Volle Härte im neuen Jahr

Am 31. ein Blatt für den 1. machen. Arme Leser …

Zugegeben, das ist die volle Härte. Am 31. 12., dazu noch ein Samstag, ein Sonntagsblatt machen. Da gibt es drei Möglichkeiten.

Ein Wunder passiert und ein Riesenkracher kann beschrieben werden. Ein Wunder passiert und die B-Mannschaft am Gerät wächst intellektuell und schreiberisch über sich hin aus. Kein Wunder passiert und der Leser leidet.

Es ist kein Wunder passiert:

Allerdings muss man zu dieser Schlagzeile sagen: Die Kompetenz der Blattmacher schrumpft viel schneller als bei vergleichbaren Produkten.

Geht da noch einer unten drunter? Das schafft nur ein Blatt, das hier seinen kurzen Auftritt hat:

Diese Initiative ist die Ergänzung zur Europa-Initiative, die auch noch nicht lanciert wurde. Von der Co-Präsidentin Sanija Ameti (hier zur «Chefin» mutiert), die ungern irgend ein Fettnäpfchen auslässt, an Bedeutung kaum zu unterschätzen ist und sich nicht einmal entscheiden kann, ob sie Muslima ist oder Atheistin. Oder vielleicht kennt sie auch diesen Unterschied nicht.

SoBli-Chefredaktor Gieri Cavelty kennt auch nichts und faselt: «Wenn die Organisation Operation Libero jetzt eine Volksinitiative zur Einführung einer weniger restriktiven Einbürgerungspraxis ankündigt, entspricht dies zeitgemässem republikanischem und demokratischem Denken.»

Wollen wir eine Prognose wagen, was mit dieser Initiative an der Urne passieren wird, sollte sie tatsächlich gestartet werden? Denn «Operation Libero» hat noch überhaupt nix «lanciert», sondern bettelt auf ihrer Webseite:

ZACKBUM ist verwirrt. Ist das nun die verkleidete «Einbügerungsinitiative»? Oder eine andere? Oder wohl oder nicht oder doch? Ist auch egal, denn die Antwort auf die Frage, was mit solchen Initiativen passiert, sollten sie es überhaupt an die Urne schaffen, beantwortet die «Chefin» gerne selbst, denn sie lässt nun wirklich kein Fettnäpfchen aus, so dass man sie (natürlich nur politisch) keinesfalls schöntrinken kann. Eine Initiantin, die den folgenden Satz sagt, liefert den Gegnern ihrer «Lancierung» ein Argument auf dem Silbertablett:

«Es ist eine Schande, wie man sich hinter dem Begriff Neutralität versteckt.»

Und tschüss.

Geht’s noch tiefer? Schwierig, wirklich sehr schwierig, aber Frank A. Meyer meldet sich auch noch zu Wort. Wir zählen auf kräftige Spenden, weil wir das dem Leser ersparen.

Noch ein letzter (ernstgemeinter) Beitrag aus den tiefen Niederungen des Verzweiflungs-Journalismus, der sich nur mit frühzeitiger Alkoholzufuhr am Samstagabend erklären lässt:

«Die Muskeln wachsen, aber die Hoden schrumpfen.» Man fragt sich allerdings, was für Zeugs die SoBli-Redaktion eingenommen hat, damit das Hirn schrumpft, aber vielleicht die Hoden wachsen.

Ein zu harsches Urteil? Nein, wer als Boulevardblatt aus diesem Todesfall eine Furz-News macht, ist nicht mehr zu retten:

Wir suchen (vergeblich) Trost bei der «SonntagsZeitung», die auf einer halben Seite zeigt, wie man eine Infografik nicht machen sollte:

Gibt einem Primarschüler Buntstifte in die Hand, und er macht’s besser.

Diese Schlagzeile hingegen muss dem harten Kern der «Atomkraft – nein danke»-Fraktion bei Tamedia ganz übel aufgestossen sein:

Da half dann höchstens noch schöntrinken.

Aber ein Jahresanfang ist immer die Gelegenheit für eine klare Prognose, sagte sich das C-Team von der SoZ. Was interessiert den Leser? Genau, wie sehen denn so die Aussichten für die Wirtschaft aus? Wenn alle in den Ferien sind, muss man dafür leider auf eine C-Wissenschaftlerin zurückgreifen. Die wagt sich dann mit einer knallharten Vorhersage aus der Deckung:

Es ist aber genauso gut möglich, dass wir das nicht tun. Denn nichts ist unmöglich, oder so.

Auch nur mit frühem und überreichlichem Alkoholkonsum lässt sich diese Schlagzeile erklären:

Während der «Spiegel» zur Ehrenrettung von Karl Marx schreitet, lässt die SoZ die Wirtschaftstheoretiker aus dem hohen Norden endlich das Werk der Widerlegung verrichten.

Was fehlt noch in der Misere? Prognose hatten wir, Flachsinn hatten wir auch, genau, wir hatten noch keinen Trend. Voilà:

Aber in Wirklichkeit ist die «neue Unverbindlichkeit» nur die alte Unzuverlässigkeit, Unhöflichkeit und Wurstigkeit, die schon immer einen nicht zu kleinen Prozentsatz der Menschheit unerträglich macht.

Nun fehlt eigentlich nur noch eine Spur Schleichwerbung gewürzt mit Geschmacklosigkeit. Bitte sehr:

Ist das nicht putzig, wenn der Tourist pro Tag 80 Franken ausgeben kann? Aber da Bangladesch nicht gerade ein touristischer Hotspot ist, «empfiehlt sich eine organisierte Privat- oder Gruppenreise, zum Beispiel mit dem Zürcher Spezialreiseanbieter Insight Reisen». He, ist das nicht verdeckte Werbung? I wo, was heisst da verdeckt: «Die Reise wurde unterstützt von Insight Reisen». Was aber die unbestechliche Redaktion der SoZ niemals davon abgehalten hätte, eine solche Reise nach Bangladesch echt scheisse zu finden und das auch in einem Artikel kritisch darzustellen.

Geht da noch einer drunter? Aber immer; zur Pensionierung des Reisejournalisten Christoph Ammann spendiert die SoZ ihm eine Jubelseite. Das hat der erblindete Redaktor durchaus verdient. Der Leser eher weniger.

Himmel hilf. Oder vielleicht die «NZZamSonntag»? Leider nein:

Wie wär’s zur Versöhnung für den stolzen Preis von Fr. 7.10 mit einem Feuerwerk an spannenden und gut geschriebenen Storys auf hohem intellektuellen Niveau? Wär› doch was, aber vielleicht doch erst 2024.

 

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