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Die Gesinnungstäter von Unfair-Media

«Fairmedia» will sich für «die Einhaltung journalistischer Grundprinzipien» einsetzen. Da das der Verein nicht kann, sollte er aufgelöst werden.

Grossmäuligkeit kostet nichts: «Fairmedia hilft allen Betroffenen von unfairer Medienberichterstattung. Die Beratungen sind kostenlos.» Hinzu kommt ein durch nichts gerechtfertigtes Selbstbewusstsein:

«Der unabhängige Verein versteht sich als Kompetenzzentrum in Medienrecht und Medienethik und gibt zu diesen Themen auch Kurse und Trainings an Institutionen und Schulen.»

In Wirklichkeit handelt es sich um eine Gurkentruppe mit einem verhaltensauffälligen «Geschäftsführer». Der trompetet schon mal heraus: ««SonntagsZeitung» porträtiert QAnon-Sympathisantin – ohne das im Text zu erwähnen.»

Was Jeremias Schulthess nicht erwähnt: Er bezog sich dabei auf eine anonyme Denunziation der vertrauenerweckenden Quelle «Megaphon Reitschule». ZACKBUM versuchte – sogar kostenlos –, dem Verein ein paar Grundlagen der Medienethik nahe zu bringen; zum Beispiel, dass es doch nicht schlecht wäre, die Behauptungen einer der anonymen Dreckschleudern auf Twitter zu überprüfen. Oder der von dieser Verleumdung Betroffenen Gelegenheit zur Stellungnahme zu geben.

Das sah Schulthess aber, in seiner kursorischen Antwort auf präzise Fragen, entschieden anders: «Den Vorwurf, wir würden Falschmeldungen verbreiten, kann ich leider nicht nachvollziehen. Alle Aussagen in unserem Beitrag werden sehr klar und transparent belegt.»

Gut, in solchen Fällen kann man nur hoffen, dass sich ohne ärztliche Unterstützung der Kontakt zur Realität wieder aufbauen lässt. «Fairmedia» hält bis heute an allem Unsinn fest, den der Verein über diesen Fall publiziert hat.

Man könnte vielleicht noch leise hoffen, dass es sich um einen einmaligen Ausrutscher handelte; schliesslich hat der Geschäftsführer vorher bei der «TagesWoche» gearbeitet. Und bei diesem Millionengrab war es ja – siehe Beschiss bei der Printauflage – mit Medienethik nicht weit her. Und anständig recherchieren konnte man dort auch nicht lernen.

An der Seite von Jolanda Spiess-Hegglin

Aber leider müssen wir inzwischen vom Gesetz der Serie sprechen. Seite an Seite mit dem eher unappetitlichen Fanclub von Jolanda Spiess-Hegglin zog «Fairmedia» gegen eine Tagi-Journalistin zu Felde, die dort in Ungnade gefallen ist. Besonders beim Kompetenzzentrum für Medienethik Hansi Voigt.

Spiess-Hegglin und ihren Fans fühlt sich «Fairmedia» in aller gebotenen Objektivität schon länger verbunden: «Fairmedia sucht Unterstützer*innen, die Jolanda Spiess-Hegglin mit einem Vorschuss aushelfen. Dieser benötigt sie, um eine Entschuldigung des Blick einzufordern und Ringier auf Schadenersatz und Gewinnherausgabe einzuklagen.» So der wohl über jede Wächterrolle hinausgehende Spendenaufruf in nicht völlig korrektem Deutsch, obwohl das Gendersternchen sitzt.

Nach dem Hinterlassen des Millionengrabs «watson» verröstet Spiess-Hegglin-Fan Voigt aktuell mit «bajour» das Geld einer schlecht beratenen Milliardenerbin. Das könnte noch deren Problem sein, aber wenn ein Organ die besondere Betreuung von «Fairmedia» bräuchte, inklusive Kurse und Trainings, dann wäre es – «bajour». Während Voigt sonst immer furchtbar ethisch am Teetisch sitzt, weist Christian Mensch in der «Schweiz am Wochenende» zu recht darauf hin, dass dieses Randgruppenmedium schon längst «ein Fall für Fairmedia» sein müsste.

«Wenn Du dich zum Fall äussern möchtest, kannst du *** gerne kontaktieren. Auch anonym.»

Vorverurteilung und Aufruf zur anonymen Denunziation im Fall eines Basler Grafikers, dem in Leipzig wegen angeblichen «Übergriffen» gekündigt wurde. Das ist übelster Gossenjournalismus, aber mit der richtigen Gesinnung.

«Die Bajour-Berichterstattung liest sich nun, als stände Bajour selbst vor den Schranken des Gerichts. Man stelle sich vor, ähnlich würde über eine Pnos-Anhängerschaft berichtet.» So kritisiert Mensch die völlig distanzlose Parteinahme bei den sogenannten Nazifrei-Prozessen gegen linke Politaktivisten. Ein letztes übelriechendes Müsterchen aus dem ethisch hochstehenden Schaffen des Blödblatts: «Denunziation von Immobilienbesitzern, die möglicherweise eine «Massenkündigung» planten. «Rasterfahndung» nennt Bajour selbst das Verfahren, offenkundig völlig blind, was dieser Begriff historisch bedeutet», echauffiert sich Mensch.

Da der Verein «Fairmedia» auch in Basel sitzt, wäre es doch ein Leichtes für ihn, mal vor der eigenen Türe zu kehren. Aber da hindern die Scheuklappen davor, die grossen Töne auch dort umzusetzen, wo man selber ideologisch beheimatet ist. Da inquisitorisch nachzuhaken, wie das Schulthess beim Tagi tut? Auf keinen Fall.

Verein mit Schneckentempo

Aber: Ein Verein, der sich angeblich für Medienethik und die Einhaltung von Regeln einsetzen will, das aber nur sehr selektiv und in einer Richtung tut, hat jede Glaubwürdigkeit verloren und damit seine Existenzberechtigung. Auch von der neuen sich mit Trara vorstellenden Präsidentin Catherine Thommen war noch kein Ton zu dieser Sittenverluderung zu vernehmen. Dafür blubbert sie Lachschlager wie diesen: «In den sozialen Medien ist es einfach, sich in der eigenen Bubble zu bewegen.» Wohl wahr, das gilt aber auch für «Fairmedia».

Statt sich um solche offenkundigen und naheliegenden Ausraster wie bei Voigts «bajour» zu kümmern, wächst der «Geschäftsführer» des Vereins immer mehr in seine Rolle als selbstherrlicher Rächer angeblicher Opfer hinein. In der Berichterstattung von «20 Minuten» und im «Blick» über ein Tötungsdelikt an einer 22-Jährigen meint Schulthess «eine krasse Persönlichkeitsverletzung» entdeckt zu haben.

Deshalb hat er gleich zwei Beschwerden in dieser Sache beim Presserat eingereicht. Wie er einräumt, immerhin diesmal konkret auf die Fragen von ZACKBUM antwortend: «Die Presseratsbeschwerde habe ich – als Nicht-Jurist – vollumfänglich selbst verfasst.» Nun, wer keine Ahnung von ethisch vertretbarem Journalismus hat, kann doch auch keine Ahnung von Jurisprudenz haben. Was zählt, ist einmal mehr die gute Absicht.

ZACKBUM wollte dann noch wissen, wie es hier eigentlich mit den Kosten steht. Denn der Presserat verlangt laut seinem Geschäftsreglement von Organisationen – im Gegensatz zum individuellen Beschwerdeführer – eine Unkostenbeteiligung von Fr. 1000.- pro Beschwerde. Allerdings hat hier die Geschäftsstelle des Presserats die Möglichkeit, darauf zu verzichten.

Da wir, im Gegensatz zu Voigt, «Fairmedia» und vielen anderen Heuchlern immer allen Beteiligten die Gelegenheit zur Stellungnahme geben, fragten wir also beim Presserat an, wie es denn bei diesen Beschwerden durch einen Verein finanziell aussehe. Das brachte uns eine Antwort der Geschäftsführerin ein, die ausführliche Zitierung wert ist:

«Ich bestätige Ihnen, dass die zwei von Fairmedia erwähnten Beschwerden beim Presserat eingegangen sind. Zur Frage der Verfahrenskosten: Gemäss Art. 20 Abs. 2 Geschäftsreglement wird Beschwerdeführenden, die sich anwaltlich vertreten lassen, sowie Organisationen, Unternehmen und Institutionen eine Kostenbeteiligung von 1000 CHF in Rechnung gestellt. Gestützt auf ein begründetes Gesuch kann diese Gebühr erlassen werden. Der Entscheid über den Erlass erfolgt in Absprache mit dem Gesamtpräsidium. Der endgültige Entscheid obliegt der Geschäftsstelle. Zu konkreten – hängigen – Beschwerdeverfahren äussert sich der Presserat nicht.»

Darüber hinaus bittet die Juristin doch tatsächlich darum, «allfällige Zitate vorab zur Autorisierung zuzuschicken». Sie will ihre Zitate aus dem eigenen Geschäftsreglement autorisieren? Absurd, aber sicherlich Ausdruck einer gewissen Nervosität.

Ist «Fairmedia» auskunftsfreudiger? «Wir sind eine gemeinnützige Organisation, die sich für Betroffene von unfairer Medienberichterstattung einsetzt. Wir sind durch Mitgliedsbeiträge und Spenden finanziert und verfügen über ein sehr kleines Budget. Deshalb haben wir beim Presserat eine Befreiung der Verfahrenskosten beantragt.»

Medienethik kann sich nicht um Kleinigkeiten kümmern

Immerhin. Nun bleiben allerdings bloss ein paar rechtliche Kleinigkeiten auf der Strecke. Wie kann eine gemeinnützige Organisation gleichzeitig – natürlich honoriert – «Kurse, Medientrainings, Workshops» und Beratungen jeder Art anbieten, damit gutes Geld verdienen – und gleichzeitig unter Berufung auf Gemeinnützigkeit, womit wohl eher Eigennutz gemeint ist, um den Erlass von 2000 Franken quengeln?

Für zwei Beschwerden, die selbst beim ebenfalls einäugigen Presserat kaum Chancen haben? Zudem schreibt Schulthess, dass er diese Beschwerden selbst verfasst habe. Kann man daraus schliessen, dass er sie auch selbst unterzeichnet hat? Wenn ja, hätten sie sich schon damit erledigt. Denn da es die Position eines «Geschäftsführers» in den Vereinsstatuten gar nicht gibt, ist der auch nicht zeichnungsberechtigt.

Denn im Sinne der Transparenz sind sie einsehbar. Dort heisst es glasklar: «Die Organe des Vereins sind a. Generalversammlung, b. Vorstand». Dann heisst es noch glasklarer: «Die rechtsverbindliche Unterschrift führen der Vereinspräsident oder die Vizepräsidentin zu­sammen mit einem weiteren Mitglied des Vorstandes.»

Geschäftsführer? Rechtsverbindlich? Über solchen Pipifax hat sich offenbar dieses «Kompetenzzentrum» keine Gedanken gemacht.

Wir fassen zusammen: Gurkentruppe, gegen aussen vertreten durch einen gar nicht vorgesehenen Geschäftsführer. Gegen den das Kompetenzzentrum auch wegen Persönlichkeitsverletzung vorgehen sollte. Aber der eigenen.

Dass all die teilweise hochwohllöblichen Mitglieder des Vorstand, des Patronatskomitees, die wohl schon einen guten Teil aller Mitglieder bilden, zusehen wollen, wie auch – wenn vorhanden – ihre Reputation den Bach runtergeht, peinlich. Umso schneller dieser Schandfleck verschwindet, desto besser für die Medienethik.

 

 

 

 

 

 

 

Kleine Ehre für ZACKBUM

Es gibt ja noch ein anderes Medienmagazin. Der/die/das/divers «Schweizer Journalist:in».

Eigentlich wollten wir über ein Organ, das von Eugendorf (Österreich) aus über die Schweizer Medienszene berichtet, nichts mehr sagen. Auch nichts über die beiden neuen Spar-Chefredaktorinnen, das wäre uns sicher wieder als frauenfeindlich ausgelegt worden.

Schon alleine Cover und Rückseite passen für einmal zusammen. Vorne «Neustart radikal», also Rakete gezündet und ab nach unten, hinten «Haltung zeigen, watson lesen», also mit einem Strich im Gesicht zeigen, dass man furzdoof ist.

Der schwache Mann gesteht’s, einer Provokation hätte er noch widerstehen können. Aber zwei, drei, viele? Das ist zu viel. Die erste: die «Diversity-Expertin Esther-Mirjam de Boer» hat eine originelle Idee.

Wir geben sie in den Worten des Qualitätsjournalisten Jeremias Schulthess wider:

«De Boer glaubt, dass in diesen Situationen eine «kulturelle Sanierung» nötig sei. Die Quellen des Gifts müssten erkannt und sanktioniert werden. Das heisst zum Beispiel: Führungskräfte, die seit Jahren Unfrieden schüren, Ungleichheiten pflegen und Neuerungen blockieren, müssen das Unternehmen verlassen. Erst dann seien echte Veränderungen möglich.»

Das ist eine interessante Auffassung. Quellen des Gifts samt Sanierung, das nannte man im Kommunismus die Säuberung von Konterrevolutionären, im Faschismus die Ausmerzung von jüdischen Verunreinigungen im arischen Volkskörper.

Toxische Mischung im «Schweizer Journalist»

Im «Schweizer Journalist» hingegen, wir halten gerne an einer deutschen und verständlichen Bezeichnung fest, entsteht nun aber eine toxische Mischung, wenn der «Fairmedia»-Geschäftsführer und journalistische Bruchpilot Schulthess zusammen mit de Boer Schweinejournalismus vorführt.

Der Geschäftsführer dieser Gurkentruppe Schulthess ist unseren Lesern einschlägig bekannt; aber wer ist de Boer? Sie sei eine «Diversity-Expertin», ein Titel, der so wenig geschützt und nichtssagend ist wie Kuchen-Expertin. Sie gründete und leitet das «Beratungsunternehmen UR Management» über das wenig in Erfahrung zu bringen ist, da es sich nicht mal eine Webseite leistet. Ganz anders die «GetDiversity GmbH». Hier surft de Boer auf der Genderwelle und vermittelt Verwältungsrätinnen. Damit nicht ausgelastet, führt de Boer auch noch eine eigene Webseite, auf der sie sich anpreist und gleich eine ganze Latte von «mögliche Arten der Zusammenarbeit mit Esther-Mirjam de Boer» aufzählt.

Also halt eine Vermittlerin und Selbstvermarkterin mit USP Diversity. Ist nichts Schlimmes, ist aber auch keinerlei Qualifikation, um die Entsorgung von angeblich «toxischen Personen» zu empfehlen. Was steht sonst noch in der Coverstory? Nicht Nennenswertes; ausser, dass der Autor angeblich mit «17 Journalisten und Branchenkennern» gesprochen habe. Verflixt auch eins, alle natürlich nur anonym zitierbar. Eben, Schweinejournalismus à la «Republik».

Wahre Diversity strahlt auch der übrige Heftinhalt aus. Ein grosses Interview mit Anja Reschke. Anja who? Also bitte, die Chefin «Dokumentation und Kultur» beim NDR (der nördliche Ableger der ARD) und Moderatorin von «Panorama». Damit sei sie «zum Gesicht von Haltung und Moral» geworden, schmachtet die neue Hälfte der Chefreaktion des SJ.

Dummerweise einen Riesenfälschungsskandal an der Backe

Dummerweise hat Reschke gerade ihren eigenen Relotius-Skandal im Haus. Der vom NDR finanzierte «Dokumentarfilm Lovemobil» über Prostitution stellte sich als Fake heraus. Prostituierte waren Schauspielerinnen, ein besonders schlimmer Zuhälter in Wirklichkeit Hausmeister. Peinlich. Rückgabe von Preisen, Löschung des Films aus den Archiven. Kritikfähigkeit beim «Gesicht» Reschke? Null. Wenn nun alle so schlau sein wollten und fänden, man hätte das sehen müssen, typische Besserwisser im Nachhinein.

Eine Nachfrage beim «Zuhälter» eines Alternativmediums genügte, um den als harmlosen Hausmeister zu enttarnen? «Ich möchte jetzt nicht allen Autoren mit Misstrauen begegnen.»

Das erstaunte Gesicht von Haltung und Moral …

Sonst noch was? Ach ja, ein Streichel-Interview mit der sich schon kräftig lächerlich gemacht habenden Leiterin der «Tamedia-Literaturredaktion».

Also Gesinnungs- und Haltungsjournalismus der übelsten (und schlechtesten) Sorte, allen gegenteiligen Beteuerungen der neuen Chefredaktorinnen zum Trotz. Das reisst dann ein launiger Bericht über ZACKBUM auch nicht raus. «Nur noch einer zerreisst sich das Maul», ist er betitelt. Man könnte hier schon den Verdacht haben: es geht ausnahmsweise um einen Mann. Stimmt. Die Autorin hatte – Überraschung – eine These, die sie sich auch durch noch so langes und gutes Zureden nicht austreiben liess.

 

Das Therapieorgan für Männer mit Frauenproblemen

ZACKBUM scheine «nur noch einen Zweck» zu haben: «Frauen zu beleidigen. Ob Zeyer hier ein tiefer liegendes Problem hat?» Als Beleg dafür führt die Autorin die leicht obsessive Verfolgung von Patrizia Laeri auf ZACKBUM an. Dummerweise ist dafür aber einer der beiden abgesprungenen Autoren verantwortlich, nicht Zeyer. Aber der sei in Schlagzeilen wie dieser «ausgeartet»: «Manche Frauen haben nicht nur beim Parkieren Mühe». Mea culpa, Ironie ist nie eine gute Idee.

Selbst auf die Gefahr hin, hier ein tiefergelegtes Problem mit Frauen zu outen: Ich glaube nicht, dass sich insgesamt 826 Artikel, davon 468 von Zeyer, so korrekt zusammenfassen lassen. Zumal ich im Gespräch mit der Autorin auch eine ganze Reihe von männlichen Journalisten namentlich nannte, die nicht gerade in Feierlaune geraten, wenn sie sich an Artikel über sie auf ZACKBUM erinnern.

Dazu Primeurs, Recherchen, immer und ausschliesslich faktenbasierte Kritiken, ein wohltuender Unterschied zu belegfreien Behauptungen wie: «ZACKBUM hat sich auf die Fahne geschrieben, alles in der Medienbranche durchzuhecheln, was nicht so tickt wie seine Autoren.» Was nun, mit Verlaub, reiner Schwachsinn und mit vielen Lobesartikeln oder Nachrufen widerlegt werden könnte. Sagen wir mal so: eine solche dünne Suppe, voreingenommen und verzweifelt bemüht, eine These durchzukämpfen, hätte Bettina Zanni bei «20 Minuten» niemals ins Blatt schütten dürfen.

Aber macht nix, man kann ja noch dazulernen. Beim SJ scheint das allerdings hoffnungslos zu sein. Deshalb haben wir eine gute Nachricht ganz am Schluss: Es ist selbst aus Berichterstatterpflicht nicht mehr einsichtig, wieso wir auf zukünftige Ausgaben, wenn es die denn geben wird, eingegangen werden sollte. Das Leben ist dafür zu kurz, und es gibt genügend Dinge und Lesestoff, die entschieden mehr Spass machen.

Lausig gelayoutet, mit Verlaub.

Gurkentruppe «Fairmedia»

Theorie und Praxis. Die neue Präsidentin spuckt grosse Töne. Die Praxis ist viel kleinkarierter.

«Fairmedia» legt die Latte für sich und andere ziemlich hoch: «Wir helfen auch Journalisten dabei, sich medienrechtlich und -ethisch korrekt zu verhalten. Der unabhängige Verein versteht sich als Kompetenzzentrum in Medienrecht und Medienethik und gibt zu diesen Themen auch Kurse und Trainings an Institutionen und Schulen.»

Catherine Thommen doppelt zum Amtsantritt nach:

«Fairmedia mischt sich aktiv in die Debatte ein und setzt sich für die Einhaltung der journalistischen Grundregeln ein.»

Das ist ja alles wunderbar, volltönend, genau das, was Journalismus heutzutage braucht. In den Kursen verwendet «Fairmedia» sicherlich auch abschreckende Beispiele. Warum nicht aus eigenem Schaffen?

Auf Twitter spielten sich Jagdszenen gegen eine Flugbegleiterin ab, die von Michèle Binswanger porträtiert worden war. Durch häufige Corona-Tests ist sie erkrankt, was gravierende Auswirkungen auf ihre psychische und physische Gesundheit hat.

Zudem engagiert sie sich gegen Kinderhandel und -ausbeutung. Zweiteres hat mit dem Thema der Reportage nichts zu tun. Die Reportage selbst ist fehlerfrei, was den Sympathisantensumpf um Jolanda Spiess-Hegglin sehr frustriert hat. Denn Spiess-Hegglin ist auf Binswanger nicht gut zu sprechen, weil die es gewagt hat, die Darstellung von JSH der Zuger Affäre zu bezweifeln.

Muckrakers nennt man diese Gattung auf Englisch

Wunderbar, dass ein Anonymus eine Wortmeldung der Flugbegleiterin in den Social Media ausgrub. Hansi Voigt, der schon lange jeden Anspruch aufgegeben hat, als seriöser Journalist zu gelten, kräht sofort los, macht sich über die Flugbegleiterin und über Kinderhandel lustig und empfiehlt, solche Artikel zu canceln.

Das lässt dann einen weiteren anonymen Dreckspatz nicht ruhen, der verbreitet, die Flugbegleiterin sei Anhängerin der Verschwörungstheorien von QAnon. Wir bewegen uns hier wohlgemerkt im belegfreien Raum, in einer Jauchegruppe von Twitter, wo sich Verschwörungstheoretiker und Fanatiker gegenseitig hochschaukeln. Unter völligem Realitäts- und Luftabschluss, was einen sehr unangenehmen, fauligen Geruch auslöst, wenn man in diese Blase hineinsticht.

Die Erkrankung der Frau ist ärztlich attestiert, sie ist kein Einzelfall, auch ihr Problem, angepöbelt zu werden, weil sie durch ihre Erkrankung keine Maske tragen sollte (ärztlich attestiert). Das sind die Fakten, die absurden Verdrehungen haben wir bereits beschrieben.

So, und nun kommt «Fairmedia» und zeigt es allen, wie ethisch hochstehender, fairer, korrekter Journalismus geht, der ja scheint’s nötiger denn je sei. Wie das «Fairmedia» macht? So:

In seinem Tweet nimmt es den Schwachsinn der Berner Reitschule für bare Münze. In der ausführlicheren Beschreibung auf seiner Webseite geht «Fairmedia» noch ein paar Schritte weiter. «SonntagsZeitung» porträtiert QAnon-Sympathisantin – ohne das im Text zu erwähnen.»

Der Schmierfink von «Fairmedia» geht gleich in die Vollen. Die Frau behaupte, gravierende Folgen erlitten zu haben. Das habe ihr ein Arzt bestätigt, räumt Jeremias Schulthess ein. Aber: «Ist das medizinisch plausibel? Gibt es eine zweite Meinung dazu von anderen Ärzten? Darauf geht der Text nicht ein. Dabei gäbe es Gründe anzunehmen, dass nicht alles stimmt, was die Frau erzählt.»

Ein selbst gemachtes abschreckendes Beispiel

Die da wären? Dass sie Verschwörungstheorien der US-Sekte QAnon verbreite, zitiert Schulthess einen Text, der von einem anonymen Dreckspatz namens «Megaphon Reitschule Bern» verbreitet wird. Und folgert daraus: «Dass eine QAnon-Sympathisantin über Verletzungen bei Corona-Tests spricht, mag für eine Redaktion vielleicht sogar vertretbar sein. Es kann ja sein, dass die Kritik in der Sache stimmt. Es sollte aber in jedem Fall möglichst transparent gemacht werden, wer die Quelle ist – die Verbreitung von Verschwörungstheorien gehört da dazu.»

Die geschäftsführende Gurke Jeremias Schulthess.

ZACKBUM ist sich sicher: Dieser Text kann als abschreckendes Beispiel, wie man es ja nicht machen sollte, bei jedem Kurs oder Training von «Fairmedia» verwendet werden. Damit der Verein, der damit offenbar Mühe hat, nicht zu viel selber erarbeiten muss, eine kleine Amtshilfe:

  1. Ob diese Flugbegleiterin Anhängerin von Verschwörungstheorien ist – oder nicht, hat niemand eruiert. Also ist die Unterstellung absolut unstatthaft, widerspricht den primitivsten Regeln des Journalismus und Anstands.
  2. Wenn das anonyme Schmierfinken oder der Amok Hansi Voigt tun, ist das deren Sache. Wenn das «Fairmedia» unbesehen übernimmt, entzieht sich der Verein damit die Existenzgrundlage und sollte sich auflösen.
  3. Eine Frau ist erkrankt, belegt das mit dem Zeugnis des sie behandelnden Arztes. Das soll nicht glaubhaft sein, weil sie vielleicht merkwürdige Tweets oder Posts absetzt? Was soll diese Gesinnungsschnüffelei? Wenn der Autor des «Fairmedia»-Textes mit dem Schwarzen Block sympathisieren würde, würde das die Glaubhaftigkeit seiner belegten Aussagen über Briefmarkensammeln relativieren?
  4. Wer die Quelle ist, solle transparent gemacht werden, fordert Schulthess. Dass sie mit Foto und Name zu ihrer Geschichte steht, genügt ihm nicht. Er hätte gerne bei einem Thema, das absolut und null mit Verschwörungstheorien oder (real existierendem) Kinderhandel zu tun hat, gerne eine ideologische Unbedenklichkeitserklärung für die Quelle. Spinnt der Mann eigentlich?
  5. Braucht es von jetzt an wieder Gesinnungsprüfungen, bevor ein Opfer porträtiert werden darf? Wäre die Flugbegleiterin Mitglied von Amnesty International, der Freundschaftsgesellschaft Schweiz – Palästina oder Sympathisantin einer linksterroristischen Vereinigung, hätte das auch gestört? Im Artikel, der auch damit nichts zu tun, «transparent» gemacht werden müssen?
  6. Am schlimmsten ist aber: Warum hat wenigstens Schulthess nicht das gemacht, was der primitivste Anstand und Grundregeln des Journalismus verlangen, die jeder Anfänger beherrschen sollte? Nämlich der Flugbegleiterin Gelegenheit gegeben, zu all diesem Schlammbad Stellung zu nehmen? Dass Schlammschmeisser auf Twitter das nicht tun, okay. Aber ein Vertreter von «Fairmedia»?
  7. Im Gegensatz zu seinem haltlosen Kopieren unbelegter Behauptungen, ohne der kritisierten Person Gelegenheit für eine Reaktion einzuräumen: Natürlich hat ZACKBUM Schulhess mit ein paar Fragen konfrontiert. Darunter die nach Grundlagen von Ethik, Anstand, Gehör geben, nicht ungeprüft Behauptungen aus trüben und anonymen Quellen übernehmen.
  8. Das bewirkte einen Anruf von Schulthess, aus dem er aber nicht zitiert werden möchte. Sondern nur mit seiner schriftlichen Stellungnahme: «Den Vorwurf, wir würden Falschmeldungen verbreiten, kann ich leider nicht nachvollziehen. Alle Aussagen in unserem Beitrag werden sehr klar und transparent belegt.»
  9. Wenn «Fairmedia» zu beurteilen hätte, wie man eine solche Antwort qualifizieren sollte, zu welchem Ergebnis käme dieser Trümmelverein? Super Antwort, lässt nichts offen, macht eine Korrektur überflüssig?

Dass der Geschäftsführer «Fairmedia» Schulthess so einen Stuss zusammenwürgt, das mag ja noch angehen. Dass er aber auf keine einzige sich daraus ergebende Frage konkret antworten mag; sich zwar mündlich ausführlicher zu Wort meldet, aber die Verwendung untersagt: will sich «Fairmedia» wirklich mit aller Macht lächerlich machen?

Hat Schulthess hier, nach seiner Bruchlandung mit der «TagesWoche», wirklich eine Stelle gefunden, der er gewachsen ist?

Frau Thommen, übernehmen Sie! Handlungsbedarf! Lassen Sie Ihren gesalbten Worten Taten folgen. Nicht bei anderen, im eigenen Laden. Wir werden an der Sache dranbleiben …

 

 

 

Endlich: der Denunzier-Quickie!

Sie wollen Denunziant* werden, wissen aber nicht, wie? Hier wird Ihnen geholfen.

Wir nehmen gerne den etwas verqueren Namen einer neuen Plattform beim Wort: «sägsWiesisch». Beziehungsweise «#SägsWiesisch». Gerne: mieser wurde noch selten zur Denunziation aufgefordert.

Mit einer klaren Ansage:

«Hier sammeln wir Medienartikel, die unsensibel über Gewalt, Sexismus, Rassismus, Trans- und Homophobie berichten oder diese reproduzieren.»

Reproduzieren? Soll das heissen, «unsensible» Medienartikel wiederholen Gewalt, Sexismus und so weiter? Und wer ist «wir»? Wie es sich fürs Denunziantentum gehört: «wir» bleibt anonym. Impressum, Datenschutzhinweise, eine rechtsgültige Adresse? Ach was, das sind zwar obligatorische, aber vernachlässigbare Kleinigkeiten beim bösen Kampf ums Gute.

Die üblichen Verdächtigen sind Partner

Immerhin, die «Partner» outen sich. Überraschungsfrei sind das «Netzcourage» von Jolanda Spiess-Hegglin, «Fairmedia» von Beat Jans, Guy Krneta und Co., sowie «Campax» von Andreas Freimüller & Co. Nun widmen sich bereits «Netzcourage» und «Fairmedia» dem Thema, echte und vermeintliche gewaltverherrlichende, sexistische oder rassistische Flecken im Internet aufzuspüren.

Wieso dann noch eine neue Plattform dafür? Ganz einfach, hier gilt: denunzieren – leicht gemacht. Wie das geht, zeigen erst mal drei von anonymen Denunzianten ausgewählte Beispiele. Aus «Blick», «Thurgauer Zeitung» und, schluck, auch der NZZ:

Brutale Vorgabe für Attacken der anonymen Denunzianten.

Alles da, was es für Sektierer braucht. Erregte Sprache, inquisitorischer Ansatz «solch kolonialistische und rassistische Sprache tolerieren wir nicht mehr!» Für Nicht-Sektierer: Anonymus erregt sich über die Verwendung des Wortes «indianisch». Das ist ungefähr die Liga, die Verwendung des Begriffs «Zigeunerschnitzel» unter Quarantäne zu stellen, wie das die rundum von Belästigungen umstellte Aleksandra Hiltmann schon tat.

Schnell denunziert: zwei Klicks reichen

Falls der Hobby-Denunziant diese Meinung teilt, was kann er tun? Ganz einfach, er ist von der Denunziation nur zwei Klicks entfernt. Entweder kann er seiner Empörung per E-Mail Ausdruck verleihen. Oder per Twitter. Auch für Denk- und Schreibschwache bestens geeignet: der Protest-Text ist bereits vorformuliert.

Hat man aufs Angebot geklickt und kehrt zur Seite zurück, wird man gelobt und gefragt, ob man’s nochmal tun wolle. Oder lieber ein eigenes Fundstück einreichen. Auch hier hält sich der Aufwand in Grenzen; einmal klick, und im E-Mail-Programm erscheint dieser vorformulierte Text:

«Hallo

Ich habe eine problematische Berichterstattung über Gewalt, Sexismus, Rassismus, Trans- oder Homophobie entdeckt:

[Name der Zeitung/Webseite]

Der Link: [Bitte Link einfügen]

Herzlichen Dank und freundliche Grüsse»

An «action@» voradressiert. Zwei Platzhalter ausfüllen, abschicken, fertig. Darauf haben wir gewartet. Endlich kann jeder Halbanalphabet, jeder Fanatiker, jede Schneeflocke angeblich Volkes Stimme erschallen lassen und pfannenfertig vorformuliert alle beliebige Medien in den Senkel stellen.

Oder es zumindest versuchen. Der Denunzianten-Quickie. Fixfertig anonym angeliefert, anonym weiterzuleiten (vorausgesetzt, der Denunziant ist in der Lage, sich eine fiktive Hotmail-Adresse zuzulegen). Das ist wirklich ein Fortschritt in Richtung eines humaneren, brüderlichen (auch schwesterlichen) Umgangs der Menschen.

Königlicher Ratschlag: Rübe runter!

Immanuel Kant (Liebhaber dieser Denunzier-Plattform: einfach googeln und dann nicht aufgeben) hätte seine helle Freude daran. Ein Versuch, eine Anstalt zur Beförderung der Moralität zu errichten. Nun wird alles gut. Ich gestehe, ich fühlte mich versucht, diese Plattform bei sich selbst zu denunzieren, aber ich befürchte, zu so viel Einsicht und Selbstironie sind die anonymen Macher nicht fähig.

Daher eine öffentliche Frage: seid Ihr eigentlich völlig schamfrei, ohne jeglichen Anstand, als bewusste Helfershelfer für eine der übelsten Angewohnheiten: anonyme Denunziation?

U.A.w.g., aber nicht erwartet.

 

*Oben haben zwei grosse Künstler zusammengearbeitet. Der Merkspruch ist von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben, die Zeichnung von Andreas Paul Weber, der allerdings zwischen Nationabolschewismus, Antisemitismus und Antifaschismus herumeierte. Weber erhielt vom deutschen SPD-Bundespräsidenten Gustav Heinemann das Grosse Bundesverdienstkreuz. Wem das alles als Hobby-Denunziant zu kompliziert ist: kein Problem, hindert nicht am Denunzieren.

 

 

Der nachtragende Heuchler, Teil drei

Hansi Voigt kann auch anders Schaden anrichten.

Hier geht’s zu den Teilen eins und zwei.

Die Entscheidung, immerhin 150’000 und eine Entschuldigung abzulehnen, dürfte Spiess-Hegglin noch schwer bereuen, aber dann kann Voigt natürlich nichts dafür, dass ein unverständiges Gericht seinen Berechnungen nicht folgte. Auf jeden Fall beziffert die Anwältin von Spiess-Hegglin den Streitwert ihrer neuen Klage auf ein paar 100’000 Franken; genauer könne man das erst sagen, wenn die genaue Gewinnsumme feststehe.

Nun wird es schon wieder ein Momentchen kompliziert, denn es gibt auch den Verein «Fairmedia». Der hat sich zur Aufgabe gemacht, all denen zu helfen, «die von unfairer Medienberichterstattung betroffen sind», mehr noch, er «prangert an, wenn sich ein Medium nicht an journalistische Standards hält».

Ilustre Schar der Ewiggleichen

Auch hier hat sich im Vorstand eine illustre Schar der Ewiggleichen versammelt. Als Präsident amtet der SP-Nationalrat Beat Jans, unterstützt von seinem Kollegen Jon Pult. Ebenfalls an Bord ist die «Kampagnenspezialistin» Jessica King – und natürlich Guy Krneta als Vizepräsident.

King amtete auch schon als Geschäftsführerin, als das ursprüngliche Duo das Weite suchte, inzwischen ist sie seit Kurzem durch Jeremias Schulthess ersetzt. Ausserdem schmückt sich «Fairmedia» mit einem parteiübergreifenden «Patronatskomitee».

Nun muss man wissen, dass «Fairmedia» Spiess-Hegglin bei deren Crowdfunding-Aktion unterstützte, mit der sie locker über 70’000 Franken für Prozessfinanzierung einsammelte. Auch Hansi Voigt rühmt sich, ihr dabei unter die Arme gegriffen zu haben. Man darf sich aber fragen, was «Fairmedia» eigentlich unternimmt, wenn es selbst gegen einige juristische Standards verstösst.

Wenn Unfairmedia gegen seine eigenen Prinzipien verstösst

Dass «Fairmedia» seine unverbrüchliche Unterstützung für Spiess-Hegglin erklärt, nun gut. Selbst deren Anwältin warnt in ihrer neusten Klage davor, dass sich «Medienschaffende von ihrer Quelle nicht instrumentalisieren lassen dürfen», weil die Gefahr bestünde, von ihr «manipuliert zu werden».

Es wäre interessant, was der Vorstand oder das Patronatskomitee zu dieser Einlassung von «Unfairmedia» sagen würden. Zunächst bejubelt der Verein, dass Spiess-Hegglin vor Gericht «erneut Recht bekommen» habe. Aber wenn schon Voigt nicht versteht, was eine vollumfängliche Ablehnung aller Anträge bedeutet, wieso soll das «Fairmedia» kapieren. Vielleicht empfiehlt sich eine Konsultation bei sich selbst, denn es preist sich auch als «Kompetenzzentrum in Medienrecht und Medienethik» an. Okay, darunter fällt Zivilprozessrecht vielleicht nur am Rande.

Aber «Fairmedia» ist auch so fair, in die Zukunft zu blicken. Denn der Verein stellt die überraschende Frage: «Was das Blick-Urteil mit Michèle Binswanger zu tun hat.» Die kurzgefasste Antwort wäre: rein gar nichts.

Es geht gegen Michèle Binswanger

Aber das wäre ja für eine unfaire, parteiische und zudem falsche Berichterstattung etwas wenig. Bekanntlich hat die durchaus merkwürdige Zuger Justiz tatsächlich eine superprovisorische Verfügung gegen ein noch gar nicht geschriebenes, nur geplantes Buch von Binswanger erlassen.

Da wusste Voigt schon schnell:

«Binswanger auf dem U-Turn der Unschuldsvermutung fussendem Buchprojekt. Das Edgar Schuler in Auftrag gab und von dem sich Supino und Rutishauser distanzieren.»

Wir ahnen es schon, diese Realitätsverweigerung ist nur möglich, wenn man niemanden angefragt hat. Schon wieder hellseherisch den Inhalt eines Buchprojekts kennt, das noch gar nicht geschrieben ist.

Ein einigermassen ernst zu nehmender Journalist hätte Edgar Schuler Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben. Und zumindest sein Dementi erwähnt. Denn Schuler sagt auf Anfrage von ZACKBUM.ch zweimal «nein». Nicht gefragt worden, nicht beauftragt. Auch die angebliche Distanzierung von Supino und Rutishauser ist frei erfunden. Natürlich wurden auch sie nicht angefragt, deshalb ergreift Arthur Rutishauser hier gerne die Gelegenheit, auch diesen Unsinn richtig zu stellen:

«Ich habe mich nie von der Recherche distanziert. Ein Buch zu schreiben war nie der Auftrag, recherchieren und Artikel zu schreiben jedoch schon. Dafür sind wir bei der Tamedia ja angestellt. Den Entscheid von Michèle, in Ihrer Freizeit daraus ein Buch zu machen, habe ich unterstützt, auch wenn das ein privates Projekt ist.»

Faire Berichterstattung? I wo

Inzwischen fällte das Kantonsgericht das ungeheuerliche Urteil, die Superprovisorische aufrecht zu erhalten. Aber zurück zu Unfairmedia. Die nehmen das damit in keinem Zusammenhang stehende «Blick»-Urteil zum Anlass, sich hämisch zu fragen, worüber Binswanger denn noch schreiben könne. Vielleicht «über das Wetter am Abend, über die Farbe der Eingangstüre oder über das Menü, das serviert wurde».

Das nennt man wohl alles eine vorbildliche, faire Berichterstattung. Aber die ist Fairmedia, Voigt und auch Pascal Hollenstein, der sich als Leiter Publizistik bei CH Media mit Voigt in die Rolle des Mediensprechers für Spiess-Hegglin teilt, völlig egal.

Bei diesem Personal wird das kein gutes Ende nehmen. Ach ja, Peter Wanner sollte sich wirklich fragen, ob es so einen vorbildlichen publizistischen Leiter verträgt. Gisela Oeri sollte sich fragen, ob sie wirklich wieder drei Millionen verrösten will. Zumindest das Patronat von Unfairmedia sollte sich fragen, ob diese Parteilichkeit wirklich mit den Vereinszielen vereinbar ist. Die Antworten liegen auf der Hand.

 

Hansi Voigt bekam einen umfangreichen Fragenkatalog und üppig Zeit, dazu Stellung zu nehmen. Aber wie Angstbeisser teilt er gerne aus, steht aber nicht seinen Mann. Die wiederholte Anfrage blieb unbeantwortet.