Ringier kassiert für Nikotinwerbung
Geld kennt keine Moral.
Wrestling ist eine spezielle Sportart. Die Männer im Ring hauen sich zwar auf den Kopf, weh tut es aber nicht. Es ist alles nur gespielt. Auch im Journalismus gibt es die Disziplin Wrestling. Sie heisst Promoartikel und hat eine lange Tradition. Jeder Journalist musste schon einmal über eine Firma schöne Sachen schreiben, weil die Anzeigen gut laufen und der Firmenbesitzer vielleicht auch noch im Verwaltungsrat hockt. Am besten schiebt man die «moralischen Grundsätze» kurz beiseite und macht sich an die Arbeit.
Kommen wir nach dieser Einleitung zu Ringier. Auf Blick.ch gibt’s alles. Promoartikel für Migros, Galaxus, Online-Casino, Zahnstellungen, Energiefirma. Ähnlich zu den chinesischen Autos wurden die Werbeartikel in der letzten Zeit immer besser. Grund dafür ist das Unternehmen «Ringier Brand Studio». Die täglichen Artikel aus diesem Unternehmen unterscheiden sich kaum von den «richtigen» Blick-Texten.
Jüngstes Beispiel ist der Artikel «Ist das wirklich ernst gemeint, Philip Morris?» Ein sehr gutes Beispiel für Wrestling-Journalismus. Im Promoartikel geht es um den Tabakkonzern Philip Morris, der eine zweite Goldader gefunden hat, nämlich den Verkauf von iQOS, ein Tabakprodukt zum Erhitzen. Der von Philip Morris bezahlte Journalist stellt die Gretchenfrage: Wäre es nicht gescheit, wenn der Konzern den Verkauf von Zigaretten einstellen würde? Zum Beispiel auf nächsten Montag um 6 Uhr morgens?
Über 700 Millionen Zigaretten-Packungen
Was wäre die Konsequenz? «Die Konkurrenz würde mit herkömmlichen Zigaretten ganz einfach den Marktanteil von Philip Morris übernehmen.» Also besser weitermachen und zusätzlich iQOS verkaufen, wie das alle anderen machen. Der Konzern verkaufte 2019 über 700 Millionen Zigaretten-Päcklis, und weniger als 60 Millionen iQOS.
Der Artikel ist grafisch etwas vom Allerfeinsten. Grosses Kino. Man erfährt im Artikel, dass Philip Morris eine zweite WHO ist:
Bis 2025 will Philip Morris 40 Millionen erwachsene Raucher zum Rauchstopp und Umstieg auf seine Tabakerhitzungstechnologie bewegen. Zu diesem Zweck tätige das Unternehmen bereits enorme Investitionen in Technologie, Forschung und Entwicklung.
Mit keinem Wort wird im Artikel auf mögliche Gesundheitsschäden von iQOS hingewiesen. Die unabhängige Studie von Auer et al. «Smoke by any other name» kommt zum Schluss, dass bei der Erhitzung eine unvollständige Verbrennung stattfindet. Am Ende bleiben braune Teer-Rückstände übrig. Eklig, aber vor allem giftig.
Claudia Künzli, Leiterin Gesundheitsförderung und Prävention von der Lungenliga Schweiz, schreibt auf Anfrage: «Der von Philip Morris bezahlte Artikel im Blick ist eines der Beispiele für die Strategie der Tabakindustrie und zeigt, was mit Geld alles machbar ist. Erschreckend ist, wie die Tabakindustrie versucht, sich als Akteur des Gesundheitswesens darzustellen und versucht, iQOS als Rauchstopp-Mittel zu positionieren.»
Ringier meint: «Grundsätzlich ist es legal und auch normale Usanz in der Schweiz, Werbung, sofern sie den gesetzlichen Anforderungen entspricht und nicht gegen Treu und Glauben verstösst, frei zu publizieren.» Hoffentlich sieht das Verlegersgattin Ellen Ringier ähnlich. Ihr «Fritz + Fränzi» warnt eindringlich «Neben den Klassikern Zigarette, Zigarillo, Zigarre und Pfeife sind derzeit alternative Formen populär: Snus (Lutschtabak), Schnupftabak, E-Zigaretten, Shishas und Tabakerhitzer. Sie alle enthalten Nikotin und können demzufolge abhängig machen.»
Die Langstrasse reicht bis in die Redaktionsräume an der Dufourstrasse, der Werdstrasse, der Falkenstrasse bis tief in den Kt. Aargau. Auf Wunsch von Geldgebern werden JournalistenInnen zu Strichboys oder Schreibnutten an der Tastatur des PCs oder Laptop. Ähnliches in Leutschenbach wenn beispielsweise Journalisten Roger Federer und On gross ins Bild nehmen. Nur sind die so doof und machen das gratis, mindestens schreibt SRF keine Rechnung. Ob Goodies in irgendeiner Weise fliessen, denkbar aber nicht belegt. Einzig richtige Massnahme wäre alle Medien die sich dieser Praktiken bedienen konsequent von allen Steuergeldern ausschliessen.
Ich habe meine Wut über diesen PR-Text per Brief an Ringier geschickt – wo er direkt in der Tonne landen wird. Vielen Dank, dass ihr hier ein Auge drauf habt.
Sie hätten halt als Adressaten
Donald Trump
«former president of the United States of America»
aufführen sollen. Dann hätte Dorer einen Praktikanten in die City geschickt mit dem Auftrag Samthandschuhe zu besorgen. Der Brief wäre von Dorer im BLICK TV Studio geöffnet worden, kommentiert von Jonas Projer und Flavia Schlittler, bei der gerade etwas Ebbe herrscht, Grab von Mike Shiva noch nicht gefunden und Irina Beller gibt auch nicht mehr viel her, ausser ein paar züchtigen Aktföteli aus dem letzten Jahrhundert.
Man kann sich nicht nur das Rauchen abgewöhnen, sondern auch Ringier, Tamedia und wie sie alle heissen.