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Alle Wetter

Überall hätte das «Meteo»-Desaster Konsequenzen. Nur hier nicht.

Die Analyse der Publikumsreaktion auf das Kartendesaster von Thomas Bucheli ist ungefähr so zutreffend wie seine Temperaturprognosen. Es gebe wie immer Zustimmung und Kritik, behauptet der Wetterfrosch forsch.

Der Mediensprecher von SRF präzisiert etwas: es habe bislang über 1000 Reaktionen gegeben, davon sei die Hälfte negativ gewesen. Selbst wenn wir ihm das mit der Hälfte glauben: eine Katastrophe. In den Sand gesetzt. Versemmelt. Scheisse gebaut. Ins Klo gefasst.

Jede Neuheit findet ihre Kritiker, das ist wahr. Der Mensch hat’s gern kommod und liebt das Gewohnte. Neuem steht er prinzipiell skeptisch gegenüber; vorher war’s eigentlich immer gefühlt besser. Aber eine Neuerung, die die Hälfte schlecht findet, das muss man mal hinkriegen. Das ist so, wie wenn Coop oder Migros den Yoghurtbecher ohne Not neu designen lassen. Öffnung neu unten oder so.

Am Anfang steht die Frage, wieso man eigentlich an Wetterkarten rumfummeln muss, die seit 18 Jahren funktionieren, übersichtlich sind und zu keinerlei Beanstandungen Anlass geben. Denn glücklicherweise ändert sich weder an der Form der Schweiz noch an den Wetterzuständen irgend etwas. Die Grenzen sind in Stein gemeisselt, es regnet, die Sonne scheint, es schneit, es hat Nebel, es hagelt, es stürmt. Das sind so ungefähr die Zustände, die hier abgebildet (und erklärt werden) sollten.

Als bisher einzige Erklärung wurde geliefert, dass die Auflösung der Karten modernen Ansprüchen nicht mehr genüge. Offenbar weiss keiner der Designcracks am Leutschenbach, dass man das mit einem einzigen Handgriff problemlos ändern könnte. Erklärt der 10-jährige Sohn dem Chefdesigner so, dass der’s auch kapiert.

Nun käme eigentlich auch niemand auf die Idee, eine Ampel oder den Zebrastreifen «neu» zu designen. Ausser natürlich, eine Stelle, die Steuergelder (oder Zwangsgebühren) verbraten kann, hat mal so eine Idee. Die lautet: eigentlich ist’s so überflüssig wie ein zweiter Kropf, aber he, nachdem das SRF-Design bereits das Studio der «Tagesschau» verhunzt hat, wieso nicht auch «Meteo» verschlimmbessern?

Die «Tagesschau», die vorher auch tiptop war, hat nun den Charme eines Warenlagers, wo der Magaziner am Steuerpult steht. Offenbar war die Vorgabe: wie kriegen wir etwas Ähnliches auch bei «Meteo» hin?

Unbeantwortet bleibt die auch nicht gross gestellte Frage, was dieser Flachsinn eigentlich gekostet hat. Denn weder die Mitarbeiter von SRF, noch die hinzugezogene Agentur «Plasmadesign» arbeiten ja für Gotteslohn.

Allerdings sollte hier der Gebührenzahler Schmerzensgeld verlangen dürfen, und die Agentur Schadenersatz wegen Rufschädigung. Denn dieser Flop wird sie von nun an begleiten: seid Ihr nicht die, die weisse Wolken vor weissem Hintergrund gebastelt haben, und Ortsangaben wie abgerundete Buttons reingemecht?

Es gibt aber noch zwei weitere entscheidende Fragen, die wohl nie eine Antwort finden werden.

  1. Wie kann es sein, dass eine sicherlich nicht kleine Zahl von erwachsenen, zurechnungsfähigen Menschen diese Kartenkatastrophe angeschaut, beäugt, visioniert, überprüft und für gut befunden haben? War das eine Idee der Agentur mit dem merkwürdigen Namen, oder hat die noch versucht, das Schlimmste zu verhindern?
  2. Wieso hat dieser unnötige Riesenflop keinerlei Konsequenzen? In der Privatwirtschaft wäre so etwas nicht möglich, ohne dass Köpfe rollen würden. Aber in der geschützten Werkstatt Leutschenbach kann man sich offensichtlich kleine (Wetterkarte) und grosse (Newsstudio) Flops leisten, ohne dass irgend etwas passiert.

Auch in der Privatwirtschaft, wie die Banken ständig vorführen, ist das mit Verantwortungübernehmen so eine Sache. Macht niemand gerne, höchstens vielleicht ein gemurmeltes «Entschuldigung», und dann Abgang mit den unverdienten Millionen. Aber immerhin, manchmal kracht es, manchmal haben Fehlleistungen Konsequenzen für die Schuldigen. Aber in Beamtenkreisen (und das SRF ist im innersten Wesen eine bürokratische Anstalt) ist eines absolut ausgeschlossen: dass jemand Verantwortung übernimmt. Dass der Verursacher eines Debakels Konsequenzen verspürt. Bürokratie in jeder Form ist normalerweise die organisierte Verantwortungslosigkeit. Und Wurstigkeit.

Oder aber, kühne Theorie, es gibt TV-Mitarbeiter ganz subversiver Art, die den Befürwortern der Halbierungsinitiative Argumente und Munition frei Haus liefern wollen, weil sie die unsäglichen Zustände (jede Menge Sesselfurzer, die eigentlichen Medienschaffenden sind eine radikale Minderheit) nicht mehr ertragen.

Aber leider ist das eine unrealistische Hypothese. Wer so vif und clever ist, hat SRF längst verlassen und sein Heil in der Privatwirtschaft gesucht.

«Blick» hat einen Leiter weniger

Ist das eine gute oder eine schlechte Nachricht?

«Dominik Stroppel verlässt die Blick-Gruppe», vermeldet persoenlich.com. Er war Leiter Video- und Audioformate. Die kamen besonders unter die Räder, als die CEO von Ringier Medien Schweiz verkündete, dass man – natürlich zur Qualitätssicherung – 75 Stellen kübeln werde. Nach Konsultationen wurde das dann auf 55 Stellen geschrumpft.

Sie sei froh und dankbar um die Reduktion des Stellenabbaus, sagte Ladina Heimgartner, und zerdrückte dann eine grosse Krokodilsträne: «Gleichzeitig ist das Bedauern gross, dass 55 Kolleginnen und Kollegen ihre Stelle verlieren und das Unternehmen verlassen werden.»

Immerhin, einer geht freiwillig. Mit einer Begründung, die tief blicken lässt: «Als sich der Stellenabbau im Videobereich der Blick-Gruppe konkretisiert und sich abgezeichnet hat, dass auch Mitglieder meiner Teams davon betroffen sein würden, habe ich mich entschieden, ebenfalls zu kündigen», wird Stroppel von persoenlich.com zitiert.

Der Mann kann was, und neben online ist Audio und Video bekanntlich eine sinnvolle und dringend nötige Ausweitung des Angebots eines Massenblatts wie dem «Blick». Wohl genau aus diesem Grund wurde beschlossen, «Blick TV» runterzufahren, zum Skelett abzumagern. Wie immer mit grossem Tamtam gestartet, Zukunft, rasant, Zusammenarbeit mit CNN, Wahnsinn, hier wird Internet-TV von morgen schon heute gemacht.

Dann verzwergte es zum üblichen Ringier-Flop. Wie fing’s an? «Morgen Montag, 17. Februar 2020, startet die Blick-Gruppe mit dem ersten digitalen Sender der Schweiz.» Das waren noch Zeiten: «Im Viertelstunden-Rhythmus sendet das digitale TV Informationen zu Politik, Wirtschaft, Sport und Unterhaltung.» So erschallten die Fanfaren im Februar 2020. Und Ende September 2023 war’s dann schon (fast) vorbei.

Management by error and error. Von try kann ja nicht wirklich die Rede sein, wenn man nach bloss dreieinhalb Jahren mehr oder minder den Stecker zieht. Das heisst ja auch, dass man es in dieser ganzen Zeit nicht geschafft hat, ein funktionierendes Businessmodell auf die Beine zu stellen. Genügend Zuschauer zu überzeugen. Querverwertungen zu schaffen. Also all das, was eigentlich eine Geschäftsleitung leisten sollte, bevor so ein grösseres Projekt auf die Rampe geschoben wird.

Aber ein mit Zwangsgebühren finanzierte Nischen-TV-Station zu leiten, das ist halt schon etwas anderes als in der freien Wildbahn unterwegs zu sein. Ringier brüstet sich damit, besonders woke, inklusierend, equal voice und so zu sein. Wie’s in der Realität bei Ladina Heimgartner aussieht, berichtet Peter Rothenbühler in der «Weltwoche»:

«Das Haus Ringier dekoriert seine Führungsriege mit hochbezahlten Leuten, die sich für Diversity und viel Gutmenschentum einsetzen. Offenbar ein fauler Witz, nur Fassade. Ihr Vorgehen verletzt nicht nur alle guten Vorsätze des Hauses, sondern auch die einfachsten Regeln des Anstands.
Als Head Global Media kündigten Sie aus Ihrem Chefbüro in Zürich per Videokonferenz der versammelten Mannschaft von L’Illustré in Lausanne an, dass leider Entlassungen nötig würden. Und dann kam der Hammer: Wer nicht innerhalb von fünfzehn Minuten eine Mail von den Human Resources erhalte, der könne bleiben.»

Mit den richtigen Beziehungen oder Voraussetzungen war brutaler Misserfolg bei Ringier noch nie ein Karrierekiller. Dagegen muss man resilient bleiben.

Grosse Klappe

Yaël Meier ist eine Riesennummer. Im Eigenmarketing.

Die FAZ ernannte sie zur «Erklärerin der Generation Z», wie sie selbst auf LinkedIn stolz verkündet. Ausserdem ist sie «Co-Founder ZEAM & Jobshot | SPIEGEL Bestseller Autorin «Gen Z» | Forbes 30u30 | Speaker».

Sie ist eigentlich die Schnellste, Jüngste, Erfolgreichste und überhaupt. Es ist wunderbar, wenn man ein so strahlendes Selbstbewusstsein hat.

Mit entsprechendem Tamtam hatte Meier eine Stellenvermittlung-App entwickelt. Natürlich nicht irgend eine. «Unsere Video-Jobapp ist die Zukunft des Recruiting!» Mit vielen neckischen Icons, Raketen, Sternchen und Glühlampen kommt die Webseite daher. Die Wunderwuzzi-Idee: «Bewerbungsprozess durch Visualisierung!» Also der Ersatz des Stelleninserats durch ein Video.

Eine Idee, die ungefähr so alt ist wie die Handykamera. Aber trommeln gehört natürlich zum Geschäft. Dann wagte es aber Tamedia, aufgrund einer Recherche diverse Fragezeichen hinter dieses neue Überding aus dem Hause Meier zu setzen.

Im Lead werden die Ergebnisse knackig zusammengefasst:

«Beeinflussungsversuche, negative Bewertungen, aber vor allem klappt genau das nicht, was die App verspricht: Fachkräfte zu vermitteln. Stattdessen gibts kaum oder unbrauchbare Bewerbungen.»

Offensichtlich sind den dynamischen Jungunternehmern jede Menge Anfängerfehler unterlaufen. Um bei den grossen Jobplattformen mithalten zu können, müssten sie Reichweite bolzen und Google Ads zu Hauf kaufen, um im Google-Ranking überhaupt aufzutauchen.

Der Geschäftsführer von Jobshot ist weiterhin optimistisch: «Zurzeit arbeiten wir daran, Jobshot in die Rekrutierungsprozesse unserer Firmenkunden zu integrieren, was der nächste Schritt zur führenden Job-Plattform für junge Talente ist.»

Aber so grossmäulig Meier bei der Selbstdarstellung ist, so schmallippig wird sie, wenn ihr Kritik entgegenschlägt. Über einem grossformatigen Foto, das sie vor der Kulisse New Yorks zeigt (weltläufig, you know, global, you know, wo ich bin, ist oben, you know) jammert sie: «Wie viele Ideen wurden nie realisiert, weil jemand Angst hatte zu scheitern? Auch ich habe Angst.  Nicht um die tausenden Schweizer Franken, die ich in Innovation stecke. Nicht wegen der Extrameile, die wir jeden Tag umsonst gegangen wären. Sondern wegen Artikeln wie diesem.»

Eben, typisch, Schweizer Neidkultur: «Aber wer keine Fehler macht, macht wahrscheinlich auch sonst nicht viel.» Zack. Und dann nimm noch diesen hier, Tamedia: «Ich war selber Journalistin und kenne den Druck, an Klicks gemessen zu werden.  Und ja, Kritik klickt. Eine junge Frau auch.»

Dann noch die Trompete zum Schluss: «Jobshot ist nicht gescheitert. Wir haben gerade erst begonnen!» Was man allerdings vermisst: vielleicht ein paar Zahlen, die die Kritik im «Tages-Anzeiger» widerlegen würden? Nix.

Stattdessen wird Meier auch in der Kommentarspalte ranzig, wenn man ihr konkrete Vorhaltungen macht. So weist einer darauf hin, dass es sich bei Jobshot um «eine 1:1 Kopie von Jobeagle» handle, «inkl. des genau gleichen Farbschemas». Von dieser verblüffenden Nähe kann sich jeder überzeugen.

Das kommt Meier aber ganz schräg rein: «Absurder Kommentar. 1. Bzgl 1:1 Kopie – Jobeagle macht etwas anderes als wir – sie haben ja nicht mal eine App (!)» Blöd für sie: Jobeagle hat eine App. Und: «PS: Ich sehe dich immer wieder in meiner Kommentarspalte. Wenn du ein Problem mit mir hast, tuts mir Leid – aber online Mobbing ist ein No-Go.» Online Mobbing? Aber hallo.

Daraufhin wird sie wieder mit Fakten niedergemacht: «Das ist, wenn ich mich nicht taeusche, das 2. Mal, dass ich bei dir kommentiere. Das erste mal hast du behauptest an der besten Wirtschaftsuni zu unterrichten und die fuehrende Metaverse-Expertin bist. Mal davon abgesehen, dass die HSG nicht mal ansatzweise die beste Wirtschaftsuni ist, unterrichtest du dort nicht und du hast so viel mit Metaverse zu tun, wie ich mit der Strickerei! Stichwort Jobeagle, die ihr komplett gerippt habt.»

Daraufhin verstummt Meier. Ein weiterer Kommentar: «Wir haben auch auf Jobshot inseriert und haben genau die Erfahrungen gemacht, die in dem Artikel beschrieben werden: wenige Bewerbungen und wenn dann nicht unbedingt qualifizierte Bewerbende. Die User Experience als Arbeitgeber war auch nicht überzeugend.
Persönlich tue ich mich schwer damit, wenn ein Leistungsversprechen (Revolution des Arbeitsmarktes/ Gegengift des Fachkräftemangels etc.) gegeben wird, das dann nicht gehalten werden kann.»

Da bekommt man als älterer Mitbürger schon etwas Bedenken, dass diese Generation Z irgend etwas anderes gewuppt kriegt als bauchnabelzentrierte Selbstvermarktung, dabei dünnhäutig und schwafelig auf faktenbasierte Kritik reagiert. Oder ist ZACKBUM die Generation Z? Unser Redaktor Zeyer?

Grossmäulige Mimose, eine Schweizer Wunderwuzzi. Wenn das die Zukunft sein soll –jung, dynamisch, laut, erfolglos –, au weia.

Somm und der Relaunch

Seine Relaunchs sind nicht lustig.

Es ist eine inzwischen zweieinhalbjährige Leidensgeschichte. Im März 2021 erschien der «Nebelspalter» online ganz anders und ganz neu. Markus Somm hatte 100 Investoren dazu überredet, auf seine unternehmerischen Fähigkeiten zu vertrauen und je 100’000 Franken zu investieren. Selbst legte er noch einiges mehr drauf.

Damit wurde der «Nebelspalter» gekauft, das älteste Schweizer Satiremagazin, gegründet 1875. Seit vielen Jahren ist es aus einem anständigen Wartezimmer nicht wegzudenken. Seit vielen Jahren ist es nicht so, dass seine Witze und Witzchen auf dem Niveau von «Titanic» spielen. Aber witzig wollte Somm gar nicht sein, er wollte eine klar liberale neue Plattform neben der «Weltwoche» aufbauen.

Dafür den Namen «Nebelspalter» zu kaufen, das Heft weiter im alten Geist erscheinen zu lassen, im Internet auf einen untauglichen Geschäftsführer zu bauen, der ein proprietäres CMS bastelte, das untauglicher war als jede Open-Source-Lösung (dafür aber entschieden teurer), werbefrei erscheinen, obwohl man um Werbekunden buhlte – das war wohl der brutalste Fehlstart der jüngeren Pressegeschichte.

Aber noch viel schlimmer: Es wurde mit grosser Kelle angerichtet; edle Redaktionsräume in Zürich, Mitarbeiter satt, teure Videoformate, dazu aber eine absolute Bezahlschranke. Kein Versucherli, kein Teaser, zahl – oder lass es. Damit verkrachte sich Somm dann noch mit einem kompetenten Internet-Macher, der diesen Wahnsinn nicht mittragen konnte.

Am schlimmsten aber: der dürftige Inhalt spielte sich weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit ab. Transparenz war Somms Sache nicht, eisern schwieg er sich über Abozahlen, Einnahmen, Ausgaben aus. Bis ZACKBUM enthüllte, dass die Online-Plattform erst schlappe 4000 zahlende Gäste zählte. Neuerdings sollen es 4500 sein, das sei alles soweit im Businessplan, behauptet Somm.

Dann das übliche Geruder, wenn einer seine Lernkurve am lebenden Objekt abbildet. Nach Fehlstart sparen. Das grosse Rausschmeissen, neues CMS, Geschäftsführer weg, die meisten Mitarbeiter eingespart (nicht selten auf eher ruppige Art), neuer Auftritt, Wiedererkennungswert zum Anfang null. Die Bezahlschranke wurde gesenkt, durchlöchert, nun buhlt der «Nebelspalter» wie alle anderen auch mit Sonderangeboten und Teasern um neue zahlende Leser.

Dann der nächste Knall: von heute auf morgen schmeisst Somm den verdienten und solidarischen Chefredaktor des Print-«Nebelspalter» raus. Nächste Kehrtwende: während Somm viele Monate erzählt hatte, dass es gar kein Problem sei, im Internet bürgerlich-politisch zu sein, im Print aber klassisch-altväterlich satirisch, sollen nun Internet und Print «zusammengeführt» werden.

Der nächste Flop, denn mitsamt dem Chefredaktor verliessen aus Protest einige Mitarbeiter den Nebi, obwohl Karikaturist in der Schweiz ein hartes Pflaster ist. Aber macht ja nix, dachte sich Somm, der offensichtlich über ein strahlendes Selbstbewusstsein verfügt und die unablässige Reihe von Fehleinschätzungen, Flops und herben Niederlagen auf der Einnahmefront einfach an sich abperlen lässt.

Wobei seine Financiers erstaunlicherweise weiterhin ruhig halten, obwohl absehbar ist, wann das Startkapital verbrannt sein wird und auch der Nebi das übliche Klagelied zum Abschied anstimmen wird: widriges Marktumfeld, gute Idee, aber schlechte Akzeptanz, leider nicht gelungen, Blabla. Nur eines wird sicher nicht gesagt werden: das ist die Geschichte eines angekündigten Todes, verantwortet von einem begabten Schreiber und unbegabten Unternehmer.

Nun also die Konvergenz online und Print. Die sieht zurzeit so aus: online passiert überhaupt nix, die neue Printausgabe kommt so daher:

Anstelle des geschassten Chefredaktors Ralph Weibel begrüsst den Leser eine «Leiterin Produktion» namens Marina Lutz. Anschliessend dann neu die üblichen verdächtigen: Stefan Millius, Dominik Feusi, Stefan Millius, Stefan Millius, auch mal «Aus dem Archiv, Nebelspalter 1942» (was beweist: damals waren die Nebi-Scherze auch nicht immer besser), Markus Somm (ebenfalls aus dem Archiv, ein rezyklierter Artikel), begleitet von «Aus dem Archiv, 1957», dann wieder, Überraschung, Stefan Millius, abgelöst von, nochmal Überraschung, Markus Somm, dann, mal was Neues, wieder Markus Somm, aber über eine Karikatur aus dem Archiv von 1941, schliesslich Alex Reichmuth, ebenfalls bekannt aus dem Nebi online, dann kommt natürlich Stefan Millius.

 

Dann aber ein Brüller, ein Wimmelbild:

Nach diesem Höhepunkt geht’s zurück ins Tal der Tränen und Verzweiflung:

Hier ist einiges bemerkenswert. Ein Zeichnungswettbewerb: schicken Sie uns Karikaturen von BR Rösti! Zu gewinnen gibt’s nix, aber es wird angedroht, sie im nächsten Nebi zu veröffentlichen. Aber damit der Scherze nicht genug: «Haben Sie ein besonders lustiges Foto oder Meme auf Ihrem Handy?» Auch einschicken, wird auch abgedruckt. Zu gewinnen gibt’s auch nix.

Ein besonderer Leckerbissen ist das Impressum. Die Redaktion besteht aus dem Herausgeber Markus Somm, der hier auch noch Chefredaktor und Verleger ist. Drei Hüte, um eben diese Marina Lutz (Leitung Produktion) herauszugeben, zu verlegen und ihr als Chefredaktor den Weg zu weisen. Denn ausser einer Assistentin ist das dann bereits die ganze Redaktion.

Leider ist das nicht zum Lachen, sondern eher zum Heulen. Wieso das Blatt «Nebelspalter» heisst und nicht «Millius schreibt», ein Geheimnis. Wieso diese 68 Seiten Fr. 11.80 wert sein sollen: ein Geheimnis. Wieso die Scherze aus dem Archiv nach alten Socken riechen: kein Geheimnis. Wieso die neuen auch? Grosses Geheimnis.

Schlimmer noch: das soll ein Relaunch sein? Ein Beispiel für: man kriegt nie eine zweite Chance, einen ersten Eindruck zu machen? Die älteste Regel im Journalismus lautet: am Anfang muss es rums machen, nachlassen kann man anschliessend. Aber hier? Seitenfüller, Lückenbüsser, Rezykliertes, Altbekanntes, aus Verzweiflung ergänzt mit willkürlich und nach keinen verständlichen Kriterien ausgewählten Restanzen aus dem Archiv.

Neustart, Ansage, Positionierung, Absicht, Ziele, Gefässe, Heftrhythmus? Es plätschert dahin, und dann ist mal fertig. Originelles Blattprinzip. Das ist nicht mal ein Blattschuss. Auch kein Plattschuss. Das ist ein Schuss in den Ofen. Dagegen ist selbst der Nebi online gehaltvoll, und das will doch etwas heissen.

Aber geradezu seherisch ist das «Schlusszitat», eine Abwandlung eines bekannten Spruchs von Albert Einstein: «Der Unterschied zwischen Dummheit und Genialität ist, Genialität hat ihre Grenzen.» Sehr, sehr wahr …

Kommunikationsgenie H.

Schweigen wäre Gold. Aber …

Immerhin, für Heiterkeit ist gesorgt: «Wir sind der Breaking-News-Kanal der Schweiz.» Die bessere Bezeichnung für «Blick TV» wäre wohl «Comedy Central». Oder «Breaking-Kanal». Diese Breaking News verkündete die frischgebackene CEO Ringier Schweiz via persoenlich.com.

Ladina Heimgartner reagierte damit auf einen Artikel von Francesco Benini von CH Media: «Blick-TV ist am Ende».  Gnadenlos listet er hier die Geschichte eines unaufhaltsamen Niedergangs auf. Mit grossem Brimborium im Februar 2020 gestartet (wenn irgendwo auf der Welt etwas Wichtiges geschah, sollte «Blick TV» nach 180 Sekunden die Bilder dazu haben), 17 fixe Formate am Tag, Kooperation mit CNN, 48 Angestellte.

Nach einem Jahr waren es immer noch 48 Angestellte, aber nur mehr drei fixe Formate. Die Einschaltquoten  weit entfernt von den Absichten, Gewinnschwelle nach drei Jahren: illusorisch. Besonders peinlich für Heimgartner: als ehemalige Chefin des romanischen Zwergsenders RTR hätte das doch ihre Kernkompetenz sein sollen, eine TV-Station zum Florieren zu bringen.

Stattdessen verkündete Ringier noch am Mittwoch stolz den Rückschritt in die Printwelt, die vollständige Übernahme von 20 Zeitschriften vom grossen Bruder Axel Springer, der das tut, was Ringier behauptet: Springer setzt voll auf die Karte digital und trennt sich konsequent von Print-Produkten.

Gnadenlos geht daher Benini mit der TV-Frau ins Gericht: «Keine gute Figur machte während der Leidensgeschichte des Senders Ladina Heimgartner, die soeben zur Chefin von Ringier Medien Schweiz befördert worden ist. Sie redete die Probleme von Blick-TV schön und drosch dabei leere Phrasen. Dabei wussten Medienschaffende innerhalb und ausserhalb von Ringier: Blick-TV ist ein Flop.»

Aber davon will sie nicht lassen: «Sendeschluss ist keiner in Sicht. Wir verzichten zwar ab Montag auf drei tägliche Sendungen, aber diese Anpassung ist alles andere als das Ende von Blick TV.» Dann das übliche Manager-Blabla: «Ressourcen und Stärken vermehrt … Bedürfnisse noch besser treffen … Learnings sind klar … Newsroom anpassen … Verschiebungen …» Solche Aussagen geben den 48 Angestellten viel Sicherheit und Zukunftsvertrauen.

Ziemlich angefasst reagiert Heimgartner dann auf die Kritik von Benini: «Der neueste Beitrag von CH Media ist vom selben Journalisten wie im Frühling 2022 – und leider genauso unsachgerecht, unprofessionell und unjournalistisch wie damals. So ist zum Beispiel unsere Stellungnahme nicht in die Berichterstattung eingeflossen. Das Ergebnis ist eine Ansammlung wilder Thesen, die nicht den Tatsachen entsprechen und leider von diversen anderen Medien ungeprüft übernommen wurden.»

«Unsere Stellungnahme»? Da scheint die Dame etwas nicht mitbekommen zu haben: «Bis am Donnerstagabend gab die Medienstelle von Ringier keine Auskunft zum Aus von Blick-TV; die Fragen zum Thema waren ihr am Donnerstagmorgen per Mail zugestellt worden.» Ausserdem: eine einzige, winzige inhaltliche Richtigstellung auch nur einer Aussage von Benini, statt reine Polemik? «Unsachgerecht, unprofessionell und unjournalistisch, wilde Thesen, die nicht den Tatsachen entsprechen»? Das ist starker Tobak und müsste dann schon mit vielleicht ein, zwei Beispielen untermauert werden.

Alles, was bei «Blick» läuft, liegt im Verantwortungsbereich von Heimgartner. Die Auflagenverluste, das missglückte Redesign, die Absetzung unter dubiosen Umständen des Oberchefredaktors Christian Dorer, dass der Chefredaktor des «SonntagsBlick» das Weite suchte, dass diese Stellen durch zweite Garnitur und einen Kopfsalat von unüberschaubar vielen «Heads» und «Officers» ersetzt wurde. Das mag bei einem Zwangsgebührensender, der weder auf Einnahmen, noch auf Ausgaben achten muss, noch angehen. Aber in der Privatwirtschaft?

Nun fügt Heimgartner all diesen Flops noch einen weiteren hinzu: souveräne Kommunikation ist auch nicht ihre Stärke. Auf die Frage, wieso denn zusammen mit der Jubelmeldung über die Auflösung des Joint Venture mit Springer in der Schweiz nicht das Abwracken von «Blick TV» kommuniziert worden sei, sagt sie zu persoenlich.com: Zu diesem «gewichtigen Investment» stehe «die Einstellung von drei Nachrichtensendungen in keinem Verhältnis».

Nur: das jämmerliche Erscheinungsbild von «Blick TV» steht zu den gewichtigen Millioneninvestitionen auch in keinem Verhältnis. Fehler machen kann jeder. Sie einfach zugeben, das braucht allerdings eine gewisse Grösse.

 

Wie man’s nicht probieren sollte

Bud. Budweiser. Inbegriff eines US-Biers. Mit fataler Werbung. Wie bei der SI.

Das ging schwer in die Dose. Der Riesenkonzern Anheuser-Busch vertreibt neben vielen anderen Marken auch Budweiser. Das Bud gehört zu den traditionellen Marken und wird gerne gesoffen. Auch in der Light-Version.

Nun wollte der Konzern möglichst woke sein – und versicherte sich der Werbedienste der/die/des Transgender-Influencers Dylan Mulvaney. Mit durchschlagendem Erfolg: der Umsatz des Biers sank innert Wochenfrist um 26 Prozent. Denn Bier ist nun doch weiterhin eher Männersache, und auch der moderne männliche Biertrinker ist nicht gerade davon angetan, sein Gesöff von einer Transgender-Person angepriesen zu bekommen.

Das kann man als typischen Ausdruck von Diskriminierung, Phobie, Ausgrenzung, Ablehnung und allem Furchtbaren sehen. Aber der Markt (männlich!) ist eben unerbittlich.

Das leitet glatt zur ähnlich verunglückten Werbekampagne der «Schweizer Illustrierte» über.

Hier sitzt eine Frau barfuss statt auf dem bequemen Sessel auf dem Boden und schaut begeistert auf eine Schwingerhose. Echter Slapstick.

Frank Bodin von Bodin Consulting, dem neusten Namen seiner gelegentlich abröchelnden Werbebuden, wütet weiter im Ringier-Verlag, nachdem er schon der «Blick»-Familie ein Klötzchen-Design mit Regenrohr im Logo verpasste.

Auch diese Variante ist interpretationsbedürftig. Da sitzt ein Mann in spartanischem Umfeld, und statt das Glas Wasser zu kippen (wohl der kulinarische Höhepunkt auf dem Bild, oder ist der Strauss auf dem Nebentisch essbar?), glotzt er in eine Kochmütze, auf der «Schweizer Illustrierte» steht. Hä?

Auch nicht leichter verständlich. Ein wuschelköpfiger Jugendlicher (Musiker?) schaut schräg über ein Mini-Piano den Betrachter an. Neben sich ein Holzstoss und ein Blechtisch. Soll das ein versteckter Hinweis auf das kärgliche Leben in der Musikwelt sein?

Das hier verschliesst sich nun definitiv jeglicher Erklärung. Eine Frau lehnt sich in unbequemer Stellung gegen die Kante einer Bank. Links sieht man noch angeschnitten einen typischen Abfalleimer, der aber für diese Kampagne leider nicht verwendet wurde. Was sie in der Hand hält, und was daran sie näher an die «Prominenten» heranführen soll, ein Geheimnis.

Es gibt aber noch mehr Rätsel.

Das hier ist das Foto des kompetenten Teams, das diese Werbekampagne verbrochen, bzw. umgesetzt hat. Nur: «Frank Bodin fehlt auf dem Bild», macht ein Hinweis deutlich. Da fragt man sich natürlich, ob der Verantwortliche für «Konzept und Idee» dann doch kalte Füsse bekam, sich mit Konterfei in der Nähe dieses Schwachsinns zu zeigen.

Denn merke; wer eine Schwingerhose, eine Kochmütze oder ein Mini-Piano in der Hand hält und gebannt draufstarrt, ist damit weder Spitzenköchen noch Musikstars noch Prominenten in irgend einer Form näher. Nicht mal nahe. Abgesehen davon, dass die SI scheint’s ein Printprodukt ist, in dem man lesen und blättern kann. Beides ist bei diesen abgebildeten Gerätschaften eher schwierig bis unmöglich.

Man muss sich wieder einmal fragen, wieso sich ansonsten zurechnungsfähige Menschen so einen Blödsinn aufschwatzen lassen und dann auch noch so betexten: «Auf den Sujets sieht man eine Leserin oder einen Leser beim Schmökern in der SI in einer Alltagssituation: zu Hause, unterwegs, in einem Restaurant, beim Zurechtmachen für den Ausgang. Das Magazin selbst wird im Bild als Symbol für die Lebenswelten der Persönlichkeiten dargestellt: So ist die SI mal eine Schwingerhose, – weil näher beim König –, mal eine Filmklappe – weil näher bei den Filmstars – oder eine Kochmütze – weil näher bei den Spitzenköchen.»

Wenn das diesseits von 0,8 Promille verfasst wurde, ist dem Autor nicht mehr zu helfen.

Dagegen ist so eine Werbung geradezu genial:

Niederlagen sind Siege

Ob Sabotage, falsch angepackt oder einfach Versagen: Impfwoche schönschwätzen bei den Medien.

Wir können zuschauen, wie rund 100 Millionen Franken Steuergelder in den Abfluss gurgeln. So viel kostet die «Impfwoche». Gewinner sind eigentlich nicht in Sicht. Ausser der federführenden Werbeagentur, dem Konzertveranstalter und ein paar Künstlern, denen es egal ist, ob sie vor einer Handvoll Zuschauer spielen. Solange die Gage stimmt.

Echt bedenklich ist aber das Schönschreiben in den Medien. ZACKBUM-Redaktor René Zeyer verbrachte einige Jahre als Korrespondent auf Kuba. Inzwischen durch die Segnungen des Internets etwas aufgelockert, gab und gibt es dort legal ausschliesslich Staatsmedien.

Federführend ist die Parteizeitung «Granma». Die Grossmutter, benannt nach der Yacht, mit der Fidel Castro und eine handvolle Guerilleros landeten, um innert kürzester Zeit das Regime des Diktators Batista zu besiegen, kennt nur drei Arten von Nachrichten.

Das waren noch Zeiten.

Schlechte aus dem kapitalistischen Ausland, ganz schlechte aus den USA – und gute aus Kuba. Planübererfüllung, Erfolge, feste Absichten, revolutionärer Elan, Vertrauen in die Führung. Wenn etwas nicht ganz perfekt klappt: die Umstände, die USA, der Imperialismus, die Handelsblockade, Corona.

Man fragte sich Tag für Tag, wie das die vielköpfige Redaktion nur im Kopf aushält. Jeder dieser Schreiber lebte doch auch in der kubanischen Realität, die nun immer weniger mit ihrer schöngefärbten Darstellung auf geduldigem Zeitungspapier zu tun hatte. Man musste eine spezielle ideologische Verblendung oder reinen Opportunismus vermuten.

Kubanische Zustände in der Schweiz

Man hätte es aber nicht im Traum für möglich gehalten, ähnlichen Zuständen in der Schweiz zu begegnen. Konkret in der medialen Darstellung der «Impfwoche». Ohne Übertreibung ist jetzt schon absehbar: ein 100-Millionen-Flop. Keines der Ziele wurde erreicht, alle verfehlt. Die meisten Massnahmen entfalteten die Wirkung eines Knallfroschs, dem die Zündschnur feucht geworden war.

Die Konzerte, die Impfangebote, die Aufrufe, die ganze Kampagne: peinlich gescheitert. In der Realität. Aber nicht in den Medien.

Tapfer fabuliert eine «watson»-Reportage die Sache schön:

«Nein, es ist dieser in Stein gemeisselte Optimismus. Trotz allen Schwierigkeiten und Anfeindungen, trotz der schieren Aussichtslosigkeit des Unterfangens blicken auch hier alle voller Zuversicht nach vorne. Spritze für Spritze Richtung Ende der Pandemie. Und wenn es hilft, dann auch zwischen Billy-Regal und Köttbullar.»

Poetische Durchhalteparolen bei der Beschreibung von «Impf-Teams», die sehr, aber sehr viel Zeit haben, zusammen Kaffee zu trinken.

Aggressive Kampagne der USA gegen Friede und Stabilität auf Kuba …

SRF kümmert sich um die Erledigung von Widersprüchen. Dänemark, der gelobte Impfchampion in Europa, das Vorbild. 75 Prozent, davon könnte sich die Schweiz mehrere Scheiben abschneiden, da müssen wir auch hin. Und nun das: «Corona-Beschränkungen werden wieder eingeführt und es braucht ein Zertifikat für gewisse Aktivitäten.» Blöd aber auch, wie denn das? ««Ein Punkt bei den Corona-Impfungen ist, dass man das Virus unter Umständen trotzdem weitergeben kann», erklärt SRF-Wissenschaftsredaktorin Katrin Zöfel.»

Ach was, und deshalb sollen sich in der Schweiz dank der Impfwoche möglichst viele impfen lassen? Nun, da helfen nur die ewig gleichen Horrorprognosen:

««Die Zahl der Ungeschützten und ihr Ansteckungsrisiko sind entscheidend.» Laut aktueller Schätzung des BAG seien etwa eine Million Erwachsene ungeschützt. «Das kann, wenn sich alle infizieren, noch einmal Tausende Menschen in die Spitäler bringen.»»

Gelenkiger als ein Parteiorgan im Wendehalsen 

Treffen die nicht ein, ist man inzwischen gelenkiger als ein Parteiorgan, wenn es mal wieder mit der Planerfüllung nicht geklappt hat. Besondere Aufmerksamkeit wurde Afrika zu teil. Einstellige Impfquoten, trümmeliges Gesundheitssystem, Massensterben mit Ansage. Und nun das:

«Das Wunder von Afrika. Alle erwarteten eine Katastrophe und sprachen von einem «zynischen Live-Experiment»: Doch der Kontinent kam bisher glimpflich durch die Pandemie. Eine Nachricht, die guttut.»

Die SoZ wird fromm und glaubt an Wunder. Dabei handelt es sich bloss um eine weitere, krachende Fehlprognose. Aber zurück in die Schweiz.

Auch CH Media bemüht sich, möglichst gute Miene zum peinlichen Schauspiel zu machen. Der Reporter muss zwar launig beschreiben, wie Kälte und gähnende Leere seine Reportage begleiten. Aber, als alter Profi weiss er, dass der Schluss hängen bleibt: «In Zürich ist etwas ausgebucht, zum ersten Mal auf dieser Reise. Im Verlauf des Tages kam es zu Szenen, wie man sie sich im ganzen Land erhofft hatte: lange Schlangen, und zwar vor dem Impfdorf im Zürcher Hauptbahnhof. Allerdings gehören die Wartenden nicht zum primären Zielpublikum. Der Grossteil will nicht die erste Impfung. Sondern den Booster. Am Abend leuchtet über dem Impfdorf eine Anzeige, «Booster-Impfungen ausgebucht».»

Da hilft nur nur noch Poesie …

Sonst hilft wohl nur noch beten: «Katholiken für die Impfung: “Chance, weiterhin Solidarität zu leben”», titelt kath.ch mit frommem Gottvertrauen. «zentralplus» sieht es etwas nüchterner: «Luzerner Impfwoche startet verhalten». Aber auch hier werden Erfolgsmeldungen zusammengekratzt: «Deutlich erfolgreicher verläuft die Kampagne des Impftrucks. Dieser war am Montag in Malters, wo sich 136 Personen haben impfen lassen.»

Richtig genial ist aber die Schlussfolgerung, zu die der Kommentator von Tamedia kommt:

«Wir sollten erst jene impfen, die wollen»

Bevor wir diese impfen, die nicht wollen. So blöd hätte nicht mal «Granma» kommentiert. Aber vielleicht sollte er sich bewerben.