Wumms: Arne Perras

Zeichen und Wunder. Ein intelligenter Kommentar bei Tamedia.

Natürlich ist das nicht den eigenen Schreibkräften eingefallen, die hängen wohl noch in den Seilen nach der Street Parade und sehen den eigenen Bauchnabel doppelt.

Wie vieles Schlechte kommt aber auch ab und an etwas Gutes aus München. Hier in Gestalt des langjährigen Afrika-Korrespondenten Arne Perras. Schon der Anfang ist vielversprechend:

Natürlich war der Titel in der «Süddeutschen Zeitung» besser, aber das ist man sich von Tamedia gewohnt:

Glücklicherweise wurde am Inhalt auf den ersten Blick nichts gefummelt. Lustig ist auch, dass schlechte Kommentare aus München hinter der Bezahlschranke verstaut werden, dieser gute nicht.

Der Anfang ist sehr gut:

«Westliche Gesellschaften haben Gefallen gefunden an einer ausgiebigen Nabelschau. Familie, Beziehung, Gesundheit. Jede Facette des eigenen Lebens wird begutachtet, Berater und Influencer helfen bei der Selbstbespiegelung.»

Trifft haargenau auf das Biotop Tamedia zu, deshalb merken die diese Kritik nicht mal in ihrer Gesinnungsblase.

Dann bringt Perras das Verhalten der westlichen Industriestaaten gegenüber der Dritten Welt auf den Punkt: «Ihre eigene Selbstgerechtigkeit fällt den Industrieländern selten auf. Immer wieder fordern sie – gern im Duktus des Dozenten – Freiheit, Pluralismus oder Menschenrechte ein, sie wollen die Welt mit ihren Idealen beglücken.»

Es folgt eine gnadenlose Abrechnung mit westlichen Idiotien: «Ignoranz und Doppelmoral aber schaden dem Westen mehr, als es sich seine Regierungen eingestehen. Sie schüren Misstrauen. Sei es, weil das Erbe des Kolonialismus Schatten wirft; sei es, weil sich die Europäer durch Widersprüche unglaubwürdig machen. Kleinbauern in Westafrika mit Entwicklungshilfe zu fördern, aber zugleich lokale Märkte mit subventioniertem Geflügel aus Europa zu überschwemmen – das passt nicht zusammen.»

Dann zitiert Perras den indischen Aussenminister: «Sinngemäss merkte er an, dass Europa seine eigenen Probleme stets als Weltprobleme betrachte; aber wenn die Welt Probleme habe, sähen die Europäer diese nicht als die ihren an.»

Das sind mal erstaunlich wohltuende, reflektierte Zeilen, die sich auch die Tamedia-Redaktion zu Herzen nehmen könnte. Was sie tunlichst vermeiden wird. Denn dort gilt seit der Machtergreifung von nach Geschlecht Hochbeförderten: Denken kann der Arbeitsplatzsicherheit schaden. Nehmt euch ein Beispiel an der Führungsspitze.

 

1 Antwort
  1. Victor Brunner
    Victor Brunner sagte:

    Ist ein Kommentar, Artikel von Leuten des Tagi geschrieben wird am Artikelende ein Hinweis zur Person platziert:
    Armin Müller ist Autor der Redaktion Tamedia. Von 2018 bis Januar 2022 war er Mitglied der Chefredaktion Tamedia. Davor war er unter anderem für «SonntagsZeitung», «Handelszeitung» und «CASH» tätig. Mehr Infos

    Bei der Meinung vom bekannten Verdingjournalisten heisst es am Schluss:
    Markus Somm ist Chefredaktor von Nebelspalter.ch.

    Manchmal auch Hinweise Artikel vor einiger Zeit schon mal publiziert, oder aus der «Schweizer Familie» abgekupfert. Bei den vielen Artikel aus der SZ fehlen die Hinweise zur Person, ausser Namen am Artikelbeginn. Ist das Zeichen von Schamgefühl oder einfach Respektlosigkeit gegenüber den SZlern und Eingeständis in Sachen Ausland sind wir Totalversager!

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