Saitenstark

ZACKBUM muss hier in die Harfe greifen.

Wir loben zu wenig. Ein häufig gehörter Vorwurf, den wir hiermit entkräften. Ausnahmsweise. Aber der Anlass drängt sich auf.

Es gibt in der Ostschweizer Medienszene das «Tagblatt»-Konglomerat. Angeblich über 100 Redaktoren bemühen sich dort, neben dem fixfertig aus Aarau angelieferten Mantel Lokales zu beschreiben. Kläglich.

Es gibt «Die Ostschweiz», für die ZACKBUM-Redaktor René Zeyer schreibt, wodurch jedes Lob eine gewisse Subjektivität nicht abstreiten kann. Also fassen wir uns kurz: grossartiges Magazin, einfach spitze, unerreicht.

Dann gibt es das «Ostschweizer Kulturmagazin Saiten». Wir haben uns schon mehrfach sehr kritisch über Inhalt und Mitarbeiter geäussert. Alles Gründe, um diesmal in hemmungsloses Lob auszubrechen. Die zweiteilige Serie «Viel russische Kohle im Appenzellerland?» und «Noch mehr Kohle im Appenzellerland – und in der Stadt St. Gallen» ist ein ganz starkes Stück Recherchierjournalismus.

Hans Fässler, lediglich unterstützt von zwei Mitarbeitern und einem Recherchierfonds, hat sich auf Spurensuche nach russischen Firmen, Verwicklungen, Sitzgesellschaften und einheimischen Helfershelfern begeben. Hartnäckig, sorgfältig, wie ein Eichhörnchen hat er alles zusammengetragen, was aus öffentlich einsehbaren Quellen wie dem Handelsregister, logischen Schlussfolgerungen und hartnäckigen Nachfragen gewonnen werden kann.

Wer sich auf dem Gebiet etwas auskennt, kann ermessen, wie gross die Visualisierung aller Verästelungen, Zusammenhänge, Quellen und weltweiten Verschleierungskonstruktionen gewesen ist. Und wie Fässler wohl gelegentlich vor diesem Board stand und sich fragte, ob er das überhaupt zu Ende bringen kann – und ob jemand die beiden Riesenstücke in einer Kulturzeitschrift überhaupt lesen wird.

Es ist tatsächlich wie das Durchschreiten eines Labyrinths. Aber Fässler gelingt es, den Faden der Adriadne so zu benützen, dass man auch wieder herausfindet und (meistens) weiss, wo man gerade ist. Was auch sehr für den Autor spricht, ist die Tatsache, dass er russische Connections nicht als Minotaurus denunziert, als ob alle und alles, was mit Russland zu tun hat, alleine dadurch verdächtig, kriminell, unsauber, Putin-hörig, ungeheuerlich sei.

Natürlich bewegt er sich mit aller Vorsicht, die potenziell gefährliche Gegner und Enthüllte verlangen. Noch ist es in der Schweiz nicht so weit, dass russische oder ukrainische Zustände in den Medien herrschen. Aber alleine die Drohung mit teuren Rechtshändeln, sollte etwas Unliebsames veröffentlicht werden, reicht häufig aus, dass sogar mächtige Medienkonzerne den Schwanz einziehen und mit der weissen Flagge winken.

Also kommt zur Recherchierleistung auch noch eine Portion Mut hinzu, was sowohl den Autor wie das Organ ehrt; denn an die Kasse kämen beide.

Das ganze Elend der CH-Media-Kopfblätter vom «Tagblatt» abwärts zeigt sich an einer Parallelgeschichte. Denn das «Tagblatt» traute sich immerhin, auf einer Doppelseite eine Recherche von René Zeyer über den Sherkati-Clan in St. Gallen zu publizieren, der aus beschaulichen Villen heraus einen weltweit tätigen Konzern beherrscht, inklusive Bank und geschäftlichen Verbindungen mit Zeitgenossen und Staaten, mit denen man nicht unbedingt öffentlich gesehen werden möchte.

Sozusagen in einem Mutanfall wurde das publiziert; als aber der Clan einen Emissär aussandte, der beim Chefredaktor des «Tagblatts» vorsprach, zwar inhaltlich nichts, rein gar nichts zu bemängeln hatte, aber dennoch durchblicken liess, dass man überhaupt nicht amüsiert sei und sich ernsthaft rechtliche Schritte überlege – knickte der Chefredaktor ein und löschte den Artikel aus dem Netz.

Notabene ohne den Autor darüber zu informieren oder Gelegenheit zur Stellungnahme einzuräumen. Daraufhin wurde der Artikel in identischer Form – lediglich ein Namensdreher wurde korrigiert – in «Die Ostschweiz» publiziert. Und siehe da, trotz allen Bedenken und Befürchtungen des feigen «Tagblatt» –passierte überhaupt nichts. Der Bericht über das «weitverzweigte Sherkati-Imperium» ziert weiterhin «Die Ostschweiz».

Zwei Beispiele dafür, wo heutzutage noch Recherchen durchgeführt und publiziert werden. Die grosse Freude über die Arbeit von Fässler wird nur dadurch getrübt, dass sein Mammutwerk so überdeutlich aufzeigt, wie ärmlich, wie verarmt, wie blutleer, wie mutlos all das ist, was ein Hundert von wohlbezahlten Sesselfurzern im Dienste von CH Media leisten.

Zum Fremdschämen, wie all diese Journalisten täglich vorführen, dass sie den Beruf verfehlt haben und besser Zuckerbäcker geworden wären. Oder Luftfächler. Oder Büttel.

Aber ZACKBUM lässt es sich nicht nehmen, Fässler für diese Sternstunde des Schweizer Journalismus ausdrücklich zu danken und zu gratulieren. Natürlich in der Hoffnung, dass ihm das Lob von der falschen Seite in seiner Gesinnungsbubble nicht um die Ohren geschlagen wird.

Let’s fetz im Netz

«Netzcourage» braucht Netzcourage.

Der Verein gegen Hass und Missbrauch im Netz braucht selbst seine Dienstleistungen. Denn seit Monaten fände eine «querulantische Twitter-Verleumdungskampagne von vier Ex-Mitgliedern» statt. So sieht das zumindest der zeitweilige «Präsident a.iHansi Voigt. Er bezeichnet sich inzwischen als «neuer Präsi», woraus man schliessen kann, dass eine Mitgliederversammlung stattfand.

Aber der Reihe nach.

Der Präsidentenstuhl im Verein «Netzcourage» scheint eher ein Schleudersitz zu sein. Nachdem sie noch den damaligen Geschäftsbericht unterzeichnet und lobende Worte über «Netzcourage» gesäuselt hatten, traten im Oktober 2021 die Co-Präsidentinnen Tamara Funiciello (SP) und Greta Gysin (Grüne) Knall auf Fall zurück. Angeblich wegen plötzlich aufgetauchten «strategischen Differenzen». Es wird bis heute gerätselt, was wirklich vorgefallen war.

Als «Interimspräsidentin» sprang Liliane Ritzi in die Lücke. Sie gab im Sommer 2022 bereits wieder auf: «Der Vorstand kann gar nicht strategisch arbeiten, weil Geschäftsführerin Spiess-Hegglin alles selbst machen will.» Insgesamt warfen dieses Jahr vier von sieben Vorstandsmitgliedern das Handtuch, was wohl kaum als «querulantisches Verhalten» abqualifiziert werden kann.

Wie ein Deus ex Machina tauchte dann plötzlich der Vielfach-Gescheiterte Hansi Voigt als neuer «Präsident a.i.» auf, wobei a.i. nicht für Artificial Intelligence steht. Neben Millionen-Verrösten mit «bajour» hatte er schon zuvor Zeit gefunden, sich als unverbrüchlicher Freund und Weggefährte von Spiess-Hegglin auf Twitter und anderswo zu profilieren und im «Beirat» des Vereins zu sitzen.

Allerdings gibt es neben all den Querelen ein paar kitzlige legale Probleme, denn ein Verein, vor allem ein gemeinnütziger, schwebt nicht im luftleeren Raum, sondern hat sich an gesetzliche Vorschriften und Vorgaben zu halten. Das ist nicht so die Kernkompetenz der Führungscrew, mit Schlampereien auf diesem Gebiet verscherzte sie sich schon staatliche Subventionen.

Nun soll, besagen Gerüchte, am vergangenen Freitag eine Mitgliederversammlung stattgefunden haben; hinter verschlossenen und gut kontrollierten Türen. Artfremden, Berichterstattern oder «querulantischen» Ex-Vorstandsmitgliedern war der Zutritt verwehrt, was anscheinend durch Wachpersonal und Personenkontrolle am Eingang sichergestellt wurde.

Laut Medienmitteilung sei alles wunderbar und in Harmonie verlaufen. Eine objektive Bestätigung dafür gibt es allerdings nicht. Wie ein Verein seine ehemalige Präsidentin, die in höchster Not und unter grossem Applaus einsprang, allerdings gegen ihren Willen wegen «vereinsschädigendem Verhaltens» ausschliessen kann, das ist nun nicht gerade ein Paradebeispiel für respektvollen und transparenten Umgang.

ZACKBUM ist immer für ein offenes Wort und vor allem dafür, dass Betroffene die Gelegenheit zur Stellungnahme erhalten. Nachdem JSH noch niemals auf diverse Anfragen reagierte, versuchten wir es diesmal bei Voigt. Der meinte immerhin schon mal, dass er nichts zu sagen habe. Aber vielleicht liesse sich das angesichts dieser Fragen noch etwas steigern:

1. Sie bezeichneten sich als «Präsident a.i.» des Vereins «Netzcourage». Wer hatte Sie in diese Position gewählt?
2. Laut Protokoll der letzten Mitgliederversammlung vom 23. Februar 2021 wurden sie damals nicht einmal in den Vorstand gewählt. Welches Gremium hat Sie dann berufen?
3. Zwischen der letzten Mitgliederversammlung und der aktuellen vergingen rund 20 Monate. Das ist im Schweizer Vereinsrecht so nicht vorgesehen. Weswegen dieser Verstoss?
4. Im Sommer 2022 sind von 7 immerhin 4 Vorstandsmitgliedern zurückgetreten. Darunter auch die Präsidentin a.i., die ihrerseits die Nachfolge von zwei per sofort zurückgetretenen Co-Präsidentinnen antrat. Wie erklären Sie diesen ständigen Exodus?
5. Sie haben als «Präsident a.i.» Ausschlussverfahren gegen vier Mitglieder des Vereins angekündigt und durchgeführt. Als nicht gewählter Präsident oder als nicht gewähltes Vorstandsmitglied sind Sie dazu gar nicht befugt. Woher nehmen Sie sich diese Macht?
6. Durch die überlange Zeit zwischen der letzten und der aktuellen Mitgliederversammlung ist auch die Amtszeit der verbleibenden Vorstandsmitglieder abgelaufen. Der Verein befand sich also in einem rechtlosen Zustand. Ist das nicht peinlich, bei diesem Vereinszweck?
7. Ein dazu nicht befugter «Präsident a.i.» hat eine Mitgliederversammlung einberufen und ebenfalls dazu nicht befugt vier Mitglieder von der Teilnahme ausgeschlossen. Damit ist diese Mitgliederversammlung rechtlich nicht gültig und müsste wiederholt werden. Wird das geschehen, und wer kann sie in einem solchen Fall (keine legalen Vorstandsmitglieder vorhanden) überhaupt einberufen?
8. Inzwischen bezeichnen Sie sich «als neuer Präsi». Halten Sie das für vertretbar, angesichts einer illegalen Mitgliederversammlung?
9. Wie sehen Sie es mit Haftungsfolgen, falls gerichtlich festgestellt wird, dass Ihre Wahl rechtsungültig ist und daher alle Ihre Entscheidungen in dieser Funktion nichtig?
Aber oh je, die eingeräumte, grosszügige Frist für eine Antwort verstrich ungenutzt. Weder der Präsident a.i., noch der «neue Präsi», noch sonst ein Vorstandsmitglied sah sich in der Lage, diese drängenden Fragen zu beantworten. Die vielgelobte Transparenz ist offenbar mehr eine Schimäre als Realität.
Das ist bedauerlich und betrüblich, denn das eigentliche Anliegen des Vereins ist durchaus lobenswert. Nur das Personal, daran hapert es halt …

Welcher Typus von Verpeiltem sind Sie?

Humbug mit Steuergeldern: Berset ist ein Verschwörungsüberzeugter.

Die Uni Zürich hat die Schweizer Covid-19-Verschwörungstheoretiker typologisiert. Alles Irre, finden die Wissenschaftler.

Wie es sich für eine seriöse Studie gehört, trägt sie einen etwas verschwurbelten Titel:

«Von Hype-Zynikern zu Extremgläubigen: Typologisierung der COVID-19-bezogenen Verschwörungsüberzeugungen der Schweizer Bevölkerung, ihr entsprechendes Informationsverhalten und die Nutzung sozialer Medien

Auf 26 Seiten beugen sich vier Angestellte der Uni Zürich, unterstützt durch eine «Kommunikationswissenschaftlerin» der Uni Münster, über die Abgründe in den Köpfen von Schweizer Corona-Skeptikern. Basierend auf der Befragung von etwas über 1000 Personen kommt die Studie zu einer klaren Unterteilung dieser Verpeilten.

Sie durften eine Reihe von Fragen beantworten oder zu Aussagen Stellung nehmen; darunter: «Die Pandemie wird zu einem grösseren Problem aufgeblasen als sie ist», «Wie gross ist Ihr Vertrauen in die Wissenschaft im Allgemeinen?», «Es ist nicht die Aufgabe von Wissenschaftlern, sich in den politischen Umgang mit Covid-19 einzumischen», «Wissenschaft und Forschung zu Covid-19 sind so kompliziert, dass ich das nicht verstehe», «Die Medienberichterstattung über Covid-19 war vertrauenswürdig/übertrieben».

Wer mindestens eine dieser Fragen so beantwortete, dass er als Verschwörungstheoretiker identifiziert werden konnte, wurde nun noch klassifiziert. Wer auf alle fünf Fragen merkwürdige Antworten gab, also beispielsweise kaum Vertrauen in die Wissenschaft zeigte, die Berichterstattung als übertrieben empfand, bekam das Etikett «extremer Gläubiger» angeklebt. Wer nur viermal Anlass zu Befürchtungen gab, ist ein einfacher «Gläubiger». Dann gibt es noch die «Misstrauischen», die «beharrlichen Gläubigen» und schliesslich die fünfte Gruppe der «Hype-Zyniker» oder der «Profit-Zyniker». Sie glauben jeweils «nur», dass die Pandemie ein Hype war oder dem Profit von Pharmafirmen diente.

Signifikant ist zudem, dass all diese Gruppen von Verschwörungstheoretikern einen grossen Teil ihres Wissens aus Sozialen Medien beziehen.

Wohlgemerkt, alle diese verhaltensauffälligen Gruppen werden hier wissenschaftlich unter dem Oberbegriff von «Verschwörungsüberzeugungen» zusammengefasst. Wer also Kritik an dem verantwortungslosen und haftungsfreien Agieren der Task Force des Bundesrats äussert, ist bereits ein (milder) Fall eines Verschwörungstheoretikers. Das wird allerdings Bundesrat Berset nicht gerne hören.

Denn nachdem sich die Task Force in eigenen Medienkonferenzen dazu aufgeschwungen hatte, Massnahmen des Bundesrats zu kritisieren, mit Noten zu versehen und eigene Forderungen aufzustellen, haute es ihm den Nuggi raus und er stellte klar, dass Entscheidungen immer noch von der Regierung und nicht von solchen Wissenschaftlern getroffen würden. Damit ist Berset, wissenschaftlich erwiesen, ein leichter Fall eines Verschwörungstheoretikers.

Wer zudem noch die Medienberichterstattung als übertrieben empfindet, was Berset auch gelegentlich kritisierte, ist bereits ein «beharrlich Gläubiger». Wer bei allen fünf Themengebieten so antwortete, dass er den Wissenschaftlern schräg reinkam, ist ein beinahe hoffnungsloser Fall, nämlich ein «extremer Gläubiger» von angeblichen Verschwörungstheorien.

Was genau eine solche Verschwörungstheorie eigentlich sei, erläutern aber die Uni-Mitarbeiter nicht. Es genügt offenbar, vom offiziellen Narrativ abzuweichen, Dissidenz zu der Weisheit aller amtlichen Entscheidungen zu äussern, die Rolle der Impfhersteller kritisch zu hinterfragen oder mit der medialen Berichterstattung nicht einverstanden zu sein, und schon gehört man zum harten Kern der Aluhutträger.

Schon alleine mit der fleissigen Verwendung von Informationskanälen, die nicht zu den grossen Massenmedien oder den elektronischen Staatssendern gehören, macht man sich verdächtig.

Es ist peinlich, mit welcher Nonchalance immerhin 5 Wissenschaftler ein nicht genau definiertes Kriterium «Verschwörungsüberzeugung» mit dafür untauglichen Fragen («wie gross ist Ihr Vertrauen in die Wissenschaft im Allgemeinen») abhandeln wollen.

Auf 26 Seiten breiten sie dann den üblichen statistischen Auswertungs-Humbug aus, mit Kurven, Faktoren und Kennziffern. Das hat etwas extrem Kindisches, vergleichbar mit der Ernsthaftigkeit, mit der Kinder Sandburgen bauen und sich dabei als angehende Architekten fühlen.

Aber damit nicht genug; von der Anzahl «falscher» Antworten abzuleiten, wie extrem der Glaube an Verschwörungstheorien sein soll, ist eine weitere Steigerung ins Absurde.

Wenn der geschätzte Leser (oder auch die Leserin) einen Selbsttest macht und erschreckt zum Ergebnis kommt, dass auch er ein leichter oder sogar schwerer Fall eines Gläubigers von Verschwörungstheorien sei, kann er beruhigt werden: das ist völliger Humbug.

Eigentlich nicht weiter der Rede wert, wenn dafür nicht eine erkleckliche Summe an Steuergeldern verröstet worden wäre. Glücklicherweise disqualifizierte sich der Anfragende damit nicht gleich als Verschwörungstheoretiker, also antwortete der beteiligte Professor Mike Schäfer: «Die Studie hat 23.700 CHF gekostet, inkl. Umfrage – wobei wir für das von Ihnen erwähnte Papier nur einen Teil der erhobenen Daten verwendet haben.»

Aber immerhin, das muss man diesen Vollpfosten lassen: Sie machen keine Therapievorschläge. Das können wir ergänzen. In anderen Zeiten, in anderen Systemen wurden «extreme Gläubige» an etwas ganz Falsches meistens psychiatrisch behandelt. Elektroschocks, eiskalte Bäder, körperliche Züchtigung oder medikamentöse Behandlung waren die Mittel der Wahl.

Muss man verstehen. Wer an etwas glaubt, was es nicht gibt, spinnt. Wer spinnt, muss behandelt werden. Denn er könnte zur Gefahr für sich selbst oder für andere werden. Eben wie Verschwörungstheoretiker. Und mit gutem Zureden oder Gesprächstherapie ist’s leider nicht getan. Womit man allerdings diese Wissenschaftler behandeln könnte, damit sie wieder Kontakt zur Realität und zur Wissenschaft aufnehmen? Dieses Mittel ist wohl leider noch nicht entwickelt worden.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf «Inside Paradeplatz». 

Dort reagierte der federführende Professor Mike Schäfer mit einem Kommentar:

Gut, dass unsere Studie auf Interesse stösst. Allerdings enthält der obige Beitrag mehrere grundlegende Fehler, so dass ich hier kurz reagieren möchte. Die wichtigsten Fehler sind:
– Der Autor des Artikels schreibt, wir hätten die Befragten in die vorgestellte Typologie eingeteilt abhängig davon, ob sie der Wissenschaft vertrauen, ob sie finden, Wissenschaftler sollten sich in politische Entscheidungen zu Covid-19 einmischen, wie sie die Medienberichterstattung zum Thema bewerten oder ob sie soziale Medien nutzen. Das ist falsch.
– Die in der Studie vorgestellte Typologie fusst stattdessen auf der Zustimmung bzw. Ablehnung der Befragten zu fünf Aussagen: «Mächtige Leute haben die Corona-Pandemie geplant», «Die Zahl der Menschen, die an Corona sterben, wird von den Behörden absichtlich übertrieben», «Es gibt keine eindeutigen Beweise dafür, dass Corona wirklich existiert», «Bestimmte Gruppen wollen, dass die Corona-Pandemie weiterläuft, weil sie von ihr profitieren» und «Die Corona-Pandemie wird zu einer grösseren Sache gemacht, als sie eigentlich ist». Diese Fragen haben wir internationalen Studien entnommen.
– Falsch ist zudem: Die Einteilung der Befragten in die Gruppen beruht nicht auf einem einfachen Aufaddieren der Zustimmung zu diesen Aussagen. Sie fusst auf einer statistischen Analyse, die Forschende in vielen Disziplinen einsetzen und die in der Studie auch beschrieben wird.
– Nachdem diese Einteilung erfolgt war, haben wir uns dann u.a. auch angeschaut, in welchem Masse diese Gruppen der Wissenschaft vertrauen oder wo sie sich über das Thema Corona informieren. Diese Faktoren haben die Einteilung jedoch nicht beeinflusst.
– Und selbstverständlich haben wir niemanden als «Irre» oder «Verpeilte» bezeichnet.

Neues von der Abraumhalde

Tamedia als Werkhof für Rezykliertes.

Dieser Artikel warf keinerlei Wellen in der «Süddeutschen Zeitung»:

Die «begeisterte Tennisspielerin, Langstreckenläuferin und Snowboarderin» Anna Dreher interviewte in der «Süddeutschen Zeitung» diese Grinsbacke. Seine Qualifikation dafür: «Big-Wave-Surfer Sebastian Steudtner raste eine mehr als 26 Meter hohe Welle hinunter: Weltrekord

Wer das tut, weiss natürlich auch genügend Lebensweisheiten, die eng mit seiner Tätigkeit zu tun haben «es gibt noch viel größere Wellen» und sich problemlos auf alle wichtigen Themen des Lebens («Geld») anwenden lassen.

Am 13. Oktober 2022 durften sich die Leser der SZ gemessene 9 Minuten lang langweilen und sich fragen, womit sie das verdient hatten. Aber immerhin, Steudtner ist Deutscher (und Österreicher), wuchs in Nürnberg auf und kann somit zu dem weiteren Einzugsbereich Bayerns gezählt werden.

Lässt sich mit dieser längst vergangenen Welle noch etwas anstellen? Aber sicher, sagt sich Tamedia, hier können wir den guten Satz, dass man niemals in die gleiche Welle nochmals steigen kann, Lügen strafen.

Denn feinsäuberlich hinter der Bezahlschranke verborgen, lässt es Tamedia am 5. November 2022, immerhin diesmal mehr als drei Wochen nach der Erstveröffentlichung, nochmals plätschern:

Was ist in all den Tagen geschehen? Nun, es wurden brecherhohe Veränderungen am Inhalt durchgeführt. Was sofort auffällt: aus «größere Wellen» wurden «hohe Wellen». Womit elegant das Problem des ß umsurft wurde.

Dann heisst es statt «Reden wir über Geld» als Spitzmarke «Interview mit Extremsportler». Damit war aber die Sport-Redaktion von Tamedia, offenbar alle ungedopt, erschöpft; der Lead wurde eins zu eins übernommen, nach der Einleitung folgt auch bei Tamedia: «Ein Gespräch über zähe Jahre ohne Sponsoren, Entwicklungsarbeit im Windkanal und seine Suche nach noch gewaltigeren Brechern.»

Tamedia wiederholt sich, jedes Mal schlimmer. ZACKBUM wiederholt sich: Dafür Geld zu verlangen, ist eine Frechheit. Ein Trauerspiel des Journalismus. Eine Leserverarschung. Eine Aufforderung an die wenigen verbliebenen Abonnenten: verpisst euch – oder lest doch einfach die Süddeutsche, dann wisst ihr schon vorher, was bei Tamedia erscheinen wird.

Wundertüte NZZaS

Hat gutes Zureden genützt? Oder ist’s Zufall?

Nun hat aber die «NZZamSonntag» ein Niveau vorgelegt, das sie in Zukunft nur ungern verlassen sollte. ZACKBUM hat die Ausgabe vom 6. November gelesen. Und war amüsiert. Bereichert. Wähnte sich sogar teilweise in die alten Zeiten zurückversetzt, als Journalismus noch etwas mit der anregenden Vermittlung von Inhalten zu tun hatte.

Dann haben wir den Flohkamm hervorgekommen, um doch noch etwas zum Meckern zu finden. Aber zunächst, in unserer Serie «loben, warum nicht?» ein weiterer Beitrag.

Wobei Lob mit Meckerei eigentlich die beste Mischung zu sein scheint. Damit wollen wir bei der Front beginnen:

Stellen wir die Lehrerfrage: Was sehen wir hier? Genau, einen überwältigenden Bildanteil in einem Buchstabenorgan. Wobei die Gegenüberstellung eines Blindgängers in einem Getreidefeld und einer Ziegenhirtin mit verhungerndem Kind Geschmacksache ist. Um es höflich zu formulieren.

Aber immerhin, die beiden Textanrisse darunter machen Lust auf mehr.

Die Analyse von Trumps Zukunftsaussichten auf der renovierten und entschlackten Seite 2/3 ist vielleicht eine Spur zu alarmistisch, aber doch so informativ, dass auch hier der übergrosse Bildanteil verschmerzt werden kann.

Ein erster, kleiner Tiefpunkt ist die Seite über die «Folgen der russischen Aggression». Eine Weltkarte als Platzverschwendung, darunter die Aufzählung von längst bekannten Banalitäten. Ts, ts.

Die «Endstation Stacheldraht» ist hingegen eine klassische Reportage. Jemand geht wohin, schaut sich um und schreibt das auf. Hier ist eine Reporterin an die Grenze zwischen Serbien und Ungarn gereist, wo sich verlorene Flüchtlinge aus aller Herren Länder ballen, die verzweifelt den illegalen Eintritt in die EU suchen. Der Bericht ist deskriptiv, kommt weitgehend ohne Urteile aus, will nicht weltpolitische Zusammenhänge erklären, sondern einfach beschreiben, was dort ist. Das macht ihn zu einem beeindruckenden Dokument.

Dafür, dass die NZZaS nun doch FDP-nahe ist, ist die Analyse über die Kandidatenfrage bei der SP recht objektiv ausgefallen.

Ein Highlight ist das Interview mit dem chinesischen Botschafter in der Schweiz. Erstaunlich, dass jede Menge harte Fragen gestellt werden durften; über die Rolle Chinas im Ukrainekrieg, die Lage der Uiguren, die Verbindung zwischen Menschenrechtsfragen und wirtschaftlichen Interessen. Der Botschafter antwortet und gibt einen entlarvenden Einblick ins chinesische Selbstverständnis.

Dann geht’s eine Spalte lang bachab; Aline Wanner versucht, sich Gedanken zur Frage zu machen, wie lange es noch Printzeitungen geben wird. Neben der Frage, ob Aliens schon auf der Erde gelandet sind, gehört dieses Thema zum Notvorrat jedes Kolumnisten, wenn ihm mal wieder überhaupt nix einfällt. Hübsch ist allerdings der Schlenker, dass im Print Texte entstünden, «die niemand schreiben würde, müsste der Platz nicht gefüllt werden». Das ist immerhin eine – wenn auch unfreiwillige – Selbsterkenntnis.

Dass Auslandchefin Gordana Mijuk die Zwischenwahlen in den USA als «Weckruf für die Europäer» sieht und daraus die Schlussfolgerung ableitet, dass die EU und «vor allem Länder wie Deutschland ihr Engagement für die Ukraine verstärken» sollten, ist zwar durch die Meinungsfreiheit, aber nicht durch Logik oder angeregte Hirntätigkeit gedeckt.

Eine echte Bereicherung dagegen ist die Doppelseite über das wechselvolle Schicksal der Schweizer Firma Meyer Burger. Ein Wunder der Wirtschaft, dass es sie überhaupt noch gibt. Dabei ist Meyer Burger innovativ, clever, ein Pionier auf vielen Gebieten. Gleichzeitig Opfer vieler Umstände, von Unvorhersehbarem, von Marktmächten, von nicht überblickten Entscheidungen. Und natürlich von Management-Fehlern. Das deskriptiv und ohne Häme im Nachhinein abzuhandeln und dem Leser näherzubringen, das ist guter Journalismus.

Auch das Interview mit Strafrechtsprofessor Marcel Niggli ist Gewinn und Genuss. Das liegt natürlich an den intelligenten Antworten, aber dafür muss man auch die richtigen Fragen stellen. Dazu passt dann irgendwie die Lebensgeschichte vom Ex-Knacki Hugo Portmann, der erzählt, wie ihm nach insgesamt 35 Jahren Gefängnis die Integrierung in die Gesellschaft gelang.

Eine wenig müde kommt die Wirtschaft daher, kein wirklicher Knaller in den Storys. Ein grosses Interview mit dem Unternehmer Thomas Straumann unterscheidet sich vom Interview auf der Folgeseite mit Marco Meier von Raiffeisen Schweiz nur dadurch, dass beim zweiten Gespräch «Sponsored Content für Raiffeisen» drübersteht, während man bei Straumann «Sponsored Content for Medartis und «Les Trois Rois»» vermisst.

Dafür ist der «Wissen»-Bund mal wieder in Hochform. Eine kritische Betrachtung von zwei Schweizer Wissenschaftsverlagen, eine Doppelseite über den unseligen Abstecher des letzten österreichischen Königs Karl I. in die Schweiz und «Private Surfstunden», gelungene Mischung.

Bei der «Kultur» sind wir inzwischen Schlimmes gewohnt. Aber nein, ein anrührendes Porträt des «One Hit Wonder» Eddie Chacon und ein witziger Bericht darüber, welche Kunstwerke ausser dem Mondrian auch auf dem Kopf stehen könnten. Mit Leserquiz; ZACKBUM wusste gar nicht, dass Anna Kardos und Gerhard Mack auch lustig können.

Etwas flau hingegen die Abhandlung des durchaus interessanten Themas, wohin die Vermischung von Fakten und Fiction à la die Serie «The Crown» führen kann. Das Thema hätte mehr als eine ungeordnete Gedankensammlung mit abrupten Wendungen und einem angeflanschten Schluss über den «Spiegel» und Relotius verdient. Hier verspürt man keine Absicht und ist entsprechend verstimmt. Vergeigt, schade, das hätte jemand abhandeln müssen, der über einen etwas grösseren Kopf als Denise Bucher verfügt.

Womit sich ZACKBUM für den entsprechenden Shitstorm wappnet. Aber wir wagen es dennoch, einer Frau mangelnde intellektuelle Kapazitäten vorzuwerfen.

Vielleicht, aber nur vielleicht mag diese gelungene Mischung auch daran liegen, dass gewisse Schreibtätige diesen Sonntag absent sind. wir denken dabei an Peer Teuwsen, aber nicht nur an ihn.

Da wir in flauschiger und lobender Stimmung sind, wollen wir das «NZZamSonntag Magazin» wohlwollend übersehen. Wieso eine Schauspielerin in der Lage sein soll, interessant über «die letzten Fragen nachzusinnieren», wir wissen es nicht. Aber wir haben auch nicht verstanden, wieso sich James Bond in die von ihr gespielte Figur verlieben und sogar mit ihr fortpflanzen konnte. Dafür ereilte ihn aber die Rache des Schicksals.

Ach, und dann wäre da noch «Z, die Substanz des Stils». Wir dachten eigentlich, die Saumode, Accessoires möglichst unscharf und wie nebenbei zu fotografieren, sei schon längst vorbei. Aber auf Seite 36/37 im Riesenformat bekommt man einen unscharfen Ohrring, eine halbverschattete Männerhalskette, zwei Sonnenbrillen, ein unscharfes Tanktop und einen unsichtbaren Pullover serviert. Unfassbar.

Erschwerend kommt ja noch hinzu, dass dieses Magazin das gleiche Problem wie der Russenzopf hat. «Z», ist das eine versteckte Hommage an Putin? Steht das nicht auf jedem zweiten Russenpanzer? Wann ändert das Magazin seinen Namen? Distanziert sich mindestens vom Z? Vielleicht mit einer Modestrecke mit der ukrainischen Präsidentengattin?

 

Ach, und die Konkurrenz?

Mal im Ernst, soll man da wirklich weiterlesen wollen? Dafür ist der Sonntag zu schade. Das gilt natürlich verschärft für das hier:

Zwei Beiträge zum Wettbewerb: how low can you go …

 

Wumms: Alex Baur

Der Pensionär als Zeusler.

Man kann Alex Baur sicher nicht vorwerfen, dass er Lateinamerika nicht kennen würde. Im Gegenteil, kaum einer kennt es besser als er. Aus jahrelangen Aufenthalten in Peru, aus Reisen kreuz und quer. Das kommt nun erschwerend hinzu, wenn er behauptet:

«Der Strassenprotest gegen den knappen Wahlsieg von Lula ist legitim. Die Wiederwahl des Linkspopulisten war nicht ganz sauber.»

Brasiliens Demokratie ist ein Witz. Die Mehrheit der Parlamentsabgeordneten ist vorbestraft, korrupt sind wohl alle. Es stellen sich Witzfiguren, selbsterklärte Analphabeten und Beknackte zur Wahl – und werden nicht allzu selten auch gewählt.

Diesmal hatten die Brasilianer mal wieder die Wahl zwischen Skylla und Charybdis. Zwischen dem gescheiterten Rechtspopulisten Bolsonaro und dem korrupten und ebenfalls gescheiterten Linkspopulisten Lula.

Im Wahlkampf wurde von beiden Seiten mit Haken und Ösen, Lügen, Verleumdungen und allen juristischen Tricks gekämpft, Wahlwillige der anderen Seite kujoniert, billige Versprechungen wie auf dem Jahrmarkt gemacht.

Aber das Wahlprozedere anzuzweifeln, wo in ganz Lateinamerika Wahlen nur mehr oder minder mit zivilisierten Vorstellungen von diesem Vorgang zu tun haben, das ist ungut. Das ist besonders ungut, wenn nicht der Kandidat gewinnt, den Baur offensichtlich und ausweislich seiner Berichterstattung vor den Wahlen lieber als Sieger gesehen hätte.

Das Wörtchen «legitim» ist immer die Zuflucht von Populisten jeder Art, auch von Publizisten. Denn es gibt legal oder illegal, nichts dazwischen. Legitim heisst, es ist illegal, aber mir gefällt’s.

Politische Präferenzen haben und die auch ausdrücken, wieso nicht. Aber den Wahlvorgang schelten, das öffnet Tür und Tor für Zweifel an demokratischen Prozessen überhaupt. Was sich da in die Kommentarspalte der «Weltwoche» ergiesst, ist übel und übelriechend.

Ein paar Mütterchen: «Ich zweifle mittlerweile sogar in der Schweiz an den Wahlen. – Wahl und Abstimmungsmanipulation ist in der Schweiz möglich. – Und in 5 Tagen geht der nächste Wahlbetrug über die Bühne… in den USA. – Da soll jemand noch sagen, es geben keinen Deep-State Staatsapprat der als Würgegriff für linke Politik agiert. – Alles was wir jetzt sehen bei Wahlen in Westen ist NUR eine Illusion, Lügen und Manipulation.»

Wer solche Geister ruft, ist ein Brandstifter, ein verantwortungsloser Geselle, dem jede Polemik recht ist, der ohne Weiteres am Stützpfeiler freie Wahlen sägt, wenn ihm das Resultat nicht passt.

Dabei war’s in Brasilien doch ganz einfach. Es war eine Schlammschlacht, die TV-Debatten waren Slapstick vom Gröbsten, und einer der beiden Catcher hat gewonnen. Hätte auch der andere sein können. Zu bedauern sind die Brasilianer auf jeden Fall.

1’100 Schuss pro Minute

Absurdes Theater um Munition.

Pro Minute kann ein Gepard-Flugabwehrpanzer bis zu 1’100 Schuss abgeben. 60 Stück davon aus ausgemusterten Beständen hat Deutschland an die Ukraine geliefert. Nur war dem deutschen Angriffsministerium offenbar nicht bewusst, dass so ein Geschütz auch Munition braucht.

Da war man etwas knausrig und kratzte gerade mal 60’000 Schuss zusammen. Die sind nach knapp einer Minute verballert, wenn alle 60 Panzer feuern. Daher fordert Deutschland von der Schweiz, dass es weitere 12’000 Stück an die Ukraine liefern kann, die unter dem Vorbehalt, dass sie nicht in Kriegsgebiete weiterexportiert würden, an Deutschland geliefert wurden.

Obwohl es auch in der Schweiz Winkeljuristen gibt, die meinen, man könne im Notfall die entsprechende und glasklare Gesetzgebung per Sonderrecht aushebeln, sagte die Schweiz dazu natürlich nein. Aber Deutschland nimmt da ungern ein Nein für ein Nein und schickte nochmals einen Brief mit der gleichen Forderung an den falschen Adressaten, nämlich an das Schweizer Verteidigungsministerium.

Und zur Sicherheit gleich noch an den «Spiegel». Wie erhofft ergiesst sich nun nach dem logischen und nochmaligen Nein ein Shitstorm in deutschen Medien über die Eidgenossen.

«Rüstungsgüter kauft man künftig besser nicht mehr in der Schweiz ein», keift die «Frankfurter Allgemeine Zeitung», hinter der nicht immer ein kluger Kopf steckt. Entsprechend tobt der teutonische Kommentarschreiber, wie der Tagi vermeldet: «Unglaublich, dass die Schweiz die Munition für eine FlugABWEHRkanone blockiert. Das macht sie für mich zur Komplizin des Kreml», lässt die altehrwürdige «Zeit» eine Kriegstaube in der Kommentarspalte rüpeln.

Ein anderer meint, man solle doch einfach auf das Verbot der Schweiz pfeifen, «was wollen die denn machen». Es sieht leider so aus, als ob der Deutsche auch nach mehr als 75 Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg noch nicht ganz im Rechtsstaat angekommen ist.

Auf der anderen Seite wird immerhin angemerkt, dass die deutsche Regierung vielleicht damit hätte rechnen können, dass sich die Schweiz an ihre Gesetze halten wird. Das scheint eben auch auf Regierungsebene dort eher überraschend zu sein, nach all den Verrenkungen, die innerhalb der EU schon stattfanden, Stichwort Griechenland.

Allerdings gibt es auch in der Schweiz einige Politiker und sogar ein paar Rechtsgelehrte, die die Lieferung der Munition befürworten oder sogar fordern. Aber glücklicherweise sind das nur einzelne Stimmen, die sich so ihren Ruf ruinieren.

Erschwerend kommt noch hinzu, dass es offenbar um haargenau 12’400 Schuss gehe. Also um rund 10 Sekunden Feuerkraft. Die Deutschen glaubten bekanntlich gegen Ende des Zweiten Weltkriegs immer wieder an Wunderwaffen, die den Ausgang noch rumreissen könnten.

Aber das diese 10 Sekunden kriegsentscheidend sein könnten, das dürfte nicht einmal dem nostalgischsten Verehrer der Reichswehr einfallen.

Aber immerhin, es gibt auch wenige Stimmen der Vernunft in Deutschland. Eine davon fragt, wieso es der deutschen Regierung eigentlich nicht vor oder spätestens bei der Lieferung eingefallen sei, dass das Ding auch Munition brauche. Dann hätte man die doch vielleicht besorgen oder herstellen können.

Anscheinend verfügt Brasilien über 300’000 Stück davon, will aber auch nicht liefern. Das wäre dann genug für fast 5 Stunden Feuerkraft. Oder, auf 60 Panzer umgelegt, könnte jeder immerhin 5 Minuten ballern.

What a joke, wie der Ami richtig sagt.

Ohne Worte

«Der Bund» hat’s geschafft: ZACKBUM ist (fast) sprachlos.

Was hat denn der alte Profi Artur K. Vogel angestellt, womit hat er «gegen unsere Werte einer fairen und sachlichen Diskussionskultur» verstossen? Offenbar war sein Kommentar «ehrverletzend, beleidigend oder diskriminierend».

Empfindsame Seelen aufgepasst, hier kommt das Stück Unflat:

Die Kindersoldaten vom «Bund», die Journalisten-Imitatoren in ihren Verrichtungsboxen, hatten offenbar behauptet, ein gewisser Patrick Feuz sei vor zehn Jahren Chefredaktor des «Bund» gewesen.

Nun erdreistet sich ein Kommentarschreiber, dem zu widersprechen. Mit der dünnen Begründung, er selbst sei es gewesen. Da könnte ja jeder kommen. Und die nonchalante Bemerkung «Qualitätsjournalismus ...» hat diesem schrägen Vogel dann endgültig das Genick gebrochen.

Ironie auf Kosten hart recherchierender Journalisten? Denken wir kurz gemeinsam nach.

Ist das ehrverletzend? Welche journalistische Ehre sollte denn bei solchen Pfeifen verletzt werden?

Ist das beleidigend? Nun eine falsche Tatsachenbehauptung kann beleidigend sein, eine Richtigstellung niemals.

Ist das schliesslich diskriminierend? Nun ja, das Wort «Qualitäsjournalismus» diskriminiert tatsächlich all diejenigen, die den nicht betreiben. Also alle, die diese Falschmeldung ins Blatt rutschen liessen. Wobei noch erschwerend hinzukommt, dass sich der «Bund» hier nicht im Namen des damaligen Präsidenten von Kasachstan irrte. Sondern beim eigenen Chefredaktor. Nein, das richtigzustellen, das ist nicht diskriminierend.

Diesen Kommentar abzulehnen hingegen schon. Das ist tatsächlich ehrverletzend, denn Vogel verfügt über eine solche. Es ist auch beleidigend, denn ihm wird Gerechtigkeit verweigert. Und diskriminierend ist es sowieso, weil eine zwar richtige, aber unerwünschte Tatsache unterdrückt wird.

Eigentlich sollte sich die Redaktion selbst nun zensurieren und lieber leere Seiten produzieren als solchen Stuss. Der Unterschied wäre nur visuell merkbar; intellektuell eher weniger.

Deckt Skandal auf

Wahlbetrug in Brasilien!

Von Felix Abt

Alex Baur, der Amerika-Korrespondent der Weltwoche, kennt weder das amerikanische noch das brasilianische Wahlsystem. Trotzdem steht für ihn ausser Zweifel, dass sowohl die letzten amerikanischen Präsidentschaftswahlen, bei denen sein Lieblingskandidat Trump die Wahlen verloren hatte, als auch die soeben stattgefundenen Präsidentschaftswahlen in Brasilien, bei denen sein Wunschkandidat Bolsonaro ebenfalls unterlag, gefälscht waren.

Eine US-Wahlbeobachterin erklärt Baur und den anderen Verschwörungstheoretikern den Unterschied zwischen dem fälschungsanfälligen US-amerikanischen und dem fälschungssicheren brasilianischen Wahlsystem:

«Im Gegensatz zu Brasilien ist das US-Wahlsystem mit dem Internet verbunden (hackbar), läuft mit proprietärer/geschlossener Software (nicht überprüfbar), liefert keine zusammenfassenden Wahlergebnisse auf Papier (keine lokalisierten schriftlichen Exit Polls) und seine lokalisierten mündlichen Exit Polls erweisen sich als unzuverlässig,»

Im Einzelnen erklärt sie folgendermaßen, warum das brasilianische Wahlsystem dem amerikanischen eindeutig überlegen ist: «Mit einer klaren Aufbewahrungskette für die Stimmzettel («clear chain of ballot custody»), der obligatorischen Vorlage eines von der Regierung ausgestellten Ausweises (ID), der Stimmabgabe am selben Tag an dokumentierten Wohnsitzen, der ortsspezifischen Auszählung der Stimmzettel auf Papier in Echtzeit (hochfunktionale Exit Polls), keiner hackbaren Internetverbindung für die elektronischen Wahlmaschinen, Open-Source-Programmierung und keinen Briefwahlstimmen blieben Bolsonaros wiederholte Behauptungen über Wahlbetrug unbegründet – selbst vom Militär, das auf sein Drängen hin im Oktober während und nach dem ersten Wahlgang eine Untersuchung durchführte und «nichts Unregelmäßiges» fand.»

Zur Erinnerung: Bolsonaro hat sich nicht über das System beschwert, als er 2018 zum Präsidenten gewählt wurde.

Warum hatte Baur damals nicht schon von Wahlfälschung geschwafelt?

Zwei Unglücksraben

Wo die Verliererstrasse hinführt, zeigen zwei Verpeilte.

Eigentlich wäre «Ladies first», aber wir nehmen zunächst Gieri Cavelty. Der SoBli-Ein-Mann-Häuptling fast ohne Indianer hat ein längeres Sündenregister in Sachen Faschismus, SVP und so weiter, aber wir wollen hier nur ein Thema herausgreifen. Und einen Satz:

«Die Impfgegner machen mit dem Virus gemeinsame Sache».

Das war schon damals vollbescheuert, das ist heute angesichts neuer Erkenntnisse schmerzlich lächerlich. Eben ein Unglücksrabe, der immer gerne seinem CEO und dem Hausgespenst von Ringier zu Diensten sein möchte, sich dabei peinlich verrennt, Artikel kübeln muss, öffentliche Watschen vom eigenen Verlag einfängt. Zum Fremdschämen, aber hoffentlich tröstet genügend Schmerzensgeld.

Nun müssen wir sprachliches Neuland betreten, denn wir kommen zur Unglücksrabin. Ähm,  Unglücks!rabe**. Verflixt, Unglückins-Räbin. Oh Mann, diese*r Männer!sprache. Wie auch immer, die Rede ist natürlich von Sanija Ameti. Aus ihren rotgeschminkten Lippen im edelblass gepuderten Gesicht kommen Sätze wie:

«Die Verantwortlichen für die Toten sind die Ungeimpften

Nebenbei zerlegt sie die «Operation Libero» zu Kleinholz, kündigt eine Initiative ohne Text an, für die sie nicht mal ihre eigene Partei erwärmen kann. Und stolpert auch sonst von einem Fettnäpfchen ins andere, was ihr ZACKBUM schon mehrfach vorhalten musste.

Zwei Sätze, zwei Abgründe, zwei Gründe, sich öffentlich zu schämen und zu entschuldigen.

Aber wetten, dass ..?