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Themenvorschläge

Worum sich die Medien kümmern – und worum sie sich kümmern sollten.

Die deutschsprachigen Medien, und nur um diese Journaille soll es hier gehen, wissen, wie man Prioritäten setzt und einordnet.

Da hätten wir mal Taylor Swift. Ein Popsternchen, das belanglose Lieder trällert. In den letzten sieben Tagen 775 Resultate in der Mediendatenbank. Der Irrwisch Elon Musk, der immer mal wieder einen raushaut, wenn er gerade nichts anderes zu tun hat. 580 Treffer. Donald Trump: 2510. Kamala Harris: 2337. TV-Duell: 1007.

Eine Primitiv-Provokateurin haut einen raus: fast 700 Resultate.

«Bschiss»: Immerhin noch 227 Treffer für diesen Hype des Tagi, der bislang jeden Beweis schuldig blieb, dass in resultatverändernder Weise Unterschriften für Initiativen gefälscht wurden.

Nachdem alle Illusionen geplatzt sind, mit Alternativenergien könne man die dramatische Stromlücke stopfen, wird endlich über den Neubau von AKW diskutiert. 275 Treffer.

Der russische Autokrat bezeichnet die Absicht, die Ukraine mit Mittelstreckenraketen auszurüsten, als direkte Kriegserklärung der NATO gegen Russland. Stichwort Atomkrieg: 11 Treffer. Staatsverschuldung, eines der wichtigsten Themen überhaupt: 33 Treffer. Dabei haben die USA mit 380 Milliarden Defizit – in einem Monat! – einen neuen Weltrekord aufgestellt. Krieg im Sudan, wo ein Massensterben biblischen Ausmasses stattfindet: 20 Treffer.

Dafür ist das Wetter mal wieder ein Thema: 1443 Treffer, die beschreiben, dass es überraschenderweise kälter wird und regnet. Ausländerkriminalität, was durchaus viele Menschen umtreibt: 34 Resultate. Masseneinwanderung, dank einer Umfrage auf dem Radarschirm der Medien: schlappe 21 Resultate. Gesundheitskosten, Sorge Nummer eins der Bevölkerung: 215 Treffer. Mieten: 372. Energiepreise, ebenfalls ganz oben beim Sorgenbarometer: 14 Resultate.

Nun müssen die Medien nicht eins zu eins die Themen abbilden, die der Öffentlichkeit wichtig sind oder die, wie ein möglicher Atomkrieg, übergeordnete Bedeutung haben.

Aber über 1000 Treffer für ein TV-Duell in den USA, bei dem sich zwei Kandidaten fetzten, die beide keinerlei Vision oder Wahlprogramm haben? Und kein Wort zum exorbitanten Staatsdefizit sagen? Berichterstattung über ein Politik-Pin-up-Girl? Atomkrieg, Massensterben im Sudan, kä Luscht?

AKW, Mieten, Gesundheitskosten, ach ja, ist nicht wirklich sexy?

Nochmals, der Niedergang der Bezahlmedien ist nicht den Umständen geschuldet. Denn auch sie funktionieren, wie anders, nach dem urkapitalistischen Prinzip von Angebot und Nachfrage. Ist das Angebot teuer und mies, sinkt die Nachfrage. Entspricht das Angebot nicht den Bedürfnissen des Konsumenten, sinkt die Nachfrage. Spiegeln Journalisten ihren Bauchnabel, statt sich um die Bedürfnisse ihrer Leser zu kümmern, sinkt die Nachfrage. Wackeln sie ständig mit dem erhobenen Zeigefinger und wollen ihre Leser zu bessern Menschen zwangserziehen, die gendern, weniger Fleisch essen, nicht mehr autofahren, keinesfalls mehr fliegen und überhaupt spasslos leben sollen, sinkt die Nachfrage.

Erteilen inkompetente Schreiber allem auf der Welt Ratschläge und fordern dies und das, statt Wirklichkeit zu beschreiben, sinkt die Nachfrage.

Schliesslich: kommen Würstchen an die Macht, wird der Senf rationiert. Wird geschmackloser Einheitsbrei serviert, fade Sosse, gedankenfreie Flachdenke, dann sinkt die Nachfrage.

Es wäre völlig verfehlt, diesen Irrweg mit Steuergeldern weiter zu unterstützen. Es gibt nichts Perverseres, als ein Produkt zu subventionieren, das am Markt vorbei produziert wird und ohne Subventionen konsequenterweise ins Grab sinken würde. Fort mit Schaden, die Medienclans Ringier, Coninx, Wanner, vielleicht auch die Lebruments, wenn sie sich nicht weiter selten dämlich anstellen, haben längst genug Geld für alle ihre Hobbys. Newsmedien auf Niveau herstellen, das gehört schon längst nicht mehr dazu.

 

Wie es in Deutschland ludert

Relotius ist nur eine Ausprägung des linken Schreibens in die Bedeutungslosigkeit und Unglaubwürdigkeit.

Zwischen «#metoo»-Erregungswellen und angebliche Enthüllungen über rechtsradikale Schweinereien gibt es nur graduelle Unterschiede – und grosse Ähnlichkeiten.

Ähnlich ist vor allem, dass am Anfang ein Riesengeschrei steht. Kevin Spacey, Rammstein, Copperfield, furchtbar. Irgend einer «enthüllt» den Skandal, die Meute hechelt los und bauscht weiter auf. Bis ein völlig Entgleister sogar forderte – mit Hinweis auf die Unschuldsvermutung –, dass die Konzerte von Rammstein in der Schweiz präventiv abgesagt werden sollten.

Phase zwei ist dann jeweils verkniffenes Schweigen, wenn sich die Anschuldigungen in Luft auflösen – und Organe mit rechtlichen Schritten dazu gezwungen werden müssen, Falschbehauptungen richtigzustellen.

Sehr ähnlich verhält es sich mit dem «Geheimplan gegen Deutschland» der Plattform «Correctiv» oder dem Versuch der «Süddeutschen Zeitung», im Wahlkampf dem Chef der Freien Wähler in Bayern zu diskreditieren. Beides startete bombastisch – und verröchelte winselnd.

Dabei wäre es so schön gewesen. Finstere Rechtsradikale aus AfD und CDU treffen sich insgeheim in der Nähe von Potsdam, um ungeniert «Deportationspläne» von Migranten, sogar solchen mit deutschem Pass, zu besprechen und voranzutreiben. Knallharten Recherchierjournalisten sei es dabei gelungen, an diesem «Geheimtreffen» teilzunehmen, das gar nicht so geheim war.

Inzwischen musste «Correctiv» gezwungenermassen einige Behauptungen korrigieren und zurücknehmen. Sehr dünnhäutig werden sie, wenn ihnen in der medienkritischen Plattform «Übermedien» (sozusagen das deutsche ZACKBUM) vorgeworfen wird, sie hätten nach dem «Prinzip Nichtbeleg und Grossdeutung» angeschwärzt. Die seien «von Neid zerfressen», japste der Geschäftsführer von «Correctiv» zurück. Auch die «Tagesschau» musste in zweiter Instanz dazu gezwungen werden, eine haltlose Behauptung zu löschen. Das Gericht schrieb ihr (und  dem «Spiegel» und vielen anderen Medien) ins Stammbuch: «Prozessual ist von der Unwahrheit der Behauptung der Antragsgegnerin, es sei bei dem Treffen in Potsdam die Ausweisung deutscher Staatsangehöriger diskutiert worden, auszugehen.»

Eine Riesenklatsche. Damit endet vorläufig eine «Enthüllung», die ungeheuerliche Wirkung hatte; Hunderttausende gingen auf die Strasse, um «gegen rechts» zu demonstrieren; Politiker überschlugen sich dabei, diese furchtbaren Pläne zu verurteilen.

Wie demagogisch abgefeimt, suggestiv und ungenau der Text von «Correctiv» ist, dafür nur ein Beispiel: «Knapp acht Kilometer entfernt von dem Hotel (wo das für alle per Anmeldung zugängliche Treffen stattfand, Red.) steht das Haus der Wannseekonferenz, auf der die Nazis die systematische Vernichtung der Juden koordinierten.» Diese üble Assoziation wurde im «Spiegel» nicht etwa kritisiert, sondern als «nicht nur legitim, sondern geboten» gelobt.

Der Treppenwitz dabei ist, dass zum Thema Remigration nur gesagt wurde, was die AfD schon lange öffentlich vertritt: nicht-assimilierte Staatsbürger sollten durch «Anpassungsdruck» zur Rückwanderung gedrängt werden. Während die SPD – natürlich unkritisiert – fordert, Antisemiten auch nachträglich den deutschen Pass wegzunehmen.

Im Fall des bayerischen Politikers Aiwanger wurde ihm von der SZ unterstellt, er habe vor vielen Jahren als Jugendlicher ein abstossendes Flugblatt verfasst, das sich über den Holocaust amüsierte. Als sich herausstellte, dass seine Urheberschaft – von ihm bestritten – in keiner Form belegbar war, entblödete sich der Chefredaktor der SZ (das war noch vor der Plagiatsaffäre) nicht, sich mit diesem Satz von allen journalistischen Prinzipien zu verabschieden: «Auf die Urheberschaft kommt es nicht mehr an, der Rest ist schon schrecklich genug.» Damit meinte er aber nicht das Vorgehen seiner Zeitung.

Seither herrscht verkniffenes Schweigen, alleine die NZZ getraut sich, Klartext zu schreiben: «Die Redaktion musste den Text «Geheimplan gegen Deutschland» korrigieren – viele deutsche Medien scheuen bis heute die Aufarbeitung.» Autorin Beatrice Achterberg führt noch ein weiteres Beispiel der abgrundtiefen Heuchelei der «Correctiv»-Macher an. Einerseits empören die sich über angebliche Deportationspläne der Rechten. Andererseits schreibt einer ihrer Reporter und Mitautor des «Geheimplan»-Schmierenstücks angesichts des starken Zuspruchs für AfD, BSW und Linke in Ostdeutschland, dass es doch nicht angehe, dass «eine Mehrheit der ehemaligen DDR-Bürger, die nur 1/6 der Gesamtbevölkerung stellen, mit der Westbindung das Erfolgsmodell der Bundesrepublik zerstören.»

Sein Lösungsvorschlag: man müsse über eine «Trennung» der neuen Bundesländer, der Ex-DDR, von der BRD nachdenken. Also sozusagen die Zwangsausbürgerung von Millionen von Deutschen.

All das ist dermassen hanebüchen und wirft ein grelles Licht darauf, was ZACKBUM schon lange sagt. Nicht die Arglist der Zeiten oder die Umstände haben die Medien in die Krise geführt. Ein wenig auch, aber in erster Linie ist es dieses Versagen, diese Einäugigkeit, diese Unfähigkeit zur Selbstkritik, diese voreingenommene und angeblich belehrende Schmiere, die Leser und zahlende Konsumenten in Scharen davontreibt.

Denn wer will denn – unabhängig von seiner eigenen politischen Überzeugung – Geld für solch journalistisches Desaster, für Offenbarungseide am Laufmeter, für mit ideologischer Brille geschriebene Propagandamachwerke ausgeben.

Mutmassungen über einen Messerstecher

Orientierung, Einordnung, Analyse? Pustekuchen.

Anabel Schunke in der «Weltwoche» weiss über den Messerstecher von Mannheim: «Bereits 2014 wurde sein Asylantrag abgelehnt.» Nun soll man keine Scherze über Blondinen machen, auch wenn sich hier einer aufdrängt:

«Demnach wurde A., der zunächst in Frankfurt am Main gemeldet war, neun Jahre lang nicht abgeschoben, ehe der Afghane 2017 eine Frau mit deutscher Staatsbürgerschaft heiratete und mit ihr ein Kind bekam. Das reichte für eine befristete Aufenthaltserlaubnis.» 2014 bis 2017 sind neun Jahre im Universum Schunke.

Sie fährt fort: «Zehn Jahre konnte jemand in Deutschland leben, der eigentlich nie hätte hierbleiben dürfen. Das darf nicht sein.» Es darf sein, dass Schunke geltende Regeln über Abschiebungen ignoriert oder kritisiert. Aber ein «das darf nicht sein» darf auch nicht sein.

«Laut Akten war er ein Musterbeispiel für gelungene Integration», weiss hingegen der «Spiegel». Ohne sich der Ironie bewusst zu werden, dass wenn dieser Messerstecher ein Musterbeispiel wäre, die Integration offensichtlich völlig gescheitert ist.

Auch für «Focus» ist Suleiman A. in erster Linie ein «abgelehnter afghanischer Asylbewerber». Und das Magazin erwähnt, dass eine damals in Afghanistan durchgeführte Umfrage ergeben habe, dass 99 Prozent der Bevölkerung die islamische Scharia befürwortete. Was von Meinungsumfragen im Talibanland zu halten ist, nun ja. Insinuiert wird, dass auch der Messerstecher die Scharia befürworte und in Deutschland angewendet habe. Denn sie sieht den Tod für Ungläubige vor, die den Islam kritisieren.

Der «Focus» fragt sich noch faktenfrei: «War er also ein „Schläfer“, ein aus Afghanistan nach Deutschland eingeschleuster Islamist, der Jahre nach seiner Migration ein Attentat beging auf zwei deutsche Staatsbürger»?

Dann kritisiert der «Focus» zu recht: «Zwei Spitzenpolitiker der Sozialdemokraten erwähnen den offenkundig islamistischen Hintergrund des Attentats von Mannheim mit keinem einzigen Wort. Es sind die Nummer Eins und die Nummer Drei in der Staatshierarchie: der Bundespräsident und der Bundeskanzler. So hielt es auch der SPD-Vorsitzende.»

Die deutsche «Tagesschau» weiss über das eigentliche Ziel des Attentäters, Michael Stürzenberger, dass der «vom bayerischen Verfassungsschutz beobachtet wird». Das riecht dann doch streng nach «selber schuld, eigentlich, du Islamkritiker».

Bei Tamedia hingegen traut man seinen Augen nicht. Das Messerattentat von Mannheim? War da was? Aber das hat doch nicht die Skandalkraft wie ein paar besoffene Gröler in Sylt, deshalb ist es bereits von der Homepage verschwunden. Da gibt es doch Wichtigeres, zum Beispiel: «Sexuelle Belästigung? Schwere Vorwürfe gegen den Star-Bergsteiger» .  Was, Sie haben noch nie von Nirmal Purja gehört? Oder «Eiersalat à la Mama». Oder aber, endlich ist der Zusammenhang erstellt: «Schon wieder Flutkatastrophen – aber bei der EU-Wahl dürften dennoch rechtspopulistische Kräfte zulegen, die den Klimawandel leugnen

Und der Schrumpf-Redaktor Mario Stäuble redet sich schön, dass die USA nur den Grüssaugust (generisches Maskulinum) vorbeischicken: «Die US-Vizepräsidentin nimmt Mitte Juni an der Schweizer Ukraine-Konferenz teil. Das steigert das Gewicht des Anlasses, obwohl Präsident Joe Biden nicht kommt.» Nein, das zeigt sehr gut, wie wichtig die USA diesen Anlass nehmen. Denn für den Präsidenten, der eigentlich in Europa weilt, ist eine Wahlveranstaltung in Kalifornien mit George Clooney und Julia Roberts wichtiger. Recht hat er.

Unverdrossen behauptet aber Chefredaktorin Raphaela Birrer: «Mit einem Tagi-Abo leisten Sie sich Qualitätsjournalismus». Die Dame hat schon eine Fähigkeit, in jedes Fettnäpfchen zu hopsen, das blöd rumsteht.  Man kann es nur amüsiert als Realsatire geniessen, wenn sie behauptet

«wir kuratieren für Sie die wichtigsten Nachrichten, erklären Ihnen die Hintergründe und ordnen Ereignisse und Entwicklungen ein. Wir gehen den Geschichten nach, die sonst nicht erzählt werden. Wir stellen die Fragen, die gestellt werden müssen. Und wir tun alles, damit Sie gut informiert, inspiriert und unterhalten sind».

Kuratieren? Wir wischen uns die Lachtränen ab und werfen eine Blick in den «Blick». Der hat immerhin einen Schweizer Aspekt gefunden: «Schweizer Polizisten trauern um deutschen Kollegen». Im einfühlsamen Kitschtext wird aber sorgfältig vermieden, das offensichtliche Motiv des mutmasslichen Mörders von Mannheim zu erwähnen.

Klartext hingegen redet die NZZ: «Ein Afghane ersticht einen Polizisten und verletzt einen Islamkritiker schwer. Deutschland muss sich endlich eingestehen, dass der politische Islam die gegenwärtig grösste Bedrohung für Freiheit und Sicherheit ist.»

Auch CH Media nimmt eindeutig Stellung: «Messerangriff in Mannheim: Die Politik sollte ihre Mitschuld am Problem des radikalen Islamismus eingestehen».

Ach, und wollen wir uns noch den Scherz leisten, in die «Republik» zu schauen? Die lehnt sich am Dienstag bereits nach einem Ankündigungspotpurri und zwei Artikeln erschöpft zurück. Der eine behauptet «Die Forschung boomt, doch keiner schaut hin», im zweiten befasst sich Westentaschendenker Daniel Strassberg mit dem «unangepassten Menschen». Das ist nun brandaktuell, hochinteressant und unverzichtbar. Aber es gibt eine gute Nachricht. In den ersten Junitagen haben 9 Abonnenten aufgegeben, und 33 neue schmeissen ihr Geld zum Fenster raus. Ob das Lockangebot der schreibenden Schmachtlocke gewirkt hat?

«Kommen Sie an Bord! Nur heute mit 25 Prozent Rabatt* auf das Jahresabo. Bezahlen Sie anstatt CHF 240 nur CHF 180.» Der billige Jakob ist unterwegs. Aber Vorsicht, das Jahresabo wurde schon viel billiger weggeschmissen. Also abwarten, und der 4. Juni ist sowieso vorbei!

Und wie man’s vielleicht nicht machen soll, dokumentiert «20 Minuten». Denn auch bei der Jungen SVP sollte es eine IQ-Untergrenze geben; wäre dringlich nötig:

Im Originalversuch der JSVP ist der Attentäter übrigens unverpixelt. Merke: auch Provokation will gelernt sein.

Tra tra Trump

Wie präsentieren die Leitmedien den Schuldspruch gegen den Ex-US-Präsidenten?

Wie zu erwarten war, kriegt sich das Organ der diplomierten Trump-Hasser nicht ein, der «Spiegel» drückt auf die Wiederholungstaste:

Das ist mal ein Titel. Da denkt selbst der «Blick» schon weiter:

Tamedia greift zu Gelb (Moment, die Farbe gehört eigentlich ZACKBUM) und verwendet das Allerweltswort «historisch». Obwohl ja eigentlich niemand weiss, was das bedeuten soll.

Die NZZ hingegen vertraut für einmal auf die Weisheit der US-Wähler:

CH Media hingegen lässt nur Abonnenten an seinen Erkenntnissen teilhaben:

«watson» haut wie meistens kräftig auf die Kacke und stellt eine Behauptung im Grenzbereich der Wahrheit auf. Das mit dem Gefängnis ist nun sehr theoretisch; zuerst einmal müsste Trump rechtsgültig verurteilt werden, was noch ein ganzes Weilchen dauern wird. Und dann müsste er als Nicht-Vorbestrafter schon ziemlich Pech haben, wenn eine unbedingte Gefängnisstrafe ausgesprochen würde. Die Wahrscheinlichkeit ist etwa gleichhoch wie die, dass ein Meteoriteneinschlag die US-Präsidentschaftswahlen unterbricht:

Aber wo die Möglichkeit zum Sauglattismus existiert, kann «watson» natürlich nicht widerstehen:

Auch «blue news» ist ziemlich vorne dabei:

SRF hingegen hält sich staatstragend bedeckt, mit einem Hammertitel über das Unklare:

Für die Gutmenschen von «Republik» oder WoZ hingegen war es am Freitagmorgen halt noch ziemlich früh; wozu diesen Donnerschlag vermelden. Aber die Kommentare werden dann sicher kommen, sobald die Jungs (und Mädels und everybody beyond) ausgeschlafen haben.

Wie verbrannte Kinder eiern alle Kommentatoren um die Frage herum, ob Trump dieser Schuldspruch bei den Wahlen schaden wird – oder nicht. Mit aller Kraft wollen sie den Fehler vermeiden, den sie bei der ersten Teilnahme Trumps an Präsidentschaftswahlen gemacht haben, wo sie teilweise noch bis tief in die Wahlnacht hinein behaupteten, dass die USA die erste Präsidentin gewählt hätten.

Ob dieser Prozess hat stattfinden müssen, wo mit einer doch kühnen Konstruktion eine (erlaubte) Schweigegeldzahlung in eine (unerlaubte) Bilanzmanipulation aufgezwirbelt wurde, ist tatsächlich die Frage. Aber obwohl Trump gegen den Richter tobt, hatte er alle Möglichkeiten eines reichen Mannes, sich gegen die Anklage zur Wehr zu setzen. Dass er in allen Punkten von den Geschworenen schuldig gesprochen wurde, die dafür einstimmig das Verdikt fällen mussten, ist in erster Linie eine knallende Ohrfeige für sein Verteidigungsteam.

Die hätten nur einen einzigen Geschworenen davon überzeugen müssen, dass wenigstens im Zweifel für den Angeklagten gilt, und Trump wäre als Sieger vom Platz gegangen. Wenn er raffinierter wäre als er ist, könnte er es aber auch darauf angelegt haben, verurteilt zu werden, um den Märtyrerbonus einzustreichen.

Was bleibt, ist aber: was für eine Schande für die US-Demokratie, dass – neben völlig aussichtslosen Kandidaten – ein seniler Greis gegen einen Amok-Greis das Beste ist, was die stärkste Militärmacht der Welt als Personal anzubieten hat, wenn es um ihren wichtigsten Posten geht. Mal Hand aufs Herz, da wählt man doch eher noch Dagobert Duck.

 

Der Präsident und der Porno

Geeiertes zu einem peinlichen Prozess.

Hatte Donald Trump, der bekanntlich als tiefreligiöser Mensch der Meinung ist, dass er allen Frauen an die Pussy fassen kann, im Jahre 2006 mit der Pornodarstellerin mit dem vulgären Pseudonym «Stormy Daniels» einen One-night-Stand? Sagt sie, bestreitet er.

Wieso geht das jemanden, abgesehen von seiner Frau, etwas an? Weil er vor den Wahlen 2016 für  ihr Schweigen 130’000 Dollar bezahlt haben soll. Nun gibt es da ein kleines Problem: solche Zahlungen sind nicht illegal. Er soll sie aber versteckt haben, also Bilanzfälschung. Das ist hingegen in New York ein Kavaliersdelikt. Wieso dann einen Prozess deswegen?

Weil der Staatsanwalt die gewagte Konstruktion anwendet, dass diese Bilanzmanipulation vornahm, um ein anderes Vergehen zu bemänteln. Dafür muss aber die Schweigegeldzahlung gegen Steuergesetze verstossen haben, um ein Delikt zu werden. Zudem erfolgte sie, wenn überhaupt, über Trumps damaligen Fixer aller Probleme, über den Anwalt Michael Cohen.

Der hat sich von Trump abgewandt, als er von ihm fallengelassen wurde. Er ist Zeuge der Anklage, aber gleichzeitig auch ein verurteilter Lügner, der ein starkes Motiv hat, Trump in die Pfanne zu hauen. Und dann gibt es noch die Pornodarstellerin selbst, der man unterstellen kann, dass sie gerne ihre 15 Minuten Ruhm auslebt.

Auf der anderen Seite ist es das erste Mal, dass sich ein ehemaliger und nochmals für dieses Amt kandidierender Präsident vor einem Strafgericht verantworten muss.

Daraus ergibt sich eine so komplexe Ausgangslage, dass die meisten Medien an der Darstellung scheitern. Denn in der Schweiz sind alle grossen Medienkonzerne in Abstufungen Trump gegenüber nicht ganz objektiv, um das mal zurückhaltend auszudrücken.

Also diese schmierige Angelegenheit benutzen, um auf Trump einzudreschen, die ganze Latte von weiteren Verfahren aufzählen, damit seine charakterliche und sonstige Nichteigung für das Amt herbeischreiben? Oder warnend darauf hinweisen: wenn es gelänge, Trump juristisch von der Kandidatur auszuschliessen, hätten die USA ein gröberes Problem.

Schliesslich ist es dort nirgends unüblich, dass sich Politiker selbst oder ihre nächste Entourage Dinge zuschulden kommen lassen, die eigentlich für das höchste Staatsamt disqualifizieren. Man denke nur an Biden-Ukraine-Connection, wo Papa Biden höchstpersönlich mit der Macht des Vizepräsidenten dafür sorgte, dass ein seinem Sohn unangenehm auf die Pelle rückender Staatsanwalt gefeuert wurde.

Und natürlich hat Trump eine ganze Latte von gescheiterten Geschäften hinter sich, man denke nur an seine grossartige Trump University, die schnell nicht einmal mehr University heissen durfte und ein reiner Bluff war.

Erschwerend kommt noch hinzu, dass die Medien immer noch ein wenig gebrannt sind, dass sie beim damaligen Duell Trump gegen Hillary Clinton bis zur letzten Sekunde an der Überzeugung festhielten, der ersten US-Präsidentin gratulieren zu können.

Erschwerend kommt auch noch hinzu, dass man den zunehmend senil werdenden Biden nicht wirklich als bessere Alternative verkaufen kann. Da ist der Plan der Demokraten nicht aufgegangen, seine Stellvertreterin in der ersten Präsidentschaft zu einer valablen Kandidatin als seine Nachfolgerin aufzubauen. Obwohl Kamala Harris (nicht nur Frau, sondern auch noch dunkel) Lobeshymnen und Vorschusslorbeeren bis zur Brechreizschwelle bekam, hat sie sich als Flop erwiesen.

Was tun? Das Einzige, was bleibt, da sind sich die Massenmedien einig, ist eine Dämonisierung von Trump. Wenn er nochmals an die Macht käme, würde er nicht nur den üblichen Blödsinn wie beim ersten Mal machen, sondern sich vielleicht zum Diktator aufschwingen. Die US-Verfassung aushebeln. Checks and Balances vernichten. Die Demokratie zerstören.

Aber all dieses Geeier hat beim Konsumenten wieder mal nur eine Auswirkung: zunächst gelangweiltes Überblättern oder Scrollen, dann Ignorieren. Und schliesslich die Frage beantworten, wozu man eigentlich noch viel Geld für diese Lektüre ausgeben sollte.

So ist mal wieder das Desaster hausgemacht. Intelligente Analysen, horizonterweiternde Reportagen, erkenntnisreiche Darlegungen? Der alte Dreisprung – Darstellung, Analyse, Einordnung – wird konsequent verstolpert.

Um nur ein Beispiel zu geben: was sagt es eigentlich über den aktuellen Zustand der US-Demokratie aus, dass der Wähler sich zwischen einem senilen und einem Amok-Greis entscheiden muss? Ist das alles, was die US-Politik zu bieten hat? Und wenn ja, ist dann nicht ein möglicher Sieg Trumps beängstigend, sondern diese Auswahl?

Es gäbe so viele interessante Fragen zu beantworten. Aber nachzuplappern, was die Agenturen über einen Prozess berichten, der sich sowieso noch sehr lange hinziehen wird, das ist einfacher. Und dem herrschenden Niveau in der Hölle der Newsräume angemessen.

 

 

Lückenpresse?

Die Fronten sind gezogen und verhärtet. Wie berichten westliche Medien?

Nach dem Corona-Desaster ist vor der Ukraine-Katastrophe und dem Gazastreifen-Debakel. Seit Menschengedenken ist Kriegsberichterstattung das Gebiet, auf dem die Medien krachend versagen.

Die Medien der direkt Beteiligten sowieso, sie verwandeln sich in Propagandaschleudern ihrer jeweiligen Regierungen. Der Feind ist immer grausam, unmenschlich, feige und erleidet Niederlage um Niederlage. Die eigenen Truppen sind immer human, tapfer und eilen von Sieg zu Sieg. Gibt es Rückschläge, sind die nur taktischer und vorübergehender Natur.

Allerdings gibt es doch graduelle Unterschiede. Wenn man zum Beispiel vergleicht, wie die sowjetischen Medien über das Afghanistan-Desaster berichteten, wo sich die UdSSR am Schluss schmählich zurückziehen musste. Wie Jahrzehnte später die USA auch.

Aber deren Presse hatte sicherlich einen Anteil daran, dass sich die USA schmählich aus Vietnam zurückzogen. Angefangen bei den Pentagon-Papers und wiederholten Berichten über US-Kriegsverbrechen (Massaker von My Lai) über aufrüttelnden Beschreibungen der Auswirkungen des Militäreinsatzes auf die Psyche von GIs, hier kamen die Medien (nicht alle, aber einige) ihrer Berichterstatterpflicht nach.

Seither haben sich die westlichen Medien aber nicht weiter-, sondern zurückentwickelt. Die Berichte von sogenannten embedded journalists über die völkerrechtswidrige Invasion  des Iraks. Ein Trauerspiel.

Das seine Fortsetzung in der Berichterstattung über die Invasion der Ukraine findet. Die faschistischen Wurzeln des Landes, seine endemische Korruption, der Putsch, die gekauften Wahlen, die einen Präsidentendarsteller an die Macht brachten, die weiterhin grassierende Veruntreuung selbst von kriegswichtigem Material, terroristische Aktionen der Ukraine, die lange Liste der Repressalien gegen Dissidenten in der Ukraine – alles kein Thema. Oder höchsten so im Vorbeilaufen.

Dafür laufen Schreibtischgeneräle zu Höchstformen auf, die ihren Arbeitsplatz mit einem Sandkasten verwechseln, in dem Truppenteile herumgeschoben werden, Spielzeugpanzer herumfahren, Flugzeuge mit lautem «rrooam» virtuell die Luft zerschneiden.

Aber obwohl zum Beispiel die Schweiz theoretisch neutral ist und somit keine Partei ergreifen sollte, gibt es in der Schweiz kein einziges Organ, das den Blickwinkel Putins wiedergibt. Gut, die «Weltwoche», aber selbst die macht das trotz Köppels unermüdlichem Kasatschok nur punktuell.

Das völlige Versagen der westlichen Medien zeigt sich schon darin, dass doch in Wirklichkeit kein Konsument all dieser Medien weiss, wie es denn nun eigentlich militärisch an der Front aussieht. Wie viele Reserven die Ukraine noch hat, was Russland noch alles in die Schlacht werfen kann.

Da wurde lange Zeit ein ukrainischer Sieg in den glühendsten Farben gemalt, bis die Journaille kleinlaut den ungeordneten Rückzug antrat.

Noch schlimmer, wenn da eine Steigerung überhaupt möglich ist, steht es um die Berichterstattung aus dem Gazastreifen. Sicherlich, Israel untersagt Journalisten grundsätzlich den Zugang, obwohl man ja nichts zu verbergen habe. Aber ob zum Beispiel Israel Lastwagenkonvois mit Hilfsgütern aufhält, oder ob die Verteilungskapazitäten der humanitären Organisationen nicht ausreichen, man weiss es nicht. Ob die Hamas innerhalb oder unterhalb von Spitälern mit Wissen der Spitalleitung Basen unterhält, man weiss es nicht.

Beginnt die Bevölkerung zu verhungern oder ist das eine weitere Mär der Hamas, um die öffentliche Meinung zu beeinflussen? Wie überlebt es sich überhaupt im Gazastreifen? Tut Israel irgend etwas, um den Flüchtlingen aus dem Norden Schutz zu bieten, wenn es nun auch noch im Süden durchgreift? Wie steht es eigentlich aktuell um die von Israel zugewiesenen sogenannten Schutzräumen, die angeboten wurden, als die massive Invasion von Gazastadt begann?

Die Wahrheit stirbt im Krieg zuerst, ein banaler, aber dennoch richtiger Satz.

Nachdem Social Media die Informationsvorherrschaft der grossen Medien gebrochen hat, dröhnen unablässig Bilder- und Wortfluten auf all die ein, die meinen, sich so einen eigenen Überblick verschaffen zu können.

Aber genauso, wie die grossen Medienhäuser das Internet verschlafen haben und sein Funktionieren als Wertschöpfungsgenerator bis heute nicht kapieren, verschlafen sie nun die Parallelinformationen via Internet.

Der dünne Brei, denn zum Beispiel die grossen Schweizer Medienhäuser verfüttern, ist eigentlich die Aufforderung zum wirtschaftlichen Selbstmord. Denn wenn schon gratis häufig Besseres und Kompetenteres geliefert wird, wozu braucht es dann noch eine Tageszeitung?

Die könnte sich, um hier auch kurz zu sändelen, eine USP schaffen, indem sie Mehrwert anbietet. Das, was schon längst auf YouTube, Tictoc, telegram und Instagram dudelt, nochmals mit ernstem Blick zu verkünden, das kann es ja nicht sein.

Die Medien versagen einmal mehr. Sie sind parteiisch, subjektiv, schlecht informiert. Sie liefern so viele Hintergrundinformationen nicht, weil sie entweder zu faul sind oder der noch existierende Korrespondent dreht lieber Klischees und Vorurteile durch die Mühle. Macht viel weniger Stress als dieses blöde «vor Ort den Puls fühlen».

Laut Meldungen soll Russland als Vergeltung für das Moskauer Massaker das Hauptquartier des ukrainischen Geheimdienstes SBU in Kiew mit einem Marschflugkörper in Schutt und Asche gelegt haben. Stimmt das? Wieso konnte das die ukrainische Luftabwehr nicht verhindern? Stimmt es, dass der Geheimdienst vorgewarnt wurde? Durch wen? ein weiteres Beispiel unter vielen, wie lückenhaft berichtet wird.

So viele Fragen, so wenig Antworten. Ausser einer: es ist ein Trauerspiel.

Bringt KI Intelligenz zurück?

Was unterscheidet einen Journalisten von einem Chatbot? Immer weniger.

Medienmanager haben es schwer. Geldzählen können sie. Sparmassnahmen können sie auch. Flunkern erst recht. Einen Aderlass von Hunderten von Journalisten in den letzten Jahren, ein Krankschrumpfen der Inhalte und Umfänge, all das wollen sie den Konsumenten als Verbesserung verkaufen.

Nur sind die Konsumenten nicht völlig verblödet. Sie reagieren mit Flucht, wenn man ihnen weniger Inhalt für gleichviel (oder sogar noch mehr) Geld anbietet. Das ist das Problem Nummer eins der Medienmanager.

Problem Nummer zwei ist, dass sie bis heute die Unterschiede zwischen Print, elektronisch und digital-virtuell nicht kapiert haben. Sie meinten jahrelang, der Online-Auftritt einer Zeitung sei das Gleiche wie Papier, nur halt ohne Papier. Und dafür gratis.

Neu kommt Problem Nummer drei hinzu: wie soll der Journalismus mit KI, mit Künstlicher Intelligenz, umgehen? Dafür müssten Medienmanager zuerst mal kapieren, was KI ist. Dafür braucht es aber ein wenig Intelligenz, und das ist in den Chefetagen der Schweizer Medienkonzerne ein rares Gut.

Ein Anwendungsgebiet der KI sind die Chatbots. Chatbots, liebe Manager, sind textbasierte Dialogsysteme. Ihr bekanntester Vertreter ist ChatGPT, ein Produkt von OpenAI. Auch da hat Elon Musk seine Finger im Spiel, aber das wäre ein anderes Thema.

Dialogroboter helfen in ihrer einfachsten Anwendung, Call Center zu entlasten. Da die Kunden mit einer überschaubaren Menge an Fragen anrufen, kann die ein entsprechend programmierter oder gefütterter Chatbot genauso gut wie ein realer Mensch beantworten. Zudem ist er unermüdlich 24 Stunden im Einsatz, wird nie sauer und erklärt auch zum dritten Mal gleichbleibend höflich, dass es bei zwei Antwortmöglichkeiten wirklich keine dritte gibt.

Aber auf einer höheren Stufe macht zum Beispiel ChatGPT etwas, was ein Journalist nicht immer gleichgut kann. Der Roboter kann aufgrund von ihm selbst aus dem Netz gesaugter Daten Texte generieren. Zusammenfassungen, Analysen, Vertiefungen. Er kann sie in jeder beliebigen Tonlage, als Reportage, Essay, Polemik, Nachricht oder Kommentar aufbereiten. Er macht das schneller und meistens besser als die meisten Journalisten.

Also kriecht der Chatbot langsam in die Kernkompetenzen der verbliebenen Redakteure hinein. Banale Sportberichterstattung, wo es um die knappe Zusammenfassung der Resultate geht und wie es dazu kam, wird heutzutage schon vielfach von Chatbots erledigt.

Nun ist es allerdings so, dass bei einem Chatbot nur das hinten raus kommt, was vorne reingesteckt wurde. Ohne uns auf die philosophische Frage einzulassen, was Intelligenz ist und wo sie anfängt (ausser, dass sie in Medienchefetagen ein rares Gut ist): umso mehr Input ein Chatbot hat, desto besser sind seine Antworten oder Ausführungen.

Nun steht ihm dafür der gigantische Wissensschatz des Internets zur Verfügung. Das sind schätzungsweise 33’000 Exabytes. Pro Tag kommen ungefähr 2,5 Trillionen Bytes an Daten hinzu. Wie viel das ist? Sehr viel. Wirklich viel. Ein Exabyte sind 1’000 Petabyte oder eine Milliarde Gigabyte. Zum Vergleich: man schätzt, dass alle Wörter, die jemals von der Menschheit gesprochen wurden, fünf Exabyte entsprechen.

Nun schwirren diese Daten nicht nur herrenlos herum. Und besonders interessant für Chatbots, die sich im Journalismus tummeln wollen, sind natürlich die Archive und aktuellen Publikationen der grossen Medienkonzerne. Dorthin schicken Chatbots am liebsten ihre Suchtrupps, sogenannte Crawler. Die pflügen durch die unendliche Weiten des Internets und sammeln und katalogisieren Daten, Informationen.

Genau darüber ist gerade ein Streit zwischen grossen US-Medienkonzernen und Microsoft entstanden, dem sich auch Axel Springer und Ringier angeschlossen haben. Nämlich um die Frage, ob die Verwendung dieser Informationen zwecks Wissenserweiterung und Training eine Verletzung des Copyrights darstellt oder nicht. Natürlich sagen die Konzerne ja, während Microsoft und andere Hersteller von Chatbots sagen, dass diese Daten ja nicht kopiert und veröffentlicht werden, sondern lediglich als Material verwendet. Und was der Chatbot daraus dann macht, ist eine neue, eigenständige Leistung, daher auch nicht eine Verletzung des Copyrights.

Um das aber zu verhindern, halten die Schweizer Medienkonzerne ihre Archive frei von solchen Crawlern, sie sperren sie aus. Beziehungsweise sie versuchen das. Mit einer Ausnahme, wie die NZZ berichtet: SRF hält ihr Internetangebot barrierefrei, hier sind solche Crawler willkommen.

Es ist absehbar, dass die Existenz von Chabots unsere Art des Medienkonsums, vor allem unsere Informationsaufnahme, entscheidend verändern wird. Wieso soll ich mir selbst in sozialen Medien (die Mehrzahl der U-20 konsumiert keine klassischen Newsmedien mehr) meine Infos filtern und abfragen, wenn ein Chatbot mir genau das, was mich interessiert, in genau der Form, Wertung, Färbung und Länge serviert, wie ich es gern habe? Als Text, Audio oder Video. Oder aggregierte Mischung von allem.

Was bedeutet das für die klassischen Anbieter von Informationen? Um darauf eine Antwort zu geben, müssten die Medienmanager einen Chatbot konsultieren. Wenn sie wüssten, wie man das macht.

Rechtsverluderung

Amateure am Gerät, auch in den Medien.

Die hochwohllöbliche NZZ trötet: «Das Obergericht bestätigt, dass keine Verjährung eintritt.» Das wüsste das Obergericht aber. Denn es hat den Fall wieder bei der Staatsanwaltschaft rechtshängig gemacht. Und während deren Walten laufen selbstverständlich die Verjährungsfristen. Einleitend schreibt André Müller wichtigtuerisch, dass das Obergericht diese vernichtende Klatsche «auf Anfrage bestätigt». Also hat er angefragt, weil er offenbar weder die Medienmitteilung noch das Urteilsdispositiv einsehen konnte, obwohl das öffentlich erhältlich ist. Zählen kann er nebenbei auch nicht, die Begründung umfasse 40 Seiten, behauptet er, es sind aber 38.

Immerhin 173 Treffer erzielt man in der Datenbank SMD, wenn man am aktuellen Tag mit dem Stichwort Vincenz sucht. Natürlich sind viele Mehrfachtreffer dabei, da die Schweizer Medienlandschaft der Tageszeitungen im Wesentlichen von zwei Kopfblattsalaten bespielt wird. Aber immerhin, der Fall ist wieder präsent.

Mit solchen Schludrigkeiten und Merkwürdigkeiten ist er nicht alleine. Die geohrfeigte Staatsanwaltschaft kann’s nicht lassen und will beim Bundesgericht Beschwerde gegen diesen Entscheid einlegen. Die entspricht allerdings überhaupt nicht dem Bild, das NZZ-Müller von ihr malt:

«Bei der Staatsanwaltschaft III des Kantons Zürich arbeiten schliesslich keine Anfänger. Es handelt sich, was den Kampf gegen Wirtschaftskriminalität anbelangt, um die wohl kompetenteste und am besten ausgerüstete Strafverfolgungsbehörde der Schweiz

Vielleicht sollte man seinem Kurzeitgedächtnis auf die Sprünge helfen und ihn daran erinnern, dass diese unglaublich kompetente Strafverfolgungsbehörde schon den Prozess gegen die Verantwortlichen für das Swissair-Debakel in den Sand setzte. Er endete mit Freisprüchen für alle auf ganzer Linie.

Völlig absurd ist dann Müllers Schlussfolgerung: «Zweitens zeigen Verfahren wie der Vincenz-Prozess der Schweizer Öffentlichkeit, dass der Staat den Kampf gegen Wirtschaftskriminelle ernst nimmt.» Ach ja? Indem er sich komplett lächerlich macht, vertreten durch eine unfähige, stümperhafte, überforderte Staatsanwaltschaft?

Auch der «Ressortleiter Wirtschaft» Ulrich Rotzinger vom «Blick» glänzt durch juristische Kernkompetenzen: «Die angelasteten Vergehen verjähren durch die Verzögerung auch nicht.» Er watscht dann noch das Bezirksgericht ab: «Es hätte die Anklageschrift im Plauderton zurückweisen müssen, anstatt das Urteil nonchalant und in aller Schnelle zu fällen.» 9 Monate für die schriftliche Urteilsbegründung auf 1200 Seiten sei nonchalant in aller Schnelle? Was ist dann für diesen Mann langsam?

«20 Minuten» versichert sich der Fachkenntnis eines Anwalts, der gerne die Gelegenheit benutzt, seinen Namen in den Medien zu sehen, indem er das wiederholt, was im Beschluss des Obergerichts steht – und was man auch einfach dort hätte abschreiben können.

Auch Tamedia schreibt (ab), dass es sich bei dem Beschluss des Obergerichts um 40 Seiten handle. Hier darf der Anwalt für solche Fälle zu Wort kommen, natürlich der «Professor für Strafrecht und Zivilprozessrecht» Daniel Jositsch. Der glänzt mit Erkenntnissen wie: «Dass eine Anklageschrift zurückgewiesen wird, kommt immer wieder vor, gerade bei solch komplexen Fällen wie diesem». Beruhigt aber: «Mit Ausnahme einer zeitlichen Verzögerung habe der heutige Entscheid des Obergerichts aber keine inhaltlichen Auswirkungen auf das Verfahren.»

Vielleicht zum Mitschreiben für den Professor: Wenn ein Urteil aufgehoben wird und der Fall wieder bei der Staatsanwaltschaft rechtshängig gemacht wird, unterbricht das die Verjährung keinesfalls, da somit kein Urteil vorliegt.

Interessant dann auch diese Formulierung bei Tamedia, die Rechtsexperten Jorges Brouzos und Beatrice Bösiger behaupten: «Laut dem Obergericht können sie jedoch nicht auf eine Verjährung der ihnen vorgeworfenen Taten hoffen. Es stützt sich auf die Rechtssprechung des Bundesgerichtes, wonach auch nach der Aufhebung eines Urteils in der ersten Instanz die Verjährung unterbrochen bleibe.»

Das Obergericht deutet so etwas in seinem Beschluss tatsächlich an. Ob aber das Bundesgericht sich darüber hinwegsetzen will, dass die Aufhebung eines Urteils bedeutet, dass es schlichtweg nicht mehr vorhanden ist? Und wenn die Staatsanwaltschaft neuerlich eine Anklageschrift basteln muss, dabei die Verjährung nicht weiter laufe, wie das zwingend vorgeschrieben ist?

Überboten wird all da nur noch durch die Staatsanwaltschaft selbst. Nach diesem Tritt in die Weichteile sollte sie sich eigentlich in ihre Amtsstuben zurückziehen, Büroschlaf halten und hoffen, dass möglichst schnell Gras über die Sache wächst. Denn was ihr widerfuhr, ist die Höchststrafe, ist an Peinlichkeit nicht zu überbieten. und kommt keineswegs alle Naselang vor, wie der Rechtsprofessor behauptet.

Stattdessen kündigt sie nassforsch an, sich beim Bundesgericht zu beschweren. Dabei haben die Oberrichter fast eine Seite in ihrem Beschluss darauf verwendet, der Staatsanwaltschaft haarklein zu erklären, wieso Folgendes gilt: «Der vorliegende Beschluss ist damit aus Sicht des Obergerichts nicht anfechtbar». Die Begründung dafür leuchtet auch einem Laien ein. Dem Staatsanwalt hingegen nicht.

War die als untauglich zurückgewiesene Anklageschrift schon peinlich genug, ist dieses Nachmopsen eigentlich ein Entlassungsgrund.

CH Media stellt immerhin die naheliegende Frage an einen Rechtsanwalt, wie lange es denn nun bis zu einem rechtsgültigen Urteil ab heute dauern werde:

«Vom Zeitpunkt des Einreichens der Anklageschrift an das Bezirksgericht bis heute sind rund dreieinhalb Jahre vergangen. Es muss mit mindestens weiteren vier Jahren gerechnet werden, bis das Obergericht wieder zum Zug kommt. Bis dann eine Verhandlung vor Obergericht durchgeführt ist und ein Urteil schriftlich vorliegt, wird es mindestens zwei Jahre dauern. Dann geht es ans Bundesgericht und dort ist ebenfalls mit mindestens zwei Jahren zu rechnen. Wenn das Bundesgericht einen Entscheid fällt, der das Verfahren abschliesst, rechnen wir also mit rund 8 Jahren. Wenn das Bundesgericht (oder allenfalls sogar bereits das Obergericht) das Verfahren zurückweist, noch einige Jahre länger

Oder auf Deutsch: solange gilt die Unschuldsvermutung. Oder deutsch und deutlich: es ist ein Hohn, eine Verluderung der Rechtsprechung, verursacht durch einen inkompetenten Staatsanwalt, der sich nach bitteren Niederlagen in seinen letzten Fall so verbissen hat, dass er ihn peinlich vergeigte.

Sauglattismus

Was kommt heraus, wenn eine Flachdenkerin einen Luftikus interviewt?

Rafaela Roth neigt zu unreflektierten Jubelarien, langweiligen Interviews und pseudokritischen Reportagen. Das passte sehr gut zu «watson», das befremdet in der NZZaS. Besonders peinlich wird es, wenn sie auf den «Medienexperten» und «Professor for Journalism» Vinzenz Wyss trifft. Der bezieht seine Fachkompetenz aus seiner kurzen Tätigkeit im Lokaljournalismus. Und aus anschliessender Theoriebildung.

Kann man einen «Experten» ernst nehmen, der bereit ist, sich für ein sauglattes Foto zum Deppen zu machen? Nicht wirklich, wie das Interview beweist. Was meint der Professor, was das Publikum über Journalismus denkt?  «Die meisten Leute … denken, Journalismus lasse sich verkaufen wie warme Gipfeli.»

Nun, Roth und Wyss scheinen zu denken, dass sich ein abgestandenes, altbackenes Interview als Journalismus verkaufen liesse. Der Professor kommt dabei zu bahnbrechenden Erkenntnissen: Medienorganisationen seien  «eben etwas anderes als eine Autopneufabrik. Von ihr erwartet niemand, dass sie gesellschaftlich etwas zurückgibt». Doch, von einer Pneufabrik erwartet man, dass sie sich an alle Vorschriften hält, Auflagen des Umweltschutzes erfüllt und sich sozial verantwortlich verhält. Und natürlich sind Informationen wie Autopneus. Sind sie brauchbar und nützlich, lassen sie sich verkaufen. Sind sie abgefahren oder platt, eben nicht.

Aber Wyss greift auch zu kritischen Worten: «Wenn man wegen unternehmerischer Fehlentscheide sparen muss und dann Entlassungen durchführt, ist das auch ein wenig unverantwortlich.» Ein wenig unverantwortlich? Es ist doch so: In drei grossen Medienkonzernen sind die privaten Besitzer in den fetten Jahren obszön reich geworden. Damals bedeutete, eine Druckmaschine zu betreiben, die Lizenz fürs Gelddrucken zu besitzen.

Inzwischen bauen die Wanners, Ringiers und Coninx› ihre Konzerne so um, dass sie immer noch fette Gewinne abwerfen, nur nicht mehr mit Journalismus. Weil sie und ihr Management seit Jahren zu blöd sind, eine Antwort auf die Informationsvermittlung via Internet zu finden. Wenn nun Medien tatsächlich die Vierte Gewalt sein sollten, Macht kontrollieren und überwachen, damit eine gesellschaftlich wichtige Funktion haben, dann gibt es ja nur eine Lösung für die Misere: man muss sie den Familienclans wegnehmen und in Non-Profit-Organisationen umwandeln. Modell NZZ. Aber das traut sich der Professor nicht zu sagen. Dafür neigt er zur Selbstkritik: «Ja, ich musste meine Sucht, wahrgenommen zu werden, etwas bändigen. … Ich wurde als Schwätzer wahrgenommen.» Wurde?

Wenn unqualifizierte Fragen auf labberige Antworten treffen, dann führen die beiden praxisnah vor, was Journalismus eben nicht sein sollte: Dampfplauderei ohne Erkenntnisgewinn. Aber vielleicht muss man das dialektisch sehen: die beiden wollten zeigen, wie es aussieht, wenn eine journalistische Bruchlandung dem lebenden Objekt, dem überlebenden, zahlenden Leser serviert wird.

Denn die Misere der Medien ist zur Hauptsache selbstverschuldet. Das Grundübel: um Geld verlangen zu können, muss zuerst eine geldwerte Leistung erbracht werden. Oder um es auf dem Niveau Roth/Wyss auszudrücken: wenn der Bäcker statt warmer Gipfeli ungeniessbare Abfallprodukte anbietet, dann darf er sich nicht wundern, dass die niemand kauft.

 

Tunnelblick

Alles zu. Na und?

Es ist wohl unbestreitbar, dass die Nord-Süd-Achse durch den Gotthard eine gewisse Bedeutung für die Schweiz, ihre Wirtschaft, den Verkehr, den Gütertransport und noch ein paar weitere Dinge hat.

Nun hat ein deutscher Zug den Gotthard-Eisenbahntunnel weitgehend ausser Betrieb gesetzt. Mit einer Normalisierung sei frühestens 2024 zu rechnen.

Am Sonntagnachmittag wurden tausende von fluchenden Autofahrern davon überrascht, dass der Gotthard-Autotunnel gesperrt sei. Wegen «technischer Probleme», und schätzungsweise bis Montagmorgen. Das erwischte die Rumpfredaktionen am Sonntag unserer grossen Qualitätsmedien auf dem falschen Fuss. «Blick», CH Media, Tamedia und NZZ liessen es bei der dürren Meldung bewenden, dass der Tunnel wegen «technischer Probleme» bis auf Weiteres gesperrt sei und dass es sich dabei nicht um einen Unfall handle.

Damit sind die beiden Herzstücke der Nord-Süd-Verbindung ausser Betrieb. Bei einem weiss man wenigstens die Ursache, beim anderen weiss man nix. Klimakleber? Bombenalarm? Droht die Decke einzustürzen? Funktioniert die Abluftanlage nicht? Muss eine Glühbirne ausgewechselt werden?

Es gab mal Zeiten, da wären angesichts dieser Lage die Redaktionen zu Höchstformen aufgelaufen. Reporter vor Ort, Spezialisten, O-Töne von begeisterten Automobilisten im Stau, Fragen nach Verantwortlichkeiten, Vorschläge zur Abhilfe, Klugscheissereien.

Aber heute? Der gelangweilte Sitzredaktor hebt eine Tickermeldung auf die Webseite, ansonsten ist es halt ziemlich heiss, er klebt an seinem Sessel.

Wirklich wahr, wozu sollen denn dann diese Medien noch gut (und teuer) sein? Über das Erdbeben in Marokko ist man ausführlich und umfassend informiert. Das ist leicht, die Qualitätsmedien müssen nur die internationalen News-Agenturen abschreiben, telefonisch Schweizer im Erdbebengebiet erreichen.

Ausserdem passierte das Erdbeben nicht an einem Sonntag.«Focus Online» bringt es auf den Punkt:

Ist das ein anhaltendes Trauerspiel.

PS: ZACKBUM hat seherische Fähigkeiten. Es war anscheinend keine Glühbirne, aber ein Stück Decke ist runtergefallen …