Friede, Freude, Eierkuchen
Mit dem Tages-Anzeiger auf Eiersuche.
«Isländische Betriebe verzeichnen höhere Produktivität und weniger Krankheitsausfälle durch reduzierte Arbeitszeiten.»
«Isländische Betriebe verzeichnen höhere Produktivität und weniger Krankheitsausfälle durch reduzierte Arbeitszeiten.»
Renz fragt ja nur mal:

Dabei weiss er in Wirklichkeit ganz genau: nein. Ein Viertel der Bevölkerung sieht das laut Meinungsumfragen anders. Aber Alt Bundesrat Ueli Maurer «geht es um etwas anderes».
Der Reihe nach. Fabian Renz ist ein woker, linksgewickelter Journalist mit hohem Drang, seine Leser belehren, bevormunden und erziehen zu wollen.
Absurdes Auslöschen des Begriffs Mohr in Zürich? «Auf diese Inschriften können wir verzichten», dekretiert er im Pluralis majestatis.
Auch die ehemals kluge Haltung der Schweiz, die in der Verfassung festgeschriebene Neutralität, ist ihm ein Dorn im Auge: «Die Neutralität zeigt wieder mal ihr kaltes Zahnpastalächeln.»
Als ehemaliger «Leiter des Bundeshausteams» war er nie um einen Ratschlag an die Landesregierung verlegen, Der er zuerst mal die Knöpfe reintut: «Die Landesregierung ist aus dem Gleichgewicht». Das müsste sie schleunigst ändern: «Das Parlament muss diesen Zustand 2023 korrigieren.»
Also der typische Rechthaber, Besserwisser, Grossinquisitor und Mainstream-Meiner. Nun erregt seine Aufmerksamkeit, dass ein illustres Häufchen einen Verein gegründet hat, den Leonhard-Kreis. Präsident Ueli Maurer, im Vorstand Thilo Sarrazin und Hans-Georg Maassen.
Kollega Helene Obrist hat bereits einem «Experten» Gelegenheit gegeben, den Verein in die Pfanne zu hauen. Dass der «Experte» Co-Präsident der «Operation Libero» ist, die dem Verein Leonhard ideologisch konträr gegenüber steht, das unterschlug sie dem Leser. Für das gleiche Qualitätsorgan arbeitet Renz.
Der äussert ja nur seine Meinung:
«Man könnte versucht sein, die Gründung eines solchen Vereins durch ein Grüppchen älterer, längst aus Amt und Würden geschiedener Herren als spleenigen Aktionismus abzutun.»
Das wäre aber laut Renz ganz falsch, denn dem Verein gehe es überhaupt nicht um die Verteidigung der Meinungsfreiheit: «Stattdessen beklagten sich die Referenten über «Moralkeulen», «Inquisition», Sprachpolizei», «Denkverbote», «gesellschaftlichen Generalverdacht» – und ebenso unscharf wie diese Floskeln blieb auch, gegen wen sich die Vorwürfe eigentlich konkret richten.»
Dabei ist es doch sonnenklar: gegen Rechthaber wie Renz.
Schlimmer noch: «Die vernebelnden Begrifflichkeiten sind ein Wesensmerkmal des rechtskonservativen Diskurses um die Meinungsfreiheit – und eine seiner grossen Stärken.»
Denn hinter diesem Gejammer stecke eine von Renz enttarnte Absicht: «Es geht nicht um freie Rede, sondern um Macht. Die Klage über bedrohte Meinungsfreiheit ist der Auswuchs eines viel älteren Gefühls – der in rechten Kreisen weitverbreiteten Ansicht nämlich, dass man in den führenden Institutionen des Bildungswesens, der Medien und der Kultur unterrepräsentiert sei.»
Das ist zwar keine Ansicht, sondern eine belegbare Tatsache.
In den USA holze Trump da schon kräftig ab. «In der Schweiz und in Europa sollten wir daher wachsam bleiben. In der Logik von Maurer, Maassen und Co. könnte auch dieser Kommentar hier bereits ein Angriff auf die Meinungsfreiheit sein. Obschon er bloss eine Meinung wiedergibt.»
Renz tut so naiv und blöd. Vielleicht ist er es auch. Denn in seinem Kommentar wird er sich nicht bewusst, dass er genau diesen inquisitorischen Diskurs pflegt, vor dem Maurer und seine Mitstreiter warnen. Renz denunziert, missversteht absichtlich die Absichten dieses Vereins, diskreditiert seine Initiatoren, schreibt für ein Organ, das sich nicht entblödet, einen politischen Gegner dieses Vereins als «Experten» zu präsentieren.
Sein Kommentar ist keineswegs ein Angriff auf die Meinungsfreiheit und würde von diesem Verein auch nie so denunziert werden, da will sich Renz vergeblich als potenzielles Opfer darstellen. Sein Kommentar illustriert hingegen unfreiwillig, wogegen dieser Verein antritt.
Renz selbst als Leiter des Ressorts «Analysen und Meinungen» würde niemals zulassen, dass eine seiner vorgefassten Meinung widersprechende Ansicht im «Tages-Anzeiger» publiziert werden dürfte. Das ist nun keine Zensur im klassischen Sinne. Aber wenn nicht mal in einem Kommentar das Wort «zackbum» auftauchen darf, ohne dass er zensiert wird, dann repräsentieren Renz und sein klägliches Blatt doch genau das, was sie als nicht-existent abstreiten.
Nämlich eine woke Blase von rechthaberischen Gutmenschen, die die Weisheit mit Löffeln gefressen haben und ihre Leser unablässig belehren wollen und dazu anhalten, bessere Menschen zu werden. Während Maurer & Co. ihrer Ansicht nach dieser löblichen Absicht im Wege stehen und daher entweder totgeschwiegen – oder niedergemacht gehören.
Sozusagen ein Widerspruch in sich selbst, dieser Herr Renz. Nur merkt er es nicht mal. Also tut er vielleicht nicht nur so, als sei er blöd.
Von Philipp Gut*
So frech manipuliert der «Tages-Anzeiger» seine Leser. Die Schlagzeile des Aufmachers im Zürich-Bund des «Tages-Anzeigers» ist reisserisch: «Claudio Zanetti gründet Verein – Experte warnt».
Plant der ehemalige SVP-Nationalrat etwa ein Attentat auf einen Bundesrat? Will er, wie es kürzlich die Linksextremen getan haben, die Bundesstadt anzünden? Will er an der Volksschule die Rute einführen?
Natürlich nicht. Der Verein – er nennt sich Leonhard-Kreis – will das Gegenteil: Er will Demokratie, Bürgerrechte und Freiheit stärken. Ihm gehören hochverdiente und prominente Mitglieder an, wie der ehemalige Bundesrat Ueli Maurer (SVP), der den Verein präsidiert, oder der ehemalige Berliner Finanzsenator und Vorstand der Deutschen Bank, Thilo Sarrazin, oder der ehemalige Präsident des Bundesverfassungsschutzes, Hans-Georg Maassen.
Für den «Tages-Anzeiger» ist es aber eine Gefahr, vor der gewarnt werden muss, wenn solche Persönlichkeiten sich für den Rechtsstaat einsetzen. Er zitiert dafür einen «Experten» namens Stefan Manser-Egli, ein Postdoktorand, der zu «Staatsverweigerung und Souveränismus» forsche.
Schon der Begriff «Souveränismus» spricht Bände: Es ist ein wissenschaftlich verbrämter Kampfbegriff, der das Eintreten für die Souveränität von Staaten und Individuen negativ belegt. Dieser «Experte» ordnet den Verein für den Tagi am «rechten Rand» ein – «einordnen» ist ja auch so ein Codewort für Kästchendenken und Leserbevormundung. Der explizite Vorwurf dabei, pfui: «Der Staat gehöre zurückgebunden.»
Doch die Warnungen vor dem Verein, der sich erst am Montag (27. Oktober) öffentlich vorstellte, gehen noch weiter: «Man organisiere sich bewusst ausserhalb demokratischer Strukturen und gebe sich politisch neutral.» Ja klar, Ueli Maurer will die Demokratie abschaffen!
Solche Experten entlarven sich selbst. Aber die Causa wird noch lustiger, wenn man weiss, was der Tagi seinen Lesern unterschlägt: Dieser Stefan Manser-Egli ist Co-Präsident der Operation Libero, gemeinsam mit Sanija Ameti, die Schlagzeilen machte, weil sie auf ein Heiligenbild von Jesus und Maria schoss.
Wow! Wir sind beeindruckt. Was für eine journalistische Leistung, den Co-Präsidenten der Operation Libero als unabhängigen «Experten» zu verkaufen und den Lesern vorzuenthalten, was dieser Experte politisch so treibt. Dieses Kunststück hat den Zürcher Journalistenpreis verdient.
Auf Anfrage, warum sie diese wesentliche Information über ihren «Experten» den Tagi-Lesern vorenthalten habe, antwortete Autorin Helene Obrist schnippisch: «Wir haben Stefan Manser-Egli als Wissenschaftler eingeführt, da die Zitate im Artikel seine Forschung in den Bereichen Staatsverweigerung und Souveränismus untermauern. Dies war die relevante Qualifikation für die Einordnung des von Claudio Zanetti gegründeten Vereins.»
Logisch untermauern Zitate von Manser-Egli Forschungszitate von Manser-Egli. Wieso dieser Zirkelschluss allerdings eine Qualifikation sein soll, und wieso seine Funktion bei der Operation Libero für den Leser unerheblich sein sollte, weiss nur Qualitätsjournalistin Obrist.
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Dieser Artikel erschien zuerst in der «Weltwoche online». Mit freundlicher Genehmigung. Die Anfrage an die Autorin und deren Qualifikation stammt von ZACKBUM.
Jedes Medienorgan, das etwas auf sich hielte, würde solche Sätze nicht unkommentiert oder nicht hinterfragt publizieren: «Ein Auftritt von Anna Netrebko in Zürich wäre eine Weisswaschung des Kreml».

Diese Ansicht ist, wie anderer Schwachsinn, natürlich von der Meinungsfreiheit gedeckt. Nach der Devise: jeder (und jede) kann sich öffentlich zum Deppen machen.
Hier handelt es sich allerdings um die ukrainische Botschafterin Iryna Wenediktowa in der Schweiz. Solche Frechheiten würden mindestens die Nachfrage des Journalisten verdienen, ob es sich dabei nicht um eine unstatthafte Einmischung in innere Angelegenheiten des Gastlandes handelt.
Erschwerend kommt noch hinzu, dass Grossinquisitorin Wenediktowa eine Vorgeschichte in ihrem eigenen Land hat. Wie der selbe «Tages-Anzeiger» 2023 vermeldete («Zu Hause ist ihr Ruf ruiniert»), ist die ehemalige Generalstaatsanwältin übel beleumundet:
««Oligarchenjägerin? «Das war sie sicherlich nicht», entgegnet Oleksi Sorokin, Journalist bei der Onlinezeitung «Kyiv Independent»: Wenediktowas Reputation in der Ukraine sei «ziemlich übel». Für unabhängige Medien und Organisationen der Zivilgesellschaft steht ihr Name stellvertretend für das Versagen der Regierung unter Präsident Selenski, die Justiz zu reformieren, die grassierende Korruption zu bekämpfen und korrupte Oligarchen vor Gericht zu bringen»,
beklagte der Tagi damals.
Noch dickere Post: ««Wenediktowa «sabotiert den Rechtsstaat», klagte im Dezember 2020 der bekannte Journalist Serhi Leschtschenko in einem Meinungsbeitrag in der «Kyiv Post». Er habe seine Meinung nie geändert, sagt Leschtschenko heute. Der ehemalige Chefredaktor Brian Bonner kennt «keinen einzigen Fall, den Wenediktowa als Generalstaatsanwältin abgeschlossen hat». Im Gegenteil: Sie habe dafür gesorgt, dass etliche Ermittlungen gegen prominente Verdächtige eingestellt worden seien.»
Eine Dame mit einer solchen Vorgeschichte wagt es, am Auftritt einer weltberühmten Sängerin in ihrem Gastland herumzumeckern. Immerhin wagt es Cyrill Pinto, eine halbwegs kritische Frage zu stellen:
«Es genügt nicht, einmal einen Satz zu schreiben, man sei «gegen den Krieg». Wenn jemand über Jahre bewusst Teil eines Regimes war, muss sie oder er auch Verantwortung übernehmen und wenigstens einen gleich grossen Teil dessen tun, was sie zuvor zur Verherrlichung dieses Regimes beigetragen hat. Netrebko hätte sich aktiv für die Opfer einsetzen können – etwa für ukrainische Künstlerinnen und Künstler, die ihr Leben verloren haben, oder für Familien, die alles verloren haben.»
Sie darf noch weiteren Nonsens unbehindert absondern: «Kultur kann Brücken bauen, ja. Aber sie kann auch benutzt werden, um Kriegsverbrechen zu verdecken.»
Sollen also Künstler aus Israel, dem Iran, Venezuela und ungefähr weiteren 150 Ländern der Welt nicht mehr in der Schweiz auftreten dürfen, weil sie damit Kriegsverbrechen «verdecken» würden? Und wie steht es mit Künstlern aus der Ukraine, eines der korruptesten Länder der Welt, das auf Pressefreiheit scheisst und wo ein Präsident unter Ausnützung des Kriegsrechts demokratisch nicht legitimiert durchregiert?
Was würde wohl die Botschafterin sagen, wenn aus diesen Gründen einem ukrainischen Künstler der Auftritt in der Schweiz madig gemacht würde?
Keine Frage nach ihrer Vergangenheit und keine kritische Frage zu ihrer unverschämten Einmischung in Schweizer Angelegenheiten zu stellen, das ist das Versagen von Tamedia.
Bislang ist nicht bekannt, dass die Botschafterin in Bern einbestellt wurde und man ihr klarmachte, dass eine Wiederholung solcher Frechheiten dazu führen könnte, dass sie zur persona non grata erklärt würde.
Das ist das Versagen der Schweizer Politik.
Lendenlahme Männer konnten aufatmen: «Erektionslösung: So steht er wieder wie eine Eins». Und das erst noch mit einer «Online-Behandlung» von schlappen fünf Minuten.
Damit lassen sich woke Tagi-Journalisten ihr Salär mitfinanzieren, denn das war ein «gesponserter» Inhalt, oder auf Deutsch: eine täuschend ähnlich wie ein redaktioneller Beitrag aufgemachte Werbung.
Welche Probleme beschäftigen die Männer und die Menschen denn sonst so? Richtig, wer hat denn keine Geldsorgen. Aber auch da gibt es Abhilfe:
«Ein Anbieter garantiert jetzt sogar einen günstigeren Kreditzins – oder zahlt 150 Franken!»
Her mit der Kohle, sagt sich da doch der Leser, selbst wenn er das kleine Märkli «Sponsored» nicht übersehen hat und daher nicht davon ausgeht, dass es sich hier um einen redaktionellen Beitrag handelt.
Ganz zuunterst gesteht Tamedia dann, wer denn genau für «dieses irre Versprechen» verantwortlich ist:
«Dieser werbliche Beitrag wurde von Switzerlend AG erstellt. Er wurde von Commercial Publishing, der Unit für Content Marketing, die im Auftrag von 20 Minuten und Tamedia kommerzielle Inhalte produziert, für die Publikation aufbereitet, wobei die Haftung für Inhalte (Wort, Bild) und externe Links bei Switzerlend AG liegt.»
Tamedia verdient also gleich mehrfach an diesem Inserat. Der Werbetreibende zahlt natürlich für die Klicks, zudem hat er für die «Aufbereitung der Publikation» bezahlt.
Sollte der Leser wider Erwarten nicht einen billigeren Kredit bekommen, sondern vielmehr draufzahlen – nun, jegliche Haftung liegt beim Werbetreibenden, nicht etwa beim Aufbereiter und Abkassierer.
Wie seriös ist wohl ein Angebot, das verspricht: «Mit dieser Aktion spart man garantiert», das behauptet «entweder der derzeitig gezahlte Zins wird unterboten oder man erhält 150 Franken aufs Konto! Garantiert gespart!»
Was ist von einer Firma zu halten, die auf Trust Pilot mit 2,7 von 5 möglichen Sternen bewertet wird, davon von 50 Prozent mit einem Stern?
Selbst unterstellt, dieser Kreditanbieter kann durch Crowdlending und «peer to peer»-Kredite tatsächlich günstigere Konditionen als andere anbieten: hat sich die immer noch vorhandene Wirtschaftsredaktion des Tagi mal die Mühe gemacht, diese Firma unter die Lupe zu nehmen?
Und da nein: wieso nicht? Wäre es nicht interessant, dem Versprechen, unter bestimmten Umständen den bislang bezahlten Zins zu unterbieten, nachzugehen?
Oder der Frage, wo denn der Profit entstehen soll, wenn versprochen wird, bei Nichteinlösung des Versprechens 150 Franken aufzuwerfen?
In der besten aller Welten würde hier der Tagi seinen Lesern einen Extraservice bieten, der ihre Kreditzinszahlungen spürbar verringert («Auf lend.ch zum Beispiel spart man bei einer Ablösung im Schnitt über 500 Franken, je nach Kreditbetrag und Laufzeit auch deutlich mehr»).
Das wäre doch win-win-win: der Leser gewinnt, indem er spart. Tamedia gewinnt doppelt, indem es die Inserate- und die Herstellungsgebühren kassiert. Der kritische und aufrechte Wirtschaftsjourni verdient einen Teil seines Gehalts damit.
Ist das toll oder ist das toll? Ist das seriös oder ist das nicht seriös? In der nicht-besten aller Welten.

Der Autor der «Süddeutschen Zeitung» diffundiert in den «Tages-Anzeiger». Denn er hat Schreckliches zu vermelden: «Rechte Journalistin übernimmt CBS: Ein Kniefall vor Donald Trump?»
An dieser Schlagzeile stimmt nun genau nichts. Macht nichts. Hinter dieser Fake News steht Folgendes: Die profilierte Journalistin Bari Weiss wird Chefredaktorin des TV-Senders CBS. Der gelte als «Synonym für überparteilichen Journalismus». Hingegen: «Die 41-jährige Bari Weiss wiederum steht für den Strukturwandel und den Rechtsruck in der Medienwelt.»
Das habe sich darin geäussert, dass Weiss medienwirksam bei der «New York Times» gekündigt habe.
«Nach Essays, in denen sie sich für kulturelle Aneignung und gegen linke Hetze positionierte, hätte die Zeitung sie weder gegen die heftige Kritik noch gegen die Shitstorms in den sozialen Medien verteidigt, so Weiss’ Begründung.»
Auch diese Behauptung von Kreye enthält nur Spurenelemente der Wahrheit. In Wirklichkeit hatte sie Mobbing im Arbeitsumfeld, ideologische Konformität und den Einfluss von Social Media auf redaktionelle Entscheidungen beklagt. Kann man im Kündigungsschreiben nachlesen. Wenn man will.
Nach ihrem Abgang startete Weiss den Newsletter «Common Sense», der schnell einmal weit über eine Million Abonnenten hatte. Während die Nachrichten-Flaggschiffe von CBS schmerzliche Rückgänge bei den Zuschauern verschmerzen mussten. 2025 beispielsweise um 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahr bei «CBS Evening News». Erschwerend kommt hinzu, dass das Medianalter des Zuschauers bei 63,2 Jahren liegt, was nur im Vergleich zu Trump als jugendlich gelten kann.
Ausserdem versteifte sich CBS wie die NYT darauf, Donald Trump als Gottseibeiuns wegsenden zu wollen und verzichtete zunehmend auf Diversität im Programm und in den Meinungen.
Immerhin gesteht ihr Kreye zu: «Sie ist eine jener Konservativen, die Debatten nicht mit der ideologischen Kettensäge, sondern mit dem intellektuellen Skalpell auseinandernehmen.»
Er hält es hingegen mehr mit dem Zweihänder: «Auf den ersten Blick wirkt die Besetzung für viele trotzdem wie ein Kniefall vor Donald Trump.» Wer da einen solchen ersten Blick wirft, das verrät Kreye allerdings nicht. Ob er von sich selbst im Pluralis Majestatis spricht?
Was der Gesinnungsschreiber allerdings putzig übersieht: er schreibt hier über Weiss, aber die schrieb auch schon über ihn. In einem Interview im gleichen «Tages-Anzeiger» wurde sie nach ihrem Abgang bei der NYT über die Gründe befragt und sagte 2021, als hätte sie Stücke wie das von Kreye über sich vorhergesehen:
«In diesem Sommer der «Black Lives Matter»-Bewegung setzte sich meiner Meinung nach eine bestimmte Entwicklung durch: Dass es immer mehr Journalisten nicht als ihre Aufgabe empfinden, objektiv zu sein, sondern auf der richtigen Seite der Geschichte zu stehen.»
Mit dem intellektuellen Skalpell seziert sie die Blase von «illiberaler Kultur», in der sich auch Kreye bewegt:
«Meine Welt ist das blaue Amerika, das der Demokraten. Und in dieser Welt fürchten die Leute nicht den Illiberalismus der Rechten, sondern haben Angst, von ihren Nachbarn und Freunden aus Schulen, Unis, Jobs gejagt zu werden, weil sie nicht mit der neuen linken Ideologie konform gehen. Es ist kurios, dass unter Linksliberalen inzwischen Leute als Abweichler gebrandmarkt werden, aber es ist so. Und das ist alarmierend.»
So wie sie von Kreye als Beispiel des «Rechtsrucks» in den Medien denunziert wird.
Einen Aspekt hat sie allerdings vergessen: Blasenschreiber wie Kreye neigen auch noch zu Verschwörungstheorien. Fusion Paramount mit CBS und der Blockbusterfirma Skydance («Mission Impossible»). Deren Gründer und Chef ist David Ellison, Sohn von Larry Ellison («Oracle») und reichster Mann der Welt.
Der wiederum gelte als «enger Freund von Donald Trump». Und Weiss sei dann direkt David Ellison unterstellt. Schlussfolgerung: Die Aliens sind unter uns und schwarze Helikopter über uns. Nein: «Der Weg ins Weisse Haus ist nicht weit».
So nach der Devise: Trump zu Ellison Senior: sag mal deinem Sohn, er soll Weiss sagen, sie soll den Friedensnobelpreis für mich fordern.
Sagt Kreye, der in einem Medienhaus arbeitet, in dem ähnliche Anweisungen nicht unbekannt sind. Sicher hat Kreye das Buch «Wie ich meine Zeitung verlor» des langjährigen SZ-Reporters Birk Meinhardt überlesen. Und erinnert sich an die Schnüffelei nach einem «Maulwurf» im Plagiats-Skandal um die stellvertretende Chefredaktorin Alexandra Föderl-Schmid («Journalisten müssen supersauber sein»). Oder an den Fall Aiwanger.
Aber wieso denn in die Nähe schweifen, das Ferne liegt so nah. Und hat den Vorteil, dass es ein völlig gegendarstellungsfreier Raum ist.
Wenn die Aussenwelt dem Journalisten oder dem Schreiber im Allgemeinen zu kompliziert oder bedrückend wird, dann geht er in sich. Das gilt auch für weibliche Exemplare.
Denen, wir leben schliesslich in einer Männergesellschaft mit Männersprache, Sexismus, Exklusion, Unterdrückung und dominierenden Pimmeln, fehlt immer irgendwas.
Gleichberechtigung, Gleichstellung, Equal Voice, Frauensprache neben Männersprache, mein Bauch gehört mir, wieso können Männer keine Kinder kriegen, Menstruationsferien, Gratis-Abgabe von Tampons oder Binden, es gibt so viele Kampffelder.
Schon seit Wochen beschallt Tamedia seine Leser mit dem redaktionellen Inhalt täuschend ähnlich aufgemachten Ratgebern, wie Männer in fünf Minuten ihre Erektions- oder Potenzprobleme in den Griff bekämen. Das ist natürlich sexistisch, denn da fehlt doch was:
Richtig, der weibliche Orgasmus. Beziehungsweise sein Ausbleiben. Gut für das Füllen eines Spätsommerlochs. Dieses Frauenthemas nimmt sich eine anonyme Autorin auf «Republik»-verdächtigen knapp 32’000 A im «Magazin» des Tagi an.
Unter dem etwas ausgeleierten Titel «Orgasmuss» fragt sie provokativ: «Ich bin zweiundvierzig und hatte noch nie einen Orgasmus. Ist das ein Problem?»
Um mit Radio Eriwan zu antworten: Im Prinzip ja und nein. Zunächst wäre die Frage, ob dieses individuelle Problem einer 42-Jährigen von allgemeinem Interesse ist. Da wäre die Antwort im Prinzip nein. Ausser vielleicht für Selbsthilfegruppen von Frauen, bei denen keine körperlichen Gründe für das Ausbleiben des Orgasmus verantwortlich sind.
Für alle anderen haben solche wohl unter «schonungslos offen» segelnden Sätze eher etwas zum Fremdschämen: die Dame «wäre von alleine auch nicht darauf gekommen, zu masturbieren. Nur, weil meine Freundinnen darüber sprachen, probierte ich es ein paar Mal aus, fand es aber langweilig». Der Leser kann das Gefühl nachempfinden, beim Lesen.
Die Dame wurde älter, hatte Beziehungen aber weiterhin keinen Orgasmus. Warum? Zwischenbilanz: «Ich bin schlicht zu faul, so wie man zu faul ist, das Matterhorn zu besteigen, auch wenn es sicher eine fantastische Erfahrung ist. Ausserdem möchte ich mich deswegen nicht unzulänglich fühlen. Es ist wohl auch ein bisschen Selbstschutz. Ich geniesse Sex, genauso wie ich es geniesse, zu kochen, zu essen, zu trinken, zu tanzen, zu diskutieren oder zu lachen.»
Na, dann ist doch alles gut. Oder nicht? Nicht gut, denn so kann ja kein ellenlanger Artikel entstehen. Also gibt sie den bohrenden (Pardon) Fragen einer Freundin nach, die nicht verstehen kann, wieso die anonyme Autorin nicht wissen will, wie sich ein Orgasmus anfühlt.
So macht sie sich auf den Weg mit hohem Originalitätsfaktor: «Ich beginne meine Recherche im Internet. Was ich habe, heisst offiziell Orgasmusstörung. Die Ursachen können kulturell, psychisch, situationsbedingt oder körperlich sein. Fangen wir bei der Kultur an.»
Was der Leser befürchtet, kommt natürlich. Die vier Themen werden Stück für Stück abgearbeitet. Unterfüttert mit den üblichen Interviews mit Mitbetroffenen und Fachleuten. Und der Verallgemeinerung: «Je nach Quelle haben zwischen fünf und zehn Prozent der Frauen nie einen Orgasmus.»
Was den Leser hier vom Einschlafen abhält, ist tiefer Ärger. Wäre es hier, bei aller Selbstverliebtheit und Schweiz-Zentriertheit, nicht erwähnenswert gewesen, wieso über 200 Millionen Frauen auf der Welt nie einen Orgasmus haben? Weil sie Opfer der grauenhaften Praktik der Genitalverstümmelung sind.
Aber die Autorin hat andere Probleme: «Auch als Feministin komme ich in Bedrängnis: Wenn mein Partner fast immer kommt und ich nie, besteht offensichtlich ein krasses Ungleichgewicht. Kann ich das einfach so hinnehmen?»
Wie zu befürchten ist, werden dann die unterschiedlichen Prozentzahlen des Orgasmus beim Sex zwischen Frauen und Männern runtergeleiert und die überraschende Erkenntnis wiederholt:
«Frauen können – anders als Männer – auch ohne Orgasmus Kinder bekommen.»
Das ist auch noch in Zeiten so, wo man auch Sex haben kann, ohne Kinder zu bekommen.
Nun muss aber auch der längste Artikel mal, Pardon, zur Klimax kommen. Und die besteht, Überraschung, darin: der Autorin kommt’s. Oder vornehmer: «Ein wohliges Gefühl breitet sich zwischen meinen Beinen aus, ich japse und muss plötzlich lachen. War es das etwa?»
Offenbar schon: «In den nächsten Tagen und Wochen lerne ich meine Orgasmen besser kennen und finde: Ja, es ist wirklich ein sehr schönes Gefühl. Ich verstehe jetzt, dass ein Orgasmus eine starke Motivation für Sex sein kann. Und doch ist er nur eine von vielen Zutaten.»
Wunderbar, und zu welcher Erkenntnis führt die Autorin die wenigen Leser, die noch nicht erschlafft sind? «Was bleibt, ist die Erkenntnis: Ich bin gar nicht so anders, wie ich immer dachte. Ich hatte einfach wenig Geduld und Interesse.»
Soll man das nun einen Höhe- oder einen Tiefpunkt der Leserverarsche nennen?
Der Zürcher Anwaltsverband (ZAV) hat das zum Anlass genommen, eine Jubiläumsvernissage durchzuführen. Gleich zwei Broschüren wurden für diesen Feierakt hergestellt.
Die bedeutendere beschäftigt sich mit der langen Geschichte und wirft einen Blick zurück. Der Autor, RA Dr. Matthias Schwaibold, überraschte die Gäste, indem er sein Referat in Reimform vortrug. Eine Glanzleistung. Unglaublich, dass Anwälte auch über einen poetischen Muskel verfügen. Er lieferte zudem eine Fleissarbeit ab, denn er stieg tief ins Archiv des ZAV, um möglichst genau die Entwicklung des Verbands nachzuzeichnen.
Er wolle mit seinem Beitrag sowohl der Informations- wie das Unterhaltungsbedürfnis befriedigen, schreibt er im Vorwort. Das ist ihm gelungen.
Die zweite Broschüre widmet sich einem der aktuellen Genderlage geschuldeten Thema: «Die Rechtsanwältinnen». Es ist tatsächlich so, dass der ZAV ungebührlich lange brauchte, bis er überhaupt weibliche Mitglieder aufnahm. Und deren Marsch durch die Institutionen bis in den Vorstand dauert dann auch noch eine ganze Weile.
Dagegen will die Autorin Claudia Keller stellen, dass sie sich als Mitinitiatorin des «Netzwerks women@WV» für «mehr Sichtbarkeit von Frauen innerhalb und ausserhalb» ihrer Kanzlei einsetze. Auch vor dem ZAV macht die woke Welle nicht Halt. Denn sind Anwältinnen wirklich unsichtbar? Wir könnten Beispiele fürs Gegenteil nennen.
Gregor Bühler, der Vizepräsident des ZAV, führte launig und eloquent durch den Abend und sorgte für aufgeräumte Stimmung.
Dieses Jubiläum ist sicherlich nicht so weltbewegend wie der Ukrainekrieg oder die israelischen Kriegsverbrechen im Gazastreifen. Vom US-Präsidenten ganz zu schweigen.
Aber über 90 Prozent der im Kanton Zürich praktizierenden Anwälte sind Mitglied beim ZAV. Sie leisten ihren Beitrag dazu, dass der Rechtsstaat funktioniert. Mit all seinen Unzulänglichkeiten. Nicht immer wird Gerechtigkeit hergestellt. Aber er ist unsere letzte Bastion gegen Willkür und Barbarei.
Was passiert, wenn er nicht vorhanden ist, können wir in den meisten Ländern der Welt beobachten, auch in Europa.
Daher es ist bezeichnend und blamabel für den Zustand der Medien, dass der extra ausgelobte «Point de Presse» von haargenau einem einzigen Journalisten wahrgenommen wurde.
ZACKBUM konnte sich deswegen besonderer Aufmerksamkeit und Fürsorge erfreuen und auch Antworten auf einige juristische Fragen einholen.
Aber das Qualitätsorgan «Tages-Anzeiger», ein Vertreter von CH Media, wenigstens die SDA, «20 Minuten» oder gar der «Blick»? Keine Zeit, kein Geld, keine Lust. Dabei gab es genügend zu trinken und auch etwas zu futtern, was normalerweise Journalisten anzieht. Dazu wurde sogar noch ein DJ aufgeboten.
Besondere Erwähnung verdient die Abwesenheit der NZZ. Wenigstens die alte Tante hätte doch einem Mitarbeiter einen schnuckeligen NZZ-Regenschirm zur Verfügung stellen können und ein Trambillett. Oder gar ein Taxi, aber diese Zeiten sind wohl auch an der Falkenstrasse vorbei.
Daher ist das Medienecho genau null. Abgesehen von diesem Leuchtturm des aufmerksamen Journalismus. Obwohl Juristerei nicht zu den Kernkompetenzen von ZACKBUM gehört. Ausser, diese medienkritische Plattform wird ihrerseits juristisch bedroht. Was wir aber bislang überlebt haben.
Die vielen anwesenden Herren und die nicht so vielen anwesenden Damen verfielen in angeregte Plauderei, während Häppchen gereicht wurden und der Alkohol nicht zur Neige ging. Der Aspekt «muss ich den kennen oder muss der mich kennen» war zwar vorhanden, aber angenehm klein.
Ein bekannter Medienanwalt benützte sogar die Gelegenheit, dem ZACKBUM-Redaktor sein Leid zu klagen. Er sei auch ein Mensch aus Fleisch und Blut, es habe ihn verletzt, dass ZACKBUM aus gebotenem Anlass ihn mit Namensnennung kritisiert habe. Er vertrete schliesslich nur die Interessen seiner Mandanten.
Dass dazu auch Typen gehören, die zwar über genügend Finanzkraft verfügen, um sich ihn leisten zu können, die man aber nicht mal mit der Beisszange anfassen möchte, scheint ihn nicht zu stören. ZACKBUM ist auch menschlich berührt und verzichtet hier auf eine Namensnennung.
Der ZAV hatte sich grosse Mühe gegeben und in der ehemaligen Cigarettenfabrik am Sihlquai ein Eventlokal gefunden, das den Wunsch nach Moderne perfekt verkörperte.
Es gibt die vernichtende Theaterkritik von Alfred Kerr: «Das Stück dauerte drei Stunden. Als wir herauskamen, regnete es. Auch das noch.» Hier regnete es bei der Ankunft, und herausgekommen ist man durchaus beschwingt.
Allerdings peinlich berührt, mal wieder das Elend der Medien vorgeführt bekommen zu haben.
«Was geht mich mein dummes Geschwätz von gestern an.» Es ist nicht sicher, ob das Lenin oder Konrad Adenauer (oder beide) gesagt haben.
Der «Tages-Anzeiger» titelt: «Gehyptes ETH-Start-up gerät ins Stottern – was ist da los?» Climeworks will mit grossen Staubsaugern CO2 aus der Luft filtern und unschädlich machen. Aber die Sauger haben Verstopfung, grossartige Projekte erbringen nicht im Ansatz die versprochene Leistung.
Multimillionen sind in die Luft geblasen worden, jetzt setzt es Massenentlassungen, begleitet von Durchhalteparolen. Und für den Tagi ist es plötzlich «gehypt».
Wer hat’s denn gehypt und hyperventiliert?
Regierungsrätin Carmen Walker Späh durfte in einem Gastbeitrag in den Qualitätsmedien aus dem Hause Tamedia im Juni 2024 jubilieren: «Die Schweiz ist bereits ein führender Standort für die Entwicklung solcher zukunftsweisenden Lösungen. Unternehmen wie Climeworks, das CO₂ direkt aus der Atmosphäre entfernt …»
Gut, eine Politikerin. Im August 2024 legte Klima-Koryphäe Simon Schmid aus der Qualitätsredaktion nach: «Das könnte mit Techniken passieren, wie sie etwa die Schweizer Firma Climeworks entwickelt und auf Island bereits umsetzt.»
Natürlich mit einem vorsichtigen Konjunktiv, man weiss ja nie so genau.
Im Oktober war dann die nächste Koryphäe, Joachim Laukenmann, dran. Er warnt in bewegenden Worten vor den schrecklichen Folgen der Erderwärmung. Aber es ist Abhilfe in Sicht: «Eine Anlage der Schweizer Firma Climeworks in Island, genannt Mammoth, die CO2 aus aus der Luft einfängt.» Allerdings in so geringen Mengen, dass schon alleine ihr Bau und Betrieb mehr CO2 freisetzt als «eingefangen» wird.
Im November 2024 interviewte er einen «Forscher», der unwidersprochen sagen durfte: «Ein Beispiel für diesen neuen Markt sind die Aktivitäten der Schweizer Firma Climeworks, die mithilfe grosser Filter CO₂ aus der Atmosphäre entfernt und das Gas im Untergrund lagert.»
Im Dezember durfte Spezialist Martin Läubli in die Tasten greifen: «Grosse Hoffnung wird in die – noch teure – direkte Entnahme von CO2 aus der Atmosphäre gesetzt, wie das die Schweizer Firma Climeworks in Island macht.»
Nach diesem Hype nun die plötzliche Ernüchterung. Entlassungen, die Bude gerate ins Stottern.
Das passiert der versierten Redaktion vom Tagi natürlich nie.
Dass sie, ohne sich die Ergebnisse genauer anzuschauen, mitgehypt hat: Schwamm drüber. Wer erinnert sich schon noch an unser dummes Geschwätz von gestern?
«Ein geplantes Megaprojekt in den USA steht wegen drohender Mittelkürzungen still», unken Claudia Gnähm und eben der Läubli. «Das Filtern von 5 Millionen Tonnen CO2 hat Climeworks bereits vertraglich zugesichert. Aber: Tatsächlich aus der Luft entfernt hat Climeworks bisher aber nur 1000 Tonnen CO₂.» Ziele knapp verfehlt.
Glücklicherweise gibt es immer einen «Klimaexperten», der tröstliche Worte parat hat: «Grundsätzlich sieht er derzeit keinen Anlass, an den Zielen von Climeworks zu zweifeln.» Grundsätzlich ist eben etwas anderes als tatsächlich.
Die Pläne sind weiterhin gigantisch: «Das Langfristziel der Klimapionierin: bis 2050 pro Jahr eine Milliarde Tonnen CO₂ zu reduzieren.»
Von 1000 Tonnen auf eine Milliarde, und das soll mit Redimensionierung und Massenentlassung erreicht werden. Hätte der Tagi nicht mitgehypt, würde er das wohl so bezeichnen, wie es eine solche Hybris von Erbauern von Luftschlössern verdient: heisse Luft.
Beim Co2-Absaugen kennt sich Tamedia halt nicht so aus. Bei Entlassungen hingegen schon.
Kompetenz war gestern, Geschwafel ist heute.
Schon der Titel ist eine abgeschmackte Frechheit, die witzig daherkommen will. Der reinste Schwachsinn, meint Michael Marti. Bei AC/DC kann er noch wirklich witzig sein, bei Gölä muss er zynisch werden, das ist er sich selbst schuldig als intellektueller Scheinriese. Ob er immer noch seinen Sturz aus der Chefredaktion des «Tages-Anzeiger» verarbeiten muss und deshalb grün vor Neid ist auf Gölä, «laut Veranstalter der «erfolgreichste Schweizer Rockstar»», also nicht wirklich?
Die Begeisterung über ihn (nicht über Marti) sei «nichts anderes als die Rache der Provinz an den blasierten Städtern». Also an Marti.
Und im Hallenstadion war die Provinz geballt vertreten: «Frauen mit hennarotem, dauergewelltem Haar, ergraute Männer mit farbigen Brillengestellen. Kaum Lederjacken, kaum Lederleggings, dafür Fleecepullover und Mom-Jeans.» Puh, was für Geschmacklosigkeiten, die Martis Augen beleidigten. So wie das Dargebotene seine Ohren. Aber zuerst noch schnell die Beschreibung des Sängers: Gut gebräunt sei der, «hat sich wieder mal für ein schwarzes ärmelloses T-Shirt entschieden. Ja, die Bauarbeiter-Bizeps sind noch da. Der Bauch allerdings deutlich runder als auch schon. Auf dem Kopf unverändert dieser fürchterliche Irokesen-Kurzschnitt; davon wird er sich wohl nie trennen.»
Was aus so einem heraussingt, kann nicht gut sein, kann keine Kunst sein: «Der Mann, der immer wieder «geile Siche!» ins Publikum ruft, manchmal auch «I liäb öich», und eigentlich Marco Pfeuti heisst, hat sich nie Illusionen gemacht. «Ich bin kein Künstler, ich bin ein Dienstleister», sagte er in Interviews mehrfach. Und heute Abend liefert er ab.»
Derweil sucht der Berichterstatter vergeblich nach Hilfe: «In diesen Songs triumphiert das Pathos über die Poesie, und während man verzweifelt versucht, doch irgendwelche Ironie zu entdecken, wo es Ironie nicht geben kann, trinkt der Gölä-Fan im Hallenstadion bereits sein drittes Bier.» Alkohol ist halt auch keine Lösung. Das ist so, wie wenn Marti ein Buch von Uta Danella lesen müsste und die hohen Töne von Lukas Bärfuss vermisst.
Und dann stimmt nicht mal das mit dem «25-Jahre-Jubiläum». Eigentlich wären es doch 27 Jahre, rechnet Marti nach und entdeckt eine ironische Bemerkung bei sich selbst: «Nach Päpsten und Königen ist Gölä der erste Büezer, der sich eine eigene Zeitrechnung leistet.» Rechnen kann der Trottel auch nicht. Muss man nicht verstehen, ist halt höhere Ironie.
Dabei singt Gölä über Verlachte und Verlierer, und dass «Städte wie Zürich von «Penner u Haubschueh» und «fuule Arschbacke» («I wärche hert», 2016) bevölkert sind. Womöglich hat Gölä in einigen Punkten sogar recht, aber dass heute noch so viele in diese Töne einstimmen, das könnte nachdenklich stimmen.»
Könnte es sein, dass das auf einen hohen Anteil von SVP-Sympathisanten im Publikum hinweist? Marti hat so seinen Verdacht: «Im Gegensatz zu seinem Ausflug in eine Fremdsprache haben Gölä die rechtspopulistischen Töne, in die er immer wieder verfiel, augenscheinlich nicht geschadet.» Aha, ein Rechtspopulist an der Klampfe, wussten wir’s doch.
Wie auch immer, diesen Abend «muss man nun aushalten», fährt Marti mitleidsheischend fort. Lieber Leser, sei dir bewusst, was ich leiden musste, damit ich diesen überheblichen Verriss von Sänger und Publikum euch darbieten kann.
Dann der «Schwan» so wie in «reiner Schwansinn». Auch der kommt nicht ungerupft davon: «Gölä selbst hat mehrmals schon gebeichtet, dass er seinen grössten Hit eigentlich nicht mehr hören könne und noch weniger singen.»Aber dann tut er’s doch, das Publikum erreicht beim Refrain «beinahe die Lautstärke einer Gospeltruppe».
Die Erlösung: «Es ist schon spät. Der Dienstleister will pünktlich schliessen.» Und Marti musste noch 7105 A missvergnügte Hinrichtung absondern. Ohne zu merken – aber Selbstkritik ist solchen Journalisten so fremd wie Selbsterkenntnis –, dass er hier die Rache des blasierten Städters an Gölä und seinen Fans absondert. Dass seine Schmiere nicht Journalismus ist, nicht mal Dienstleistung.