Grosse Klappe

Yaël Meier ist eine Riesennummer. Im Eigenmarketing.

Die FAZ ernannte sie zur «Erklärerin der Generation Z», wie sie selbst auf LinkedIn stolz verkündet. Ausserdem ist sie «Co-Founder ZEAM & Jobshot | SPIEGEL Bestseller Autorin «Gen Z» | Forbes 30u30 | Speaker».

Sie ist eigentlich die Schnellste, Jüngste, Erfolgreichste und überhaupt. Es ist wunderbar, wenn man ein so strahlendes Selbstbewusstsein hat.

Mit entsprechendem Tamtam hatte Meier eine Stellenvermittlung-App entwickelt. Natürlich nicht irgend eine. «Unsere Video-Jobapp ist die Zukunft des Recruiting!» Mit vielen neckischen Icons, Raketen, Sternchen und Glühlampen kommt die Webseite daher. Die Wunderwuzzi-Idee: «Bewerbungsprozess durch Visualisierung!» Also der Ersatz des Stelleninserats durch ein Video.

Eine Idee, die ungefähr so alt ist wie die Handykamera. Aber trommeln gehört natürlich zum Geschäft. Dann wagte es aber Tamedia, aufgrund einer Recherche diverse Fragezeichen hinter dieses neue Überding aus dem Hause Meier zu setzen.

Im Lead werden die Ergebnisse knackig zusammengefasst:

«Beeinflussungsversuche, negative Bewertungen, aber vor allem klappt genau das nicht, was die App verspricht: Fachkräfte zu vermitteln. Stattdessen gibts kaum oder unbrauchbare Bewerbungen.»

Offensichtlich sind den dynamischen Jungunternehmern jede Menge Anfängerfehler unterlaufen. Um bei den grossen Jobplattformen mithalten zu können, müssten sie Reichweite bolzen und Google Ads zu Hauf kaufen, um im Google-Ranking überhaupt aufzutauchen.

Der Geschäftsführer von Jobshot ist weiterhin optimistisch: «Zurzeit arbeiten wir daran, Jobshot in die Rekrutierungsprozesse unserer Firmenkunden zu integrieren, was der nächste Schritt zur führenden Job-Plattform für junge Talente ist.»

Aber so grossmäulig Meier bei der Selbstdarstellung ist, so schmallippig wird sie, wenn ihr Kritik entgegenschlägt. Über einem grossformatigen Foto, das sie vor der Kulisse New Yorks zeigt (weltläufig, you know, global, you know, wo ich bin, ist oben, you know) jammert sie: «Wie viele Ideen wurden nie realisiert, weil jemand Angst hatte zu scheitern? Auch ich habe Angst.  Nicht um die tausenden Schweizer Franken, die ich in Innovation stecke. Nicht wegen der Extrameile, die wir jeden Tag umsonst gegangen wären. Sondern wegen Artikeln wie diesem.»

Eben, typisch, Schweizer Neidkultur: «Aber wer keine Fehler macht, macht wahrscheinlich auch sonst nicht viel.» Zack. Und dann nimm noch diesen hier, Tamedia: «Ich war selber Journalistin und kenne den Druck, an Klicks gemessen zu werden.  Und ja, Kritik klickt. Eine junge Frau auch.»

Dann noch die Trompete zum Schluss: «Jobshot ist nicht gescheitert. Wir haben gerade erst begonnen!» Was man allerdings vermisst: vielleicht ein paar Zahlen, die die Kritik im «Tages-Anzeiger» widerlegen würden? Nix.

Stattdessen wird Meier auch in der Kommentarspalte ranzig, wenn man ihr konkrete Vorhaltungen macht. So weist einer darauf hin, dass es sich bei Jobshot um «eine 1:1 Kopie von Jobeagle» handle, «inkl. des genau gleichen Farbschemas». Von dieser verblüffenden Nähe kann sich jeder überzeugen.

Das kommt Meier aber ganz schräg rein: «Absurder Kommentar. 1. Bzgl 1:1 Kopie – Jobeagle macht etwas anderes als wir – sie haben ja nicht mal eine App (!)» Blöd für sie: Jobeagle hat eine App. Und: «PS: Ich sehe dich immer wieder in meiner Kommentarspalte. Wenn du ein Problem mit mir hast, tuts mir Leid – aber online Mobbing ist ein No-Go.» Online Mobbing? Aber hallo.

Daraufhin wird sie wieder mit Fakten niedergemacht: «Das ist, wenn ich mich nicht taeusche, das 2. Mal, dass ich bei dir kommentiere. Das erste mal hast du behauptest an der besten Wirtschaftsuni zu unterrichten und die fuehrende Metaverse-Expertin bist. Mal davon abgesehen, dass die HSG nicht mal ansatzweise die beste Wirtschaftsuni ist, unterrichtest du dort nicht und du hast so viel mit Metaverse zu tun, wie ich mit der Strickerei! Stichwort Jobeagle, die ihr komplett gerippt habt.»

Daraufhin verstummt Meier. Ein weiterer Kommentar: «Wir haben auch auf Jobshot inseriert und haben genau die Erfahrungen gemacht, die in dem Artikel beschrieben werden: wenige Bewerbungen und wenn dann nicht unbedingt qualifizierte Bewerbende. Die User Experience als Arbeitgeber war auch nicht überzeugend.
Persönlich tue ich mich schwer damit, wenn ein Leistungsversprechen (Revolution des Arbeitsmarktes/ Gegengift des Fachkräftemangels etc.) gegeben wird, das dann nicht gehalten werden kann.»

Da bekommt man als älterer Mitbürger schon etwas Bedenken, dass diese Generation Z irgend etwas anderes gewuppt kriegt als bauchnabelzentrierte Selbstvermarktung, dabei dünnhäutig und schwafelig auf faktenbasierte Kritik reagiert. Oder ist ZACKBUM die Generation Z? Unser Redaktor Zeyer?

Grossmäulige Mimose, eine Schweizer Wunderwuzzi. Wenn das die Zukunft sein soll –jung, dynamisch, laut, erfolglos –, au weia.

3 Kommentare
  1. Victor Brunner
    Victor Brunner sagte:

    «Mit Jobshot revolutionieren wir den Bewerbungsprozess», mit ähnlichen Worten verkaufen Autohändler aus dem Balkan Autos die nicht fahren! Nur ohne Komiker an der Seite:

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    • Peter Bitterli
      Peter Bitterli sagte:

      Ja, bloss dass die Autohändler aus dem Balkan und eben auch ihre Kritiker einer ganz anderen Generation angehören als die Z-lis. Erstere sind mit allen Wassern gewaschen; letztere gerade nicht, sonst würden sie deren Autos nicht kaufen und dann abjammern.

      Antworten

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