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René Zeyer

Frauen an die Macht

22. August 2023/15 Kommentare/in Allgemein /von René Zeyer

«Blick», «Blick», hurra!

Ringier vermeldet das Erwartete: «Buchli und Inguscio übernehmen den Blick-Newsroom».

Genauer: «Steffi Buchli übernimmt den Bereich «Content», Sandro Inguscio den Bereich «Digital & Distribution». Beide gehören künftig der Geschäftsleitung an.»

Ach, war da nicht noch was, noch so einer, über dessen Schicksal nichts vor Ablauf seiner Auszeit am 12. September gesagt werden sollte? Doch, da war noch einer:

«Im gegenseitigen Einvernehmen und basierend auf dem Culture Audit haben die Ringier-Spitze sowie der bisherige Chefredaktor der Blick-Gruppe, Christian Dorer, entschieden, dass Dorer sein Amt nach seiner Auszeit nicht wieder aufnimmt.» Plus Packungsbeilage: In den kommenden Wochen werde «definiert, ob und in welcher journalistischen Funktion …» Die Gespräche seien «aufgenommen worden und auf gutem Weg».

Das muss man nun abschmecken. Auch auf die Gefahr hin, schon wieder als frauenfeindlich abgestempelt zu werden: eine in der Wolle gefärbte Sportjournalistin soll zukünftig für den gesamten Inhalt eines doch immer noch einigermassen relevanten Organs verantwortlich zeichnen? Hat Ringier denn das abschreckende Beispiel von Tamedia nicht zur Kenntnis genommen, was passiert, wenn nach Geschlecht befördert wird?

Und Inguscio wäre dann nur sozusagen für das Formale zuständig, also den Inhalt auch gebührend unter die Leute zu bringen, natürlich vor allem «Blick+». Mission impossible, muss man leider jetzt schon sagen. Immerhin, Buchli ist nicht etwa Chefredaktor geworden, sondern wurde eher seitwärts befördert. Denn vorher war sie das ad Interim, nun ist sie «Chief Content Officer». Das ist Management-Blabla und hat eigentlich nichts mit Journalismus zu tun.

Schliesslich wurde die Entscheidung, Dorer begründungslos endgültig zu entsorgen (etwas anderes ist das ja nicht, vielleicht bekommt er noch einen Job als «besondere Aufgaben»-Mann), von der «Ringier-Spitze» gefällt. Wer das wohl ist? Die direkte Verantwortliche Ladina Heimgartner? CEO Marc Walder? Michael Ringier himself? Alle zusammen?

Hier scheint es ja ein gröberes Problem zu geben. Hätte der «Culture Audit», was immer das sein mag, ein nachweisbares Fehlverhalten von Dorer zu Tage gefördert, hätte das wohl erwähnt werden müssen. Denn für nix und wieder nix sägt man doch nicht von einem Tag auf den anderen den erfolgreichen «Blick»-Oberchefredaktor ab, der immerhin sechs Jahre lang das Schiff recht skandalfrei durch die Wellen steuerte und auch alle hinderlichen Zwischenrufe von weiter oben solidarisch überhörte.

Aber statt Erklärungen folgt nur noch das übliche Gewäsch. « … sind gut aufgestellt … Position weiter ausbauen und festigen … Christian Dorer danke ich im Namen der Blick-Gruppe, aber auch des Ringier Group Executive Boards …»

Der arme Dorer kann sich nur das hier abringen: «In den vergangenen sechs Jahren hatte ich das Privileg …»

Aha. Und wie ist das nun genau mit der bevorzugten Behandlung einer bestimmten Mitarbeiter-Gruppe und nicht genügende Trennung von Privat und Geschäft? Das habe doch lückenlos und brutalstmöglich aufgearbeitet und aufgeklärt gehört, tönte damals Ringier. Und jetzt? Ist wohl das ähnliche Hornberger Schiessen wie die «Aufklärung» der anonymen Vorwürfe von 78 Tamedia-Frauen. Grosse Kriegstänze – dann gehen alle friedlich nach Hause.

Gegen diesen Abgang von Dorer ist selbst das Bauernopfer Arthur Rutishauser noch anständig abgesägt worden. Es gab nie auch nur im Ansatz konkrete Vorwürfe gegen Dorer (ausser, man will seine sexuelle Orientierung gegen ihn ins Feld führen), es gab in den vergangenen Monaten kein Sterbenswörtchen gegen ihn, was in den klatschsüchtigen Medien was heissen will. Also hätte er sich in der Illusion wiegen können, dass eine entscheidungsoffene Untersuchung ihn genauso ent- wie belasten könnte.

Aber das wäre mit einem Gesichtsverlust seiner direkten Vorgesetzten verbunden gewesen, die ihn auf diese grausame Weise exekutierte. Ein guter Mann weg, eine überforderte Führungskraft mit dem richtigen Geschlecht als Ersatz, eine Hilfsstütze an der Seite, der Titel Chefredaktor wird immerhin nicht mal in den Mund genommen, ein heruntergewirtschaftetes Blatt ohne Boulevard, Kanten und Ecken, ein kastrierter SoBli mit einem Mikrophonständer als Chefredaktor, das werden gloriose Zeiten für die glückliche «Blick»-Familie.

https://www.zackbum.ch/wp-content/uploads/2022/09/Blick1.jpeg 299 595 René Zeyer https://zackbum.ch/wp-content/uploads/2020/06/logo1.svg René Zeyer2023-08-22 06:00:382023-08-22 09:04:27Frauen an die Macht
René Zeyer

Reza Reinfall

17. Juni 2023/3 Kommentare/in Allgemein /von René Zeyer

Sprecht nicht mit diesem Mann!

Wer mit dem frischgebackenen Chefredaktor des «SonntagsBlick» ein paar Worte wechselt, tut das auf eigene Gefahr. Während seine Oberchefin Ladina Heimgartner gerade Loblieder auf die neue Bezahlschranke beim «Blick» singt, weil die angeblich Qualität garantieren würde, benimmt sich Reza Rafi – im Duett mit seiner interimistischen Chefin Steffi Buchli – qualitätslos unanständig.

Marco Rima machte den Fehler, mit Buchli und Rafi mehr als ein paar Worte zu wechseln, genauer, ein Interview zu führen. Rima ist nicht nur einer der erfolgreichsten Komiker der Schweiz, sondern wurde als Kritiker der Corona-Massnahmen vom «Blick» kräftig gebasht. Denn bekanntlich sorgte die Standleitung zwischen Ringier-CEO Marc Walder und dem damaligen Gesundheitsminister Alain Berset dafür, dass all dessen Fehlentscheide angehimmelt wurden, dagegen wurde Rima als angeblicher «Corona-Leugner», Verschwörungstheoretiker und auf Abwege geratener Irrwisch beschimpft.

Also dachte sich Rima, der leider an das Gute im Menschen glaubt, dass Ringier ihm hier eine Gelegenheit geben wollte, ein paar Dinge klarzustellen, schliesslich wurde ihm zugesichert, dass er frei reden dürfe und nicht zensiert werde.

Bei der Orthografie helfen Korrekturprogramme. Gedankenleere ist allerdings nicht korrigierbar. Zum banalen Anfängerwissen gehört, wie man ein mündlich auf Schweizerdeutsch geführtes Interview verschriftlicht. Das ist keine Kunst, sondern biederes Handwerk.

Manche Interviewpartner sprechen druckreif, andere mäandern, umkreisen eine Antwort, brechen ab, setzen neu an. Wie es halt in einem Gespräch üblich ist. Die Aufgabe des Journalisten ist dann, daraus eine schriftliche, lesenswerte Fassung zu destillieren, die den Wesensgehalt der Antwort möglichst nahe am Sprachgebrauch des Interviewten wiedergibt.

Das lernt der Journalist in Anfängerkursen. Falls er keine besucht hat, bringt es ihm ein erfahrener Kollege, ein Textchef, ein Produzent bei.

Wenn gleich zwei Chefs den Ständeratskandidaten Rima interviewen, sollte das Resultat chefwürdig sein. Insbesondere, da die Ausgangslage komplex ist. Hier Ringier mit seinem direkten Draht zum damaligen Gesundheitsminister Berset, mit seiner beflissenen und lobhudelnden Unterstützung aller staatlicher Massnahmen während der Pandemie.

Dort Rima, der sich vom Comedian zum besorgten Kritiker dieser Massnahmen wandelte. Dafür vom «Blick» mit Anlauf in die Pfanne gehauen und gebasht wurde. Als angeblicher Heuchler, der Corona-Entschädigungen bezog, aber die Regierung kritisiere. Dass es sich lediglich um eine ungenügende Ausfallsumme handelte, die allen Zuger Künstlern ausbezahlt wurde und mit der lediglich 80 Prozent des durch die Massnahmen entstandenen Schadens gedeckt wurde, verschwieg «Blick».

Bei dieser Vorgeschichte hätte man besondere Sorgfalt bei der Verschriftlichung erwarten dürfen. Schon alleine deswegen, weil Buchli und Rafi wussten, dass Rima ihre Fassung zum Autorisieren bekommt.

ZACKBUM konnte Einblick in die SoBli-Fassung nehmen. Es ist erschütternd. Es ist eine Verschriftlichung auf einem Niveau, die jedem Praktikanten um die Ohren geschlagen würde, begleitet von der Frage, ob er sich nicht vielleicht einen anderen Beruf suchen möchte.

Man will den beiden «Blick»-Heros fast zubilligen, dass sie absichtlich und bösartig mit dieser Holper-Stolper-Fassung Rima als Depp darstellen wollten. Es ist aber wohl noch schlimmer: sie können es nicht besser.

Ein Chefredaktor muss nicht schreiben können. Aber wenn er es tut, dann sollte er ein gewisses Vorbild sein. Ein Chefredaktor muss nicht interviewen können. Sollte er es tun, muss das Resultat Minimalansprüchen an Niveau und handwerklicher Beherrschung genügen.

Kostprobe? Bitte sehr. Die Eingangsfrage lautete, ob Rima wirklich Lust habe, sich als Ständerat in komplizierte Dossiers einzuarbeiten. Seine Antwort in der «Blick»-Version:

«Erstens müsste ich mich in gewisse Themen einlesen. Zweitens reagiere ich auf gewisse Entscheide, die gerade eben im Ständerat gefällt wurden. Windkraft in den Bergen, zu Null Stimmen! Aber ich komme von woanders her, ich bin nicht der klassische Politiker. Ich komme von einem Ort her, an dem die Familie zuvorderst steht. Die Familie ist der Anfang der Politik. Die Familie ist die Kinderstube, in der die Auseinandersetzung, der Umgang miteinander gelehrt wird.»

So ging’s dann holterdipolter weiter. Kein Wunder, dass dem Komiker hier der Hut hoch und der Humor verloren ging. Also redigierte er kräftig, was erlaubt ist. Zudem strich er Passagen und ersetzte sie durch ihm wichtigere Anliegen. Was grenzwertig ist.

Im professionellen Journalismus, das räumt sogar der SoBli ein, ist das durchaus üblich. Oder anders gesagt: wäre der Interviewtext so vom Kommunikationsfuzzi von Berset zurückgekommen, hätte der «SoBli» ihn ehrfürchtig unverändert abgedruckt.

Normalerweise greift sonst der Interviewer zum Telefonhörer und rauft sich mit dem Interviewten in einem manchmal länglichen und strapaziösen Gespräch zusammen. Ein Geben und Nehmen. Nur ganz, ganz selten gelingt das nicht.

Hier aber bekam Rima die trockene Antwort: «Nein, wir wollen dieses Interview nicht veröffentlichen.» Mit der freundlichen Bitte um Verständnis. Okay, dachte sich Rima, dann halt nicht. Wir haben’s probiert, hat nicht funktioniert. Shit happens. Deckel drauf.

Das dachte er solange, bis er am Sonntag das Schmierenblatt aufschlug und dort auf zwei Seiten eine Hinrichtung lesen musste. Er habe wild herumgefuhrwerkt im Text, verändert, so gehe das nicht. Auf einer Seite wurde nochmals mit ihm abgerechnet, was ein Leichtes ist, wenn das Opfer nicht widersprechen kann. Rima sei vom «Sonnenkönig zum Nachtschattengewächs» geworden, wird er angepflaumt.

Das ist schon mal unanständig. Widerwärtig wird’s, wenn das ausgelassen wird, was in den ganz seltenen Fällen sonst passiert, wenn eine Redaktion den Nicht-Abdruck eines Gesprächs publik macht und begründet. Dann wird das mit Beispielen untermauert, wieso solche massiven Veränderungen nicht akzeptiert werden konnten und auch keine Einigung über eine gemeinsame Fassung möglich war.

Rafi und Buchli verzichteten aber konsequent auf Beispiele. Wer die Originalversion gesehen hat, versteht, warum. Rafi und Buchli verzichteten auch darauf, mit Rima in den Clinch zu gehen, welche Veränderungen akzeptabel seien und welche nicht. Sie baten um Verständnis für ihren Entscheid – und hatten zeitgleich bereits die öffentliche Hinrichtung Rimas auf dem Schirm.

Das ist kein Beitrag zur Qualitätssteigerung. Das ist handwerklich ein Pfusch. Das ist zudem hinterfotzig und bösartig. Rima zitiert in diesem Zusammenhang einen grossartigen Gedanken des amerikanischen Verlegers Joseph Pulitzer, dessen Preis niemals in diesem Leben und im nächsten ein «Blick»-Schreiberling bekommen wird:

«Eine zynische, käufliche, demagogische Presse wird mit der Zeit ein Volk erzeugen, das genauso niederträchtig ist wie sie selbst.»

Daran arbeitet der Ringier-Verlag unermüdlich. Angeführt von Figuren wie Rafi und Buchli, denen man jegliche Kenntnis journalistischer Ehre absprechen muss. Dass sie Meinungsbüttel sind, ist nicht ihre schlimmste Eigenschaft. Sie beherrschen nicht einmal ihr Handwerk, sollten als Chefredaktor aber Vorbild sein.

Eigentlich müssten beide nach einer gewissen Schamfrist entlassen werden. Das wäre endlich mal ein Entscheid von Ladina Heimgartner, Marc Walder oder Michael Ringier, dem man aus vollem Herzen applaudieren könnte.

https://www.zackbum.ch/wp-content/uploads/2023/06/Bildschirm­foto-2023-06-11-um-08.55.19.png 337 616 René Zeyer https://zackbum.ch/wp-content/uploads/2020/06/logo1.svg René Zeyer2023-06-17 05:00:282023-06-15 20:11:57Reza Reinfall
René Zeyer

Lieber Michael Ringier

2. April 2023/13 Kommentare/in Allgemein /von René Zeyer

Offener Brief: Greifen Sie endlich mal durch.

So hätten Sie sich den Altersruhestand nicht vorgestellt. Sie sind gerade 74 geworden (nachträgliche Gratulation). Mit Ihrer Kunstsammlung und Autoliebhaberschaft haben Sie eigentlich einen ausgefüllten Alltag, zudem möchte man auch mal kürzertreten.

Und nun das.

Ihr designierter Nachfolger, der einzige Mitaktionär, der nicht zur Familie gehört, schwächelt. Es ist ihm einerseits gelungen, das Haus Ringier von einer Zeitungsdruckerei zu einem digitalen Konzern umzubauen, der ganze Wertschöpfungsketten bespielt, international als Unterhaltungskonzern aufgestellt ist und sich unter die Fittiche des Springer-Verlags begeben hat. Ach ja, plus einen Schuss Mobiliar.

Das ist die Erfolgsstory. Menschlich gesehen glänzt Marc Walder nicht gerade. Sein unseliger Hang zu Wichtigen und Mächtigen hat ihn viel zu lange an der Seite von Pierin Vincenz gehalten, dem noch Lobhudelei-Interviews gewährt wurden, als der Skandal längst offenkundig war. Aber gut, dann galt das Grundprinzip des Boulevard: wer hinaufgeschrieben wird, wird dann auch heruntergemacht.

Peinlicher war Walders Panik während der Pandemie; mit seiner Männerfreundschaft zu Alain Berset, mit dem er sich ach so gerne in der Öffentlichkeit zeigte, sprang er in ein weiteres Fettnäpfchen, ohne Not. Dass der arme Christian Dorer behaupten musste, dass er selbst und der «Blick» völlig unabhängig und unbeeinflussbar seien, war an Peinlichkeit kaum zu überbieten.

Auch Walders Auftritte als Videostar leisteten einen nicht unwesentlichen Beitrag dazu, dass die zusätzliche Subventionsmilliarde den Bach runterging. Dafür haben Sie ihn immerhin sanft, aber öffentlich gerüffelt.

Das sind natürlich, gemessen an der Wertschöpfung, der Umbauleistung und der Teilhaberschaft am Verlag, Peanuts.

Etwas problematischer wird es schon beim Führungspersonal. Wer eine Ladina Heimgartner zu Positionen aufsteigen lässt, für die sie eine extrabreite Visitenkarte braucht, macht etwas falsch. Wer sie in Diskussionsrunden erlebt, wird sich schmerzlich bewusst, dass sie als Karrierebooster über ganz wenige Schlagwörter verfügt. «Resilienz» war ganz am Anfang der King, dann entdeckte sie noch den Feminismus, die «Equal Voice» als neues Leitmotiv. Dass sie ein völlig verunglücktes Redesign des «Blick» zu verantworten hat, das einzige Boulevard-Medium mit Regenrohr im Logo, eine kostspielige Verarsche eines überschätzten und teuren PR-Fuzzis, der ständig die Namen seiner Firma wechseln muss, wenn er mal wieder Schiffbruch erlitt, peinlich. Peinlicher, dass mit der angeblichen Verweiblichung dem «Blick» alle Zähne gezogen wurden.

Wer Boulevard ohne «Blut, Büsi, Busen» machen will, hat Boulevard nicht verstanden.

Dass Heimgartner als knallharte Machtstrategin auf den richtigen Moment wartete, um den unbestritten erfolgreichen Oberchefredaktor Christian Dorer abzusägen, das war zwar ein intrigantes Meisterstück. Was das allerdings für ein Signal aussendet, dass ein bislang unbescholtener, in keinerlei juristische Auseinandersetzungen verwickelter Chefredaktor, dem auch in der Redaktion niemand etwas vorzuwerfen hat (ausser einer wie immer anonymen Redaktorin, die sich angeblich vernachlässigt oder nicht genügend gewürdigt fühlte), einfach so weggehauen werden kann, ist bedenklich.

Dass Dorers Verhalten und seine Vorlieben schon lange bekannt waren, ohne dass das zu geringsten Beschwerden geführt hätte, belegt, dass es sich um einen gezielten Blattschuss einer Karrieristin handelte.

Das gilt übrigens auch für Werner de Schepper, bei dem unbelegte Andeutungen angeblicher Übergriffe genügten – von denen es mindestens zwei Versionen gibt –, dass er nicht nur entlassen, sondern geradezu öffentlich hingerichtet wurde. Das war nun überhaupt nicht die feine Art; und wenn Heimgartner dabei eine Rolle gespielt haben sollte, oder gar die Noch-Gattin von Walder, dann war das eine sehr unfeine Art.

Natürlich ist es verständlich, dass Sie nur ungern von Ihrer Nachfolgeplanung abweichen wollen. Walder soll Sie als VR-Präsident beerben, Heimgartner soll als weiblicher CEO ein Zeichen als Quotenfrau setzen.

Vielleicht sollten Sie Folgendes bedenken. Erinnern Sie sich noch an Meili Wolf oder Martin Kall? An Heinrich Oswald oder Oscar Frei? Sehen Sie da nicht vielleicht eine gewisse Fallhöhe, einen Niveau-Unterschied? Inzwischen dürften Sie doch auch den ewigen und meistens fatalen Einflüsterungen des Hausgespensts Frank A. Meyer überdrüssig geworden sein.

Laissez faire, laissez aller, das ist eine schöne, altersweise Einstellung. Aber wenn Sie Ihren Ruhestand dann wirklich geniessen wollen und ein bestelltes Haus hinterlassen, müssten Sie jetzt durchgreifen. Und zwar auf der Chefetage. Walder braucht dringend ein Coaching, Heimgartner ein Abklingbecken, in das sie möglichst geräuschlos entsorgt werden kann. Nehmen Sie sich an Tamedia und Priska Amstutz ein Beispiel. «Studie über New Market Opportunities in Africa and Asia», das hört sich doch gut an – und wäre wie gemacht für Heimgartner.

*Packungsbeilage: ZACKBUM-Redaktor René Zeyer war in verschiedenen Funktionen für Ringier tätig.

https://www.zackbum.ch/wp-content/uploads/2022/01/Sonntag_Header.jpeg 313 683 René Zeyer https://zackbum.ch/wp-content/uploads/2020/06/logo1.svg René Zeyer2023-04-02 05:30:392023-04-01 15:33:26Lieber Michael Ringier
René Zeyer

Kreidefresser und Angreifer

18. Januar 2023/4 Kommentare/in Allgemein /von René Zeyer

Die schon, wir nicht. Typisch Tamedia.

Eigentlich wäre das «Blick»-Debakel, das Walder-Desaster Anlass für Freude und Häme bei der Konkurrenz. Man könnte richtig Gas geben oder es ganz cool spielen. Wenn Könner am Gerät wären. Stattdessen schafft es Tamedia, in der Offensive kehrtum zu machen und in die Defensive zu verfallen.

«Was uns vom «Blick» unterscheidet», unter diesem Titel greift Fabian Renz in die Harfe. Der Leiter des «Bundeshausteams» von Tamedia ist bekannt als grosser Einordner der Welt. Er schreckt in seiner Eigenschaft als Besserwisser nicht davor zurück, das Schweizer Parlament zusammenzustauchen und mal kurz den Ständerat neu zu organisieren: «Das Ständemehr gehört abgeschafft, im Ständerat wären den Städten eigene Sitze zuzuhalten.»

Gut, der Mann ist nicht wirklich ernst zu nehmen, lustig wird’s tatsächlich, wenn er den Unterschied zwischen Tamedia und Ringier erklären will. Zunächst räumt er ein, dass beide Medienhäuser Interna aus der Regierung ausplauderten. Aber er sieht da einen bedeutenden Unterschied:

«Ein Grund für unsere Recherchen war das enorme Interesse unserer Leserschaft. Ein anderer Grund war der Informationsauftrag, wie wir ihn verstehen. Gerade eine Extremsituation, in der die Freiheit des Einzelnen massiv beschnitten wird, verlangt nach «lästigen» Medien: Es kann nicht ihre Aufgabe sein, die Regierenden möglichst ungestört schalten, walten und nach eigenem Gutdünken kommunizieren zu lassen.»

Das ist nun ein so extremer intellektueller Tiefflug, dass seine Flügel den Boden berühren. Die ersten beiden Behauptungen könnte genauso gut der «Blick» aufstellen. Und Tamedia als Beispiel «lästiger Medien»? Vertraut Renz wirklich so sehr auf das schnelle Vergessen seiner Leserschaft? Die unzähligen Jubel-Artikel, die strenge Forderung nach  Impfpflicht, die Beschimpfung von Corona-Skeptikern und sogenannten «Corona-Leugnern» als verpeilte Verschwörungstheoretiker, die angeblich rechten Populisten auf den Leim krochen, alles vergessen, Herr Renz?

Wie keifte sein Kollege Denis von Burg: «Besser wäre es, die eingeschüchterten sieben würden sich nochmals aufraffen und selbst in Impfbussen durchs Land reisen. Ueli Maurer ist es dem Land schuldig, jetzt in den SVP-Hochburgen auf Impftour zu gehen.»

Von Burg liebt martialische Worte. «Abwehr brechen, gefährlich, einschüchtern, Angst machen». Das gehört in eine Linie von verbalen Entgleisungen: «Zwingen, jeden erdenktlichen Druck machen, rücksichtslose Trödler, Bürgerpflicht». Das Vokabular des Totalitarismus. Oder wollen wir die Corona-Kreische Marc Brupbacher erwähnen, der mal kurz den Bundesrat für «übergeschnappt» erklärte, weil der nicht seinen brutalen Ratschlagen folgen mochte?

Aber zurück zu Kreidefresser Renz: «Fakt ist, und Laueners E-Mails bestätigen es: Über einen privilegierten Informationskanal zu Bersets Departement haben die Tamedia-Zeitungen nicht verfügt. Unsere Artikel basierten auf einer Vielzahl verschiedener Quellen.»

So wie alle Enthüllungen aus dem Hause Tamedia sich aus einer «Vielzahl von Quellen» speisen. Allerdings sind die meist anonym, was ihre Überprüfung etwas schwierig macht. Und von redaktioneller Unabhängigkeit kann bei Tamedia auch nicht wirklich die Rede sein, wo doch Boss Pietro Supino ungeniert im redaktionellen Teil für die Subventionsmilliarde für notleidende Medienclans warb – mit dem Hinweis auf die strikte Trennung zwischen Verlag und Redaktion. Jeder macht sich halt so lächerlich wie er kann. Und Renz kann.

Allerdings ist auch der «Blick» nicht viel besser:

Christian Dorer, Oberchefredaktor, kann einem langsam Leid tun. Hoffentlich bezieht er genug Schmerzensgeld. Denn zunächst musste er verkniffen schweigen, anschliessend eine Gaga-Stellungnahme von Ladina Heimgartner mitunterzeichnen. die zusammen mit Marc Walder alle journalistischen Standards im Hause Ringier tieferlegt.

Das konnte nicht das letzte Wort gewesen sein, also müssen sich Redaktion und Leserschaft weiteres Gewinsel anhören. Wer so schreibt, muss sich eine Sonnenbrille aufsetzen, damit man den schuldbewussten Blick nicht sieht:

»Die Blick-Redaktion verwahrt sich deshalb entschieden gegen diese Darstellung und weist die Unterstellungen in aller Form zurück. Richtig ist, dass die Blick-Redaktion unabhängig von Verlag und Konzern recherchiert und arbeitet. Sie hat keinerlei Weisungen von irgendwem erhalten, auch nicht vom CEO. Ebenso entschieden verwahren wir uns gegen die Unterstellung, wir hätten uns vom Innendepartement beeinflussen lassen.»

Es ist unverständlich, wieso Dorer (und nicht nur er) etwas dementiert, was offenkundig, bekannt und völlig klar ist. Wenn Michael Ringier, Frank A. Meyer, Marc Walder oder Ladina Heimgartner die Augenbraue heben, dann ist es die vornehmste Aufgabe aller Führungsfiguren, die richtigen Schlussfolgerungen daraus zu ziehen. Das gilt bei Tamedia für die Augenbraue von Pietro Supino, bei CH Media für die Augenbrauen aller Mitglieder des Wanner-Clans, im Reich der Südostschweiz für die Augenbrauen der Lebruments, und wer bei der NZZ nicht auf die Augenbraue von Eric Gujer achtet, macht etwas falsch.

Ach, wir wollen den Besitzer, Verleger, Herausgeber und Chefredaktor, die One-Man-Show Roger Köppel, nicht vergessen.

Also was soll der Quatsch, lieber Herr Dorer? Das haben Sie doch nicht nötig. Der «Blick» sei nicht via Marc Walder mit vertraulichen Informationen bedient worden? Der CEO habe die also wohlweisslich für sich behalten, sozusagen als süsse Geheimnisse im Giftschrank versorgt? Come on, you musst be kidding, wie der Ami da sagt. Dorer aber behauptet:

«Der Vorwurf ist nicht nur falsch, sondern geradezu ehrverletzend für die Redaktion. Und er lässt sich mit einem Blick ins Archiv einfach widerlegen: Blick war nicht regierungstreu, sondern nach bestem Wissen und Gewissen faktentreu.»

Faktentreu? Hatte «Blick» nicht den Wettbewerb ausgerufen, wer die höchste Anzahl Corona-Tote prognostiziert? Der Sieger lag dann bei über 100’000, inklusive zusammenbrechendes Gesundheitssystem, sich stapelnden Leichensäcken und Triagen vor den Notfallstationen. Faktentreu, my ass, wie der Ami sagt.

Aber Dorer hat noch nicht fertig: «Blick arbeitet nicht in einer hierarchischen Linie, in der der CEO etwas vorgibt. Blick arbeitet ausschliesslich nach journalistischen Kriterien, einzig den Leserinnen und Lesern, also Ihnen, sehr geehrte Damen und Herren, verpflichtet.»

Da verschlägt es selbst dem Ami die Sprache …

Richtig macht es hingegen CH Media. Redaktor Francesco Benini rührt kräftig in der Kacke und zitiert zu Hauf anonyme Quellen aus dem Hause Ringier, die sich über Marc Walder und seine Buddy-Wirtschaft echauffieren. Der suchte schon immer, angefangen bei der Witwe des Kampfsportlers Andy Hug, die Nähe von Prominenten. Das damalige Bonmot, dass Walder dem Begriff Witwenschüttler eine neue Bedeutung gebe, war noch scherzhaft gemeint.

Aber dann kamen mit ansteigender Bedeutung Walders andere Kaliber dazu. Pierin Vincenz, Sergio Ermotti, Andreas Meyer und natürlich Alain Berset. Schliesslich war Walders hysterische Reaktion auf die Pandemie im ganzen Haus bekannt. Und in all diesen Fällen sollen die Redaktionen völlig unabhängig, kritisch und ausschliesslich nach journalistischen Kriterien berichtet haben?

All das stellt Benini genüsslich in Frage und zitiert einen «Redaktor»: «Es ist offenkundig, dass unsere Glaubwürdigkeit leidet.» Das Offenkundige nicht sehen wollen, Realitätsverweigerung, das sind immer untrügliche Zeichen des Niedergangs.

Wo bleibt ein klärendes Wort des Verlegers Michael Ringier? Benini greift in die Vollen: «An der Jahrespressekonferenz, die im vergangenen Frühling in einem Saal des Zürcher Kunsthauses abgehalten wurde, sprach Michael Ringier von seiner Kunstsammlung, seinen bevorzugten Fernsehserien und davon, dass sein Privatkoch ihn und seine Frau jeweils auch ins Haus nach Südfrankreich begleite. Über die Publizistik des Hauses verlor er kein Wort.»

Und die NZZ? Sie ordnet ein, kommentiert gnadenlos und fordert gnadenlos: «Die Informationsaustausch-Affäre zwischen Alain Bersets Vorzimmer und dem Medienhaus Ringier muss ausgeleuchtet werden – bis in den dunkelsten Winkel.»

Die WeWo hingegen eiert herum, zwischen Berset-Bashing und Kritiker-Bashing. Schade.

Wo soll das alles enden? Sagen wir so: hat Friede Springer schon jemals daran gedacht, Mathias Döpfner zu feuern? Nicht, dass wir davon wüssten. Hat Michael Ringier schon jemals daran gedacht, Marc Walder zu feuern? Eher kratzt er mit seinem Schlüsselbund den Lack vom Aston Martin. Abgesehen davon, wer käme denn dann? Ladina Heimgartner? Da könnte Ringier auch gleich Vorwärts- und Rückwärtsgang verwechseln und den Vantage voll Rohr in die Garagenwand fahren.

https://www.zackbum.ch/wp-content/uploads/2023/01/Bildschirm­foto-2023-01-17-um-07.44.06.png 368 849 René Zeyer https://zackbum.ch/wp-content/uploads/2020/06/logo1.svg René Zeyer2023-01-18 05:00:392023-01-17 08:02:55Kreidefresser und Angreifer
René Zeyer

IP: Zangenbewegung

22. Dezember 2022/1 Kommentare/in Allgemein /von René Zeyer

Gemeinsam machen wir Hässig platt.

Unter diesem Motto hat sich ein interessantes Trüppchen zusammengefunden. Denn es gibt diverse Wirtschaftsgrössen, die mit dem Herausgeber von «Inside Paradeplatz» ein Hühnchen rupfen wollen. Da wäre mal der Investor Claudio Cisullo. Den, seinen kometenhaften Aufstieg (und seine ChainIQ) hatte sich Hässig schon mal zur Brust genommen. Resultat: Klage gegen IP, ausgeführt von der gleichen Kanzlei, die auch die Credit Suisse vertritt.

Bei ChainIQ heisst der CEO Marcel Stalder. Der war mal Chef bei Ernst & Young, moderner nur noch EY. Solange, bis IP sich mit ihm beschäftigte. Nach anfänglicher Gegenwehr endete das mit dem Rücktritt von Stalder. Natürlich ist auch Stalder sauer auf den Finanzblog.

Schliesslich klagen noch Michael Ringier und sein CEO Marc Walder gegen IP. Und hier werden die Amtswege ganz kurz. Cisullo sitzt im Verwaltungsrat der Ringier AG, Walder und Stalder kennen sich von vielen gesponserten Events her, als Stadler noch mit grosser Kelle für EY anrühren durfte.

Fehlt noch der Nächste im Bunde. Ulrich Körner, der CEO der Krisenbank Credit Suisse, war vorher bei der UBS in Lohn und Brot. Dort übergab er Cisullos ChainIQ den zentralen Grosseinkauf. Angeblich kostenfrei. Auf jeden Fall wechselte Körner dann die Bank, und Cisullo bekam den Grosseinkauf bei der CS.

Ein Kommentarschreiber auf IP spricht hier von einer «ganz gezielten und koordinierten Aktion gegen dieses Medium und die Einzelmaske Lukas Hässig. Ziel dieser einflussreichen Brotherhood ist es offenbar, die Presse- und Meinungsfreiheit zu torpedieren, nach Wunsch zu biegen und maximal zu sabotieren. Ziel ist es weiter – den Unbequemling Lukas Hässig mittels massiver Klagen (mit stupiden Inhalten) in den Ruin zu treiben, weil man ihn sonst nicht behändigen kann.»

Alle an dieser Aktion Beteiligten haben persönliche Motive, auf Hässig sauer zu sein. Am wenigsten noch Körner, der dennoch am festesten draufhaut. Bzw. draufhauen lässt. Das kann sich, wie so vieles letzthin bei der CS, zu einem Rohrkrepierer entwickeln. Denn unbestreitbar findet man auf IP einige Textstellen, die einwandfrei justiziabel sind. Unbestreitbar findet man eine Handvoll Kommentare, die justiziabel sind und die Hässig als Betreiber der Plattform zu verantworten hat.

Aber gleich 52 Artikel und rund 200 Kommentare einklagen? Dabei behaupten, dass Hässig die Bank «totgeschrieben» habe? Das ist nun ziemlich gaga, denn das würde ja bedeuten, dass Hässigs Finanzblog eine grössere Macht hat als die «Financial Times». Das würde ja bedeuten, dass es der CS blendend ginge, wenn sie Hässig nicht ins Elend geschrieben hätte.

Natürlich muss sich weder eine Bank, noch ihr Führungspersonal Beschimpfungen in beliebiger Form gefallen lassen. Aber den Zweihänder hervornehmen, wo das Florett gereicht hätte, die grosse Keule auspacken, wo ein Hämmerchen es auch getan hätte, die Dampfwalze losrollen lassen, wo ein Rasenmäher genügt hätte, dieses Schrotschussverfahren kann heikel enden.

Nehmen wir an, die Klagen gegen Hässig werden in den meisten Punkten – und es sind sehr, sehr viele – abgewiesen, in einigen wenigen nicht. Das wäre blamabel für die CS. Sie könnte sich daran gütlich tun, dass Hässig dennoch an den auf ihn entfallenden Kosten zu würgen hätte. Aber ihrem öffentlichen Image hätte sie wieder einmal schweren Schaden zugefügt. Wie eigentlich immer ohne Not, so wie im Skandalfall Mosambik.

Möglicherweise sollte das einfach der zweite Schlag werden, nachdem über die Klage von Cisullo nicht einmal berichtet wurde. Vielleicht hatte die Kanzlei Bratschi gerade ein Endjahresloch. Sollte der Medienanwalt Daniel Glasl dort am Gerät sein, kann das für alle Beteiligten sehr teuer werden.

Glasl ist bei der Auswahl seiner Mandanten nicht sonderlich wählerisch. So verteidigte er schon (vergeblich) den russischen Milliardär Roman Abramowitsch oder engagierte sich für die Professoren Sarasin und Goltermann. Auch für die «Obersee Nachrichten» kassierte Glasl eine krachende Niederlage vor Gericht.

Aber von solchen Kleinigkeiten lassen sich ein Geschäftsmann oder eine Bank doch nicht abschrecken. Es steht zu vermuten, dass Cisullo, allenfalls Stalder, Ringier und Walder ihre Klagen aus dem eigenen Sack zahlen. Bei der Credit Suisse hat aber der Chief Legal Council Markus Diethelm das Zepter in der Hand. Auch er ist wie Körner von der UBS zur Krisenbank gewechselt. Dort musste er andere Feuer löschen, so zum Beispiel eine Milliardenklage in Frankreich gegen die UBS. Allerdings soll er sich schon dort kräftig über Hässig und IP geärgert haben. Und nun ist die Zeit der Abrechnung gekommen.

Hier allerdings auf Kosten der Aktionäre, also der Besitzer. Was die wohl davon halten, dass die Führungscrew auf der Brücke in schwerer See sich die Zeit damit vertreibt, eine Maus zu jagen?

Sollte die These einer Art Brotherhood von Verbandelten zutreffen, die sich vorgenommen haben, eine unbequeme, unangenehme Stimme zum Verstummen zu bringen, wird das Schweigen der belämmerten Mainstream-Medien noch lausiger. Natürlich mit der Ausnahme von Ringier …

https://www.zackbum.ch/wp-content/uploads/2022/12/Bildschirm­foto-2022-12-20-um-18.35.35.png 445 852 René Zeyer https://zackbum.ch/wp-content/uploads/2020/06/logo1.svg René Zeyer2022-12-22 05:30:102022-12-22 08:59:37IP: Zangenbewegung
René Zeyer

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16. Februar 2022/0 Kommentare/in Allgemein, Kolumne /von René Zeyer

Demokratie, Meinungsfreiheit, Medienkontrolle. Schon gefährdet?

Soweit man die etwas merkwürdige Kampagne der Befürworter der Medienmilliarde verstehen konnte, wäre im Fall einer Ablehnung zumindest die Meinungsfreiheit, sicherlich die regionale Berichterstattung, auf jeden Fall die pünktlich am Morgen eingelieferte Papierzeitung in Gefahr.

Eigentlich auch der Meinungspluralismus, qualitativ hochstehender und unabhängiger Journalismus, wohl gleich die gesamte Demokratie. Da eigentlich nur die «Republik» sich aufs Banner geschrieben hat, die Demokratie zu retten, ist das Online-Organ mit 50 Nasen speziell gefordert.

Nun schlägt wohl Wilhelm Tell nicht mehr mit einer gerollten Tageszeitung auf eine stilisierte Mauer ein, auf der «Fake News» steht. Könnte das zur Folge haben, dass wir von solchen Fake News überrollt, beziehungsweise eingemauert werden?

Dann war es ja auch so, dass zumindest die Geschäftsleitung von Tamedia und CH Media, auch die Boss-Etage, gross Klage geführt hat, was alles passieren wird, sollte das Medienpaket abgelehnt werden.

Besonders beeindruckend war für ZACKBUM der traurige Gesichtsausdruck von Peter Wanner, als der gestand, dass ohne die Zusatzkohle sein ganzer Konzern dann mal rote Zahlen schreiben werde. So in ein paar Jahren allerdings erst.

Die sieben Zwerge der «Blick»-Chefredaktion äusserten sich gemeinsam

Ringier hingegen sandte gemischte Signale aus. Der CEO Marc Walder betätigte sich als Helfershelfer des Referendumskomitees. Sein Verleger und immer noch Besitzer Michael Ringier  betätigte sich als Walder-Verteidiger. Die «Blick»-CEO und Global Head of irgendwas führte vor, dass es mit der Trennung zwischen Verlag und Redaktion nicht weit her ist. Vielleicht wollte sie auch mal gerne ihr Konterfei im «Blick» sehen, anders ist Ladina Heimgartners viel zu späte und viel zu lachhafte Intervention nicht zu erklären.

Die sieben Zwerge aus der Chefredaktion der «Blick»-Gruppe behaupteten in einer gemeinsamen Mitteilung, dass sie niemals nicht sich ihre Ausrichtung, Artikel oder Meinungen von oben befehlen liessen. Während Walder das Gegenteil bewies und Heimgartner ebenfalls die Mauer zwischen Verlag und Publikationsorgan einriss, als hätte sie das von Willi Tell gelernt.

Leider gelang es dem Verlegerverband nur unzureichend, genügend Kleinverlage mit Dackelblick aufzubieten, die von ihrer regionalen Wichtigkeit schwärmten und den Gefahren warnten, sollten sie nicht ein paar Krümel von der Milliarde abkriegen.

Es ist vielleicht noch etwas früh, aber ZACKBUM meint: es kann Entwarnung gegeben werden. Die Medienlandschaft der Schweiz ist auch nach der Abstimmung haargenau die gleiche wie zuvor. Das ist allerdings nicht unbedingt eine gute Nachricht …

https://www.zackbum.ch/wp-content/uploads/2021/11/Short1.jpeg 291 627 René Zeyer https://zackbum.ch/wp-content/uploads/2020/06/logo1.svg René Zeyer2022-02-16 06:00:212022-02-14 18:05:16Merken Sie schon was?
René Zeyer

Nachtreten

7. Januar 2022/6 Kommentare/in Allgemein, Medienschelte /von René Zeyer

Wie der Herr, so das Gescherr. Statt zu schweigen, gurgelt die «Blick»-Chefredaktion durchs Abflussrohr.

Zunächst die gute Nachricht: auf einer Hierarchiestufe drängeln sich noch die Häuptlinge. Ganze sieben Nasen umfasst die «Chefredaktion der Blick-Gruppe». Die schlechte: Es ist nur eine einzige, sportliche Frau dabei. Ts, ts. Verwunderlich, dass man dennoch auf die Auflistung von Ladina Heimgartner verzichtet hat.

Die ist schliesslich nicht nur «Head Global Media», sondern auch «CEO Blick Group». Bedauerlich, so kommt ihr Lieblingswort «Resilienz» kein einziges Mal vor.

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Ist denn immer noch nicht alles gesagt? Aber nein:

Wenn gleich sieben Köche einen Meinungsbrei anrühren, dann muss man sich nicht wundern, dass Gordon Ramsay («In Teufels Küche») echten Handlungsbedarf sähe. Während der Chäf himself einen sauberen Text hinlegte («Augenmass»), kommen nun elendslange 6000 A Geschmürzeltes, Geheucheltes, Gehacktes, Weichgespültes und Verkochtes hinzu.

Während Michael Ringier auf dem Boulevard spaziert, schiesst sich diese Versammlung gleich selbst ins Knie:

««Auf meine Initiative hin», «wir wollen die Regierung unterstützen» – herausgepickt kann das tatsächlich nach Befehlsausgabe, nach Appell zu Regierungshörigkeit klingen. Die Äusserungen unseres Chefs rücken uns in ein falsches Licht. Marc Walder hat sich bei der Redaktion entschuldigt, er bedauert seine Wortwahl.»

Wieso eigentlich? Gab es diese Initiative denn nicht? Was bedauert Marc Walder denn? Dass er darum bat, diese Bemerkungen sollten im kleinen Kreis verbleiben, denn es sei ja nichts Geheimes daran. Dann hat er sich bei der «Bild» entschuldigt, die er anrempelte. Schliesslich hatte er gelobt, dass der «Blick» nur mit Wattebäuschen nach der Regierung wirft.

Die Lächerlichkeit dieser Stellungnahme der Unterhäuptlinge liegt darin, dass sie etwas bestreiten wollen, was unbestreitbar ist:

«Denn es ist klar: Es gab nie einen «Befehl», und Blick hätte ihn auch nicht ausgeführt. Es ist nicht die Kultur, die wir bei Ringier kennen. Die Corona-Berichterstattung der vergangenen fast zwei Jahre zeigt es. Blick war nicht regierungstreu, sondern nach bestem Wissen und Gewissen faktentreu.»

Dann wird’s so peinlich, dass es beim Lesen wehtut:

«Im Newsroom hängt ein Manifest, das für alle Blick-Journalistinnen und -Journalisten verbindlich ist. Darin steht unter anderem: «Wir treten für Transparenz und Aufklärung ein. Wir berichten über Missstände, unabhängig davon, ob das den Verantwortlichen und Betroffenen nützt oder schadet.» Regierungshörigkeit wäre das Gegenteil davon.»

In welcher Welt leben diese Chefredaktoren?

Der Gesundheitsminister Alain Berset wurde harsch kritisiert? Durfte nicht als Dressman und Interviewer durch ein Ringier-Magazin tänzeln? Seine aussereheliche Affäre wurde nicht kleingeschrieben, der Einsatz von martialischen Polizeitruppen nicht als durchaus sinnvoll gerechtfertigt? Come on, you’re kidding, wie der Ami sagt.

Passt irgendwie zusammen …

Diese «Stellungnahme» wurde von einem Chefredaktor mitunterzeichnet, der nicht davor zurückschreckt, von der offiziellen Linie abweichende Staatsbürger als «totalitär» zu beschimpfen und ihr Verhalten mit den Massenmördern Hitler und Stalin zu vergleichen.

Soll man diesen Herren (und der einzigen Dame) als Beispiel unter vielen vorhalten, wie sie über die Affäre «Walliserkanne» berichtet haben? Faktentreu? «Die Einheimischen sind erleichtert, dass das Treiben der Skeptiker gestoppt wurde. Die meisten sind froh, dass sie dank dem Zertifikat wieder normal arbeiten können – und freuen sich auf die Wintersaison.» Und wie sülzte Oberchefredaktor Christian Dorer: «Weil sie sich bis zur Verhaftung allen Corona-Regeln widersetzten, wurden die Wirte der Walliserkanne in Zermatt landesweit bekannt. Doch trotz allem Rambazamba unterstützt die überwiegende Mehrheit den Kurs der Vernunft.»

Ganz objektiv, regierungskritisch, unabhängig und ausgewogen meinte Dorer:

«Wer die Corona-Immunisierung ablehnt, verlängert die Pandemie, stresst die Spitäler und schadet den Geimpften.»

Oder müssen wir Dorer daran erinnern, wie er sich als Trump-Groupie gebärdete und sich nicht einkriegte, als der höchstpersönlich eine ihm untertänig entgegengestreckte «Blick»-Ausgabe signierte? Atemlos durch die Macht berichtete das Blatt: «Christian Dorer will ihm einen Kugelschreiber geben, doch Trump will lieber seinen eigenen schwarzen Filzstift.» Wahnsinn.

Die «Blick»-Häuptlinge zeigen Haltung. Und was für eine …

Aber einem Satz im aktuellen Gemurmel kann man zustimmen: «Wir zeigen Haltung.» Das tut auch ein Bückling. Ein Wendehals. Ein Opportunist. Ein Gummirücken. Eine Windfahne.

Aber wozu viele Worte verlieren; als Absackerchen zwei Beispiele für die verantwortungsvolle, tiefschürfende und hochstehende Berichterstattung:

Man stelle sich vor, was «Blick» sülzen und toben würde, wenn das dem Ringier-Liebling Roger Federer passierte. Aber wenn’s einer ist mit einem -ic am Ende des Namens:

«Qualis dominus, talis et servus.» Das ist Latein und bedeutet «Wie der Herr, so auch der Sklave». Dabei gilt allerdings auch die alte Indianerweisheit: Der Häuptling singt immer am schönsten. Das trifft hier eindeutig zu. Marc Walder sagt schlichtweg die Wahrheit. Michael Ringier wirft sich für ihn mit einem eleganten Kommentar in die Bresche.

Was wäre eine gute Stellungnahme gewesen?

Die «Chefredaktion der Blick-Gruppe» hingegen entlarvt sich einmal mehr als eine Versammlung von Nulpen. Man stelle sich nur die Wirkung vor, wenn statt dieses Gewäschs eine wirklich mutige Stellungnahme erfolgt wäre:

Natürlich folgen wir den Vorgaben aus der Teppichetage. Natürlich wollen wir uns in der Gnade und dem Wohlgefallen des Besitzers und des CEO sonnen. Das kann doch nicht anders sein, denn seit wann folgt der Lohnabhängige und Weisungsgebundene nicht den Anregungen des Brötchengebers und Chefs?

Mit diesem Eingeständnis des Offenkundigen hätte diese Versammlung tatsächlich mal ein Zeichen gesetzt.

Jeder, der länger als ein paar Monate im Journalismus arbeitet, hat schon erlebt, dass eine Idee, ein Artikel, eine Kritik, unabhängig von Richtigkeit und Relevanz, einfach abgelehnt wurde. Mit oder ohne Begründung, aber eindeutig wegen: nein, das passt nicht in unsere Richtung. Nein, das sähe spätestens Ringier-Walder, Coninx-Supino oder Wanner-Wanner ganz anders. Auch das wird gesagt, allerdings nur hinter vorgehaltener Hand und so, dass es jederzeit abgestritten werden kann.

Aber Vorsicht, nicht nur ZACKBUM kennt genügend Beispiele dafür.

Journalismus verreckt nicht an wegbrechenden Einnahmen oder Lesern. Er verreckt nicht mal an der Unfähigkeit der Medienmanager. Er verreckt an seiner offenkundigen, unappetitlichen, widerwärtigen Heuchelei.

https://www.zackbum.ch/wp-content/uploads/2021/04/Blick_neu.jpeg 247 479 René Zeyer https://zackbum.ch/wp-content/uploads/2020/06/logo1.svg René Zeyer2022-01-07 07:00:342022-01-06 16:09:44Nachtreten
René Zeyer

Hier spricht der Besitzer

6. Januar 2022/4 Kommentare/in Allgemein, Blattkritik /von René Zeyer

Wenn Michael Ringier sein Privileg ausnützt, ist Feuer im Dach.

Vorgestellt wird er bescheiden als «Präsident des VR der Ringier AG». Die Wahrheit wäre: Michael Ringier ist der Besitzer. Der Boss. The Man. Der Eigentümer. Der Mehrheitsaktionär. Die Wahrheit wäre: Er ist längst Juniorpartner von Axel Springer, und der Versicherungsgesellschaft Mobiliare gehört ein Viertel der Ringier AG.

So viel Transparenz müsste eigentlich sein. Sein CEO Marc Walder ist als erster Geschäftsführer überhaupt mit 10 Prozent am Unternehmen beteiligt. Dafür wurde ihm von Ringiers Hausbank, die auch im VR vertreten ist, ein Kredit gewährt. Alles keine Schande.

Der Herr eilt dem Knecht zu Hilfe

Nun hat sich Walder ohne Not vor laufender Kamera ins Elend geschwatzt. Dabei etwas gesagt, was als Binsenwahrheit gelten sollte: natürlich werden publizistische Leitlinien vorgegeben. Allgemeiner Art, das ist dann das Gesülze in jeweiligen «Code of Conduct». Und konkreter Art, wie ein Thema zu bewerten, gewichten, darzustellen ist. Sei das der EU-Beitritt, sei das die Abstimmung über das Mediengesetz, sei das die Behandlung der Pandemie. Sei das die Behandlung von Magistraten.

Seit den Männerfreundschaften des Hausgespensts Frank A. Meyer hat es eine Tradition bei Ringier, dass Bundesräte gelobt oder kritisiert werden. Je nach persönlichen Präferenzen der Entscheider im Hause. Auch das ist keine Schande.

Nun versucht Ringier, selbst ein nicht unbegabter Schreiber, seinen CEO aus der Feuerlinie zu nehmen, bevor sich der Ausdruck Waldergate einbürgert. Das ist ehrenhaft, wenn auch nicht ganz uneigennützig. Vorbildlich der Aufbau seiner Verteidigungsschrift, in der für den «Blick» nötigen Kürze.

Ein beispielhaftes Stück Kommentar

Zuerst eine rhetorische Frage, wie sie auch Meyer in jahrelanger Übung perfektioniert hat: «Worum geht es eigentlich?» Dann die Einordnung. Nur am Rande um CEO Walder, «der selbst am besten weiss, dass seine Formulierungen während einer Managementkonferenz vor einem Jahr nicht zu den Sternstunden einer sonst unglaublich erfolgreichen Karriere gehören».

Ein kleiner Nasenstüber, aber mit dem Schaumgummihammer. Dann verwandelt sich der gütig strafende Vater in den zürnenden Rachegott: «Aber eines kann ich als Verleger von über 100 Redaktionen in 18 Ländern und Tausenden Journalisten nicht einfach stehen lassen. Denn die Unterstellung, dass hier Journalismus nach Weisung betrieben wird, ist eine absolut böswillige Diffamierung der täglichen Arbeit …»

Dann zeigt Ringier, dass er Boulevard besser beherrscht als die meisten überlebenden «Blick»-Journalisten: «Mit Entsetzen erinnere ich mich immer noch daran, dass einer unserer Kollegen und dessen Lebenspartnerin in der Slowakei vor wenigen Jahren ihr Leben lassen mussten, weil er mit seinen Recherchen einem Mächtigen zu nahe gekommen war.»

Michael Ringier. (Screenshot «Blick»).
Das Foto wurde hier um ca. 70 Prozent verkleinert …

Klassischer Dreisprung, dann Zieleinlauf

Schon ist er auf der Zielgeraden. «Einordnung, Erklärung, Hilfestellung, Diagnose, Analyse nach bestem Wissen und Gewissen.»  Dazu noch «Respekt und Augenmass», wir überqueren die Ziellinie:

«Machen Sie, geschätzte Ringier-Journalistinnen und -Journalisten, einfach so erfolgreich weiter wie bisher.»

Das ist ein rhetorisch gelungener Rettungsversuch. Sauberer Aufbau, einfache und verständliche Worte, keine Längen, ohne Rumpler auf die Schlusspointe zugeschrieben. Kann man in jeder Journalistenschule als Anschauungsmaterial verwenden.

Nur: Was hat das mit der täglichen Realität der Kindersoldaten in ihren Verrichtungsboxen in der Hölle des Newsrooms zu tun? Wo Klicks zur einzig harten Währung geworden sind, wo Impfkritiker verunglimpft und beschimpft werden, ein amoklaufender Chefredaktor sogar vor Faschismusvorwürfen und Nazivergleichen nicht zurückschreckt?

Eigentlich nichts. Von «erfolgreich» zu schreiben, das ist zudem nassforsch, angesichts der Entwicklung der Auflage.

Daher ist das kein Kommentar, sondern ein schönes Stück Prosa. Eine Kurzgeschichte. Von gewissem literarischen Wert, aber ohne jeden Realitätsbezug.

 

 

https://www.zackbum.ch/wp-content/uploads/2022/01/Ringier3.jpeg 472 951 René Zeyer https://zackbum.ch/wp-content/uploads/2020/06/logo1.svg René Zeyer2022-01-06 07:00:412022-01-05 09:35:52Hier spricht der Besitzer
René Zeyer

Sprich mit mir!

6. November 2021/0 Kommentare/in Allgemein /von René Zeyer

Wenn das Neue uralt ist: «Interview by Ringier», die Greisengeburt.

Andy Warhol war ein genialer Selbstvermarkter. Davon zeugt auch die 1969 von ihm gegründete Zeitschrift «Interview». Damals ein Wurf, die Urzelle aller Zeitgeist- und Lifestyle-Magazine.

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Die heutige Version des Geniestreichs von Warhol vor mehr als 50 Jahren.

Inzwischen eher ermattet gibt es das Blatt noch heute, in einer Schrumpfauflage von knapp 40’000 verkauften Exemplaren. Es gibt auch zum Beispiel «The Talks», rein virtuell gemacht.

Eine Interview-Plattform unter vielen im angelsächsischen Raum.

Die Idee, Interviews und nichts als Interviews zu bringen, ist uralt. Das ist natürlich noch kein Grund, sie nicht zu kopieren. Man wird dann sehen, ob «Interview by Ringier» allfällige Namensklagen abwehren kann.

Leichtes Gedrängel in der IGE-Datenbank, die geistiges Eigentum verwaltet und schützt.

Mehr als die üblichen Vorschusslorbeeren

«Dieses neue Magazin ist eine Herzensangelegenheit von Verleger Michael Ringier, Ringier CEO Marc Walder und mir»,

sagt Alexander Theobald, CEO Ringier Axel Springer Schweiz AG. Bei Herzensangelegenheiten ist es immer so eine Sache; ein weiches Herz kann leicht zu einer weichen Birne führen, wie man weiss.

Das erste Cover mit unserem Lieblings-Balljungen.

Absolut eine Herzensangelegenheit ist es mal für Marc Walder. Denn Susanne Walder – Qualifikation: unbekannt – ist neben dem alten Kämpfer Werner de Schepper die Chefin des Blatts. De Schepper wurde dafür extra von der serbelnden «Schweizer Illustrierte» abgezogen.

Links verhaltenes, rechts breites Lächeln.

Nun also der Wurf mitsamt allen Geburtswehen, die Schlimmes ahnen lassen. «Print only, 148 Seiten für die besten Köpfe der Schweiz». Auflage satte 130’000 Exemplare, die den Abonnenten von «Bilanz» und «SI» zugehalten werden – oder für 12 Franken am Kiosk erworben werden können.

Die beiden Magazine verfügen über insgesamt 94’500 Abonnenten, laut WEMF. Also träumt Ringier davon, 35’500 Exemplare am Kiosk abzusetzen. Oder wie das Susanne Walder formuliert: «In einer Zeit, in der Social Media viel Raum einnimmt, und die Digitalisierung alles beschleunigt, dürfte dieses Bekenntnis zu Print & Tiefe seinen Platz finden.»

Was können wir erwarten?

ZACKBUM ist immer und prinzipiell begeistert, wenn in diesen elenden Zeiten des Sparjournalismus ein neues Produkt auf den Markt geworfen wird. ZACKBUM gesteht, dass ihm kein Vorabexemplar zugehalten wurde, die Meinungsbildung also alleine aufgrund der Medienmitteilung und des bereits bekannten Inhalts erfolgt.

Allerdings wird es ZACKBUM eher schummrig dadurch.

«Das Heftkonzept und die hochstehende künstlerische Gestaltung von «Interview by Ringier» stammen vom international bekannten Kreativdirektor Beda Achermann, der exklusiv für «Interview by Ringier» das Design und die Fotosprache entwickelt und seine Kontakte zu den Weltbesten in Kunst und Fotografie in die Realisation dieses Heftes eingebracht hat.»

Achermann ist zweifellos ein begabter Altmeister des Magazindesigns und wir halten grösste Stücke auf ihn. Allerdings: billig liegt ihm nicht so. Und den «Weltbesten» in Kunst und Fotografie auch nicht. Eine Annie Leibovitz zum Beispiel muss man sich leisten können, das kann nicht jeder.

Teuer, teurer, am teuersten: Interview mit Maja Hoffmann.

Dass Achermann seinem alten Hang zu Handschrift-Typo und -Titel nachlebt, nun gut, die Räder sind hier bereits mehrfach erfunden worden. Aber das sind ja sozusagen die Formalien, wie steht es denn um den Inhalt?

Welche Talking Heads werden denn dem staunenden Publikum vorgeführt?

Peter Sloterdijk ist bekanntlich in der Lage, aus dem Stand tief Philosophisches zu eigentlich jedem Thema zu sagen. Frank A. Meyer ist bekanntlich immer auf der Suche nach einer hochstehenden Plattform, die dann in den Orkus fährt. Wie «Die Woche», wie «Cicero». Denn «Kolumnist SonntagsBlick», das entspricht schon nicht seinem Selbstverständnis.

Kann man so machen, muss man nicht so machen.

Unser Kulturminister Alain Berset, der Musik bekanntlich besonders zugetan, führt ein Gespräch mit Stephan Eicher, «exklusiv für «Interview by Ringier»». Interessant, wofür unser Gesundheitsminister Zeit findet während der Corona-Pandemie. Es dürfte wohl auch eine Premiere sein, dass ein amtierender Bundesrat sich als Mitarbeiter eines Magazins verdingt.

Links breites Lächeln, rechts auch: Feier zur Lancierung.

Nomen est omen:

«Ein anderes Highlight ist die Begegnung von Verleger und Kunstsammler Michael Ringier mit dem Künstler Urs Fischer in dessen Atelier in New York, fotografiert von Roe Etheridge.»

Immerhin, zwei von drei Namen sind richtig geschrieben, und wer kennt denn auch Roe Ethridge. Allerdings wollen wir von ZACKBUM uns bei korrekter Schreibung von Namen nicht zu weit aus dem Fenster lehnen.

Nur die hellsten Köpfe der Schweiz

Auf dem Cover schliesslich prangt unser aller Roger Federer, sicher auch einer der hellsten Köpfe der Schweiz, dessen Ansichten mindestens so interessant sind wie die von Martina Hingis. Aber die war schon vergeben.

 

Die Bälle sind hell, der Kopf auch?

Sobald der Inhalt dem Pleps zugänglich ist, werden wir uns gerne nochmals drüberbeugen – in der wildentschlossenen Hoffnung, dass all diese Warnsignale sich in Wohlgefallen auflösen werden. Denn es sei dem Ringier-Verlag, also dem Schweizer Kleinpartner des grossen Axel Springer Verlags, gegönnt, endlich einmal, zum ersten Mal überhaupt, ein hochklassiges Produkt nicht nur auf den Markt zu werfen, sondern nicht gleich dem frühen Kindstod beiwohnen zu müssen.

Wie heisst’s doch so richtig: die Hoffnung stirbt zuletzt.

Vielleicht ist es uns noch vergönnt zu erfahren, was diese beiden sprechenden Pudel als Icon im Logo der neu-alten Zeitschrift bedeuten sollen:

Pudelwohl? Des Pudels Kern? Pudeltanz?

https://www.zackbum.ch/wp-content/uploads/2021/11/Interview6-1.jpeg 316 938 René Zeyer https://zackbum.ch/wp-content/uploads/2020/06/logo1.svg René Zeyer2021-11-06 07:00:102021-11-12 15:18:05Sprich mit mir!
René Zeyer

… und der böse Haudrauf

27. Oktober 2021/9 Kommentare/in Allgemein, Medienschelte /von René Zeyer

Wenn «Inside Paradeplatz» seine Kernkompetenz verlässt, wird’s schummrig.

Der Finanzblog von Lukas Hässig* hat gerade sein zehnjähriges Jubiläum gefeiert. Der Einzelkämpfer hat diese Webseite zu einer Institution gemacht, mit der er regelmässig die gesamte Wirtschaftspresse abtrocknet. Vasella, Vincenz, Thiam, wegen ihm gestolpert, desavouiert, skandalisiert.

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Inzwischen begleitet Hässig Bewunderung und Neid, was ja das beste aller Komplimente ist. Er gibt auch Gastautoren Schreibrecht, die sich über Themen äussern dürfen, die nur begrenzt mit der schönen Finanzwelt rund um den Paradeplatz zu tun haben.

Das kann bereichernd sein, das kann auch in die Hose gehen. Aber Konfliktivität, aufjaulende Kommentatoren, das gehört zur DNA des Blogs, da lässt Hässig viel zu. Zu viel?

Zu den regelmässigen Autoren bei IP gehört Beni Frenkel. Hier muss erwähnt werden, dass Frenkel zu den Gründern von ZACKBUM zählt und sich im Frühling dieses Jahres Knall auf Fall entschied, seine Mitarbeit einzustellen.

Schnee von gestern. Es muss aber erwähnt werden, weil ZACKBUM heilfroh ist, dass Frenkel dieses polemische Meinungsstück nicht hier, sondern auf IP veröffentlichte: «20 Millionen-Grab von «Fritz + Fränzi»»

Totengräber Frenkel am Gerät.

Frenkel ist ein begabter Polemiker, und wo er hinhaut, wächst normalerweise kein Gras mehr:

«Seit 20 Jahren pumpt Ellen Ringier Geld ins Elternmagazin. Der Grossteil der Auflage wird verschenkt. Macht jährlich rund 1 Million Verlust. Man hats.»

Schlag auf Schlag gegen das Elternblatt

ZACKBUM, möchte man sagen. Das Elternblatt habe mit einer Sondernummer seinen 20. Geburtstag gefeiert, Feierlichkeiten für die «Milliardärin», die ihren 70. beging, seien aber gestrichen worden. Damit erreicht Frenkel erst Betriebstemperatur.

Die Auflage werde gepumpt, indem man 70 Prozent verschenke, zum Ingrimm der Konkurrenz werde so Reichweite gebolzt, was den Inserate-Keilern vom «Blick» zugute käme, die sich auch um das Elternblatt kümmern müssten. Dadurch entstehe ein jährlicher Verlust von mindestens einer Million, wisse ein «Insider», macht also 20 in 20 Jahren: «Auch für Milliardäre kein Pappenstil.»

20 Jahre, 20 Millionen, runde Zahlen, nichts zu feiern.

Schlimmer: «Ellen Ringiers Hobby sorgt im Unternehmen ihres Mannes für Stirnrunzeln.» Denn: «Was Verleger Michael Ringier Millionen kostet, seiner Gattin einen Zeitvertreib ermöglicht, droht anderen Redaktionen das Wasser abzugraben.» Vernichtendes Fazit:

«Würde Geld im Hause Ringier eine Rolle spielen, hätte es „Fritz+Fränzi“ wohl nie gegeben.»

Als Schlusspointe hätte Frenkel auch gleich noch einen neuen Titel für dieses teure Hobby: «Vielleicht „Langeweile+Geld“».

Polemik ohne Faktentreue ist einfach

Das ist lustig, das ist unterhaltsam, dass ist IP, das hätte auch auf ZACKBUM erscheinen können. Ist es glücklicherweise nicht, denn Faktencheck ist bei uns immer Aufgabe und Verpflichtung des Autors. Leider hat Frenkel hier das Prinzip beherzigt, sich von Fakten oder Widerspruch doch nicht eine knackige Hinrichtung kaputt machen zu lassen. Denn sowohl Chefredaktor wie herausgebende Stiftung drücken öffentlich ihr Unverständnis aus:

Die Herausgeberschaft findet’s überhaupt nicht komisch.

Auf persoenlich.com sagt Nik Niethammer zu den Vorwürfen: «Mit Verlaub, das ist grober Unsinn. Wir wissen nicht, was den Autor geritten hat. Der Text strotzt vor Unwahrheiten, Behauptungen und Mutmassungen. Was mich am meisten stört, ist der gehässige, herablassende Tonfall. Der Autor hat uns im Vorfeld einen Fragenkatalog zukommen lassen. Wir haben seine Fragen ausführlich beantwortet und stellen erstaunt fest: Keine Silbe davon findet sich im Text wieder.»

In einer umfangreichen Gegendarstellung regt sich auch die Herausgeberschaft darüber auf. Sie zerpflückt in 11 Punkten die Anwürfe und hält fest: «Herr Frenkel hat der Stiftung Elternsein in der vergangenen Woche über verschiedene Kanäle drei Fragen schriftlich zukommen lassen. Wir haben diese Fragen ausführlich beantwortet und uns darüber hinaus Zeit genommen, auch Rückfragen zu beantworten. Wir sind ausserordentlich erstaunt, feststellen zu müssen, dass ganz offensichtlich vorsätzlich unsere Antworten in keiner Weise in den Text eingeflossen sind, sondern gezielt Falschinformationen gestreut werden.»

Und was sagt Frenkel? Plötzlich mit Schweigegelöbnis …

Wie es bei ZACKBUM Brauch ist, haben wir Ex-Kollegen Beni Gelegenheit gegeben, zu diesen Vorwürfen Stellung zu nehmen. Denn als er noch bei uns publizierte, wusste er ja, dass das zum unverzichtbaren Bestand journalistischer Benimmregeln gehört.

Aber leider hat er sich der Unsitte von so vielen anderen, den 78 erregten Tamedia-Frauen, der «Republik» usw. angeschlossen: austeilen wie ein Weltmeister. Aber Stellung zu höflich, jedoch präzise gestellten Fragen nehmen: nein, danke. Das ist eine Unsitte. Diese Feigheit macht den ganzen Inhalt der Polemik nicht nur fragwürdig, sondern nicht mehr glaubhaft. Unabhängig davon, wer hier Recht hat; «Fritz + Fränzi» oder Frenkel: er hat sich damit selbst ins Unrecht gesetzt, seine Glaubwürdigkeit verspielt, seine Reputation beschädigt.

Schon wieder können wir hier nur die Fragen publizieren, gerne hätten wir das mit den Antworten getan.

  1. Du schreibst, Ellen Ringier pumpe seit Jahren Geld in Fritz + Fränzi. Das wird aber von der Stiftung Elternsein herausgegeben, die seit Jahren eine ausgeglichene Rechnung präsentiert. Wie kommst Du auf diese Behauptung?
  2. Du verwechselst wohl «das Haus Ringier» und diese Stiftung, nicht?
  3. Du schreibst, die «Blick»-Anzeigenabteilung habe auch für F+F Anzeigen «anbaggern» müssen. Das stimmt offenbar nicht, woher hast Du das?
  4. Du schreibst, F+F koste «Verleger Michael Ringier Millionen». Ellen Ringier sagt, dass sie am Anfang ihr eigenes, geerbtes Geld investiert habe. Was stimmt?
  5. Kannst Du den Unterschied zwischen Auflage und Reichweite definieren?
  6. Du schreibst, die Leserbriefe seien «künstlich auf sieben Seiten aufgepumpt» worden. F+F sagt, dass die Redaktion normalerweise viermal mehr Zuschriften erreichen als abgedruckt werden können. Wie belegst Du Deine Behauptung?
  7. Die Stiftung behauptet, Deine ihr zugestellten Fragen und Rückfragen seien umfangreich beantwortet worden, davon fände sich aber nichts im Artikel. Stimmt das?
  8. Die Stiftung und der Chefredaktor von F+F behaupten, die würdest gezielt Falschinformationen wider besseres Wissen verbreiten. Was sagst Du dazu?
  9. Folgt man der Stiftung, scheint kein einziger von Deinen gravierenden Vorwürfen zuzutreffen. Siehst Du das auch so? Wenn ja, gibt es eine Gegendarstellung?

Schade auch, dass er bei ZACKBUM nicht mehr gelernt hat.

 

*Packungsbeilage: René Zeyer publiziert gelegentlich auf «Inside Paradeplatz».

https://www.zackbum.ch/wp-content/uploads/2021/10/Fritz1.jpeg 127 565 René Zeyer https://zackbum.ch/wp-content/uploads/2020/06/logo1.svg René Zeyer2021-10-27 07:00:232021-10-27 07:23:11... und der böse Haudrauf
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  • Kleines Vademecum für Kommentarschreiber27. August 2020 - 16:08
  • Wer wir sind und was wir wollen25. August 2020 - 15:07
  • ZACKBUM.ch startet: Die Rückkehr der Medienkritik25. Juli 2020 - 6:05
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