nicht mehr als eine hauchdünne Glasur.»

Wir klettern erschöpft aus diesem tiefen Krater der Erkenntnis, den Binswanger mit diesen originellen, noch nie formulierten Worten geschaffen hat. Aber wieso ist ein rabaukiger, inzwischen vom Atombombenköfferchen entfernter Ex-Präsident und der Versuch von Abschaum, ins Kapitol einzudringen, dafür ein Beleg?

Wenn der Lack ab ist wie bei Hitler oder Stalin

Kein Problem für Binswanger, der zieht einen kühnen Bogen – Überrraschung – zu Nazismus und Stalinismus. Natürlich sei das mit dem Kapitol dagegen nur eine Fussnote. Aber: Was in Washington geschieht, könne auch in Berlin geschehen. Oder in Bern.

Also, Deutsche und Eidgenossen: aufgepasst! In Berlin schaffte es der Mob immerhin schon, die Treppe des Reichstags zu erklimmen. In Bern besetzte der Mob ungestört bereits den Bundesplatz. Aber ob Binswanger diese Beispiele gemeint hat?

Nach diesen erschütternden Erkenntnissen kündet der Kolumnist an: «Im Wesentlichen sehe ich vorderhand drei Lektionen.» Ich gestehe: hier brach ich die Lektüre ab. Ich bin wirklich hart im Nehmen, aber Lektionen von diesem Flachkopf? Niemals.

Ex-Press XIII

Blasen aus dem Mediensumpf.

Ist der Ruf erst ruiniert; diesem Motto lebt watson.ch schon seit seiner Gründung nach. Da hat auch der Rausschmiss des begabten Scheiterers Hansi Voigt nichts gebracht. Also indirekt schon, statt das Vermögen der Wanners zu verkleinern, melkt er jetzt in Basel arme Reiche ab.

Das Millionengrab watson treibt nicht nur das Gefäss Listicals – und damit auch den Leser – zum Wahnsinn. Sondern es belegt immer wieder, dass der Unterschied zwischen bezahlter Werbung als solcher und indirekt bezahlter Werbung, Advertorials, von den Redaktoren selbst geschriebener Werbecontent, so was von gestern ist.

Da sich die Eigenleistungen sowieso in einem sehr überschaubaren Rahmen halten (oder erinnert sich jemand jemals an einen Primeur?), müssen ja die vielen Kacheln gefüllt werden. Und «Babys, wie du sie bis jetzt vermutlich noch nie gesehen hast», obwohl ganz schön viel überflüssiger Text, ist ja auch nicht ausreichend für wisch und weg.

Also kommt es immer wieder zu diesen Schönheiten:

Swissmilk macht watson glücklich.

Nun gut, das ist einfach schamlos. Aber echt bedenklich wird es, wenn watson zu sogenannten «Analysen» schreitet. Da sich auch hier herumgesprochen hat, dass es doch diese Bitcoins gibt, eine virtuelle Währung, die aber ziemlich volatil ist (oder für watson-Leser: rauf und runter geht).

Der Fall für eine Analyse, und die kommt natürlich vom anerkannten Fachmann. Also von Julius de Kempenaer. Julius who? Also bitte, dem Erfinder der Relative Rotation Graphs (RRG). Wovon? Ach, lassen wir das. Also, der im watson-Universum weltweit bekannte Spezialist verschwendet viele, viele Zeichen und viele, viele Grafiken, darunter auch seine RRG dazu, das zu machen, was alle diese Voodoo-Künstler machen.

Er analysiert die Vergangenheit, um daraus auf die Zukunft zu schliessen. Kann funktionieren, muss aber nicht. Denn wie die Finanzkrise eins bewies: Wenn alle behaupten, dass Immobilienpreise nur noch und lange nach oben gehen, muss das deswegen nicht stimmen. Obwohl es in der Vergangenheit so war.

Nun sind wir aber bei watson, da kann man es natürlich nicht bei einem vorsichtigen «einerseits, andererseits, könnte durchaus, wenn nicht» bewenden lassen. Sondern eine klare Ansage muss her:

«40’000$ wären eine konservative Schätzung», prognostiziert der Hellseher. Dabei ist nur eines sicher: Der Kurs des Bitcoins wird sich verdoppeln – oder nicht.

 

Heisst das neue Virus Co?

Warum? Nun, weil immer mehr gequältes Publikum Augen und Ohren auf Durchzug stellt, wenn nur schon das Wort Corona beginnt. Aber wenn die Medien mal ein Hammerthema gefunden haben, dann hämmern sie und hämmern sie und hämmern sie.

Wir lassen es diesmal bei einer Bildergalerie der vier wichtigsten Tagesmedien bewenden:

Monothema zum Ersten bei Tamedia.

Monothema zum Zweiten bei der NZZ.

Monothema zum Dritten beim «Blick».

Halleluja, nicht nur Monothema bei CH Media.

Die Welt spinnt

Wir geben wieder beim Titel zu: Gut geklaut ist besser als schlecht erfunden. Also die Sammlung von wirklich wichtigen News. Beginnen wir in der Schweiz. «Problemhäftling Carlos zerstört seine unzerstörbare Zürcher Gefängniszelle», erschrickt der «Blick».

Das lässt nun doch an den Zürcher Fähigkeiten zweifeln, eine unzerstörbare Zelle unzerstörbar zu bauen. Obwohl dafür laut «Blick» 1,85 Millionen Franken ausgegeben wurden. Womit man auch eine recht unzerstörbare Villa bauen könnte.

Und noch ein Spritzer Heuchelei aus dem «Blick». Während sich Oberlehrer und Vordenker Frank A. Meyer darüber erregt, wieso die Schweinebacken der «Weltwoche» im Privatleben eines ihnen nicht genehmen Bundesrats schnüffeln, zeigt der «Blick» andernorts keine Hemmungen: «Bunga-Bunga-Orgie in Brüssel: So lief die Sex-Party mit dem EU-Parlamentarier». Aber der ist ja Parteigänger des rechten ungarischen Präsidenten.

Auch nau.ch weiss, was die Welt bewegt. Nämlich eine langatmig erzählte Anekdote über die Queen, der auf einer Australien-Reise von einem Lakaien ein Streich gespielt worden sei, auf den sie wie Trump reagiert habe: «You are fired». Aber im Gegensatz zur Gelblocke habe die weiss ondulierte Queen die Drohung nicht wahr gemacht.

Aber wenn die Welt spinnt, dann halten wir uns an wen? Genau, an die NZZ, das Blatt mit dem Blick fürs Wesentliche. Das fragt, warnt, über den Tellerrand schaut. Daher sieht die alte Tante geradezu orgiastische Zustände aufs uns zukommen: «Völlige Enthemmung der Geld- und Finanzpolitik» (hinter Bezahlschranke); mit diesem Quote titelt sie «ordnungspolitisches Bedenken», was bei ihr immer ein Alarmsignal ist. Ausgelöst durch die Personalie der neuen US-Finanzministerin, die schon als Notenbankchefin Geld- und Fiskalpolitik enthemmt vermischt habe. Meiner Treu, ist bei weiterer Enthemmung damit zu rechnen, dass wir sie oben ohne sehen werden?

Nur mit Frauenbonus geht ein Titel wie: «Ist Sabine Keller-Busse die richtige für den neuen Job?» Würde ein Mann nur schon diese Frage stellen, wäre ihm ein Shitstorm gewiss. Aber Zoé Baches darf das bei der neuen UBS-COO.

Ach, das Wetter ist ja eher scheisse (im Flachland), also erspare ich den Lesern an diesem besinnlichen Sonntag eine Beurteilung des mageren Ausstosses der «Republik» vom Samstag. Ein Kurzartikel über ein Bilderbuch, immerhin 7000 Anschläge nach «Ladies and Gentlemen and everybody beyond», die auf die mageren drei anderen Ergüsse hinweisen. Und obwohl Daniel Binswanger auf 8860 Anschlägen darüber nachzudenken versucht: «Welche Werte sind für die Schweizer eigentlich noch unverhandelbar?», sagen wir nichts dazu. Ebenso wenig über die 15’000 Anschläge eines griechischen Gastautors zu «Hellas Helvetica». Er ist nämlich Writer in Residence in Zürich, und das immerhin seit August. Also der Fachmann für Dürrenmatt, die Pandemie und die Schweiz. Der berühmte Blick von aussen. Aber in Wirklichkeit nur Ausdruck der Faulheit der Redaktion, an einem Tag mehr als eine Rezension, eine Kolumne und ein ausführliches Inhaltsverzeichnis zu schreiben.

Wir weisen einfach darauf hin, dass beim «Republik»-Jahresbudget dafür genau 17’808 Franken in den Abfluss gegurgelt sind, wenn man es durch 365 Tage teilt. Für haargenau 17’808 Franken weniger liefern wir bei ZACKBUM.ch täglich mehr. Nicht mehr Buchstaben, aber Mehrwert mit gleich viel Artikeln (ohne Inhaltsverzeichnis).