Tunnelblick

Alles zu. Na und?

Es ist wohl unbestreitbar, dass die Nord-Süd-Achse durch den Gotthard eine gewisse Bedeutung für die Schweiz, ihre Wirtschaft, den Verkehr, den Gütertransport und noch ein paar weitere Dinge hat.

Nun hat ein deutscher Zug den Gotthard-Eisenbahntunnel weitgehend ausser Betrieb gesetzt. Mit einer Normalisierung sei frühestens 2024 zu rechnen.

Am Sonntagnachmittag wurden tausende von fluchenden Autofahrern davon überrascht, dass der Gotthard-Autotunnel gesperrt sei. Wegen «technischer Probleme», und schätzungsweise bis Montagmorgen. Das erwischte die Rumpfredaktionen am Sonntag unserer grossen Qualitätsmedien auf dem falschen Fuss. «Blick», CH Media, Tamedia und NZZ liessen es bei der dürren Meldung bewenden, dass der Tunnel wegen «technischer Probleme» bis auf Weiteres gesperrt sei und dass es sich dabei nicht um einen Unfall handle.

Damit sind die beiden Herzstücke der Nord-Süd-Verbindung ausser Betrieb. Bei einem weiss man wenigstens die Ursache, beim anderen weiss man nix. Klimakleber? Bombenalarm? Droht die Decke einzustürzen? Funktioniert die Abluftanlage nicht? Muss eine Glühbirne ausgewechselt werden?

Es gab mal Zeiten, da wären angesichts dieser Lage die Redaktionen zu Höchstformen aufgelaufen. Reporter vor Ort, Spezialisten, O-Töne von begeisterten Automobilisten im Stau, Fragen nach Verantwortlichkeiten, Vorschläge zur Abhilfe, Klugscheissereien.

Aber heute? Der gelangweilte Sitzredaktor hebt eine Tickermeldung auf die Webseite, ansonsten ist es halt ziemlich heiss, er klebt an seinem Sessel.

Wirklich wahr, wozu sollen denn dann diese Medien noch gut (und teuer) sein? Über das Erdbeben in Marokko ist man ausführlich und umfassend informiert. Das ist leicht, die Qualitätsmedien müssen nur die internationalen News-Agenturen abschreiben, telefonisch Schweizer im Erdbebengebiet erreichen.

Ausserdem passierte das Erdbeben nicht an einem Sonntag.«Focus Online» bringt es auf den Punkt:

Ist das ein anhaltendes Trauerspiel.

PS: ZACKBUM hat seherische Fähigkeiten. Es war anscheinend keine Glühbirne, aber ein Stück Decke ist runtergefallen …

2 Kommentare
  1. H. von Atzigen
    H. von Atzigen sagte:

    Das dürfte einige Zeit dauern, je nach Ursache für den Deckenriss.
    Wenn Geologische Einwirkungen ZB. Verschiebungen im Fels, die Ursache ist, kann das sehr lange dauern.Die Stabilisierung von Gestein ist sehr zeitaufwändig ZB. Bohrungen für Anker und weitere Massnahmen.
    Liegt die Ursache im Beton ZB. Spannungsriss als Folge von erheblichem „Abschwinden“ das als Folge
    von zu hoher Wasserzugabe beim Betonmischen. Dann muss lediglich ein Element ersetzt werden auch das dauert mehrere Wochen.
    Das sind die wahrscheinlichsten Ursachen, weitere Ursachen sind möglich Gewissheit bringt nur die Analyse vor Ort. In wenigen Tagen ist das auf sicher nicht zu beheben.

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  2. Tim Meier
    Tim Meier sagte:

    «Digitalisierung» wird dauernd bemüht. Wenn’s dann mal eine Möglichkeit gibt, solche News ASAP und mit etwas Fleisch am Knochen online zu schalten, fehlt das Personal. So wird das nix. Digitalisierung bleibt eine Worthülse.

    Antworten

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