Frontalcrash des «Blick»

Das Organ der wenigen Buchstaben und ein 900-seitiger «Masterplan».

Zunächst muss man loben: während sich die meisten anderen Blätter an einem nebensächlichen Prozess über eine Entschädigungszahlung gütlich tun, kümmert sich «Blick» wenigstens um etwas Substanzielles. Die Frage, was Donald Trump eigentlich vorhat, sollte er nochmals zum US-Präsidenten gewählt werden.

Da hört die Berichterstattung meistens mit: Himmels willen, das darf nicht geschehen, auf. Aber nun geht die Ausland-Redaktorin Chiara Schlenz weiter. «Als Kind wollte sie Pferdebuchautorin werden», weiss die Autorenseite der Teilzeit-Journalistin, die zuvor für Nau.ch «als Video- und Newsjournalistin schweizweit unterwegs» war. Also beste Voraussetzungen, um sich in den US-Wahlkampf zu stürzen. Ein erstes Ergebnis hat ZACKBUM bereits gewürdigt.

Nun bohrt sie ein ganz dickes Brett. Sie hat sich ein Strategiepaper eines Thinktanks vorgenommen, das «Project 2025». Von der Heritage Foundation und anderen konservativen Organisationen werden hier Ideen zusammengetragen, was Trump in einer allfällig zweiten Amtszeit besser machen könnte als in der ersten. Dazu gibt es auch ein Buch:

Immerhin hat Schlenz bereits die Grundprinzipien des Boulevard-Journalismus verstanden, obwohl der «Blick» laut seiner Vordenkerin gar nicht mehr Boulevard machen will: «Das FBI abschaffen, den Regierungsapparat abbauen – kurz: Die amerikanische Demokratie aushebeln. Was dystopisch klingt, wird mit «Project 2025» zur Realität Amerikas.» Dystopisch, da mutet sie allerdings dem Leser des Organs mit den grossen Buchstaben was zu.

«Ist das «Project 2025» gefährlich für die USA», fragt Schlenz bang. Da wissen völlig unparteiische «Analysten» der urlinken Uni Berkeley mehr: «Der stille Putsch des Projekts stellt eine gefährliche Bedrohung für unsere Demokratie dar und schlägt einen ideologischen Aufstand vor». Wow; aber Schlenz ist nach ein paar Bauchklatschern im «Wahl-Barometer» vorsichtig geworden: «Ob es der Heritage Foundation und Trump aber gelingen wird, ihre Pläne so auszuführen, wie sie es planen, bleibt abzuwarten.»

Na, dann mal Tee trinken. Aber vorher noch schnell ein paar ungeliebte europäische Politiker abwatschen, denn das «Project 2025» finde «auch Gefallen bei europäischen Staatschefs». Der Beweis: «So nahm der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán (60) kürzlich an einem von Heritage organisierten Anlass teil.» Wehe, man erwischt einen anderen europäischen Staatschef beim WEF oder anderen organisierten Anlässen. Fehlt da noch eine? Natürlich, «ein weiteres Beispiel ist die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni». Die gibt doch tatsächlich preis: «Unsere Thinktanks arbeiten mit dem International Republican Institute und mit der Heritage Foundation». Statt sich schaudernd von denen abzuwenden.

Also aufgepasst. Trump wird die Demokratie in den USA aushebeln, und wenn wir nicht den Anfängen wehren, werden schlimme Finger wie Orbán und Meloni ihm in Europa nacheifern. Fehlen nur noch Marie Le Pen und die AfD in der Donald Horror Picture Show.

3 Kommentare
  1. H.R. Füglistaler
    H.R. Füglistaler sagte:

    Der ewige BLICK in die Kristallkugel. Immerhin aktuelles von Meloni.
    Diese einerseits sympathische proletarisch-freche Südländerin
    konsumiert leider nach wie vor zu viel Mousse au lini.

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    • Maftin Hefti
      Maftin Hefti sagte:

      Mussolinis Erfolg gründete wesentlich auf dem Chaos, das vorher herrschte. Allfällige Parallelen zur AfD und der bürgernahen und realistischen Politik der vorangegangenen Parteien in den letzten 25 Jahren sind rein zufällig.

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    • C. Wallens
      C. Wallens sagte:

      Die Gute ist längst im biederen Mainstream angekommen und hat sich’s bei Klausis Globalisten bequem gemacht. Das ist weit weniger anstrengend als einen auf Orban zu machen.

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