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SRG – Sender ruht gut

Hörerschwund im Radio. Na und?

SRF 1, SRF 2 Kultur, SRF 3: täglich eine halbe Million weniger Zuhörer. Insgesamt in allen Landessprachen ein Verlust von fast einem Viertel der Hörerschaft.

Das ist eine Katastrophe – und hausgemacht. Durch die vorgezogene Abschaltung von UKW seit Anfang Jahr. Bei jedem Privatradio würde das für rote Köpfe sorgen – und für Köpferollen.

Aber doch nicht beim Gebührenfunk SRG. Der vermeldet die Zahlen trocken und weist nicht mal darauf hin, dass natürlich die Privaten gewaltig davon profitieren. 188’400 mehr Zuhörer, täglich. Dafür bedankt sich vor allem CH Media, denen inzwischen die meisten Privatstationen gehören. Und auch Ringier freut sich. Endlich mal positive Zahlen bei der Einschaltquote. Die «Blick»-Familie wird ganz neidisch.

Gleichzeitig kündigt SRG mit grossem Trara angeblich gewaltige Einsparungen an. Mitsamt Entlassungen. Dabei sind die Sparmassnahmen in der Höhe von ein paar Millionen lächerlich – im Vergleich zum Jahresbudget von rund 1,5 Milliarden.

Die eigentliche Absicht ist klar: schon die Gebührenreduktion zwingt uns zu schmerzlichen Einschnitten. Stellt euch nur vor, wie schlimm das wird, sollte die 200-Franken-Initiative angenommen werden. Ja nicht.

Für einen Betrieb, der von Kommunikation lebt, ein Trauerspiel. Die ehemalige Nachrichtensprecherin und Kulturredaktorin Susanne Wille zeigt: sie kann’s genauso wenig wie ihr Vorgänger. Es scheint niemand im Haus in der Lage zu sein, eine Kommunikationsstrategie zu entwickeln,

So sad, würde Trump sagen. Der zwar im zweiten Satz häufig das Gegenteil vom ersten behauptet, aber damit bislang durchkommt.

Die Auftritte und Erklärungsversuche von Wille in den Medien waren zum Fremdschämen. Etwas Manager-Bullshit-Bingo, nicht einmal ein Erklärungsversuch, wieso trotz eisernem Sparwillen mitsamt Stellenabbau die Work Force letztes Jahr fröhlich zugenommen hat.

Keine Erklärung, wieso nicht am Unfug sparen, dass auf jeden journalistisch Arbeitenden bei der SRG zwei Sesselfurzer kommen, die verwalten, administrieren und Akten ablegen.

Kein klares Wort dazu, ob es nun scheibchenweise weitergehen soll – oder vielleicht ein Plan dahinterstecken könnte.

Genau die Methode, mit der man die Belegschaft verunsichert und demotiviert. Zudem: sollte es tatsächlich dann mal zu Massenentlassungen kommen (die einzige Möglichkeit, den grössten Budgetposten abzubauen), was machen dann die Arbeitslosen?

Wer sich nicht in die Frühpensionierung retten kann, wird auf dem RAV und anschliessend in der Sozialhilfe enden. Also nicht mehr dem Gebühren-, sondern dem Steuerzahler zur Last fallen.

Dass Wille für diese lausige Leistung mit über 500’000 Franken im Jahr mehr als ein Bundesrat verdient: nun, es braucht halt attraktive Gehälter, um die Besten zu finden.

Falsche Entscheidung mit katastrophalen Folgen, falsch kommuniziert, anschliessend die Behäbigkeit eines Zwangsgebührenapparats, dem Erfolg am Markt eigentlich schnurz ist.

Roger Schawinski, der alte Pirat, hatte lautstark, mit guten Argumenten und auf allen Kanälen davor gewarnt, UKW abzuschalten. Während die Privatradios, Buebetrickli, durchaus wohlwollend gefasst auf diese Fehlentscheidung reagierten. Denn sie wussten natürlich, dass ihnen das ungeahnte Mengen von Hörern zutreiben wird. Je mehr Hörer, desto höhere Werbeeinnahmen, so einfach ist das.

Also muss man an der meist lausigen Qualität der Inhalte vieler Dudelfunks nicht verbessern. Im Gegenteil, auch hier kann noch durch Zusammenlegungen und Ausdünnung gespart werden. Wenn einem der Platzhirsch ein solches Geschenk macht.

Es ist wohl in der ganzen Radiogeschichte einmalig, dass sich ein Sender freiwillig und ohne Not einfach mal so von einem Viertel seiner Zuhörer verabschiedet. Und ihnen empfiehlt, doch auf DAB+ umzusteigen. Was teuer und letztlich sinnlos ist, weil sich auch dieses Übertragungsmodell dann einmal verabschieden wird.

In den vielen Tunnels der Schweiz gibt es kein UKW mehr. Und am Ende des Tunnels ist kein Licht erkennbar, sondern es bleibt zappenduster.

Muss man mal hinkriegen. Vorausgesetzt, man gehört nicht zu den erbitterten Gegnern des Zwangsgebührenfunks. Die Devise scheint zu sein: wenn wir uns schon verzwergen, dann aber richtig falsch.

Immoplattform will plattmachen

SMG zeigt, was Marktmacht eines Quasi-Monopolisten ist.

Zur Swiss Marketplace Group (SMG) gehören Homegate, Autoscout, Ricardo, Tutti, die wichtigsten Online-Marktplätze der Schweiz.

SMG selbst gehört Tx, Ringier, der Mobiliar und einer US-Bude. Zur Marktmacht kommt noch mediale Macht – und viel Geld.

Das merkt der Konsument. So kostet ein Wohnungsinserat auf Homegate eine «Grundgebühr» von Fr. 125. Dazu kommen die eigentlichen Insertionskosten von Fr. 2.50 pro Tag (ein Objekt mit max. 13 Bildern). Mindestlaufzeit ist 15 Tage. Projektdokumentationen, ein Formular oder ein Video kosten extra.

Zusätzliche Schikane: «Das Inserat hat keine fixe Laufzeit. Sie müssen es also immer selber online löschen. Notieren Sie deshalb unbedingt Ihren Benutzernamen und Ihr Passwort!»

Das läppert sich auf mindestens Fr. 162.50. Immer vorausgesetzt, der Inserent hat sein Passwort oder das Löschen des Inserats nicht vergessen.

Vor einem Jahr kostete eine Wochenpauschale noch 125 Franken. Ohne Verpflichtung, für mindestens 15 Tage inserieren zu müssen. Was angesichts der Marktlage bei Wohnungen völlig überflüssig ist, wenn sich die Miete in einem hohen, aber noch normalen Rahmen bewegt. Bereits am ersten Tag stapeln sich die Bewerbungen.

Noch haariger wurde es für professionelle Inserenten. Die zahlten pro Monat bis März 2024 pauschal rund 450 Franken. Ab April stieg das auf sagenhafte bis zu 4000 Franken.

Der Konkurrent Newhome bietet 15 Tage für Fr. 139. Ohne automatische Verlängerung. Und für Mieter, die einen Nachmieter suchen, ist das Inserat für 7 Tage gratis.

Homegate und immoscout24 verzeichnen zusammen schätzungsweise über 9 Millionen Visits pro Monat, newhome 1,3 Millionen.

Bricht man das auf Search-Visits (organischer Traffic) herunter, sind es bei den Plattformen von SMG rund 2 Millionen Zugriffe, bei newhome 126’000. Die Angaben beruhen auf Schätzungen von SimilarWeb und ähnlichen Analysetools.

So wie die meisten Google als Suchmaschine benützen, neigt auch der Inserent dazu, den grössten Marktplatz zu aufzusuchen.

Wie «Inside Paradeplatz» enthüllte, reagiert SMG zudem sehr empfindlich auf Kritik. Der Besitzer der Pfannenstil Immobilien AG hatte es gewagt, auf LinkedIn zu posten: «Fair inserieren statt teuer dominieren».

Das brachte ihm ein geharnischtes Schreiben einer der führenden Wirtschaftskanzleien von Zürich ein. Deren Partner drohte: Das sei ein «Boykottaufruf» und dazu «unnötig verletzend und unlauter». Umgehend löschen, wobei der Partner von Schellenberg Widmer noch erwähnte, dass «unlautere Handlungen (…) auch strafrechtlich relevant» seien. «Dies gilt auch für Ehrverletzungen.»

Der Kleine maulte zurück, dass er nur von seiner Meinungsfreiheit gebraucht gemacht habe und sein Post weder ein Boykottaufruf, noch ehrverletzend sei. Und knickte ein, indem er ihn löschte.

ZACKBUM wird sich nun hüten, die Preise der Immobilienportale von SMG als «überhöht» oder gar «unfair hoch» zu bezeichnen. Im Gegenteil, wir halten eine Preissteigerung von 400 Franken auf bis zu 4000 für fair, angemessen und geradezu ein Schnäppchen.

Es ist doch bekannt, dass das Betreiben eines Online-Portals mit ungeheuerlichen Kosten verbunden ist, die zudem – da ist die Technologie halt stehengeblieben – gewaltig gestiegen sind.

So kostete die Miete eines ein Terabyte Speicherplatzes vor einem Jahr nach AWS S3 Standard 24 Dollar im Monat. Und heute 23. Ups. Mit den Google Cloud-Preisen verhält es sich ähnlich.

Aber das Personal. Wobei, Zusammenlegungen wie im Schulterschluss von Tx und Ringier führen normalerweise nicht zu einem Ausbau der Work Force, sondern zu einem Abbau.

Womit begründet SMG dann diese wirklich moderaten Preissteigerungen? Na, mit «mehr Reichweite und besserer Performance». Sonst noch Fragen?

Ach, und mit dem geplanten Börsengang von SMG (Bewertung von bis zu 5 Milliarden US-Dollar), der Hunderte von Millionen in die Taschen des Coninx- und Ringier-Clans spülen soll, hat das überhaupt nichts zu tun. Bevor da noch einer frech kommt.

Das wird aber in den Blättern von Tamedia oder Ringier garantiert nicht der Fall sein. Nur die NZZ wagte es, die Frage zu stellen: «Ricardo, Homegate, Autoscout24: Schröpfen die Portale ihre Kunden?» Um sie mit einem klaren Jein zu beantworten.

Verlegerverband: die Lachnummer

Die Schweizer Medien sprechen mit gespaltener Zunge.

Am Donnerstag verkündeten Susanne Wille (Generaldirektorin SRG) und Andreas Masüger (Präsident Verband Schweizer Medien, VSM) einträchtig eine neue friedliche Koexistenz.

Die SRG fährt die Publikation von Tickermeldungen im Internet runter, dafür spricht sich der VSM gegen die Reduktion der Zwangsgebühren auf 200 Franken aus.

Am Mittwoch veröffentlichte der ehemalige Präsident des VSM unter Berücksichtigung der strikten Trennung zwischen Verlag und redaktionellem Inhalt im Kopfblattsalat von Tamedia eine ellenlange Stellungnahme. Wer nicht beim Lesen weggeschnarcht ist, bekam mit, dass Pietro Supino, Bigboss von Tx, ein unbedingter Befürworter des neuerlichen Versuchs ist, den Velegerclans diesmal sogar 1,4 Milliarden Franken an Steuergeldern – über die nächsten Jahre verteilt – reinzuschieben.

Nachdem Supino einen wesentlichen Anteil daran hatte, dass der erste Versuch, eine Milliarde abzukassieren, durch ein Referendum verhindert wurde.

Zudem plädiert er für die Annahme der Initiative, die Zwangsgebühren deutlich zu senken.

2015 war der Ringier-Verlag unter Getöse aus dem VSM ausgetreten, um 2022 zurückzukehren. Alleine CH Media verhält sich relativ ruhig und hofft, mit seinem Sammelsurium an Radio- und TV-Stationen weiterhin genügend Staatsknete zu erhalten, um diese kühne Strategie finanziell abpolstern zu können.

Das nennt man mit einer Stimme sprechen.

Eigentlich sollte ein Verband, der stolz verkündet: «Der Verlegerverband vereinigt über 100 Medienunternehmen, die zusammen rund 300 Publikationen herausgeben und zahlreiche digitale Newsplattformen sowie über 30 Radio- und TV-Sender betreiben», in der Lage sein, die Gesamtinteressen der privaten Schweizer Anbieter von Medienprodukten zu vertreten.

Aber stattdessen herrschen Krach und Zwietracht und man haut sich öffentlich gegenseitig eins über die Rübe. Natürlich wusste Supino, was am Donnerstag verkündet werden wird. Also zündete er am Mittwoch seine Bombe, allerdings mit überlanger Zündschnur.

Masüger, der auch noch Verwaltungsrat von Somedia ist, die gerade in höchster Not mithilfe des Bundesverwaltungsgerichts Staatsgelder für sein Privatradio vom ewigen Piraten Roger Schawinski zurückerobert hat, ist auf diese Kohle angewiesen.

Tamedia hingegen hat sich von seiner gescheiterten Multi-Channel-Strategie verabschiedet. Nachdem der Verlag mit TV3 und dem Ankauf des Radio 24-Imperiums von Schawinski zwei Stiefel voll rausgezogen hatte.

Die vier Verlage, Ringier, Tamedia, CH Media und Somedia eint einzig, dass sie keinerlei erkennbare Strategie haben, wie sie die Talfahrt ihrer Medien abbremsen könnten. Allerdings unternehmen sie untaugliche Versuche unterschiedlicher Art.

Ach, und zudem ein fataler Denkfehler. Sie wollen alle auf KI setzen, als sei das die Rettung des geldwerten Qualitätsjournalismus. Dabei kann sich inzwischen fast jeder mit chatgpt & Co. selbst schlau machen, wenn er eine präzise Frage stellt. Und dadurch erkennt, dass er für die gleichen Antworten nicht noch etwas bezahlen muss.

Ringier setzt auf Digitales und das Joint Venture mit Tamedia bei den Handels- und Verkaufsplattformen. Tamedia setzt auf Profitcenter und lässt das publizistische Standbein verkümmern. Der Wanner-Clan von CH Media setzt wieder auf Multi-Channel (TV, Radio und Kopfsalatblätter), Somedia auf die Verteidigung seines Monopols in der Südostschweiz.

Alle vier Strategien haben eins gemeinsam: das wird nicht mittelfristig funktionieren. Aber aus ihnen entstehen natürlich ganz verschiedene Interessenlagen. Nachdem Ringier mit «Blick TV» baden gegangen ist, bleiben ihm noch die Beteiligungen an den «Energy»-Dudelfunkanstalten und an «Radio 32». Das wohl im Namen die Anzahl der Hörer abbilden möchte (Pardon, es sollen täglich 90’000 sein).

CH Media wäre der Hauptinteressent, dass es eine friedliche Koexistenz mit der SRG gibt, damit möglichst viel Content (und Programmfenster innerhalb der SRG) die Bemühungen der Schrumpfredaktionen aufpeppen.

Somedia hat im Wesentlichen die bayerische Mentalität übernommen: mir san mir und uns kann keiner in unserem Einzugsgebiet.

Der vierte im Bunde glänzt mit einer völligen Abwesenheit einer Medienstrategie. Ausser pompösen Worten («Es stehen die Errungenschaften der Aufklärung auf dem Spiel») hat Supino nichts zu bieten. Ach, doch: Profitmarge, Dividende für den weltverzweigten Coninx-Clan und sportliche Gewinnvorgaben für die Bestandteile der Tx-Holding, die Tamedia nur durch ein Runtersparen aufs Skelett erreichen kann.

Ringier lehnt die Reduktion der Zwangsgebühren ab. CH Media und Tamedia befürworten sie, Somedia merkwürdigerweise ebenfalls.

Die Aufgabe eines kompetenten Verbandspräsidiums wäre es, wenigstens öffentlich einen Konsens innerhalb des Verbands zu präsentieren.

Stattdessen krähen die grossen Verlage herum wie auf einem Hühnerhof. Der aktuelle Präsident sagt so, der ehemalige Präsident sagt das Gegenteil.

Und die SRG lacht sich tot, dass sie mit so einfachen Mitteln und kleinen Zückerchen Präsident Masüger dazu bewegen konnte, sich im Namen des Verbands gegen die Initiative auszusprechen. Die sein Vorgänger befürwortet.

Ein weiterer Beweis für die alte und richtige These von ZACKBUM:

Am Elend der Medien sind nicht in erster Linie die Arglist der Zeit, das Internet oder Google & Co. schuld.

Sondern die schreiende Unfähigkeit der Verlagsmanager und ihrer Anführer. Im Vergleich dazu, was hier aufgeführt wird, ist die Migros ein blitzsauberes und zukunftsträchtig aufgestelltes Unternehmen.

«Militärexperte» Keupp: Rohrkrepierer

Der «Militärökonom» an der ETH ist ein kriegsuntauglicher Diversant.

Die Schweizer Armee hat einige Probleme. Eines davon ist leicht zu identifizieren und heisst Marcus Keupp. Der Deutsche ist die Fehlbesetzung auf einem verlorenen Posten. Oder aber, schrecklicher Verdacht: er ist vom Feind bezahlt oder gesteuert.

Wikipedia weiss über ihn: «Als Dozent an der Militärakademie der ETH Zürich unterrichtet er angehende Berufsoffiziere der Schweizer Armee und beschäftigt sich in seiner Forschung insbesondere mit militärischer Logistik.»

Deshalb hat die Schweizer Armee offensichtlich ein Führungsproblem …

Keupp wusste: «Russland wird den Krieg im Oktober verloren haben.» Zu dieser schneidenden Prognose kam er «aufgrund mathematischer Berechnungen». Wahrscheinlich hantierte er mit Fantastillionen, dividiert durch null. Blöd nur: er meinte den Oktober 2023. Blöd nur: das haben die Russen bis heute nicht eingesehen.

Wikipedia weiss auch: «Im April 2024 hielt Keupp an seiner im März 2023 geäußerten Einschätzung fest, dass Russland den Krieg bereits im Herbst 2023 „strategisch verloren“ habe.»

Als Militärökonom erlaubt er sich auch Prognosen allgemeiner Art: «Der Kollaps des russischen Finanzsystems ist nur noch eine Frage von Tagen.» Aber diese Tage verstrichen ohne Kollaps – im März 2022.

Das kann doch einen Wissenschaftler wie Keupp nicht erschüttern. Wenn man ihm ein Mikrophon hinhält, ist er sofort bereit, seinem Lebensmotto zu frönen: nach der Fehlprognose ist vor der Fehlprognose.

«Wenn es so weitergeht, wird Russland den Krieg verlieren.» Mit diesem militärischen Fehlschlag überrascht Keupp aktuell die Welt im «Blick». Das Organ für gehobene Stände hat leider ein kurzes Gedächtnis – oder ist zu höflich, dem Quatschprognostiker seine Fehlprognosen von früher um die Ohren zu hauen.

Kriegsgurgel Keupp hat noch weitere ungebetene Ratschläge auf Lager: «Mit Putin darf man nicht verhandeln. Wer jetzt Verhandlungen mit Russland fordert, ist ein Pseudohumanist.» Dass Keupp ein Pseudomilitärwissenschaftler ist, liegt aber entschieden näher an der Wahrheit. Denn Kriege werden bekanntlich entweder durch die Kapitulation einer Partei – oder durch Verhandlungen beendet.

Dann nimmt der Irrwisch des Krieges noch die ganz grosse Keule hervor: «Es gab damals und gibt heute noch immer so einen Typ Mensch, der denkt, dass Hitler oder Putin gar nicht so falschliegen, dass die doch auch gedemütigt worden seien, dass die sich doch auch wehren dürften. Wer das sagt, ist moralisch verrottet.»

Moralisch verrottet, das Werturteil muss man sich als Berufsrohrkrepierer erst mal trauen. Und was passiert, wenn so moralisch verrottete Menschen, also all diese Putinversteher, die deswegen auch Hitlerversteher waren, die Meinungsführerschaft übernähmen?

«Ja, auch neutrale Staaten wie die Schweiz könnte das jederzeit treffen. All jene, die jetzt poltern, es zähle ja eh heute schon nur das Recht des Stärkeren, die dürften sich noch wundern, was mit ihnen passiert, wenn das regelbasierte System erst mal ausser Kraft gesetzt ist.»

Zunächst muss man sich allerdings Sorgen machen, was eigentlich passiert, wenn eine solche Fehlbesetzung einen wissenschaftlichen Lehrstuhl verunziert und auf Kosten des Steuerzahlers noch grösseren Unsinn als «Russia Today» verzapft. Wobei Keupp offenbar noch nicht mitbekommen hat, dass das «regelbasierte System» tatsächlich ausser Kraft gesetzt wurde.

Mal mit einer Prognose danebenliegen, das kann ja passieren, sollte aber nicht vorkommen, wenn man sich Wissenschaftler schimpft. Aber ständig und ausnahmslos und immer wieder danebenhauen, da muss man schon von einem Systemversagen bei Keupp sprechen.

Wieso ihm der «Blick» allerdings die Spalten öffnet, um sich nochmals lächerlich zu machen, das gehört wiederum zu den Geheimnissen des Qualitätsjournalismus aus dem Hause Ringier.

 

 

Rezyklieren à la Ringier

Das Haus der Qualitätsmedien spart, wo es nur kann.

Wer findet den Unterschied? Der Artikel «Dort leben, wo die Sonne scheint und die Steuern tief sind», erschien ursprünglich in der «Bilanz». Wurde dann in der «Handelszeitung» rezykliert. Und landete schliesslich auch noch im «Blick».

Immerhin überall hinter der Bezahlschranke; also könnte der unaufmerksame Leser gleich dreimal für den gleichen Content zur Kasse gebeten werden.

Das ist mal Sparmassnahme eins. Dann hätten wir die aufdringliche Werbung, zum Beispiel im «Blick»:

Links ist der Wetterbericht, geschrieben von einer «Praktikantin News-Desk». Nun, jeder und jede hat mal klein angefangen. Daneben etwas Politik, aber lediglich in einem «News-Ticker», ein Euphemismus dafür, dass Agenturmeldungen zusammengeschnipselt und aneinandergeklebt werden. Schliesslich rechts reine Werbung, unten drunter reine Werbung, verkleidet mit einem «Präsentiert von …».

Dann nach dünnem Inhalt:

Diesmal nicht «präsentiert von», sondern «Promotion mit …». Macht den ganzen Unterschied. Da geht doch noch einer:

Der gute, alte Wettbewerb. Wer nun meint, das hier sei wenigstens eine Eigenleistung,

irrt, ist einfach eine Meldung der SDA, womöglich etwas zusammengeholzt. Dann hätten wir noch diese Variante:

Eigenleistung? I wo, «Inhalt von Sunrise starzone». Ach, und erwähnten wir schon, dass der «Blick» selbst eigene Artikel auf seiner Homepage mehrfach rezykliert? Doch, tut er.

Nehmen wir als Absackerchen noch den «Green Circle»:

Im grossen Artikel kommt gnadenlos nur nach Qualität ausgesuchte Kosmetik vor. Die drei rechts machen um ihr Sponsoring kein Hehl, entweder ein «Artikel von …» oder wieder das beliebte «Präsentiert von ..

Was aber mit dem nach streng journalistischen Kriterien erstellten Content der Artikel überhaupt nichts zu tun hat, keinerlei Einfluss hat.

Ach, und natürlich werden auch immer wieder Artikel aus der «Schweizer Illustrieret» oder «SI Style» rezykliert. Denn wie soll man sonst mit immer weniger Indianern, aber immer mehr Häuptlingen überhaupt Content ins Internet und auf Papier blasen?

Bloss: was einen Preis hat, sollte auch einen Wert haben. Dann nennt man es preiswert. Verlang man für Wertloses, Rezykliertes oder Abgeschiednes Geld, dann ist das nicht preiswert. Sondern reine Leserverarsche.

Vielleicht die passende Gelegenheit, ein Gedicht von Kurt Tucholsky zu rezyklieren. Liebe Kindersoldaten, einfach mal den Namen googeln, das hilft schon. Und hier wäre das Gedicht von 1931, heute so frisch wie damals:

An das Publikum

O hochverehrtes Publikum,
sag mal: bist du wirklich so dumm,
wie uns das an allen Tagen
alle Unternehmer sagen?
Jeder Direktor mit dickem Popo
spricht: «Das Publikum will es so!»
Jeder Filmfritze sagt: «Was soll ich machen?
Das Publikum wünscht diese zuckrigen Sachen!»
Jeder Verleger zuckt die Achseln und spricht:
«Gute Bücher gehn eben nicht!»
Sag mal, verehrtes Publikum:
bist du wirklich so dumm?

So dumm, daß in Zeitungen, früh und spät,
immer weniger zu lesen steht?
Aus lauter Furcht, du könntest verletzt sein;
aus lauter Angst, es soll niemand verhetzt sein;
aus lauter Besorgnis, Müller und Cohn
könnten mit Abbestellung drohn?
Aus Bangigkeit, es käme am Ende
einer der zahllosen Reichsverbände
und protestierte und denunzierte
und demonstrierte und prozessierte…
Sag mal, verehrtes Publikum:
bist du wirklich so dumm?

Ja, dann…
Es lastet auf dieser Zeit
der Fluch der Mittelmäßigkeit.
Hast du so einen schwachen Magen?
Kannst du keine Wahrheit vertragen?
Bist also nur ein Grießbrei-Fresser –?
Ja, dann…
Ja, dann verdienst dus nicht besser.

Gesinnungs-Journalismus

Was ist nur aus Nick Lüthi geworden?

Der war früher mal ein unabhängiger Journalist, der die «Medienwoche» herausgab. Sie wurde dann ein weiteres Opfer der aussterbenden Spezies Medienkritik.

Seither verdingt er sich auf persoenlich.com als Redaktor. Hier wird meistens mit Wattebäuschen geworfen. Hier aber nicht. Der leicht unrasierte Herr mit gebleckten Zähnen ist «Martin Steiger, Anwalt und Medienrechtler». Also im Prinzip eine valable Figur, um etwas zum Zuger Skandal-Urteil zu sagen, dass Jolanda Spiess-Hegglin für 4 ehrverletzende Artikel eine Gewinnherausgabe von über 300’000 Franken zusprach.

Der Mann sagt für einen Juristen erstaunliche Dinge. Wieso sei Ringier mit seiner Argumentation nicht durchgekommen?

«Das lag aber auch daran, dass das Gericht auf dem Bundesgerichtsurteil zur Gewinnherausgabe in Sachen Willy Schnyder, dem Vater der Tennisspielerin Patty Schnyder, von 2006 aufbaute und auf die rechtliche Lehre verweisen konnte

Damit wäre er bei der Anwaltsprüfung durchgerasselt. Das Bundesgericht hat lediglich den grundsätzlichen Anspruch – im Gegensatz zur Vorinstanz – bestätigt. Es wurde damals, hinter die Ohren schreiben, keine Gewinnberechnung durchgeführt, weil man sich in einem Vergleich einigte.

Dann sollte der Jurist vielleicht die Finger von Finanzrechnungen lassen, denn er hat eine Meinung, aber keine Ahnung:

«Mir erscheint mit Blick auf den begründeten Entscheid plausibel, dass Jolanda Spiess mit ihren finanziellen Forderungen deutlich näher an der Wahrheit lag als Ringier.»

Und was ist mit der abschreckenden Wirkung dieses Fehlurteils? «Nein, ich teile diese Befürchtung nicht.» Dass Verlage damit bedroht sind, dass aufgrund von aberwitzigen Berechnungen Zahlungen in der Region Hunderttausende fällig werden könnten und kritische Berichterstattung unter diesem Damoklesschwert eingeschränkt wäre – nichts Abschreckendes. Da lachen selbst juristisch nicht ausgebildete Hühner.

Aber der Anwalt kann noch mehr, auch inhaltslose Sätze: «Die Medienfreiheit ist kein Freipass für Persönlichkeitsverletzungen.» Hat auch niemand behauptet …

Und dann noch zwei Brüller zum Schluss: «Das Kantonsgericht Zug hat mit seinem Entscheid erst einmal ein bemerkenswertes und lange erwartetes medienrechtliches Präjudiz geschaffen.» Es hat tatsächlich ein Präjudiz geschaffen, das aber so schnell wie möglich korrigiert werden muss, da es auf Luftberechnungen ruht.

Und: «Wenn es alles in allem bei dieser Rechtsprechung bleibt, wird jener Journalismus in der Schweiz, der auf Qualität setzt, erheblich gestärkt.»

Nach diesem juristischen Geplapper kommt allerdings noch eine Fussnote, die genau das Gegenteil beweist. Zum einen, dass Lüthi nicht auf Qualität, sondern auf Gesinnung setzt. Zum zweiten, dass es völlig unter jeder Kanone ist, jemanden als Fachmann zu präsentieren, der mit einer der beiden Parteien verbandelt ist. Es gäbe nun wahrlich genügend Medienanwälte in der Schweiz, die zumindest eine nur fachlich motivierte Meinung abgeben könnten. Aber so?

«Martin Steiger sitzt im Beirat von #NetzCourage, einer Organisation, die Jolanda Spiess-Hegglin gegründet hatte.»  Als die Hassleaks nachwiesen, auf welch üble Art JSH gegen ihre Feindin Michèle Binswanger vorging («Drecksarbeit», die Autorin so fertigmachen, dass sie am besten «auswandern» sollte), gingen die tapferen Beiräte auf Tauchstation.

Die NZZ schrieb damals: «Die zitierten Chat-Wortmeldungen sind teilweise krass und lassen sich mitnichten mit Spiess-Hegglins Ansinnen vereinbaren, Hass im Netz zu bekämpfen

Nur Steiger verstieg sich auf Anfrage zur Antwort: «Als Beiratsmitglied stehe ich dem Vorstand von #NetzCourage weiterhin mit meinem Fachwissen zur Verfügung: Der Vorstand fragt, ich gebe Rat. Meine Beiratstätigkeit erfolgt ausschliesslich gegenüber dem Vorstand und nicht gegenüber der Öffentlichkeit.»

Nun geht er aber an die Öffentlichkeit, und wie …

 

«Unrecht darf sich nicht lohnen»

Damit hat Anwältin Rena Zulauf recht.

Das Urteil des Zuger Kantonsgerichts auf Gewinnherausgabe von rund 320’000 Franken ist Rechtsverluderung.

Rechnen mit Richtern. Im Prozess um den angeblich erzielten Gewinn mit vier Artikeln über die einschlägig bekannte Jolanda Spiess-Hegglin stellten die drei Richter das Betreten von Neuland als Rechtsgrundlage dar. Schlimmer noch: die Rechnung ist schlicht falsch.

Sie beruht darauf, dass es einen offiziellen Inserate-Tarif von Ringier von 40 Franken pro 1000 Sichtkontakte im Internet bei Werbung im Umfeld von Artikeln gibt. Daraus errechnet das Gericht einen Gewinn von insgesamt 200’000 Franken alleine für die vier Online-Artikel, die mit persönlichkeitsverletzendem Inhalt über den sexuellen Kontakt während einer Landammannfeier erschienen sind.

Kann es richtig sein, ohne gesetzliche Grundlage so zu rechnen? Schliesslich räumt das Gericht selbst ein, der Zusammenhang zwischen einer bestimmten Berichterstattung und der Gewinnerzielung lasse sich «naturgemäss nicht strikt nachweisen». Dann bezieht es sich auf ein Bundesgerichtsurteil, das mit der konkreten Berechnung rein gar nichts zu tun hat. Wer sich im 57-seitigen Urteil durch die Berechnungstabellen der Richter quält, meint, im kalkulatorischen Nirwana zu weilen.

Das Bundesgericht hob lediglich im Fall der Tennisspielerin Patty Schnyder das Urteil einer untergeordneten Instanz auf, dass deren Vater keine Gewinnherausgabe zustünde. Die Parteien einigten sich daraufhin auf einen Vergleich. Peinlich, dass die NZZ schreibt, das oberste Gericht habe «die Herausgabe des (geschätzten) Gewinns» zugesprochen. Eine konkrete Gewinnberechnung hat noch nie stattgefunden.

Das erfüllt den Tatbestand der Rechtserfindung. Denn entscheidend ist nicht eine Preisforderung, sondern das, was am Markt erzielt werden kann. Wirtschaftskunde für Anfänger: Der Anbieter kann für ein Produkt 10 oder 100 Franken fordern und das als Tarif bezeichnen. Alleinentscheidend ist, welchen Preis er am Markt dafür erzielt. Ein Haus, dass für eine Million am Markt ist, ist solange 0 Franken wert, bis es dafür einen Käufer findet. Zahlt der nur 500’000 Franken, ist das der Marktwert. Hat der Verkäufer dafür 400’000 Franken gezahlt, macht er einen Gewinn. Sonst nicht.

Ringier hat angegeben und durch ein Gutachten belegt, dass sich am Markt mit diesen vier Artikeln lediglich 4900 Franken erzielen liessen. Das Gericht stützte sich dagegen auf ein handgemachtes Gutachten eines selbsternannten Internet-Spezialisten, der sogar von bis zu 120 Franken pro 1000 Kontakte ausging und die herausgegebenen Geschäftsunterlagen dabei ignorierte. Wären die Berechnungen von Hansi Voigt richtig, würde er mit seinen eigenen Internet-Projekten wie «bajour» nicht Schiffbruch erleiden.

Wie absurd diese Unrechtssprechung ist, lässt sich auch noch auf einem zweiten Weg beweisen. Wäre dem so, würden sich die Verlage alleine im Internet mit ihren Publikationen dumm und dämlich verdienen. An einem durchschnittlichen Tag veröffentlicht blick.ch rund 100 Artikel. Selbst unter der Annahme, dass die pro Stück nicht 20’000, sondern lediglich 10’000 Franken in die Kasse spülen, wären das eine Million Franken pro Tag, 365 Millionen pro Jahr. Umsatz, nicht Gewinn. Der gesamte Umsatz des Verlags belief sich 2024 auf 918,9 Millionen Franken, der operative Gewinn auf 105,5 Millionen.

Nicht nur, dass so das Internet kein schmerzliches Verlustgeschäft wäre oder höchstens einen unbefriedigenden Return on Investment ablieferte, Ringier hätte gewaltige Profite gar nicht in seiner Konzernrechnung angegeben.

Darüber hinaus ist das Fehlurteil eine Gefährdung für alle Medien in der Schweiz. Jedes Verlagshaus müsste damit rechnen, dass nach der Feststellung einer Persönlichkeitsverletzung Forderungen nach Gewinnherausgabe in absurder Höhe gestellt werden könnten.

Immerhin hat das Gericht die genauso absurde Honorarforderung von Anwältin Zulauf auf 60’000 Franken zurechtgestutzt; wir wollen nicht erahnen, was ihre Mandantin ihr zahlen muss. Dass die beklagte Partei zudem noch das Gutachten der Klägerin mit über 70’000 Franken entschädigen muss, ist dann noch das Sahnehäubchen. Ringier hat angekündigt, das Urteil ans Zuger Obergericht weiterzuziehen; der Fall wird sicherlich beim Bundesgericht enden.

Natürlich ist es schwierig, den tatsächlich durch die Publikation von Artikeln – Print oder online – erzielten Profit zu berechnen. Wenn das aber mit einem fundamentalen und für jeden nachvollziehbaren Rechenfehler bewerkstelligt wird, werden falsche Überlegungen als Auslegung des Rechts verkauft.

Ladina Heimgartner, CEO von Ringier Schweiz, ist daher zuzustimmen:

«Das Gericht ignoriert in seinem erstinstanzlichen Urteil die von Ringier offengelegten Geschäftszahlen und den eingereichten Gutachten von PwC weitgehend. Hätten wir 2014 (als das Online-Geschäft noch bei Weitem nicht so entwickelt war wie heute) solche Gewinne erzielt, hätten wir heute keine Finanzierungskrise der Medien.»

Und auch ihrer Schlussfolgerung: «Dieses erstinstanzliche Urteil gefährdet die Medienfreiheit in unserem Land.» Dass die anfängliche Berichterstattung der «Blick»-Gruppe keine Sternstunde des Journalismus war, ist unbestritten; der Group CEO Marc Walder hatte sich dafür öffentlich entschuldigt. Dieses Urteil hingegen ist unentschuldbar.

Horror-Kabinett

Der «Blick» unterbietet sich wieder selbst.

Peter Rothenbühler kann es in der «Weltwoche» nicht fassen: «Im Ringier-Verlag soll ein «Equal Voice Assistant» eingeführt werden, um «die Diversitätsverzerrungen in Echtzeit in Artikeln der Ringier-Medienmarken anzugehen». Schon nur dieser Begriff: «Diversitätsverzerrungen»! Muss man sich auf der Zunge zergehen lassen.»

Wie das gehen soll? So: «Diese KI-Lösung scannt Inhalte während ihrer Erstellung, identifiziert Geschlechterungleichgewichte sowie Stereotype und bietet konkrete Verbesserungsvorschläge.»

Was aber dem «Blick» in Wirklichkeit fehlt, ist menschliche Intelligenz. Denn all die Chiefs, Officers, Leaders und auch Chefs lassen eine Reihe von Nonsens-Meldungen durchgehen, dass der «Blick»-Leser selbst nach dem zuvielten Bier noch den Kopf schüttelt.

Denn das alles will kein Mensch sehen:

Auch Schleichwerbung nicht:

Die ist oben, unten ist richtige Werbung.

Das hier sind hingegen «Deal-Partner», also überhaupt keine Werbung:

Das hier auch nicht:

Dieser Flachsinn hingegen ist hausgemacht:

Dafür lohnt es sich doch, die Bezahlschranke zu überspringen.

Das hingegen ist wieder Werbung.

Das auch.

Das auch. Alles. Das Folgende hingegen ist eine bunte Mischung. Im Uhrzeigersinn von links oben: ein dümmlicher Ratgeber. Eine Nonsens-Meldung. Eine überholte Spekulation. Und eine echte Werbung.

In der Ukraine ist auch nicht wirklich was los. Das merkt man untrüglich daran, dass «Szenarien» feilgeboten werden und Fragezeichen in den Titeln stehen::

Und als Absackerchen der wohl überflüssigste Ratgeber des Tages:

Also im Ernst; wäre es nicht einfacher und billiger, die KI etwas umzuprogrammieren und ihr den Auftrag zu erteilen: schreibe Blödstorys am Laufmeter und knalle jeweils ein Foto dazu. Und streu das zwischen Werbung satt.

 

 

 

Das grosse Rausschmeissen – reloaded

Alles eine Stilfrage. CH Media hat keinen Stil.

Stecker raus. Kurz und schmerzlos. Die zweite Generation Wanner tut das, was normalerweise erst die dritte Generation tut. So im üblichen Reigen des Familienunternehmens. Die erste Generation baut’s auf, die zweite verwaltet es, die dritte fährt es gegen die Wand.

Zurzeit wird im Schweizer Journalismus offensichtlich reihum Rausschmeissen geboten. CH Media fing damit an, dass mal 140 Stellen gekippt wurden. Dann zog Tamedia nach und setzte mal die Zahl von 92 in den Raum. Nun ist wieder CH Media dran, während Ringier zurzeit die Füsse stillhält.

Nun hat sich der Wannerclan entschieden, seine Today-Plattformen zu spülen. Denn nach der Reorganisation ist vor dem Exitus. Das scheint dort die nachhaltige Management-Strategie zu sein.

Von «32Today» zu 34 Kündigungen …

Noch Anfang dieses Jahres verkündete Florian Wanner, «Leiter Regionale Elektronische Medien» auf persoenlich.com, nachdem mal wieder «reorganisiert» worden war und die Todays an den anderen Flop «watson» geflanscht worden waren: «Das gibt insbesondere in der Vermarktung spannende Möglichkeiten zur Zusammenarbeit, aber auch im Ad-Tech-Bereich, in Sachen Audience-Building und Content-Marketing können die beiden Organisationen voneinander profitieren. Insofern kommt mit Watson und Today zusammen, was zusammengehört.»

Auf die Frage, ob mit sechs Today-Portalen in fünf Jahren nicht zu rasch und zu viel investiert worden sei, meinte Wanner schnippisch: «Im Nachhinein ist man immer klüger.»

Nun scheint ein anderer Wanner, obwohl das kaum vorstellbar ist, sogar noch klüger geworden zu sein. Denn statt «spannende Möglichkeiten in der Vermarktung» auszuspielen, ist nun Ende Gelände. Denn inzwischen haben die Wanners offenbar gemerkt: «Die Umsatzentwicklung ist rückläufig, und wir sehen keinen Weg, die Today-Portale in absehbarer Zeit kostendeckend zu betreiben. Deshalb mussten wir gemeinsam mit dem Verwaltungsrat die sehr schwierige, strategisch aber unabdingbare Entscheidung treffen, die sechs Newsplattformen zu schliessen.» Verkündet nun CEO Michael Wanner, während Florian Wanner ein wenig rumheult.

Ach ja, und nach der grossen Reorganisation vor 10 Monaten werden nun nochmal 34 Kündigungen ausgesprochen. Zack. Immerhin gebe es «22 Anschlussangebote». Das sieht dann meistens so aus: wir haben hier eine spannende Position im Lesermarketing-Callcenter. Ist natürlich mit einer deutlichen Gehaltseinbusse verbunden, aber heutzutage ist das immer noch besser als nix, oder? Und schau dir mal Kerstin Hasse an, die hat nix gefunden bislang.

Florian Wanner vergiesst dann noch ein paar Krokodilstränen: «Natürlich haben wir alles darangesetzt, möglichst wenige Kolleginnen und Kollegen entlassen zu müssen. Dass gleichwohl schmerzhafte Personalmassnahmen unvermeidbar sind, bedauern wir sehr.»

Tough luck, wie da der Ami sagt, wenn man unter dem Wannerclan arbeiten muss, beziehungsweise nicht mehr weiterarbeiten darf, nachdem doch noch vor wenigen Monaten alles wunderbar reorganisiert worden war.

Vielleicht sollten CH Media und Tamedia mal über ein Zusammengehen nachdenken. Dann kann der Blinde sich vom Lahmen führen lassen und den dabei stützen.

 

Tata. OneLog ist wieder da

Was lange währt, wird nicht mehr gut.

Am 24. Oktober brach OneLog zusammen. Diese Login-Plattform wird von insgesamt über 40 Online-Portalen genutzt. Darunter auch Tamedia, Ringier und SRG. Ebenfalls dabei sind die NZZ und CH Media, die aber den Dienst noch nicht nutzen.

Die Idee war, durch ein gemeinsames Login die Schweizer Medien gegen ausländische Konkurrenz zu schützen, bzw. ein Gegengewicht zu schaffen. Für die technische Umsetzung war Ringier zuständig. Dessen CEO Marc Walder schnappte sich die Position des VR-Präsidenten: «Der Schritt zum einheitlichen Login ist für die Schweizer Verlage eminent wichtig», flötete er nach der Einführung im Frühling 2021. Natürlich sei das ein Erfolgsmodell mit Hunderttausenden von Anmeldungen, und: «Irgendwann kommt der Punkt, an dem Leser unsere journalistischen Angebote nur noch dann lesen können, wenn sie sich einloggen

Stattdessen kam aber der Punkt, dass sich die Leser überhaupt nicht mehr einloggen konnten. Schlimmer noch: in einem Hacker-Angriff verschwanden sämtliche gespeicherte Daten. Bis heute ist völlig unklar, ob dieses Datenmeer abgesaugt oder schlichtweg gelöscht wurde.

Es ist ebenfalls völlig unklar, wer diesen Angriff ausführte und mit welcher Motivation. Normalerweise verlangen Hacker Lösegeld. Oder aber, sie werden von der bösen Konkurrenz beauftragt. Was hier der Fall ist? Tiefes Schweigen.

Wie es überhaupt möglich war, eine Plattform, deren sichere Datenverwaltung existenziell wichtig ist, zu knacken und ausser Betrieb zu setzen – tiefes Schweigen. Ob die persönlichen Daten der Nutzer nun irgendwo im Netz herumschwirren? Tiefes Schweigen. Das schafft ungemein Vertrauen.

Stattdessen die trockene Mitteilung: «OneLog, das Login-Tool der Schweizer Medien- und Verlagshäuser und ein Gemeinschaftsunternehmen von CH Media, NZZ, Ringier und TX Group, ist wieder verfügbar.»

Nach ganzen elf Tagen, im Internet eine Ewigkeit. Ein Skandal.

Welche Massnahmen ergriffen wurden, um eine Wiederholung der Peinlichkeit zu vermeiden? Tiefes Schweigen. Wie es Ringier passieren konnte, dermassen auf den Rücken gelegt zu werden – tiefes Schweigen. Walder spielt einfach Auster und sagt nix.

Dafür gibt OneLog seinen Nutzern noch gute Ratschläge auf den Weg: «Vorsicht vor Phishing: Ohne ein vorheriges aktives Anstossen des Logins durch die Nutzerin oder den Nutzer versendet OneLog keine derartige Aufforderung per Mail an die Nutzerinnen und Nutzer. Dies gilt auch für die einzelnen Medienmarken und andere Partner (z.B. JobCloud), die OneLog einsetzen.»

Abschliessend endet die Mitteilung mit einem echten Schenkelklopfer:

«OneLog setzt alles daran, seinen Nutzerinnen und Nutzern eine stabile und vertrauenswürdige Umgebung zu gewährleisten und bedauert die entstandenen Unannehmlichkeiten.»

Die bestanden zum Beispiel darin, dass alle Artikel hinter der Bezahlschranke frei zugänglich waren. Bei «Blick+» kein grosser Verlust, aber bei Tamedia schon eher. Ob das Ringier übernimmt? Zudem vertraut Tamedia offenbar noch nicht wirklich auf OneLog. Gegenüber persoenlich.com sagt das Medienhaus, dass es lieber während den US-Wahlen auf das «hauseigene Login» setze. Anschliessend nähere man sich OneLog in Trippelschritten. So viel zum Vertrauen eines der Mitbetreiber.

Die entscheidende Frage beantwortet OneLog allerdings nicht: nach einem solchen Totalschaden – woher soll da das verloren gegangene Vertrauen der Nutzer wieder herkommen? Trust building, das weiss jeder Anfänger im Marketing, ist sowohl zentral wichtig, wie auch extrem schwierig nach einem solchen Riesenflop.

Eine nüchterne Meldung «he, wir sind wieder da, kannst dich mit neuem Passwort wieder einloggen – bis zum nächsten Mal», das kann’s ja nicht sein. Aber im Medienbereich wird halt überall gespart. Auch am Hirnschmalz.