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Hilfe, mein Papagei onaniert: Der Sonntags-Salat

Wöchentlich frisch serviert. Diesmal die SoZ und der SoBli.

Mit der NZZaS hat sich ZACKBUM gerade beschäftigt. Also geben wir dem zweiten Organ der gepflegten Nachdenke, des herrschaftsfreien Diskurses und der geistigen Höhenflüge die Ehre: wir sprechen natürlich vom «SonntagsBlick».

Und lassen sogar dessen Chefredaktor in Ruhe. Denn das Wochenblatt thematisiert, was uns allen unter den Nägeln brennt:

Für ganz Gwundrige: was ist wohl das süsse Geheimnis? Wer mehr als einen Rateversuch braucht, ist disqualifiziert. Aber viel wichtiger als eine Schwangerschaft, als die U-Haft für Bersets Medienchef Peter Lauener ist die schöne Idee, einen Streit vom Zaun zu brechen. Sollte das Gas knapp werden, wer kriegt mehr ab? Industrie oder Haushalte? Was wollt Ihr, frische Gipfeli oder warme Stuben?

Der SoBli fordert seine Leser zu seherischen Höchstleistungen auf:

ZACKBUM sagt ganz klar: ja. Im Winter ist es nicht unüblich, dass man friert. Vor allem im Freien und bei Temperaturen unter null Grad. Ausser natürlich, die Klimaerwärmung verhindert das.

Endlich. Der SoBli zeigt wieder einmal, was Boulevard von fein ziseslierter Analyse in Intelligenz-Blättern unterscheidet. Wobei der Titel sogar eine gewisse kulturelle Bildung durchblitzen lässt, denn er ist eine Anspielung auf den Romantitel «Herr der Fliegen». Hier geht’s dann unzimperlich zur Sache:

Soziopath, wütend, kindisch, plump, machtgierig, skrupellos, narzisstisch. Da stünden Boris Johnson sicher die Haare zu Berge, müsste er diese vernichtende Niedermache lesen. Schön, dass es der SoBli krachen lässt. Einziger Wermutstropfen: seine eigenen Schreiber sind bereits so «metoo»-gestrählt, auf Weichspüler geeicht, können vor Rücksichtnahme fast nicht mehr geradeaus laufen, dass es einen britischen Journalisten braucht, um Johnson fertigzumachen. Dass dessen Namen darauf hinweist, dass er nicht englischer, sondern irischer Herkunft ist, macht sein Rabaukentum verständlich.

Das war die Abteilung Hellebarde und Morgenstern, nun noch zum Meister des feinen Floretts, der geschmackvollen Anspielung. Nun ist es aber leider so, dass ihm ein anderer vor der Sonne steht. Denn obwohl er selbst begnadeter Welterklärer, Ratgeber und analytischer Einordner ist, steht da Erich Gysling, «ein weiser alter weisser Mann», im Scheinwerferlicht. Wird interviewt, befragt, in Funk, Fernsehen und auch im Print. Das weckert ungemein, also nimmt beleidigte Leberwurst Frank A. Meyer ein Kurzzitat unter die Lupe. Gysling sagte nämlich: «Der Westen glaubt, er stehe für gute Werte. Vielerorts sieht man das ganz anders.»

Ist das so, fragt Meyer rhetorisch, gibt es neben westlichen Werten auch andere, südliche, östliche zum Beispiel? Obwohl man den armen Gysling dort eher nicht verorten kann, schimpft Meyer drauflos: «Exakt darauf zielt die Infragestellung der westlichen Wertewelt durch die akademische Kulturlinke: Ihr marxistisches Fortschrittsprojekt ist gescheitert.» Nimm das, Gysling, du Kulturlinker mit gescheitertem Projekt.

Denn sind westliche Werte nur westliche Werte? Keinesfalls, behauptet Meyer, so sei beispielsweise der Kantsche Imperativ, also der Stehsatz von jedem, der sich das Mäntelchen eines philosophisch Gebildeten umhängen will, «ebenso universal wie die Erkenntnis, dass jeder Mensch als Gleicher geboren wird».

Wunderbare Formulierung, nur: als Kant diesen angeblich universal gültigen Imperativ formulierte, wäre es weder ihm noch den meisten Denkern seiner Zeit auch nur im Traum eingefallen, Frauen, Schwarze, fremde Völker im Allgemeinen als «Gleiche» anzusehen.

Aber statt sich um solche Kleinigkeiten zu kümmern, rauscht Meyer eine Baustelle weiter und wirft Kraut, Rüben, Gerübeltes und Gequirltes zusammen: «Mit der Idealisierung der «Edlen Wilden» aus dem «globalen Süden», die für jungfräuliche Reinheit stehen, tarnt die Rousseau-romantische Linke ihr reaktionäres Revoluzzertum und die Gegenaufklärung als hippe Rebellion gegen die verachtete Bürgerlichkeit.»

Nein, lieber Leser, weder aus poststrukturalistischer Sicht, noch unter Zuhilfenahme der Luhmannschen Systemtheorie, auch nicht mit Lacan oder Baudrillard, lässt sich das verstehen, selbst Sloterdijk würde sich vergeblich das zerzauste Haupthaar raufen – wir alle verstehen Meyer nicht.

Vielleicht versteht er auch sich selbst nicht, denn zum Schluss kommt es ihm in den Sinn, dass er doch eigentlich Gysling eine reinwürgen wollte. Also kommt er darauf zurück:

«Der hochverehrte Kollege Erich Gysling hat in besagtem Interview noch einen weiteren einprägsamen Satz formuliert: «Wir im Westen glauben immer, die ganze Welt ticke ungefähr so wie wir. Jetzt sehen wir: Das stimmt nicht.» Weil nicht die ganze Welt tickt wie wir, muss die westliche Welt – die offene Gesellschaft – auch für jene Menschen mitticken, die nicht so leben können, die nicht so leben dürfen wie wir. Die Freiheitsfahne flattert im Westen – aber sie flattert für alle.»

Hier verlassen wir den mittickenden Flattermann Meyer und wenden, leicht unfair, ein abgewandeltes Zitat auf ihn an. Denn er ist wohl der Meinung, am universalen westlichen Wesen müsse die Welt genesen. Aber die Zeiten dieser eurozentristischen Weltsicht sind, ausser bei einigen alten, weissen Männern, schon längst passé.

Als Absackerchen diesmal die «SonntagsZeitung». Beginnen wir mit einem bedenkenswerten Satz der Kriegsgurgel Arthur Rutishauser in seinem aktuellen Editorial:

«Würde der Westen die Ukraine fallenlassen und zu einem Diktatfrieden zwingen, nähmen wir die Kriegsverbrechen der Russen hin. … denn auch bei uns rufen Populisten wie Roger Köppel bereits dazu auf, möglichst rasch einen Frieden auszuhandeln, egal ob wir damit Putins Vorgehen legitimieren.»

Das ist so feine Demagogie, dass ZACKBUM sich fragt, ob Rutishauser das absichtlich so geschrieben hat – oder ob es Zufall war. Eigentlich niemand im «Westen», also zumindest in Westeuropa oder in den USA, was nicht ganz die ganze Welt ist, will die Ukraine «fallenlassen». Niemand will sie zu einem «Diktatfrieden zwingen». Nun kommt der Höhepunkt der Demagogie, er steckt in dem Wörtchen «denn». Damit wird ein kausaler Zusammenhang zwischen einer Forderung Köppels –möglichst schnell Frieden aushandeln – und einen die Kriegsverbrechen legitimierenden Diktatfrieden hergestellt.

Logische Schlussfolgerung: Köppel fordert einen Diktatfrieden, der die russischen Kriegsverbrechen hinnähme. Nicht schlecht für den Chefredaktor eines sogenannten Qualitätsmedienkonzerns.

Der ukrainische Ministerpräsident Denis Schmihal füllt in der SoZ problemlos die Lücke, die durch die Abberufung des ukrainischen Botschafters Melnyk entstand: «Die ganze zivilisierte Welt unterstützt uns.» Konkret unterstützen rund 35 Staaten die Ukraine. Damit will Schimhal offenbar sagen, dass die anderen 165 Staaten der Welt von unzivilisierten Wilden bewohnt oder regiert werden. Und ob sich der Regierungschef mit folgender Aussage noch im Streubereich einer realistischen Weltsicht befindet?

«Unsere Waffen schweigen erst, wenn wir das gesamte ukrainische Territorium zurückerobert haben.»

Das scheint doch, mit Verlaub, so wahnhaft wie der Glaube an einen deutschen Endsieg im Jahre 1944.

Aber, das sei erwähnt und gelobt, die SoZ bietet dem Gottseibeiuns Roger Köppel tatsächlich die Plattform eines grossen Interviews. Das auch der Chefredaktor höchstpersönlich führte. Wenn er allerdings in seinem Editorial so nachtreten muss, ist anzunehmen, dass er im Interview selbst sich den rhetorischen Fähigkeiten Köppel unterlegen fühlte.

Sonst nichts Nennenswertes. Höchstens, dass der «Gesellschaft»-Bund sich offenbar entschlossen hatte, einem Leitmotiv zu frönen. Denn durch faktisch alle Artikel mäandert sich das gleiche Wort. Sie handeln nämlich von Problemhunden, Problemkörpern, Problemgrillieren, Problemlieben und Problemportionen.

Schade, dass der Problembär fehlt.

Ein Spätberufener

Frank A. Meyer gendert. Auch das noch.

Der Vor- und Nachdenker des Hauses Ringier knöpft sich in seiner aktuellen Kolumne Aline Trede vor, Fraktionschefin der Grünen im Bundeshaus: «drittens forderte sie einst einen Spritpreis von fünf Franken pro Liter und musste die betrübliche Erfahrung machen, dass dies «nicht mehrheitsfähig» ist.»

Meyer verteidigt hier freie Fahrt für freie Bürger; als passionierter Jaguarfahrer will er dieses Grundrecht nicht infrage stellen lassen. Und überhaupt: «Was stellen sich die grünen Giftspritzer gegen das genialste Gefährt der Gegenwart ihrerseits eigentlich vor

Aber all das verblasst etwas hinter dem ersten Wort dieses Satzes: «Arbeiter*innen können damit rasch die Kinder zur Schule fahren, wenn sie diese noch nicht dem Weg zum Tram oder der Fahrt im Tram anvertrauen wollen.»

Abgesehen davon, dass es schon fast rührend altmodisch ist, von Arbeitern zu schreiben, ist es erschreckend neudeutsch, von «Arbeiter*innen» zu berichten.

Wurde denn nicht schon genug, ausführlich, mit Engelszungen oder polemisch, sprachlich, linguistisch, logisch und mit allen dem Verstand gegebenen Mitteln erklärt, dass das Gender-Sternchen des Teufels ist? Eine unnötige, zwecklose, wirkungslose Vergewaltigung der deutschen Sprache, die sich dagegen leider nicht wehren kann?

Gerade hat doch die NZZaS mal wieder in einem fulminanten Kommentar das Nötige dazu gesagt. Und nun kommt Meyer:

Falsch. Entweder die Bundesratenden. Oder Bundesrat*in. Wenigstens BundesrätIn. Nur so geht das dann mit den Arbeiter*innen in Ordnung. Ein wenig Konsequenz muss auch im Alter sein.

 

Schwarzweiss-TV

«10 vor 10» gibt rechtsradikalen Feministinnen eine Plattform.

Ganze 5 Minuten warf «10 vor 10» auf, um Schweizer Mitglieder der Gruppe «Némésis» zu porträtieren. Sie kämpfen «gegen sexuelle Belästigung von Einwanderern». Die seien nicht ausschliesslich, aber doch überwiegend für solche Belästigungen vor allem im Ausgang verantwortlich, berichtet eine «Sarah» vor laufender Kamera.

Es wird zwar eine kritische Stimme dagegengeschnitten, aber auch Saida Keller-Messahli bestätigt das verquere Frauenbild von muslimischen Männern.

Am Schluss des Berichts wird versöhnlich angemerkt, dass solche «Gegenbewegungen» immerhin eine «Debatte anstossen» würden.

Der SoBli veröffentlichte daraufhin am Sonntag eine Recherche, die den rechtsradikalen Hintergrund diverser Aktivistinnen, darunter auch «Sarah», ausleuchtet. Vor allem weist der SoBli darauf hin, dass es sich hier um einen Ableger der gleichnamigen Gruppierung aus Frankreich handelt. Dort nimmt die Gründerin von «Némésis» kein Blatt vor den Mund: «Wir müssen die weissen Männer erbittert verteidigen.»

In ihren Auftritten in den sozialen Medien gibt sich «Sarah» als militante Rechtsradikale zu erkennen, hat ihre dort geposteten Fotos allerdings entschärft. So habe sie ein Foto gelöscht, weiss der SoBli, «von einem gemeinsamen Abend mit drei Freunden. Einer von ihnen trägt einen Pullover mit dem SS-Totenkopf, das Truppenzeichen von einer besonders berüchtigten Division von Hitlers Schutzstaffel.» Einer kriminellen Verbrecherorganisation, die an vorderster Front für die Judenvernichtung zuständig war.

Dazu habe «Sarah» geschrieben: «Zusammen mit den Legenden.» Das alles macht die Anliegen der jungen Frauen nicht von vornherein verächtlich. Es ist auch durchaus richtig, einen Bericht über ihre Aktivitäten im Schweizer Nachrichtenmagazin zu bringen. Ziemlich schräg wird es allerdings, wenn diese Hintergründe nur ungenügend oder gar überhaupt nicht ausgeleuchtet wurden.

Man überliess es einer Islamforscherin und einer Genderprofessorin, sozusagen die wissenschaftliche Einordnung zu liefern. Damit meinte SRF, der Ausgewogenheit Genüge getan zu haben.

Wie aber SoBli nachwies, fehlte es dem Bericht dramatisch an Hintergrundrecherche; so fehlte auch jede Frage an die interviewte Aktivistin, was es denn mit ihren Verbindungen in die rechtsradikale Szene auf sich habe.

Das ist ziemlich peinlich für SRF, das mit insgesamt 3000 Mitarbeitern eigentlich Manns (und Fraus) genug sein sollte, um einen so langen Bericht in seinem Nachrichtenmagazin sorgfältig vorzubereiten. Aber es kann ja mal passieren, dass etwas durch die Lappen geht. Oder dass die ideologische Brille –Feminismus ist gut, mit welcher Konnotation auch immer – dunkle Flecken hat.

Aber es wäre wohl das Allermindeste, auf einen Recherchebericht des SoBli zu reagieren. Aber die jüngsten Medienmitteilungen von SRF beschäftigen sich nur mit Ankündigungen in eigener Sache und Jubelmeldungen.

Qualitätskontrolle, das ist eines der Schlagwörter, mit denen sich sogenannte Qualitätsmedien vom schlechten Rest abgrenzen wollen. Allerdings wird nur allzu selten die Qualität auch kontrolliert. Und wenn, ist das Ergebnis von vornherein klar: alles super, alles wunderbar, alles hohe Qualität.

Früher war TV in Schwarzweiss, und die Welt war bunt. Heute ist TV farbig, bildet aber eine schwarzweisse Welt ab.

Hilfe, mein Papagei onaniert: Faule Eier

In der zeitlichen Distanz wirkt die Ostersonntags-Presse noch abgestandener.

Ostern ist medial gesehen blöd. Drei Feiertage, ausgerechnet am Samstag muss für die Sonntagspresse gearbeitet werden, los ist meist auch nicht viel. Man kann es sich nun ganz einfach machen wie die «Berner Zeitung/ Der Bund», die im Rahmen der Sparmassnahmen zur Qualitätsverbesserung im Hause Tamedia über Ostern einfach Artikel rezykliert.

So verzweifelt ist die Sonntagspresse noch nicht, aber fast.

Der SoBli probiert’s mit der ältesten Nummer überhaupt. Wenn nix los ist, mach eine Umfrage. Und ein Quiz. Da kann nix schiefgehen:

Gegen den erhöhten Gähn-Faktor dann noch ein Interview mit dem aalglatten Grünen-Chef Balthasar Glättli. Der lässt sonst keine Gelegenheit aus, in die Medien zu kommen, hier hätte er sicher lieber gekniffen. Denn seine Grünen sind rechte Militärköpfe geworden und wollen unbedingt in die NATO. Was ist denn mit dem grünen Pazifismus, will der SoBli wissen. Glättli gerät auch beim schriftlich geführten Interview ins Eiern: «Mich erstaunt die NATO-Positionierung sehr.» Schliesslich stünde in der Wahlplattform «das Gegenteil». Nämlich «stärkeres Engagement der Schweiz für die Friedensförderung in der Uno und der OSZE statt in der NATO-Partnership for Peace».

Da fragt der SoBli frech, ob diese Postion nicht überdacht werden müsse. Worauf Glättli 15 Zeilen Geschwurbel ablässt, um die Frage in Watte zu packen und zu entsorgen. Jämmerlich gut.

Aber die ersten zehn Seiten des Blatts sind mit dem Thema Ukraine abgefüllt, man meint den Seufzer der Erleichterung zu hören. Nun Platz für das «Oster-Lexikon», eine taufrische, originelle, neue Idee.

Dann folgen weitere Artikel, so über den «Drang nach Süden», die mehr oder minder streng nach eingeschlafenen Füssen in roten Wandersocken riechen. Die Präsidentschaftskandidaten Marie Le Pen wird schnell zur «gefährlichsten Frau Europas» ernannt, womit sie offenbar vor Figuren wie von der Leyen oder Lagarde läge.

Einen weiteren Höhepunkt erreicht der SoBli mit diesem Interview:

Merke, wer eine solche Null-Aussage als Titelquote verbraten muss, will damit sagen: lies mich nicht, weiterblättern.

So landet man dann hier:

Ei, ei, ei, was für Fragen. «Was wird an Ostern gefeiertZACKBUM treibt seine Leser an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit und serviert folgende Antwortmöglichkeiten (nein, die sind original, bevor jemand Satire sagt):

– Ende des Winters
– Auferstehung von Jesus
– Geburt von Jesus
– Beginn des Frühlings

Wir sind verwirrt, denn wir vermissen die richtige Antwort: Die Eier des Osterhasen.

Und was macht das Blatt für die halbgebildeten Stände? Da hat leider das Geld für eine Meinungsumfrage nicht gereicht, also muss man so fahren:

Dann würde «watson» von einem Sozialporno sprechen, denn unter dem erschütternden Titel «Meine Füsse bluten» wird über Fluchten aus der Ukraine berichtet. Ach, nein, so geht’s im Gastgewerbe zu und her, «Betroffene berichten». Dann frönt die SoZ ihrer Unsitte, Artikel mit Riesenfotos aufzublasen, die allerdings so inhaltsleer wie der Bericht selbst sind:

Das nächste Mal spürt man die Tamedia-Sparmassnahmen im «Fokus»-Bund. Der besteht aus heisser Luft und dem gesprochenen Wort. Wenn Bundesrätin Sommaruga interviewt wird, dann weiss man, dass die Redaktion schon am Samstag dringend Ostereier verstecken wollte und es ihr dabei egal ist, ob sich der Leser durch Watte arbeiten muss.

Man beachte auch bei diesem Interview das Verhältnis Fotos – Text. Eins zu eins, würden wir sagen. Etwas Farbe ins Ostergrau bringt einzig Michèle Binswanger, die sich an ein Interview mit Alice Schwarzer traut. Die grosse alte Dame der deutschen Frauenbewegung ist bekanntlich in feministischen Kreisen in der Schweiz untendurch, weil sie es doch wagte, den Vollkörperschleier nicht als Ausdruck des Selbstbestimmungsrecht emanzipierter islamischer Frauen zu sehen (wie Frauenversteher Daniel Binswanger), sondern als Käfig, als Gefängnis, weswegen Schwarzer natürlich für das Burka-Verbot war. Nun nimm sie die «Transsexualität» unter die Lupe und erklärt sie für «in Wahrheit rückschrittlich». Wie immer mit intelligenten Argumenten. Aber das wird ihr hierzulande nix nützen.

 

Die NZZaS hingegen hat ein echtes Generationsproblem. Woran merkt man das?

Richtig, wenn ein Blatt ein Jugendfoto des 78-jährigen Mick Jagger (das ist so ein Überlebender der «Rolling Stones», das ist so eine Band, die vor vielen Jahren ihr letztes Album rausbrachte) riesig aufs Cover nimmt, dann bedeutet das, dass die U-50 eher schwach in der Redaktion vertreten sind. Denn die sagen mehrheitlich: Mick who? Natürlich ist es ein biologisches Wunder, dass der immer noch ohne Krückstock über die Bühne hupft und auch Keith Richards, der nun seit vielen Jahren so alt aussieht, wie er niemals werden kann, hält sich noch an seiner Gitarre fest. Ansonsten stirbt aber ein Mitglied nach dem anderen weg.

Anlass des Riesenfotos ist, dass es dem Kulturchef doch tatsächlich gelungen ist, ein Interview mit Jagger zu ergattern. Das ist natürlich toll für einen Fan, aber ausser, dass sich Peer Teuwsen darüber wundert, dass Jagger den Begriff «Tautologie» kennt, ist’s nun ungefähr so originell wie «I can’t get no satisfaction» .

Und sonst? Ukraine, Ukraine, Vincenz, Vincenz, schliesslich The Man:

So sah Jagger vielleicht vor der Erfindung der Farbfotografie aus, heute eher so:

 

 

 

 

 

Trost findet Jagger höchstens hier:

Saufen und rauchen hat Keith Richards übrigens aufgegeben.

Freie Presse

Kommentar? Kommentar fast überflüssig. Die neue Rubrik.

«Oder ob die Bevölkerung endgültig genug hat von Putins wichtigstem Trojaner im Westen.»
Wolfgang Rössler in der NZZaS über Ungarns Präsident Viktor Orban.

«Ich möchte, dass Sie Ukrainer sind
Wolodimir Selenskyj zu Demonstranten in Bern. Es gab Applaus.

«Die Politik kommt nicht umhin, bei der Förderung der Erneuerbaren ein paar Gänge höher zu schalten.»
SoBli-Chefredaktor Gieri Cavelty mit einer wunderbaren Auto-Metapher in seinem Editorial über «Blochers bizarre Neutralitätsdebatte».

«Der Westen kann den neuen Kalten Krieg gewinnen».
Der heisse Krieger Martin Suter in der «SonntagsZeitung».

«Die Historikerin Anne Morelli hat zehn eherne Regeln der Kriegspropaganda definiert.»
Daniel Friedli in der NZZaS. Man stelle sich vor, welches Gebrüll erschallen würde, hätte Friedli Arthur Ponsonby als geistigen Urheber dieser zehn Regeln bezeichnet, während es in Wirklichkeit Morelli gewesen wäre. Aber da es umgekehrt ist …

«Insbesondere gilt es, jene Kräfte zu bekämpfen, die jetzt auf Putins Logik einsteigen und seinem chauvinistischen Grössenwahn geradezu defätistisch mehr Nationalismus, Protektionismus und Aufrüstung entgegensetzen wollen. Angesagt ist vielmehr ein entschlossenes Vorantreiben multilateraler Lösungsansätze auf globaler Ebene, eine Stärkung der Uno, das Zur-Rechenschaft-Ziehen von Kriegsverbrechern und eine internationale Abrüstung, die Ressourcen freisetzen kann, die anderswo dringend gebraucht werden.»
Der emeritierte Professor für Geschichte Jakob Tanner im SoBli. Das haben wohl nicht nur die Leser dort nicht verstanden.

«Was sollen die USA tun, um den Ukrainern zu helfen? Eine Flugsverbotszone errichten und wirksame Waffen liefern. Die Nato vielleicht sogar Truppen. Was soll die Schweiz tun, um der Ukraine zu helfen? Den Rohstoffhandel stoppen, der zu 80 Prozent über unser Land läuft. Und natürlich das Geld von Putin, seiner Entourage und seinen Helfern, den russischen Oligarchen, sperren, das sind 180 Milliarden Franken, die bei uns vermutet werden.»
Arthur Rutishauser, der Oberchefredaktor bei Tamedia, in seinem Editorial in der «SonntagsZeitung». Er möchte also gerne den Dritten Weltkrieg ausrufen und nebenbei noch den Rechtsstaat Schweiz zu Kleinholz verarbeiten.

«Das 700 PS Finale. Auf dem Weg ins E-Zeitalter lässt es der britische Hersteller Aston Martin nochmals krachen: Der Vantage feiert sein letztes Comeback als V12».
Autor spx. In der «SonntagsZeitung» über zeitgemässe Automobiltechnik.

 

 

Putin, der Wahnsinnige

Dämonisierung des Gegners: aus dem Handbuch der Demagogie.

Wir hatten Iwan der Schreckliche. Katharina die Grosse. Stalin der rote Diktator. Und nun Putin der Wahnsinnige. So zumindest die Ferndiagnose der «SonntagsZeitung». Die ist allerdings nicht auf deren Mist gewachsen, sondern von den deutschen Schreikräften Silke Bigalke und Frank Nienhuysen übernommen.

Denn eine eigene Auslandberichterstattung ist im Hause der Qualitätsmedien dem Rotstift zum Opfer gefallen. Sonst könnte der Coninx-Supino-Clan sich keine Sonderdividende leisten, und das wollen wir alle nicht.

Auch das Sturmgeschütz der Demokratie ballert aus allen Rohren nach Osten:

«Alle, die seit vielen Jahren sagen, dass der Mann ein unberechenbarer, soziopathischer Egomane ist, der Verhandlungen als Show aufführt, lügt, betrügt, manipuliert und bei Bedarf tötet, hatten Recht.»

So holzt der «Kognitions-Psychologe» Christian Stöcker im «Spiegel» und lässt Zweifel aufkommen, ob es diese Fachrichtung überhaupt braucht.

«Schämen Sie sich, Herr Scholz», tritt Maximilian Pop dem deutschen Bundeskanzler auf den Schlips. Aber auch Schweizer Schreibtischgenerale gehen streng mit ihrer Regierung ins Gericht: «Eigentlich müsste es ja eine Selbstverständlichkeit sein, dass wir uns der freien Welt anschliessen und den russischen Präsidenten Putin samt seinem korruptem Umfeld von unserem Finanzplatz verbannen.» Man wundert sich nicht nur bei Tamedia-Oberchefredaktor Arthur Rutishauser, wieso das Autorenfoto ohne Stahlhelm auskommt.

Schreiben hinter der Schiessscharte

Das gilt verschärft auch für den «SonntagsBlick». Der sitzt bereits im Zivilschutzbunker mit Notvorrat und japst: «Ein Angriff auf uns alle». Natürlich ist Gieri Cavelty immer zur Stelle, wenn es darum geht, der wohlfeilen Polemik die Krone aufzusetzen: «Wladimir Putin, einst KGB-Mann in der DDR, ist Kopf der Bande.» Die Schweiz sei keineswegs neutral, sie sei «brutal loyal gegenüber dem Aggressor Wladimir Putin».

Man bedauert wieder einmal, dass für das Lenken eines Autos ein Führerschein nötig ist. Für das Beschallen der Bevölkerung mit Nonsens hingegen nicht. Wenn der Unterschied zwischen der Regierungsform in Russland und der in der Schweiz darin besteht, dass hier Rechtstaatlichkeit und das Prinzip der bewaffneten Neutralität herrschen, dann ist es zwar erlaubt, dass staatsbürgerliche Leichtmatrosen wie Cavelty das beschimpfen. Das ist aber kein Grund, von diesen Prinzipien abzuweichen, nur weil ein paar publizistische Krakeeler das fordern.

Ein Wahnsinniger mit Atombomben

Um etwas Ausgewogenheit bemüht sich immerhin die NZZaS, die einen ETH-Professor für Konfliktforschung sich fragen lässt: «Verrückter Despot oder rationaler Nationalist?» Wer allerdings eine Abwägung erwartet, wird schnell enttäuscht: «Das Krankhafte in Putins Entscheidungsfindung hat seit seiner pandemiebedingten Isolation offensichtlich zugenommen.»

 

Helden in Turnschuhen …

Man ist sich allgemein einig: Wir haben es hier mit einem Wahnsinnigen zu tun. Einem soziopathischen Egomanen. Der Mann ist krank, hat aber Atombomben. Der freie Westen muss mal wieder gegen den russischen Bären zu Felde ziehen.

Ist das so? Einzig unbestreitbar ist: die militärische Intervention in der Ukraine ist ein klarer Bruch des Völkerrechts und aller Abmachungen und Versprechungen, die Russland gegenüber der Ukraine abgegeben hat. Rückgabe des Atomwaffenarsenals nach dem Zusammenbruch der UdSSR gegen die Garantie der territorialen Integrität. Daran gibt es nichts zu deuteln oder zu rütteln.

Nun ist es seit Urzeiten so, dass bei Kriegsgeschehen möglichst akkurate Berichterstattung durch Propagandagedöns ersetzt wird. Dass das bei den direkt involvierten Parteien so ist, verständlich. Natürlich überschlägt sich die russische Presse mit regierungshöriger Berichterstattung, keilen die ukrainischen Medien nach Kräften zurück.

Wieso versagen die Schweizer Medien wieder so kläglich?

Wieso ist aber auch in der angeblich so neutralen Schweiz die Berichterstattung der Mainstreammedien dermassen einseitig? Wieso wird nicht einmal der Versuch unternommen, den Begründungen und Behauptungen der russischen Regierung nachzugehen, wieso eine militärische Intervention nötig gewesen sei?

In der NZZaS wird der kühne Vergleich mit der verunglückten Intervention des Westens während des Zerfalls von Jugoslawien gezogen. Da habe die serbische Regierung doch behauptet, in Kroatien gäbe es postfaschistische Bewegungen wie die Ustascha und ethnische Säuberungen gegen Serben. Der galoppierenden Geschichtsvergessenheit ist zuzuschreiben, dass in den Medien längst vergessen ist, dass es in Kroatien zu Zeiten des Hitler-Faschismus das KZ Jasenovac gab. Das einzige Vernichtungslager, das nicht von den Deutschen selbst betrieben wurde und in dem nicht in erster Linie Juden, sondern Serben umgebracht wurden.

Der im Westen der Ukraine mit Denkmälern geehrte Faschist, Nazi-Kollaborateur und Antisemit Stepan Bandera ist eine Symbolfigur für die faschistische Vergangenheit der Ukraine. Bis weit in die Geschichte zurück reicht das komplizierte Verhältnis zwischen Russen und den Bewohnern der heutigen Ukraine, die lange Zeit ganz anders hiessen.

Völlig verdrängte Geschichte 

Hinzu kommt, dass Russland nach leidvoller Erfahrung blutiger Überfälle aus dem Westen, erinnert sei nur an Napoleon und Hitler, nicht nur rational auf den Eindruck reagiert, nach dem Zusammenbruch des eigenen Militärbündnisses durch die Osterweiterung der NATO eingekreist zu werden.

Natürlich sind Vergleiche mit dem Vertrag von Versailles oder dummem Gequatsche von Wilhelm Zwo vor dem Ersten Weltkrieg völlig unangebracht. Natürlich ist der militärische Überfall auf die Ukraine durch nichts zu rechtfertigen. Das gesagt, müsste es doch Aufgabe einer Qualitätspresse, die diesen Namen verdient, sein, Beurteilungskompetenz zu schaffen.

Stattdessen wird geschimpft und gefordert, verbal aufgerüstet, so getan, als ob auch die Schweiz ihren Beitrag dazu leisten könne und müsse, Russland mit wirtschaftlichen Sanktionen in die Knie oder zumindest zum Rückzug aus der Ukraine zu zwingen.

Dafür werden akkurat Listen von «Putin-Verstehern» geführt, die Firmensitze mit Adresse und im Bild vorgestellt, wo Geschäfte von oder mit Russland getätigt werden. Bislang, so ist das halt in einem Rechtsstaat, völlig legal.

Wenn sich die Nebel des Kriegs gelegt haben werden, wenn aus einiger Distanz ein Rückblick möglich sein wird, dann werden die Schweizer Massenmedien ein selten jämmerliches Bild abgeben. Einmal mehr, nach der Pandemie, daran gescheitert, ihren Lesern und Zuschauern und Zuhörern ein differenziertes, analytisches Bild der Ereignisse zu liefern. Einmal mehr stellt sich die Frage: Wenn sie das nicht wollen oder können, wozu braucht es sie dann eigentlich noch? Dann reicht doch eigentlich «Russia Today» oder die Sicht der «Süddeutschen Zeitung» oder der restlichen deutschen Kampfpresse.

 

 

Doppelte «Fuckability»

Was SoZ und NZZaS können, ist für SoBli und «Das Magazin» kein Problem.

Wir erinnern uns: die bescheidene journalistische Kraft Rafaela Roth servierte den NZZaS-Lesern auf einer Doppelseite ein Interview, das mit der gleichen Person (und weitgehend identischem Inhalt) drei Monate zuvor in der SoZ erschienen war. Das reihte sich würdig in ihre jüngsten Flops ein, wie ein Jubelartikel über eine angeblich hervorragende Medienanwältin, die aber dummerweise einen Prozess nach dem anderen verliert.

Das können wir doch auch, sagten sich «Das Magazin» von Tamedia und vom SoBli. In der korrekten Reihenfolge:

Trotz allen Versuchen, die Macho-Männer bei Tamedia zu zähmen, hier interviewt nun eine Frau eine Mode-Erscheinung aus Oxford, die mit ein paar scharfen Begriffen umhüllt gähnende Langeweile verbreitet.

Geradezu zurückhaltend der Titel beim SoBli:

«Kein Recht auf Sex», titelt das Boulevardblatt schüchtern, und illustriert das Interview mit einem Porträt der «Philosophin», während «Das Magazin» lüsterne Fotoinszenierungen zum Interview stellte.

Nun könnte man noch meinen, die Frau habe dermassen Interessantes zu erzählen, dass sich ein Doppelschlag lohnt, dass die Dublette halt Unerhörtes zu Tage fördert.

Nun ja: «Natürlich ist Sex sehr privat und intim, aber er kann gleichzeitig auch politisch sein.» Oder: «Aber wo und wie wir aufgewachsen sind sowie unser Umfeld beeinflussen, wen wir attraktiv finden.»

Das, wie der ganze Rest, ist nun von einer dermassen banalen Beliebigkeit und einer Philosophin unwürdigen Flachsinns, dass man ihr nur gratulieren kann, den Ausdruck «Fuckability» erfunden zu haben. Der haut halt rein und macht es offenbar für Journalisten unmöglich, dahinter gähnende Leere zu erkennen.

Blöder Sonntag

Womit füllt man die Sonntagsblätter, wenn man das Abstimmungsresultat noch nicht kennt?

Das ruft nach unserer beliebten Fotoromanza, denn viel inhaltlich Beachtliches lässt sich an diesem 13. Februar nicht lesen.

Beginnen wir mit der «Sonntagszeitung». Woran merkt man, wenn wirklich nur saure Gurken geboten werden können? Man macht mit einem Interview mit einer nach Öffentlichkeit gierenden Alt-Bundesrätin auf, die ihren Namen hier sicher gerne lesen möchte. Und mit einer Blödelschlagzeile:

Saure Gurke, die Fortsetzungen. Macho-Sprüche und anzügliche Bemerkungen unter Journalisten sind schon durch, in der Gesellschaft allgemein, in Hollywood im Speziellen auch. Geht da noch einer? Aber klar:

Saure Gurke, die Fortsetzung:

Fortsetzung:

Fofofo…

Wir haben’s kapiert, daher zum Schluss ein neuer Beitrag zum Thema «Eigeninserate, die den Leser ratlos zurücklassen»:

Wir finden heraus und wechseln zum «SonntagsBlick».

Früher einmal, ja früher, da hätte sich das Boulevard-Blatt für ein solches Cover in Grund und Boden geschämt:

Das war früher, heute ist das noch steigerbar. Man prügelt schon vor Kenntnis des Abstimmungsergebnisses auf die Kampagne ein, an der man doch selbst beteiligt war:

Selbstkritik? Was ist das, wo gibt’s das, wie kann man das gar nicht erst mal ignorieren? Stattdessen ein weiteres, lustiges Eingeständnis, wie unfähig man selber war. Ja, damit ist auch Reza Rafi gemeint, natürlich. Der muss nämlich die «Republik» zu Hilfe nehmen. Die habe untersucht, welchen Journalismus denn die Gegner der Medienmilliarde betrieben. Und habe zum Beispiel herausgefunden, dass «Die Ostschweiz»* sich mit «abenteuerlichen Thesen über das Virus» und einen «missglückten Genozid-Vergleich profiliert» habe. Das ist ungefähr so tiefschürfend, wie die Ansichten von Rafi anhand seiner Frisur zu beurteilen.

Nun aber im Ernst, was hat der SoBli denn an Tiefgang, interessanten News, Enthüllungen, knalligen Storys zu bieten? Räusper, nun ja, wir haben gesucht. Und gesucht. Und gesucht. Und nur das hier gefunden:

Wollen wir das Geheimnis hier lüften? Nein, darum wollen wir einen Kriminaltango machen. Nur so viel: Er fand ein wässriges Grab …

Aber nun, die Rettung, das Highlight, vorbildlich, Tiefgang, grosse Denke, souveräne Themensetzung, abgeklärte Behandlung, kenntnisreiche Analyse. Ach, Sie vermuten all das in der NZZamSonntag? «You dreamer, you», würde Magdalena Martello Blocher sagen.

Der Tagi setzt auf den 15. Februar als Tag des Kriegsbeginns. Da sind wir mal gespannt. Der unrasierte, streng blickende Herr rechts ist übrigens Jonathan Franzen. Der wird zwar von Werk zu Werk schlechter, ersetzt das aber durch Umweltaktivismus. Trifft sich doch gut für den neuen «grünen Bund» der NZZaS. Und da soll noch einer sagen, alte Tanten gingen nicht mit dem Zeitgeist. Oder schlurften ihm wenigstens hinterher.

Hast keinen Primeur, mach einen in eigener Sache:

Ist das der gleiche Franzen, der auch schon …? Ja, ist er. Nur ist er hier gezeichnet, das macht dann schon einen Unterschied.

Macht die neuste Medienkritik der Alleskritisiererin und Nichtskönnerin Aline Wanner einen Unterschied zu ihren Vorgängern? Nicht wirklich:

Die Talks seien dann so bescheuert, dass sie Stefan Raab für sein «Nippelboard» hätte verwenden können. Leider wird Wanners Medienschelte nicht verfilmt. Noch nicht, steht zu befürchten.

Geht hier noch einer? Na ja, Nicole Althaus schreibt über Menopause-Probleme – nicht. Sondern über ihr Zusammenleben mit ihrer Tochter. Das ist fast so interessant wie der Farbe an der Wand beim Trocknen zuzuschauen. Nur entschieden weniger lustig.

Wir gestehen, nach diesem Stück sind wir in eine Art Dämmerzustand verfallen, schreckten nur hier nochmal kurz auf:

Dann fiel uns glücklicherweise ein, dass es sich wohl um ein Inserat handeln dürfte. Das war’s dann, mit der Lektüre der NZZaS.

 

*Packungsbeilage: René Zeyer schreibt regelmässig für die «Ostschweiz».

Hilfe, mein Papagei onaniert

Auch sonntags. Die beiden Konkurrenzblätter im Schnelldurchlauf.

Man soll ZACKBUM nicht eine Fokussierung auf das einzige Intelligenzblatt am Sonntag vorwerfen können. Daher – für unsere Leser tun wir (fast) alles – die Höhepunkte aus dem «SonntagsBlick» und der «Sonntagszeitung».

 

Hä?

Hä?

Es folgen 21 Pandemie-Seiten, als hätte der SoBli wirklich Schiss, dass das Thema dann mal erledigt sei.

Hä?

Wir dachten, er habe am 21. Dezember 2021 angefangen.

Hä?

Wem das bekannt vorkommt: copy/paste ist immer besser als selbst recherchieren.

Hä?

Wenn man Angstschweiss in Buchstaben giesst, kommt so etwas heraus.

Hä?

Da will der «Sonntagszeitung»-Leser nun aber unbedingt hin. Massenweise. Echter Service.

Hä?

Die modebewusste Dame (auch für Non-Binäre und Diverse geeignet) trägt diese schmucke Verhüllung mit Perlenkette.

Hä?

Wie man ein Interview mit der frischgebackenen NZZaS-Kolumnistin Patti Basler führen kann, ohne sie zu fragen, ob sie ihren «Penissimo»-Schwachscherz immer noch lustig findet …

Hä?

Wenn aus Angstschweiss ein Inserat entsteht …

War das alles bei der SoZ? Leider ja. Ausser dem immer wieder gerne genommenen Thema, dass in Altersheimen Alte gequält werden. Aber das ist Januar-Loch im Februar.

Ach, Cavelty

Ein Chefredaktor schreibt sich ins Abseits.

Die Frage ist, ob Gieri Cavelty mit Araldit oder mit Uhu an seinen Sessel geklebt ist. Denn wer überlebt, dass ihm am Montag im Schwesterblatt «Blick» die Knöpfe reingetan werden, und sich der Verlag für einen von ihm verantworteten Artikel im SoBli entschuldigt (der dann auch elektronisch gelöscht wird), der sitzt fest.

Wer den «Impfgegnern totalitäre Züge» unterstellt und sie in die Nähe von Adolf Hitler oder Stalin rückt – dabei auch noch einen missliebigen Bundesrat mit falschen Behauptungen anrempelt –, der ist in seinen Stuhl gegossen und geschraubt.

Das liegt sicher auch daran, dass er ja nur besonders servil his master’s voice spielen möchte. Denn nun steht die Abstimmung über die Steuermilliarde für reiche Medienclans an, und sein Vordenker und oberster Chef Marc Walder hat schon das Seine dafür getan, dass das Referendum Erfolg haben wird.

Fehlt noch Cavelty. Der versucht’s in seinem Editorial so: «Tatsächlich wird der Widerstand gegen das Schweizer Mediengesetz vornehmlich von Publikationen befeuert, die polarisieren – und die ihr Geld nicht so sehr am Markt verdienen, sondern von der Unterstützung reicher Financiers aus dem rechten Lager leben. SVP-Doyen Christoph Blocher mischt seit den 1990er-Jahren als Geld- und Taktgeber in der Medien-Schweiz mit. Er und die Seinen versprechen sich vom Bankrott unliebsamer Konkurrenten einen politischen Vorteil.»

Himmels willen, Cavelty, zählen Sie die NZZ auch zu den Befeuerern? Welche «unliebsamen Konkurrenten» könnten denn Bankrott gehen? Die drei grossen Medienhäuser, die in den letzten Jahren über 3 Milliarden Franken Profit abwarfen, auch während Corona blendend verdienten? Tamedia und Ringier, die alleine durch das Zusammenlegen ihrer Handelsplattformen ihren Unternehmenswert im Milliardenbereich steigerten?

Wer lässt sich so eine Bankrotterklärung von Logo aufs Auge drücken?

Wird der Zuspruch zu dem neuen Mediengesetz nicht von Publikationen befeuert, die ohne Staatsknete noch mehr am Rande des Untergangs stünden? Wie «bajour», «Republik» & Co.? Und ist es dort nicht so, dass die ihrerseits von reichen Financiers aus dem linksliberalen Lager leben? Von reichen Erben, genauer gesagt?

Der Leser lacht schon lauthals, aber Cavelty hat ja noch vorgelegt:

«Das Bedürfnis nach verlässlichen Informationen und klarer Einordnung ist so gross wie lange nicht. Verlässlich sind und waren unsere Informationen schon immer, mit einem ruhigeren Layout schaffen wir nun auch optisch mehr Überblick.»

Verlässlich? Der SoBli? Verlässlich wie gelöschte Artikel, Entschuldigungen, verlässlich wie in der Hetze gegen einen Tennisspieler? Verlässlich mit Fotos, deren demagogischer Gehalt nicht zu unterschätzen ist?

Verlässlich wie ein Chefredaktor, der holzt, rempelt und keilt? Ist es nicht so: Wenn die Ablehnung der Medienmilliarde dazu führen könnte, dass der Ringier-Verlag von seinen 7 Chefredaktoren der «Blick»-Gruppe einen einspart, wäre damit nicht viel gewonnen?