Schlagwortarchiv für: Ringier

Horror-Kabinett

Der «Blick» unterbietet sich wieder selbst.

Peter Rothenbühler kann es in der «Weltwoche» nicht fassen: «Im Ringier-Verlag soll ein «Equal Voice Assistant» eingeführt werden, um «die Diversitätsverzerrungen in Echtzeit in Artikeln der Ringier-Medienmarken anzugehen». Schon nur dieser Begriff: «Diversitätsverzerrungen»! Muss man sich auf der Zunge zergehen lassen.»

Wie das gehen soll? So: «Diese KI-Lösung scannt Inhalte während ihrer Erstellung, identifiziert Geschlechterungleichgewichte sowie Stereotype und bietet konkrete Verbesserungsvorschläge.»

Was aber dem «Blick» in Wirklichkeit fehlt, ist menschliche Intelligenz. Denn all die Chiefs, Officers, Leaders und auch Chefs lassen eine Reihe von Nonsens-Meldungen durchgehen, dass der «Blick»-Leser selbst nach dem zuvielten Bier noch den Kopf schüttelt.

Denn das alles will kein Mensch sehen:

Auch Schleichwerbung nicht:

Die ist oben, unten ist richtige Werbung.

Das hier sind hingegen «Deal-Partner», also überhaupt keine Werbung:

Das hier auch nicht:

Dieser Flachsinn hingegen ist hausgemacht:

Dafür lohnt es sich doch, die Bezahlschranke zu überspringen.

Das hingegen ist wieder Werbung.

Das auch.

Das auch. Alles. Das Folgende hingegen ist eine bunte Mischung. Im Uhrzeigersinn von links oben: ein dümmlicher Ratgeber. Eine Nonsens-Meldung. Eine überholte Spekulation. Und eine echte Werbung.

In der Ukraine ist auch nicht wirklich was los. Das merkt man untrüglich daran, dass «Szenarien» feilgeboten werden und Fragezeichen in den Titeln stehen::

Und als Absackerchen der wohl überflüssigste Ratgeber des Tages:

Also im Ernst; wäre es nicht einfacher und billiger, die KI etwas umzuprogrammieren und ihr den Auftrag zu erteilen: schreibe Blödstorys am Laufmeter und knalle jeweils ein Foto dazu. Und streu das zwischen Werbung satt.

 

 

 

Das grosse Rausschmeissen – reloaded

Alles eine Stilfrage. CH Media hat keinen Stil.

Stecker raus. Kurz und schmerzlos. Die zweite Generation Wanner tut das, was normalerweise erst die dritte Generation tut. So im üblichen Reigen des Familienunternehmens. Die erste Generation baut’s auf, die zweite verwaltet es, die dritte fährt es gegen die Wand.

Zurzeit wird im Schweizer Journalismus offensichtlich reihum Rausschmeissen geboten. CH Media fing damit an, dass mal 140 Stellen gekippt wurden. Dann zog Tamedia nach und setzte mal die Zahl von 92 in den Raum. Nun ist wieder CH Media dran, während Ringier zurzeit die Füsse stillhält.

Nun hat sich der Wannerclan entschieden, seine Today-Plattformen zu spülen. Denn nach der Reorganisation ist vor dem Exitus. Das scheint dort die nachhaltige Management-Strategie zu sein.

Von «32Today» zu 34 Kündigungen …

Noch Anfang dieses Jahres verkündete Florian Wanner, «Leiter Regionale Elektronische Medien» auf persoenlich.com, nachdem mal wieder «reorganisiert» worden war und die Todays an den anderen Flop «watson» geflanscht worden waren: «Das gibt insbesondere in der Vermarktung spannende Möglichkeiten zur Zusammenarbeit, aber auch im Ad-Tech-Bereich, in Sachen Audience-Building und Content-Marketing können die beiden Organisationen voneinander profitieren. Insofern kommt mit Watson und Today zusammen, was zusammengehört.»

Auf die Frage, ob mit sechs Today-Portalen in fünf Jahren nicht zu rasch und zu viel investiert worden sei, meinte Wanner schnippisch: «Im Nachhinein ist man immer klüger.»

Nun scheint ein anderer Wanner, obwohl das kaum vorstellbar ist, sogar noch klüger geworden zu sein. Denn statt «spannende Möglichkeiten in der Vermarktung» auszuspielen, ist nun Ende Gelände. Denn inzwischen haben die Wanners offenbar gemerkt: «Die Umsatzentwicklung ist rückläufig, und wir sehen keinen Weg, die Today-Portale in absehbarer Zeit kostendeckend zu betreiben. Deshalb mussten wir gemeinsam mit dem Verwaltungsrat die sehr schwierige, strategisch aber unabdingbare Entscheidung treffen, die sechs Newsplattformen zu schliessen.» Verkündet nun CEO Michael Wanner, während Florian Wanner ein wenig rumheult.

Ach ja, und nach der grossen Reorganisation vor 10 Monaten werden nun nochmal 34 Kündigungen ausgesprochen. Zack. Immerhin gebe es «22 Anschlussangebote». Das sieht dann meistens so aus: wir haben hier eine spannende Position im Lesermarketing-Callcenter. Ist natürlich mit einer deutlichen Gehaltseinbusse verbunden, aber heutzutage ist das immer noch besser als nix, oder? Und schau dir mal Kerstin Hasse an, die hat nix gefunden bislang.

Florian Wanner vergiesst dann noch ein paar Krokodilstränen: «Natürlich haben wir alles darangesetzt, möglichst wenige Kolleginnen und Kollegen entlassen zu müssen. Dass gleichwohl schmerzhafte Personalmassnahmen unvermeidbar sind, bedauern wir sehr.»

Tough luck, wie da der Ami sagt, wenn man unter dem Wannerclan arbeiten muss, beziehungsweise nicht mehr weiterarbeiten darf, nachdem doch noch vor wenigen Monaten alles wunderbar reorganisiert worden war.

Vielleicht sollten CH Media und Tamedia mal über ein Zusammengehen nachdenken. Dann kann der Blinde sich vom Lahmen führen lassen und den dabei stützen.

 

Tata. OneLog ist wieder da

Was lange währt, wird nicht mehr gut.

Am 24. Oktober brach OneLog zusammen. Diese Login-Plattform wird von insgesamt über 40 Online-Portalen genutzt. Darunter auch Tamedia, Ringier und SRG. Ebenfalls dabei sind die NZZ und CH Media, die aber den Dienst noch nicht nutzen.

Die Idee war, durch ein gemeinsames Login die Schweizer Medien gegen ausländische Konkurrenz zu schützen, bzw. ein Gegengewicht zu schaffen. Für die technische Umsetzung war Ringier zuständig. Dessen CEO Marc Walder schnappte sich die Position des VR-Präsidenten: «Der Schritt zum einheitlichen Login ist für die Schweizer Verlage eminent wichtig», flötete er nach der Einführung im Frühling 2021. Natürlich sei das ein Erfolgsmodell mit Hunderttausenden von Anmeldungen, und: «Irgendwann kommt der Punkt, an dem Leser unsere journalistischen Angebote nur noch dann lesen können, wenn sie sich einloggen

Stattdessen kam aber der Punkt, dass sich die Leser überhaupt nicht mehr einloggen konnten. Schlimmer noch: in einem Hacker-Angriff verschwanden sämtliche gespeicherte Daten. Bis heute ist völlig unklar, ob dieses Datenmeer abgesaugt oder schlichtweg gelöscht wurde.

Es ist ebenfalls völlig unklar, wer diesen Angriff ausführte und mit welcher Motivation. Normalerweise verlangen Hacker Lösegeld. Oder aber, sie werden von der bösen Konkurrenz beauftragt. Was hier der Fall ist? Tiefes Schweigen.

Wie es überhaupt möglich war, eine Plattform, deren sichere Datenverwaltung existenziell wichtig ist, zu knacken und ausser Betrieb zu setzen – tiefes Schweigen. Ob die persönlichen Daten der Nutzer nun irgendwo im Netz herumschwirren? Tiefes Schweigen. Das schafft ungemein Vertrauen.

Stattdessen die trockene Mitteilung: «OneLog, das Login-Tool der Schweizer Medien- und Verlagshäuser und ein Gemeinschaftsunternehmen von CH Media, NZZ, Ringier und TX Group, ist wieder verfügbar.»

Nach ganzen elf Tagen, im Internet eine Ewigkeit. Ein Skandal.

Welche Massnahmen ergriffen wurden, um eine Wiederholung der Peinlichkeit zu vermeiden? Tiefes Schweigen. Wie es Ringier passieren konnte, dermassen auf den Rücken gelegt zu werden – tiefes Schweigen. Walder spielt einfach Auster und sagt nix.

Dafür gibt OneLog seinen Nutzern noch gute Ratschläge auf den Weg: «Vorsicht vor Phishing: Ohne ein vorheriges aktives Anstossen des Logins durch die Nutzerin oder den Nutzer versendet OneLog keine derartige Aufforderung per Mail an die Nutzerinnen und Nutzer. Dies gilt auch für die einzelnen Medienmarken und andere Partner (z.B. JobCloud), die OneLog einsetzen.»

Abschliessend endet die Mitteilung mit einem echten Schenkelklopfer:

«OneLog setzt alles daran, seinen Nutzerinnen und Nutzern eine stabile und vertrauenswürdige Umgebung zu gewährleisten und bedauert die entstandenen Unannehmlichkeiten.»

Die bestanden zum Beispiel darin, dass alle Artikel hinter der Bezahlschranke frei zugänglich waren. Bei «Blick+» kein grosser Verlust, aber bei Tamedia schon eher. Ob das Ringier übernimmt? Zudem vertraut Tamedia offenbar noch nicht wirklich auf OneLog. Gegenüber persoenlich.com sagt das Medienhaus, dass es lieber während den US-Wahlen auf das «hauseigene Login» setze. Anschliessend nähere man sich OneLog in Trippelschritten. So viel zum Vertrauen eines der Mitbetreiber.

Die entscheidende Frage beantwortet OneLog allerdings nicht: nach einem solchen Totalschaden – woher soll da das verloren gegangene Vertrauen der Nutzer wieder herkommen? Trust building, das weiss jeder Anfänger im Marketing, ist sowohl zentral wichtig, wie auch extrem schwierig nach einem solchen Riesenflop.

Eine nüchterne Meldung «he, wir sind wieder da, kannst dich mit neuem Passwort wieder einloggen – bis zum nächsten Mal», das kann’s ja nicht sein. Aber im Medienbereich wird halt überall gespart. Auch am Hirnschmalz.

Fantastillionen

Als wär’s ein Stück aus Entenhausen, werden Fantasiezahlen herumgeboten.

Jolanda Spiess-Hegglin fordert pro persönlichkeitsverletzenden Artikel rund 125’000 Franken Gewinnherausgabe vom «Blick». Rechenübungen aus Absurdistan.

Das Berufsopfer JSH hat mal wieder Gerichtstag. Vor dem Kantonsgericht Zug will sie das Verlagshaus Ringier dazu zwingen, den durch Berichterstattung über ihre sexuelle Eskapade entstandenen Gewinn herauszugeben.

Allerdings hat sie dafür wohl die falschen Mitstreiter. Anwältin Rena Zulauf hat bislang alle Prozesse für ihre Mandantin – mit einer Ausnahme – verloren. Und ihr «Experte» Hansi Voigt ist als mehrfacher Internet-Bruchpilot auch nicht unbedingt qualifiziert. Abgesehen davon, dass bei einem möglichen Gewinn von 125’000 Franken pro Artikel – selbst bei 12’500 –  seine Projekte reine Geldmaschinen und nicht Geldvernichtungsgeräte wären.

Rechnen wir. Natürlich generiert nicht jede Meldung gleich viel Gewinn, aber nehmen wir der Einfachheit halber eine Zahl von 100’000 Franken pro Publikation des «Blick», die ja laut der Klägerin realistisch sei.

«Blick» hat vom 30. Oktober 2023 bis zum 30. Oktober 2024 haargenau 68’743 Artikel online veröffentlicht. Lassen wir die Zahl der Printartikel weg. Medienunternehmen schreiben ja in der Meinung, mit rechtmässigen Artikeln Gewinne zu erzielen, die rechtswidrigen sind Betriebsunfälle. Also können wir alle Artikel, egal ob legalen oder illegalen Inhalts, rechnerisch gleichsetzen.

Das würde also bedeuten, dass der Verlag rund 6,9 Milliarden Franken Profit eingefahren hätte.

Oder anders gerechnet: es seien laut Klägerin rund 200 Artikel über die Spiess-Hegglin-Affäre erschienen. Das würde bedeuten, dass eine Gewinnherausgabe von 25 Millionen fällig wäre.

Ringier weist nun für das ganze Jahr 2023 einen EBITDA-Gewinn von 105,5 Millionen aus. Das würde bedeuten, dass hier gewaltige Profite versteckt, nicht ausgewiesen werden. Ein veritabler Skandal. Aber in Wirklichkeit besteht der Skandal darin, dass hier die Justiz mit absurden Forderungen belästigt wird, berechnet im Wolkenkuckucksheim von geldgierigen Fantasten.

Ausgeknockt, ausgeloggt

Das haut selbst die Bärtschi-Peinlichkeitsskala durch die Decke.

Wer hat’s erfunden? Ringiers Marc Walder. Ein einziges Login für alle wichtigen Schweizer Medienmarken. Alles mit einem einzigen Eingang, ist doch super. Alles von Ringier, Blick & Co., Tages-Anzeiger, NZZ, CH Media. Der Hammer.

Sicher, einfach, zentral, praktisch, gut.

Nun ist der Burner aber durchgebrannt. Seit Donnerstag (!) letzter Woche geht nichts mehr. «Aufgrund eines Cyber-Angriffs», räumt OneLog zerknirscht ein. «Die mit dem OneLog-Login verbundenen Services sind ebenfalls nicht verfügbar. Nicht betroffen sind die Titel von NZZ und CH Media, da sie die Login-Lösung von OneLog noch nicht eingeführt haben.»

Offensichtlich sind alle registrierten Daten gelöscht, bzw. nicht mehr vorhanden. Ob die Hacker sie abgesaugt haben oder nicht, weiss man nicht. Man weiss eigentlich sowieso sehr wenig. Angefangen dabei, wie das überhaupt möglich war.

Natürlich ist nichts unknackbar, nicht einmal die NSA. Aber wie es möglich war, ausgerechnet dieses Teil zu killen, das ist schon unglaublich.

Erschwerend kommt noch hinzu: wer war das? Oder vielmehr: wer hat eine Interesse daran, wer hat das bezahlt? Denn ein Angriff vom Sohn des Nachbarn war das sicherlich nicht. Wenn doch, dann wäre es aber ein Riesenskandal. Es sind keine so sensiblen Daten, dass sich ein Erpressungspotenzial ergeben könnte. Und anscheinend wurden auch noch keine entsprechenden Forderungen gestellt.

Selbst wenn der Service irgendwann einmal wieder repariert werden sollte: das Vertrauen ist dahin, eigentlich kann man das Teil einstellen. Oder aber, es muss ziemlich viel Geld in die Hand genommen werden, um verlorenes Vertrauen wiederherzustellen. Wie jeder Marketing-Mensch weiss: schwierig, teuer, richtig scheisse.

NZZ und CH Media können sich auf die Schulter klopfen. Noch nicht dabei, nicht betroffen. Das bedeutet, dass hier die Bezahlschranken weiter funktionieren. Um die Leute nicht stinksauer zu machen, sind sie aber bei Ringier und Tamedia weggeräumt worden. Alle können alles lesen – gratis.

Gut, die Verluste bei «Blick+» werden sich in Grenzen halten. Auf jeden Fall ist das unterste Amateurliga.

Denn da sich hier keine Staatsgeheimnisse versteckt hielten, da es eigentlich keinen mächtigen Player gibt, der bereit wäre, für so einen Scherz viel Geld aufzuwerfen, muss es sich eher um einen Amateurangriff gehandelt haben. Und wer weiss, vielleicht fand zuvor ein Erpressungsversuch statt. So nach der Devise: drückt Bitcoin ab, oder wir killen euer Teil.

Möglicherweise war die Antwort darauf dann, dass der Erpresser sich seine Drohung rollen und hinten rein stecken soll. Was er nicht tat.

Aber eigentlich ist es von A bis Z symbolisch für den Zustand der Medienhäuser. Da wird eine Idee ausgebrütet und umfangreich beworben. Dann werden Kunden draufgelockt. Mit den üblichen Versicherungen von super, sicher, stabil.

Dann schaffen es Hacker – ohne Riesenaufwand, steht zu vermuten –, das Teil zu knacken, einzudringen und mal kurz alle Daten zu löschen (oder abzuräumen). Dann dauert es Tage (und ein Ende ist noch nicht absehbar), und das Teil ist immer noch nicht wieder in Funktion.

Eigentlich kann man es auch wegschmeissen, nach dieser Peinlichkeit. Denn das ist nicht weit davon entfernt, dass eine Bank ihren Kunden sagen müsste: sorry, das Geld ist noch da, aber alle Eure Zugangsdaten sind weg. Wir arbeiten zwar dran, bitten aber dennoch um ein paar Tage Geduld.

Die Bank könnte wahrscheinlich die Bücher deponieren. Bei OneLog wird aber das passieren, was immer passiert in den Medien: allerhöchstens ein Sündenbock wird in die Wüste gejagt. Dass es hier offensichtlich an Leitung und Controlling fehlte, dass irgend etwas von vornherein schräg und schief war, das hätte eigentlich die oberste Nase zu verantworten. Aber die ist unkaputtbar.

Dabei sollten Pietro Supino und Marc Walder gemeinsam einen langen Trip auf der Coninx-Yacht unternehmen. In die Südsee. Rückkehr unbekannt. Dann hätte der Schweizer Journalismus vielleicht noch eine Überlebenschance.

Weit gespreizte Beine

Deutliche Trennung von Werbung und redaktionellem Inhalt?

Finden Sie die Unterschiede:

Ein medizinischer Beitrag auf der Webseite vom «Blick».

Ein medizinischer Beitrag auf der Webseite vom «Blick».

Ein medizinischer Beitrag auf der Webseite vom «Blick».

Ein medizinischer Beitrag auf der Webseite vom «Blick».

So, nun der Intelligenztest für ZACKBUM-Leser: Was ist redaktionell, was ist Werbung? Bravo, alle haben bestanden. Oder auch nicht.

Der zweite Beitrag ist bezahlte Werbung. Obwohl er wie ein redaktioneller Beitrag daherkommt:

Der kleine, feine Unterschied:

Ja, hier kommt’s: «Das ist ein bezahlter Beitrag, präsentiert von Hirslanden.» Am Schluss wird dann nochmals geeiert:

Ja was denn nun? «Die Inhalte sind journalistisch aufbereitet und entsprechen den Qualitätsanforderungen von Ringier». Ein Fall für Simon Bärtschi: stimmt das? Oder ist das Qualitätsniveau bei Ringier noch niedriger als bei Tamedia?

Wow. Dafür verantwortlich ist das hier:

Denn hier «laufen Kreation, langjährige journalistische Erfahrung und Beratung zusammen. Egal ob Sponsored Content, Image-Kampagnen, Content Hubs oder Off- und Online-Magazine».

Zuständig ist diese «Ansprechperson»:

Immerhin hat sich Zürcher hier eine grössere Arbeitsplatzsicherheit verschafft. Denn vorher war er stellvertretender Leiter der «Blick-Gruppe Blick.ch und Blick am Abend». Das hat der «Blick am Abend» nicht überlebt. Davor war er stellvertretender Ressortleiter Unterhaltung und «Chefredaktor Blick a.i.». Das hat Zürcher nicht überlebt.

Nun, angesichts der Tatsache, dass Werbung, in welcher Verkleidung sie auch daherkommt, kaum mehr vom sogenannten redaktionellen Inhalt zu unterscheiden ist, wäre es doch sinnvoll, all diese Verrenkungen sein zu lassen. Denn bei der Recherchiertiefe, den die Hölle des Newsrooms heutzutage noch zulässt, ist bezahlte Werbung häufig informativer und inhaltlich besser als das, was ein überforderter Kindersoldat im Stundentakt raushauen muss.

 

Rasender Reporter Hossli

Auf dem letzten Titel von «Domo» verewigt, wer kann das schon von sich sagen.

Ist das ein Symbolfoto oder ist das keins:

Also der Herr rechts ist ein Uncle-Sam-Darsteller. Der Herr links ist Reporter-Darsteller? Schwer zu sagen, denn auf dem Cover der Hauszeitschrift von Ringier wird er nur als «unser Reporter» bezeichnet. Soll das etwa heissen, dass der ganze Verlag nur einen einzigen hat?

Immerhin, in ihrem letzten Editorial löst Chefredaktorin Katrin Ambühl das Rätsel auf: Es handelt sich um den «Leiter der Ringier Journalistenschule Peter Hossli». Der war ganz schön ausser Puste: «Es ist, als würde man fünf Bälle gleichzeitig jonglieren», sagt der Amerikakenner in seiner Reportage für DOMO».

Der Titel der Reportage zeigt dann, worum es eigentlich geht:

Was hat Hossli denn von seiner Reportage mitgenommen? «Es ist ein Rausch, der nicht endet. Am nächsten Morgen sind die Mails aus Zürich schon da. Bitte eine weitere Analyse zu Harris. Okay, da passiert Historisches, Pausen gibt es, wenn nichts mehr läuft».

Aber wie der Titel verrät Hossli auch hier, wer eigentlich das wichtigste Objekt und Subjekt seiner Reportagen ist: «Ein ehemaliger Kollege von der NZZamSonntag meldet sich. Das sei etwas vom Besseren, was er in den letzten 24 Stunden gelesen habe. Die kleine Wertschätzung stellt auf», und muss den Lesern der Hauszeitschrift übermittelt werden.

Auch in der Schlusspointe kommt eigentlich nur einer vor, gespiegelt an anderen.

«An einem wirklich freien Tag besuche ich Williamsburg in Brooklyn. Dort wohne ultraorthodoxe Juden. Fast alle Männer telefonieren mit einem alten Flip-Phone. Warum nicht Smartphones? Ein Ladenbesitzer erklärt es mir: «Unsere Telefone haben keinen Internetzugang. Wir wollen nichts wissen, und unsere Kinder sollen nichts wissen.»
Er will nichts wissen, weil der glaubt. Dieser Mann hat die gleiche Anzahl Chromosomen wie ich – und ist das Gegenteil von mir. Ich will alles wissen. Ein Bedürfnis, das dieser Sommer stillt.»

Trotz gleicher Chromosomenzahl ist also ein ultraorthodoxer Jude das Gegenteil von Hossli. Und will ihm auf die Nase binden, dass sie kein Internet benutzen und ihre Kinder keine Smartphones haben, offen oder versteckt. Nun ja.

Hossli hingegen wolle alles wissen. Aber wollen wir wissen, was er weiss? ZACKBUM musste sich schon mehrfach mit dem Wissensdurst von Hossli befassen. Das waren keine beeindruckenden Begegnungen mit einem herumgaloppierenden Hossli.

Aber je nun. Chefredaktorin Ambühl darf sich einen neuen Job suchen. Das Hausmagazin wird kurz spitz eingestellt, keine Abschiedsnummer, nix. Aus die Maus. also kann Hossli hier auch keine Selbstbespiegelung mehr betreiben. Aber solange er noch herumreisen darf und solange es die Ringier Journalistenschule noch gibt …

Stimme der Vernunft

Eingestanden: es tut manchmal einfach gut, die NZZ zu lesen.

Gleichzeitig ist es so verblüffend wie beelendend, wie viele Meinungsträger sich zum Dokumentarfilm «Russians at War» äussern, ohne ihn überhaupt gesehen zu haben. Mit dem hirnrissigen Argument: muss ich gar nicht, das ist von Moskau bezahlte prorussische Propaganda.

Andreas Scheiner von der NZZ hat den Film, der dem Zürcher Publikum vorenthalten wurde, offenbar gesehen. Und stellt ruhig ein paar Dinge richtig:

«Der Film, der mit französischem und kanadischem Geld entstanden ist, ist keine Putin-PR. Auch wenn die kanadischrussische Regisseurin, Anastasia Trofimowa, bis 2020 für den Propagandasender Russia Today gearbeitet hat. Für dessen Dokumentarfilm-Abteilung war sie als Kriegsreporterin in Kongo, im Irak und in Syrien. «Russians at War» zeigt nun Russlands Krieg. In all seiner unsäglichen Sinnlosigkeit. Der Film ist erschütternd. Nichts daran ist glamourös, von der Stimmungsmache einer Leni Riefenstahl ist Trofimowa weit entfernt. Als Rekrutierungsvideo taugt «Russians at War» schon gar nicht. Etliche der Protagonisten, denen man im Verlauf von 129 Minuten begegnet, sind am Ende verstümmelt oder tot.»

Damit erfüllt Scheiner schon mal die Grundvoraussetzung von seriösem Journalismus. Er schreibt über etwas, das er kennt. Er hat auch für alle Schreihälse mögliche Banal-Recherchen gemacht, wie die, mit welchen Geldern der Film finanziert wurde.

Auch der Frage, inwieweit das russische Militär informiert oder gar einverstanden war, weicht Scheiner nicht aus:

«Die Männer sind Kanonenfutter. Als sie an die Front gerufen werden, rückt Trofimowa mit ihnen vor. Laut eigener Aussage ist sie ohne Genehmigung unterwegs. Vor dem Krieg war die kanadischrussische Regisseurin auch für amerikanische Netzwerke tätig, belieferte diese teilweise mit regimekritischem Material. Wie man hört, ging sie dabei recht weit. Während manche Beobachter ihre Version anzweifeln, hält es ein Journalist, der ihr seinerzeit begegnet ist, für plausibel, dass sie sich ohne Bewilligung an die Front vorgewagt habe. Angeblich sieben Monate verbringt Anastasia Trofimowa im Gefecht. Vor allem mit einer kleinen Gruppe von Sanitätern scheint sie unterwegs gewesen zu sein. Unter ihnen auch zwei Frauen. Ihr Tun blieb vom Regime kaum unbeobachtet. Wer sich monatelang bei den Truppen aufhält, wird registriert. Aber womöglich stellten sich die Überwacher einen anderen Film vor. Trofimowa zeigt den Krieg ungeschönt. Militärisch machen die Russen einen schlampigen Eindruck, alles wirkt unübersichtlich, unkoordiniert

Nun können Schlaumeier natürlich behaupten, das bedeute, dass es sich hier um eine besonders raffinierte Form von subversiver russischer Propaganda handle. Aber natürlich spart Scheiner auch nicht an Kritik. Trofimova stelle den Krieg als fatalistisches Ereignis dar, an dem niemand Schuld trägt.

Scheiner bemüht sich unaufgeregt um eine gerechte Darstellung: «Aber Anastasia Trofimowa ist keine Putin-Versteherin. In Interviews hat die Regisseurin, die Russland nach dem Dreh verlassen hat, den Krieg klar verurteilt. Auch an den russischen Kriegsverbrechen hegt sie keine Zweifel. Sie sieht sich als Anti-Kriegs-Reporterin. Ihr Anliegen ist es, zu zeigen, dass Krieg überall Verheerung anrichtet. Dass auch russische Soldaten Menschen, mehr noch: Opfer sind. Daran ist nichts falsch.»

Soweit eine aus all dem Schweigen und Geheule herausragende Einordnung. Aber auch mit dem Zurich Zensur Festival geht Scheiner kritisch um, wobei er einleitend erwähnt, dass es der NZZ gehört, aber völlig unabhängig von ihr operiert. Könnte man sich vorstellen, dass Tamedia, CH Media oder Ringier so mit einem eigenen Anlass umgingen?

«Bei aller Sympathie für das kriegsversehrte Land: Wenn es zutrifft, dass von ukrainischen Akteuren eine Schweizer Kulturveranstaltung mit Gewaltandrohungen gegängelt wurde, muss das diskutiert werden. Dann muss sich auch das Zurich Film Festival, das sich gerne als Hüterin gegen die Cancel-Culture bezeichnet (Polanski, Winnetou), wehren. Vielleicht wäre das Beste, was dem Festival jetzt passieren könnte, ein mutiger Jury-Entscheid.»

Zu diesem mutigen Entscheid (der Artikel wurde am Tag vor den Preisverleihungen publiziert) kam es dann nicht, der Dokumentarfilm, obwohl im Wettbewerb, erhielt keine Auszeichnung.

Aber dieser Artikel verdient Lob und Auszeichnung. Er verkörpert all das, was die NZZ nicht mehr immer, aber immer noch oft genug von allen anderen deutschsprachigen Organen unterscheidet. Der Autor weiss, worüber er schreibt. Der Autor wägt ab und schildert, ohne zu verurteilen. Wenn er urteilt, tut er das fundiert und faktenbasiert. Und schliesslich tut er all das ohne Rücksicht auf Verluste, denn dem Festival-Chef Christian Jungen dürfte dieser Artikel im Organ des Besitzers des Festivals überhaupt nicht gefallen haben. Vor allem, da die übrigen Medien den Zensurskandal totschweigen.

Also tut ZACKBUM ausdrücklich, was wir vielleicht zu selten tun: Applaus, Chapeau, anerkennendes Kopfwackeln und Note sechs.

Ringier-Leute, fürchtet euch!

Wenn das Management im Wolkenkuckucksheim schwebt …

Der «Blick» zitiert Bundesrat Rösti. Der zeige sich besorgt über den Sparkurs bei den Medien. «In den letzten 15 Jahren haben sich die Zeitungsauflagen in der Schweiz halbiert», sagte der Medienminister in Lausanne.

«Mein Glaube und meine Freude an Print bleiben ungebrochen. Die neusten Leserschaftszahlen bestätigen dies», behauptet Ladina Heimgartner, wir holen tief Luft «Head Ringier Media & CEO Ringier Medien Schweiz – Member of the Ringier Group Executive Board bei Ringier AG».

Wie bitte? Diesen Ausflug in die Wunschwunderwelt muss man im Original geniessen:

Die Dame mit der extrabreiten Visitenkarte versucht, den alten Militärspruch zu übertreffen: vorwärts, wir ziehen uns zurück.

In ihrer Version: «Sehr erfreulich: Der Rückgang der Leserschaftszahlen ist bei vielen unserer Publikationen im Mehrjahresvergleich deutlich geringer als zuvor.» Im Mehrjahresvergleich ist der Rückgang bspw. der «Blick»-Familie desaströs. Abgesehen davon: versteht jemand die Aussage dieses Satzes des Heads? «Im Mehrjahresvergleich geringer als zuvor»? Zuvor wann? Geringer als was? Aber vielleicht muss man zum obersten Management bei Ringier gehören, um solchem Nonsens Sinn abzuringen.

Aber sie legt noch nach, mit Feiersmiley und allem: «Einfach super: in einigen Segmenten konnten neue Leserinnen und Leser gewinnen». Der Satz würde mit einem zusätzlichen «wir» deutlich gewinnen. Da hätten wir mal die «Bilanz» mit «+10.1 %». Wunderbar, nur: das Blatt hat eine Auflage von 31’599 Exemplaren. Da sind zehn Prozent sehr relativ. Dann hätten wir PME mit «+3.1%». Muss man nicht kennen. «l’illustré» mit «+2.6%» (Auflage 65’625) und schliesslich, Tatä, die «Landliebe» mit sagenhaften «+1.0 %». Das sind bei einer Auflage von 115’259 gigantische 1153 Exemplare mehr.

Kein Wort zum «Blick»-Desaster, kein Wort zu allen anderen Printorganen, wo der Rückgang vielleicht «deutlich geringer als zuvor» ist. Oder auch deutlich stärker. Oder was auch immer.

Der Head, CEO und das Member hat – trotz Glaube und Freude – den desaströsen Niedergang des Ringier-Flaggschiffs «Blick» mitsamt «SonntagsBlick» zu verantworten. Da beispielsweise die übrige Sonntagspresse einen viel geringeren Rückgang im Print zu verschmerzen hat, ist völlig klar, dass der Absturz des SoBli nicht irgendwelchen Umständen, sondern einer verfehlten Strategie geschuldet ist.

Wer Toilettenschüsseln mit Henkel innen anbietet, muss sich halt nicht wundern, wenn sich die Nachfrage in Grenzen hält.

Natürlich muss jeder Manager die Kunst beherrschen, Katastrophen in laue Luft umzuschwatzen. Wenn aber jemand dermassen den Kontakt zur Realität verloren hat, dann gilt nicht nur für die «Blick»-Leute, sondern ganz allgemein für die Ringier-Print-Leute: fürchtet euch! Zaget und wehklaget. Die Printer selbst, also die Drucker, haben es schon hinter sich. Begleitet von ein paar bedauernden Geräuschen wurde das Stammhaus von Ringier, die Druckerei in Zofingen, geschlossen. Aus, fertig, Ende. So viel zum Glauben an Print im Hause Ringier.

Wer allerdings den Glauben an die Zukunft von Print als Angestellter behält, der muss sehr viel Glaubensstärke haben. Denn bislang sind alle Versuche gescheitert, die Einnahmeverluste durch wegfallende Inserate und Print-Abonnenten zu ersetzen. «Blick+» ist ein Witz, aber kein guter. Ratgeber und Service, das können so viele andere auch und besser.

Oder wer braucht das?

Das hier ist wohl mehr in eigener Sache zu verstehen:

Und noch eine Antwort auf eine Frage, die uns alle umtreibt:

Richtige Antwort: nein, sie müssen getragen werden. Kleiner Scherz. Aber es gibt natürlich auch Storys, an denen die ganze Schweiz Anteil nimmt:

Und wer’s verträgt, noch ein Absackerchen als Doppelpack:

Sagen wir so: wie viele Arbeitnehmende (grässlich, diese Korrekt-Sprache-Vergewaltigung) bei Ringier werden demnächst keine Lohn-, sondern Abfindungsgespräche führen? Aber im festen Glauben an Print und an die Fähigkeiten des leitenden Managements …

Dabei wäre es doch so einfach. Man müsste nur der eigenen Statistik vertrauen:

Katastrophe, Tragödie und Sex. Plus Büsis. Wäre eigentlich gar nicht so schwer.

«Blick»-Leute, fürchtet euch!

Euer Chief Content Officer ist ratlos.

Zum «Kleinreport» sagt Steffi Buchli einen denkwürdigen Satz: «Die jüngsten Leserschaftszahlen seien «bedauerlich», so die Content-Chefin, sie bedeuteten aber nicht, dass die Inhalte nicht ankämen.»

Bedauerlich? Innert fünf Jahren haben 40 Prozent der Printleser beim Abschied leise servus gesagt. Und dabei gilt nicht einmal die übliche Entschuldigung. Die Umstände, die Inserate, das Leseverhalten und Blabla. Denn die überlebenden Konkurrenzblätter SoZ und NZZaS haben bei weitem nicht einen solchen Einbruch zu verzeichnen.

Also ist eigentlich Alarmstufe rot, nur nicht für Buchli: «Der ‚SonntagsBlick‘ liefert jede Woche starke Recherchen, spannende Geschichten und setzt nationale Themen, wie zuletzt mit dem Fall von GLP-Politikerin Sanija Ameti, den Ungereimtheiten um die Forschungsarbeiten von Adriano Aguzzi an der Uni Zürich oder die Fifa-Zuschüsse für Giovanni Infantino», fantasiert sie völlig losgelöst von der Wirklichkeit.

Um noch einen draufzusetzen: ««Massnahmen zur Stabilisierung und Neugewinnung von Lesern und Leserinnen» seien «eingeleitet» worden, so Steffi Buchli weiter gegenüber dem Klein Report.»

Damit meint sie wahrscheinlich die Einstellung des «Magazins» vom SoBli, womit das Angebot noch flachbrüstiger wird.

Nun sind Krisen auch immer Chancen, wie es im schönsten Manager-Bullshit-Talk heisst. Wenn sich die Nachfrage nach einem Angebot im freien Fall befindet, die Mitbewerber mit ähnlichen Angeboten aber durchaus stabile Verkäufe zu verzeichnen haben, dann liegt die Schlussfolgerung auf der Hand: beim SoBli, überhaupt beim «Blick» läuft etwas furchtbar falsch.

Was falsch läuft, lässt sich eindeutig benennen und zeitlich verorten. Da ist der 8. März 2023. An diesem Tag wurde bekannt, dass der «Blick»-Oberchefredaktor Christian Dorer in eine sechsmonatige Auszeit geschickt wurde. Mit nebulöser Begründung und der Ankündigung einer Untersuchung, deren Ergebnisse niemals bekannt gegeben wurden.

Dabei war der eigentliche Grund klar. Dorer stand jemand anderem in der Sonne, zudem musste ein Sündenbock für eine völlig verfehlte Strategie her. ZACKBUM nannte das das «Tal der Beliebigkeit». Oder wie das die Dame mit der extrabreiten Visitenkarte so unnachahmlich formulierte:

«Wir nennen es nicht mehr Boulevard. Wir verstehen uns als Newsplattform, die schnell ist und auch komplexe Themen sehr einfach erklären und erläutern kann. Dabei stellen wir immer den Menschen ins Zentrum – das macht uns aus, dafür stehen wir.»

Plus Bezahlschranke und dahinter viel Ratgeber und Service. Plus eine neue Führungsstruktur mit einem Kopfsalat von Heads, Chiefs, Teamleitern und überhaupt furchtbar vielen Häuptlingen. Plus ein verunglücktes Redesign nach dem anderen. Wobei man immerhin sagen muss, dass Regenrohr und Kästchenlogo schnell wieder verschwunden sind. Wobei man nicht wissen möchte, was der angebliche Starwerber Frank Bodin dafür kassierte. Aber immerhin konnte er sicherlich mit dem Geld eine neue geschäftliche Bruchlandung vermeiden.

Allerdings ist die Wurzel der Probleme von «Blick» und SoBli nicht in der Überbevölkerung auf der Kommandobrücke zu suchen. Sondern der steile Absturz ist einer völlig verfehlten Strategie geschuldet, die von einer Managerin entwickelt wurde, die von Print, Newsmedien oder der DNA des «Blick» ungefähr so viel Ahnung hat wie eine Stubenfliege von Quantenphysik.

Wenn ein Manager einen Gewaltsflop zu verantworten hat, der eindeutig und einwandfrei seiner Kette von Fehlentscheiden anzulasten ist, dann wird er normalerweise entsorgt. Mehr oder weniger höflich. Er wird nicht direkt gefeuert, sondern damit betraut, die Entwicklung des Lesermarkts in Schwarzafrika ganz vertieft zu untersuchen. Oder so.

Bei Ringier läuft das anders, die Managerin wird befördert. Dabei schützt sie ein dreifacher Panzer. Ihr Geschlecht, ihre sexuelle Orientierung und ihre Herkunft aus einer sprachlich-kulturellen Randgruppe. Das – und ein paar Schwächeanfälle des amtierenden CEO Marc Walder – machen sie unkaputtbar.

Natürlich wäre es furchtbar sexistisch, einen Zusammenhang zwischen Flops und Geschlecht ganz allgemein in den Medien herzustellen. Daher ist es sicherlich reiner Zufall, dass sie Skelettierung von Tamedia von einer Jessica Peppel-Schulz zusammen mit einer Raphaela Birrer durchgeführt wird, wobei eine Kerstin Hasse immerhin über die Klinge springen musste.

Aber zurück zum SoBli und der nicht mehr so glücklichen «Blick»-Familie. Wenn das, was früher einmal Chefredaktor hiess, eine desaströs Entwicklung der Zahlen als «bedauerlich» bezeichnet, dann gilt für die Mannschaft (inklusive weiblicher Teil und alle beyond): fürchtet euch! Zittert und zagt. Das ist mit der Beschäftigung von Kindersoldaten im Newesroom nicht aufzufangen. Auch nicht alleine mit der Einstellung des «Magazin». Sondern ihr müsst das leider so sehen:

CH Media hat mit dem grossen Rausschmeissen angefangen. Tamedia hat nachgezogen. Selbst die SRG macht ein paar Sparübungen. Wer fehlt im Umzug? Genau. Und noch ein kleiner Tipp: normalerweise wird nicht bei den Häuptlingen gespart. Auch nicht bei Heads und Chiefs. Sondern bei den Indianern. Also schwingt euch auf die Pferde und reitet um euer Berufsleben. Nur: wohin bloss?