Beamter müsste man sein

Obwohl es diesen Status in der Schweiz gar nicht gibt.

Beamter, im Sinn von lebenslänglich garantierte Arbeitsstelle, das bleibt in der Schweiz ein feuchter Traum für viele Sesselfurzer. Wobei sie durchaus genügend Schmerzensgeld dafür kriegen, dass man sie theoretisch entlassen könnte. Aber wer will das schon.

Da gibt es nun die in vorderster Linie Stehenden, die auch ständig in der Öffentlichkeit beäugt werden. Also die Bundesräte. Die verdienen brutto 468’276 Franken im Jahr. Plus Spesenpauschale (30’000 Franken). Plus Kosten Telekommunikation, plus Repräsentations- plus Dienstfahrzeug. Plus GA 1. Klasse und GA für die Schweizer Seilbahnen. Radio- und TV-Gebühren zahlen die Bundesräte aber selber.

Das ist ganz hübsch, wobei bis heute ein Managing Director einer Bank nur müde lächeln würde bei einem solchen Angebot; ein CEO würde dafür nicht einmal einen halben Monat arbeiten.

Aber daneben ist ein Salärdschungel gewuchert, in dem subalterne Chefs oder Präsidenten leben, die bei der Verwaltung von Steuergeldern oder anderer Einnahmen null unternehmerische Verantwortung tragen, aber gigantisch abkassieren.

Da hätten wir mal den SRG-Generaldirektor Gilles Marchand. Der schlägt den Bundesrat mit 514’000 Franken. Man fragt sich, wofür er dermassen viel Kohle kassiert. Das gilt natürlich auch für die SRF-Chefin Nathalie Wappler, die allerdings mit 390’000 Franken doch unter einem Bundesratssalär liegt.

In einer anderen Liga spielt der CEO der Postfinance. Der hält sich offenbar für einen Banker mit bescheidenen Ansprüchen und gibt sich mit läppischen 800’000 zufrieden. Da kann natürlich der oberste Chef der Post nicht zurückstehen, Roberto Cirillo kriegt 821’000.

Die skandalgebeutelte RUAG zahlt ihrem Chef Andre Wall knapp 800’000 Franken. Ganz soviel verdiente er in seinem vorherigen Job als Chief Technical Officer bei der Iberia nicht. Grosse Ahnung von Rüstungsgeschäften hat er offenbar auch nicht, aber immerhin versteht er etwas vom Fliegen. Das kann bald einmal nützlich sein.

SBB-Chef ist auch kein Knochenjob, wird aber mit über einer Dreiviertelmillion entschädigt, was Vincent Ducrot ausnehmend freut. Dann hätten wir noch den staatlichen Unfallversicherer Suva, für den Schoggi-Job des CEO kassierte Felix Weber satte 630’000 Franken.

Im Vergleich dazu ist Marchand wiederum fast ein armer Schlucker. Trotz diesen absurden Gehältern (das Schweizer Durchschnittseinkommen liegt bei rund 85’000 Franken brutto, ein Bundesangestellter kommt im Schnitt dagegen auf 182’000 im Jahr, es Bitzeli mehr), passieren ständig Pleiten, Pech und Pannen.

Immerhin herrscht hier weitgehend Transparenz; das «Eidgenössische Personalamt» veröffentlicht jedes Jahr tapfer ein «Kaderlohnreporting», das jeder – auch Journalisten – einsehen kann. Aber darüber berichten sie mehr so im Vorbeigehen. Warum? Nun, nicht allzu wenige Medienschaffende wechseln gerne die Stelle – aus welchen Gründen auch immer – und fallen dann in ein gut gepolstertes und weiches Bett bei der Bundesverwaltung. So wie André Marty oder unlängst Pascal Hollenstein.

Besondere Qualifikationen, das ist das Sahnehäubchen, sind dafür nicht nötig.Vorherige Erfolge im Berufsleben auch nicht. Im Gegenteil; wenn sich ein Medienkonzern wie im Fall Hollensteins holterdipolter trennt – natürlich im gegenseitigen Einvernehmen –, dann mindert es die Bereitschaft zur Gegenwehr oder zum Protest, wenn bereits ein sanftes Ruhepöstchen zu einem netten Gehalt in Aussicht ist.

Als Leiter Kommunikation hätte Hollenstein eigentlich die Oberverantwortung für den fatalen Satz seiner Chefin während der Pressekonferenz über den Ramschverkauf der Credit Suisse. Dort sagte sie bekanntlich, dass das kein «bail-out» sei, womit sie dem Steuerzahler möglicherweise ein Milliardenproblem einbrockte. Aber das ist ja das Schöne an Quasi-Beamtenstellen: Verantwortlichkeit gibt’s nicht. Haftung noch viel weniger.

Die Höchststrafe ist normalweise eine Frühpensionierung oder die Versetzung auf ein Pöstchen (zu gleichem Gehalt, versteht sich), auf dem der Quasi-Beamte weniger Schaden anrichten kann.

7 Kommentare
  1. René Küng
    René Küng sagte:

    In Drittweltstaaten nennen wir das: Korruption.
    Bei uns: Organisation.

    Aber die Digitalisierung ist das schon länger am richten: kontrolliert und orchestriert wird das global, die Schweizer Fettschicht braucht’s nur zur Implementierung.
    Läuft wie geschmiert.

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  2. Frederic Davide
    Frederic Davide sagte:

    Die Halbierungsinitiative, lanciert durch die Schweizer Ausgabe der «Schwefelpartei», hätte man getrost auf die gesamte Bundesverwaltung ausweiten können.
    In Schönwetterphasen macht man sich wichtig, da arbeiten auch mal drei Bundesämter in trauter Kakophonie quasi Menüpläne aus, was wir klimaverträtlich überhaupt noch essen dürfen, um unsere CO2 Fussabdrücke zu schrumpfen.
    Bei Krisen, wie CS oder Möchtegern-Krisen, wie COVID, ist dann aber weidli die Luft draussen und es wird grade noch knapp Mediokeres abgesondert aus dem Verwaltungsapperat.

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  3. H.R. Füglistaler
    H.R. Füglistaler sagte:

    Eine aufgeblähte zweite Reihe kommt dann noch dazu. Zehntausende-
    absolut überflüssig. Der Wasserkopf wächst und wächst, die Muskeln
    erschlaffen!

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  4. Sam Thaier
    Sam Thaier sagte:

    Der gefrässige bürokratische Apparat in der Schweiz wäre in den Medien ein tägliches Schwerpunktthema wert. Empfehle einer Qualitätszeitung in der Schweiz, eine tägliche Seite für diese Thematik zu reservieren. Eine erfolgreichere Digitalisierung in unserem Land müsste dazu führen, die Staatsquote drastisch zu reduzieren.

    Ein schlanker, digitaler Staat darf nicht durch die zahlreichen parasitären (staatlichen) Sesselfurzer verhindert werden. Der kleine, smarte Staat Estland (1.3 Mio Einwohner) könnte den trägen, selbstverliebten Eidgenossen Anschauungsunterricht (Entwicklungshilfe!) geben.

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    • Rolf Karrer
      Rolf Karrer sagte:

      Eine staatliche Ausgabenbremse müsste auch diese zahlreichen Beamten beinhalten. Eine jährliche Reduktion von gefrässigen Beamten ist im Digitalzeitalter machbar. Estland ist in der Tat ein Vorzeigeland für pragmatische Lösungen in dieser Hinsicht. Auch unsere mühsame Steuererklärung sollte auf einen Kreditkarte Platz haben, wie es einst hiess…….

      Diesem unersättlichen und bequem gewordenen Staat müssen rasch Auflagen gemacht werden. Interessant bloss, dass selbst bei den bürgerlichen Parteien für die kommenden Wahlen, keine griffigen Massnahmen auszumachen waren.

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  5. Victor Brunner
    Victor Brunner sagte:

    Den CVPler und Leuthardgünstling Cina nicht vergessen. Für seinen. GrüssAugustJob beim Staatssender kassiert er auch einige 10‘000 von den Zwangsgebühren.

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