Wumms: Kurt W. Zimmermann

Der Altstar der Medienkritik im Hoch.

Das nennt man einen Volltreffer. In seiner Medienkolumne in der «Weltwoche» veröffentlichte Kurt W. Zimmermann Tabellen, mit denen er auf zwei Probleme hinweisen konnte. Das erste: SRF Meteo veröffentlicht regelmässig Prognosen, die bis zu acht Grad oberhalb der tatsächlich gemessenen Temperaturen liegen. Wobei alle Fehler ausschliesslich Ausreisser nach oben sind, niemals prognostiziert SRF Meteo zu niedrige Temperaturen.

Um dem Argument von Vornherein den Wind aus den Segeln zu nehmen, dass es halt schwierig sei mit Prognosen, vor allem, wenn sie die Zukunft beträfen, stellte Zimmi den Fehlprognosen die Vorhersagen von zwei Konkurrenten gegenüber. Den kleinen Anbieter Kachelmannwwetter und die internationale Benchmark Weather Channel. Und siehe da: die lagen viel näher im Streubereich der Wirklichkeit. Entweder Volltreffer oder so ein, maximal zwei Grad daneben. Nach oben oder nach unten natürlich.

Zunächst unterschätzte SRF Meteo das Problem sträflich. «Weltwoche», SVP, typisch, absurd, Wahlkampfgedöns. Denn Zimmi hatte auch insinuiert, dass es vielleicht der klimabesorgten SRF-Crew durchaus zu pass käme, wenn die Temperaturen immer viel zu hoch angekündigt werden.

Nachdem Oberwetterfrosch Thomas Bucheli das als Unterstellung und als «absurd vehement» zurückgewiesen hatte, meinte er offenbar, damit sei’s abgetischt. Als merkwürdige Erklärung führte er an, dass halt ein saukomplizierter Algorithmus, der die Prognosen berechne, bei Hitzewellen zum «Überschiessen» neige.

Anschliessend machte sich der «Tages-Anzeiger» lächerlich, indem er ausführlich die furchtbar schwierige und komplizierte Herstellung von Temperaturprognosen nachzeichnete und erklärte, dass jegliche Kritik an Fehlprognosen nur von Laien geäussert würde, die halt nicht drauskämen.

Zuvor hatte Bucheli endlich den Ernst der Lage erkannt und sich zu bester Sendezeit bei seinem Publikum zerknirscht für die Fehlprognosen entschuldigt. Ohne von seiner dünnen Verteidigungslinie abzuweichen, dass das halt wahnsinnig schwierig sei, man an einer Verbesserung arbeite, aber das dauere halt.

Sowohl Bucheli wie der «Tages-Anzeiger» schielten am grossen Elefanten vorbei, der hier im Wetterraum steht. Wenn das so wäre, wieso schaffen es dann die beiden Konkurrenten problemlos, viel genauere Vorhersagen zu liefern? Und wieso übernimmt SRF Meteo dann nicht einfach von denen die Prognosen? Problem gelöst.

Aber nicht mit Bucheli. Deshalb hat Zimmi in der «Weltwoche» nachgelegt. Mit einem «grossen Wetterquiz». Das ist echt lustig. Zimmi nahm die Prognosen von SRF Meteo vom nächsten Tag, verglich sie mit den dann tatsächlich gemessenen Temperaturen und hatte die «WeWo»-Leser eingeladen, auch Prognosen abzugeben.

Die Resultate sind ernüchternd, aber immerhin eine neuerliche kalte Dusche für die wohlbestückte und -bezahlte Wetter-Crew des Schweizer Farbfernsehens, das auch hier zeigt, dass es viel Geld für zu wenig Leistung verbrät:

Der Hammer ist diesmal Montpellier. Bucheli & Co. sagten schweisstreibende 38 Grad voraus. Die gemittelten Prognose der WeWo-Leser lag mit 32 Grad auch noch zu hoch. Denn es waren gemessene 28 Grad. Damit stellte SRF Meteo einen neuen Sommerrekord auf. 10 Grad daneben!

Zimmi hat noch weiter ausgewertet. Bei diesen fünf Destinationen sagte SRF Meteo zusammen 28 Grad zu hohe Temperaturen voraus. Dagegen lagen die Leser mit insgesamt 6 Grad Abweichung nach oben durchaus kompetent im Rennen.

Daher kommt Zimmi zu einer logischen Schlussfolgerung, bzw.:

«Unser Angebot deshalb: Die Weltwoche übernimmt den Wetterbericht von SRF gemeinsam mit ihren Lesern. Wir machen das zur Hälfte der Millionen, die für das fünfzehnköpfige Team von «SRF Meteo» plus Produktionskosten anfallen. Das TV-Wetter wird damit nicht nur deutlich billiger, sondern auch deutlich besser.»

Das wäre tatsächlich ein sinnvoller Beitrag, die Halbierungsinitiative schon im Vorfeld umzusetzen. Besser und billiger, was will man mehr?

9 Kommentare
  1. Daniel Funk
    Daniel Funk sagte:

    Ich lebe im Sommer jeweils auf der griechischen Insel Euböa und habe auch eine Wohnung in Athen. Von mir aus gesehen stimmt die Beobachtung, dass die Wetterprognosen in der Schweiz jeweils zu hohe Werte angeben. Die Temperaturen, die ich bei mir messe (Tageshöchst mitte Nami im Schatten ca. auf Augenhöhe) sind meist erheblich tiefer als prognostiziert. Wir hatten diesen Sommer 1 Tag mit Spitzenwerten von 38 Grad, der Juli war warm, zwischen 30 und 35, mal auch 35. Jetzt ist es seit ein paar Tagen deutlich unter 30 und das sollte so bleiben. Man wird mir entgegnen, dass das nur ein Messpunkt ist. Stimmt, aber ich habe festgestellt, dass an vielen Orten im Land das gleiche beobachtet wird. Ein Problem, das viele Reisende unterschätzen ist: Temperaturen in Athen sind nicht Temperaturen auf den Inseln oder auf dem Land. Da gibt es oft Unterschiede von 6 Grad und mehr (habe schon einen Unterschied von 10 Grad gesehen). Wenn in einer Grossstadt alle Flächen versiegelt werden, viele Bäume gefällt wurden, Millionen von Klimaanlagen Wärme abgeben, dann darf man sich nicht wundern, wenn es in dieser Stadt unerträglich heiss ist, im Umland aber angenehm. Als langjähriger Bewohner von Griechenland im Sommer kann ich nicht bestätigen, dass die Sommer generell heisser geworden sind. Wichtig für die gefühlte Temperatur ist sodann die Luftfeuchtigkeit, die im Süden tief, in der Schweiz aber unangenehm hoch ist im Sommer. In der Prognosetätigkeit sollte vermehrt auch die Luftfeuchtigkeit einbezogen werden.

    Antworten
  2. Martin Hefti
    Martin Hefti sagte:

    Ringier wird es totschweigen oder schönschreiben. Denn je fetter SRF, desto mehr verdienen die mit Admeira. Kein Wunder, bezeichnete ”Blick” die Halbierungsinitiative per Schlagzeile als ”Attacke auf die Schweiz”. Für deren Demokratie stellen die unabhängigen Medien das Rückgrat dar, wie uns C. Wermuth erklärt. Sein Traum sind wohl die chinesischen Medien, die publizieren völlig unabhängig das, was die Regierung und mit ihr standleitungsverfilzte Konzernbesitzer wollen.

    Antworten
  3. Simon Ronner
    Simon Ronner sagte:

    Besten Dank an Kurt W. Zimmermann, die «Weltwoche» und auch «Zackbum», welches hier dranbleibt und begleitet.

    Denn wie man sieht, machen die bei SRF Meteo einfach frech und nonchalant weiter, als wäre nichts geschehen. Ob 200 Franken für diesen Saftladen genug sind? Kaum. Denn die werden auch dann nicht aufhören mit ihrem verlogenen Aktivismus.

    Antworten
    • Victor Brunner
      Victor Brunner sagte:

      200 sind genug. Meteo kann ja Zwangsgebühren verlochen und die Chefin Wappler hält es nicht für nötig um Entschuldigung zu bitten. Gendern ja, Nischee, Anstand nein! SRF 2023!

      Antworten
      • Simon Ronner
        Simon Ronner sagte:

        Etwas unverständlich formuliert von mir (abgeleitet vom Titel der Initiative.) 200 Franken sind nicht nur mehr als genug, sondern noch immer zu viel. Denn der Links-Bias von SRG bleibt ja bestehen, ändern wird sich bezüglich Aktivismus also nichts.

        Antworten
        • Laura Pitini
          Laura Pitini sagte:

          Denke, die Initianten sollten umgehend aufzeigen, welche Programme eingespart werden können im Dickicht des SRG-Honigtopfes.

          Für mich sind vier Radioprogramme in der Deutschschweizer Ausgabe unnötig. Zwei würden genügen. Auch der aufwendige Internet-Auftritt sollte sich gesundschrumpfen.

          Antworten
  4. Tim Meier
    Tim Meier sagte:

    Ob dieser Wetterdatenprovider, der mit seinen Prognosen so danebenliegt, auch noch andere Kunden als SF beliefern kann?
    Gratis-Tipp eines IT-Profis: die errechneten Temperaturen des «saukomplizierten Algorithmus» könnten mit einem Korrekturfaktor von ca. 0.85 «verbessert» werden.
    Nicht wirklich seriös, aber als Quick & Dirty Temporär-Lösung sicher brauchbar. Bis der Provider gewechselt oder der Fehler im erwähnten Algorithmus korrigiert oder die «Wetterfrösche» eingesehen haben, dass sie Fakten und nicht Munition für «Hitzeglocken» und Dergleichen liefern müssen.

    Antworten
  5. Victor Brunner
    Victor Brunner sagte:

    In einem privaten Unternehmen das sich am Markt behaupten muss, keine Zwangsbebühren, wäre ein Bucheli nicht möglich. Die Führungsetage würde eingreifen und mitteilen «sucht eine neue Herausforderung». Nicht beim SRF Filz, da darf sich der «loser» selber zur Hauptsendezeit rechtfertigen und wichtige Fragen ausklammern, beispielsweise «warum können andere, kleinere Unternehmen Prognosen besser?». Das «Management» um Wappler duckt sich bei dem Desaster verständlicherweise weg, nur nicht eingreifen, nicht führen, nicht erklären, nicht die Finger verbrennen, nicht den gut dotierten Job ohne Leistungskomponente aufs Spiel setzen. Das linke, fette, zwangsfinanzierte Leben könnte vorbei sein.

    Marchand kalauerte «die Halbierungsinitiative sei eine Attacke auf die Schweiz*, dummes Geschwätz. Die Attacke auf die Schweiz geht vom Leutschenbach aus, von unfähigen Leuten denen Volkserziehung, linker Mainstream wichtiger ist als sachliche Information, weiteres Beispiel:

    https://www.kleinreport.ch/news/fragen-uber-fragen-westafrika-interpol-und-srf-102411/

    Antworten

Dein Kommentar

An Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns Deinen Kommentar!

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert