Wumms: Regula Stämpfli
Klag es ein! Kampffeminismus scheitert meistens vor Gericht.
Regula Stämpfli hat sich einen Namen als Brachial-Polemikerin gemacht. Das ist ihre Nummer, um sich ein Scheibchen von der öffentlichen Aufmerksamkeit abzuschneiden. Sie wusste schon früh: besser als ein Auftritt in der inzwischen verblichenen Talkshow «Schawinski» ist eine demonstrative Absage.
Das ersparte ihr, von ihm gegrillt zu werden – und sorgte für reichlich Hallo. Genauso schlägt sie auch in ihren unzähligen Kolumnen und Kommentaren kräftig drauf. Allerdings ist diese Nummer in den grossen Plattformen so ausgeleiert, dass sie auf ein Kleinstorgan ausweichen muss. Schon seit einiger Zeit gehört sie zum Inventar des «Klein Reports».
Dort nimmt sie sich den Tamedia-Autor Jean-Martin Büttner zur Brust. Denn der hatte es gewagt, eine Polemik über Patti Basler zu verfassen. «Die Frau nervt», konstatierte er. Das ist noch milde formuliert; eine Humoristin, die es lustig findet, «Benissimo» in «Penissimo» zu vergewaltigen und bei Kritik völlig humorlos reagiert («Wer dies missversteht, handelt entweder ignorant oder bewusst hetzerisch.»), hat sich selbst disqualifiziert.
Nun hat sich Büttner mit Basler zum Gespräch getroffen, Auftritte angeschaut und schreibt ein hochstehendes, natürlich kritisches Porträt, keine Ferndiagnose und auch keine Hinrichtung. Vorsichtshalber ist das Ganze noch mit «Polemik» etikettiert.
Dabei reflektiert Büttner über Basler und über sich selbst, stellt also auch seine eigenen Motive auf den Prüfstand, wieso die Komikerin nerve. Das kann man mögen oder nicht. Man kann damit einverstanden sein oder nicht. Oder man nimmt die Sexismuskeule hervor und fuchtelt damit herum. Man macht also die Stämpfli.
Eingeleitet wird ihre Polemik mit einem Rückblick auf den angeblichen ««#metoo»-Skandal im «Hause Tages-Anzeiger»». Da hätten sich 78 Journalistinnen über «strukturelle Diskriminierung, Sexismus und Lohnungleichheit» beschwert. Richtig daran ist, dass auch ein Jahr später kein einziger der damaligen Vorwürfe erhärtet oder belegt ist.
Dann legt die «Politologin, Bestsellerautorin & Podcasterin» Stämpfli los. Sie versucht sich an einer Hinrichtung: «Ihn nervt Patti Basler derart, dass er einen Text mit dem Ziel, maximalen Schaden anzurichten, verfasst – Begleitbild inklusive.» Was werfe Büttner Basler denn vor? Müsterchen: «Sie sei «dauerpräsent», sie sei «selbstgerecht», sie sei eine «systematische Dutzerin» – als ob sich irgendwer in der Schweizer Promiszene NICHT duzen würde und – wait for it – «sie hat zu allem eine Meinung». Wo kommen wir denn hin, wenn Frauen eine Meinung haben, nicht wahr?»
Basler zeigt den Stinkefinger. Ist das Foto sexistisch?
Vielleicht ein Müsterchen (neben «Penissimo») von Basler; ihre Meinung zu Putin: «Ich fürchte, das Nervengift hat deine Hirnrinde und deinen frontalen Stirnlappen inzwischen irreversibel angegriffen.» Kann man machen, muss man nicht machen. Kann man wohl nur mit sehr viel Feminismus vor Augen lustig finden.
Aber Stämpfli ist auch «Politologin», also will sie gleich noch die grösseren Zusammenhänge ins Spiel bringen:
«Sexismus ist nicht einfach unschön und diskriminiert theoretisch, sondern ist so angelegt, dass die angegriffenen Frauen enteignet werden sollen und/oder in ihrer Fähigkeit, Kapital zu bilden, gebremst und/oder blockiert werden.»
Hier nimmt sie als untaugliches Beispiel Patrizia Laeri. Die klagte gegen «Inside Paradeplatz» unter anderem wegen «unlauterem Wettbewerb». Dort war ihr – zu Recht – vorgeworfen worden, dass eine von ihr angepriesene Geldanlage unterdurchschnittlich performe und überdurchschnittlich koste. Das war nun faktisch richtig, also wurde ihr Begehren, den Artikel superprovisorisch zu löschen, gleich zweimal abgeschmettert. Lediglich ein paar persönlichkeitsverletzende – und völlig überflüssige – Passagen mussten gestrichen werden.
Denn die Absicht von IP war im Gegenteil, solche Bremsen bei der Fähigkeit, Kapital zu bilden, zu lockern. Aber das ist wohl eine Nummer zu hoch für Stämpfli, um eine schwer nach Sexismus riechende Bemerkung zu machen.
Damit ist sie noch nicht am Ende angelangt: «Und Patti Basler sei doch eine juristische Intervention empfohlen – es würde allen prominenten und künftigen Frauen helfen.» Verstehen wir das richtig? Trotz der bitteren Erfahrung von Laeri, die versuchte, eine Kritik an ihrem Geschäftsgebaren als sexistischen Angriff umzudeuten, soll Basler gegen Büttner vor Gericht ziehen? Wegen dessen Polemik? Weil er Basler logischerweise mit einer ganzen Seite zusätzlich Aufmerksamkeit verschafft hatte?
Da begibt sich ZACKBUM in die Todeszone des diskriminierenden Sexismus und urteilt: Wer solche Kampfgenossinnen hat, braucht eigentlich keine Feinde mehr. Was Büttner über Basler geschrieben hat, ist zehnmal empathischer, analytischer und verständiger als das, was Stämpfli ungefragt und überhaupt nicht komisch der Komikerin rät.