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Wenn der Tagi über Gölä herfällt

Die Rache des überheblichen Schmocks am Banal-Büetzer.

Schon der Titel ist eine abgeschmackte Frechheit, die witzig daherkommen will. Der reinste Schwachsinn, meint Michael Marti. Bei AC/DC kann er noch wirklich witzig sein, bei Gölä muss er zynisch werden, das ist er sich selbst schuldig als intellektueller Scheinriese. Ob er immer noch seinen Sturz aus der Chefredaktion des «Tages-Anzeiger» verarbeiten muss und deshalb grün vor Neid ist auf Gölä, «laut Veranstalter der «erfolgreichste Schweizer Rockstar»», also nicht wirklich?

Die Begeisterung über ihn (nicht über Marti) sei «nichts anderes als die Rache der Provinz an den blasierten Städtern». Also an Marti.

Und im Hallenstadion war die Provinz geballt vertreten: «Frauen mit hennarotem, dauergewelltem Haar, ergraute Männer mit farbigen Brillengestellen. Kaum Lederjacken, kaum Lederleggings, dafür Fleecepullover und Mom-Jeans.» Puh, was für Geschmacklosigkeiten, die Martis Augen beleidigten. So wie das Dargebotene seine Ohren. Aber zuerst noch schnell die Beschreibung des Sängers: Gut gebräunt sei der, «hat sich wieder mal für ein schwarzes ärmelloses T-Shirt entschieden. Ja, die Bauarbeiter-Bizeps sind noch da. Der Bauch allerdings deutlich runder als auch schon. Auf dem Kopf unverändert dieser fürchterliche Irokesen-Kurzschnitt; davon wird er sich wohl nie trennen.»

Was aus so einem heraussingt, kann nicht gut sein, kann keine Kunst sein: «Der Mann, der immer wieder «geile Siche!» ins Publikum ruft, manchmal auch «I liäb öich», und eigentlich Marco Pfeuti heisst, hat sich nie Illusionen gemacht. «Ich bin kein Künstler, ich bin ein Dienstleister», sagte er in Interviews mehrfach. Und heute Abend liefert er ab.»

Derweil sucht der Berichterstatter vergeblich nach Hilfe: «In diesen Songs triumphiert das Pathos über die Poesie, und während man verzweifelt versucht, doch irgendwelche Ironie zu entdecken, wo es Ironie nicht geben kann, trinkt der Gölä-Fan im Hallenstadion bereits sein drittes Bier.» Alkohol ist halt auch keine Lösung. Das ist so, wie wenn Marti ein Buch von Uta Danella lesen müsste und die hohen Töne von Lukas Bärfuss vermisst.

Und dann stimmt nicht mal das mit dem «25-Jahre-Jubiläum». Eigentlich wären es doch 27 Jahre, rechnet Marti nach und entdeckt eine ironische Bemerkung bei sich selbst: «Nach Päpsten und Königen ist Gölä der erste Büezer, der sich eine eigene Zeitrechnung leistet.» Rechnen kann der Trottel auch nicht. Muss man nicht verstehen, ist halt höhere Ironie.

Dabei singt Gölä über Verlachte und Verlierer, und dass «Städte wie Zürich von «Penner u Haubschueh» und «fuule Arschbacke» («I wärche hert», 2016) bevölkert sind. Womöglich hat Gölä in einigen Punkten sogar recht, aber dass heute noch so viele in diese Töne einstimmen, das könnte nachdenklich stimmen.»

Könnte es sein, dass das auf einen hohen Anteil von SVP-Sympathisanten im Publikum hinweist? Marti hat so seinen Verdacht: «Im Gegensatz zu seinem Ausflug in eine Fremdsprache haben Gölä die rechtspopulistischen Töne, in die er immer wieder verfiel, augenscheinlich nicht geschadet.» Aha, ein Rechtspopulist an der Klampfe, wussten wir’s doch.

Wie auch immer, diesen Abend «muss man nun aushalten», fährt Marti mitleidsheischend fort. Lieber Leser, sei dir bewusst, was ich leiden musste, damit ich diesen überheblichen Verriss von Sänger und Publikum euch darbieten kann.

Dann der «Schwan» so wie in «reiner Schwansinn». Auch der kommt nicht ungerupft davon: «Gölä selbst hat mehrmals schon gebeichtet, dass er seinen grössten Hit eigentlich nicht mehr hören könne und noch weniger singen.»Aber dann tut er’s doch, das Publikum erreicht beim Refrain «beinahe die Lautstärke einer Gospeltruppe».

Die Erlösung: «Es ist schon spät. Der Dienstleister will pünktlich schliessen.» Und Marti musste noch 7105 A missvergnügte Hinrichtung absondern. Ohne zu merken – aber Selbstkritik ist solchen Journalisten so fremd wie Selbsterkenntnis –, dass er hier die Rache des blasierten Städters an Gölä und seinen Fans absondert. Dass seine Schmiere nicht Journalismus ist, nicht mal Dienstleistung.

Tobler, es reicht!

Dieser Mann ist unmöglich.

Dass der Tagi plus Kopfblattsalat dieses Stück Schmiere als Leitartikel veröffentlicht, ist ein neuer Tiefpunkt des Journalismus. Der einschlägig verhaltensauffällige Andreas Tobler, über dessen Untaten ZACKBUM schon einige Male berichten musste, lotet wieder einmal die Abgründe des demagogisch-heimtückischen Gesinnungsjournalismus aus.

Man halte sich die Nase zu und lese dieses Stück Sch…:

«In der Schweiz erhält Alice Weidel Unterstützung, die sie so nicht kennt: Hierzulande wird das Aushängeschild der AfD – einer in Teilen rechtsradikalen Partei – von Journalistinnen und Journalisten hofiert, wie es in Deutschland nicht möglich wäre

Dann vergreift sich der Kleinjournalist Tobler an der Grande old Dame des Schweizer Journalismus, an der Könnerin Margrit Sprecher: «Mitte Januar veröffentlichte die «NZZ am Sonntag» ein grosses Porträt.» Und belfert: «In deutschen Leitmedien wären solche Texte undenkbar. Dort wahren seriöse Medien Distanz – mit gutem Grund.»

Das ist so falsch, dass nicht einmal das Gegenteil richtig wäre. Die Berichterstattung über Trump oder Musk wahrt in in deutschen Leitmedien überhaupt keine Distanz. Und Schweizer Leidmedien sabbern ständig über Menschliches und Allzumenschliches. Aber nur bei ihnen genehmen Politikern wie Beat Jans und sein Eheleben.

Tobler aber will ihm missliebige Politiker wie Alice Weidel ja nicht als Mensch dargestellt wissen: «Noch problematischer ist der obsessive Fokus einiger Schweizer Medien auf Weidels «menschliche» Seiten – wie ihre kulinarischen Präferenzen oder ihre Naturliebe: Damit wird verschleiert, dass sie als Aushängeschild einer in Teilen rechtsextremen Partei fungiert.»

Was schreibt dieses leitende Mitglied der Tanedia-Redaktion hier? Wer Weidel als Mensch darstellt, verschleiert. Also ist sie eigentlich kein Mensch, wohl vielmehr ein Unmensch für diesen unerträglichen Dummschwätzer.

Er endet mit der menschenverachtenden Schlussfolgerung: «Wenn hiesige Medien ihr hierfür eine Bühne schaffen, machen sie sich ohne Grund und ohne Not mitverantwortlich für die Politik der AfD, deren Konsequenzen für Deutschland und Europa noch nicht absehbar sind.»

Nein, falsch. Richtig ist: wenn Tamedia so einer Schmähschrift eine Plattform bietet, dann machen sich Raphaela Birrer, Simon Bärtschi, Jessica Peppel-Schulz und Pietro Supino mitverantwortlich, dass hier ein Hinrichtungs- und Entmenschlichungsjournalismus betrieben werden kann, dessen Konsequenzen für das Niveau, die Qualität und die Abozahlen des Tages-Anzeigers noch nicht absehbar sind.

Bislang ist noch niemand in der Journaille auf die Idee gekommen, einer Hassfigur alles Menschliche abzusprechen. Es ist noch niemand auf die Idee gekommen, Journalisten, die wie Sprecher meilenweit oberhalb von Tobler stehen, dafür zu kritisieren, dass sie ihrer Aufgabe nachgehen. Nämlich ein Porträt über einen Menschen zu schreiben, das nicht von Vornherein eine Niedermache und eine Aufzählung von Vorurteilen sein soll.

Wann hat man eigentlich von Tobler das letzte Mal so etwas gelesen? Das Einzige, was der Mann kann, ist Demagogie, Polemik und Niedermache. Wenn er zum Beispiel über seine Hassfigur Ueli Maurer herfällt, dann mangelt es seinem Versuch der Aburteilung an allem. An Niveau, an Schreibkraft, an intellektueller Schärfe.

Aber es ist üblich: das, was man selber nicht hat oder kann, das beneidet man. Das hasst man. Nur: Warum darf Tobler diesen niederen Trieben im Tagi öffentlich nachgehen?

Wenn in Frage gestellt wird, dass Alice Weidel – unabhängig von ihren politischen Positionen – ein Mensch ist, in Porträts als Mensch dargestellt werden darf und muss, dann ist man auf der Stufe Entmenschlichung des politischen Gegners angelangt. Und wohin das führt, weiss man aus der Geschichte zur Genüge.

Also dringende Bitte an die, die das können: Schreibverbot für Tobler. Anders ist das Niveau des Tagi nicht mehr zu retten.

Der Belastungstest

Meine Güte: WEF und Trump gleichzeitig!

Da kommen die kärglichen Reste der Redaktoren in ihren Verrichtungsboxen echt ins Schwitzen. Ach, und dann auch noch der Geisel-Deal und der Waffenstillstand im Nahen Osten. Ist auch mal wieder blöd, wirklich alles auf einmal.

Was tun? Na, das Qualitätsorgan «Tages-Anzeiger» greift zum Qualitätstool «Live Ticker». Das ist nichts anderes als ein teilweise automatisierter Feed von Agenturmeldungen. Also das, was sich jeder Leser problemlos auch selbst im Internet besorgen kann. Aber immerhin ist der Ticker gratis.

Und wirklich alles auf einmal, dann werden auch noch die drei Moderatorinnen des Eurovision Song Contest bekanntgegeben. Man darf hoffen, dass es so zu keinerlei Burnouts oder Zusammenbrüchen in der Hölle der Newsrooms kommt.

Heideldeidel, und ein neuer Bundesrat muss ja auch noch gewählt werden, wobei alle Kandidaten bislang absagen. Neben dem Newsticker ist auch da alte Frage-Antwort-Spiel immer beliebt:

 

Besonders lustig sind Antworten auf Fragen, die eigentlich niemand stellt wie «Was ist besonders am diesjährigen WEF?» oder «Warum gibt es keine grossen Anti-WEF-Demos mehr?» oder «Welche Termine muss man sich merken

Und wie zeigt sich CH Media der historischen Stunde gewachsen?

Nun ja, Ticker plus Beigemüse, sehr originell. Also hoffen wir auf das Blatt der tiefen Denke und der überlegenen Analyse mit dem anderen Blick:

Nun ja, ein «Live-Ticker» in der NZZ, oh Graus. Und als Nebenstory die längst bekannte Meldung, dass wegen eisigen Temperaturen die Inauguration ins Capitol verlegt wurde. Wenigstens muss das diesmal nicht mehr von Trump-Anhängern gestürmt werden.

Eher locker im Gelenk zeigt sich die alte Tante allerdings mit einem an diese Berichterstattung angeflanschten Eigeninserat:

«Eine Amtszeit, ein Abo. All in. 4 Jahre «NZZ Pro» für 1776 CHF». Mit Countdown auf einem hübschen Bömbchen. Wobei der Preis doch eher etwas für Menschen wie Musk ist; ob sich das Trump leisten könnte, wäre doch die Frage.

Und was macht wohl das andere Intelligenzblatt, das einfach noch mehr Service hat als die NZZ?

Irgendwie hat man sich beim «Blick» in dieses Foto verliebt. Und was macht «Blick» so? Also bitte, für Leser mit gehobenem «Blick»-IQ ist diese Frage kinderleicht: einen News-Ticker natürlich.

Was denn sonst.

Vergurkt

Man soll keine Namensscherze machen, aber …

Als Christoph Gurk über den Erdrutschsieg von Nayib Bukele in El Salvador unkte, hat ZACKBUM noch auf Namensscherze verzichtet. Obwohl Gurk knirschend einige Erfolge des Präsidenten eingestand, aber dann befand: «Sollte man nun also gratulieren? Eher nein.» Warum? «Nun, so ist es zu befürchten, ist es (El Salvador, Red.) auf dem Weg in die nächste Diktatur.»

Dass die Bevölkerung nach jahrelanger Bandenkriminalität und Tausenden von Toten aufatmet und man wieder auf die Strasse gehen kann, ohne allzu grosses Risiko, in eine Bandenschiesserei zu geraten, das ist Gurk egal.

Noch ablehnender steht er natürlich Javier Milei gegenüber. Auch da gibt er seine Meinung gleich in Titel kund: «Ein Jahr «Anarcho-Kapitalismus»: Armes Argentinien. Drei Jahre unter Javier Milei stehen noch bevor». Armes Argentinien? Allerdings. Wie das Land vom korrupten Kirchner-Clan und seinen Vorgängern ins Elend, ins Staatsbankrotte und in die Depression getrieben wurde, ist ungeheuerlich.

Nun muss auch hier Gruk einräumen: «Die Inflation ist gesunken, und erstmals seit etwa eineinhalb Jahrzehnten konnte Argentinien unter Milei wieder einen Haushaltsüberschuss präsentieren.» Gleichzeitig muss er knirschend einräumen, dass trotz schmerzlicher Folgen die Mehrheit der Argentinier hinter Milei steht. Denn sein «no hay plata», es ist kein Geld mehr da, das versteht eigentlich jeder – ausser Gurk.

Nun gäbe es da einige Traumtänzer in Europa, die sich sogar Milei zum Vorbild nehmen wollen. Aber:

«Das aber wäre ein Fehler. Denn der rechtslibertäre Staatschef ist kein Vorbild, sondern eine Gefahr.»

In erster Linie für die ideologisch geprägten Vorurteile von Gurk.

Aber sein eigenes Problem, nennt man in der Psychologie Übertragung, wirft er seinen Feindbildern vor: «Es geht längst nicht mehr um Fakten, es geht um Glauben, nicht um neue Ideen, sondern um eine Ideologie.»

Die Fakten wären, dass Argentinien viele Jahre lang am Staatsbankrott entlangsegelte, seinen Schuldendiensten nicht nachkam, von allen internationalen Geldquellen ausgeschlossen, dazu hochkorrupt und eigentlich aussichtslos im Niedergang gefangen. Wäre es so weitergegangen, dann wäre Argentinien heute entweder vor oder nach dem nächsten Staatsbankrott. Tolle Aussichten.

Aber Gurk hat’s nicht so mit verschiedenen Zukunftsperspektiven; gegen Schluss seiner Philippika wird er noch recht demagogisch gemein:

«Milei sieht sich in einen Kulturkampf, Kommunismus gegen Kapitalismus. Das ist eine bedrohliche Entwicklung und ein besorgniserregender Rückschritt für ein Land, in dem das Ende der Diktatur gerade einmal vier Jahrzehnte zurückliegt. Damals wähnten sich rechte Militärs in einem Krieg gegen eine vermeintliche linke Weltverschwörung, sie entführten, folterten und ermordeten deshalb Zehntausende Menschen

Das ist ungeheuerlich. Damit unterstellt Gurk also, dass Milei einen «besorgniserregenden Rückschritt» verkörpere, der möglicherweise zurück in die Militärdiktatur, Folter und Mord führen könnte. Während der Fortschritt der linken Regierungen darin bestand, dass das Land nicht aus seiner Misere herauskam.

Es ist offenbar auch für Gurk, wie für viele Ideologen seines Schlages, nicht einsehbar, dass die Lösung «machen wir neue Schulden, dann kommt’s schon mal gut», absurdes Wunschdenken von Traumtänzern ist. Passiert nicht allzu häufig dass die Bevölkerung in gleich zwei lateinamerikanischen Ländern den besseren Durchblick als der Korrespondent  der «Süddeutschen Zeitung» hat, der vielleicht mal bei seinem Kollegen Thomas Fuster (oder bei Alexander Busch) von der NZZ etwas Nachhilfe nehmen könnte, wie man eine wirtschaftliche und gesellschaftliche Situation mit Sachverstand analysiert.

Stattdessen, jetzt geht es nicht mehr anders, vergurkt Gurk eine Meinungsäusserung nach der anderen.

Rechthaber-Tagi

Die Welt muss belehrt und verurteilt werden.

Wenn’s nicht mit eigenen Kräften gelingt, dann mit Hilfe eines Nachrichten-Tickers wie DPA. Da hat doch Gottseibeiuns Donald Trump einen weiteren Minister ernannt. Ein «TV-Moderator» seines Lieblingssenders Fox soll Verkehrsminister werden. Sean Duffy «ist ein ehemaliger Reality-TV-Star und einer von Trumps sichtbarsten Unterstützern in den Kabelnachrichten». Gut, er war auch mal fast neun Jahre lang Mitglied des Repräsentantenhauses, trat dann kürzer, weil er wegen der Herzerkrankung seines jüngsten Kindes mehr Zeit für seine Familie haben wollte. Das wird zwar nebenbei erwähnt, aber mehr als Feigenblatt.

Denn eigentlich ist das natürlich eine typische Trump-Idiotie. Unqualifiziert, was soll das. So lässt sich leicht wüten aus dem fernen Europa, weil man weiss, dass weder Trump noch sein designierter Verkehrsminister Tamedia zur Kenntnis nehmen.

Wie wär’s aber, wenn der Tagi in die Nähe schweifen würde? Welche Qualifikation hat zum Beispiel der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck für sein Amt? Den darf man zwar nicht ungestraft als «Schwachkopf» bezeichnen (was ZACKBUM ausdrücklich nicht tut), aber seine wirtschaftlichen Kenntnisse liegen bei null. Vorkenntnisse: null. Fragte man ihn, wo in einer Bilanz das Eigenkapital verbucht wird, würde er mit einer Strafanzeige drohen.

Oder gehen wir noch näher. Die Schweizer Verteidigungsministerin Viola Amherd hat Jus studiert, war mal Stadtpräsidentin von Brig-Gils und dann Nationalrätin. Militärische Kenntnisse: null. Vorbildung, Erfahrung: null. Der Ex-Gesundheitsminister Alain Berset, ein lebenslänglicher Parteifunktionär, der von Gesundheit nichts, von Fliegerei auch nicht viel, aber von Frauen sehr viel versteht.

Noch näher? Bitte. Jacqueline Fehr steht der Direktion der Justiz und des Innern im Zürcher Regierungsrat vor. Sie ist ausgebildete Sekundarlehrerin und hat ein Weilchen Psychologie, Betriebswirtschaftslehre und Politikwissenschaft studiert, ohne Abschluss. Juristische Kenntnisse: null. Vorbildung, Ausbildung auf diesem Gebiet: null.

Noch näher? Bitte: Daniel Leupi. Der Zürcher Stadtrat hat Wirtschaftswissenschaft studiert. Im Zürcher Stadtrat war er schon Leiter des Polizeidepartements (Vorkenntnisse: null) und des Finanzdepartements (Vorkenntnisse: nahe null). Oder Corine Mauch. Sie gab 2012 ihre US-Staatsbügerschaft ab, studierte Agrarökonomie und Sinologie. Sie war Abfall- und Umweltbeauftragte der Stadt Uster, Gemeinderätin von Zürich, SP-Fraktionspräsidentin. 2009 wurde sie ganz knapp zur Stadtpräsidentin von Zürich gewählt. Vorkenntnisse für dieses Amt: null. Praktische Erfahrungen in der Wirtschaft: null. Verständnis für die Interessen von Gewerbetreibenden: null.

Aber da zu motzen, das fällt dem Tagi nicht ein. Dafür muss er der ganzen Welt ungebeten Ratschläge erteilen. Der deutsche Bundeskanzler Scholz telefoniert mit Präsident Putin. Da muss Dominique Eigenmann zur Ordnung rufen: «Mit Putin sprechen? Ja, aber nicht so.» Sondern irgendwie anders, und das soll nicht ein Meinungsrülpser, sondern eine «Analyse» sein.

Die Schweizer Nati kriegt schon wieder auf den Sack? «Drei vermeidbare Gegentore», motzt der Tagi. Klimakonferenz in Aserbaidschan: «Die Schweiz darf zum Unrecht in Berg-Karabach nicht schweigen», fordert Simon Brechbühl lautstark im Tagi. Stefan Häng nimmt sich einen Bundesrat zur Brust: «Röstis Bundesamt verhält sich irritierend». Auch Tim Wirth sieht eine Gelegenheit, der FDP eins über die Rübe zu geben: «Das Genossenschaftsverband-Outing der FDP ist heuchlerisch». Dabei will die Partei – zum Ingrimm der Filzgenossen und Kuchengrünen – nur wissen, welche Zürcher Politiker mit hohem Einkommen dank guter Beziehungen in billigen, mit Steuergeldern subventionierten gemeinnützigen Wohnungen leben.

Und schliesslich muss Clara Lipkowski alle eintopfen, die Joe Bidens Entscheid, der Ukraine den Einsatz von weitreichenden Waffen auf russisches Gebiet zu erlauben, als nächsten Schritt zum Dritten Weltkrieg kritisieren: «Angst vor einer Eskalation durch die USA? Es ist Putin, der eskaliert». Nehmt das, ihr Putinversteher.

Es hat etwas beschämend Peinliches, wenn eine zum Skelett runtergesparte Rumpfredaktion, die immer mehr Inhalt, inklusive Meinung, vom grossen Bruder «Süddeutsche Zeitung» aus München bezieht, der ganzen Welt Ratschläge aufdrängt. Dabei ihre Steckenpferde reitet und sich vor allem im gegendarstellungsfreien Ausland austobt.

Geht’s in den Nahbereich, keilt sie höchstens gegen SVP und FDP; linksgrüne Sumpfblüten, schreiende Inkompetenz in führenden Positionen im Nahbereich ignoriert das Blatt krampfhaft.

Das pure Elend

Korrektur am «correctiv»? Nur unter Zwang.

Die Story war gut. In einer Potsdamer Villa treffen sich finstere Gestalten. Von der AfD, sogar der CDU, dazu Identitäre, dazu Martin Sellner. Sicherlich wurde der Ort absichtlich so gewählt, dass die Wannseekonferenz ganz in der Nähe stattfand.

Und in diesem Geheimtreffen wurden finstere Pläne geschmiedet, was nach einer Machtergreifung alles zu geschehen habe. Das alles wäre niemals ans Licht der Öffentlichkeit gelangt, wenn nicht mutige und ingeniöse Mitarbeiter von «correctiv» das Treffen unterwandert hätten. Einer schlich sich als Teilnehmer ein, andere machten einen Lauschangriff, Dritte fotografierten wie wild so viele Teilnehmer, wie sie erwischen konnten.

Dann die grosse Enthüllung, der Aufschrei in den Medien, das Entsetzen. Ist ja alles noch schlimmer, als befürchtet. Bei diesem konspirativen Austausch wurde darüber fantasiert, dass nach der Übernahme der Regierungsgewalt Massendeportationen stattfinden müssten. Eine Reinigung des Volkskörpers, auch unbeschadet, ob jemand Besitzer des deutschen Passes ist. Die Herkunft, das Erbgut entscheidet, ob er weiterhin in Deutschland bleiben darf.

Das wurde dann lang und breit und rauf und runter in den Medien gespielt, natürlich auch in der Schweiz. Es kam zu Massendemonstrationen «gegen rechts», die versammelte Empörungslinke setzte Zeichen und machte ein betroffen-mutiges Gesicht im Kampf gegen den Neofaschismus.

Über 2000 Artikel verzeichnet das Medienarchiv zum Thema. Da traf es sich auch gut, dass «correctiv» mit viel Steuergeld unterstützt wird, der Mitgründer von «correctiv» Daniel Drepper Ende letzten Jahres Leiter des Rechercheverbundes von WDR, NDR und SZ geworden war. Die Organisation behauptet, überparteilich zu sein. Allerdings gibt nun die Co-Geschäftsführerin ihren Posten auf, um die Grünen im kommenden Wahlkampf zu unterstützen.

So fabulierte dann zum Beispiel das Qualitätsblatt «Tages-Anzeiger»: «Geheimtreffen mit Neonazis: AfD-Politiker sollen Vertreibungspläne gegen Einwanderer geschmiedet haben». Oder: «Die grausamen Ziele der AfD werden salonfähig». Oder: «Scholz vergleicht «Remigrations»-Pläne mit Rassenideologie der Nazis». Und überall wurden Zeichen gegen rechts gesetzt.

Die Story war gut. Die Story war zu gut, um wahr zu sein. Denn erstens war das überhaupt kein Geheimtreffen; nachdem solche Anlässe häufig von Linksradikalen gestört oder sogar sabotiert wurden, wurde mit Einladungen gearbeitet. Kommen konnte jeder, der wollte. Zweitens waren die Behauptungen von «correctiv» über geplante Massendeportationen und erzwungener «Remigration» schlichtweg erstunken und erlogen.

Nun kam aber Teil zwei der Story, die viel zu gut war, um wahr zu sein. Da unter den Teilnehmern auch angesehene und versierte Juristen waren, forderte einer die Medien auf, diese Falschbehauptungen zurückzunehmen, zu korrigieren. Wie es sich gehört. Nur: Weigerung auf breiter Front. Also musste zu juristischen Massnahmen gegriffen werden. «Spiegel», ZDF, NDR und SWR waren nur nach schmerzlichen Niederlagen vor Gericht knirschend bereit, diese Falschbehauptungen zu korrigieren.

Und in der Schweiz? Der «Tages-Anzeiger» verbriet fast 30 Artikel zum Themenbereich «Geheimtreffen». In keinem einzigen macht er darauf aufmerksam, dass die «correctiv»-Behauptungen unwahr sind. Auch sonst herrscht Schweigen im Blätterwelt. Nur die üblichen verdächtigen, die «Weltwoche» und ZACKBUM haben auf diesen Skandal hingewiesen. Und, das muss man ihr lassen, die NZZ. Sie schrieb schon im August völlig richtig:

«Die Plattform «Correctiv» musste den Text «Geheimplan gegen Deutschland» korrigieren. Dennoch halten viele deutsche Medien an der ursprünglichen Version fest. Das zeugt von mangelnder Selbstkritik

Dummschwätzer von «tsüri» behaupten noch heute wider Vernunft und Verstand, dass «correctiv» ein «Geheimtreffen» von «Rechten und Rechtsextremen aufgedeckt» habe, «an diesem Treffen wurde eine Strategie zur Abschiebung von Migranten:innen entwickelt», schmiert das Lückenmedium noch am 25. Oktober in seinen Gaga-Artikel «8 Beispiele, die den Rechtsrutsch der NZZ beweisen». Dabei ist das ein Beispiel, das die schludrige Recherche von «tsüri» beweist.

Auch der «Spiegel» hält an der Mär fest, dass das «Medium «Correctiv» im Januar enthüllt» habe, dass heimlich «über massenhafte «Remigration» aus Deutschland» gesprochen worden sei, wie er noch am 19. Oktober schrieb.

Es ist nachvollziehbar, dass Gesinnungsorgane wie Tamedia und andere begeistert die Lügenstory von «correctiv» kolportierten. Denn sie passt perfekt in die Welt voller Vorurteile der Redaktionen.

Aber nachdem einzelne Teilnehmer sich mühsam eine Richtigstellung vor Gericht erstritten und schon alleine aus finanziellen Gründen nicht jedes Organ einzeln einklagen können, ist es Ausdruck des Elendsjournalismus von heute, dass all die damaligen Schreihälse «Geheimtreffen! Massendeportation! Auch von Deutschen! Neonazis!» nicht den Anstand haben, die Korrektur von «correctiv» wenigstens zu vermelden.

«tsüri» ist entschuldigt, bei solchen Wadenbeissern lohnt sich wirklich nicht der Aufwand, sie zu zwingen, ihre Falschmeldungen zu korrigieren.

Aber ein Qualitätsorgan wie der Tagi? Füttert seine Leser mit Fake News und korrigiert sie nicht? Wie sich seine Redaktoren noch täglich im Spiegel anschauen können – ein Rätsel. Sie keifen gegen den notorischen Lügner Trump, fuchteln mit dem Zeigefinger und sind voll moralischer Empörung, selbst der Wahrheit und Wahrhaftigkeit verpflichtet.

Meinen sie wirklich, dass so viel Heuchelei auf die Dauer gutgehen kann?

Wumms: Kerstin Hasse

Wir sagen zum Abschied leise Servus.

Auf LinkedIn ist sie immer noch «Mitglied der Chefredaktion Tages-Anzeiger», dazu ein «Digital Leader» und ein «Sulzberger Fellow». Da durfte sie noch 21 Wochen die Columbia Journalism School in New York besuchen, um sich irgend einem furchtbar wichtigen strategischen Projekt zu widmen.

Vergeblich im Fall Hasse. Vor zwei Monaten war sie noch «ganz beflügelt von unserem wunderbaren Talk im Kaufleuten». Sie liess sich auch die Gelegenheit nicht entgehen, in ihrem Podcast «Die Tages-Anzeigerin» zum Thema Misogynie nachzuplappern, denn Feminismus ist ihre Lieblingsbeschäftigung.

Nun aber das: «In eigener Sache: Nach fast drei bereichernden Jahren habe ich mich entschieden, Tamedia zu verlassen.»

Traurig: «Ich blicke auf eine unglaublich spannende und intensive Zeit zurück. Eine Zeit, in der ich vor allem den «Tagi» mitgestaltet habe – eine Marke, die mir viel bedeutet und mich schon ein Leben lang begleitet.»

Natürlich geht es nun so weiter: «Jetzt ist es für mich an der Zeit, ein neues Kapitel aufzuschlagen. Ich bin gespannt, welche Möglichkeiten sich mir ausserhalb von Tamedia bieten.»

Näher an der Realität liegt wohl: im Rahmen des grossen Rausschmeissens und der Sparmassnahmen zwecks Steigerung der Qualität des Tagi und seines Kopfblattsalats wurde Hasse aus der Chefredaktion entfernt. Denn ihr «Digital Story Telling» führte nur dazu, dass der Online-Auftritt des Tagi – schon vor dem grauenhaften Redesign – ein Gerümpelturnier mit einer unübersehbaren Menge von Rubriken und Gefässen wurde, das die Leser in Scharen abschreckt und vertreibt.

Kein Indianer wusste eine sinnvolle Antwort auf die einfache Frage: was macht dieser Oberindianer eigentlich? So ausser Selfies im Lift oder beim Essen und Trinken.

Wie in solchen Fällen üblich, wurde sicherlich mit ihr diskutiert, ob es andere Einsatzmöglichkeiten innerhalb von Tamedia gäbe. Mit dem offensichtlichen Resultat: nein. Wenn sie ihren Abgang nun publik macht, bedeutet das ja auch, dass sie auch noch nirgendwo anders ein trockenes Plätzchen gefunden hat. «Einige Ideen sind schon in Planung», es darf gelacht werden. Denn wer – ausser der woken Tamedia – würde ihr ein solches Salär zahlen wollen …

Wie hoch das ist, wissen wir leider nicht, obwohl sie ja auch mal mutig forderte, dass alle Frauen im Kampf um Lohngerechtigkeit ihr Gehalt offenlegen sollten – nur sie selbst natürlich nicht.

Aber immerhin; das ist keine schlechte Nachricht für den Journalismus, und gute sind rar dieser Tage.

Das tägliche Morgengrauen

Was der Tagi dem Leser auf seiner Webseite zumutet.

Im Rahmen des Qualitätsjournalismus, wie ihn Simon Bärtschi unablässig predigt (apropos, wo ist der Mann eigentlich; mit Raphaela Birrer und Jessica Peppel-Schulz ihrem Avatar in Klausur?), macht der Tagi mit einem Interview auf:

Die letzten Befürworter einer engeren Anbindung an die EU machen inzwischen auf Pfeifen im Wald. Allerdings gnädig versteckt hinter der – momentan funktionierenden – Bezahlschranke.

Da muss der Tagi selbst gleich mitpfeifen:

Fürchtet Euch nicht, lieber Kinder und Tagileser, der schwarze Mann geht nicht mehr um, jetzt ist es ein blondgefärbter. Die Formulierung ist grossartig: «Donald Trump wirft seinen Schatten auf die bevorstehende Klimakonferenz.» Aber das ist doch genial, endlich ein Beitrag von ihm gegen die Klimaerwärmung.

Dann nimmt sich der Tagi eines lebensbedrohenden Problems an. Denn wer wusste das schon:

Wuff, sagt da der Chihuahua und guckt böse.

Aber jetzt kommt die Hammermeldung des Tages. Der Aufreger. ZACKBUM sagt nur «Trump«. Eben. Was macht der Bengel denn nun schon wieder? Er ist doch noch gar nicht im Amt, aber trotzdem stellt er schon Sachen an. Er telefoniert nämlich. Hallöchen, Trump kann telefonieren, Wahnsinn, und ohne, dass ihm dabei die Frisur verrutscht. Aber das ist noch nicht alles:

Er telefoniert nicht nur, sondern auch noch mit Präsident Putin. Das tut man doch nicht. Aber tut das Trump? Nun, das Telefonfräulein von der Vermittlung muss geplaudert haben. Denn diese Weltsensation schreibt das Weltblatt Tagi der «Washington Post» ab.

Genauer gesagt, das Tagi lässt abschreiben, denn er übernimmt einfach eine Meldung der DPA. Man kann ja auch nicht alles bei der «Süddeutschen Zeitung» kopieren, nicht wahr.

Nun noch eine Herzschmerz-Meldung:

Meine Güte. Rita weint. Öffentlich. Um Liam Payne. Schluchz. Das ist ein Lebenszeichen von Tagi «Kultur». Allerdings bleibt die scheintot, denn es ist auch von der DPA übernommen.

Nun ist die Schreckensbotschaft, dass Trump telefoniert, natürlich nicht die einzige aus dem bösen Wirken des Gottseibeiuns, den eine Mehrheit von völlig verpeilten Amis doch fahrlässig nochmal zum Präsidenten gewählt hat, obwohl die besten Kräfte von Tamedia streng davon abgeraten hatten. Und jetzt hat er auch noch den letzten der sieben Swing States für sich entschieden. Also peinlicher untergehen als die Demokraten mit ihrer Notlösung Harris kann man wirklich nicht.

Aber gut, dass der Tagi wachsam bleibt und eine neue Rubrik, gleich nach den Räbeliechtli, eingeführt hat:

«Der Kampf»? Was ist nur in den Tagi gefahren, dass er sich nicht entblödet, eine Assoziation zu «Mein Kampf» herzustellen?

Wieso beschränkt sich das Blatt nicht auf seine wohlfeilen Ratgeber?

Immerhin, Marc Brupbacher bleibt am Ball, bzw. am Virus. Das nennt man mal Durchhaltevermögen. Es ist für die Volksgesundheit zu hoffen, dass er nicht dem Rausschmeissen zwecks Qualitätssteigerung zum Opfer fällt.

Allerdings könnte man sich – so im Rahmen des Qualitätsmanagements – etwas mehr Koordination zwischen den verschiedenen Rubriken vorstellen. Denn einerseits haben wir ja «Trump zurück an der Macht». Aber dann haben wir noch «International», und unter der umsichtigen Leitung von Christof Münger fällt denen halt auch nix anderes als ein Ticker ein – und halt Trump, who else?

Da fehlt nur noch die Berufs-Unke, der Demagoge Peter Burghardt aus Washington, die Abrissbirne des seriösen Journalismus. Denn wenn es eigentlich nichts zu sagen gibt, dann muss er einen Kommentar schreiben. Wobei schon der Titel einen ankräht: ja nicht weiterlesen, Zeitverschwendung:

Denn auch der ungeübte Tagileser weiss: wenn ein Kommentar beginnt mit «Noch ist völlig offen …», dann muss man sofort abbrechen.

Nun aber die Rubrik für Euch, liebe Kinder und Nachwuchsleser, sorgfältig gestaltet von den Kindersoldaten im Newsroom:

Dass die meisten der hier angepriesenen Umzüge schon Vergangenheit sind, das kann einen Qualitätsjournalisten doch nicht erschüttern.

Apropos Qualitätsjournalismus, ein lobhudelndes Porträt über diese Windmacherin und Angeberin? Wie schrieb ZACKBUM in seinem Porträt über sie so richtig:

Grossmäulige Mimose, eine Schweizer Wunderwuzzi. Wenn das die Zukunft sein soll –jung, dynamisch, laut, erfolglos –, au weia. Das sieht Qualitätsjournalist Michael Marti entschieden anders.

Nun aber noch ZACKBUMs absolute Lieblingsgeschichte, ein richtiger Heuler, geht ans Herz, hat auch eine gesellschaftspolitische Komponente, denn sicherlich ist der Klimawandel auch daran schuld:

Besonders rührend ist die Beschreibung eines Augenzeugen, wie Gus den Sandstrand für Schnee hielt und versuchte, darauf auf dem Bauch zu rutschen, wie das Pinguine halt so tun. Hier ist der kühne Abenteurer im Bild:

Beruhigend zu wissen, dass Gus von der Vogelpflegerin Carol Bidulph liebevoll betreut und aufgepäppelt wird:

«Nicht einmal in ihren kühnsten Träumen hätte sie geglaubt, jemals einen Kaiserpinguin zu betreuen, sagte Biddulph. «Es ist einfach unglaublich. Es ist ein Privileg, Teil der Reise dieses Vogels zu sein.»»

Aber hallo. Eine solche liebevolle Betreuung würde sich auch so manches palästinensische Kind wünschen. Von sudanesischen, äthiopischen und eritreischen ganz zu schweigen. Aber die können halt nicht so süss auf dem Bauch durch Sand rutschen.

Beobachtung als Qual

Ob der Tagi das absichtlich macht?

Am früheren Morgen begeistert das Qualitätsorgan seine Leserschaft mit diesem erschütternden, brandaktuellen und weltbewegenden Stoff als Aufmacher:

Aber obwohl er es auf Platz vier der «Beliebtesten Artikel» schafft, hat die Pinkelpause vielleicht doch nicht so performt. Also wird sie ganz oben hiervon abgelöst:

Fast kongenial ist die dazugeschaltete Werbung. Vielleicht hilft das «Niveau Cellular Luminous 630 Intensiv-Serum», ganze 30 ml für schlappe 24.70 im Sonderangebot, bei der Work-Life-Balance.

Aber weiter im wilden Galopp; die breaking news überschlagen sich:

Man beachte auch die Karikatur nach der Devise: Scherz, keiner versteht dich.

Apropos breaking news:

Das Unwetter war am Mittwochmorgen …

Aber es gibt neuere Meldungen, die unbedingt in ein Qualitätsmedium gehören:

Da pausiert selbst der US-Wahlkampf. DIE Heidi Klum, die «Queen of Halloween», hat sich, die Sensation, als ET verkleidet. Hat man Worte? ZACKBUM nicht.

Aber wenn alle Stricke reissen, sind Polizeimeldungen die letzte Rettung für eine verzweifelte Redaktion:

Eigentlich steht der Mann unter Quarantäne, aber hier übertrifft er sich mal wieder dermassen selbst, dass zumindest der Titel seiner Blödel-Kolumne dokumentiert werden muss:

Bei allen Heiligen, das soll der Aufmacher der Rubrik «International» sein? Dann doch lieber jeder beliebige Schwachsinn aus München.

Aber Gott sei Dank greift dann noch der «Newschef beim Tages-Anzeiger; verantwortlich für die aktuelle Berichterstattung und das Sitemanagement» mit einem richtigen Brüller ein. Allerdings abgeschrieben aus der englischen «Daily Mail», auch so einem Qualitätsblatt:

«Zugetragen habe sich der Vorfall 1993 im New Yorker Plaza Hotel», kolportiert der «Newschef» Adrian Eng. Dort habe Trump sie auf sein Hotelzimmer bestellt, wo sie sicherlich erwartete, von ihm Tipps zum Haarfärben zu bekommen. Stattdessen habe er sie «unaufgefordert geküsst» und begrapscht. Allerdings sei es nicht zum Äussersten gekommen, weil das Model ganz clever war: «Keul habe sich aus der misslichen Lage befreien können, indem sie Trump auf ein anderes Mal vertröstet habe. Sie hätten sich dann noch für rund eine halbe Stunde unterhalten, Trump habe ihr angeboten, für sie in den USA einen Platz an einer Universität zu organisieren.»

Das steht ursprünglich in diesem hochstehenden Organ:

Ach, und wieso brauchte Keul doch mehr als 30 Jahre, um mit diesem schrecklichen Vorfall an die Öffentlichkeit zu gehen?

«Sie habe dann alle Dokumente in eine Kiste geworfen und versucht, das Geschehene zu vergessen. Jetzt sei sie beim Aufräumen wieder auf die Sachen gestossen, und die Erinnerung sei wieder hochgekommen», übernimmt der Newschef ihr Geflunker. Denn den wirklichen Grund enthüllt das Ex-Model dann selbst: «Laut Informationen auf ihrer Webseite soll demnächst ein Buch erscheinen. Zudem hat Keul seit Ende Oktober diverse Social-Media-Kanäle eröffnet.»

Das ist exemplarischer Qualitätsjournalismus eines schreibenden Vorbilds, wie ihn sich Simon Bärtschi erträumt.

ZACKBUM gibt zu: nach diesen Storys haben wir ermattet aufgegeben. Berichterstatterpflicht das eine, aber was der Tagi bietet, ist einfach stärker als wir. Allerdings fragen wir uns, wie das seine Leserschaft aushält:

«Sie schminkt Leichen» und «Essen teilen? Nein, danke!» Perfekte Mischung, denn es käme einem sowieso wieder hoch.

 

Keine Armleuchter

Wenn der Tagi Leuchten empfiehlt, wird’s dunkel im Portemonnaie.

Marianne Kohler Nizamuddin darf sich im Tagi austoben. Mit Lobhudeleien über Freundinnen, Rezykliertem oder irgendwelchen Trends oder Tipps.

Dafür braucht es nicht viel mehr als ein wenig auf einschlägigen Webseiten surfen, und schon ist die Leserverarsche fertig.

Aufwendig ist das auch bildlich nicht, natürlich kann der Tagi kostengünstig die Produktefotos vom jeweiligen Hersteller übernehmen. So geht moderner Qualitätsjournalismus, gekreuzt mit Schleichwerbung.

Schauen wir mal genauer hin.

Das wäre die «Tischleuchte Seine für Gubi». Kostet schlappe 599 US-Dollar. Das macht aber nix, der Laden liefert sowieso nicht in die Schweiz.

Die beiden formschönen Pilze hingegen sind hierzulande käuflich zu erwerben:

Die geschmackvolle Tischleuchte «Loja» kostet schlappe 756 Franken, das Stehmodell reisst ein Loch von 2285 Franken ins Portemonnaie.

Wie wär’s stattdessen mit diesem «Flowerpot»?

Ist zwar ein Design von 1968 (sieht man auch), und der Designer ist längst tot. Aber warum nicht?

Schliesslich noch die «Hängeleuchte Kite von Panter & Tourron für New Works», und nein, das komische Kunstwerk im Hintergrund ist nicht verkäuflich:

Dafür kosten die drei Lampen zusammen 1128 Hämmer, man gönnt sich ja sonst nix.

Dann noch ein Absackerchen, eine «Futuristische»:

Das Teil heisst «Bagdad» und kostet so viel, wie ein durchschnittlicher Iraker im Jahr verdient, nämlich 399 Dollar. Für Schweizer ist es aber unerreichbar, denn auch die «Futuristische» wird nicht in die Schweiz geliefert.

Wie immer bei Produkteempfehlungen, besonders massiv bei Kosmetika, ist das Problem der Schleichwerbung offenkundig. Nur einige der erwähnten Produzenten werden sich nicht darüber freuen können: sie verkaufen ihre Produkte gar nicht in der Schweiz.

Wir haben also alle Bestandteile, die wahren Qualitätsjournalismus ausmachen. Potthässlich, und/oder schweineteuer – oder gar nicht lieferbar. Halt das, was der verwöhnte Tagi-Leser so braucht. Der sich bei der Lektüre wieder mal denkt: verarschen kann ich mich selber. Wozu soll ich dafür auch noch etwas bezahlen?

Oder anders formuliert: Auf der Bärtschi-Peinlichkeitsskala gibt das eine glatte 14.