Schlagwortarchiv für: Michael Ringier

Hier spricht der Besitzer

Wenn Michael Ringier sein Privileg ausnützt, ist Feuer im Dach.

Vorgestellt wird er bescheiden als «Präsident des VR der Ringier AG». Die Wahrheit wäre: Michael Ringier ist der Besitzer. Der Boss. The Man. Der Eigentümer. Der Mehrheitsaktionär. Die Wahrheit wäre: Er ist längst Juniorpartner von Axel Springer, und der Versicherungsgesellschaft Mobiliare gehört ein Viertel der Ringier AG.

So viel Transparenz müsste eigentlich sein. Sein CEO Marc Walder ist als erster Geschäftsführer überhaupt mit 10 Prozent am Unternehmen beteiligt. Dafür wurde ihm von Ringiers Hausbank, die auch im VR vertreten ist, ein Kredit gewährt. Alles keine Schande.

Der Herr eilt dem Knecht zu Hilfe

Nun hat sich Walder ohne Not vor laufender Kamera ins Elend geschwatzt. Dabei etwas gesagt, was als Binsenwahrheit gelten sollte: natürlich werden publizistische Leitlinien vorgegeben. Allgemeiner Art, das ist dann das Gesülze in jeweiligen «Code of Conduct». Und konkreter Art, wie ein Thema zu bewerten, gewichten, darzustellen ist. Sei das der EU-Beitritt, sei das die Abstimmung über das Mediengesetz, sei das die Behandlung der Pandemie. Sei das die Behandlung von Magistraten.

Seit den Männerfreundschaften des Hausgespensts Frank A. Meyer hat es eine Tradition bei Ringier, dass Bundesräte gelobt oder kritisiert werden. Je nach persönlichen Präferenzen der Entscheider im Hause. Auch das ist keine Schande.

Nun versucht Ringier, selbst ein nicht unbegabter Schreiber, seinen CEO aus der Feuerlinie zu nehmen, bevor sich der Ausdruck Waldergate einbürgert. Das ist ehrenhaft, wenn auch nicht ganz uneigennützig. Vorbildlich der Aufbau seiner Verteidigungsschrift, in der für den «Blick» nötigen Kürze.

Ein beispielhaftes Stück Kommentar

Zuerst eine rhetorische Frage, wie sie auch Meyer in jahrelanger Übung perfektioniert hat: «Worum geht es eigentlich?» Dann die Einordnung. Nur am Rande um CEO Walder, «der selbst am besten weiss, dass seine Formulierungen während einer Managementkonferenz vor einem Jahr nicht zu den Sternstunden einer sonst unglaublich erfolgreichen Karriere gehören».

Ein kleiner Nasenstüber, aber mit dem Schaumgummihammer. Dann verwandelt sich der gütig strafende Vater in den zürnenden Rachegott: «Aber eines kann ich als Verleger von über 100 Redaktionen in 18 Ländern und Tausenden Journalisten nicht einfach stehen lassen. Denn die Unterstellung, dass hier Journalismus nach Weisung betrieben wird, ist eine absolut böswillige Diffamierung der täglichen Arbeit …»

Dann zeigt Ringier, dass er Boulevard besser beherrscht als die meisten überlebenden «Blick»-Journalisten: «Mit Entsetzen erinnere ich mich immer noch daran, dass einer unserer Kollegen und dessen Lebenspartnerin in der Slowakei vor wenigen Jahren ihr Leben lassen mussten, weil er mit seinen Recherchen einem Mächtigen zu nahe gekommen war.»

Michael Ringier. (Screenshot «Blick»).
Das Foto wurde hier um ca. 70 Prozent verkleinert …

Klassischer Dreisprung, dann Zieleinlauf

Schon ist er auf der Zielgeraden. «Einordnung, Erklärung, Hilfestellung, Diagnose, Analyse nach bestem Wissen und Gewissen.»  Dazu noch «Respekt und Augenmass», wir überqueren die Ziellinie:

«Machen Sie, geschätzte Ringier-Journalistinnen und -Journalisten, einfach so erfolgreich weiter wie bisher.»

Das ist ein rhetorisch gelungener Rettungsversuch. Sauberer Aufbau, einfache und verständliche Worte, keine Längen, ohne Rumpler auf die Schlusspointe zugeschrieben. Kann man in jeder Journalistenschule als Anschauungsmaterial verwenden.

Nur: Was hat das mit der täglichen Realität der Kindersoldaten in ihren Verrichtungsboxen in der Hölle des Newsrooms zu tun? Wo Klicks zur einzig harten Währung geworden sind, wo Impfkritiker verunglimpft und beschimpft werden, ein amoklaufender Chefredaktor sogar vor Faschismusvorwürfen und Nazivergleichen nicht zurückschreckt?

Eigentlich nichts. Von «erfolgreich» zu schreiben, das ist zudem nassforsch, angesichts der Entwicklung der Auflage.

Daher ist das kein Kommentar, sondern ein schönes Stück Prosa. Eine Kurzgeschichte. Von gewissem literarischen Wert, aber ohne jeden Realitätsbezug.

 

 

Sprich mit mir!

Wenn das Neue uralt ist: «Interview by Ringier», die Greisengeburt.

Andy Warhol war ein genialer Selbstvermarkter. Davon zeugt auch die 1969 von ihm gegründete Zeitschrift «Interview». Damals ein Wurf, die Urzelle aller Zeitgeist- und Lifestyle-Magazine.

Die heutige Version des Geniestreichs von Warhol vor mehr als 50 Jahren.

Inzwischen eher ermattet gibt es das Blatt noch heute, in einer Schrumpfauflage von knapp 40’000 verkauften Exemplaren. Es gibt auch zum Beispiel «The Talks», rein virtuell gemacht.

Eine Interview-Plattform unter vielen im angelsächsischen Raum.

Die Idee, Interviews und nichts als Interviews zu bringen, ist uralt. Das ist natürlich noch kein Grund, sie nicht zu kopieren. Man wird dann sehen, ob «Interview by Ringier» allfällige Namensklagen abwehren kann.

Leichtes Gedrängel in der IGE-Datenbank, die geistiges Eigentum verwaltet und schützt.

Mehr als die üblichen Vorschusslorbeeren

«Dieses neue Magazin ist eine Herzensangelegenheit von Verleger Michael Ringier, Ringier CEO Marc Walder und mir»,

sagt Alexander Theobald, CEO Ringier Axel Springer Schweiz AG. Bei Herzensangelegenheiten ist es immer so eine Sache; ein weiches Herz kann leicht zu einer weichen Birne führen, wie man weiss.

Das erste Cover mit unserem Lieblings-Balljungen.

Absolut eine Herzensangelegenheit ist es mal für Marc Walder. Denn Susanne Walder – Qualifikation: unbekannt – ist neben dem alten Kämpfer Werner de Schepper die Chefin des Blatts. De Schepper wurde dafür extra von der serbelnden «Schweizer Illustrierte» abgezogen.

Links verhaltenes, rechts breites Lächeln.

Nun also der Wurf mitsamt allen Geburtswehen, die Schlimmes ahnen lassen. «Print only, 148 Seiten für die besten Köpfe der Schweiz». Auflage satte 130’000 Exemplare, die den Abonnenten von «Bilanz» und «SI» zugehalten werden – oder für 12 Franken am Kiosk erworben werden können.

Die beiden Magazine verfügen über insgesamt 94’500 Abonnenten, laut WEMF. Also träumt Ringier davon, 35’500 Exemplare am Kiosk abzusetzen. Oder wie das Susanne Walder formuliert: «In einer Zeit, in der Social Media viel Raum einnimmt, und die Digitalisierung alles beschleunigt, dürfte dieses Bekenntnis zu Print & Tiefe seinen Platz finden.»

Was können wir erwarten?

ZACKBUM ist immer und prinzipiell begeistert, wenn in diesen elenden Zeiten des Sparjournalismus ein neues Produkt auf den Markt geworfen wird. ZACKBUM gesteht, dass ihm kein Vorabexemplar zugehalten wurde, die Meinungsbildung also alleine aufgrund der Medienmitteilung und des bereits bekannten Inhalts erfolgt.

Allerdings wird es ZACKBUM eher schummrig dadurch.

«Das Heftkonzept und die hochstehende künstlerische Gestaltung von «Interview by Ringier» stammen vom international bekannten Kreativdirektor Beda Achermann, der exklusiv für «Interview by Ringier» das Design und die Fotosprache entwickelt und seine Kontakte zu den Weltbesten in Kunst und Fotografie in die Realisation dieses Heftes eingebracht hat.»

Achermann ist zweifellos ein begabter Altmeister des Magazindesigns und wir halten grösste Stücke auf ihn. Allerdings: billig liegt ihm nicht so. Und den «Weltbesten» in Kunst und Fotografie auch nicht. Eine Annie Leibovitz zum Beispiel muss man sich leisten können, das kann nicht jeder.

Teuer, teurer, am teuersten: Interview mit Maja Hoffmann.

Dass Achermann seinem alten Hang zu Handschrift-Typo und -Titel nachlebt, nun gut, die Räder sind hier bereits mehrfach erfunden worden. Aber das sind ja sozusagen die Formalien, wie steht es denn um den Inhalt?

Welche Talking Heads werden denn dem staunenden Publikum vorgeführt?

Peter Sloterdijk ist bekanntlich in der Lage, aus dem Stand tief Philosophisches zu eigentlich jedem Thema zu sagen. Frank A. Meyer ist bekanntlich immer auf der Suche nach einer hochstehenden Plattform, die dann in den Orkus fährt. Wie «Die Woche», wie «Cicero». Denn «Kolumnist SonntagsBlick», das entspricht schon nicht seinem Selbstverständnis.

Kann man so machen, muss man nicht so machen.

Unser Kulturminister Alain Berset, der Musik bekanntlich besonders zugetan, führt ein Gespräch mit Stephan Eicher, «exklusiv für «Interview by Ringier»». Interessant, wofür unser Gesundheitsminister Zeit findet während der Corona-Pandemie. Es dürfte wohl auch eine Premiere sein, dass ein amtierender Bundesrat sich als Mitarbeiter eines Magazins verdingt.

Links breites Lächeln, rechts auch: Feier zur Lancierung.

Nomen est omen:

«Ein anderes Highlight ist die Begegnung von Verleger und Kunstsammler Michael Ringier mit dem Künstler Urs Fischer in dessen Atelier in New York, fotografiert von Roe Etheridge.»

Immerhin, zwei von drei Namen sind richtig geschrieben, und wer kennt denn auch Roe Ethridge. Allerdings wollen wir von ZACKBUM uns bei korrekter Schreibung von Namen nicht zu weit aus dem Fenster lehnen.

Nur die hellsten Köpfe der Schweiz

Auf dem Cover schliesslich prangt unser aller Roger Federer, sicher auch einer der hellsten Köpfe der Schweiz, dessen Ansichten mindestens so interessant sind wie die von Martina Hingis. Aber die war schon vergeben.

 

Die Bälle sind hell, der Kopf auch?

Sobald der Inhalt dem Pleps zugänglich ist, werden wir uns gerne nochmals drüberbeugen – in der wildentschlossenen Hoffnung, dass all diese Warnsignale sich in Wohlgefallen auflösen werden. Denn es sei dem Ringier-Verlag, also dem Schweizer Kleinpartner des grossen Axel Springer Verlags, gegönnt, endlich einmal, zum ersten Mal überhaupt, ein hochklassiges Produkt nicht nur auf den Markt zu werfen, sondern nicht gleich dem frühen Kindstod beiwohnen zu müssen.

Wie heisst’s doch so richtig: die Hoffnung stirbt zuletzt.

Vielleicht ist es uns noch vergönnt zu erfahren, was diese beiden sprechenden Pudel als Icon im Logo der neu-alten Zeitschrift bedeuten sollen:

Pudelwohl? Des Pudels Kern? Pudeltanz?

… und der böse Haudrauf

Wenn «Inside Paradeplatz» seine Kernkompetenz verlässt, wird’s schummrig.

Der Finanzblog von Lukas Hässig* hat gerade sein zehnjähriges Jubiläum gefeiert. Der Einzelkämpfer hat diese Webseite zu einer Institution gemacht, mit der er regelmässig die gesamte Wirtschaftspresse abtrocknet. Vasella, Vincenz, Thiam, wegen ihm gestolpert, desavouiert, skandalisiert.

Inzwischen begleitet Hässig Bewunderung und Neid, was ja das beste aller Komplimente ist. Er gibt auch Gastautoren Schreibrecht, die sich über Themen äussern dürfen, die nur begrenzt mit der schönen Finanzwelt rund um den Paradeplatz zu tun haben.

Das kann bereichernd sein, das kann auch in die Hose gehen. Aber Konfliktivität, aufjaulende Kommentatoren, das gehört zur DNA des Blogs, da lässt Hässig viel zu. Zu viel?

Zu den regelmässigen Autoren bei IP gehört Beni Frenkel. Hier muss erwähnt werden, dass Frenkel zu den Gründern von ZACKBUM zählt und sich im Frühling dieses Jahres Knall auf Fall entschied, seine Mitarbeit einzustellen.

Schnee von gestern. Es muss aber erwähnt werden, weil ZACKBUM heilfroh ist, dass Frenkel dieses polemische Meinungsstück nicht hier, sondern auf IP veröffentlichte: «20 Millionen-Grab von «Fritz + Fränzi»»

Totengräber Frenkel am Gerät.

Frenkel ist ein begabter Polemiker, und wo er hinhaut, wächst normalerweise kein Gras mehr:

«Seit 20 Jahren pumpt Ellen Ringier Geld ins Elternmagazin. Der Grossteil der Auflage wird verschenkt. Macht jährlich rund 1 Million Verlust. Man hats.»

Schlag auf Schlag gegen das Elternblatt

ZACKBUM, möchte man sagen. Das Elternblatt habe mit einer Sondernummer seinen 20. Geburtstag gefeiert, Feierlichkeiten für die «Milliardärin», die ihren 70. beging, seien aber gestrichen worden. Damit erreicht Frenkel erst Betriebstemperatur.

Die Auflage werde gepumpt, indem man 70 Prozent verschenke, zum Ingrimm der Konkurrenz werde so Reichweite gebolzt, was den Inserate-Keilern vom «Blick» zugute käme, die sich auch um das Elternblatt kümmern müssten. Dadurch entstehe ein jährlicher Verlust von mindestens einer Million, wisse ein «Insider», macht also 20 in 20 Jahren: «Auch für Milliardäre kein Pappenstil.»

20 Jahre, 20 Millionen, runde Zahlen, nichts zu feiern.

Schlimmer: «Ellen Ringiers Hobby sorgt im Unternehmen ihres Mannes für Stirnrunzeln.» Denn: «Was Verleger Michael Ringier Millionen kostet, seiner Gattin einen Zeitvertreib ermöglicht, droht anderen Redaktionen das Wasser abzugraben.» Vernichtendes Fazit:

«Würde Geld im Hause Ringier eine Rolle spielen, hätte es „Fritz+Fränzi“ wohl nie gegeben

Als Schlusspointe hätte Frenkel auch gleich noch einen neuen Titel für dieses teure Hobby: «Vielleicht „Langeweile+Geld“».

Polemik ohne Faktentreue ist einfach

Das ist lustig, das ist unterhaltsam, dass ist IP, das hätte auch auf ZACKBUM erscheinen können. Ist es glücklicherweise nicht, denn Faktencheck ist bei uns immer Aufgabe und Verpflichtung des Autors. Leider hat Frenkel hier das Prinzip beherzigt, sich von Fakten oder Widerspruch doch nicht eine knackige Hinrichtung kaputt machen zu lassen. Denn sowohl Chefredaktor wie herausgebende Stiftung drücken öffentlich ihr Unverständnis aus:

Die Herausgeberschaft findet’s überhaupt nicht komisch.

Auf persoenlich.com sagt Nik Niethammer zu den Vorwürfen: «Mit Verlaub, das ist grober Unsinn. Wir wissen nicht, was den Autor geritten hat. Der Text strotzt vor Unwahrheiten, Behauptungen und Mutmassungen. Was mich am meisten stört, ist der gehässige, herablassende Tonfall. Der Autor hat uns im Vorfeld einen Fragenkatalog zukommen lassen. Wir haben seine Fragen ausführlich beantwortet und stellen erstaunt fest: Keine Silbe davon findet sich im Text wieder.»

In einer umfangreichen Gegendarstellung regt sich auch die Herausgeberschaft darüber auf. Sie zerpflückt in 11 Punkten die Anwürfe und hält fest: «Herr Frenkel hat der Stiftung Elternsein in der vergangenen Woche über verschiedene Kanäle drei Fragen schriftlich zukommen lassen. Wir haben diese Fragen ausführlich beantwortet und uns darüber hinaus Zeit genommen, auch Rückfragen zu beantworten. Wir sind ausserordentlich erstaunt, feststellen zu müssen, dass ganz offensichtlich vorsätzlich unsere Antworten in keiner Weise in den Text eingeflossen sind, sondern gezielt Falschinformationen gestreut werden.»

Und was sagt Frenkel? Plötzlich mit Schweigegelöbnis …

Wie es bei ZACKBUM Brauch ist, haben wir Ex-Kollegen Beni Gelegenheit gegeben, zu diesen Vorwürfen Stellung zu nehmen. Denn als er noch bei uns publizierte, wusste er ja, dass das zum unverzichtbaren Bestand journalistischer Benimmregeln gehört.

Aber leider hat er sich der Unsitte von so vielen anderen, den 78 erregten Tamedia-Frauen, der «Republik» usw. angeschlossen: austeilen wie ein Weltmeister. Aber Stellung zu höflich, jedoch präzise gestellten Fragen nehmen: nein, danke. Das ist eine Unsitte. Diese Feigheit macht den ganzen Inhalt der Polemik nicht nur fragwürdig, sondern nicht mehr glaubhaft. Unabhängig davon, wer hier Recht hat; «Fritz + Fränzi» oder Frenkel: er hat sich damit selbst ins Unrecht gesetzt, seine Glaubwürdigkeit verspielt, seine Reputation beschädigt.

Schon wieder können wir hier nur die Fragen publizieren, gerne hätten wir das mit den Antworten getan.

  1. Du schreibst, Ellen Ringier pumpe seit Jahren Geld in Fritz + Fränzi. Das wird aber von der Stiftung Elternsein herausgegeben, die seit Jahren eine ausgeglichene Rechnung präsentiert. Wie kommst Du auf diese Behauptung?
  2. Du verwechselst wohl «das Haus Ringier» und diese Stiftung, nicht?
  3. Du schreibst, die «Blick»-Anzeigenabteilung habe auch für F+F Anzeigen «anbaggern» müssen. Das stimmt offenbar nicht, woher hast Du das?
  4. Du schreibst, F+F koste «Verleger Michael Ringier Millionen». Ellen Ringier sagt, dass sie am Anfang ihr eigenes, geerbtes Geld investiert habe. Was stimmt?
  5. Kannst Du den Unterschied zwischen Auflage und Reichweite definieren?
  6. Du schreibst, die Leserbriefe seien «künstlich auf sieben Seiten aufgepumpt» worden. F+F sagt, dass die Redaktion normalerweise viermal mehr Zuschriften erreichen als abgedruckt werden können. Wie belegst Du Deine Behauptung?
  7. Die Stiftung behauptet, Deine ihr zugestellten Fragen und Rückfragen seien umfangreich beantwortet worden, davon fände sich aber nichts im Artikel. Stimmt das?
  8. Die Stiftung und der Chefredaktor von F+F behaupten, die würdest gezielt Falschinformationen wider besseres Wissen verbreiten. Was sagst Du dazu?
  9. Folgt man der Stiftung, scheint kein einziger von Deinen gravierenden Vorwürfen zuzutreffen. Siehst Du das auch so? Wenn ja, gibt es eine Gegendarstellung?

Schade auch, dass er bei ZACKBUM nicht mehr gelernt hat.

 

*Packungsbeilage: René Zeyer publiziert gelegentlich auf «Inside Paradeplatz».

Ringier: «Schlechtestes Jahr seit 177 Jahren»

Leider selber schuld.

Dreimal im Jahr spricht das Orakel von Zofingen. In der Mitarbeiterzeitung «Domo» richtet sich der Verleger Michael Ringier an sein Fussvolk. Wegen Corona befinden sich zwischen Ausgaben 2 und 3 nur ein paar Wochen. Wer die beiden Ausgaben nebeneinander legt, lernt viel von den Qualen eines Verlegers im Jahre 2020.

In der Oktoberausgabe sang Ringier noch in dulci jubilo: «Grosser Applaus und grosses Schulterklopfen für die Medienschaffenden.» Der Senior zeigte sich tief beeindruckt, wie seine Journalisten Geschichten nur so aus dem Ärmel schüttelten. Ein paar Wochen später hörten sich seine Worte dann eher wie ein Requiem an: «2020 wird als das schlechteste Jahr seit 177 Jahren in die Geschichte eingehen.»

Diese Aussage steht im krassen Gegensatz zu den Daueroptimisten Jonas Projer und Christian Dorer. Blick TV? Einschaltquoten schiessen durch beide Studiodecken. Blick? Läuft immer noch so gut, dass man die halbe Bevölkerung mit Echinaforce verarschen kann. Aber vielleicht mag der Pensionär einfach nicht mehr. «Ich will meine alte Welt wieder zurück.» Oj, das hört sich wirklich nicht gut an.

Stichwort Aktienkauf

Vor zwei Jahren war alles noch anders. Michael Ringier und Marc Walder dinierten mehrgängig in den feinsten Restaurants von Silicon Valley. Sie entdeckten dort «eines der begehrtesten Unternehmen der Welt». Nicht Google, Apple oder Amazon. Nein: Palantir war es.

Das Unternehmen habe in Zusammenarbeit mit Ringier eine Analysesoftware für den Newsroom entwickelt, schreibt der Verlag auf Anfrage von Zackbum. «Die Mitarbeitenden des Newsrooms der BLICK-Gruppe erhalten damit Datensets, die ihnen helfen, die Gestaltung der digitalen Angebote zu optimieren.»

Was immer das bedeuten soll. Spannend an Palantir ist vor allem sein Going Public vom 30. September 2020. Der Wert der Aktie hat sich in wenigen Wochen mehr als verdoppelt. Und das im Corona-Jahr. Palantir zählt zu den grössten Überfliegern 2020. Ringier arbeitet seit zwei Jahren mit dem Unternehmen zusammen. Da hat es sicher ein paar Aktien geordert, oder? «Nein», lautet die traurige Antwort.

Dafür hätte es früher die Eselsmütze gegeben. Darum hat Michael Ringier recht: 2020 ist für das Unternehmen so richtig in die Hosen gegangen. Zum Glück ist es an der Insenio GmbH beteiligt. Die Bude verkauft Männerwindeln.

Blick hat Reifeprüfung mit Auszeichnung bestanden

Ein dreifaches Klick-Jaul-Platsch!

Hochhaus ist Mordhaus! «Blick-Leser» Steff Jordi hat schlechte Erfahrungen in «seinem» Hochhaus gemacht. Einmal, schreibt er auf Blick, ist er nachdenklich nach Hause gegangen. Vielleicht etwa so: «Kummer, Kummer, Sorgen, Sorgen». Was geschah dann? «Kurz darauf wurde mein Nachbar erhängt in seiner Wohnung aufgefunden.» Klick! Okay, aber wie haben Steffs Katzen eigentlich reagiert? «Die fingen an, abends jeweils minutenlang mit aufgestellten Haaren eine Wand anzustarren und schaurige Laute von sich zu geben.» Jaul! Toter Nachbar, jaulende Katzen – das wars dann, hoffentlich. Nein! «Noch bevor ich ein paar Monate später umzog, stürzte sich eine Nachbarin aus der 15. Etage in den Tod.» Platsch! Armer Steff! Zuerst Klick, später Jaul und dann Platsch!

Ohne «Blick» hätte die Schweiz wohl nie etwas von diesem Dreiklang erfahren! Ein dreifaches Klick-Jaul-Platsch! Michael Ringier (71) sieht das ähnlich. Er schreibt in der aktuellen Mitarbeiterzeitschrift Domo: «Was die berichtende Zunft in den Monaten der Corona-Zeit geliefert hat, gehört zum journalistisch Besten, an das ich mich erinnern kann. (…) Ich rede von allem, was ich lesen oder hören oder sehen konnte, in einer Sprache, die ich verstehe. Grosser Applaus und grosses Schulterklopfen für die Medienschaffenden.» Tätschel!

Michael Ringier hat in den letzten Tagen und Wochen «ein hochprofessionelles Ringen um Fakten, um die Annäherung an Wahrheit erlebt.» Der Verleger hat sogar «dieses Gefühl für Verantwortung, für Fairness, für Redlichkeit» gesehen. «Und – man glaubt es kaum – ich habe ganz viele kleine oder grössere Geschichten gelesen oder Videos gesehen, bei denen sich die Journalisten – mangels Ereignissen – etwas Spannendes und Interessantes ausgedacht haben. In meinen Augen hat der Journalismus seine Reifeprüfung mit Auszeichnung bestanden.»

Tom Kummer, wo steckst Du, verdammt nochmal? Ringier is calling.