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Manchmal schwächelt auch die NZZ

Wie kann man nur Mark Pieth zur Fifa interviewen …

Er wird ausführlich gelobhudelt: «Vorkämpfer gegen Korruption … hat sich als Anti-Korruptions-Experte einen Namen gemacht. Er gründete 2003 das Basel Institute on Governance … Bis 2013 leitete er die unabhängige Kommission für Governance und trieb die Fifa-Reformen voran.»

Das ist, höflich formuliert, eine etwas einäugige Sicht der Dinge. Man kann es mit Fug und Recht auch so sehen: bei der Fifa sollte er mit seinem Ruf dafür sorgen, dass der ewige Geruch nach Korruption weggepustet würde. Gebracht hat es schlichtweg – nichts. Zunächst verkündete er grossmäulig, man habe «unabhängige Strukturen gepflanzt, die funktionieren können». Bloss 18 Monaten danach wurden Fifa-Funktionäre spektakulär im Baur au Lac verhaftet – Korruptionsverdacht.

Nichts gebracht ist allerdings relativ. Denn der Professor arbeitete nicht gratis für die Fifa. Sondern zu einem Stundenansatz von 650 Franken und einem Tageshonorar von 5000 Eiern. Pieth alleine kassierte rund 215’000 Franken, sein «gemeinnütziges Institut» räumte 2,5 Millionen ab. Money for nothing.

Der Professor ist auch immer grossmäulig dabei, wenn es gilt gegen andere und vor allem gegen die Schweiz auszuteilen, wie der «Blick» mal zusammenfassend dargestellt hat. Wenn man dem emeritierten, aber lautstarken Professor zitiert, der immer und überall gerne auftritt, wenn er «Korruption» krähen darf, als Interviewpartner über die Fifa die Spalten öffnet, bekommt der Spruch vom Bock zum Gärtner eine ganz neue Dimension.

Hier darf Pieth mal wieder richtig vom Leder ziehen:

«Auf brutale Weise geht’s nur noch um Gewinnmaximierung.»

Er meint damit aber nicht die 2,5 Millionen, die er und sein Institut für nix abräumten.

Jammern darf er auch: «So wurde damals unser Reformprogramm torpediert.» Oder mit anderen Worten: auf ganzer Linie gescheitert, nachdem er sich als Feigenblatt willig missbrauchen liess. Dann widerspricht er sich auch gerne selbst, wie toll doch seine Arbeit gewesen sei: «Damals brachten wir professionelle Leute von aussen in die Fifa rein. Das war wichtig für die Reform. Doch die hat man alle entfernt. Jetzt dominieren Unfähigkeit oder Gefälligkeit. Früher tat die Ethikkommission ihre Arbeit.»

Starke Worte hat Pieth auch heute noch; über die Vergabe der Fussball-WM an Saudi-Arabien sagt er: «Die Fifa geht einen Deal mit dem Teufel ein.» Auch für den Schweizer Fussballverband hat er nur Beschimpfungen auf Lager: «Ja, im Übrigen sind es Feiglinge. Das gilt für fast ganz Europa.» Von sich selbst hingegen hat er eine ungebrochen hohe Meinung: «Vor der Fifa war ich daran beteiligt, die Uno zu reformieren.»

Aber zum Schluss blitzt doch noch ein Spürchen Selbstkritik durch: Nach seinem grossartigen Reformwerk der UNO (2000 Seiten!) «waren sie sehr freundlich, warfen aber alles in den Papierkorb. In der Fifa war es ähnlich. Ich war zu wenig Fussballer. Deshalb merkte ich das sehr spät

Tja, zu wenig Fussballer, zu wenig effizient, zu mediengeil, von allem etwas «zu». Sollte die NZZ lassen, wenn auch ZACKBUM in journalistischer Manier einen Ratschlag geben darf. Eine Seite mit Pieth ist eine verschenkte, verschwendete Seite.

Grosse Klappe

Yaël Meier ist eine Riesennummer. Im Eigenmarketing.

Die FAZ ernannte sie zur «Erklärerin der Generation Z», wie sie selbst auf LinkedIn stolz verkündet. Ausserdem ist sie «Co-Founder ZEAM & Jobshot | SPIEGEL Bestseller Autorin «Gen Z» | Forbes 30u30 | Speaker».

Sie ist eigentlich die Schnellste, Jüngste, Erfolgreichste und überhaupt. Es ist wunderbar, wenn man ein so strahlendes Selbstbewusstsein hat.

Mit entsprechendem Tamtam hatte Meier eine Stellenvermittlung-App entwickelt. Natürlich nicht irgend eine. «Unsere Video-Jobapp ist die Zukunft des Recruiting!» Mit vielen neckischen Icons, Raketen, Sternchen und Glühlampen kommt die Webseite daher. Die Wunderwuzzi-Idee: «Bewerbungsprozess durch Visualisierung!» Also der Ersatz des Stelleninserats durch ein Video.

Eine Idee, die ungefähr so alt ist wie die Handykamera. Aber trommeln gehört natürlich zum Geschäft. Dann wagte es aber Tamedia, aufgrund einer Recherche diverse Fragezeichen hinter dieses neue Überding aus dem Hause Meier zu setzen.

Im Lead werden die Ergebnisse knackig zusammengefasst:

«Beeinflussungsversuche, negative Bewertungen, aber vor allem klappt genau das nicht, was die App verspricht: Fachkräfte zu vermitteln. Stattdessen gibts kaum oder unbrauchbare Bewerbungen.»

Offensichtlich sind den dynamischen Jungunternehmern jede Menge Anfängerfehler unterlaufen. Um bei den grossen Jobplattformen mithalten zu können, müssten sie Reichweite bolzen und Google Ads zu Hauf kaufen, um im Google-Ranking überhaupt aufzutauchen.

Der Geschäftsführer von Jobshot ist weiterhin optimistisch: «Zurzeit arbeiten wir daran, Jobshot in die Rekrutierungsprozesse unserer Firmenkunden zu integrieren, was der nächste Schritt zur führenden Job-Plattform für junge Talente ist.»

Aber so grossmäulig Meier bei der Selbstdarstellung ist, so schmallippig wird sie, wenn ihr Kritik entgegenschlägt. Über einem grossformatigen Foto, das sie vor der Kulisse New Yorks zeigt (weltläufig, you know, global, you know, wo ich bin, ist oben, you know) jammert sie: «Wie viele Ideen wurden nie realisiert, weil jemand Angst hatte zu scheitern? Auch ich habe Angst.  Nicht um die tausenden Schweizer Franken, die ich in Innovation stecke. Nicht wegen der Extrameile, die wir jeden Tag umsonst gegangen wären. Sondern wegen Artikeln wie diesem.»

Eben, typisch, Schweizer Neidkultur: «Aber wer keine Fehler macht, macht wahrscheinlich auch sonst nicht viel.» Zack. Und dann nimm noch diesen hier, Tamedia: «Ich war selber Journalistin und kenne den Druck, an Klicks gemessen zu werden.  Und ja, Kritik klickt. Eine junge Frau auch.»

Dann noch die Trompete zum Schluss: «Jobshot ist nicht gescheitert. Wir haben gerade erst begonnen!» Was man allerdings vermisst: vielleicht ein paar Zahlen, die die Kritik im «Tages-Anzeiger» widerlegen würden? Nix.

Stattdessen wird Meier auch in der Kommentarspalte ranzig, wenn man ihr konkrete Vorhaltungen macht. So weist einer darauf hin, dass es sich bei Jobshot um «eine 1:1 Kopie von Jobeagle» handle, «inkl. des genau gleichen Farbschemas». Von dieser verblüffenden Nähe kann sich jeder überzeugen.

Das kommt Meier aber ganz schräg rein: «Absurder Kommentar. 1. Bzgl 1:1 Kopie – Jobeagle macht etwas anderes als wir – sie haben ja nicht mal eine App (!)» Blöd für sie: Jobeagle hat eine App. Und: «PS: Ich sehe dich immer wieder in meiner Kommentarspalte. Wenn du ein Problem mit mir hast, tuts mir Leid – aber online Mobbing ist ein No-Go.» Online Mobbing? Aber hallo.

Daraufhin wird sie wieder mit Fakten niedergemacht: «Das ist, wenn ich mich nicht taeusche, das 2. Mal, dass ich bei dir kommentiere. Das erste mal hast du behauptest an der besten Wirtschaftsuni zu unterrichten und die fuehrende Metaverse-Expertin bist. Mal davon abgesehen, dass die HSG nicht mal ansatzweise die beste Wirtschaftsuni ist, unterrichtest du dort nicht und du hast so viel mit Metaverse zu tun, wie ich mit der Strickerei! Stichwort Jobeagle, die ihr komplett gerippt habt.»

Daraufhin verstummt Meier. Ein weiterer Kommentar: «Wir haben auch auf Jobshot inseriert und haben genau die Erfahrungen gemacht, die in dem Artikel beschrieben werden: wenige Bewerbungen und wenn dann nicht unbedingt qualifizierte Bewerbende. Die User Experience als Arbeitgeber war auch nicht überzeugend.
Persönlich tue ich mich schwer damit, wenn ein Leistungsversprechen (Revolution des Arbeitsmarktes/ Gegengift des Fachkräftemangels etc.) gegeben wird, das dann nicht gehalten werden kann.»

Da bekommt man als älterer Mitbürger schon etwas Bedenken, dass diese Generation Z irgend etwas anderes gewuppt kriegt als bauchnabelzentrierte Selbstvermarktung, dabei dünnhäutig und schwafelig auf faktenbasierte Kritik reagiert. Oder ist ZACKBUM die Generation Z? Unser Redaktor Zeyer?

Grossmäulige Mimose, eine Schweizer Wunderwuzzi. Wenn das die Zukunft sein soll –jung, dynamisch, laut, erfolglos –, au weia.