Hicks! Die Spassbremse

Das kann man sich nur schönsaufen.

Eva Mell ist «Redaktorin im Ressort Wissenschaft, Technologie, Mobilität der NZZ». Sie studierte Theologie, Germanistik und Geschichte. Das befähigte sie, Bahnbrechendes zu Stoffwindeln, «Milchpumpen unter der Lupe», aber auch über «Richtig umgehen mit Nörglern» zu schreiben.

Das brauchen wir dringend, denn rechtzeitig zu Silvester verkündete Mell: «Alkohol ist ein Zellgift und verursacht Krebs. Jedes Glas ist eins zu viel». Schluck. Daher: «Wir sollten unsere Trinkkultur hinterfragen. Denn es gibt keine gesundheitlich unbedenkliche Menge an Alkohol». Wenn das Joseph Roth schon gewusst hätte.

Immerhin weiss Mell:

«Mit dieser Botschaft macht man sich kurz nach Weihnachten und kurz vor Neujahr keine Freunde. Aber nur wer das verstanden hat, kann eine eigenverantwortliche Entscheidung bezüglich seines Alkoholkonsums treffen.»

Denn: «Das Zellgift ist ein akzeptiertes Genussmittel.» Noch schlimmer: «Es kann doch nicht sein, dass ein Gift unsere Gesellschaft zusammenhält.» Nein, das kann nicht sein. Ist uns allerdings neu, dass Alkohol unsere Gesellschaft zusammenhalte. Dabei sind wir tatsächlich eine durchgiftete Gesellschaft. Es wird immer noch geraucht, Auto gefahren, Karton im Haushaltsabfall entsorgt, es werden Unmengen an Lebensmitteln weggeworfen, in die Ferien geflogen, schrecklich. Es ist doch so: jeder Schluck von irgendwas, jeder Biss in irgendwas, ja jeder Atemzug bringt uns dem Tod näher. Manche schneller, manche langsamer.

Es gibt Liebhaber von Gänseleber, dazu natürlich ein Sauternes (muss nicht unbedingt ein Château d’Yquem sein), danach eine Cohiba, dazu muss es ein Matusalem sein, aber bitte den «Gran Reserva 23». Dabei kann man nicht anders als mitleidig auf Vegetarier, Veganer, Nichtraucher und Abstinenzler herunterschauen.

Genau das scheint auch der Anlass für diesen staubtrockenen, lebensunlustigen, strengen, rechthaberisch-belehrenden Artikel zu sein, wie die Autorin gegen Ende durchblicken lässt: «Aber wer Alkohol trinkt, sollte Menschen in Ruhe lassen, die eigenverantwortlich entschieden haben, ohne Promille zu feiern. Sie müssen sich dafür nicht rechtfertigen.»

Das ist sehr wahr, niemand muss sich für sein Verhalten rechtfertigen. Man kann auch Verdampfer rauchen, veganen Sojabrei mit Lebergeschmack essen und alkoholfreien Wein dazu trinken:

Der Name ist noch lustig, der Inhalt weniger: «Bio-Hefe, Wasser, Kokosöl, Bio-Kartoffelstärke, Bio-Tomatenmark, Champagner, Sonnenblumenöl, Sonnenblumenprotein, Meersalz, Trüffel, Gewürze, Koriander, Zimt und Nelke», natürlich alles Bio.

Kann man essen, muss man nicht essen. Man kann auch veganen, alkoholfreien Wein trinken. Oder gleich eingefärbtes Wasser.

Natürlich ist es nur ein Vorurteil, dass solche Unken und Warner wie Mell nicht nur an Silvester eine echte Spassbremse sind. Mit diesen kernseifigen Miesmachereien zwingt sie einen aber dazu, sich diesen Angriff auf schöne Gewohnheiten schönzusaufen. Womit sie das Gegenteil des Gewünschten erreicht. Hicks.

9 Kommentare
  1. Fredi Balsiger
    Fredi Balsiger sagte:

    Vegane Wurst.
    Koffeinfreier Kaffee.
    Alkoholfreies Bier,
    Man möchte sich erschiessen.
    Mit einer Platzpatrone.

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  2. Gili
    Gili sagte:

    Hallo Herr Zeyer. Wie lautet denn Ihr heutiger Kommentar zum Artikel von Nina Himmer in der NNZaS i.S. Alkohol? Ist sie auch eine Spassbremse?

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    • René Zeyer
      René Zeyer sagte:

      Seufz, gelesen. Inhaltlich deckungsgleich, allerdings auf höherem Niveau geschrieben. Was ich mit Spassbremse meine, ist diese verbiesterte Ernsthaftigkeit, die völlige Abstinenz von Humor. Interessanterweise finden sich in beiden Artikeln keine Hinweise auf die Kostenfolgen von Alkoholsucht und auf die staatlich-steuerliche Partizipation. Dass Prohibition nichts nutzt und mehr schadet, haben die USA unter Beweis gestellt. Autos sind umweltschädlich und bringen Menschen um, rauchen verursacht noch viel mehr Krebs, Völlerei ist ungesund, wieso wird Dicken nicht ihre Unverantwortlichkeit und die von ihnen verursachten Kosten vorgehalten?
      Niemand übernimmt die volle Verantwortung für durch ihn ausgelöste gesellschaftliche Folgekosten. Jeder ist mündig in seiner Entscheidung, wie er allenfalls seine Lebensspanne verkürzen will und was er unter Genuss versteht. Es gibt Fleischesser, Vegetarier und Veganer. Jeder nach einer Façon. Auch atmen kann die Gesundheit gefährden, das Leben führt früher oder später zum Tod, also was soll’s.

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  3. Victor Brunner
    Victor Brunner sagte:

    Mell’s sind Dutzendware in Redaktionen. Alle Frauen ähnliche Biografie. 25 bis 40 Jahre alt, Primarschule (Abi), Gymi, Uni. Hop-on-Hop-off-Studium, etwas Soziologie, Psychologie, Germanistik, Theologie, Pädagogik, natürlich ohne Abschluss. Auf keinen Fall MINT Studium, zu anspruchsvoll, zu fordernd. Immer im klimatisierten Wellness-safe-space. Dank ihrer begrenzten Kompetenz können die Frauen über alles schreiben, aber immer belehrend, ermahnend, korrigierend. Bei Mell’s besonders ausgeprägt, sie ist gebürtige Deutsche und hat das Baerbock-Syndrom verinnerlicht (belehren, ermahnen, korrigieren). Geradezu lächerlich wenn man den aktuellen Zustand Deutschland (ohne geschichtliche «Leistungen») betrachtet.

    Cohiba war einmal, EINE Robusto Fr. 71.80. Aber eine Foie-gras in kleinem Kreis und einem guten Wein, immer wieder!

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