SRG – Sender ruht gut
Hörerschwund im Radio. Na und?
SRF 1, SRF 2 Kultur, SRF 3: täglich eine halbe Million weniger Zuhörer. Insgesamt in allen Landessprachen ein Verlust von fast einem Viertel der Hörerschaft.
Das ist eine Katastrophe – und hausgemacht. Durch die vorgezogene Abschaltung von UKW seit Anfang Jahr. Bei jedem Privatradio würde das für rote Köpfe sorgen – und für Köpferollen.
Aber doch nicht beim Gebührenfunk SRG. Der vermeldet die Zahlen trocken und weist nicht mal darauf hin, dass natürlich die Privaten gewaltig davon profitieren. 188’400 mehr Zuhörer, täglich. Dafür bedankt sich vor allem CH Media, denen inzwischen die meisten Privatstationen gehören. Und auch Ringier freut sich. Endlich mal positive Zahlen bei der Einschaltquote. Die «Blick»-Familie wird ganz neidisch.
Gleichzeitig kündigt SRG mit grossem Trara angeblich gewaltige Einsparungen an. Mitsamt Entlassungen. Dabei sind die Sparmassnahmen in der Höhe von ein paar Millionen lächerlich – im Vergleich zum Jahresbudget von rund 1,5 Milliarden.
Die eigentliche Absicht ist klar: schon die Gebührenreduktion zwingt uns zu schmerzlichen Einschnitten. Stellt euch nur vor, wie schlimm das wird, sollte die 200-Franken-Initiative angenommen werden. Ja nicht.
Für einen Betrieb, der von Kommunikation lebt, ein Trauerspiel. Die ehemalige Nachrichtensprecherin und Kulturredaktorin Susanne Wille zeigt: sie kann’s genauso wenig wie ihr Vorgänger. Es scheint niemand im Haus in der Lage zu sein, eine Kommunikationsstrategie zu entwickeln,
So sad, würde Trump sagen. Der zwar im zweiten Satz häufig das Gegenteil vom ersten behauptet, aber damit bislang durchkommt.
Die Auftritte und Erklärungsversuche von Wille in den Medien waren zum Fremdschämen. Etwas Manager-Bullshit-Bingo, nicht einmal ein Erklärungsversuch, wieso trotz eisernem Sparwillen mitsamt Stellenabbau die Work Force letztes Jahr fröhlich zugenommen hat.
Keine Erklärung, wieso nicht am Unfug sparen, dass auf jeden journalistisch Arbeitenden bei der SRG zwei Sesselfurzer kommen, die verwalten, administrieren und Akten ablegen.
Kein klares Wort dazu, ob es nun scheibchenweise weitergehen soll – oder vielleicht ein Plan dahinterstecken könnte.
Genau die Methode, mit der man die Belegschaft verunsichert und demotiviert. Zudem: sollte es tatsächlich dann mal zu Massenentlassungen kommen (die einzige Möglichkeit, den grössten Budgetposten abzubauen), was machen dann die Arbeitslosen?
Wer sich nicht in die Frühpensionierung retten kann, wird auf dem RAV und anschliessend in der Sozialhilfe enden. Also nicht mehr dem Gebühren-, sondern dem Steuerzahler zur Last fallen.
Dass Wille für diese lausige Leistung mit über 500’000 Franken im Jahr mehr als ein Bundesrat verdient: nun, es braucht halt attraktive Gehälter, um die Besten zu finden.
Falsche Entscheidung mit katastrophalen Folgen, falsch kommuniziert, anschliessend die Behäbigkeit eines Zwangsgebührenapparats, dem Erfolg am Markt eigentlich schnurz ist.
Roger Schawinski, der alte Pirat, hatte lautstark, mit guten Argumenten und auf allen Kanälen davor gewarnt, UKW abzuschalten. Während die Privatradios, Buebetrickli, durchaus wohlwollend gefasst auf diese Fehlentscheidung reagierten. Denn sie wussten natürlich, dass ihnen das ungeahnte Mengen von Hörern zutreiben wird. Je mehr Hörer, desto höhere Werbeeinnahmen, so einfach ist das.
Also muss man an der meist lausigen Qualität der Inhalte vieler Dudelfunks nicht verbessern. Im Gegenteil, auch hier kann noch durch Zusammenlegungen und Ausdünnung gespart werden. Wenn einem der Platzhirsch ein solches Geschenk macht.
Es ist wohl in der ganzen Radiogeschichte einmalig, dass sich ein Sender freiwillig und ohne Not einfach mal so von einem Viertel seiner Zuhörer verabschiedet. Und ihnen empfiehlt, doch auf DAB+ umzusteigen. Was teuer und letztlich sinnlos ist, weil sich auch dieses Übertragungsmodell dann einmal verabschieden wird.
In den vielen Tunnels der Schweiz gibt es kein UKW mehr. Und am Ende des Tunnels ist kein Licht erkennbar, sondern es bleibt zappenduster.
Muss man mal hinkriegen. Vorausgesetzt, man gehört nicht zu den erbitterten Gegnern des Zwangsgebührenfunks. Die Devise scheint zu sein: wenn wir uns schon verzwergen, dann aber richtig falsch.