Anleitung zum Fremdgehen
Der Tagi hilft beim Trotti-Raub
Wie entwendet man am besten ein elektronisches Miet-Trottinett? Lisa Aeschlimann kennt die Antwort: «Man muss sie genügend fest anstossen – am besten einen steilen Hang hinunter. Dann löst sich die Bremse, und das Trotti rollt los.»
Die Tagi-Redaktorin hat am Mittwoch den Aufmacher im Zürich-Bund geschrieben. Aeschlimann ist auf eine Riesengeschichte gestossen: Der 13-jährige Samuel, «der eigentlich anders heisst», hat nämlich genau das getan: ein e-Trotti der Firma Bird entwendet und losgefahren. Weit kam der Junge nicht. Ein Polizist schnappte den Jungen. Nun laufe bei der Staatsanwaltschaft ein Verfahren, so Aeschlimann. Der Vater von Samuel hat dem Kind keine Ohrfeige verpasst, sondern lief zur Tagi-Redaktion und sagte: «Anscheinend stört Bird dieses Verhalten gewaltig.» Davon ist auszugehen.
Die Tagi-Geschichte stinkt ein bisschen. Ein Junge entwendet ein Trotti und landet auf der ersten Seite im Zürich-Bund? Und eine Redaktorin beschreibt präzise den Bauplan, wie man ein Mietfahrzeug entwenden kann? Was kommt als nächstes? Lisa Aeschlimann beschreibt detailliert, wie der 14-jährige Mustafa, «der eigentlich anders heisst», eine fremde Wohnungstüre aufbricht, mit etwas Draht und Kaugummi? Oder wie die 12-jährige Melanie die Kaffeemaschine in der Tagi-Mensa zum Schäumen bringt, und zwar mit einem Hammer und einer Stichsäge?
Bitte mehr solche Geschichten. Die wichtigen Texte schreiben mittlerweile ja die Kollegen von der «Süddeutschen».
Frenkel hat recht, TA heute, praktisch alle Auslandartikel sind von Journalisten der SZ, Nadia Patel, Arne Perras; Hubert Wetzel; Karin Janker; Mathias Kolb; Karoline Meta Beisel geschrieben und fallen als Brosamen aus München für den TA ab. Und immer noch steht im Titelkopf des TA: «Die unabhängige Schweizer Tageszeitung», der absolute Brüller ist die Zeitung doch in hohem Masse abhängig von «München!». Die Abkommandierung von Judith Wittwer zur SZ, «spannende Herausforderung», zahlt sich aus. Die Leute in Zürich werden immer mehr zu Produktebewerbern. «Fleischeslust mit gutem Gewissen», Content Marketing oder Rafael Zeier publiziert einen grossen Werbeartikel für Apple iPad, online verfügbar. Die Fortsetzung seines Artikels «HappyBirthday, Apple». Dass Effizienz und Können rar ist an der Werdstrasse dokumentiert der Artikel: «So ist die Lage auf den Schweizer Intensivstationen», ohne Bild und Grafik, knapp eine halbe Seite, geschrieben von 5, in Worten FÜNF, JournalistenInnen. Da ist der Artikel vonLisa Aeschlimann wie ein Trotti in Betrieb gesetzt werden kann geradezu eine journalistische Glanzleistung, das einzige was fehlte war ein Hinweis auf Strassen mit dem notwendigen Gefälle. Die Zeiten ändern sich, wurde früher der BLICK in der NZZ oder TA versteckt wird der TA nächstens im BLICK versteckt. Dem grossen Supino sei Dank und ein Tipp an ihn. Bis und mit Wittwer gab es eine/n ChefredaktorIn, heute gibt es zwei, Stäuble und Amstutz. Warum nicht einmal ohne Chefredaktion und die Beschäftigungsgruppe an der Werdstrasse unter der Fernbetreuung aus München walten lassen! Sparpotential ca. 450T.