Wie man’s nicht probieren sollte

Bud. Budweiser. Inbegriff eines US-Biers. Mit fataler Werbung. Wie bei der SI.

Das ging schwer in die Dose. Der Riesenkonzern Anheuser-Busch vertreibt neben vielen anderen Marken auch Budweiser. Das Bud gehört zu den traditionellen Marken und wird gerne gesoffen. Auch in der Light-Version.

Nun wollte der Konzern möglichst woke sein – und versicherte sich der Werbedienste der/die/des Transgender-Influencers Dylan Mulvaney. Mit durchschlagendem Erfolg: der Umsatz des Biers sank innert Wochenfrist um 26 Prozent. Denn Bier ist nun doch weiterhin eher Männersache, und auch der moderne männliche Biertrinker ist nicht gerade davon angetan, sein Gesöff von einer Transgender-Person angepriesen zu bekommen.

Das kann man als typischen Ausdruck von Diskriminierung, Phobie, Ausgrenzung, Ablehnung und allem Furchtbaren sehen. Aber der Markt (männlich!) ist eben unerbittlich.

Das leitet glatt zur ähnlich verunglückten Werbekampagne der «Schweizer Illustrierte» über.

Hier sitzt eine Frau barfuss statt auf dem bequemen Sessel auf dem Boden und schaut begeistert auf eine Schwingerhose. Echter Slapstick.

Frank Bodin von Bodin Consulting, dem neusten Namen seiner gelegentlich abröchelnden Werbebuden, wütet weiter im Ringier-Verlag, nachdem er schon der «Blick»-Familie ein Klötzchen-Design mit Regenrohr im Logo verpasste.

Auch diese Variante ist interpretationsbedürftig. Da sitzt ein Mann in spartanischem Umfeld, und statt das Glas Wasser zu kippen (wohl der kulinarische Höhepunkt auf dem Bild, oder ist der Strauss auf dem Nebentisch essbar?), glotzt er in eine Kochmütze, auf der «Schweizer Illustrierte» steht. Hä?

Auch nicht leichter verständlich. Ein wuschelköpfiger Jugendlicher (Musiker?) schaut schräg über ein Mini-Piano den Betrachter an. Neben sich ein Holzstoss und ein Blechtisch. Soll das ein versteckter Hinweis auf das kärgliche Leben in der Musikwelt sein?

Das hier verschliesst sich nun definitiv jeglicher Erklärung. Eine Frau lehnt sich in unbequemer Stellung gegen die Kante einer Bank. Links sieht man noch angeschnitten einen typischen Abfalleimer, der aber für diese Kampagne leider nicht verwendet wurde. Was sie in der Hand hält, und was daran sie näher an die «Prominenten» heranführen soll, ein Geheimnis.

Es gibt aber noch mehr Rätsel.

Das hier ist das Foto des kompetenten Teams, das diese Werbekampagne verbrochen, bzw. umgesetzt hat. Nur: «Frank Bodin fehlt auf dem Bild», macht ein Hinweis deutlich. Da fragt man sich natürlich, ob der Verantwortliche für «Konzept und Idee» dann doch kalte Füsse bekam, sich mit Konterfei in der Nähe dieses Schwachsinns zu zeigen.

Denn merke; wer eine Schwingerhose, eine Kochmütze oder ein Mini-Piano in der Hand hält und gebannt draufstarrt, ist damit weder Spitzenköchen noch Musikstars noch Prominenten in irgend einer Form näher. Nicht mal nahe. Abgesehen davon, dass die SI scheint’s ein Printprodukt ist, in dem man lesen und blättern kann. Beides ist bei diesen abgebildeten Gerätschaften eher schwierig bis unmöglich.

Man muss sich wieder einmal fragen, wieso sich ansonsten zurechnungsfähige Menschen so einen Blödsinn aufschwatzen lassen und dann auch noch so betexten: «Auf den Sujets sieht man eine Leserin oder einen Leser beim Schmökern in der SI in einer Alltagssituation: zu Hause, unterwegs, in einem Restaurant, beim Zurechtmachen für den Ausgang. Das Magazin selbst wird im Bild als Symbol für die Lebenswelten der Persönlichkeiten dargestellt: So ist die SI mal eine Schwingerhose, – weil näher beim König –, mal eine Filmklappe – weil näher bei den Filmstars – oder eine Kochmütze – weil näher bei den Spitzenköchen.»

Wenn das diesseits von 0,8 Promille verfasst wurde, ist dem Autor nicht mehr zu helfen.

Dagegen ist so eine Werbung geradezu genial:

3 Kommentare
  1. Slavica Bernhard
    Slavica Bernhard sagte:

    Einstampfen! SI, das Ringier Gnadenbrot für Cervellat-Prominenz oder solche, die es werden wollen.

    PS: Rothenbühler schreibt un der WW!

    Antworten
  2. Beth Sager
    Beth Sager sagte:

    Eine solch kritische Auseinandersetzung mit einem Thema lese ich im Fachorgan «Persönlich» nie.

    Die beste Werbung für die «Schweizer Illustrierte» kostet nichts.

    Gut muss man sein!

    Antworten
  3. Jean-Louis Frossard
    Jean-Louis Frossard sagte:

    «Dagegen ist so eine Werbung geradezu genial»

    So eine Werbung? Das ist Schweizerdeutsch. Auf Deutsch heisst es «eine solche Werbung».

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